Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion Ferdinand Cohrs. Vierter Band. Undatierbare Katechismusversuche Berlin A. Hofman & Comp. 1902
Oekolampad, Johannes - Frag vnd antwort jn verhörung der Kinder
- Frag. Bist du eyn Christ? Antwort. Ja, Gott sy lob.
- Frag. Wilt du eyn Christ blyben. Antwort. Ja, mit der gnad Gottes.
- Frag. Wenn man aber die Christen würde vertryben, fahen, töden, vnd verbrennen, wilt du dannocht eyn Christ blyben. Ant. Ja, mit der gnad Gottes.
- Frag. Wo man aber zuo dir sagt, du thuoest daran närrisch, was wolltest du dich zyhen, thuo wie ander ouch thuond, wz woltest du antworten? Ant. Es ist keyn narrheyt, dann ich gloub, wo ich den Christenglouben verlöügnet, so würd mir Gott find, und wurd mich in das hellische füwr stossen, wo ich aber verharr im glouben, und bekenne ihn, so werd ich das ewig läben erlangen, das mir Gott zuogesagt hatt.
- Frag. Welcher ist eyn Christ, vnd welcher ist keyn Christ? Ant. Welcher gloubt von hertzen, das der Sun Gottes ist war mensch worden, der do mit synem lyden vnd sterbenvns erworben hatt verzyhung der sünd vnd das ewig läben: Der es aber nit gloubt, ist keyn Christ.
- Frag. Darff man sunst nüt glouben? Ant. Wer diß recht gloubt, würt die ander Artickel des gloubens ouch bekennen.
- Frag. So sag mir den glouben? Ant. Ich gloub in Gott vatter rc.
- Frag. Ist der gloub gnuogsam eynem Christen? Ant. Ja, er ist gnuogsam zuo dem ewigen läben, dann wo er warlich ist, do ist ouch die lieb vnd forcht Gottes, vnd werden die rechten guoten werck hernach volgen, vnd man würt die gebott Gottes halten, wo aber solche werck nit volgen, ist der gloub falsch vnd nichts werdt.
- Frag. Was hatt dir Gott gebotten? Ant. Das ich jm vertrüwe, vnd jn über alles, das do ist, lieb habe vnd mynem nächsten thüy, das ich will das man mir thüy, vnd jn erlaß, das ich vngern hab.
- Frag. Hatt dis nit Gott ouch die zehen gebott gebotten? Ant. Ja, aber sy sind darin begriffen.
- Frag. Sag mir die zehen gebott? Ant. Du solt nit rc.
- Frag. Helt mann ouch die zehen gebott, wo man sy alleyn üsserlich thuot, so man nit stilt, noch eebricht? Ant. Neyn, Gott will zuouorab das hertz han.
- Frag. Wer ist eyn abgötterer? Ant. Der etwas lieber hatt, dann Gott: Dann wz yemant lieber hat, dann Gott, das ist syn abgott.
- Frag. Wer nimpt den nammen Gottes üppig in mund? Ant. Der Gotts nammen anders nennet, dann mit eeren.
- Frag. Wer hallt den Sabath recht? Ant. Der von sünden abwycht vnd in Gott ruow hat.
- Frag. Wer helt vatter vnd muoter in eeren? Ant. Der gehorsam ist einer Christlichen gemeyn, weltlicher oberkeyt, ouch seynem vatter vnd muoter guots thuot, vnd mit willigem gemüt thuot er allen guots, wenn ers vermag, dem der es bedarff.
- Frag. Wer ist eyn todschläger? Ant. Wer eyn rydig oder zornmütig hertz hat.
- Frag. Wer ist eyn eebrecher vor Got? Ant. Der eyn vnkeüsch hertz hatt.
- Frag. Wer ist eyn dieb vor Gott? Ant. Der eyn gitzig hertz hatt.
- Frag. Wer schweret meyneydig oder falsch oder gibt falsch zügnuß? Ant. Der eyn lugenhafftig hertz hatt.
- Frag. Wilt du ouch die gebott Gottes halten? Antwort. Ich will mich flyssen, das ich sölche mög halten.
- Frag. Was haltest du von dem, der do sagt, er sy eyn Christ, vnd stilt vnd bricht die Ee mit der that, oder schweret falsch, oder tödet? Ant. Er ist bößer, dann eyn Jud oder Heyd, vnd ist eyn falscher Christ.
- Frag. Wann aber yemant den glouben hatt, vnd eyn frumm lüäben, vnd wer nit getoufft, welt sich ouch nit touffen lassen, hieltestu jn ouch für ein Christen? Ant. O neyn, dann wer den glouben hatt zuo Christo, wo er nit getoufft ist, wirt er sich touffen lassen, das er in der zal der Christen sey.
- Frag. Woltestu dich ouch wider tauffen lassen? Ant. Da behüt mich Gott vor, ich bin eynmal getoufft worden, vnd yngeschrieben in die zal der Christen, ist mir nit not mer getoufft werden.
- Frag. Du hast aber syderher gesündigt? Ant. Es ist mir leyd. Ich soll rüw vnd leyd han, vnd abston von sünden, vnd mit eynem guoten läben versünen, so werden mich ander Christen gern erkennen für eyn mitglyd.
- Frag. Meynst du ouch, dz Gott gnuog daran hab, das, do du eyn kind warest, getoufft bist? Ant. Ja, dann so Christus sagt, das rych der himmel sy deren, die als kinder, vnd hatt ouch syn bluot für mich vergossen, vnd mich ander Christen in jr zal gern gehebt hand, was solt jm daran miszfallen.
- Frag. Weystu ouch, was du im touff zuogesagt hast? Ant. Ja, ich will Gottes knecht syn, der welt vnd dem tüffel, ouch synem bracht vnd syner üppigkeyt nit dienen.
- Frag. Wie wilt du das zuo wegen bringen, damit du eyn frumm kind werdest? Ant. Ich will Gott zuom ersten anrüffen, syn wort mit flysz hören, müssiggang fliehen, bösz gselschafft myden, vnd guot acht vff mich selbs haben.
- Frag. Warumb bättest du? Ant. Das yederman begere den namen Gottes zuo heyligen, vnd jm zuo wolgefallen, vnd ich ouch syn willen thüe.
- Frag. Wie bättest du? Ant. Wie mich der Herr gelernet hatt.
- Frag. Wie? Ant. Vatter vnser rc.
- Frag. Bättest du ouch die heilgen an? Ant. O neyn, ich bätt alleyn Gott an, der mir helffen mag.
- Frag. So verachtest du die heiligen? Ant. O neyn, aber ich lob die vmb der gaben vnd gnaden willen, die jn Gott verlihen hatt.
- Frag. Ist es ouch gebättet, wo eyner allein mit worten bättet? Ant. Neyn, es hiesz Gott verspottet, man soll mit hertzen bätten vnd guotem vertruwen.
- Frag. Wie hörest du aber das wort Gottes? Ant. Glych als redte Gott selbs mit mir, wo ich etwas hör, darin ich schuldig bin, so behalt ich es in mynem hertzen, vnd hütt mich daruor, wo mann etwas von tugend sagt, flysz ich mich, die zuo überkommen, wo man aber die gnad vnd guotthat Gottes rhümet, so sagt ich jm lob vnd danck.
- Frag. Wie flühest du den müssiggang? Ant. Ich thuon, was mich myn vatter vnd muoter heysset, vnd flysz mich selbs, das ich etwas lerne vnd anschicke, das ich jn daran wolgefall, suhm mich nit lang vff der gassen.
- Frag. Was hast du für gesellen? Ant. Ich flühe die knaben, die schamper reden, fluochen vnd schweren, die spilen vnd liegen, die nit gern in die kirch gond, aber alweg müssig gond vff der gassen.
- Frag. Wie hast du acht vff dich selbs? Ant. Ich iss vnd trinck nach notturfft, frag nit nach leckerhafftiger spysz, so bald ich vszschlaff, stand ich fluxs vff, rede, wenn man mich fragt.
- Frag. Hat dir Gott ouch eyn spysz oder tranck verbotten? Ant. Neyn, er hat mir füllery vnd trunckenheyt verbotten: Ich mag syn gab wol bruchen, darumb ich sy mit dancksagung anemme, vnd bätt, eh dann ich isz.
- Frag. Stadt die frummkeyt ouch im essen oder fasten, in kleydern oder ander vszwendigen, und wann magst du die bruchen? Ant. Neyn, sy stadt allein im hertzen, der vszwendigen ding aber soll ich mich bruchen nach notturfft, vnd wie ich darin mym nächsten dienen mag, vnd nyemand ergern.
- Frag. Was haltest du von dem Sacrament des herren Nachtmals? Ant. Es ist ein gemeyne dancksagung vnd hohe pryszung des sterbens vnd bluotuergiessung vnsers Herren Jesu Christi, mit bezügung Christenlicher liebe vnd eynigkeyt.
- Frag. Wenn wiltu die Sacrament entpfahen? Ant. Diewyl man der jaren halb noch sich zuo mir nit versicht Christenlicher dapfferkeyt, stand ich still, wo ich aber verhoffen mag, ander Christen damit zuo bessern: will ich myn glouben ouch bezügen.
- Frag. Wie wiltu dich in mittler zyt halten? Ant. So will ich den herren anrüffen, das er mir helff, das in in synen gebotten wandle zuo syner eer, vnd zuo guotem dem nächsten.
Oekolampad, Johannes - Fragen und Antworten zum Verhören der Kinder (aktualisierte Version)