Oberlin, Johann Friedrich - Von den Wohnplätzen im himmlischen Vaterland.

Oberlin, Johann Friedrich - Von den Wohnplätzen im himmlischen Vaterland.

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Es werden in den Schriften neuen Testaments zwei Hauptplätze genannt und beschrieben, die eigentlich die Residenz der himmlischen Hofhaltung sind; der eine Wohnplatz ist die Stadt Gottes, das überhimmlische Jerusalem, und der zweite Wohnplatz ist der himmlische Berg Zion; beide waren den Gläubigen alten Testaments schon bekannt; denn der Apostel sagt, daß schon die Patriarchen auf eine Stadt gewartet haben, deren Künstler und Werkmeister Gott ist, und diese Stadt sei keine irdische, sondern eine überhimmlische; und dies sei der Grund gewesen, weßwegen Abraham, Isaak und Jakob keine Stadt aus Erden erbauet, noch steinerne Häuser und Schlösser aufgerichtet, um darinnen zu wohnen, sondern daß sie das Pilgerleben erwählten, und in Zelten wohnten, um damit anzuzeigen, daß ihnen Gott diese himmlische Stadt erbauet und verheißen habe, und daß sie diese zu ihrem beständigen Wohnsitz im Himmel erhalten würden, denn der, dem in dieser Stadt seine künftige bleibende Wohnung angewiesen ist, der hat auch, solange er auf Erden ist, einen Pilgersinn, und dieser Sinn fließt bei ihm allein aus der Verheißung der Stadt Gottes, Hebr. 11, 9-16. K. 12, 22. Mit dieser Stadt Gottes ist ein anderer Wohnplatz verbunden, nämlich der Berg Zion, der auch im Himmel ist; von diesem himmlischen Berg Zion ist die Rede in Off. 14, 1., unerachtet die Stadt Gottes früher gemeldet wird als der Berg Zion, so wird doch eines unter dem andern mitverstanden; der Apostel aber meldet in Hebr. 12, 22. den Berg Zion zuerst; und alsdann thut er auch der Stadt Meldung, weil er mit den gläubigen Hebräern als Christen des neuen Testaments redet, mit denen der Berg Zion als der Sitz der neutestamentlichen Haushaltung Jesu Christi besonders verbunden ist; da hingegen die Stadt Gottes, das himmlische Jerusalem und die Gläubigen aus der Zeit des alten Testaments auch in einem besondern Verhältniß mit einander stehen. Das irdische Jerusalem im Lande Kanaan wurde bei der Eroberung des Landes früher eingenommen, als die Burg Zions, welche erst späterhin von David erobert wurde, 2 Sam. 5, 6-9., nachdem also schon eine geraume Zeit vorher die Stadt Jerusalem von den Israeliten eingenommen und bewohnet worden, so ward hingegen der von den Jebusitern sehr befestigte Berg Zion, auf dem das feste Schloß der jebusitischen Könige lag, erst nachher von David mit Sturm eingenommen, und von ihm zum Sitze seiner königlichen Regierung erwählt. Eben so hat auch Christus erst nach seiner Himmelfahrt den himmlischen Berg Zion in Besitz genommen, vergl. Ps. 2,6., auf solchem seine neutestamentliche himmlische Hofhaltung angelegt, und diesen Berg zum Sitz seiner königlichen Regierung gemacht, von wo aus nun seine königlichen Befehle, Verordnungen und Anstalten ergehen, zur Behauptung und Ausbreitung seiner Gewalt im Himmel und auf Erden, die ihm vom Vater gegeben worden ist, dies ist eine Ursache, weßwegen es heißt, daß die Gläubigen aus den Zeiten des alten Testaments nicht auf den himmlischen Berg Zion, sondern eigentlich auf die Stadt Gottes gewartet haben, wiewohl diese Stadt und der Berg Zion in genauer Verbindung immer mit einander stehen. Da nun die Gläubigen des neuen Testaments mit dem himmlischen Berge Zion und mit daselbst angelegter neutestamentlichen Oekonomie und Hofhaltung Jesu Christi in dem nächsten Verhältniß stehen, so wollen wir auch zuerst unsere Betrachtungen über diesen Berg anstellen, und denselben aus dem Schattenriß und Vorbild kennen lernen. Das Vorbild oder vielmehr die Abbildung dieses himmlischen Berges Zions finden wir in dem Berge Zion, der im Lande Kanaan, und also auf Erden sich befindet, den David ehemals erobert und zu seiner Residenz gemacht hat. Die Stadt Jerusalem, in welcher die Könige David und Salomo ehemals regierten, war auf Bergen erbaut, Ps. 87, l. Ps. 133, 3. Diese Berge, auf denen das alte Jerusalem lag, muß man von andern Bergen, die um die Stadt gleichfalls herumliegen, wohl unterscheiden , denn diese umliegende Berge sind noch höher, als die Berge, auf denen die Stadt erbauet war; die Berge, auf denen die Stadt lag, werden in der heiligen Schrift als ein Gebirge beschrieben, welches den Namen Berg Zion, oder eigentlicher zu reden, das Gebirge Zion - führt, unter welcher Benennung alle andern Berge, Hügel und Anhöhen der Stadt mitbegriffen werden. Man muß demnach, wenn von dem Berge Zion überhaupt die Rede ist, solchen vielmehr das Gebirge Zion nennen, und unter dieser allgemeinen Benennung alle Berge und Anhöhen mit darunter verstehen, auf denen Jerusalem gebaut ist. Jonas Korte, ein Deutscher, der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Jerusalem gewesen, beschreibt alle Hügel und Anhöhen, auf denen die Stadt ehemals gelegen und zum Theil noch liegt, als besondere Hügel und Anhöhen eines und ebendesselben Berges, welcher mithin kein anderer, als der Berg oder das Gebirge Zion gewesen sein kann. Dieses Gebirge Zion ist auf drei Seiten, gegen Morgen, Mittag und Abend, durch tiefe Thäler, innerhalb und über welchen das Gebirge Zion in die Höhe steigt, von den andern benachbarten Bergen außerhalb der Stadt dergestalt abgeschnitten und begrenzt, daß niemand, der diese Lage aufmerksam betrachtet, den ganzen Umfang des Berges, auf dem die Stadt lag, für etwas anders, als für einen einzigen Berg halten kann. Gegen Mitternacht aber neiget sich das Gebirge Zion allmählig in eine fortlaufende Fläche bis zu andern Bergen. Die Oberfläche des Gebirges Zion hängt nicht durchaus in einer Ebene fort zusammen, sondern zerschneidet sich in vier Hügeln oder Berge von verschiedener Höhe. Eine von diesen Anhöhen, oder einer von diesen vier Bergen oder Abteilungen des Gebirges Zion, führt ausschließlich den Namen Berg Zion, die drei übrigen Abteilungen oder Anhöhen des Gebirges Zion war der Tempelberg Morijah, der Berg Akra und der Berg Bezetha; diese vier Anhöhen oder Berge der Stadt werden unter dem Ausdruck: das Gebirge Zion, verstanden. Die erste und größte Anhöhe ist der eigentliche sogenannte Berg Zion, der den Namen des ganzen Gebirges für sich besonders führt, weil er viel höher und von größerem Umfang ist, als die übrigen drei Berge. Der Berg Akra ist höher als die Berge Morijah und Bezetha, doch nicht so hoch als der Berg Zion; zwischen Zion und Akra befand sich ein Thal. Wegen der Höhe und dem größern Umfang des Berges Zion wurde auch derjenige Theil der Stadt Jerusalem, der auf demselben lag, die obere Stadt genannt, da hingegen derjenige Theil der Stadt, der auf dem, dem Berg Zion nicht gleichkommenden Berge Akra erbauet war, den Namen der untern oder niedern Stadt führte. Der eigentlich sogenannte Berg Zion lag der Stadt Jerusalem gegen Mittag. Die obere Stadt, die auf demselben stund, d. i. die Stadt Davids, war demnach der mittägliche Theil der Stadt Jerusalem; dies erhellet aus Nehem. 12, 31-40., denn von den beiden Dankchören, die sich nach obiger Stelle in dem westlichen (gegen Abend) Theile der Stadt versammelt hatten, ging das eine Chor zur rechten, das andre aber zur linken Hand um die Stadtmauern herum, bis daß sie an der Morgenseite der Stadt, in dem Vorhof des Tempels, wieder zusammen trafen; bei dem Weg, den das Dankchor nahm, das sich zur linken Hand gewandt hatte, werden die Thore auf der Nordseite der Stadt beschrieben; der Weg des andern Chors war der zur rechten Hand, das ist gegen Mittag, denn die hebräische Redensart, zur rechten Hand, bedeutet so viel als Süden oder Mittag, 1 Mos. 48, 17, 18. K. 14, 15. Ezech. 47, 1. Das Chor nun, welches sich gegen Mittag gewandt hatte, ging nach Neh. 12, 31-40. auf den Stufen zur Stadt Davids die Mauern hinauf oberhalb dem Hause Davids bis an das Wasserthor gegen Morgen. Nun aber ist bekannt, daß die Stadt Davids, auf dem das Haus oder die königliche Burg Zion lag, auf dem Berg Zion erbauet war. Hieraus ist nun unwidersprechlich klar, daß der Berg Zion auf der Mit tags seile oder in dem mittäglichen Theile der Stadt Jerusalem gelegen habe. Der Berg Zion faßte also den mittäglichen Theil der Stadt in sich, und dehnte sich in die Länge gegen Morgen und Abend aus. Es ist aber der Berg Zion, wenn man denselben von außenher betrachtet, von der Morgen-, Mittag- und Abendseite her, sehr jähe, steil und felsigt, und bloß gegen der mitternächtlichen Seite hin, von wo aus man auf die untere Stadt die Aussicht hat, solle er nach dem Zeugniß der Reisebeschreibungen einen sanftern und allmählig sich neigenden Abhang haben. Unter allen Bergen der Stadt war Zion der höchste und erhabenste, ja er machte selbst den größten und vornehmsten Theil der Stadt Jerusalem aus; wegen seiner Höhe wird er in der heiligen Schrift der hohe Berg Israels, Ezech. 17, 23., und überhaupt die Höhe, Jes. 33,16., genannt; daher kommt der Ausdruck in der heiligen Schrift oft vor: hinaufgehen auf den Berg Zion u. s. f. Die Alten haben auch behauptet, daß der Berg Zion mit der Stadt Jerusalem in der Mitte des Erdkreises gelegen seie, weßwegen sie es den Nabel des Erdbodens zu nennen pflegten; Hieronymus führt als einen Beweis davon die Worte des Herrn beim Propheten an, Ezech. 5, 5. „Dies ist Jerusalem, die ich in der Mitte der Heiden gesetzt habe, und Länder rund um dieselbe her;“ und Ps. 74, 12. „Gott schafft das Heil in der Mitten der Erden;“ nach dem System des Ptolomäus, eines egyptischen Mathematici, der im zweiten Jahrhundert nach Jesu Christi Geburt gelebt hat, und der den Erdkreis in sieben Klimate eintheilte, lag der Berg Zion mit Jerusalem in der Mitte des damals bewohnten Erdbodens, und war von dem großen Weltmeer, welches die sogenannte alte Welt, nämlich Asien, Afrika und Europa als eine Insel überall umgibt, allenthalben gleich weit entfernt. Ebenso kann man auch in gewissem Betracht annehmen, daß der Berg Zion und Jerusalem in der Mitte des Landes Israels liege, in sofern es von allen Stämmen Israels umringt war. Aristeas schreibt: „wir sahen die Stadt Jerusalem in der Mitte (des Landes) auf Bergen liegen.“ Auf dem Berge Zion hatten die Jebusiter, die alten heidnischen Einwohner Jerusalems, ein starkes Schloß als Festung und Burg angelegt, und solches mit Mauern und Thürmen umgeben, so daß es sehr fest und schwer einzunehmen war; diese Burg lag auf der obersten Spitze des Berges. Lange vor Davids Zeiten hatte der Stamm Juda die Stadt Jerusalem den Kananitern abgenommen , Richter 1, 8., die Jebusiter aber behielten, ohne Zweifel durch die Nachlässigkeit der Benjaminiter, V. 21., die Burg Zion als den vornehmsten und festesten Theil der Stadt inne, und räumten allein die unterste Stadt den Israeliten ein, s. Jos. 15, 63. Ohne Zweifel haben die Jebusiter nachgehends den Berg Zion noch mehr befestigt, denn sie blieben im Besitz dieser Burg Zions bis ins achte Jahr der Regierung Davids, da alsdann sein Feldhauptmann Joab bei der Belagerung der Burg dieselbe zuerst im Sturm erstieg und eroberte, 2 Sam. 5, 8. Von da an kam der Berg Zion und die darauf befindliche Burg, allwo ehedem vermuthlich auch Melchisedech seine Residenz mag gehabt haben, in die Gewalt Davids, der nun den Berg Zion und die darauf gelegene Burg zu seiner Residenz erwählte, 2 Sam. 5,9; er ließ die Mauern und die Thore, die den Berg Zion und die Burg umgaben, weit stärker befestigen, und die Oberfläche oder Ebene des Berges, der sich in der Breite von Mittag gegen Mitternacht ungefähr 2000 Ellen weit, und in die Länge von Abend nach Morgen 4000 Ellen hin erstreckte, in Straßen abtheilen, und eine schöne Stadt darauf anlegen, 2 Sam. 5, 9. 1 Chron. 12, 7. 8., die man die obere Stadt oder Stadt Davids nannte; diese obere Stadt sammt dem Schloß faßte er mit einer Ringmauer ein, und machte den Joab zum Gouverneur des Schlosses und der obern Stadt. Das Schloß oder die königliche Burg, nämlich der Palast oder das Haus Davids, lag auf der Abendspitze des Berges, nämlich beim Brunnenthor, aus welchem man nach dem Brunnen Siloam ging; Neh. 12, 37. Diese obere Stadt, d. i. die Stadt Davids (von ihm erbauet), hatte ihre Mauern, Thürme und Thore, die sie umgaben, und fast zu einer unbezwinglichen Festung machten. Weil nun diese Stadt Davids auf dem Berge Zion den festesten, höchsten und ansehnlichsten Theil der Stadt Jerusalem ausmachte, so wird öfters unter dem Ausdruck Zion der beste und vornehmste Theil der Stadt, nämlich die Oberstadt, in der heiligen Schrift verstanden; die Burg selbst oder das Schloß, ehemals das Schloß der alten Jebusitischen Könige, das in der Mitte der Festung lag, ließ David neu aufbauen, wozu ihm der König von Tyrus das Zedernholz und die Baumeister sandte, 2 Sam. 5, 11. 1 Chron. 14, 1. In diesem Schloß residirten David und die nachfolgenden Könige Juda. Dieses königliche Schloß hatte Stufen, auf denen man in dasselbe hinaufging, Neh. 3, 15. Mitternachtwärts von diesen Stufen ließ David seine Gruft, oder königliche Erbbegräbniß, als einen unterirdischen Tempel anlegen, 1 König. 2, 10., das noch jetzt als ein unnachahmliches Meisterstück der Baukunst in Jerusalem den Reisenden gezeigt und bewundert wird; an dem Fuß der Treppen oder Stufen, die in das königliche Schloß hinaufführten, stand das Haus der Mächtigen, der Helden oder Ritter des Königes Davids, Neh. 3, 16. Hier befand sich die Haupt- und Leibwache des Königes, die aus den Helden bestand, deren tapfere Thaten in 1. Chron. 12, 10-47. gerühmet werden; vergl. 2. Sam. 23,8. Hohelied 3, 7. Hier befanden sich also ohne Zweifel die vornehmsten Befehlshaber mit der königlichen Leibgarde und dem Trabantenkorps, welche die Wachen bei dem königlichen Schlosse versahen, und den König, wann er auszog, begleiteten. Bei der Windung der Mauer stand das Arsenal oder Zeughaus, 2 Sam. 29, 39.; nicht weit vom Zeughause lag vor der babylonischen Gefangenschaft ein hohenpriesterlicher Palast, Neh. 3, 20.; ferner das Haus eines andern Mannes von Stande, der Asarja geheißen, V. 23; und man sieht hieraus, daß diese obere Stadt die Gebäude der vornehmsten Personen in sich faßte. Der Berg Zion prangte auch mit drei von Salomon erbauten Häusern, deren die Bücher der Könige gedenken. Das erste war der Palast oder das Residenzschloß des Königes Salomons, das Haus, wo er selber gewohnt, 1 König 7,8., das auch das Haus des Königes oder sein Haus genannt wird, 1 König. 9, 15. 2 Chron. 7, 11. Der alte Palast der Jebusitischen Könige, den David vergrößert und verschönert hatte, war für den Salomo nicht prächtig genug, 2 Chron. 2, 1. K. 8.; weil er mit dem Bau desselben nicht so eilte, wie mit der Erbauung des Tempels, so brachte er dreizehn völlige Jahre damit zu. Hyram, König von Tyrus, jener alte gute Freund Davids, sandte dem Salomo Zedern und anderes kostbares Holz, Gold und Silber und die Baumeister zum Bau seines königlichen Schlosses. Dieser königliche Salomonische Palast, der dem Tempel gegen Mittag stund, war überaus köstlich, prächtig und künstlich erbaut; er hatte 100 Ellen in die Länge, 50 in die Breite, und 30 in die Höhe, und ruhete an allen 4 Seiten auf zedernen Säulen mit runden Kapitälern, die obere Decke und die Wände waren mit Zedernholz getäfelt; die Anzahl der Säulen, auf denen jede der 4 Seitenmauern ruhete, belief sich auf 45, die in 3 Reihen geordnet waren, in jeder Reihe 15, und zwar so, daß sie in gleicher Entfernung einander gegenüber stunden; auf allen 4 Seiten warm Zimmer angelegt, und zwar 3 auf jeder Seite, eines dem andern gegenüber; dies königliche Gebäude bestund aus einem innern Hofe, der 50 Ellen lang und 30 breit war, und an dessen Nebenseiten Reihen von Säulen der Ordnung nach stunden, deren Schäfte und Kapitäler gegen einander über waren. Dieser innere Hof hatte auf allen Seiten Thüren und Fenster, und war der Gerichts- und Audienzhof. In dieser Hof befand sich der prächtige königliche Thron in Gestalt eines Richtstuhls, zu dem man auf 6 Stufen steigen mußte; der Platz des Thrones, wo der König saß, hatte die Form zweier Hände. Der ganze Thron war mit purem Golde überzogen, und war mit solchem Geschmack und Pracht gemacht, daß man Seinesgleichen niemals zuvor in einem Königreich gesehen hatte. 1 König. 7, 2 Chron. 9,17. Vor dem Throne stund ein goldener Fußschemel, 2. Chron. 9.; wenn der König Gericht halten wollte, so setzte er sich in diesem innern Hofe auf seinen Thron zur rechten Hand; noch mehrere andere, aber viel geringere Throne, befanden sich gleichfalls daselbst, die für die Reichsfürsten und Minister des Königs bestimmt, aber niederer waren als der königliche Thron. Dieser innere Hof wurde die Gerichtskammer genannt; das ganze Gebäude war aus Marmorsteinen aufgeführt, auswendig und inwendig vom Boden bis an's Dach, und vom innern Hof bis zu dem großen Vorhof; die Marmorsteine waren nach dem Winkeleisen mit der Säge geschnitten, denn mit solchen kostbaren Steinen von 8 - 10 Ellen in der Größe war das Fundament gelegt, und aus eben solchen, zugleich aber auch aus Zedernbrettern bestund die Mauer. Der große Vorhof enthielt 3 Reihen marmorner Säulen mit runden Kapitälern aus Zedernholz; dieser Vorhof erstreckte sich in die Länge ungefähr bei 100 Ellen, und hatte eine Breite von 20 Ellen. Unter dem Palast sollen sehr viele unterirdische Gewölbe gewesen sein. Der Bau dieses königlichen Schlosses wird so beschrieben, daß es scheint, es seie von 3 unterschiedenen Gebäuden die Rede, von denen das erstere eben jener königliche Palast, oder das Haus des Königs, das andere das Haus des Waldes Libanon, und das dritte das Haus oder der Palast der Königin genannt wird; ob es besondere Gebäude, oder nur Abtheilungen des königlichen Schlosses gewesen seien, ist nicht gewiß bestimmt; sie stunden aber nahe bei einander. Das Haus des Waldes Libanon wird von den Meisten für ein Lusthaus gehalten. Nach dem Zeugniß des Abulensis war zwischen dem Hause Libanons und dem königlichen Palast ein Lustgarten, der nach dem Geschmack der morgenländischen Könige mit Zedern, Cypressen und andern kostbaren Hölzern so dicht besetzt war, daß er dem schattigten, dunklen Libanon glich, und deßwegen den Namen Wald Libanon bekam. Dieses Lust haus war ohne Zweifel ganz dem Vergnügen, den Ergötzlichkeiten und zu feierlichen Gastmählern für die königliche Familie bestimmt. Die Anlage desselben war von so ausnehmender Pracht, Schönheit und Annehmlichkeit, daß es die höchste Bewunderung der Königin aus Arabien erregte; wer mit den morgenländischen Sitten bekannt ist, der wird wissen, daß daselbst nicht leicht ein königliches Schloß gefunden wird, das nicht einen Lustgarten, entweder in den Mauern desselben, oder rings um dasselbe herum hat; auch lieben die Morgenländer solche Gärten und Anlagen, die dicht mit Bäumen besetzt sind, dunkeln Schatten geben und vor der starken Sonnenhitze beschützen; unter dem Schatten dieser Bäume setzen sie sich, und gehen nicht unter denselben spazieren, wie die Europäer zu thun pflegen; der kühlende Schatten ist der Hauptzweck des Morgenländers bei Anlegung eines Lustgartens; und was den Lustgarten Salomons auf dem Berge Zion anbelangt, so sagt er selbst von sich, Pred. 2, 6., daß er verschiedene Teiche habe anlegen lassen, um daraus den Wald der grünen Bäume zu wässern, unter welchem Walde ohne Zweifel dieser Lustgarten gemeint ist, der auf der mittäglichen Seite des Berges Zion lag; denn die Orientalen richten bei Anlegung ihrer Felder und Gärten ihr Augenmerk vorzüglich auf die Bewässerung derselben, weil bei der großen Sommerhitze alle Plätze ausdorren , die nicht bewässert werden. Ein Beispiel, wie die morgenländischen Fürsten ihre Lustgärten anzulegen und zu bewässern pflegen, erzählt uns der Prediger Maundrel; er schreibt: in dem Palast des drusischen Fürsten Faccardin bei der Stadt Berytaas, in der Nähe des Gebirges Libanons, war das Schönste und Sehenswürdigste die Orangerie. Dies ist ein viereckiger Platz in 16 kleinere Vierecke abgetheilt, 4 neben einander mit Alleen durchschnitten; diese Alleen werden von Pomeranzenbäumen von ungemeiner Höhe und so großer Schönheit überschattet, daß man sich nichts Vollkommeneres in seiner Art einbilden kann; sie scheinen alle mit Gold bedeckt zu sein, ihrer Früchte halber. Die Pomeranzen waren in solcher Menge, als ich sie in England nie gesehen habe. Jedes dieser 16 kleinen Vierecke in besagtem Garten war mit Steinen eingefaßt, und man hatte artige Behälter darin angelegt; sie dienten, das Wasser durch den ganzen Garten zu leiten, und denselben, vermittelst gewisser kleiner Röhren, die neben jedem Baum hingingen, zu bewässern. Es waren zwei Terrassen gegen Morgen dieses Gartens, die eine höher, als die andere, jede von 12 Stufen, sie stehen voll der schönsten Pomeranzenbäume, die genugsamen Schatten geben können. Gegen Norden stoßen sie auf Bogengewölbe und andere angenehme Zimmer; dieser Ort war von dem Fürsten zu seiner vornehmsten Lust gewidmet!!! In Betreff des königlichen Palastes Salomons auf der Höhe des Berges Zion, bemerkt der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, daß alle Zimmer dieses königlichen Schlosses mit goldenem Service versehen seien, mit Juwelen und eingefaßten Steinen, und daß überhaupt die Fußböden, Wände und Decken mit Zedern und anderem Holz ausgetäfelt gewesen, daher Villalpandus das königliche Schloß auf Zion dem Capitolium in Rom, auf dem die römischen Kaiser residirten und von dessen Pracht so Viele gerühmet haben, dennoch weit vorgezogen hat, und man kann mit aller Gewißheit behaupten, daß das königliche Residenzschloß auf dem Berge Zion alle Residenzschlösser aller Monarchen des Erdbodens an Pracht und Schönheit weit übertreffen habe; man vergleiche nur in 2 Chron. das 8. und 9. Kapitel. Auch nach Josephi Zeugniß befanden sich auf dem Berge Zion in oder bei der königlichen Burg grüne Plätze und verschiedene kleine Lustwälder und Baumgärten; diese Lustgehölze und Anlagen dientet den auf Zion residirten Königen zur Ergötzlichkeit, vergl. Neh. 3, 15. Salomo war überhaupt ein ungemeiner Liebhaber von prächtigen und angenehmen Gärten, Lustwäldern, Weinbergen und Wasserbehältern, s. Pred. 2, 5. 6. Hohesl. 4, 12. 2 König. 25,4. Jer. 39,4. Die bewundernswürdigen Ueberreste von den künstlichen Wasserleitungen, die Salomo ehemals anlegen ließ, um durch dieselbe das Wasser nach Jerusalem zu leiten, sind noch heutigen Tages vorhanden. In spätern Zeiten wurde der Berg Zion auch noch mit andern Palästen geziert; auch stunden auf demselben, und also in der obern Stadt, die Paläste der Hohenpriester. Aus diesem allem ersieht man, daß der Berg Zion mit den darauf erbauten Schlössern und Palästen nicht nur den erhabensten und höchsten, sondern auch den vornehmsten Theil der Stadt Jerusalem ausgemacht habe, weil der König und seine Staatsminister selbst auf diesem Berge ihre Sitze und Wohnungen hatten. Weil der Berg Zion auf seiner mittäglichen Seite an ein sehr tiefes Thal anstieß, und dadurch von den andern Bergen, die außerhalb die Stadt umgaben, abgesondert war, auch diese mittägliche Außenseite des Berges Zion, da, wo er sich aus dem Thale erhob, aus jähen und rauhen Felsen bestund, die demjenigen, der ihn aus diesem tiefen Thal, und also von der Mittagseite her betrachtete, nichts als rauhe Felsen darbot, und alle weitere Ansicht benahm, so gewährte der Berg Zion von der Mittagseite her keinen lieblichen Prospekt; hingegen war die mitternächtliche Seite des Berges, welcher die Front dem Berg Akra in Gestalt eines Amphitheaters entgegen bot, am schönsten anzusehen. Wer demnach auf dem glatten Dache des königlichen Schlosses sich befand und sein Gesicht gegen Abend, Morgen und vorzüglich gegen Mitternacht wandte, der konnte den ganzen Hügel Zion mit seiner sich rundenden Oberfläche, mit allen seinen Gärten, Terrassen, Springbrunnen, prächtigen Palästen, Schlössern und andern Schönheiten, nebst der ganzen Stadt, wie sie sich gegen Norden hin in eine Ebene endet, in einem Prospekt übersehen; weil demnach diese nördliche Seite des Berges Zion die prächtigste und angenehmste Ansicht darbot, so war es ganz natürlich, daß ein Jeder, der ihn auf diese Art im Gesicht hatte, ausrufen mußte: wahrhaftig, der Berg Zion hat eine vortreffliche Lage! er ist eine reizende Höhe! er ist der Stolz und die Freude des ganzen Landes! nämlich seine mitternächtliche Seite, wo die Stadt des großen Königes liegt, Ps. 48,3. Heutiges Tages, da das jetzige Jerusalem viel kleiner ist, als die ehemalige alte, durch die Babylonier und Römer zerstörte Stadt, befindet sich der Berg Zion außerhalb den Ringmauern der jetzigen Stadt, denn als nach der letzten Zerstörung durch die Römer der römische Kaiser Adrian die Stadt wieder aufbauen ließ, wurde der Berg Zion nicht mit in die Ringmauern hineingezogen, sondern er blieb außerhalb derselben. Außer einigen schlechten Gebäuden, die jetzt darauf stehen, liegt der Berg Zion wüste, und die Weissagung durch den Propheten Micha 3, 12. ist nach dem Zeugniß aller Reisenden buchstäblich erfüllt; Jonas Korte sahe auf dem Berg Zion ein Stück Landes, das mit Gerste und Haber besäet war, und nichts sonnte die Schakals (Füchse) hindern, darüber zu laufen. Allein der Berg Zion, der so lange und bis jetzt noch wüste liegt, wird nicht nur wieder in seinen vorigen herrlichen Zustand kommen, sondern die Herrlichkeit, die er jetzt bald wieder erlangt, wird alle vormalige Pracht und Schönheit weit übertreffen; denn wir sind, vermöge des Ausspruchs unseres Herrn, Matth. 5, 17. 18, genugsam berechtigt, folgenden richtigen Schluß zu machen: wenn die drohende 'Weissagung über den Berg Zion, die der Prophet Micha 3, 12. vorbrachte, in völlige buchstäbliche Erfüllung gegangen ist, wie dies nun der Augenschein bezeugt, so müssen auch, vermöge der Wahrhaftigkeit Gottes, die übrigen noch nicht erfüllte Weissagungen ganz gewiß in Erfüllung gehen; der Berg Zion muß höher werden, als alle Berge des Erdbodens, Mich. 4, 1 - 4. Jes. 2,2 - 4., er muß auch wieder inskünftige den schönsten, vornehmsten und erhabensten Theil der Stadt Jerusalem ausmachen; durch Ausgießung der siebenten Zornschale wird der Berg Zion sich so weit empor heben, daß er zusammt dem Haus des Heiligthums anderthalb Meilen im Umfang haben wird, und der Jehovah wird auf demselben und in Jerusalem königlich regieren, Jes. 24,23. Wenn nun dieser Berg in dem tausendjährigen Reiche als die Krone und als Diadem des Erdbodens in seinem schönsten Flor dastehen wird, so wird man erst alsdann ein Vorbild von dem himmlischen Berge Zion an ihm sehen können. Was aber den Berg Zion, die ehemalige Residenz der Mischen Könige, noch weit wichtiger machte, war die Hütte oder das prächtige Gezelt, unter welchem sich die Bundeslade befand. Nachdem David sein Zedernhaus, nämlich sein königliches Schloß, auf dem Berge Zion erbauet hatte, 2 Sam. 7, 2. 1 Chron. 18, 1., so war nun sein höchstes Verlangen, dem Jehovah, der über dem Cherubim der Bundeslade wohnte, eine Hütte oder Gezelt auf dem Berge Zion neben seinem königlichen Schlosse aufzurichten, Ps. 132, nämlich eine Stätte für den Jehovah, V. 5, denn er wußte, daß der Herr die Stadt Silo, wo die Bundeslade vordem gewesen, verworfen, und dagegen den Berg Zion zu seinem Sitz erwählet habe, Ps. 78, 68. Ps. 132, 15 und daß der Herr Lust habe, auf diesem Berge zu wohnen; er wußte als Prophet, daß die Stadt Jerusalem vom Herrn bestimmt seie, der beständige Sitz des Gottesdienstes zu sein; weil nun unter Eli und unter Saul's Regierung der Gottesdienst schlecht bestellt gewesen, so trachtete David gleich nach Eroberung des Berges Zion, und nachdem sein Schloß erbauet war, daß er die Bundeslade nach Jerusalem auf den Berg Zion bringen möchte; in dieser Absicht ließ er auf diesem Berge eine Hütte oder ein prächtiges Gezelt aufschlagen, ohne Zweifel nach dem Muster der Stiftshütte, 2 Chron. 1, 4. und zur Wohnung für die Bundeslade zubereiten, 1 Chron. 16, 1. Sobald dies Gezelt fertig war, zog David in Begleitung von 30,000 Mann an den Ort, wo zuvor die Bundeslade gewesen, ließ dieselbe aus dem Hause des Abinadab heraustragen, auf einen neuen Wagen stellen und führen, indeß er selbst mit dem ganzen Hause Israel mit Gesang und Musik vor der Bundeslade voranzog; wegen dem plötzlichen Todesfall des Usä aber ward die Bundeslade unterwegs in das Haus Bed Edoms gestellt, allwo sie drei Monate verblieb. Als aber David Nachricht bekam, daß Jehovah, der in Obed Edoms Hause über der Lade wohnte, diesem die Herberge so gut belohnte, und ihn handgreiflich segnete, so faßte David wieder Muth, und ließ ganz Israel auf's Neue versammeln, und die Bundeslade nach der im Gesetze Mosis vorgeschriebene Weise mit den größten Solennitäten unter Musik und Gesang aus Bed Edoms Hause abholen. Die Luft ertönte von dem Schall der Trompeten, Posaunen, Cymbeln, Psaltern und Harfen; unterwegs wurde siebenmal Stillstand gemacht, und jedesmal ansehnliche Opfer gebracht, ehe der Zug mit der Bundeslade in Jerusalem ankam, 2 Sam. 6, 13. 1 Chron. 16, 26.; alsdann ging der Zug den Berg Zion aufwärts unter der herrlichsten Musik, und der Jehovah zog mit der Bundeslade in die für sie zubereitete Hütte auf Zion ein; 1 Chron. 16 und 17, vergl. Ps. 24. Ps. 47. Ps. 132. Nach vollbrachtem Brand- und Dankopfer segnete David das Volk im Namen des Herrn, und hielt der ganzen Versammlung ein Gastmahl; darnach entließ er das Volk nach Hause. David hatte sich zuerst vorgenommen, sogleich einen Tempel zu bauen, allein der Herr verwehrte es ihm durch den Propheten Nathan. Also blieb die Bundeslade in der Hütte auf dem Berge Zion so lange, bis Salomo den Tempel erbaute und die Lade in denselben brachte, da sie dann erst völlig zur Ruhe kam, 3 Chron. 5. Mit dem Berge Zion im Lande Israel stund die Stadt Jerusalem, in der David und Salomo regierten, in genauer Verbindung, da diese Stadt ein Schattenriß von dem himmlischen Jerusalem ist, so verdient es sich, jene nördliche Stadt genauer kennen zu lernen, ehe wir zu der Beschreibung des himmlischen Berges Zion und des himmlischen Jerusalems übergehen. Diese alte Stadt Jerusalem verdient mit Recht den Vorzug vor allen Städten des Erdbodens, denn sie ist der Ort, den Gott selbst zu seiner Wohnung erwählet, und in der er seine göttliche Gegenwart erzeiget hat, 1 König. 8. 16., und welche deßwegen mit Recht eine Stadt Gottes, Ps. 46, 5. eine Stadt des Herrn, Jes. 60, 14. und eine Stadt des großen Königs genannt wird, Ps. 48, 3. Matth. 5, 35.; sie war eine lange Zeit der Sitz nicht nur des wahren Gottesdienstes, sondern auch der bürgerlichen Regierung des Volks Gottes; sie war eine Stadt, mit welcher wenig Städte des Erdbodens an Größe, Pracht, Stärke und Schönheit haben verglichen werden können, sie war so berühmt, und wird es inskünftige wieder werden, daß sie deßwegen überhaupt die Stadt genannt wird, die ehemals Jedem so bekannt war, daß er sogleich wußte, daß Jerusalem darunter gemeint war. Ihr allererster und ältester Name, der in heiliger Schrift vorkommt, ist Salem, hebräisch: Schalem, 1 Mos. 14, 18. Melchisedek war damals der Regent, der König und Priester in dieser Stadt; das Beiwort Sedeck oder hebräisch Zadak (Gerechtigkeit) führten auch noch nachfolgende Könige dieser Stadt, vergl. Jos. 10, 1., welches ein Beweis ist, daß das Salem, in dem Melchisedek regierte, eben die Stadt Jerusalem seie. Als Abraham von Damaskus zurückkehrte, und zwar nach Mamre, das in der Nähe von Hebron, südwärts von Jerusalem lag, konnte er keinen kürzern Weg nehmen, als über Jerusalem; man vergl. Ps. 76, 3. Ps. 51,20. Ps. 102, 22. Zach. 1, 14, 17. vergl. Josephi jüdische Alterthümer 1. 10. 11. Der Name Salem bedeutet im hebräischen Friede, Glück und Wohlstand, vergl. Hebr. 7, 2. Melchisedek war ein König, der den Frieden liebte, und ein solcher König schickte sich für eine Stadt, deren Name Frieden anzeigt; doch ist Melchisedek verglichen dem Sohne Gottes, Hebr. 7,2. 3., der der höchste und wahre König des Friedens ist, und uns den Frieden mit Gott erworben hat. besonders in der Stadt Salem, Hagg. 2,9.; sie hatte auch den Namen Jebus von den Jebusitern, ihren vormaligen Bewohnern, Jos. 15, 8. K. 18, 28. 1 Chron. 12, 4.; vielleicht haben Abraham und seine Nachkommen dieselbe Salem genannt, die Kananiter hingegen Jebus; es könnte auch sein, daß sie unter Melchisedek's Regierung, weil dieser ein Liebhaber des Friedens war, den Namen Salem bekommen hat, und vielleicht von ihm selbst durch eine besondere Offenbarung Gottes Salem genannt worden ist; sobald David seine Regierung dahin verlegt hatte, führte sie beständig den Namen Jerusalem, im hebräischen Jeruschalajim, und nach der chaldäischen Mundart: Jeruschelem; heutiges Tages wird sie von den Arabern Uraslim, auch Kods-Al-Kuds, d. i. die Heilige, auch Beit-al-Mokaddas, d. i. das Haus des Heiligthums, genannt; diesen Namen behält sie auch alsdann, wann bald die zween Zeugen in ihr auftreten und weissagen werden, Off. 11,2. Zu dieser Zeit wird sie von den Nationen und von dem Volke Gottes die Heilige genannt werden. Als die Stadt ungefähr vierzig Jahre nach Christi Himmelfahrt durch die römische Armee war zerstört und verbrannt worden, ließ ungefähr 47 - 48 Jahre nachher der römische Kaiser Aeleus Hadrian sie ganz neu wieder aufbauen, und ihr den Namen Aelia Capitolina beilegen; er setzte eine ganz neue Kolonie aus Römern dahin; den Juden aber wurde aller Verkehr mit der Stadt aufs Schärfste verboten; als aber nachgehends der römische Kaiser Constantin der Große die christliche Religion annahm, und diese auch in Palästina allgemein wurde, so kam der alte Namen Jerusalem unter den Christen wieder auf, der auch von Christen und Juden noch jetzt gebraucht wird; die Türken aber, welche diese Stadt und das ganze Land noch jetzt im Besitz haben, nennen sie die heilige, auch die gesegnete Stadt; selbst der türkische Kaiser pflegt sich in seinem Titel der heiligen Stadt Jerusalem Herrn und Diener zu nennen. Dieser Stadt werden in der heiligen Schrift verschiedene herrliche Benennungen beigelegt. Sie wird beschrieben als eine liebliche und angenehme Stadt, Hohel. 6, 3., die eine schöne Lage hat und die Freude des ganzen Landes ist, Ps. 48, 3., als die allerschönste, der sich das ganze Land freuet, Klagl. 2, 15., als eine Stadt voll Volks, eine Fürstin unter den Nationen und eine Königin in den Ländern, Klagl. 1, 1., eine große Stadt, Jer. 22, 8., eine Stadt, die wohl und ordentlich gebaut ist, Ps. 22,3., eine feste Stadt, Ps. 31,22., die auf einem Felsen und auf der Ebene stehet, Jer. 21, 13., eine Stadt der Versammlungen Israels, Jes. 33, 20., weil sich an den drei hohen Festen das gesammte Volk in derselben versammelte, um daselbst die Feste zu feiern, vergl. 5. Mos. 16, 16.; sie wird auch die Pforte der Völker genannt, Ezech. 26, 2., weil zu Jerusalem der Sitz des obersten Gerichtshofes war, vor welchen alle Stämme Israels ihre Streitsachen, wenn sie wichtig waren, bringen mußten, denn es war vor Alters gebräuchlich, daß die Richter unter dm Thoren der Städte die Gerichte hielten, Ps. 127, 5. Das alte Jerusalem lag ungefähr in der Mitte von Palästina, und in gewissem Betracht des den Alten damals bekannten Theils des Erdbodens, lag Jerusalem ungefähr in der Mitte des bewohnten Erdbodens, vergl. Ezech. 5, 5. Ps. 74, 12; in der Mitte des Landes Israel lag es, insofern es nämlich von allen Stämmen Israels umringt war; wegen dieser Lage schickte sie sich ganz bequem zu einer Haupt- und Residenzstadt, besonders für die Untertanen, welche Geschäfte am Hof und in der Hauptstadt zu verrichten hatten; auch die königlichen Befehle konnten von da aus bis nach den äußersten Grenzen des Reichs fast zu gleicher Zeit abgefertigt werden; zur Feier der hohen Feste war es für die Israeliten gar bequem, daß Jerusalem in der Mitte lag; deßwegen hatte Gott befohlen, daß in dieser Stadt der Tempel gebaut werden sollte, in welchem er selbst als Israels König in der Mitte seines Volkes wohnen wollte, vergl. 5. Mos. 16,16. Ps. 122,4.; ferner weil die Oberfläche des Erdbodens so beschaffen ist, daß sie in allen Ländern von dem Meere ab nach der Mitte hin allmählig höher lauft, so war es natürlich, daß auch der Boden der Stadt Jerusalem, weil sie fast mitten in Palästina und auf allen Seiten ungefähr gleich weit vom Meere entfernt liegt, sich über die andern Gegenden des Landes eben so empor hebt, wie das Haupt über die andern Theile des Leibes, wie Josephus bemerkt; auch Hieronymus schreibt: Gleichwie Judäa höher liegt als die andern Landschaften des jüdischen Landes, so liegt auch Jerusalem höher als die übrigen Gegenden von Judäa; daher kommen die Ausdrücke in der heiligen Schrift: Hinaufgehen nach Jerusalem, von Jerusalem herabkommen oder hinaufreisen, hin abreisen, Jes. 37, 24. Luc. 18, 31. K. 19, 28. Joh. 2, 13. K. 11, 55. Act. 11, 2. Ps. 122, 4. Daraus ist klar, daß der Boden der Stadt Jerusalem höher gewesen, als die übrigen Theile von Palästina. Die Stadt Jerusalem gehörte allen Stämmen Israels gemeinschaftlich an. Als das Land durch Josua den zwölf Stämmen angewiesen und ausgetheilt wurde, so ward sie in das Verzeichniß und auf die Charte des Stammes Benjamin gesetzt, sie befand sich unter den 26 Städten, die diesem Stamm zufielen, Jos. 18, 28. Richt. 1, 21. Jos. 15, 8. Jerem. 6, 1.; man findet aber auch in andern Stellen, als ob Jerusalem zum Erbtheil des Stammes Juda gerechnet worden, s. Jos. 15, 63. Richt. 1,4-8. Jer. 37, 12. Ps. 69, 36. Ps. 78, 67. 68.; allein sie war gänzlich aus dem Gebiete des Stammes Juda ausgeschlossen, und wurde allein zum Erbtheil Benjamin gerechnet, Jos. 15, 8. Der Stamm Juda, der an Jerusalem angrenzte, eroberte um seiner eigenen Sicherheit willen diese Stadt, Richt. 1, 8. Jedoch behaupteten die Jebusiter den vornehmsten und festesten Theil der Stadt, nämlich die Burg und Festung Zion, und räumten allein die untere Stadt dem Stamme Juda ein, der alsdann die abgebrannten Häuser wieder aufbaute und da wohnte, Jos. 15, 63. und von da an besaßen die zwei Stämme Juda und Benjamin die Stadt gemeinschaftlich, Richt. 1, 21.8. Als aber David in dem achten Jahr seiner Regierung die Festung Zion eroberte und die ganze Stadt den Israeliten unterwürfig gemacht ward, so richtete David dm Sitz seines Königreichs in derselben auf, und Salomo baute darnach den Tempel in derselben, welcher der allgemeine Versammlungsplatz zum öffentlichen Gottesdienst für ganz Israel ward, und von da an bekamen alle Stämme Israels gleichen Antheil an der Stadt Jerusalem; sie konnte jetzt als eine Stadt Gottes betrachtet werden, und war nun um so weniger ein besonderes Eigenthum dieses oder jenes Stammes; wann die Stadt in dem tausendjährigen Reich wieder ganz wird hergestellt und noch weit größer erbaut sein, so werden ihre Thore nach den Namen aller zwölf Stämme Israels benannt, womit deutlich angezeigt wird, daß jenes Jerusalem nicht bloß den zwei Stämmen Juda und Benjamin, sondern allen zwölf Stämmen gemeinschaftlich angehöre; auch nach ihrer Wiederaufbauung nach der Rückkehr aus Babel wurde sie als eine gemeinschaftliche Stadt angesehen, wie aus Neh. 11, 1. 25-33. K.7,4. Esr. 2,1. K. 11,4-14. zu ersehen ist, sie blieb auch nachgehends bis zu ihrer letztern Zerstörung hin ein gemeinschaftliches Gut des ganzen Volkes; hieraus folgte nun, daß die Einwohner dieser Stadt nicht für wirkliche Eigenthümer der von ihnen bewohnten Häusern angesehen werden konnten. Jeder Bürger in Jerusalem war verpflichtet , den Gebrauch seiner Wohnung auch den Israeliten von den andern Stämmen, Landschaften, Städten und Dörfern, wenn sie nach Jerusalem kamen, zu überlassen; hauptsächlich aber bei Gelegenheit der drei hohen Hauptfeste, Ostern, Pfingsten und Laubhütten, auf welchen die Israeliten von allen Orten des Landes her gegenwärtig sein mußten; zu solchen Zeiten durften auch die Einwohner von Jerusalem keine Häuser oder Zimmer für Geld vermiethen, sondern mußten den Fremdlingen, so lange die Festtage währten, eine freie Wohnung verstatten; eine jüdische Tradition aus Babylon, Jora und Megillah sagt: Jerusalem war nicht unter die Stämme vertheilt: denn die Tradition sagt, daß die Häuser nicht gemiethet werden, weil sie den Bewohnern nicht eigenthümlich zugehörten, vergl. Matth. 26, 17. Jerusalem liegt auf Bergen und ist von Bergen umgeben; diejenigen Berge, auf denen die Stadt gebaut ist, sind im Grunde ein einziges Gebirge, das Zion genannt wird; dieses Gebirge Zion theilte sich in vier Berge oder Hügel; die wieder ihre besondere Namen hatten; als: der Berg Moriah, der Berg Akra, der Berg Bezetha und der vierte, als der vornehmste und ansehnlichste, der Berg Zion; die ganze Stadt Jerusalem lag also auf dem Gebirge Zion; vergl. Ps. 48, 2. Die zwei ansehnlichsten Hügel waren der Berg Zion und der Berg Akra, doch war jener viel höher und von größerem Umfang als Akra; in dem tiefen Thale zwischen diesen zwei Bergen Zion und Akra stunden auch Häuser, und man nannte solches das Käsemacherthal; derjenige Theil der Stadt, der auf dem sehr hohen Berge Zion lag, hieß die obere Stadt, so wie hingegen der Theil Jerusalems, der auf dem niedrigeren Berg Akra gebaut stund, die untere Stadt genannt wurde. Mit dem Hügel hing der Hügel Morijah am nächsten zusammen, vergl. 2. Chron. 3,1. auf diesem wurde der Tempel erbaut; über das sehr tiefe Thal, das zwischen den zwei Bergen Zion und Morijah sich befand, ließ Salomo eine Brücke bauen, die auf Bogen ruhte; durch diese Brücke wurde die obere Stadt und das königliche Schloß mit dem Tempelberge verbunden; weiter gehörte zu dem Berge Zion eine andere damit verbundene Anhöhe oder Hügel, Ophel genannt, welches Wort eigentlich einen Hügel bedeutet; es wird desselben gedacht Jes. 32, 14. Daß Ophel zu dem Theil der Stadt gerechnet werde, der auf dem Zion lag, erhellet aus Mich. 4, 8., woselbst es Ophel der Tochter Zions heißt, und zwar gehört es zu dem östlichsten Theile des Berges Zion, Neh. 3, 26. vergl. K. 11, 21. Diese Anhöhe Ophel mag eine besondere Festung des Berges Zion ausgemacht haben, denn es war mit einer besondern Mauer umgeben, welche die Mauer von Ophel hieß, Neb. 3,27. 2. Chron. 27, 2. K. 33, 14.; wenn man von dem Berge Zion und von der oberen Stadt aus sich gegen Mitternacht wandte, und den Berg abwärts ging, und durch das sogenannte Käsemacherthal hindurch, so kam man an den Berg Akra, der zwar auch hoch, doch niedriger war als Zion; der Theil der Stadt Jerusalem, der auf Akra erbaut war, hieß die niedere oder untere Stadt; dieser Akra hatte die Form des Mondes, wann er zwischen dem ersten Viertel und dem Halbmonde ist; zunächst an Akra lag der Hügel Bezetha, dies war der vierte Berg, auf denen Jerusalem stund. Vom Tempel aus lag er mitternachtwärts. Der Theil der Stadt, der auf Bezetha stund, wurde die neue Stadt genannt. Weil Jerusalem auf Bergen lag, so konnten die Straßen der Stadt nicht gerade und in einer fortlaufenden Ebene sich erstrecken, sondern sie mußten hinauf und hinabwärts laufen; vor ihrer letzten Zerstörung durch die Römer war, nach dem Bericht des Josephus, die Stadt mit drei Ringmauern umgeben, doch nicht auf allen Seiten; auf der mittäglichen Seite des Berges Zions, so wie auf seiner Morgen- und Abendseite war der Berg und die obere Stadt unangreifbar und unüberwindlich; die Stadt war demnach am meisten befestigt, wo ihre ablaufende Lage es erforderte. Bei allen Belagerungen, die die Stadt erlitten, konnte sie nur von der mitternächtlichen Seite her belagert und erobert werden; aber auch von dieser Seite her war die Stadt ungemein befestigt. Titus selbst erstaunte nach Eroberung der Stadt über die Höhe und Dicke der Mauern und Thürme, und schrieb die Einnahme derselben allein der Hand Gottes zu. Es konnte sich deßhalb diese Hauptstadt Jerusalem nicht nur ihrer Größe, sondern auch ihrer ungemeinen Stärke rühmen; deßwegen wird sie mit Recht eine feste Stadt Ps. 31, 22. Ezech. 21, 20. und eine sichere Wohnung genannt, Ps. 48, 14. Jes. 33, 20. Jer. 21, 13. Die erste und älteste dieser drei Mauern umgab die obere Stadt auf dem Berge Zion; die zweite Mauer umgab die untere Stadt auf Akra; und die dritte Mauer umfaßte die neue Stadt auf dem Berge Bezetha. Diese Mauern waren mit Thürmen versehen, auf welchen sich im Morgenlande die Garnisonen befanden, welche die Mauer und Stadt von den Thürmen vertheidigten; sie waren viereckigt gebaut und von ungemeiner Stärke und Festigkeit, das obere Stockwerk ragte über die Mauer empor. In den Gemächern derselben befand sich allemal ein Theil der Garnison; auf dem flachen Dache des Thurmes waren große Wasserbehälter: übrigens waren sie mit allen Arten von Kriegsmunition und Proviant versehen. Nach des Josephi Bericht hatte die erste Mauer 60, die zweite 14 und die dritte 99 Thürme, zusammen 164 Thürme, welche Jerusalem umgaben und vertheidigten; die Thürme selbst stunden je 200 Ellen weit von einander. Man hält gemeiniglich dafür, daß Jerusalem 12 Thore gehabt habe; 10 derselben werden von Nehemia gemeldet, Neh. 3, noch zweier andern wird gedacht, nämlich des Eckthors und des Thors Ephraim, 2. Könige 14, 13. 2. Chron. 25, 23. - Was die Größe oder den Umfang der Stadt anbelangt, so bestimmt solchen Josephus, so wie er zu seiner Zeit gewesen, auf 33 Stadien, d. i. 1 V2 Stunden Wegs, weniger 3 Stadien; es ist aber wahrscheinlich, daß bloß die obere Stadt, die auf dem Berge Zion stand, 33 Stadien im Umfang begriffen habe; die ganze Stadt hingegen solle 50 Stadien im Umfange gewesen sein. Da man mehr als zwei Stunden nöthig gehabt hat, um die Stadt herumzugehen, so kann man leicht schließen, daß sie eine große Anzahl von Einwohnern gehabt hat; sie mußte groß sein, weil an den hohen Festtagen viele tausend Israeliten dahin kamen, die alle daselbst Wohnung bekamen. Die vornehmsten und prächtigsten Gebäude in Jerusalem waren der Tempel auf dem Berge Morijah, und vor der Erbauung desselben das prächtige Gezelt der Bundeslade auf dem Berge Zion. Das königliche David'sche Residenzschloß auf demselben, der Palast des Königs Salomo; in den spätem Zeiten wurden noch andere Paläste, besonders der Hohenpriester, dahin gebaut. Noch viele andere vortreffliche Gebäude hat es in dieser Stadt gegeben, und besonders mehrere königliche Paläste. Es ist bekannt, daß es um Jerusalem herum viele Berge gegeben habe, Ps. 125, 2. weil diese Berge viel höher waren als die, auf denen die Stadt lag, so war Jerusalem hinter diesen Bergen einigermaßen verborgen, und wurde von denselben gleichsam bedeckt und beschützet, unter diesen Bergen ist der bekannteste der Oelberg, welcher von Jerusalem aus gegen Aufgang der Sonne liegt, Zach. 14, 4. Ezech. 11, 23., weil er nun einen Sabbatherweg, d. i. 4000 Ellen, also nicht gar eine Viertelstunde Weges von Jerusalem entfernt war, so wird er als ein Berg beschrieben, der vorwärts Jerusalem liegt, 1. König. 11, 7.; zwischen der Stadt und dem Oelberge lag ein tiefes Thal, durch welches der Bach Kidron floß, und deßwegen das Thal Kidron genannt wurde; wenn man über die Brücke die Baches hinüber gekommen, so trat man in den Garten Gethsemane, der an dem Fuße des Oelberges lag, Joh. 18, 1. 2 Sam. 15, 23. 30. Man könnte den Oelberg, der viel höher ist als der Berg Zion, eher ein Gebirge als einen Berg nennen; er erstreckt sich von Mittag gegen Mitternacht in einer ziemlichen Länge, und besteht aus drei Spitzen, von welchen die mittelste, die der Stadt gerade gegen Morgen liegt, die höchste sein soll. Von dieser kann man die ganze Stadt Jerusalem, die ganze umherliegende Gegend, den Jordan und selbst das todte Meer deutlich sehen; obgleich der ganze gebirgigte Strich um Jerusalem herum heut zu Tage wegen dem Mangel an Wasser als sehr dürre und mager beschrieben wird, so ist doch der Oelberg sehr fruchtbar an allerlei Bäumen und Gewächsen, vorzüglich an Oelbäumen, daher er den Namen Oelberg bekommen hat; die Oliven des Oelbergs sollen die besten in der ganzen Levante sein. Es wachsen auch auf ihm Palm- oder Dattelbäume und Feigenbäume, von welch' letztern der Ort Betphage (Haus der Feigen) und von den erstem Bethanien (Haus der Datteln) den Namen hat. Der Oelberg ist durch den öftern Aufenthalt Jesu, des Sohnes Gottes, sehr bekannt und berühmt geworden, denn hier war er öfters mit seinen Jüngern auf oder an dem Fuß desselben. Auf der Ostseite lagen die Flecken Betphage und Bethanien; in letztern Orte, der von der höchsten Höhe des Oelberges ungefähr 1600 bis 2000 Schritte entfernt lag, wohnten Lazarus und seine zwei Schwestern Martha und Maria, Matth. 21,1. Mare. 11,1. Jesus pflegte in der letzten Woche vor seinem Tode auf dem Oelberg zu übernachten; Luc. 21, 37. K. 22, 39. man lese auch Luc. 19, 41 - 44. Matth. 24. Mare. 13.; was aber den Oelberg am berühmtesten macht und sein Gedächtniß unsterblich, ist, daß Jesus Christus auf demselben, nämlich in der Nähe von Bethanien, in den Himmel hinaufgefahren ist, Luc. 24, 50 - 52. Bei seiner Himmelfahrt sagten zwei Männer: dieser Jesus, der von euch ist aufgenommen worden, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt in Himmel fahren, Act. 1, 11. Seine zweite Zukunft wird also viel Aehnlichkeit mit seiner Himmelfahrt haben, und besonders auch in Ansehung der Gegend, nämlich des Oelberges; denn wie Jesus Christus den angenehmen und hohen Oelberg zu seiner Himmelfahrt erwählte, so wird eben dieser Oelberg auch der Ort sein, auf dem man ihn bei seiner Zukunft zuerst wieder sehen wird, wie aus Zach. 14, 4. 5. erhellet, das, was hier geweissaget ist, wird erfüllt unter der siebten Zornschale; das Erdbeben, dessen Zach. 14, 4. 5. gedenkt, ist ohne Zweifel das nämliche, das in Off. 16, 18. 19. gemeldet wird. Die Heiden, welche nach Zach. 14, 1-3. wider Jerusalem versammelt werden, mögen diejenigen Heere sein, welche nach Off. 16, 14 - 16. bei Hermageddon zusammen kommen. Das Erdbeben spaltet den Oelberg und öffnet den Einwohnern zu Jerusalem ein großes Thal zur Flucht; durch dieses Thal hindurch werden sie die Flucht nehmen, und das durch die Spaltung des Berges entstandene Thal wird bis gen Azal reichen, d. i. bis an einen abgesonderten Ort, an den der Herr sein Volk in Sicherheit bringt. Am Fuß des Oelberges liegt der Garten Gethsemane (Oelkelter); auf der andern Seite der Stadt, abendwärts, der Hügel Golgatha; von andern Hügeln und Bergen, die um Jerusalem her sind, redet die heilige Schrift nicht viel. Zunächst außer der Stadt find einige Thäler, z. B. das Thal Kidron gegen Aufgang der Sonne, zwischen der Stadt und dem Oelberge; an Kidron stoßt das Thal Hinom. Es führte diesen Namen schon zu Jesu Zeiten, s. Jos. 15, 8. K. 18, 16. und lag gegen Südosten der Stadt, zum Theil längs unterhalb des Berges Zions; weil es eine sehr reizende Gegend war, so wurde dies Thal zum Ort für die Abgötterei erwählet, 1 König 11, 7. 2 Chron. 18, 13. 2 Kön. 16, 3. 4. 2 Chron. 33, 6., der eigentliche Ort aber der Abgötterei in diesem Thale war Tophet, 2 Kön. 23, 10. Jer. ?, 31. K. 32, 35. K. 19, 6. Dieses Thal heißt im hebräischen Ge-Hinnom (Thal Hinom), der fromme König Josias ließ es, weil es zur Abgötterei gebraucht worden war, verunreinigen, 2 König. 23, 10., die Altäre zerstören, alle Unreinigkeiten der Stadt mußten dahin geschafft und die Aase von den Thieren dahin geworfen und hier verbrannt, und ein beständiges Feuer hierzu in diesem Thale unterhalten werden, so daß dieses Thal ein eigentliches Vorbild der Hölle ward, welche deßwegen von Jesu selbst Ge-Henna genannt wird. Es ist wahrscheinlich, daß dieses Thal oder Ge-Hinnom durch die große Veränderung unter der siebten Zornschale, wodurch das Erdbeben bewirkt wird, zu einem Theil des Feuer- und Schwefelsees wird, in welchen das Thier und der falsche Prophet geworfen werden, Off. 19, 20. K. 20, 10. vergl. mit Jes. 30, 33. In dieser letzteren Stelle steht im Hebräischen ausdrücklich das Wort Thophet, welches Luther durch Grube übersetzt hat; aus Jes. 66, 20. erhellet auch, daß derjenige Theil des Feuer- und Schwefelsees, in den das Thier und der falsche Prophet gestürzt werden, außer der Stadt Jerusalem, aber nicht weit davon sich befinden werden, denn der Ort, wo man den Herrn anbetet, V. 23, ist Jerusalem, und von dieser Stadt aus werden sie hinausgehen, zu schauen die Leichname u. s. f. Jes. 30, 33. In gegenwärtigen Zeiten hat besonders die Stadt Jerusalem, da sie auf dem Gebirge liegt, einen Mangel an Wasser; der Bach Kidron, der unten an Jerusalem fließt, hat im Winter, d. i. in der Regenzeit, Wasser; im Sommer hingegen ist er trocken, gleich den meisten Bächen im Morgenlande. Die Einwohner Jerusalems haben aber unter ihren Häusern Gewölbe oder gemauerte Cisternen, in denen das Regenwasser gesammelt und zum Gebrauch aufbewahrt wird. Korte sagt: daß er im ganzen Lande kein fließendes Wasser außer dem Jordan gesehen habe, die Quellen waren sehr selten und veränderlich; dieser Wassermangel rührt von der Entziehung des göttlichen Segens her, denn in frühern Zeiten hatte diese Gegend keinen solchen Mangel an Wasser; es haben sich damals an dem Fuße der Berge verschiedene Quellen gefunden, deren Nasser theils um die Stadt, theils durch dieselbe, ja selbst durch den Tempel nach dem Bache Kidron geleitet worden sind. In dem tausendjährigen Reiche wird aus dem neu erbauten Tempel an der Ostseite des Thores ein Wasser herausfließen, das zu einem großen Strome wird und der ganzen Stadt Jerusalem Ueberfluß an Wasser verschafft, Ezech. 47, 1-12; ehemals waren an bequemen Orten in der Stadt Teiche oder Wasserbehälter angelegt. Einer der merkwürdigsten Brunnen war die Quelle Silo am auf der südwestlichen Seite des Berges Zion; wahrscheinlich hatte diese Quelle ihren Sammelplatz in dem Berge Zion selbst. Von diesem Brunnen hat das Thor des Berges Zion den Namen des Brunnen-Thors empfangen, so wie auch das ganze auf der Abendseite des Berges Zion gelegene Thal, daher das Thal Silo am benannt worden ist, vergl. Neh. 12, 37. Luc. 13, 4.; ohne Zweifel ist Siloam der nämliche Brunnen, der ehemals Gichon geheißen, 1 König. 1. 33. 38. 2 Chron. 32, 30; aus der Quelle Siloam, die sehr wasserreich war und süßes Wasser gab, wurde das Wasser in große Wasserbehälter geleitet, die den Namen Teiche Siloa führten; der ansehnlichste dieser Teiche wird dem Könige Salomo zugeschrieben, der in der Hydraulik (Wasserbewegungskunst) große Einsichten gehabt hat, Pred. 2, 6. er hieß Salomonis-Teich, Neh. 2, 13-15. Die Quelle Siloam floß in Kanälen durch einen Lustgarten Salomons, der auf der mittägigen Seite des Berges Zion lag, wie oben aus Nehemia erhellet; das entbehrliche Wasser lief in den Kidron ab. Nehemia nennt solchen ausdrücklich den Teich Schelach (Seloah), der bei dem Garten des Königs war, vergl. Neh. 5, 15. K. 2, 14.. er befand sich an dem nämlichen Ort, wo das Brunnen-Thor war, man vergl. Joh. 9, 7. Das Wasser Siloa wurde so abgeleitet, daß es ganz stille dahin floß, vergl. Jes. 8, 6.; es gab außer dem Teiche Siloam auch noch zwei andere, von denen der eine der obere, der andere der untere Teich genannt wird, Jes. 7, 3. K. 22, 9. vergl. Pred. 2, 6. 2 Kön. 18, 17. Jes. 37, 2.; auch der König Hiskias legte eine Wasserleitung an, womit er der Stadt das Wasser zuführte, 2 Kön. 20, 20. Sir. 48, 19. vergl. 2 Chron. 32, 30. Es ist oben schon bemerkt worden, daß an dem Laubhüttenfest Wasser aus dem Brunnen Siloam geschöpfet und am Brandopferaltar ausgegossen oder geopfert worden ist, Joh. 7, 37. 38. Aus einem andern Brunnen wurde gleichfalls Wasser nach Jerusalem geleitet, derselbe hieß Etham; und Aristeas, ein Abgesandter des Königes in Egypten, schreibt, daß es dem Tempel niemals an Wasser gefehlt habe, weil eine gewisse große Springader daselbst unter dem Boden gewesen, die ihren natürlichen und immerwährenden Ausfluß gehabt hätte, und weil unter der Erde einige Behälter mit wunderbarer und unbeschreiblicher Kunst wären gemacht gewesen, in welchen sich dieses Wasser versammelt hätte, welches aus einer Entfernung von fünf Stadien dahin wäre geleitet worden. Aristeas fügt noch hinzu: als man ihn mehr als vier Stadien weit von der Stadt gebracht und er den Kopf nahe an den Boden gehalten, so hätte er sehr deutlich das Geräusch hören können, welches dieses Wasser durch seinen Lauf verursacht hätte. Die Quelle, aus der dieses Wasser durch Röhren nach dem Tempelberge geleitet worden, muß ohne Zweifel auf einem hohen Berge außer Jerusalem befindlich gewesen sein, denn alle Berge um Jerusalem herum waren merklich höher als diejenigen, auf welchen die Stadt selbst gelegen hat, und mithin auch höher als der Tempelberg Morijah. Jedoch ist es glaublicher, daß aus dem Berge Morijah selbst, und zwar gerade unter dem Heiligen und Allerheiligsten, eine Quelle von Wasser entsprungen, und von da durch unterirdische Röhren herabwärts unter das eherne Meer geleitet worden, wodurch die Priester und Leviten das nöthige Wasser bekamen, das sie zu ihren Verrichtungen bei dem Altar und im Tempel nöthig hätten; der ganze Vorhof, der mit marmornen Platten belegt war, konnte mit Wasser aus dieser Quelle überschwemmt und gereinigt werden; darnach wurde solches durch bleierne Röhren auf der Ostseite des Berges Morijah herabgeleitet in das Thal in den Bach Kidron. Noch ist zu bemerken, daß die Hebräer diesen Brunnen, der dem Tempel sein Wasser zuführte, den Brunnen Etham nennen. Wenn der Tempel Ezechiels wieder erbaut sein wird, nach Off. 11, 1., so wird unter der Schwelle des Tempels gegen Morgen eine Quelle herausströmen, Ezech. 47, 1., die zu einem starken Strom anwachsen, V. 1-12. und das Thal Sittim bewässern wird, Joel 3, 18. Gewiß ist es, daß es in den alten Zeiten verschiedene Quellen und Wasser genug in und um Jerusalem herum gegeben habe; heutiges Tags hingegen ist es sehr arm an Wasser; dieser Wassermangel rührt von dem Unsegen her, der den Herr auf dieses Land gelegt hat, vergl. Hebr. 6, 7. 8. Jes. 5, 1-6. Die Hebräer geben vor, daß die Stadt Jerusalem Vorrechte gehabt habe: 1) Es habe über Nacht kein Aas oder dergleichen Unreines innerhalb den Mauern bleiben dürfen. 2) Niemand habe in den Ringmauern der Stadt etwas säen oder pflanzen oder Gemüse und Baumgärten darin anlegen dürfen. 3) Keinem sei es erlaubt gewesen, Häuser darin zu vermiethen. 4) Es habe kein Fremdling oder Unbeschnittener eine eigenthümliche Wohnung in der Stadt gehabt. 5) Es seien daselbst keine Misthausen gewesen. 6) Das Lösungsrecht der verkauften Häuser habe in dieser Stadt immerhin Statt gehabt. 6) Die Häuser derselben seien niemals vom Aussatze angegriffen worden. 8) Es seien keine Gräber darin vorhanden gewesen, ausgenommen die Grabmäler der königlichen Familie Davids und der Prophetin Hulda. 9) Die Stadt sei von dem Gesetze frei gewesen, welches von derjenigen Stadt, in deren Bezirk ein Todtschlag geschehen war, eine junge Kuh zum Versühnopfer forderte. 10) Diese Stadt habe zu keinem besondern Stamm gehöret, sondern sei allen Stämmen gewissermaßen gemein gewesen. 11) Gott habe beständig Wunder ,'n dieser Stadt gethan. Die Schicksale der Stadt Jerusalem sind größtentheils aus der heiligen Schrift bekannt, dem ungeachtet wollen wir dieselbe noch überhaupt berühren. Nach einer gemeinen Tradition der Hebräer solle Sem, Noahs ältester Sohn, der Erbauer und Stifter dieser merkwürdigen Stadt sein, Josephus hingegen glaubt, Melchisedek habe dieselbe erbaut. So viel ist gewiß, daß Melchisedek als König und Priester in dieser Stadt regiert hat, und weil er ein Priester Gottes des Allerhöchsten genannt wird, so erhellt hieraus, daß der reine und wahre Gottesdienst zu dieser frühen Zeit noch in Salem erhalten worden ist, nachdem Melchisedek aber sich auch in dieser Stadt unter den Jebusitern verloren habe. Der Kanaan war ein Urenkel Noahs; der dritte Sohn des Kanaans war Jebus, die Nachkommen dieses Jebus waren, so viel man weiß, die ersten Einwohner Jerusalems, das zuerst den Namen Jebus und Jebusi führte; vermuthlich stammte auch Melchisedek von diesem Jebus ab, er hat aber in weit spätern Zeiten gelebt. Als Josua mit der Eroberung dieses Landes beschäftigt war, regierte in Jerusalem der König Adoni-Zedeck, der mit seinen Bundesgenossen von Josua überwunden und getödtet ward. Die Stadt wurde durch das Loos dem Stamme Benjamin zugetheilt; die untere Stadt eroberte der Stamm Juda, und lange nachher, nämlich 550 Jahre später, wurde sie mit der Festung Zion von David eingenommen; der letzte König der Jebusiter war Arafna, 2 Sam. 24, 16-25, dem David aus besonderer Gnade das Leben schenkte. Von da wurde Jerusalem die Hauptstadt des ganzen Reichs. Nach der Zertheilung des Reichs ist sie zuerst von Joas dem Könige Israels eingenommen worden, 2. Kön. 14, 13-14. Der assyrische König Sanherib belagerte sie vergeblich, und die Belagerungsarmeen wurden in einer Nacht durch den Engel des Herrn getödtet, 2 Chron. 32., sie wurde aber nachgehends von Aser Haddon, der den Manasse wegführte, und von dem Könige in Egypten, 2 Kön. 23, 34-37. und zuletzt vom Könige von Babel erobert und zerstört, der Tempel in Brand gesteckt und dem Erdboden gleich gemacht, 2 Kön. 24 u. K. 25. Nach der Eroberung Babylons durch die Perser und Weder kam die wieder aufgebaute Stadt Jerusalem unter persische Herrschaft, und darauf unter die griechische Herrschaft Alexanders des Großen; nach dessen Tode wurde sie von dem egyptischen Könige Ptolomeus Lagi, von dem Könige von Syrien, Antiochus Epiphanes, von dem römischen Feldherrn Pompejus dem Großen, von dem General der Parther, Pacorus, und nicht lange hernach von Herodes dem Großen belagert und eingenommen. Von dreien Eroberern wird angemerkt, daß sie in den Tempel und in das Allerheiligste eingegangen sind; nämlich: Antiochus Epiphanes, 1 Macc. 1, 23., Pompejus und Marcus Crassus; diese drei sind aber auch nachgehends eines gewaltsamen Todes gestorben, und ihr Körper ist nach dem Tode zum Theil mißhandelt worden; so strafte Gott ihre Verwegenheit. Als im zehnten Jahre nach Christi Geburt ganz Judäa zu einer römischen Provinz gemacht, und demnach Jerusalem ganz unter die Herrschaft der Stadt Rom gekommen war, so hatten die römischen Statthalter meistentheils ihren Aufenthalt in Jerusalem, insonderheit zur Zeit der hohen Festen; denn sonst war der ordentliche Sitz der Landpfleger, die im Namen der römischen Kaiser das Land regierten, in der Stadt Cäsarea in Palästina. Um diese Zeit ist Jerusalem die berühmteste Stadt dadurch geworden, daß der Sohn Gottes selbst, Jesus Christus, mehrmalen sich in Jerusalem aufgehalten hat, nämlich als ein Kind, als ein Knabe im zwölften Jahr, in seiner Versuchung, da er auf die Zinne des Tempels geführt worden, ferner an Ostern, an Pfingsten, an dem Laubhüttenfest und das letzte Mal an Ostern zu seinem Leiden; sonst war sein gewöhnlicher Aufenthalt in der Stadt Capernaum in Galiläa; nach seiner Auferstehung kam er auch nach Jerusalem; am Tage seiner Himmelfahrt war er das letzte Mal in Jerusalem, denn von da führte er seine Jünger hinaus bis gen Bethania, auf die östliche Seite des Oelberges, von wo aus er in den Himmel aufstieg. Luc. 24, 33. vergl. V. 49, 50, 52. Wann er auf die hohen Feste nach Jerusalem kam, so lehrte er meistens in dem Tempel, d. i. in den Nebengebäuden und in den Vorhöfen desselben, weil an solchen Festtagen eine außerordentliche Menge Volks in der Stadt und in dem Tempel zusammenkam. Er starb auch außer dem Thore Jerusalem des Kreuzestodes, und wurde in der Nähe der Stadt begraben; diese Stadt wurde also derjenige Platz, da der Mittler zwischen Gott und den Menschen das große Erlösungswerk ausgeführt hat. Nachdem die Stadt das Maß ihrer Sünden voll gemacht, und die Apostel des Herrn theils getödtet, theils hinausgejagt hatte, so war sie reif zum Untergang; ungefähr 40 Jahre nach dem Tode und der Himmelfahrt Jesu Christi brach die Empörung der Juden gegen die Römer aus; diese belagerten die Stadt und eroberten sie: der größte Theil der Einwohner kam hiebei ums Leben oder in die Gefangenschaft; die Stadt wurde mit dem Tempel in Brand gesteckt und ganz zerstört; nur etwas weniges blieb noch zum Andenken stehen, welches aber der Kaiser Hadrian gleichfalls zerstören und eine ganz neue Stadt auf dem Platz erbauen ließ, im Jahre Christi 136. Der Platz des Tempels wurde vorher gepflügt und dem Boden gleich gemacht, auch der Hügel Zion blieb außerhalb der Mauer der neuen Stadt, so wie er noch bis jetzt außer derselben liegt; diese neue Stadt wurde mit lauter römischen Bürgern und Soldaten als Kolonisten besetzt, den Juden aber wurde bei Todesstrafe verboten, sich dieser Stadt zu nähern; weil auch hier das Christenthum Wurzel faßte, so wurde in der Gemeine daselbst ein Patriarchat errichtet; besonders aber war der Anfang des vierten Jahrhunderts, wie für die Christen überhaupt, so auch besonders für die neue Stadt Jerusalem, desto günstiger, weil Constantin der Große, der erste von den römischen Kaisern, welcher die Lehre Jesu Christi angenommen hat, zur Regierung gelangte. Damals wurde diese Stadt der allgemeine Zufluchtsort der Christen, und eine treffliche christliche Gemeine blühte hier auf; Helena, Mutter des Kaisers, eine sehr andächtige Frau, reiste dahin und ließ prächtige Kirchen und andere Gebäude im heiligen Lande und in Jerusalem erbauen; von der Zeit an ist Jerusalem von allerlei auswärtigen Christen aus allen bekannten Theilen des Erdbodens jährlich besucht worden, welche dahin gereist, oder wie man es nennt, gewallfahrtet haben, um die heiligen Oerter und hauptsächlich das sogenannte heilige Grab zu besuchen und zu verehren, welchen Wallfahrten man hernach, als der Aberglaube zu herrschen anfing, eine Art von sonderbarem Verdienst zugeschrieben hat. Aber erst in der Mitte des fünften Jahrhunderts wurde die christliche Gemeine in Jerusalem zur Patriarchalwürde erhoben, und dem Patriarchen derselben die Aufsicht über alle in diesen Gegenden sich befindenden christlichen Gemeinen übertragen. Bei der nachgehends erfolgten Theilung des römischen Reichs in das abend- und morgenländische christliche Kaiserthum, das Theodosius unter seine zwei Prinzen theilte, siel, nebst dem morgenländischen christlichen Kaiserthum, auch Jerusalem mit ganz Palästina letzterem Reiche zu, und der blühende Zustand dieser Stadt nahm mit dem geschwächten Reiche zugleich ab. Zuerst wurde Jerusalem im Jahr 615 von dem Könige von Persien eingenommen; zwar bekamen bald darauf die Christen die Stadt wieder, nämlich im Jahr 629; allein im Jahr 636 wurde sie von den mohamedanischen Saracenen erobert, und so gerieth die Stadt unter die Herrschaft der persischen und egyptischen Saracenen, und endlich unter die Herrschaft der Türken. Durch diese beständige Abwechslung wurde der Zustand Jerusalems und der daselbst wohnenden Christen immer schlimmer; weil die morgenländischen christlichen Kaiser ihnen keine Hülfe leisten konnten, so ersuchten sie die abendländischen Christen um Beistand; diese singen auch deßwegen den sogenannten heiligen Krieg an um das Jahr 1069, und im Jahr 1098 wurde Jerusalem von den Christen erobert; diese errichteten daselbst ein christliches Königreich, das etliche und achtzig Jahre dauerte; darnach kam es wieder unter die Herrschaft der saracenischen Sultane von Egypten. Zuletzt wurde es von den Türken im Jahr 1517 erobert, die es auch noch bis auf den heutigen Tag besitzen, lassen aber die Christen in dem Besitz ihrer heiligen Oerter und Gebäude, nur haben sie sich den Tempelplatz vorbehalten, auf dem sie eine Moschee (Kirche) erbauet. Die türkischen Kaiser nennen sich Beschützer der heiligen Stadt Jerusalem. Die heutige Stadt Jerusalem ist viel kleiner, als das alte gewesen ist, besonders weil der Berg Zion außerhalb der Ringmauer liegt und nicht angebaut ist, sondern mit Frucht besäet wird, nach der Weissagung Mich. 3, 12. Es hat jetzt nur sechs Thore, nämlich: 1) das St. Stephans-Thor; 2) das Thor Herodes; 3) das Damasker Thor; 4) das Bethlehems- oder Hebrons-Thor; 5) das David-Thor, oder das Thor des Berges Zion, und 6) das Mistthor. Außer diesen hat es noch ein Thor, das goldne Thor genannt, auf der Ostseite der Stadt, es ist aber zugemauert; die Ursache, sagen die Türken, sei die, es werde für einen gewissen großen König aufbewahret, welcher allein durch dasselbe in die Stadt hineingehen werde, es ist, als wenn die Türken auf die Weissagung Ezech. 44, 1. 2. damit zielten. Die Türken haben aber auch eine neue Weissagung, nach welcher die Christen die Stadt Jerusalem dereinst durch dieses Thor einnehmen werden, welches sie aber dadurch zu verhindern suchen; auch ist eine Sage unter ihnen, daß die Christen an einem Freitage während ihrem Mittagsgebet sich der Stadt bemächtigen würden. Die gegenwärtige Stadt hat eine länglicht viereckigte Gestalt; man kann in einer Stunde dieselbe sehr bequem umgehen; die Mauern sind ziemlich schon und bestehen aus gehauenen Steinen; die Häuser haben flache Dächer und sind von Steinen oder Lehmen erbaut; die meisten Straßen sind enge und ungerade; in der Stadt trifft man viele wüste Plätze an; sie hat kein anderes als Cisternenwasser, das in der Regenzeit für das ganze Jahr gesammelt wird; die meisten Einwohner sind Türken, Araber, Juden und Christen. In der Stadt sind merkwürdig: 1) die Kirche des heiligen Grabes, die erst vor kurzer Zeit abgebrannt ist; 2) das lateinische oder römisch-katholische Kloster St. Salvator, das von Franziskanermönchen bewohnt wird; 3) das christlich-armenische Kloster, das gegen 1000 kleine Zimmer für die Pilgrimme, und die Kirche St. Jakob in sich hält; 4) die christlichen griechischen Klöster, deren bei 20 in der Stadt sind. Es gibt auch noch andere christliche Klöster und Kirchen daselbst. Die Juden haben 7 schlechte Synagogen. Die Türken sind in Jerusalem die herrschende Nation; die armenischen Christen sind die reichsten und die Juden die zahlreichsten, ihre Anzahl wird auf 20,000 geschätzt. Wir bemerken noch, daß die beiden Flecken Bethphage und Bethanien auf der östlichen abhängenden Seite des Oelberges lagen, so daß sie bloß durch die Spitze des Berges von Jerusalem getrennt gewesen sind. Bethania lag eine starke halbe Stunde Weges von Jerusalem entfernt. Der liebe Heiland hat hier sehr oft seine Herberge bei Martha, Maria und Lazarus gehabt, vergl. Joh. 1l. Match. 21, 7.; an diesem ihm so lieben Orte stieg er auch in den Himmel auf, und in dieser Gegend wird' er kommen, wann er die Schlacht mit dem Thier halten wird. Bethphage liegt etwas näher bei Jerusalem als Bethanien, etwa 300 Schritt abendwärts von Bethanien, und also von der Ostseite her etwas mehr den Oelberg hinauf, nämlich zwischen dem Gipfel des Oelberges und zwischen Bethanien. Die Stadt Jerusalem hat demnach bis auf diesen Tag viele Veränderungen durchlaufen; daß sie vor ungefähr 700 Jahren durch einen wunderbaren Antrieb der Christen von diesen ist eingenommen worden, war, wie Bengel anmerkt, ein frühzeitiger Ausbruch, unter der Trompete des siebten Engels; sie verloren zwar damals das heilige Land mit Jerusalem wieder, jedoch was damals angefangen worden, wird nun bald völlig ausgeführt werden, denn beim Ablauf des non okronus Off. 10, 6. 7. wird das Geheimniß Gottes vollendet werden; zur Ausführung und Vollendung dieses Geheimnisses wird nothwendig der ruhige und fortwährende Besitz der Stadt Jerusalem erfordert; die heilige Offenbarung nimmt deßwegen wie die Propheten alten Testaments besonders Rücksicht auf diese Stadt, sie wird deßwegen in Off. 11, 2. die heilige Stadt genannt, und zwar ist es die nämliche, da unser Herr gekreuzigt worden ist, V. 8. in K. 16, 19. heißt sie die große Stadt, die von den Städten der Nationen und von Babylon ausdrücklich unterschieden wird; an den Platz, wo ehemals der Tempel erbaut war und jetzt eine mohamedanische Moschee steht, ist den Christen und Juden nicht erlaubt zu gehen, viel weniger einen Tempel dahin zu erbauen; sie sind gänzlich vom Tempelberge ausgeschlossen. Alle Propheten aber haben geweissaget, daß ganz Israel wieder in sein Land versammelt werde, der Tempel wieder erbauet und Jerusalem in Besitz des heiligen Volkes kommen, und die herrlichste Stadt auf dem Erdboden werden solle. Nur war der Zeitpunkt, wann dies alles in Erfüllung gehen werde, den Propheten unbekannt. Es war dem Johannes aufbehalten, diesen so wichtigen Zeitpunkt bekannt zu machen, und zwar in Off. 10,11. u. K. 11, 1. 2.; wenn man's kurz sagen will, so wird mit dem Ablauf der vielen Könige, und besonders der abendländischen römischen Kaiser, das Messen des Tempels in der heiligen Stadt verbunden. Die Stadt Jerusalem muß demnach den Händen, oder der Herrschaft der Mohamedaner entrissen, der Platz des Tempels den Israeliten eingeräumt, folglich die Moschee, die darauf steht, weggeschafft, und derjenige Tempel dahin gebaut werden, den Ezechiel in K. 49 -47 ausführlich beschrieben hat. Dies geschieht noch vor dem Auftritt der zwei Zeugen, und noch ehe das Thier aus dem Abgrund aufsteigt; denn der Vorhof des neuen Tempels wird den Nationen gegeben, noch ehe die zwei Zeugen weissagen; die Nationen aber, die aus Christen und Mahomedanern bestehen, werden in unzählbarer Menge nach Jerusalem wallfahrten, um ihren Gottesdienst in dem Vorhof zu halten; weil aber durch diese Nationen ohne Geist und Kraft, in dem Vorhof anbeten, und ihr Herz dabei ungebessert bleibt, so ist es mehr ein unsinniger Religionseifer, als eine wahre Anbetung Gottes, mehr ein Zertreten der Stadt, als eine Gott gefällige Verehrung; durch den Zusammenfluß so vieler Nationen wird Jerusalem ein Sodoma und Egypten: zu solcher Zeit werden die Einwohner der Stadt aus Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen bestehen; bei dem nach der Himmelfahrt der zwei Zeugen erfolgenden Erdbeben wird der zehnte Theil der Stadt zerstört und 7,000 Menschen verlieren das Leben, die übrigen 63,000 aber bekehren sich; durch das Erdbeben unter der siebenten Zornschale wird Jerusalem in drei Theile zerspalten, doch wird kein Quartier der Stadt eingestürzt, und hiebei der Ps. 46 erfüllt; da hingegen die Städte der Nationen zusammenstürzen, und Babylon von Grund aus zerstört wird. Aus diesem Zusammenhang möchte zu schließen sein, daß das Erdbeben, wodurch Jerusalem in drei Theile getheilt wird, nach Off. 16, 19. später seie, als jenes in K. 11,13. Nach der Vertilgung des Antichrists und aller Feinde und nach dem Sturz des Satans in den Abgrnnd wird nun erst Jerusalem in den blühendsten Stand versetzt werden, nach Jes. 60. Der Berg Zion wird durch das Erdbeben unter der siebenten Zornschale so emporgehoben werden, nach Jes. 2, 2., daß er höher sein wird als alle Berge; er wird an Höhe und Breite alle Gebirge übertreffen; die heilige Stadt selbst aber wird so sehr erweitert werden, daß ihre Grundfläche 150.000 Ellen im Quadrat betragen, oder 5,000 Ruthen in die Breite und 25,000 in die Länge enthalten wird. Auf der Oberfläche des Berges ist alsdann der Tempel oder das Heiligthum erbaut. Die Stadt bekommt zwölf Thore, die nach den Namen der zwölf Stämme Israels benannt werden; das ganze heilige Land aber wird wieder unter die zwölf Stämme ausgetheilt, nach Ezech. 47, 48. Die Lage dieses Gebirges Zions und der Stadt Jerusalem, ihre Thore, ihre Größe, ihre Vortrefflichkeit, die Lage der zwölf Stämme und Landschaften Israels rings um die Stadt herum, der Wasserstrom, der durch die Stadt fließt, die beständig grünenden Bäume an denselben, Ezech. 47 und 48, der unaufhörliche Zufluß der Nationen in dieselbe, dies alles macht das Gebirge Zion und die Stadt Jerusalem zu einem schönen und lieblichen Vorbild des himmlischen Berges Zion und des himmlischen Jerusalems. Wir haben schon einigemal der himmlischen Oekonomie der hochheiligen Dreieinigkeit gedacht, und wie diese dreifache Oekonomie ihren Urstand im Himmel habe, und zwar wie die Oekonomie des Vaters, die Oekonomie des Sohnes und die Oekonomie des heiligen Geistes jede in einem besondern eigenen Verhältnis mit dem Menschen stehet, und jede das göttliche Heil an dem Menschen auf besondere Art und Mittheilung beweiset. In diese dreifache Oekonomie und Verhältniß treten wir durch unsere Taufe ein, denn wir werden getauft in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Matth. 28,19., und damit in diese dreifache göttliche Oekonomie übergeben; deßwegen ist der habitus und das Verhältnis des Menschen gegen Gott verschieden. Anders verhält sich unser Zustand gegen den Vater, Luc. 16,1.K. 13,11-32. und ist wieder verschieden von unserm Verhältniß gegen den Sohn, Luc. 15, 4-7., und wieder unterschieden von dem Verhältniß, in dem wir mit dem heiligen Geist stehen, Luc. 15,8-10; daß die Menschheit durch die Taufe in dieses dreifache Verhältniß eintrete, beweist die gloriöseste Erscheinung der hochheiligen Dreieinigkeit in der Taufe Christi, Matth. 3, 6. Der Mensch muß demnach nach dem Sündenfall nach dreifacher Rücksicht restituirt werden, aus seinem Fall, Glaube, Liebe, Hoffnung müssen wieder in ihm restituirt werden; der Glaube ist daher eigentlich verbunden mit der Oekonomie des Vaters: denn er ist ein Werk des Vaters, Ephes. 1, 19. 1 Cor. 13, 13., die Hoffnung ist verbunden mit der Oekonomie des Sohnes, 1 Cor. 13, 13. vergl. 1 Petr. 1, 3. 21., die Liebe aber ist verbunden mit der Oekonomie des heiligen Geistes, 1 Cor. 13, 13. Rom. 5, 5. Diese drei, Vater, Sohn und Geist, bringen ihr Zeugniß auf dreifache Art an unsern Herrn, Joh. 16,14. 1 Joh. 5, 6-10; wer die Gottheit Jesu und die Gottheit des heiligen Geistes läugnet, der zerreißt dies dreifache göttliche Verhältniß gegen den Menschen, und kann nicht aus seinem Falle restituirt werden; vermöge dieses dreifachen Verhältnisses sind die Wirkungen der heiligen' Dreieinigkeit von einander verschieden; diesen Unterschied bemerken die Apostel in ihren Schriften ganz genau, z. B. Eph. 4, 6. über - durch - in - euch - u. s. f.; die Oekonomie des heiligen Geistes war vor dem Tode und der Versöhnung Christi noch nicht so offenbar den Menschen, Matth. 11,27., nach der Auferstehung Jesu Christi hingegen ist das ganze Geheimniß der hochheiligen Dreieinigkeit auf das Helleste geoffenbaret worden, Matth. 28, 19., sammt dem, wie sie sich selbst gegen sich und gegen uns verhält, vergl. Römer 8, 9., und nach diesem dreifachen Verhältniß offenbart sie sich in den Herzen der Gläubigen; wir sollten allerdings im geistlichen Wachsthum so weit gekommen sein, daß wir bei den fortgehenden Wirkungen der heiligen Dreieinigkeit in unserm Herzen erkennen sollten, welche Wirkung vom Vater, welche vom Sohn und welche vom heiligen Geist seie! Aber unter tausend Gläubigen erkennt's keiner und ich auch erkenn' es nicht; diesem Verhältnis gemäß ist auch die Oekonomie des Vaters mit dem himmlischen Jerusalem, und die Oekonomie des Sohnes mit dem himmlischen Berg Zion verbunden; und was die Oekonomie des heiligen Geistes anbelangt, so wird diese erst in dem tausendjährigen Reiche aufgedeckt werden. Zu der Oekonomie des Sohnes gehört demnach der Berg Zion, nämlich der himmlische, Hebr. 12, 22-24., in der Stadt Gottes, nämlich in dem himmlischen Jerusalem, und auf dem himmlischen Berg Zion befindet sich die himmlische Hofhaltung, die an Pracht, Schönheit, Hoheit und Vortrefflichkeit alle Höfe aller irdischen Monarchien unendlich übertrifft, so daß alles, was irdische Hofhaltungen, Mächtiges, Prächtiges, Hohes, Angenehmes und Vortreffliches haben und aufstellen, nicht wie ein Gran zu schätzen ist gegen der Pracht, Schönheit, Majestät und Herrlichkeit der himmlischen Hofhaltung in der Stadt Gottes und auf dem Berge Zion in dem Himmel; von dem unermeßlichen Umfang der drei Himmel und der Gegenden oder Landschaften und Fürstenthümer, die sich in denselben befinden, werden uns hauptsächlich die zwei vornehmsten Gegenden und Plätze gemeldet und beschrieben; nämlich die beiden Residenzplätze, die Stadt Gottes und der Berg Zion, und aus der unaussprechlichen Vortrefflichkeit dieser königlichen Residenzen kann man einen Schluß auf die Vortrefflichkeit der übrigen himmlischen Landschaften und Wohnungen machen. Dieser himmlische Berg Zion gehört zu den wahrhaftigen Gütern, die bleibend , ewig und unvergänglich sind. Jener Berg Zion im Lande Israel ist ein irdischer Berg, der mit allem, was auf Erden sich befindet, vergänglich ist; der Berg Zion hingegen, dessen in Hebr. 12, 22-24. Off. 14, 1. gedacht ist, befindet sich im Himmel: denn die Geister der vollendeten Gerechten, die sich auf Zion befinden, haben ihren Lauf auf Erden vollendet und sind nicht mehr in der Welt, viel weniger auf dem irdischen Berge Zion, und die gläubigen Hebräer, von denen der Apostel sagt, sie seien hinzugekommen zum Berge Zion, Hebr. 12, 22-24., mußten das irdische Jerusalem, das auf dem irdischen Berge Zion lag, verlassen, und wurden hinausgejagt von ihren Verfolgern, Hebr. 13, 12-14. Es ist der Berg, auf dem Johannes das Lämmlein stehen sahe, Off. 14, 1., dieses aber ist nicht auf Erden, sondern im Himmel, und im Himmel hat das Lämmlein seinen rechtmäßigen Stand; auch hörte Johannes die Stimme der Harfenisten, die mit dem Lämmlein auf dem Berge Zion stunden, aus dem Himmel heraus und herab; denn Johannes stund damals . auf dem Sand des Meeres in Patmos, Off. 12, 18.; wie nun die Stadt Gottes nicht das irdische, das himmlische Jerusalem ist, so ist auch der mit dieser himmlischen Stadt verbundene Berg Zion nicht auf Erden, sondern im Himmel. Dieser himmlische Berg Zion ist der wahre und reelle Berg; von diesem war der irdische Berg Zion eine Abbildung im Schattenriß, unerachtet er unter der Regierung Salomons, dessen prächtige Hofhaltung auf diesem irdischen Berge war, alle Residenzen aller Erdenmonarchen an Herrlichkeit übertraf; doch war es zu Davids und Salomons Zeiten ein Vorbild von der Herrlichkeit des himmlischen Berges Zion; der irdische Berg, auf dem das alte Jerusalem erbaut war, bekam seinen Namen Zion von dem Original, d. i. von dem himmlischen Berge Zion, der von Gründung der Welt an diesen Namen im Himmel führte, denn die himmlischen Dinge und ihre Benennungen waren eher, als die irdischen Dinge mit ihren Namen und Benennungen; gleichwie ein Garten in einem Gemälde und Schattenriß seine Benennung von dem Garten in natura hat, der himmlische Berg Zion gehört unter die bessern Verheißungen, Hebr. 8, 6.-, denn er ist verheißen den Knechten Gottes, vergl. Jes. 65, 9. und ist der vornehmste Sitz des verheißenen Königreichs, Hebr. 12, 26-28.; der irdische Berg Zion war verheißen dem Volke Israel, 2 Mos. 15, 17., und der himmlische Berg Zion ist gleichfalls ein Erbtheil Israels, vergl. Ezech. 17, 23. Off. 14, 1. vergl. mit K. 7, 3. 4. Er steht im Gegensatz mit dem Berge Sinai, denn auf diesem, und nicht auf dem himmlischen Berg Zion herab ist die alttestamentliche Oekonomie Gottes dem Volke Gottes publicirt und gegeben worden. Gott kam da aus der Höhe auf den Berg Sinai herab, der Sinai aber wurde gleichsam nur angerührt, und zwar nur damals, Ps. 104, 32. Ps. 144, 5., er war und blieb aber nicht der Sitz Gottes, sondern der ewige Sitz Gottes ist nach Hebr. 12, 22. die Stadt Gottes, das himmlische Jerusalem , das zum himmlischen Berg Zion gehört. Dieser Berg war zur Offenbarung einer weit bessern und lieblichern, nämlich einer neutestamentlichen Oekonomie aufbehalten, Hebr. 12, 18-21. vergl. mit V. 22-24. Weil nun die Gläubigen neuen Testaments mit dieser neutestamentlichen Oekonomie des himmlischen Berges Zion in direkter und genauer Verbindung stehen, so ist unser Zustand, in dem wir Gläubigen gegenwärtig stehen, ungemein herrlich und lieblich , so daß wir es nicht besser wünschen können. Von dem Berge Sinai herab wurde durch den Mittler Moses, der der Agent oder Deputirte zwischen dem Volk Israel und zwischen Gott war, die gesammte alttestamentliche Verfassung der Regierung und des Priesterthums publicirt und übergeben, 2 Mos. 20,18-21. Die neutestamentliche Verfassung (das neue Testament), die von dem himmlischen Berg Zion herab gemacht und offenbaret worden, hat auch einen Mittler Jesum, Hebr. 12, 24., durch dessen Dienst und Hand alles geschieht, was die Sache des neuen Testaments und des Volkes Gottes betrifft. Jener alttestamentliche Bund wurde durch den Mittelsmann Moses mit Blut eingeweiht und sanctionirt, und das gesammte Volk damit besprengt, 2 Mos. 24, 3-8.; eben so hat auch die neutestamentliche Verfassung des himmlischen Berges Zion und des himmlischen Jerusalems das Blut des Sohnes Gottes, mit welchem die ganze Gemeine des neuen Testaments und des himmlischen Berges Zions gleichfalls besprengt wird, Hebr. 12, 24. Das alte Jerusalem, das zum Erbtheil des Volkes Israels gehörte, wurde weit früher von denselben erobert und in Besitz genommen, und erst über 550 Jahre nachher auch der Berg Zion von David erobert und zu seiner Residenz gemacht; ehe David diesen Berg in Besitz nahm, war er noch nicht so bekannt und berühmt, von da an aber wurde er der berühmteste und herrlichste Berg des ganzen Erdbodens, und von da an wurde er eigentlich eine Abbildung des himmlischen Berges Zions; wie denn auch dem David , der ein Prophet war, im Geist die Vortrefflichkeit des himmlischen Berges Zion immer mehr geoffenbaret wurde, und daher sind alle diejenigen herrlichen Aussprüche, die zunächst auf den irdischen Berg sich bezogen, in vollem Maße, nach ihrem ganzen Umfang, was nämlich die geistlichen und himmlischen Güter und Vortrefflichkeiten anbelangt, vorzüglich auf den himmlischen Berg Zion anzuwenden und zu übertragen, denn wie der Apostel von Melchisedek sagt, daß er verglichen seie dem Sohne Gottes, so kann man auch von dem irdischen Berg Zion sagen, daß er verglichen sei dem himmlischen Berg Zion, s. Hebr. 7, 3.; ob nun schon der irdische Berg Zion, so wie er unter Davids und Salomons Regierung beschaffen war, nur ein vorbildlicher Schattenriß von dem himmlischen Berg Zion ist, so können wir doch aus der Beschaffenheit seines vorbildlichen Zustandes einigermaßen den vortrefflichen Zustand des himmlischen Berges Zion erkennen lernen. Er wird überhaupt und ausschließend der Berg Sion genannt, Hebr. 12, 22. Off. 14, 1., ohne weitere Erklärung, weil die Apostel in beiden Stellen bei ihren Lesern schon voraussetzen, daß sie wissen, daß ein solcher Berg im Himmel ist; denn die überhimmlischen Dinge waren überhaupt den Israeliten viel bekannter, als sie uns sind. Die Unwissenheit in diesen Stücken ist unter den Christen sowohl bei Lehrern als gemeinen Menschen sehr groß; wahrscheinlich ist der himmlische Berg Zion ein großes und hohes Gebirge, das aus mehreren Hügeln oder Abteilungen bestehen kann, auf denen ohne Zweifel das himmlische Jerusalem, die Stadt Gottes, erbaut ist. Aus dem Umfang und der Größe der Stadt kann man auf die Größe des Berges Zion den Schluß machen, da es die Stadt ist, die einst aus dem Himmel herab steigt, Off. 3, 12. K. 21, 2. 10., die Stadt selbst aber 2000 Stunden im Umkreis hat, V. 15., und auf dem Berge Zion liegt, Hebr. 12, 22. vergl, Ezech. 40, 2., so muß die Oberfläche des himmlischen Berges Zion wenigstens 2000 Stunden im Umfange haben; er verdient also mit allem Recht den Namen eines Gebirges, und eines hohen und großen Berges; er heißt in Hebr. 12, 22. Off. 14, 1. ein Gebirg oder Berg, zum Unterschied von andern Gegenden des Himmels, die nicht gebirgigt, sondern Ebenen sind; seine ganze Lage, Höhe und Ansicht muß von außerordentlicher Schönheit, Pracht und Annehmlichkeit sein, besonders wann die Stadt Gottes, das himmlische Jerusalem, mit ihren vielen tausend goldenen Palästen von der höchsten Hohe dieses Berges aus übersehen wird; weil nun ferner in Hebr. 12, 22-24. zwischen der Stadt Gottes und dem himmlischen Berge Zion ein gewisser Unterschied stattfindet, unerachtet beide mit einander verbunden sind, auch der Apostel den Sitz oder die Residenz Gottes, die Myriaden Engel und Erstgeborne deutlich mit der Stadt Gottes, hingegen die Geister der vollendeten Gerechten, den Mittler Jesum, das neue Testament und das Blut der Besprengung mit dem Berge Zion verbindet, auch in dem alten Jerusalem das Priesterthum und der Thron Gottes mit dem Tempel, das Königreich aber und der Königsthron Davids mit dem Berge Zion verbunden war, so kann man Ms dieser ehemaligen Verfassung des Priesterthums und des Königreichs abnehmen, daß in gewisser Rücksicht zwischen dem himmlischen Jerusalem, zwischen dem himmlischen Tempel und dem himmlischen Berge Zion auch eine Verschiedenheit, stattfinden möchte, indem mit dem himmlischen Tempel das himmlische Priesterthum, und mit dem himmlischen Berge Zion das himmlische Königreich des Gesalbten verbunden ist, das ferner mit der Stadt Gottes die Oekonomie Gottes, mit dem himmlischen Berg Zion aber die Oekonomie des neuen Testaments und des Mittlers in Verbindung stehe, und daß in dieser Rücksicht sowohl die Stadt als der Berg von einander geschieden seie und als verschieden betrachtet werden müssen; und in so fern ist die Stadt der Aufenthalt und Sitz Gottes und der Myriaden Engel und Erstgeborenen, der Berg Zion aber ist der Aufenthalt und der Sitz des Mittlers des neuen Testaments Jesu, der Geister der vollendeten Gerechten und der Ort des Blutes der Besprengung, und wir dürfen annehmen, daß, so wie die Erstgeborenen ihre Wohnungen in der Stadt Gottes haben, vergl. Hebr. 11, 10., so haben die Geister der vollendeten Gerechten ihre Wohnungen auf dem Berge Zion, wie aus Hebr. 12, 22 - 24 deutlich zu ersehen ist; da nun ferner die Stadt Gottes, das himmlische Jerusalem, nicht nur den Gläubigen alten Testaments, Hebr. 11, 10-16., sondern überhaupt auch den Gläubigen neuen Testaments verheißen ist, Hebr. 13, 14., und von eben den gläubigen Hebräern, als Gläubigen neuen Testaments, die der Apostel in Hebr. 12, 22 - 24. mit dem Berg Zion verbindet, ihr Antheil an der Stadt Gottes bezeugt wird, so erhellet hieraus, daß auch der himmlische Berg Zion unter der allgemeinen Benennung „himmlisches Jerusalem“ mitbegriffen ist; weil auch derjenige Theil der Wohnungen, die auf dem Berge Zion, z. B. von den 144,000 Erstlingen, Off. 14, 1 - 5., bewohnet werden, mit zu der Stadt Gottes gehören; so wie die Wohnungen in der obern Stadt in dem alten Jerusalem, die von David auf dem Berge Zion erbaut war, ein Theil der Stadt gewesen und unter dem Ausdruck „Jerusalem“ mitbegriffen wurden,. in so fern machen der himmlische Berg Zion und das himmlische Jerusalem ein Ganzes aus, und in diesem Betracht könnte man die Wohnungen, die auf dem sogenannten himmlischen Berg Zion liegen, die obere Stadt nennen. In dieser Rücksicht könnte man gleichfalls annehmen, daß das himmlische Gebirge Zion aus verschiedenen Abtheilungen bestehe, und daß ein besonderer namhafter Theil dieses Gebirges, vielleicht die ansehnlichste Höhe desselben, die Benennung Zion wieder ausschließend führen könne, und ein besonderer Theil der Stadt Gottes sich auf demselben befinde, weil das alte Jerusalem früher erobert wurde als der Berg Zion, so war auch früher die Rede von der Stadt, als von dem Berge, deßwegen es auch von den Gläubigen des alten Testaments heißt: daß sie auf die Stadt Gottes gewartet haben, Hebr. 11, 10., hingegen des Berges Zion noch nicht gedacht wird; als aber David den irdischen Berg Zion in Besitz genommen und zu seiner Residenz erwählet hatte, so redete er als Prophet viele herrliche Dinge von diesem Berge; in der Zeit des alten Testaments wurde die Oekonomie der Stadt Gottes den Erzvätern geoffenbart, Hebr. 11, 8 - 16., hingegen die Offenbarung des himmlischen Berges Zion mit der neutestamentlichen Oekonomie des Mittlers war dem Sohne Gottes selbst vorbehalten, Hebr. 1,1. K. 2,3. K. 12,25.; sie wurde erst entdeckt, als der Mittler mit seinem Versöhnblut in's Heiligthum eingegangen ist und eine ewige Erlösung erfunden hat; denn nach seiner Himmelfahrt nahm er den himmlischen Berg Zion in Besitz, nachdem er alle Feinde zuvor überwunden hatte; der von Jesu Christo nach seiner menschlichen und göttlichen Natur in Besitz genommene himmlische Berg Zion ist ganz gewiß die allerherrlichste, prächtigste und lieblichste Gegend, und vielleicht der schönste und herrlichste Theil der Stadt Gottes. Er ist eben so bewohnt, wie der irdische Berg Zion unter Davids und Salomons Regierung. Auf dem himmlischen Berg Zion befinden sich also Wohnungen, denn er ist ein Theil der Stadt Gottes, des himmlischen Jerusalems, und wird nur in gewisser Rücksicht als ein abgesonderter Theil betrachtet; wenn der Heiland von den Wohnungen und Bleibstätten in dem Hause seines Vaters redet, Joh. 14, 1-3., so sind auch die Wohnungen auf dem Berge Zion mitbegriffen, vergl. Jes. 4, ö.; auf dem irdischen Berg Zion stund die Burg Davids, 1 Chron. 12, 7. das königliche Schloß, in welchem ehemals Melchisedek, und nachmals David und die Könige Juda wohnten. Dieses prächtige Schloß hieß das Haus Davids, Ps. 122, 5. Die Hütte seines Hauses, Ps. 133, 3., wurde von Salomo ganz neu aufgebaut, 2 Chron. 1. K. 8. der Palast Salomons das Haus seines Königreichs genannt, 2 Chron. 2, 1.; es war von äußerster Pracht und Schönheit, 1 Kön. 7, 7. In diesem Schlosse, oder in diesem Hause des Königreiches, befand sich demnach der Sitz der königlichen Regierung, und von dieser Zionsburg aus wurde das ganze Königreich regiert; von dieser Burg zog David aus in den Krieg wider seine Feinde, und dahin kehrte er triumphirend zurück, wann die Feinde überwunden und ihre Reiche unter die Herrschaft Zions waren gebracht worden; von diesem zionitischen königlichen Residenzschlosse gingen die Befehle, Verordnungen, Gesetze und die ganze Staatsverfassung in alle dem David und Salomo unterworfenen Länder und Reiche aus. In diesem königlichen Residenzschlosse befanden sich der oberste Gerichtshof, der prächtige königliche Thron, 2 Chron. 9, 17-19. 1 Kön. 10, 18-20., die geringeren Throne der königlichen Staatsminister und der Söhne des Königs, die Priester oder Minister des Hauses des Königreiches waren, Ps. 122, 5. und der Thron der Ehren, das ist der Thron des Großwessiers, oder des Premier-Ministers, vergl. Jes. 22, 20-25. vergl. 1 Sam. 2, 8.; hier befand sich der Schlüssel des Hauses Davids, des königlichen Residenzschlosses, d. i. der Schlüssel des Hauses des Königreiches, nämlich ein goldener Schlüssel, dergleichen ein morgenländischer erster Staatsminister auf seiner Schulter zu tragen pflegt, zum Zeichen seines freien Zutritts in das Schloß und Kabinet des Königs, und zum Zeichen seiner höchsten Reichswürde und seiner obersten Gewalt im Königreich, vergl. Jes. 22, 20-22. Auf dem himmlischen Berge Zion ist, wie schon gesagt worden, die Oekonomie und Hofhaltung des Gesalbten, nämlich Christi des Sohnes Gottes, nach Hebr. 12, 22 - 24. und wie derjenige Theil des himmlischen Jerusalems, der zur Oekonomie Gottes gehört, mit Wohnungen und Palästen besetzt ist, Off. 21. vergl. Ps. 48, 4. Ps. 122, 7., so hat auch der Berg Zion, insofern er die Hofhaltung Christi enthält, seine prächtige Wohnungen und Paläste, und zwar stehet auf der höchsten Höhe des Berges der Palast, das Residenzschloß des Königs, vergl. Ps. 45, 16.; denn wie der König Jesus Christus ein wirkliches Königreich, wirkliche Kronen und königliche Diatemata, vergl. Off. 19, 12. hat, so besitzt er auch ein königliches Schloß, das er auf der Höhe des Berges Zions bewohnt, dies ist die Burg des himmlischen Melchisedeks, das Haus des Königs, der Palast des Königs aller Könige und des Herrn aller Herren. Es ist dies die Zionsburg und das Haus seines Königreiches; denn er ist der erste Sohn Gottes, Ps. 98, 28., der höchste unter den Königen auf Erden, und hier in dem königlichen Schlosse und bei der königlichen Hofhaltung auf Zion ersieht man die herrliche Pracht seines Königreichs, Ps. 145, 12. Schon die alten Hebräer melden in dem Buche Soham fol. 3. col. 12., daß in dem obersten Paradies ein abgesonderter Ort seie, auf mannigfaltige Weise zubereitet, in diesem seien 1000 Schlösser aus silberner Masse erbaut, in welche niemand hineingehen dürfe, als allein der Messias; dieses königliche Residenzschloß auf dem himmlischen Berg Zion ist von solch außerordentlicher Kostbarkeit und Bequemlichkeit, von solcher Pracht und Schönheit, und so kostbar ausmeublirt (vergl. bereiten Joh. 14, 2. 3.), daß alle Pracht und alle Schönheit des Salomonischen Schlosses als Schattenwerk dagegen erscheinet, denn es gehöret zu der Herrlichkeit und Ehre, womit der Vater den Sohn wegen des Leidens des Todes gekrönet hat, Hebr. 2, 9.; es ist ein Theil der Herrlichkeit, in die Christus nach seinem Leiden eingegangen ist, Luc. 24, 26.; es gehöret zu der Freude, um derenwillen Jesus das Kreuz erduldete und die Schande nicht achtete, Hebr. 12, 2. Auf dieser himmlischen Zionsburg ist Jesus Christus König, hieher ist der Sitz seiner königl. Regierung verlegt, obschon die Himmel von einer unermeßlichen Weite sind, so residirt er doch hier auf dem himmlischen Berge Zion. Schon in der Zeit des alten Testaments wurde durch den Geist Gottes angezeigt, daß Christus auf dem Berge Zion als König residiren werde, Ps. 2, 6., das war das Ziel seiner Reise zum Vater und der Ort seiner Bestimmung, als er die Himmel durchging, Hebr. 4, 14. Joh. 14, 1-3., denn hieher stieg er auf in den Himmel; deßwegen brachte schon David die Bundeslade hinweg von Gibeon und setzte sie auf den irdischen Berg Zion; und dieses sehr feierliche Hinaufsteigen der Bundeslade auf die Höhe des Berges Zion war schon ein Vorbild von der Himmelfahrt Jesu Christi und von seinem Aufsteigen auf den himmlischen Berg Zion; man vergl. Ps. 47. und wie die Bundeslade unter der herrlichsten Musik von David nach Zion hinauf gebracht wurde, 1 Chron. 14, und K. 16., so ist auch Jesus Christus unter Paradirung aller himmlischen Heere, und von mehr als zweihundert Millionen Engeln auf's Solenneste empfangen, und unter dem allerherrlichsten Posaunen- und Trompetenschall in allen Gegenden der Himmel eingeholt worden, vergl. Ps. 47. und da bezog er dann sein prächtiges Residenzschloß auf der höchsten Höhe des himmlischen Berges Zion. Er bezog hier seine königliche Zionsburg und seinen himmlischen Hof, denn hier ist sein Hoflager und das Haus seines Königreiches, vergl. Ps. 68, 18. 17. Vom Tage seiner Himmelfahrt an ist nun hier seine Residenz, Ps. 2, 6. Jes. 24, 23., vergl. Micha 4, 7. Hier ist er als der Mittler des neuen Testaments, und hier ist auch das Blut der Besprengung, Hebr. 12, 22 - 24.; denn nicht in den andern Himmelsgegenden, sondern hier auf dem himmlischen Berge Zion hat er Lust zu wohnen, Ps. 68, 17. Er liebet den Berg Zion, Ps. 78, 68. Zion hat er erwählet, dies ist meine Ruhe ewiglich, hier will ich wohnen, denn es gefällt mir wohl, Ps. 132, 13. 14. vergl. Jes. 8, 18. Ps. 9, 12.; und wie das Davidische Residenzschloß auf dem obersten Theil und auf der höchsten Oberfläche des irdischen Berges Zion erbauet, und diese königliche Burg das höchste Gebäude in ganz Jerusalem war, und wegen seiner hohen Lage über die ganze Stadt emporragte, so liegt auch ohne Zweifel die himmlische Zionsburg auf der höchsten Höhe des Berges; dies erhellet aus den Schriftstellen: Er hat sich gesetzt (bei seiner Himmelfahrt) in der Rechten der Majestät, in den hohen Gegenden, Hebr. 1, 3., und Gott hat uns mit Christo gesetzet in den überhimmlischen Gegenden, Ephes. 2, 6. Der Vater hat ihn gesetzet in den überhimmlischen Gegenden, hoch oben über alles Fürstenthum und Gewalt und Kraft und Herrschaft, und hat alles unter seine Füße untergeordnet, und hat ihn gegeben zum Haupt über alles der Gemeine rc. Ephes. 1, 20-23., denn durch seine Auffahrt ist er höher geworden, als die Himmel, Hebr. 7, 26., daher heißt er der Hohe und Erhabene, der Allerhöchste, der seine Wohnung in der Höhe hat, Jes. 57, 15. K. 33, 5. Ps. 93, 4. Ps. 102, 20. Ps. 99, 2. Ps. 113, 4.5. Ps. 138, 6. Luc. 1, 32.35.36. Diese ohne Zweifel über den dritten Himmel hinausreichende oberste Höhe des himmlischen Berges Zion und des Messianischen Residenzschlosses ist dem Abgrund entgegengesetzt und den untersten Theilen der Erden, Ephes. 4, 8-10.; in diese stieg Christus nach seinem Tod hinunter, und zwar in die untersten Tiefen, darnach stieg er herauf, und wurde also von diesen untersten Gegenden an erhöhet auf die Oberfläche der Erde, und von da an über die Erde, über den ersten, zweiten und dritten Himmel, auf den Thron Gottes, und also über alle Himmel; Christi Erhöhung und Auffahrt fing also nicht nur von dem Oelberge aus an, Luc. 24, 50. 51. Act. 1, 9-12., sondern aus den alleruntersten Theilen der Erden, Ephes. 4, 9. 10., denn er sagte selbst zuvor: wann ich erhöhet sein werde (nicht von, sondern nach dem Text) aus der Erden, Joh. 12, 32., so werde ich alle zu mir hinziehen. Auf diesem himmlischen Berge Zion ist also jetzt der Sitz seiner königlichen Herrschaft und Regierung. Hier ist sein prächtiges königliches Hoflager; in seinem königlichen Residenzschloß befindet sich ohne Zweifel der oberste Gerichtshof, der königliche Thron, den er ausdrücklich seinen Thron nennt, Off. 3, 21., in welchem ein Ueberwinder, der sich von seiner vorigen Trägheit wieder aufrafft, mit ihm sitzen soll; alle Insignien der königlichen Würde und der obersten Königswürde befinden sich hier; die königliche Reichskrone und königliche Diademata, die Kronen, den Ueberwindern bestimmt, der königliche Thron des Messias, Jesu Christi, Hebr. 1, 8. Ps. 45, 7., der ewig ist, wie die Sonne und der Mond, Ps. 89, 37. 38., so lange der Himmel währet, Ps. 89, 3. und so gewiß wie der Regenbogen, Ps. 89, 37, 38. 5. Ps. 132, 11. Es befinden sich noch mehrere Thronen hier, z. B, für die zwölf Apostel zwölf ausgezeichnete Gerichtsthronen, Matth. 19, 28. vergl. Ps. 122, V. 5. und noch viele andere Thronen, Off. 20, 4.; in dem himmlischen Tempel aber sind der Thron Gottes und die vierundzwanzig Thronen der vierundzwanzig Aeltesten, Off. 4.; aus dem vorbildlichen Throne Salomons und dessen außerordentlicher Pracht, 2 Chron. 9, 17-19. 1 Kön. 10. 18-20., ist auf die alles übertreffende Pracht des königlichen Thrones Christi auf Zion ein Schluß zu machen. Auf der königlichen Zionsburg, wo Christus residirt, befindet sich ferner das königliche Reichsscepter, Ps. 45, 7. Ebr. 1, 8., das nicht dem falschen Melchisedek, dem Antichrist, sondern Jesu Christo gebührt, Ps. 110, 2., denn er ist von Gott zum Könige eingesetzt auf dem heiligen Berge Zion, Ps. 2, 6. Das Reichsscepter, das von längst her in der königlichen Zionsburg aufbewahret war, wird Christo Jesu übergeben und zugesandt, und das Königreich der Welt wird des Herrn und seines Christus, Off. 11, 15.; es befinden sich ferner auf dem himmlischen Berge Zion das heilige Salböl, das Oel der freudigen Aufhüpfung, womit Christus bei seiner Thronbesteigung gesalbet worden, Hebr. 1, 9. vergl. 1 Sam. 16, 1.13., und womit die Mitgenossen der Regierung Christi gesalbet werden, der heilige Geist, der deßwegen die Kraft aus der Höhe heißt, Luc. 24,49. Salomons Thron hatte einen Fußschemel, vor dem sich seine Unterthanen hinlegten (anbeteten), um ihre Ehrfurcht dem Könige zu bezeugen. Zum Schemel der Füße des Königes Messias wird Gott alle Feinde desselben noch hinlegen, und vorzüglich die antichristlichen Feinde, Ps. 110, 1., Matth. 22, 44. Hebr. 1, 13. K. 10, 13. Zum königlichen Hof und Schloß auf dem himmlischen Berge Zion gehören ferner die königlichen priesterlichen Ehrenkleider, in denen die Ueberwinder mit Christo wandeln sollen, Off. 3, 4. 5., und die Schlüssel des Königreichs der Himmel. Er selbst, der König Jesus Christus trägt, als Knecht seines Gottes, Jes. 42, 1., den Schlüssel Davids, Off. 3,7. Er hat also als erster Minister Gottes das Ehrenzeichen der obersten Gewalt im Hause Gottes, auf Zion und in dem Hause seines Königreichs; denn auf seine Schultern legt der Vater den goldenen Reichsschlüssel, Jes. 22, 22. und hiemit alle Herrschaft und alle Gewalt im Himmel und auf Erden, Matth. 28, 18. Die königliche Regierung faßt demnach auf dem himmlischen Berge Zion alles in sich, was im Himmel und auf Erden geschieht, sie faßt alles Unsichtbare und Sichtbare in sich, denn seitdem Jesus Christus bei seiner Himmelfahrt den Berg Zion in Besitz genommen hat, regiert er als souverainer König über Alles, was ihm, vermöge des Buches mit sieben Siegeln, übergeben worden ist, Off. 5 und 6., und die ganze neutestamentliche Oekonomie hat ihren Sitz auf diesem Berge, und wie ehemals David, nachdem die Bundeslade auf Zion versetzt worden, eine neue Einrichtung des Gottesdienstes und der Aemter machte, so hat auch Jesus Christus, sobald er sein Königreich auf Zion angetreten, im Himmel und auf Erden ganz neutestamentliche Anstalten getroffen, vergl. Ephes. 4, 11. 12., und von da an ging aus Zion das Gesetz aus, und alles, was im Himmel und auf Erden und unter der Erden geschehen muß, wird auf Zion beschlossen und decretirt, Off. 6. Wir Gläubige neuen Testaments empfangen nicht mehr unsere Gesetze vom Berge Sinai, sondern von dem himmlischen Berge Zion, Hebr. 12, 22-24., und dies wird auch künftig geschehen, Jes. 2, 3. Micha 4, 2., denn das Königreich der Himmel, so wie es jetzt im Himmel beschaffen ist, nach Off. 11, 10., wird nach dem Sturz des Drachen in den Abgrund, Off. 20, 2. 3., auf diese Erde und auf den irdischen Berg Zion herab verpflanzt werden, und dann wird dieser eine eigentliche und deutliche Abbildung von der Verfassung des himmlischen Berges Zions darstellen. Jedoch bleibt letzterer Berg immer der eigentliche Sitz Christi und seines Königreichs. Hier werden die Töchter Zions den König immer in seiner Schönheit sehen, Hohel. 3, 11. Jes. 33, 17., denn das Lämmlein hat seinen rechtmäßigen Stand auf dem Berge Zion im Himmel, Off. 14, 1., deßwegen heißt er mit Recht der König Zions, Jes. 62, 11. Zach. 9, 9., und dieser König ist unser König, Matth. 21, 5. Es war auch bei der ehemaligen königlichen Burg das Haus der Helden; in diesem befanden sich des Königs Feldobersten; denn David hatte die Verfügung getroffen, daß 12 Armee-Corps, jedes Corps von 24,000 Mann, jährlich die Aufwartung und den Dienst bei dem Könige auf Zion zu versehen hatten, 1 Chron. 28. Jedes dieser 12 Corps hatte einen General, 1 Chron. 29, 1., und auf jeden Monat mußte eines derselben auf den Berg Zion marschiren und vier Wochen hindurch die Aufwartung, die Posten und Wachen bei dem Könige und auf Zion zu versehen. Nach Verfluß eines Monats marschirte das Corps ab, und übergab dem Neuangekommenen Corps von 24,000 Mann seine Posten und Wachen; und auf diese Weise wechselten die 12 Armee-Corps, deren Gesammtheit aus 288,000 Mann bestund, jährlich mit der Aufwartung bei dem Könige und in dem königlichen Schlosse auf Zion ab. Aus diesem Vorbildlichen kann man schließen, daß es zur Herrlichkeit des höchsten Königes gehöre, auch einen Comitat um sich zu haben, nicht als Garde der Sicherheit, sondern als Ehrengarde, denn sogar auf den Thoren des neuen Jerusalems, das keinen Feind mehr zu befürchten hat, sind zwölf Engel, theils als Wache, noch mehr aber zur Ehre des Königes. Eben so ist es glaublich, daß Jesus Christus auf seiner Zionsburg eine große Ehrengarde habe, z. B. die 144,000, Off. 14,1-5., die dem Lämmlein nachfolgen und es begleiten, wo es auch hingeht; es ist um so mehr zu glauben, daß es eine Art von militärischer Verfassung in dem Himmel gebe, weil Gott sich den Herrn der Heerschaaren nennt, von Engelslagern und von feurigen Rossen und Wagen in der heil. Schrift die Rede ist, auch der Sohn Gottes als Fürst über das Heer des Herrn mit einem bloßen Schwert dem Josua erschienen ist, Jos. 5, 13. 14. In Off. 12, 7-9. wird selbst eine große Schlacht beschrieben und von einem Kriegführen zwischen Michael und dem Drachen; hier ging es ja ganz militärisch zu, und wann der auf dem ewigen Pferde kommt zur Schlacht wider das Thier, Off. 19, 11., so kommt er als Kriegsheld mit königlichen Diademen, mit einem in Blut gefärbten Oberkleide, mit einem Schwert, und die Kriegsheere, die im Himmel sind, folgen ihm nach auf weißen Pferden, Off. 19, 14. In dieser Stelle heißt es nun deutlich, daß nicht nur ein Kriegsheer, sondern Kriegsheere, d. i. Armeen, im Himmel sind; man kann es übersetzen durch militärische Heere. - Es befindet sich also ein starkes Militär im Himmel; Heere, die nach militärischer Art organisirt sind, und als kriegerische Heere den Herrn zur Schlacht begleiten, wann aber das Wort, das in 1 Cor. 15, 24-28. steht, erfüllt wird, so hört auch diese himmlische kriegerische Verfassung auf, und ein ewiger Friedensbund tritt ein. Es ist zu vermuthen und aus dem Vorbildlichen zu schließen, daß diese himmlischen Kriegsheere, die aus auserlesenen, Off. 17, 14., auferstandenen Heiligen ohne Zweifel bestehen, sich auf dem Berge Zion, bei und in der königlichen Zionsburg, im Haus der Helden sich befinden, und die Ehrenwache und die Aufwartung bei dem König aller Könige haben und ihn begleiten, wo er hingeht, Off. 14, 4. vergl. K. 19, 14., denn eine solche königliche Bedienung und Ehrengarde gehört ebensowohl zur königlichen Würde, als Thronen, Kronen und Scepter; wann David in den Krieg wider die benachbarten heidnischen Könige und Armeen auszog , so war es eben der Berg Zion, von welchem er mit seinen Helden und Feldobersten, mit seinen Garden und Kriegsheeren auszog, und wann der König aller Könige wider seine Feinde, wider das Thier und die Könige der Erden in Krieg zieht, so ist es die Burg auf dem himmlischen Berge Zion, aus welcher er mit den ihn begleitenden himmlischen Kriegsheeren daher zeucht, Ps. 110. Seine Feinde sind das Thier und die Könige der Erden sammt ihren Armeen, die von dem falschen Propheten verführet worden; das Thier tritt als ein falscher Melchisedek auf, und setzt sich in den Tempel Gottes, 2 Thess. 2, 4., und auf den Berg des Stifts, nämlich auf den irdischen Berg Zion, Jes. 14, 13. 14.; wider diesen falschen und maskirten Melchisedek, der das Haupt ist über große Lande, Ps. 110, 6. und wider die mit ihm verbundene Könige, Ps. 110, 5. Ps. 2, 2. 3. Off. 19, 19-21., zeucht der wahre Melchisedek, der König Zions, aus seinem königlichen Schlosse auf Zion aus, und tritt den Feldzug an wider seine Feinde, und hält die große Schlacht; zugleich kommt er aus Zion als Gott seinem Volke Israel, und wird abthun das gottlose Wesen von Jakob, Röm. 11, 26., weil Johannes das Lämmlein zu der Zeit auf dem Berge Zion stehen sah, als ihm kurz zuvor das andre Thier gezeigt worden, wie es aus der Erden aufstieg, Off. 13, 11. vergl. Off. 24, 1. und der Drache durch das erste und andere Thier Krieg führet mit denen, die da bewahren die Gebote Gottes, und haben das Zeugniß Jesu, Off. 12, 17., so ersehen wir aus diesem Zusammenhang, daß dem Volke Gottes die eigentliche Hülfe wider das Thier von dem himmlischen Berg Zion herab kam, denn das Thier aus dem Abgrund streitet wider Christum, den Sohn Gottes, deßwegen wird die Hülfe aus Zion mehreremal gerühmt, Ps. 14,7. Ps. 53,7. Der Berg Zion, und also das Königreich Christi, hat seine eigenen Feinde vorzüglich an dem Thier und den Königen der Erden, Ps. 2., sowie auf der andern Seite sein Priesterthum, das er als der Sohn Gottes hat und führt, Hebr. 5,1-10., seine Feinde an den Hohenpriestern und an der sogenannten Geistlichkeit findet, vergl. Act. 4, 26. 27. Nicht nur aber unsere Hülfe wider die Feinde kommt aus Zion, sondern das Heil, das von den Lämmlein den Seligen drüben geleistet wird, stehet in Verbindung mit dem himmlischen Berge Zion. Das Lämmlein wird sie weiden und leiten zu den Lebenswasserbrunnen, Off. 7, 17. Dies geschieht auf dem Berge Zion, denn wie ehemals die Könige David und Salomo bei Solennitäten das Volk bewirtheten und freie Tafel gaben, so wird auch das Lämmlein auf seinem Berge Zion an seinem königlichen Hofe und in seinem königlichen Palaste sie bewirthen, vergl. mit Luc. 22, 29. 30. Er wird ihnen mit den köstlichsten Speisen und kostbarsten Getränken, mit dem verborgenen Manna und mit Lebenswassern aufwarten. Die prächtige Hofhaltung und die kostbaren Tafeln Salomonis, unerachtet alles von Gold war, 2 Chron. 9,26., ist doch nur Schattenwerk gegen der außerordentlichen Pracht, Herrlichkeit und Kostbarkeit der Hofhaltung und der Bewirthung auf dem himmlischen Berge Zion; alles ist Beweis, daß Jesus Christus der Höchste unter den Königen ist, und daß die königliche Burg und Hofhaltung auf Zion alle Residenzen und Pracht aller irdischen Monarchen himmelweit übertreffe. Salomo hatte ferner auf Zion prächtige Gärten, vergl. Neh. 3, 15., Lustwälder und verschiedene Lusthäuser anlegen lassen, die zum Vergnügen, zu Ergötzlichkeiten und zum Ausruhen dienten; wer sollte nun glauben, daß es an solchen paradiesischen Gärten, Anlagen, Lustwäldchen und Lusthäusern auf dem himmlischen Berge Zion mangeln sollte? vergl. Off. 2, 7. K. 22,1.3.14., Luc. 23,43. Hier sind die paradiesischen Gärten, Ströme und Bäume, zu welchen die Seligen geführet werden von dem Lämmlein, hier sind die Bäume und das Holz des Lebens, von denen ihnen das Lämmlein zu essen gibt, vergl. Off. 7,10-18. Jes. 35, 10. K. 25, 6. K. 49, 10. K.54, 11. K. 65, 9. 13. 14. K. 61, 3., denn der Regen kommt aus Zion, Ps. 133, 3. Ps. 134, 3. und alles Gute, das der irdische Berg Zion inskünftige noch zu genießen hat, geht jetzt schon auf dem himmlischen Berge Zion, nach Off. 12, 10. in volle Erfüllung, und dieser himmlische Segen ergießt sich alsdann auf den irdischen Berg Zion im tausendjährigen Reiche. Außer dem königlichen Palast des Messias enthält der himmlische Berg Zion noch viele andere vortreffliche Wohnungen, denn hier halten sich die Geister der vollendeten Gerechten auf, die in der Zeit des neuen Testaments nach dem Tode Christi ihren Lauf auf Erden vollbracht haben und mit ihrem Tode vollendet worden sind, die ihre Vollendung dem Blute des Lämmleins zu danken haben; auf dem irdischen Berge Zion erbaute David eine neue Stadt, wodurch Jerusalem sehr vergrößert wurde, sie hieß die obere Stadt und die Stadt David's, sie war der höchste, vornehmste und ansehnlichste Theil von Jerusalem, weil sie das königliche Schloß und das Gezelt mit der Bundeslade sammt andern Palästen der Staatsbedienten in sich faßte; ob auf dem himmlischen Berge Zion ein Theil des himmlischen Jerusalems sich befinden, kann man aus dem Vorbilde schließen, vergl. Joh. 14, 1-3. Johannes beschreibt das neue Jerusalem ausführlich in Off. 21,22., hingegen bei der Meldung des Berges Zion, Off. 14, 1. sagt er nichts von der Stadt, unerachtet Berg und Stadt ein Ganzes ausmachen, Hebr. 12, 22 - 24., wie vormals Zion und Jerusalem; ob nun schon Joh. in Off. 14, 1. weiter nichts meldet, als allein der Berg Zion, so setzt er doch bei den sieben Gemeinen als bekannt voraus, daß sie aus dem alttestamentlichen Vorbilde auf die Beschaffenheit dieses Berges schließen können, daß solcher seine Wohnungen habe, und wenn er sagt, er habe mit dem Lämmlein 144,000 auf demselben stehen sehen, so kann man zugleich hieraus abnehmen, daß diese 144,000 auf diesem Berge ihre Wohnungen sammt dem Lämmlein haben. Wahrscheinlich bewohnen diesen Berg die edelsten Gläubigen des neuen Testaments, wie aus Ps. 15 und Ps. 24, 3 - 5. erhellet; denn er ist eine Wohnung der Gerechtigkeit, vergl. Jer. 31.23.; wer wird wohnen auf dem Berge deiner Heiligkeit? der da wandelt vollkommen und wirket Gerechtigkeit, und der redet Wahrheit in seinem Herzen; wer nicht nachtheilige ^ Reden auf seiner Zunge führet, seinem Nächsten kein Böses thut, und keine Schimpfreden ausläßt wider seinen Nächsten; wer den Gottlosen nicht achtet, sondern ehret die Gottesfürchtigen; wer da schwöret dein Nächsten und es nicht ändert; wer sein Geld nicht hingibt nm Zinsen, und nimmt nicht Geschenke wegen dem Unschuldigen; wer diese Dinge thut, der wird einen eigenen Platz und Sitz haben auf diesem heiligen Berge, und der wird ewiglich nicht beweget werden, sondern wohl und sicher bleiben; diejenigen, welche hier wohnen, heißen deßwegen Söhne Zions, Ps. 149,2., und Töchter Zions, Hohel. 3,1.- Er heißt der heilige Berg, der Berg der Heiligkeit, Ps. 2, 6., Joel 3, 17., Zach. 8, 3. und der Herr selbst sagt von ihm: der Berg meiner Heiligkeit. Heilig wird derjenige Ort genannt, an dem der Herr oder die Herrlichkeit des Herrn sich offenbart, 2 Mos. 3, 2 - 6. 2 Petr. 1, 16 - 18. Das himmlische Jerusalem aber wird, wie der Berg Zion von der Herrlichkeit des Herrn erleuchtet, vergl. Jes. 4, 8. K. 60, 19. 20. Off. 21,23. K. 22, 5. Es ist die Herrlichkeit, die dem Moses erschien, 2 Mos. 3,2. 6. Ihr Ort sind die höchsten Gegenden, nämlich die Stadt Gottes und der Berg Zion, da sie wohnt, Luc. 2, 14. K. 19, 38., und wenn sie von dem himmlischen Berge Zion herabkommt auf den irdischen Berg Zion, als den Sitz des Königreichs Christi auf Erden, Jes. 60, 1. 2., so macht sie denselben aufs Neue wieder zu einem Berg der Heiligkeit; indessen ist und bleibt der irdische Berg Zion immer der Ort, aus welchem anbricht der schöne Glanz Gottes, Ps. 50, 3., und deßwegen ist es der Ort, da der Herr angebetet und sein Name verkündigt wird, vergl. Jer. 50, 10., vergl. Off. 19, 1-8. Ps. 102,22. Was die Lage und natürliche Beschaffenheit des himmlischen Berges Zion betrifft, so ist er nicht nur ein großer und hoher Berg, sondern er ist auch, wenn Himmel und Erde vergeht, unbeweglich und unerschütterlich, denn er gehört zu den Werken Gottes, die nicht bewegt noch verrückt werden, Hebr. 12,22 - 24. vergl. V. 26 - 28. Ps. 125, 1., er ist keiner Naturrevolution unterworfen; seine ewige Dauer und Festigkeit hat ihren Grund in der Gerechtigkeit, weil keine Ungerechtigkeit hier stattfindet, sondern dieser Berg, wie der neue Himmel und die neue Erde, lauter Gerechte zu Einwohner hat, 2. Petr. 3,13. Jer. 31,23., wie der Thron Christi ewig ist, weil er geliebet hat die Gerechtigkeit, Hebr. 1, 8. 9. Der Berg Zion hat also eine ewige Dauer; denn nicht sowohl die Gesetze der Natur sind die Ursache der Veraltung Himmels und Erden und der Vergänglichkeit der Werke auf Erden, sondern die Ungerechtigkeiten und Sünden, die auf Erden begangen werden und bis an den Himmel reichen, vergl. Off. 18,5. Der Berg Zion im Himmel ist mit den unsichtbaren Dingen von Gott erschaffen worden, Col. 1,16. Off. 4, 11. (vergl das alles mit K. 5, 13.). Er ist mit der Stadt Gottes durch den Erstgebornen geschaffen worden, Col. 1, 16., nämlich durch den Sohn, Hebr. 1, 1.2., der der logos (das Wort) ist, Joh. 1,1 - 3., und als der logos mit der gesammten Schöpfung und mit allen Geschöpfen in der nächsten Verbindung stehet. In Betreff der Lage des irdischen Berges Zion wurde oben bemerkt, daß, nach der damaligen Lage der bekannten Welttheile, die Alten behauptet haben, daß der Berg Zion sammt der Stadt Jerusalem in der Mitte des Erdkreises gelegen seie; und wir haben Ursache, aus Gründen der heiligen Schrift zu glauben, daß der große und hohe himmlische Berg Zion mit der Stadt Gottes in der Mitte der Himmel und des Umkreises derselben liege, daß er der Central- und Vereinigungspunkt aller unsichtbaren und überhimmlischen Gegenden, Geschöpfen und Seligen ist, und daß von diesem Mittelpunkt, nämlich dem himmlischen Berg Zion und der Stadt Gottes aus, alle Güter des Heils und der Seligkeit in alle Himmelsgegenden ausfließen; alle Seligen und Geister, die in den Himmeln in Hütten wohnen, liegen als die himmlischen Heerlager in einem Kreis rings um die Stadt Gottes und den Berg Zion umher, wie ehemals die zwölf Stämme Israels in ihrem zwölf Stunden im Umkreis in sich fassenden Lager rings um die Stiftshütte herum lagen und diese in der Mitte hatten, denn der Herr wollte an keinem andern Ort des Lagers, als gerade in der Mitte seines Volks und in der Mitte ihres Lagers wohnen, und hier seine Wohnung, die Stiftshütte, haben, wie aus folgenden Stellen erhellet: 2 Mos. 29,45,46. 3 Mos. 26, 11. 2l. 5 Mos. 23, 14. K. 26, 3l. Ezech. 37, 26. 27. K. 43, 7. 9. vergl. 48, 10. Joel 2, 27., was hier Luther durch unter übersetzt hat, das heißt im Hebräischen in ihrer Mitte. Selbst der Thron Gottes im himmlischen Tempel steht in der Mitte, rings umher sind die Aeltesten und die Nationenengel; auch Jesus wandelt in der Mitte der Gemeinen, Off. 1, und K. 2. selbst in dem neuen Jerusalem ist der Thron Gottes und des Lämmleins ohne Zweifel in der Mitte der Stadt, Off. 22, 3. 2., so wie der hohe Berg und die Stadt gleichfalls in der Mitte der Oberfläche des neuen Erdbodens ist, vergl. Ezech. 5, 5. Ps. 74, 12., bis endlich die größte aller Verheißungen erfüllet wird. Ich will in ihnen wohnen und in ihnen wandeln, 2 Cor. 6, 16 - 18, vergl. 1 Cor. 15, 28. (Alles in Allem.) Ob ferner derjenige Theil des himmlischen Jerusalems, der auf dem Berge Zion liegt, da wo das Lämmlein seinen Stand hat, die obere Stadt genannt werde, und ob dieser Theil des Berges gegen Mittag der großen Stadt gelegen seie, läßt sich nicht bestimmen; übrigens müssen wir uns, wie ein gewisser Lehrer irgendwo spricht, von dem himmlischen Berge Zion einen sehr hohen Begriff machen, weil ehemals der irdische Berg Zion, derjenige Theil, der besonders Zion genannt wurde, der vornehmste Theil der Stadt Jerusalem war, und die Stadt Davids hieß, wo David und die übrigen nachfolgenden Könige residirten, und wo ihr königlicher Hofstaat wohnte; besonders dazumal, als zugleich die Bundeslade sich auf diesem Berge befand; nachmals aber, als der Tempel auf dem Berge Morijah erbaut ward, Heilten diese zwei Berge ihre Herrlichkeit mit einander, indem ein Theil der Herrlichkeit Zions auf den Tempelberg überging; unter David aber war das Königreich und das Priesterthum auf dem einigen Berg Zion vereiniget, wiewohl auch der Tempelberg ein Theil des Gebirges Zion war; der besondere Berg Zion aber ist auch dadurch merkwürdig, daß David, der hier residirte, so manche Psalmen, Gesänge und Loblieder im Geiste verfertigte, so manche Weissagungen und Aussprüche von Christi Leiden, Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und Königreiche hier in der obern Stadt auf seiner königlichen Burg, und also hier auf dem Berge Zion im prophetischen Geiste bekam und durch ihn geoffenbaret wurden. Der Berg Zion, sagt jener Lehrer, ist den Häuptern der Hörner, dem Thron des Drachen und des Thiers, Off. 12, und K. 13., auch den Bergen, auf denen jenes Weib sitzet, ja der Hure selbst entgegengesetzt. Nachdem Salomo den Tempel auf dem Berg Morijah erbauet, so ließ er über das tiefe Thal Millo, das zwischen dem Berge Zion und dem Tempelberge mitten inne lag, und die obere Stadt von Morijah und von dem Tempel trennte, eine Brücke oder Gallerie über das tiefe Thal bauen, die von dem königlichen Schloß auf Zion aus bis an den Tempel hin führte, wodurch also beide Berge mit einander verbunden wurden; die Bewohner der obern Stadt, der Stadt Zions, konnten wie der König selbst über diese Gallerie in den Tempel hinübergehen, um die Gottesdienste zu besuchen; sie soll mit schattigen Bäumen bepflanzt gewesen sein; das Thor des Tempels, durch welches der König, wenn er von seinem Zionsschloß herüberkam, in den Tempel hinauf ging, wird 2 Kön. 6, 11-19. das Trabantenchor genannt. Ohne Zweifel hat das königliche Trabanten-Corps, wenn es den König in den Tempel hinüber begleitet hatte, bei diesem Thor Wache gehalten, so lange der König sich im Tempel aufhielt. Oberhalb der Brücke war ein schöner Gang aus dem Holze Almuggim gemacht, da neben den Treppen zierliche Lehnen angebracht waren, damit Niemand, der aus der obern Stadt auf dieser Brücke in den Tempel hinüberging, hinunter fallen konnte; dieser Gang war eines der prächtigsten und bewundernswürdigsten Kunstwerke Salomon's, das die vorzüglichste Bewunderung der Königin aus Arabien erregte, 1 Kön. 10, 12. 2 Chron. 9, 11. 4. K. 29, 20. K. 34, 30. 2 Kön. 11, 19. 1 Kön. 8, 1. 4. Es hatte auch der König, wenn er aus seinem Palast in den Tempel herübergekommen, seinen besonderen Eingang in den Tempel, der Mebo oder des Königs Eingang hieß, und war prächtiger ausgeziert, als die übrigen Eingänge und Thore des Tempels. Wir wollen nun nicht bestimmen, in wie fern der himmlische Berg Zion und das königliche Schloß und die Stadt auf dem Berg mit dem himmlischen Tempel in Verbindung stehen, und wie weit beide, Zion und der Tempel, von einander entfernt liegen, aber so viel ist gewiß, daß der himmlische Berg Zion, auf dem Johannes das Lämmlein mit seiner Suite von 144,000 Personen stehen sah, Off. 14,1 - 5., von dem himmlischen Tempel verschieden, und beide nicht Eines und Ebendasselbe sind. Zuerst sah Johannes das Lämmlein in der Mitte des Thrones Gottes stehen, Off. 5,6. K. 7, 9.17.; dieser Thron aber ist in dem Tempel, Off. 7, 15. K. 16, 17. und der Tempel ist in dem Himmel, K. 14,17. In diesem Tempel aber befand sich zuerst das Lämmlein, hingegen nachgehends, als Johannes das Aufsteigen der zwei Thiere gesehen hatte, so sahe , er auch das Lämmlein stehend auf dem Berge Sion, jetzt war demnach das Lämmlein nicht im Tempel, so auf dem Berge Zion; von dem Berge Zion aus kam es darnach in den Tempel, und die 144,000 folgten ihm nach. Off. 14,4. Zuerst war es in der Ferne mit den Harfenspielern, darnach kam der solenne Zug näher, und endlich sind sie vor dem Throne Gottes, da sie ein neues Lied singen, V. 3. Die Ausdrücke: nachfolgen und wo es hingeht, geben zu erkennen, daß es ein sehr feierlicher Zug von dem Berge Zion aus in den Tempel gewesen sei, den Johannes sah, Off. 14,1-4., mit welchem der Zug des Königs Salomo etwas Aehnliches, aber nur im Schattenriß hatte, wenn er am Sabbath oder hohen Festtag von dem königlichen Schloß Zion aus über die Gallerie in den Tempel hinüberzog in Begleitung seines ganzen königlichen Hofstaates und seines Trabanten-Corps. Ueberhaupt aber dürfen wir glauben, daß die vortreffliche Beschaffenheit und die königliche Herrlichkeit der himmlischen Hofhaltung auf dem Berge Zion alle unsere menschlichen Begriffe weit übersteigen; kein Monarch der Welt kam dem Salomo gleich an Reichthum und Weisheit, und was Salomo an Schlössern, Lustgärten und kostbaren Gebäuden errichtete, waren lauter Meisterstücke; und dennoch war alle seine Herrlichkeit ein Schattenriß, wenn man sie vergleicht mit der Pracht, mit der Schönheit und mit der Kostbarkeit des himmlischen Berges Zion, mit der königlichen Hofhaltung und dem Hofstaat daselbst, und gewiß, wer einst gewürdigt wird, daselbst seine Wohnung zu erlangen, und in die königliche Zionsburg, in den Palast des Königs, den Eingang zu erlangen, und von der Höhe der Zionsburg aus die prächtigen Paläste Zions, die viele tausend goldene Paläste der Stadt Gottes, da immer einer den andern an prachtvoller Baukunst übertrifft, wenn er die paradiesischen Lustgärten, die Lusthäuser, die wie Krystalle so helle dahinströmende Lebenswasser, - wenn er die Heerlager der Seligen rings um den Berg Zion und um die Stadt Gottes herum in einer unermeßlichen fortgehenden Weite der Himmel betrachtet, - wenn er die tausendfache Schönheiten und den unaussprechlichen Reichthum und die Mannigfaltigkeiten der himmlischen Gegenden und Landschaften vor sich erblicket, - wenn er das majestätische Gebäude des himmlischen Tempels, - wenn er den feierlichen Zug des Lämmleins und der 144,000 aus der königlichen Zionsburg nach dem himmlischen Tempel mit anzusehen die Ehre hat, - wenn er den König Zions, den Ersten und Höchsten unter den Königen, auf seinem königlichen Throne mit der herrlichen Pracht seines Königreichs, mit allen seinen Ministern und Hofbedienten umgeben, in seiner Schönheit stehet, ja, wenn er zuschauet, wie das Lämmlein die Seligen auf seiner Zionsburg an seiner königlichen Tafel königlich bewirthet, Off. 7, 17., - wenn, er den Ueberwindern die Krone aufsetzt, ihnen die weißen Ehrenkleider anlegt und sie zu Reichsfürsten erklärt, sie zu Gouverneurs über zehn und über fünf Städten ernennt, ja sie zu Mitregenten ernennt und ihre Namen aus dem Lebensbuche, in welchem die Namen der Helden Davids verzeichnet sind, in solenner Versammlung öffentlich ablieset und bekennet, wer da Zuschauer oder gar Mitgenosse der Herrlichkeit ist, der wird erstaunen über der Größe und Hoheit des himmlischen Hofes, die keine Zunge auszusprechen, keine Feder zu beschreiben im Stande ist; denn was kein Auge gesehen, kein Ohr je gehöret, kein Gaumen gekostet hat, und was keinem Menschen, fast dem allerweisesten, dem Salomo nicht in's Herz gekommen ist, das hat Gott geschaffen, erbauet, hingestellt und bereitet denen, die ihn lieben; - wer endlich auf dem Berge Zion den Umfang der Regierung und der Gewalt Christi über Himmel und über Erden, über alles Sichtbare und Unsichtbare erblicket, und wie alles, was im Himmel und auf Erden geschieht, an dem himmlischen Hof auf Zion beschlossen, ausgemacht und decretirt wird, wie alle Kabinette der Erden-Monarchen diesem Zions-Kabinet ganz untergeordnet sind, und Krieg und Frieden, theure und fruchtbare Jahrgänge, Leben und Tod aller Menschen, des gemeinen Mannes und des Königes, hier im obern Kabinet auf Zion beschlossen und abgeurtheilt wird, wenn er den prächtigen Auszug mit ansieht, wie der König aller Könige, der Herr aller Herren mit seinen Helden und Kriegsheeren auf vielen tausenden von weißen Pferden aus seiner königlichen Burg in königlichem Ornat auszieht und wider das Thier streitet, und alle seine Feinde erlegt und das Königreich der Welt von jetzt an ihm zufällt, der wird bekennen müssen, daß der himmlische Berg Zion und der König Christus eine Herrlichkeit besitze, mit der gar nichts auf Erden verglichen werden kann! Welch' einen entzückenden Anblick wird nicht die Lage und der Prospect des himmlischen Zionsberges gewähren, wenn man von der königlichen Burg aus den ganzen Berg mit seiner mehr als 2000 Stunden im Umkreis fassenden rundenden Oberfläche, mit allen seinen prächtigen Palästen und Schlössern, mit seinen paradiesischen Anlagen, Lustgärten, Terrassen und Springbrunnen, mit seinen ausnehmenden Schönheiten, Pflanzen, Blumen, Lustgehölzen und das himmlische Jerusalem, deren Künstler und Architekt Gott selbst ist, in einem überschauenden Blick und Prospect vor sich liegen hat, wer sollte sich da enthalten können, auszurufen: wahrhaftig, der Berg Zion hat eine vortreffliche Lage! er ist eine reizende Höhe; er ist der Stolz und die Freude des Himmels! ja sein freuet sich der ganze Himmel, denn hier liegt die Stadt des großen Königes! Gott ist in ihren Palästen bekannt, daß er der Schutz sei! Groß ist der Herr und hochberühmt in der Stadt unseres Gottes auf seinem heiligen Berge, Ps. 48,1 - 4. Es gehört zwar der himmlische Berg Zion, sowie das himmlische Jerusalem den zwölf Stämmen Israels vorzüglich an, vergl. Off. 21, 12., deßwegen er gleichfalls der Berg Israels genannt werden kann, vergl. Ezech. 17, 23. K. 20, 40. Off. 7, 4. mit Off. 14, 1., und zwar so, daß der Berg sowohl als die Stadt Jerusalem allen zwölf Stämmen gemeinschaftlich ist und von dem ganzen Volk Israel als ein allgemeines Gut betrachtet und genossen wird; auch die obere Stadt auf dem alten Berg Zion hatte zwar ihre eigenen Bewohner, jedoch waren ihre Häuser und Paläste auch andern Israeliten, die vom Lande aus auf die hohen Feste kamen, gemeinschaftlich, und die Bewohner der obern Stadt waren verbunden, ihre Brüder in ihre Wohnungen aufzunehmen und zu beherbergen; wenn also schon der himmlische Berg Zion, oder wie wir sagen möchten, die obere Stadt allein von den 144,000 aus Israel bewohnt sein möchte, so ist doch die Herberge daselbst auch den übrigen seligen Israeliten nicht versagt, sowie auch die Thore des neuen Jerusalems nicht verschlossen werden, damit die Nationen von der neuen Erde auch in der Stadt Besuche machen können, und eben deßwegen werden auch die Seligen der unzählbaren Schaar, ob sie gleich keine Erstlinge sind, von dein Lämmlein auf den Berg Zion geführt, und daselbst geweidet und an die Lebenswasserbäche geleitet, Off. 7, 17., und in dieser Rücksicht konnte der Apostel zu gläubigen Israeliten ohne Unterschied sagen: Ihr seid hinzugekommen zu Zion dem Berge und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem überhimmlischen Jerusalem :e. Hebr. 12, 22-24., wenn an den hohen Festtagen alle Israeliten aus allen Ländern nach Zion reiseten und in Jerusalem zusammen kamen, so wurden sie theils in der obern Stadt, theils in den andern Theilen der Stadt beherberget, so lange das Fest währte, denn sie hatten ein gemeinschaftliches Recht an den Berg Zion und an die Stadt; weil nun die Gläubigen aus den Nationen dem Israel einverleibt sind, und Mitgenossen sind der Verheißung Gottes in Christo, Eph. 3, 5. 6., so haben auch alle andern Seligen aus aller Nation, Völker und Sprachen, Off. 7, 9. eine Ansprache an den himmlischen Berg Zion, wenn sie schon nicht auf demselben wohnen sollten; alle Gläubigen, die in der Zeit des neuen Testaments leben und abscheiden, gehören zu der Oekonomie Jesu, des Mittlers des neuen Testaments, und also zum Berge Zion; die künftige Zeit wird's noch klarer machen, wenn nämlich alle Nationen der Erde zum Berg Zion sich versammeln und den Herrn da anbeten werden, Off. 15, 4. Jes. 2,2.3. Micha 4,1.2., auch alle Israeliten werden sich dahin versammeln, Jes. 68, 20. und diese Versammlung Israels und der Nationen ist ein liebliches Vorbild von dem, daß alle Errettete, die auf der neuen Erde wohnen, gewissen Antheil an der Stadt Gottes und an dem Berge Zion haben werden, wenn sie schon nicht daselbst wohnen. Wir aber, die wir noch auf Erden sind und im Glauben wallen, sind, sowohl als die gläubigen Hebräer, nach K. 12, 22 - 24., schon hinzugekommen zu Zion dem Berge und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neuen Testaments Jesu und zum Blute der Besprengung! Wir stehen schon jetzt wirklich in naher und genauer Verbindung mit der neutestamentlichen Oekonomie Christi auf dem Berge Zion; kein Gehege, wie ehedem am Sinai eines war, 2 Mos. 19, 23., macht eine Scheidewand, die uns von der Oekonomie des Berges Zion trennet; wir haben freien Zutritt dahin, wir sind Genossen jener Oekonomie, so gut wie unsere Brüder, die schon dorten sind; der neutestamentliche Bund Gottes bringt es mit sich, daß er uns als sein Volk auf seinen himmlischen Berg Zion pflanzt; du, Herr, wirst es auch vollführen und uns hinüber bringen und pflanzen auf dem Berge deines Erbtheils, den du, Herr, dir zur Wohnung gemacht hast, zu deinem Heiligthum, o Herr, das deine Hand bereitet hat; der Herr wird König sein immer und ewig, vergl. 2 Mos. 15, 17. 18. Seitdem jener alte Berg Zion aufgehört hat, der Ort der Versammlungen Israels zu sein, seitdem die alttestamentliche levitische Oekonomie von der neutestamentlichen wahren Oekonomie abgelöset worden, von dem Tode und von der Himmelfahrt Jesu Christi an, von da an ist der himmlische Berg Zion mit seiner herrlichen und lieblichen Verfassung durch den Mittler des neuen Testaments geoffenbaret worden, und unser Mittler führt uns dahin; wir sind schon so nahe dabei, daß wir, wenn uns die innern Augen geöffnet würden, wie der Apostel es im Geiste sahe, Hebr. 12, 22. ausrufen würden: Ei, wie nahe sind wir dem himmlischen Berg Zion, nur noch den Vorhang weggethan, so sind wir dorten; wegen dieser so nahen Verbindung ist der Zustand eines jeden neutestamentlichen wahren Christen so ausnehmend herrlich, daß er sich jetzt schon als ein wirkliches wahres Mitglied jener himmlischen Gemeinschaft und Hofhaltung der Stadt Gottes und des himmlischen Berg Zions wahrhaftig ansehen darf; er kann und soll mit allem Recht sich zusprechen und sich also aufmuntern: du bist wirklich hinzugekommen zu der himmlischen Curia und Hofhaltung auf Zion und im himmlischen Jerusalem, du bist in wirklicher Gemeinschaft und schon in dem Umgange mit den Myriaden Engeln und mit der Gemeine der Erstgebornen, mit dem Richter, dem Gott Aller; du stehst am himmlischen Berge Zion, und stehst wirklich schon in der Gemeinschaft mit den Geistern der vollendeten Gerechten; du stehest in Gemeinschaft und in dem Umgange mit Jesu, dem Mittler des neuen Testamentes und mit dem Blute der Besprengung; dies alles ist ein gemeinschaftliches Gut, das mir und dir so wohl angehört, als denen, die schon vollendet und drüben sind; so gut hatten es die Gläubigen alten Testaments nicht; wie lange mußten sie nicht auf die Vollendung warten, Hebr. 11, 39. 40., und was wird der volle Uebertritt in jene himmlische Oekonomie nicht bei uns für Freude machen, wenn wir mit einem Schritt vollends drüben sind! Wird nicht auf deinem Sterbensbette, bei deinem Abscheiden , ein Heller Blick in diese himmlische Hofhaltung sein, ein Blick auf den himmlischen Berg Zion und auf die Stadt Gottes, auf deine Brüder aus dem alten und neuen Testament, die drüben sind, ein Blick auf die Engelversammlung, auf den Richter, den Gott Aller, ein Blick auf die Geister der vollendeten Gerechten, auf den Mittler des neuen Testaments Jesu und auf das Blut der Besprengung; wird, sage ich, nicht der Prospekt auf dies Alles dir bei deinem Hingang weit mehr austragen, als das irdische gelobte Land, das der Herr dem Moses wenige Stunden vor seinem Abscheiden auf der Höhe Nebos zeigte? 5 Mos. 34, 1-5., denn Moses, setzte der Herr hinzu, du hast es mit deinen Augen gesehen, aber du sollst nicht hinübergehen, V. 4. Bei uns aber heißt es nun: du sollst jetzt, wie du geglaubt hast, hinübergehen auf den; himmlischen Berg Zion, und die Wohnung beziehen, die dir Jesus bereitet hat, Joh. 14, 2.3., und wenn die in gewisser Rücksicht abgesonderte Oekonomie des Sohnes auf Zion die bestimmte Zeit hindurch vigiret hat, bis nämlich alle Feinde aufgehoben sind, 1 Cor. 15, 24-28., und beide Oekonomien, die des Vaters und die des Sohnes, mit der des heiligen Geistes in Eines zusammen fließen in dem neuen Jerusalem, Off. 22, 3. K. 21, 22., so wirst du in der Stadt Gottes mit Gott und dem Lämmlein ewig wohnen auf dem großen und hohen Berg, auf dem sie erbauet ist, und dies ist das Ziel deiner Bestimmung! dahin will es die Oekonomie der hochheiligen Dreieinigkeit mit dir bringen! dies große Werk hat bei deiner Taufe den Anfang genommen, und in dem neuen Jerusalem wird's in seiner Vollendung dastehen! und dies Alles aus freier Gnade Gottes, vermöge seiner ewigen Erwählung, in die er dich aufgenommen hat! und gewiß, er wird nicht ruhen, er bringe es dann zu Ende! Nun, so lasset uns Gott und dem Lämmlein für seine unaussprechliche Liebe, wodurch er uns zu dem so seligen Ziel führet, mit innigstem Herzen danken! denn auch wir werden vielleicht bald ausrufen können: er brachte sein Volk zu diesem Berge, vergl. Ps. 78, 54. Ja gewiß, die Erlöseten des Herrn werden wieder kommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg müssen, vergl. Jes. 35, 10.; kommen werden wir und auf der Höhe in Zion jauchzen, vergl. Jer. 31, 12. Indessen bitten wir den Herrn, der ehemals sein Volk in der Wolken- und Feuersäule durch die Wüste geleitet, 2 Mos. 12, 21. 22. Ps. 78, 53. 54., und sie nach Zion geführet hat, sende auch mir dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berge und zu deiner Wohnung, Ps. 43, 3., und bis wir dahin gekommen sind, so lasset uns in unserer Wallfahrt einander täglich ermuntern, und einer dem andern zurufen: Auf, und lasset uns gen Zion reisen, zu dem Herrn, unserm Gott. Vergl. Jer. 31, 6.

Quelle: Johann Friedrich Oberlin's gesammelte Schriften

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