Nagel, Gustav Friedrich - Gott wirkt in den Glaubenden
In allen Gelöbnissen und sittlichen Selbstaufraffungen steckt ein Rest von Selbstvertrauen. Und darin liegt der große Irrtum. Der Glaube an Christum löst uns von uns selber. Er bedeutet den Verzicht auf das Schöpfen aus eigenen Quellen. Der Glaubende hört auf, mit sich selber zu rechnen. Er setzt den Fuß, ob auch zitternd, auf den Felsengrund der Verheißung. Er überläßt sich Christo und seiner allmächtigen Hand. Er weiß sich ihm anvertraut und rechnet mit dem Zusammenhang mit ihm. So kehrt der Glaubende sich selber den Rücken; er läßt fortschreitend sich selber fahren und ergreift Christum. Er weiß um seine Vertrauensunwürdigkeit, um sein bodenloses Unheil. Welch ein Unterschied, ob ein Mensch im Selbstvertrauen einsetzt mit guten Vorsätzen, oder ob er sich entschließt, Christo zu vertrauen! So laßt uns denn Schritte tun auf dem Glaubensweg! Laßt uns den Glaubensschild ergreifen! Sonst hilft gar nichts, und nichts führt aus der Not, der Knechtschaft, dem peinvollen Darben. Aber der Glaubende kommt vom Fleck. Es gilt dem Glaubenden: Dir wird geholfen werden und „so du glauben würdest, würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen“.
Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1925