Nagel, Gustav Friedrich - Der errettende Heilsglaube
Der errettende Heilsglaube kann immer nur da bestehen, wo das Selbstvertauen in seinem geheimsten Grund angegriffen und zerbrochen ist. Er kann nur bestehen auf den Trümmern unserer Selbstherrlichkeit. Aus dem vergifteten Grunde unserer Selbstherrlichkeit droht dem Heilsstand immer neue Gefahr. Es tut schärfste Wachsamkeit not, um sie zu erkennen. Sonst geschieht es unvermerkt, daß wir das Heil halb in Christus und halb in uns selber suchen. Damit aber entwerten wir den Heilsgrund, der uns trägt. Wir verleugnen Christus und seine Gnade, wenn wir Segnungen irgendwelcher Art zur Selbstverherrlichung mißbrauchen.
Gewiß soll es dem Glaubenden nicht fehlen an „Früchten der Gerechtigkeit“. Gewiß sollen „Ströme lebendigen Wassers“ von ihm ausgehen. Aber Wurzel und Quell allen Wachstums bleibt Christus. Damit seine Gnade verherrlicht werde, wird das Volk der Glaubenden mit seinen Gaben überschüttet. Seine Gebete werden erhört und es steht in dem Erleben der Wunder der Gnade, damit es etwas sei „zum Preise der Herrlichkeit dieser Gnade“ (Epheser 1,6). Wo man heilige Dinge in den Dienst des Selbstvertrauens zieht, da entwertet man sie in ihrem Kern. Da geschieht Abfall von der Gnade ins Gesetz, aus dem Glauben ins Eigenwirken. Nur vom Boden der „Bettelarmut im Geist“ kann man das Geschenk der Gottesgerechtigkeit in Christus ergreifen. Nur von diesem Boden aus kann man es festhalten, und mit geöffnetem Ohr kann man es immer neu hören und beglückend gelten lassen: „Christus ist uns gemacht zur Gerechtigkeit und Heiligung.“