Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 27. Das Sehen der Gnade.

Apostelgesch. 11,23.
Da Barnabas hingekommen war und die Gnade Gottes sah, ward er froh und ermahnte sie alle, dass sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben wollten.

Gnade kann gesehen werden. Sie lässt ihr Licht scheinen.

Gnade muss gesehen werden. Ist sie irgendwo, ohne dass man sie sehen kann, so ist dies ein Zeichen, dass sie noch gar schwach ist. Wo sie kräftig wirkt, da bleibt sie nicht verborgen.

Und woran kann man die Gnade sehen? Bei einem jungen Christen werden, vor allem wenn, wie es in unserem Text der Fall ist, eine große Anzahl glaubt und sich bekehrt, die Kennzeichen der Gnade andersartig sein, als bei einem mehr geförderten Christen. An der Traurigkeit über die Sünde, an der Absonderung von der Welt, an dem Bekenntnis der Hingabe an den Herrn, an dem freudigen Eifer in seinem Dienst, an der liebevollen Zugehörigkeit zu Gottes Volk, an alle dem erkennt man die Gnade in den Anfängen ihres Wirkens. Wird auch nicht jede Blüte zur Frucht, wird auch nicht jede Frucht reif, der Landmann freut sich doch sehr und dankt doch Gott dafür, wenn die Bäume mit Blüten bedeckt sind.

Dann wird die Gnade wieder gesehen an dem stillen treuen Aushalten in dem Streit gegen die Sünde, an dem stillen treuen Festhalten an der Gemeinschaft mit dem Herrn. Barnabas ermahnte die Neubekehrten, dass sie mit festem Herzen bei dem Herrn bleiben sollten, oder, dass sie, wie es im Kapitel 14,43 heißt, bei der Gnade Gottes bleiben möchten. Die Sache war ja noch im ersten Anfang. So herrlich es darum für mich ist, in einer Zeit der Erweckung die Lebendigkeit und Freude der jungen Bekenner zu sehen, so herrlich ist es auch, wenn auch später alles viel stiller ist, zu vernehmen, wie z. B. ein Kind in den Mühen des gewöhnlichen täglichen Lebens durch Bedachtsamkeit, Fleiß, Gehorsam, Selbstverleugnung und Liebe zu Gottes Wort deutlich zeigt und zur Anschauung bringt, dass Gnade in ihm ist.

Bei einem mehr geförderten Christen kann man an anderen Kennzeichen sehen, dass er Gnade besitzt. Wenn ein Mann in Demut und Liebe das Bild seines Herrn zur Anschauung zu bringen sucht, indem er sich Mühe gibt, selbst Unrecht zu ertragen, wie Jesus es tat (siehe 1. Petr. 2,19,24), wenn er für Gott, seinen Nächsten und das Königreich Gottes in der dienenden Liebe lebt, welche sich selbst für nichts achtet (Luk. 22,27. Joh. 13,13-15), wenn er sich in allen Dingen der Herrschaft des Geistes der Welt entzieht und sich der Herrschaft der Gnade ergibt als ein Mann, welcher ganz und gar von ihr geleitet werden will, o, dann kann man die Gnade bequem und herrlich an einem Solchen sehen.

Nur dürfen wir nicht meinen, alle Menschen könnten Gnade sehen. „Er hat unter uns gewohnt“, sagt Johannes, und „wir sahen Seine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit.“ Und doch haben die Obersten dieser Welt dies nicht gesehen. 1. Kor. 2,7,8. Ja, nicht einmal alle Christen können Gnade sehen. Sie haben immer noch ein Bedenken, oder einen Zweifel. Die köstlichste Salbe gefällt ihnen nicht, weil noch eine tote Fliege darin liegt. „Da Barnabas die Gnade sah, ward er froh“ und dann heißt es weiter: „denn er war ein guter Mann und des heiligen Geistes voll.“ Er hatte Augen, um die Gnade zu sehen.

Hieraus ergeben sich zwei große Lehren. Die erste ist diese: Lieber Christ, rede nicht nur von Gnade, nein, zeige auch Gnade! Gib dich ihr ganz und gar hin! Vertraue dich ihr mit ganzem Herzen an, indem du darauf rechnest, dass sie dich ganz übernimmt! Werde von ihr voll! Man wird sie an dir schon sehen.

Doch, dass wir es recht verstehen: Es ist Gnade, welche gesehen werden muss. Es wäre denkbar, dass jemand in vieler Hinsicht die Früchte eines gottesdienstlichen Lebens zeigen könnte, ohne dass gerade Gnade bei ihm sichtbar würde. Die Merkmale der Gnade aber sind leicht zu nennen.

Die tiefe Demut und die Niedrigkeit, welche sich selbst für nichts achtet, der Wunsch, Gott und dem Herrn Jesus allein die Ehre zu geben, die Kraft, mehr zu tun, als was die Natur vermöchte: das sind Merkmale, an denen wahre Gnade erkannt wird. muss gesehen werden, dass es wirklich Gnade ist. Wer das versteht, weiß auch mit einem Schlag, wie er dazu kommt, dass man Gnade an ihm sieht: Er muss einfach viele Gnade haben. Er muss in seinem Innersten lange vor dem Thron der Gnade stehen. Er muss mit dem Herrn Jesus, dem einzigen Spender der Gnade, in inniger Verbindung leben. Das Leben Jesu ist eigentlich selbst die Gnade. So muss er sich ganz und gar Jesu ergeben, damit sich das Leben Jesu in seinem sterblichen Leib offenbare. 2. Kor. 4,10.11. Dann empfängt er aus Jesu Fülle Gnade um Gnade. Und dann kommt es von selbst es kann ja nicht anders sein dass man die Gnade an ihm sieht.

Die zweite Lehre ist die: Lieber Christ, halte deine Augen offen, damit du überall, wo auch nur eine Spur von Gnade sich findet, dieselbe sehen, dich über dieselbe freuen und für dieselbe Gott danken kannst! Fehler bei andern zu erkennen, ist leicht und oft sehr sündlich. Aber Gnade zu erkennen, ist eine Tätigkeit, welche zur Verherrlichung führt. Er gibt Gnade, auf dass die überschwängliche Gnade durch Vieler Danksagen Gott reichlich preise. 2. Kor. 4,15; 9,12.13. Ein Mann, welcher stets wie Barnabas leben möchte, führt also ein Leben der Freude und der Verherrlichung Gottes. Zugleich ist sein Leben ein Leben des Segens für Andere. Dieselbe Gesinnung, welche die Gnade auch da erkennt, wo sie noch schwach ist, wird ja auch suchen, dieselbe zu ermutigen, wie Barnabas die Schwachen ermahnen bei dem Herrn zu bleiben, und so denen viel nützen, welche durch Gnade geglaubt haben.

Herr, lehre uns, stets so zu leben, dass man Gnade an uns sehe und dass es unsere Freude sei, Gnade an Anderen zu sehen!

„Gott kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.“

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