Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 9. Das Suchen und Finden des Glaubens.
Luk. 11,9. Suchet, so werdet ihr finden.
Dieses Wort ist eine Verheißung Jesu und darum ganz gewiss. Sowohl Seine Wahrhaftigkeit und Treue, als auch Seine Sünderliebe sind das Unterpfand, dass ein jeder, welcher wirklich sucht, auch ganz gewiss findet. Trotzdem gibt es so viele, welche allem Anschein nach aufrichtig und ernstlich suchen und doch klagen, dass sie nicht finden. Woher kommt das? Ein Hauptgrund ist unter anderem der, dass sie eigentlich gar nicht wissen, was Finden ist. Sie machen sich vom Finden eine ganz verkehrte Vorstellung, so dass sie vielleicht bereits gefunden haben und trotzdem immer noch am Suchen bleiben. Und das erklärt sich vor allem aus der Tatsache, dass sie nicht verstehen, dass nicht allein das Suchen und Bitten, sondern auch das Finden im Glauben geschehen muss.
Ich habe z. B., um im Gleichnis zu reden, eine große Schuld und bin dem Gefängnis verfallen, weil ich nicht bezahlen kann. Ich suche nach einem Bürgen und kann nirgends einen finden. Da bekomme ich von einem Freunde einen Brief. Dieser Freund hat von meiner Verlegenheit gehört und teilt mir mit, er wolle mein Bürge sein, und nächstens kommen, mir zu helfen. Sage ich nun nicht: „Ich habe einen Bürgen gefunden?“ Und dies sage ich nur im Glauben. Ich habe den Mann noch nicht gesprochen, ich habe das Geld noch nicht empfangen, weil ich aber seinem Schreiben Glauben schenke und an sein Wort mich halte, darum sage ich: Ich habe einen Bürgen gefunden. Mit diesem Glauben kann die Erfahrung in Streit geraten. Vielleicht werde ich um meiner Schuld willen ins Gefängnis geführt. Vielleicht will meine Erfahrung, wenn ich mich in demselben umsehe, schon sagen: Ich habe noch keinen Bürgen. Der Glaube aber sagt: Ich habe einen Bürgen gefunden, ich weiß, dass mein Freund ganz gewiss kommen wird, ich brauche nur noch ein wenig zu warten, dann trifft er zu meiner Befreiung ein. Die Erfahrung kommt eben erst, wenn man bereits gefunden hat.
Nicht anders geht es mit dem Finden des Herrn Jesus. Der Sünder, welchem die Augen für seine Sünde aufgegangen sind, sucht überall rings um sich her nach einem Bürgen, seine Schuld bezahlen und seine Seele retten zu können, allein er findet einen solchen nirgends. Da trifft ihn das Wort Gottes mit seiner Botschaft: Christus ist die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt. Die Seele braucht dieses Wort nur anzunehmen, so hat sie im Glauben den Retter gefunden. Je mehr sie sich mit diesem Worte beschäftigt, um die Überzeugung zu gewinnen, dass diese Heilsbotschaft auch für sie bestimmt ist, desto lebendiger wird auch ihre Überzeugung: Der Seligmacher ist auch für mich da, Gott hat es gesagt. Und schließlich lernt sie sich rühmen: Ich habe den Heiland gefunden. Siehe, dazu kommt sie einzig und allein durch den Glauben an das Wort. Möglicherweise bleibt ihre Erfahrung noch eine Zeitlang mit ihrem Bekenntnis in Streit. Sie fühlt sich ja oft so sündig, unrein, Gott entfremdet, wie in einem dunklen Gefängnis und fragt: Warum steht es nur so mit mir, wenn ich doch wirklich den Heiland gefunden habe? Indessen erinnert sie sich dessen, dass das Finden des Erlösers vor der Erfahrung der Erlösung stattfindet. Sie tröstet sich in dem Gedanken, dass der Herr durch einen solchen Glauben, welcher Sein Wort als Wahrheit festhält, geehrt wird, und dass ein solcher Glaube gerade durch die Zeit der Prüfung auf selige Erfahrungen vorbereitet wird. Stets kommt zuerst das Finden und Annehmen, welches im Glauben und durch Glauben geschieht. Später folgt dann die Erfahrung.
Suchende Seele! Jesus ist zu finden. Er ist nicht fern von dir. Du brauchst nicht lange zu suchen. Nein, Er ist dir ganz nahe, denn Er sucht dich. Glaube es nur und halte dich nur daran: „Jesus sucht mich und will mich zu Seinem Eigentum machen.“ Lass nur das Wort von Gottes Grade dein Herz erfüllen, dann wirst du auch bald im Glauben sagen können: „Ich habe Ihn gefunden, nach dem sich meine Seele sehnt, Jesum den Seligmacher armer Sünder.“