Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 13. Die Bußfertigkeit des Glaubens.

Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 13. Die Bußfertigkeit des Glaubens.

Luk. 5,8. Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.

Der Herr, unser Heiland, hatte dem Petrus Seine Herrlichkeit geoffenbart und den Glaubensgehorsam desselben: „Auf dein Wort will ich es auswerfen,“ wunderbar gesegnet. In demselben Augenblick hatte Er sich als den mächtigen Gebieter über die Natur und als den segnenden Freund der Seinen kund getan. Die Frucht und Folge von alle dem war, dass Petrus sich vor dem Herrn niederwarf und zu Ihm betend sagte: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Die Herrlichkeit des Herrn leuchtete ihm so hell entgegen und seine eigene Sündhaftigkeit wurde ihm so deutlich, dass er erstaunt und erschrocken diese Worte ausrief. Ein deutlicher Beweis, dass die Frucht wahren Glaubens eine immer tiefere Demütigung und Erkenntnis unserer Sünde, sowie aufrichtige und innige Bußfertigkeit ist.

Diese Lehre ist für viele, welche sich auf dem Pfade des Glaubens befinden, von großer Wichtigkeit. Sie meinen, nicht glauben zu dürfen, weil sie nach ihrer Meinung nicht tief genug ihre Sünde erkennen. Dabei beachten sie nicht, dass Gottes Wort durchaus nicht bestimmt hat, wie tief man seine Sünde fühlen muss, ehe man zu Jesu geht. Es ist nicht anders. Das allererste Bedürfnis muss uns schon zu Ihm führen. Sie begreifen nicht, wie ihr Fernbleiben vor Jesus gerade das Mittel ist, ihr Schuldgefühl zu vermindern, und wie es auf der andern Seite von größter Wichtigkeit ist, zu wissen, dass ein jeder Glaube auch im allerersten Anfang seiner Entwickelung ein Mittel werden kann, ihr Schuldgefühl zu vermehren. Je näher man dem Lichte ist, desto sichtbarer wird ja eine jede Unreinheit. Je näher man dem Heiligen kommt, desto deutlicher wird das Gefühl unserer Unwürdigkeit. Je größer der Segen der Gnade ist, welchen man empfängt, desto tiefer geht die Überzeugung von unserer Sünde.

Wie es mit Petrus ging, geht es noch mit allen Gläubigen: „Die Stunden, in denen Jesus seine Gnade und Liebe am herrlichsten offenbart, sind Zeiten tiefster Beschämung.“ Und diese Zeiten erlebt man in der Regel nicht, wenn man den Weg des Lebens eben betreten, sondern, wenn man bereits auf demselben vorwärts gekommen ist. Man denke nur einmal an Petrus: die völlige Erkenntnis seiner Sünde wird ihm beinahe drei Jahre später bei Gelegenheit der Verleugnung des Herrn zu teil, während er lange zuvor das Bekenntnis abgelegt hatte: „Wir haben geglaubt und erkannt, dass Du bist Christus.“ Denke nur an Jakob! Der Herr schließt mit ihm einen Gnadenbund zu Bethel und bringt ihn doch erst zwanzig Jahre später zur rechten Erkenntnis seiner Sünde, da Er ihm in der Angst des nächtlichen Gebetskampfes seine alte sündige Natur sowie die Macht des Fleisches bricht. Denke an David und die herrlichen Erfahrungen der Hilfe und Freundlichkeit Gottes, welche derselbe schon als Jüngling bei seinen Schafen und Goliath gegenüber gemacht; erst später wird er auf den Leidensweg geführt, um seine Sünde zu erkennen. Und so gibt es noch viele, an denen man es deutlich sehen kann, dass der Herr die Seelen erst zum Glauben und später gerade durch den Glauben zur völligen Erkenntnis ihrer Sünde führt und zur wahrhaftigen Bußfertigkeit bringt.

Möge darum eine jede Seele, welche sich danach sehnt, in der Demut und der Erkenntnis ihrer Schuld gegenüber dem Herrn ihrem Gott zu wachsen, es einsehen und erkennen, dass Zweifel und Unglaube ihr dazu nicht helfen können, vielmehr hinderlich sein müssen, während der Glaube es gerade ist, durch den man dieses alles erlangt. Eine Seele, welche zweifelt, ob sie Glauben hat oder haben darf, so lange das Gefühl ihrer Unwürdigkeit und Schuld es ihr so dunkel und angstvoll in ihrem Innern macht, möge bedenken, dass der Glaube nur im Gefühle dieser Armut aufblühen kann und dass sie gerade durch das Gefühl ihrer Armut zu ihrem Herrn getrieben werden muss. Weiter vergesse eine Seele, welche glaubt, nicht, dass eine der unentbehrlichen Früchte und Beweise der Aufrichtigkeit ihres Glaubens dies sein muss, dass sie sich selbst in stets steigendem Grade verabscheut und dass sie in ihren eigenen Augen immer kleiner wird, wie denn das Wort des Herrn an Sein Volk es ausspricht: „Ich will Meinen Bund mit dir aufrichten, auf dass du dich schämest, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht der Herr.“

Warum glaubst du nun nicht, lieber Leser? Doch nicht etwa aus dem Grunde, weil du darauf warten willst, bis deine Bußfertigkeit größer und dein Herz mehr gebrochen ist? Ein zerbrochenes Herz ist ja doch auch eine Frucht des Glaubens? Nein! Glaube heute noch an die Gnade, welche sich dir naht! Alles, was dir fehlt, muss dich dazu treiben. Bei dem Herrn findest du im Glauben alles, was du sonst überall vergeblich suchst.

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autoren/m/murray/murray-wgdn/murray-warum_glaubst_du_nicht_-_13.txt · Zuletzt geändert: von aj
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