Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 1. Die Unentbehrlichkeit des Glaubens.
Mark. 16,16. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Hört dieses Wort des Herrn, ihr alle, die ihr sagt, dass ihr eure Seligkeit sucht! Wer da glaubt, der wird selig werden; der einfältige Glaube ist vollkommen hinreichend. Mehr verlangt Gott nicht. Mit weniger ist Er indessen auch nicht zufrieden. Der Glaube ist der einzige Weg, welcher zur Seligkeit führt. Es gibt keinen anderen Weg. Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden. Auf diese Weise sucht uns Gott zum Glauben an Christum, als den einen unentbehrlichen Grund unserer Seligkeit, von der rechten und linken Seite aus zu bewegen, indem Er uns von der einen Seite mit seiner Gnade lieblich lockt, von der andern aber mit Seinem Zorn ernstlich bedroht.
Wie der Mensch sich auch gegen diesen Weg stemme, es kommt die Zeit, in welcher die Verlorenen in der Hölle eben so gut, wie die Seligen im Himmel diese Anordnung Gottes als eine gerechte anerkennen werden. Das ganze Weltall wird die Gerechtigkeit des Urteils zugeben: „Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ War doch der gnädige Gott dem Sünder mit der wunderbaren Anerbietung entgegengetreten, ihm nicht nur alle seine Missetaten zu vergeben, sondern auch alles, was zur Erlangung der ewigen Seligkeit nötig ist, zu schenken. Er forderte weder Würdigkeit noch Verdienste, sondern nur dies, dass der Mensch annehmen sollte, was ihm angeboten ward, und glauben, was ihm zugesagt wurde. Ja, um alle Schwierigkeiten dem Glauben aus dem Weg zu räumen und das Herz für denselben zu gewinnen, ließ Gott die Botschaft des Heils durch Seinen eigenen Sohn Jesus Christus bringen, der sich in der liebenswertesten und einnehmendsten Weise offenbarte und Seine Liebe mit Seinem eigenen teuren Blut besiegelte. Wahrlich, wenn unter solchen Umständen ein Mensch nicht glaubt, muss die ganze Schöpfung das Urteil billigen: „Der wird verdammt werden.“ Ein solcher Mensch hat ja auf alle seine früheren Sünden aufs neue das Siegel gedrückt, denn er ließ sich von denselben nicht erlösen. Er hat zu seinen früheren Sünden noch diese und zwar die allergrößte gefügt, dass er Gottes Macht aufs neue gehöhnt, Gottes Liebe verachtet, Gottes Sohn verschmäht, Gottes Rache auf sich herabbeschworen und Gottes Seligkeit von sich gestoßen. Durch solchen Unglauben hat er Feindschaft gegen Gott und seine Verwerfung Gottes gezeigt. Es kann unmöglich anders mit ihm verfahren werden, als nach dem Wort: „Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Nicht minder ergibt sich die Unentbehrlichkeit des Glaubens, wenn man die Sache von der anderen Seite aus betrachtet und an das Wort denkt: „Wer da glaubt, der wird selig werden.“ Der Mensch hat nichts, durchaus nichts, was ihn befähigen könnte, von seiner Seite auch nur das Geringste zur Erlangung der Seligkeit beizutragen. Der Herr Jesus aber will nur dann über uns herrschen, wenn wir uns ihm freiwillig unterordnen. Er weiß, dass ein Mensch kein Stein ist, dass ein Mensch von seiner Seite aus das Seine dazu tun muss. Welch schwieriges Rätsel! Der Mensch, welcher nichts tun kann, soll doch etwas tun müssen. Nur der Glaube löst dieses Rätsel auf, der Glaube, welcher sich offenbart in der Erkenntnis unserer Armut und unseres Elends, in dem Bekenntnis unserer Ohnmacht und Hilflosigkeit, in der Zustimmung zu der Unterwerfung unter und der Hingabe an die Gnade Gottes, welche alles in uns werden muss. Mehr konnte Gott nicht fordern, denn der Mensch hat nichts. Weniger darf er nicht verlangen, sonst würde Er Seiner eigenen Ehre und der Freiheit des Menschen zu nahe treten. Er fordert Glauben, nichts als Glauben. Welch' eine Gnade, die sich so freundlich zu unserer Schwachheit herniederbeugt: „Wer da glaubt, der wird selig werden.“
Lieber Leser! Hier siehst du zwei Wege. Entscheide dich schnell. Frage doch nicht länger, ob es nicht am Ende noch einen andern Weg gibt, nein, komm, unterwirf dich Gott und dem Worte seiner Gnade: „Wer da glaubt, wird selig werden.“ Hüte dich vor allem vor dem Gedanken, dass doch noch etwas anderes nötig sei! Ich weiß, die ewige Seligkeit erscheint dir dem geringen und nichtigen Glauben gegenüber viel zu groß. Es kommt dir bei deiner Sündhaftigkeit zu gewagt vor, es nur auf Glauben ankommen zu lassen. Allein, beachte es wohl, es ist Gott, der gesagt hat: „Allein durch den Glauben!“ Wer den Glauben besitzt, hat alles, denn in seinem Glauben hat er Christum. Wer den Glauben nicht besitzt, hat nichts, auch wenn er die ganze Welt besäße. Der Glaube ist unentbehrlich.
Ihr lieben Bekümmerten! Hört es darum noch einmal: „Wer da glaubt, wird selig werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“