Müller, Heinrich - Von der rechten Zeit der Buße.
Dem Teufel Wein und Gott die Hefen!
Ist das recht? Dem Teufel das Gerade und Gott das Hinkende, ist das recht? Dem Teufel das Gesunde und Gott das Kranke, ist das recht? Dem Teufel das Frischblühende und Gott das Verwelkte, ist das recht? Dem Teufel deine gesunde blühende Jugend und Gott dein hinkendes, stinkendes, lahmes, faules, krankes, verschrumpftes Alter, ist das recht? Willst dur auf's graue Haar deine Gottesfurcht sparen? Wer weiß, ob du den Tag erlebst, daß dir ein graues Haar wächst. Im Alter hinkt und stinkt alles, Frömmigkeit mit. Weißt du nicht, daß der verflucht ist, der dem Herrn, was lahm und krank ist, opfert, da er Gesundes und Tüchtiges hat? (1. Mos. 32, 26.) Wer ist dein Freund - Gott oder der Teufel? Dem Freund gehört das Beste. Wer gibt dir das Beste - Gott oder der Teufel? Und was ist das Beste - der Himmel oder die Hölle? Wie murrest du, wenn dir Gott nur ein klein Kreuz zuschickt und ist dir doch so gut.
Willst du geben, gib was Gutes! Was auf dem Boden liegt, ist das Geringste und taugt nicht viel. Was sollte Gott mit den Hefen deines Alters thun? Wenn du untüchtig bist, der Sünde zu dienen, kannst nicht mehr huren, buben, fressen, saufen, rechten, fechten, wuchern, geizen, wie in deinen jungen Jahren, so willst du anfangen, Gott zu dienen. Der Teufel verstößt dich, Gott soll dich wieder annehmen. Was machst du aus Gott? Einen Nothknecht des Satans. Ach, ich rathe dir: Spare deine Buße nicht, bis du krank werdest, sondern bessere dich, weil du noch sündigen kannst. Verzeuch nicht, fromm zu werden, und harre nicht mit der Besserung deines Lebens bis in den Tod. Spann bei Zeiten an und fahr los, du möchtest zu spät kommen, vielleicht ist das Thor vor Abend zu. Kauf bei Zeiten, weil der Markttag ist. Laufe bei Zeiten, weil die Schranken offen stehen. Ach, wer weiß, wie lange?
Quelle: Klaiber, Karl Friedrich - Evangelische Volksbibliothek, Band 3