Müller, Georg - Reichtum und Armut, Glaube und Erfahrung
ich bin mit vielen Gläubigen bekannt geworden, deren Verhältnisse ich genau kannte. Was habe ich daraus gelernt? Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer karget, da er nicht soll und wird doch ärmer. Die Seele, die da reichlich segnet, wird gelabt, und wer andere tränkt, der wird auch getränkt werden (Spr. 11, 24-25). Ja, ich habe viele Beispiele von Kindern Gottes erlebt, die austeilten und immer mehr hatten; aber noch weit mehr lernte ich kennen, die kargten, wo sie nicht sollten, und doch immer ärmer wurden. ich sah viele, die, so sehr sie auch wünschten, vorwärts zu kommen, ; eben doch auf keinen grillen Zweig kamen, ich glaube, weil sie nur sich selbst lebten. Sie kargten, wo sie nicht sollten, und es führte dazu, daß sie arm wurden oder blieben. Allerlei schwere, häusliche Trübsal, unerwarteter und unberechenbarer Verlust von Kunden oder von Geld nahmen ihnen das Gut, das sie, dem Willen Gottes entgegen, für sich selbst zu behalten suchten. Oft ist Gott sowohl bei Armen als bei Reichen genötigt, Krankheiten und schwere Verluste an Geld und Gut zu senden, um auf diese Weise seinen Kindern das zu nehmen, was sie nicht freiwillig, von der Liebe Christi gedrungen, zu seinen Füßen legen. Dabei sind solche Leute innerlich nicht glücklich, und es gerät ihnen oft auch das Zeitliche nicht recht. Weil sie nicht treu sind im Kleinen, das Gott ihnen anvertraut hat, kann er ihnen nicht mehr geben.
Es gab einen Tag, an dem ich starb, gänzlich starb. Georg Müller starb seinen eigenen Ansichten, seinen Liebhabereien, seinem Geschmack und Willen - ich starb der Welt, ihrem Beifall und ihrem Urteil - ich starb sogar dem Beifall und Tadel der Brüder und Freunde - und seither habe ich nach nichts mehr gestrebt, als daß Gott mein Tun billige.
Ich möchte allen, besonders aber den jüngeren Gläubigen raten, sich ein kleines Notizbuch anzuschaffen, in welches sie auf der einen Seite die Bitten niederschreiben, die sie vor Gott bringen. Wenn wir also tun, werden wir finden, daß früher oder später das Gebet erhört wird, und dann laßt uns auf der gegenüberliegenden Seite bemerken, daß es Gott gefallen hat, zu der und der Zeit dies Gebet zu erhören.