Mühe, Ernst - Die Leidensgeschichte Jesu Christi - II. Hauptstück, II. Hälfte

Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser, und gib uns deinen Frieden, o Jesu! Amen.

Vorlesung der Leidensgeschichte: II. Hauptstück, 2. Hälfte.

Die Hohenpriester aber und die Ältesten und der ganze Rat suchten falsch Zeugnis wider Jesum, auf dass sie ihm zum Tode halfen, und fanden keines. Denn viel falsche Zeugen traten hinzu, aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. Zuletzt standen auf und traten herzu zwei falsche Zeugen und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen: Wir haben gehört, dass er sagte: Ich will abbrechen den Tempel Gottes, der mit Händen gemacht ist, und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. Aber ihr Zeugnis stimmte noch nicht überein. Und der Hohepriester stand auf und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen? Jesus aber schwieg stille und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du seist Christus, der Sohn Gottes? Jesus sprach: du sagst es; ich bin‘s! Doch sage ich euch, von nun an werdet ihr sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert, was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört, was dünkt euch? Sie aber verdammten ihn alle und sprachen: Er ist des Todes schuldig. Die Männer aber, die Jesum hielten, verspotteten ihn und spien aus und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht, besonders die Knechte, und sprachen: Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug? Und viele andere Lästerungen sagten sie wider ihn.

Liebe Gemeinde! In der letzten Passionspredigt haben wir den gefangenen und für uns gebundenen Jesus aus dem Garten Gethsemane begleitet bis in den Palast der Hohenpriester Hannas und Kaiphas, wo das erste Verhör stattfand. Wir sahen Jesum, das Lamm Gottes, unter den Wölfen; - und zwar zunächst, wie die Wölfe sein Jesusherz zerrissen haben, dann aber auch, wie sein lieber Petrus mit den Wölfen geheult hat. Die dreifache Verleugnung des Petrus sind die bittersten Tropfen im Leidenskelche des HErrn gewesen. Dennoch hat der gute Hirte selbst in eigener Not seines verlorenen Schäfleins gedacht. Mit einem wunderbaren Blicke voll suchender, strafender, aber auch vergebender Heilandsliebe rettet er das verirrte.

Durch die bitteren Tränen, die Petrus über seine tiefe Sündenschmach in den nächtlichen Straßen Jerusalems weint, schimmert schon der Regenbogen göttlicher Gnade und das Morgenrot seines Pniel. Heute nun führt uns die heilige Geschichte, die Johannes als Augen- und Ohrenzeuge aufgezeichnet hat, vor die Seele:

Jesu zweites Verhör und sein Todesurteil, oder

Die Leiden des HErrn Jesu vor dem geistlichen Gericht.

1. durch falsche Zeugen;
2. durch ungerechte Richter;
3. durch frevelnde Knechte.

Zuvor aber lasst uns beten:

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
Dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld? In was für Missetaten
Bist du geraten?

Was ist die Ursach aller solcher Plagen?
Ach, meine Sünden haben dich geschlagen.
Ich, ach HErr Jesu, habe dies verschuldet,
Was du erduldet! Amen.

1. Die falschen Zeugen.

Die Hohenpriester und der ganze Rat suchten falsch Zeugnis gegen Jesum, auf dass sie ihm zum Tode brachten. Schreckliches Wort: sie suchten! Sie wussten, durch Wahrheit konnten sie nichts gegen ihn aufbringen. Sie suchen absichtlich falsche Zeugen und bezahlen sie. Sie sind nicht bloß ungerechte Richter, die etwa aus Unwissenheit Jesum unschuldig verurteilen, sondern bewusste Mörder. Wer ist wohl schlechter: die damaligen Leiter und Prediger des Volkes oder das Volk? - Beide sind in gleicher Verdammnis, denn sie sind beide des Teufels Knechte gewesen. Merkwürdig ist aber, dass sie auch nicht einmal ein falsches Zeugnis fanden, denn obwohl viele falsche Zeugen herzutraten und vieles hervorbrachten, so stimmte ihr Zeugnis doch nicht überein. Wahrscheinlich sagten sie recht offenbare Lügen aus, die sie aus der Luft gegriffen, die aber selbst den Feinden zu unwahrscheinlich vorkamen. Zuletzt aber standen zwei falsche Zeugen auf, die machten es teuflisch klüger. Sie mischen Wahrheit und Lüge ineinander. Sie sagen: Wir haben gehört, dass er sagte: Ich will und kann abbrechen den Tempel Gottes, der mit Händen gemacht ist und in dreien Tagen einen andern bauen.

Hätte das Jesus gesagt, so wäre es wirklich eine Lästerung gewesen. Aber es verhielt sich ganz anders. Er hatte vor drei Jahren zu der Gesandtschaft des hohen Rates, die ein Beglaubigungszeichen seiner göttlichen Sendung von ihm forderte, gesagt: Brecht diesen Tempel, ihr Juden, und ich werde ihn nach drei Tagen wieder aufrichten. Und zwar hatte er dabei auf seinen eigenen Leib hingewiesen, der ja die Wohnung der Fülle Gottes ist. Sie hatten's auch recht gut verstanden. Das ersehen wir deutlich aus ihrer späteren Rede zu Pilatus: Dieser Betrüger hat gesagt, er wolle in drei Tagen aus dem Grabe auferstehen. Übrigens stimmten auch nicht einmal diese zwei falschen Zeugen überein. Der eine sagte aus, der HErr Christus hätte gesprochen: Ich kann abbrechen, - und der andere: Ich will abbrechen.

Der hohe Rat konnte also immer noch nicht sein Urteil sprechen, denn das Gesetz verlangte durchaus völlige Übereinstimmung der Aussage von wenigstens zwei Zeugen.

Seht, liebe Christen, das hat der liebe Gott so geleitet, damit diese Richter auch nicht einmal den Schein des Rechtes für sich hätten, und dass auch den Feinden Christi seine Unschuld offenbar würde, und so allgemein anerkannt und kund werden muss, dass Jesus nicht für seine eigene, sondern nur für fremde Sünden gelitten hat.

2. Die ungerechten Richter.

Die ungerechten Richter befanden sich deshalb in einer höchst ärgerlichen Lage. Jesus steht schweigend vor ihnen. Das ist ihnen peinlich. Ungeduldig fragt deshalb der Hohepriester; Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Er will nämlich, dass Jesus durch seine eigene Aussage sich selbst verwickeln soll. Jesus aber schwieg stille und antwortete nichts. Dies Schweigen hat schon manchen Christen verwundert und unangenehm berührt. Man hätte gern, dass der HErr sich mit überzeugender Klarheit verteidigte. Doch es ist besser, dass er geschwiegen hat. Reden hätte hier gar nichts geholfen. Die frechen Lügner sind keiner Antwort wert. Schweigen ist ihre größte Strafe und zugleich die beste Antwort. Wie mag die majestätische Unschuld und schweigende Geduld Jesu ihr böses Gewissen gestachelt haben! Wir aber lernen hier die wichtige Lebensregel! Ein Christ muss, Lügen und persönlichen Beleidigungen gegenüber, schweigen. Wenn man uns fälschlich etwas Schlechtes oder Ehrenrühriges vorwirft oder nachredet, müssen wir durchaus nicht viel Wesens und Lärm darüber machen, sonst heißt es: Es muss doch etwas Wahres daran sein. Wir können und sollen getrost unsere Rechtfertigung und Verteidigung Gott überlassen und werden jedes Mal finden, dass die Lüge sehr bald zuschanden und unsere Unschuld ans Licht gebracht wird. Ach, dass wir in diesem Stücke des beredten Schweigens unserm Heilande immer ähnlicher würden! Dann würden wir viel weniger vom Schmutz der Welt befleckt werden und uns sehr viel unnützen Ärger und Verdruss ersparen. -

Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du seiest der Christus, der Sohn Gottes!

Der Hohepriester fragt nicht: Bist du der Messias? Das hätte noch nicht allgemeine Entrüstung und Todesstrafe verdient, denn auch Könige, Priester und Propheten waren Gesalbte Gottes. Deshalb setzt er noch hinzu: Bist du der Sohn Gottes, des Hochgelobten? Dass Jesus sich den Sohn Gottes nannte, das war ihnen schon längst ein großer Ärger gewesen. In diesem Augenblicke, fast wie vom höllischen Lichte erleuchtet, fordert er, als die höchste, geistliche Behörde, von Jesu eine eidliche Erklärung. Ein erhabener, hochfeierlicher Augenblick! Himmel und Hölle sind in diesem wichtigsten Punkte der ganzen Weltgeschichte in gespannter Erwartung. Alle Blicke sind auf Jesum gerichtet. In lautloser Stille lauscht die ganze Versammlung der 70 Richter und aller Anwesenden auf das Wort aus Jesu Munde. Da steht er in göttlicher Würde. Für seine eigene Rechtfertigung sagte er nichts, denn es hätte nichts genützt. Hier aber ist es Pflicht zu reden. Die Obrigkeit verlangt einen Eid, darum muss Jesus antworten, denn er hatte sich selbst unter das Gesetz getan und musste alle Gerechtigkeit erfüllen. Und er tut's.

Feierlich ernst erklingt sein Wort: Du sagst es. Ich bins! Das ist mehr wie „Ja“. Es ist die damals vorgeschriebene Eidesformel. Christus beschwört hier, dass er der Messias und der Sohn des lebendigen Gottes ist. Jesus wusste wohl, dass dies Zeugnis seinen Tod herbeiführen würde; aber er tat's doch, als Märtyrer der Wahrheit. Er legte ein gut Bekenntnis vor vielen Zeugen ab. Gott sei Dank, dass er's getan; denn in diesen Worten ist am deutlichsten seine ewige Gottheit ausgesprochen. Wir können ihm dafür nicht genug danken, denn er hat diese Worte nicht zur Belehrung der Richter gesprochen, sondern vielmehr als ein Bekenntnis der Wahrheit zum Heile der ganzen Welt. Darum heißt er der „treue Zeuge“. Nun kann und darf kein Mensch mehr im Zweifel sein, wer der HErr Jesus ist. Oder sollte noch einer unter uns darüber unklar sein? So wisse: Jesus hat vor dem höchsten Gerichte auf Erden geschworen hat im Angesichte des Todes den feierlichen Eid geleistet, dass er wahrer Gott ist. Darum bleibt kein anderer Schluss als der: Entweder glaubst du ihm und seinem ganzen heiligen Worte und Versöhnungs-Werke und liebst ihn und betest ihn an und folgst ihm nach bis in deinen Tod oder du glaubst ihm nicht und hältst ihn trotz seiner eigenen Worte für einen bloßen Menschen. Und dann? Ja, dann musst du ihn im letzten Grunde für einen Lügner oder Schwärmer, ja für einen Meineidigen halten und als einen Verführer der Menschheit verfluchen. Oder glaubst du, du könntest ihn dennoch als den vorzüglichsten Menschen achten und als Tugendlehrer verehren, auch wenn er in eigener Verblendung falsch geschworen? Nein! Dann haben ihn die Feinde damals besser erkannt als du, denn die Hohenpriester und Ratsherren haben aufs deutlichste erkannt, dass Jesus sich selbst Gottes Sohn nannte und dafür gehalten werden wollte. Deshalb sind sie noch besser als die heutigen halben Christen, die das nicht wissen. Sie sind besser wie die Rationalisten und wie der neueste Lästerer Jesu, der Franzose Renan, in seinem leichtfertigen, gleißnerischen Buche: „Das Leben Jesu“, die Jesum für einen gewöhnlichen Menschen halten, der selbst nie behauptet habe, dass er Gottes Sohn sei. Solche Leute trifft besonders das Wort, welches er als eine letzte ernste Warnung und als ferneren Beweis seiner Gottheit hinzufügt: „Überdies sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels“. In diesen Worten, die aus dem Propheten Daniel 7, 13-14 allen verständlich waren, weist er hin auf seine Wiederkunft zum Gericht und eröffnet aus seiner Niedrigkeit den Blick in seine göttliche Majestät und in sein ewiges herrliches Königreich. Damit sagt er: Ihr sitzt jetzt über mich zum Gericht, ihr werdet aber bald an den immer zunehmenden Strafgerichten und an dem Siege meiner Sache erkennen, dass ich im Weltregimente sitze; und einst werde ich, allen sichtbar, in den Wolken wiederkommen und euer Richter sein. Dann werden die Letzten eures Geschlechtes erkennen, in welchen ihr gestochen habt und, reumütig an die Brust schlagend, ausrufen: Gelobt sei, der da kommt im Namen des HErrn!

Wahrlich, der HErr hat nichts versäumt, seine damaligen und seine jetzigen Feinde zur Buße zu rufen. Doch was nützt es? Da zerriss der Hohepriester, indem er Entsetzen, Betrübnis und frommen Abscheu heuchelte, seine Kleider und rief: Er hat Gott gelästert! Gewiss er hat recht. Wenn Christus ein bloßer Mensch wäre - so hätte er allerdings Gott gelästert! Dann wüssten wir auf die Frage: Was dünkt euch? auch keine andere Antwort als das schauerliche Urteil jener Ratsversammlung, die, Mann für Mann abstimmend, sprach: Er ist des Todes schuldig! Denn nach 3. Moses 24, 16 und Jer. 26, 16 verlangt Gott, dass jeder Gotteslästerer getötet und von der ganzen Gemeinde gesteinigt werden soll.

Nun aber ist ja Christus wahrer Mensch und wahrer Gott, darum müssen wir voll Entsetzen erstarren über die furchtbare Tatsache: Gottes heiliger Sohn ist als Gotteslästerer verurteilt - ja, für uns gotteslästerliche Sünder zum Tode verdammt. Die ganze Menschheit hat teil an diesem Gottesmorde. Es heißt hier: Sie verdammten ihn alle, denn die beiden Freunde des HErrn, Joseph von Arimathia und Nikodemus hatte man nicht eingeladen, um einen einstimmigen Beschluss zu erreichen. Damit aber ist Jesus für vogelfrei erklärt. Und darum ist es nicht zu verwundern, dass nun die Fluten gräulicher Schmach über ihn ergehen.

3. Die frevelnden Knechte.

Die Männer, die ihn hielten - ja auch die Geistlichen, indem sie den Gerichtssaal verließen, verspotteten ihn und spien ihn an, zum Zeichen ihrer tiefsten Verachtung, und die rohen Knechte taten es ihren Herren nach und schlugen ihn mit Fäusten. Es ist kein Zweifel, dass auch die geistlichen Ratsherren selber in ihrer blinden Raserei zuerst mit ihren Händen an dem heiligen Leibe Jesu sich vergriffen hatten. Da sie nicht mehr steinigen durften, zeigten sie wenigstens durch Misshandlung ihren Eifer zur größeren Ehre Gottes. Es ward erfüllt, was Jes. 50, 6 vom Messias geweissagt war: „Ich hielt meinen Rücken dar, denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften; mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ Das unschuldige Opferlamm, der himmlische Joseph, wird aufs Neue mit den Fesseln gebunden, die man ihm während des Verhörs abgenommen hatte. Dann führen ihn die Gerichtsdiener hinunter in den Hof, wo er gerade im rechten Augenblicke seinen lieben armen Petrus durch seinen Heilandsblick vom tiefsten Verderben errettete. Da im Hofe haben sie ihn bewacht, bis die nächste ordentliche Gerichtssitzung bei Anbruch des Morgens stattfinden konnte. Da hat man ihn aufs gröblichste behandelt und teils mit den Händen, teils mit Ruten in sein heiliges sanftes Angesicht geschlagen. Wie der Hohepriester nach dem Gesetze (3. Mos. 16, 29) die Nacht vor dem großen Versöhnungstage schlaflos zuzubringen pflegte, so ist auch in jener letzten Nacht vor dem eigentlichen großen Versöhnungstage kein Schlaf in Jesu Augen gekommen. Lasst uns oft auf unserm Lager daran denken! Der höchste Gipfel der Schmach Christi aber wird uns in den letzten Worten vor Augen gestellt: Etliche aber schlugen ihn in sein verhülltes Angesicht und sprachen: Weissage uns, Christe, wer ist es, der dich schlug? Wie teuflisch haben sie sein prophetisches Amt verspottet! Und siehe, wie geduldig hat das Lamm Gottes dies alles für uns erlitten.

Doch wehe den Frevlern! Am Tage seiner Wiederkunft wird er alle seine Feinde vor seinem Weltgerichtsthrone versammeln und mit Zittern und Beben werden sie aus seinem Munde die Antwort vernehmen: Du, und du, und du bist's, der mich schlug!

Liebe Christen, soll ich nun noch eine Anwendung dieses Stückes der Passionsgeschichte Jesu auf uns machen? Ich will kurz sagen: Alles, was in jener Nacht an Christo geschehen ist, hätten wir verdient. Er trug's für unsere Wollüste und Freveltaten. Und wer unter uns wollte nun noch bei Tag und Nacht in seinen Wollüsten bleiben? O, welche Sündflut von Schmach und Speichel und Backenstreichen ergießt sich auch in unseren Zeiten, besonders in gottlosen Büchern und Zeitungen alle Tage über das Haupt unseres hochgelobten Heilandes, und über seinen heiligen Leib, die Kirche und über jeden entschiedenen Bekenner der christlichen Wahrheit! Auch jetzt wird der Schöpfer von vielen als ein Blinder behandelt. Man treibt mit prophetischen Sachen leichtfertigen Scherz und verlacht die Zeugen als Wahrsager und Betrüger. Ach, lasst uns eilends Buße tun und ihm danken, denn der Anblick seiner Pein erlaubt nicht unserm Herzen, mit der Sünde noch zu scherzen. - So lasst uns denn wenigstens folgende drei Schlusssätze behalten und mitnehmen:

  1. Jesus ist als Gotteslästerer unschuldig verdammt an unserer Statt, die wir als Gotteslästerer alle den Tod verdient hatten. Nun aber, wenn wir an ihn glauben, sind wir frei vom Gericht.
  2. Ihr Gläubigen, wundert euch nicht, wenn es euch auch so ergeht, wie dem HErrn Christus. Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn nun bald die Zeiten kommen, wo auch wir um unseres Glaubens willen verfolgt werden, wollen wir's geduldig tragen und uns freuen, auch im Leiden unserm Heilande ähnlich zu werden.
  3. Ihr Ungläubigen aber hört: Ihr schlagt noch heute mit euren Sünden Jesum ins Angesicht und verspottet ihn. Ihr Halbgläubigen hängt ihm ein feines, oder grobes Tuch vor sein Angesicht - ich meine den Schleier eurer Heuchelei und Selbsttäuschung und die schlechte Hülle eurer eingebildeten Tugend, Rechtschaffenheit, Bildung und Aufklärung. Wisst, der HErr duldet das jetzt noch, aber er kennt eure Namen! Sein Gericht ist nahe. Schon sehe ich eure Knie zittern vor seinem Flammenauge. Deshalb: Küsst in zeitiger Buße und Anbetung den Sohn, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege.

Amen.

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autoren/m/muehe/muehe_leidensgeschichte_2_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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