Melanchthon, Philipp - Folget ein ander des Vater unsers außlegung / auch betweise.

Melanchthon, Philipp - Folget ein ander des Vater unsers außlegung / auch betweise.

Das vater unser.

O Allmechtiger ewiger und lebendiger Gott ewiger Vater unsers Herren Jhesu Christi / der du aus unermeßlicher gütigkeit / dich geoffenbaret hast / und von deinem Sohn unserm Herren Jhesu Christo gezeuget hast / Den solt ihr hören / der du alle ding erschaffen hast / und sampt deinem gleichewigen son unserm Herren Jhesu Christo erheltest / welcher mit dir regiret und zu Jerusalem offenbaret worden ist / und sampt deinem heiligen Geiste / welcher uber die Aposteln außgegossen / weiß gütig / und barmherzig / richter und starck / Vater unser der du bist im himmel / Das ist / ewiger Vater / der du warhafftig nahe bey deiner kirchen / und bey deinen kindern bist / auff sie sihest / und ihr gebet erhörest / der du durch den Sohn mit uns widerumb versönet bist und durch diesen priester / welcher unser gebet vortreget / unser gebet auff und annimmest.

I.

Geheiliget werde dein name.

Das ist / Gib das die menschen / dich waren lebendigen Gott und vater erkennen / das dein wort rein geprediget werde / dardurch deine Göttliche ehre / recht und warhafftig / erkandt werde / Das die menschen dich im glauben lernen erkennen / dich herzlich in nöten anruffen / und im Geist und warheit dir recht dienen.

II.

Zukomme dein reich.

Das ist / Sey du in uns / erleuchte uns durch deinen Sohn und predigt / und füre und stercke uns durch deinen heiligen Geist. Du wollest dein reich in uns anfahen / das wir auch erben werden deß ewigen lebens und reichs. Und wollest deß teuffels reich zerstören / welches grewlich unter dem menschlichen geschlecht wütet und tobet / auch allenthalben viel menschen zu Epicurischem grewel der abgötterey / und verachtung Gottes / auch zu grausamen mordt / wollusten / lügen und andern grausamkeit treibet / wider solches böses wesen / beschirme uns ewiger Vater unsers HErren Jhesu Christi / und regiere uns durch deinen heiligen Geist / wie du gesagt hast / Ich wil meinen Geist außgiuessen uber alles fleisch.

III.

Dein wille geschehe / auff erden wie im Himmel.

Das ist / Gib das alle menschen auff erden dir gehorsam sein. Gib as die rechten hirten und bischoffe / könige / Fürsten und Herrn / alle obrigkeit / lehrer und prediger ec. auch die unterthanen und zuhörer / ihr ampt fleissig und trewlich außrichten / dir alle gehorsam seien und in solchem stande wandeln / der dir gefalle / wie die Engel im himmel dir gefallen und gehorsam sind. Dein ist das vollbringen / das wir elende thoren und schwache menschen / müssen gute und heylsame wercke uben / und das wir nicht werckzeuge des zorns / sondern deiner barmherzigkeit seyen / und nützlich können sein deiner heiligen kirchen / auch nicht schedliche plagen und die ergesten pestilenz sein mögen. Das königreich Ezechie stehet wol und ist glückselig / darumb das du ihme hülffe thust / Das reich aber Sedechie ist voll unglücks / denn es dich den rechten helffer verworffen hat. Wir aber verwerffen dich nicht / sondern bitten von ganzen Herzen und warhafftiger rew und flehen / das du unser kirchen / lerer schulen / fürsten und Herren / und die unterthanen wolst regieren / auff das dir etliche gefallen mögen. Du bist der Gott der in uns wircket unser wollen / wirst auch also wircken das volbringen / das etwas geschehe / so dir wolgefellig sey / denn derteuffel und Gottlose menschen / unterwinden sich uberaus grimmiglich / auff das dir gefellige dinge nicht geschehen / Epicurische und abgöttische grewel und böse lüste stercken sie / erregen und zünden an unnötige kriege / schaffen die grösten und elendesten verwüstungen. Das aber das menschliche geschlecht nicht vergeblich erschaffen sey / und alle menschen eytel ungefellige wercke nicht beweisen mögen / so hastu deine kirche beruffen / und treibest sie durch den heiligen Geist / auff das gute angeneme werck geschehen / allda warhafftige lehre von Gott geprediget / und gehöret werden / und dich recht anruffet / und dir danckbar und gehorsam sey / dz auch viel vom teuffel seliglich errettet werden und durch Gottseligen und heilsamen rath auch wol andere regieren können / und guter friede / ehrliche zucht beschützet werde / und ein jeglicher in seinem stande / sein ampt mög ordentlich und seliglich volbringen.

IIII.

'Unser teglich brodt gib uns heute

Das ist / Gib uns unsere narung / zeitlichen friede / schutz / gute gesundtheit / glück und heil in regimenten / zu guter zucht der jugendt / wolfart in allen sachen dieses lebens / hauß / hoff / gut regiment / fromme beschützer des rechten und gerichts / auff das durch auffruhr / krieg und untergang guter zucht solche policey / nicht mögen zerrissen werden.

V.

Verlasse uns unsere schuldt / als wir verlassen unsern schuldigern.

Wir bitten / das wir im rechten glauben / vergebung der sünden / durch Christum deinen sohn der in als der hohenpriester und mitlerergreiffet / haben möge / auff das wir also wissen / daß wir zu dir vater einen zugang haben / durch ihn / und das wir umb seinet willen erhöret werden / so wollen wir auch verlassen unsern schuldigern / nicht das umb unsers vergebens willen / die sünde uns vergeben werden / sondern unser vergeben ist der gehorsam / der folgen sol / und sol zugleich die erinnerung sein das uns Gott auch vergeben hat / und wil vergeben.

VI.

Füre uns nicht in versuchung.

Das ist lieber vater / laß uns nicht vom teuffel in schwere versuchung / und Gottloses leben / schande und laster fallen / Behüte und beschütze uns für grewlichen schreckliuchen listen des teuffels / Regiere uns / mit deinem liecht und guten rath das wir nicht in irrthumb und verblendung / aus schwachheit unsers fleisches kommen / in trawrigkeit unnd unglauben. In David ist grosse weißheit / und solche tugende / das mann sich darüber hat verwundern müssen / jedoch ist er offt vom teuffel / offt durch menschliche irrthumb dahin getrieben / das er hat fallen müssen. Dieweil aber aller menschen schwacheit groß ist / so wolst du ewiger vater unsers lieben HErrn Jhesu Christi uns regiren / und deinen heilsamen guten rath / zu allerley unsern geschefften uns verleihen / und unser herzen durch deinen heiligen Geist stercken / auff das wir dir mögen gehorsam sein / und werckzeuge sein / nicht deines zorns / sonder gefesse deiner barmherzigkeit / die wir deiner kirchen nützlich sein mögen.

VII.

Sondern erlöse uns von dem ubel / Amen.

Das ist / von allerley jamer und elend dieses lebens / von der sünde / von der Tyranney deß teuffels / von allerley gebrechligkeit und ergernissen / aus allerley herzeleid dieses armen lebens / und wenn wir aus diesem gegenwertigen elenden leben gerissen werden / das uns gegeben werde / das ewige liecht / ewige gerechtigkeit / ewiges leben / und wir deiner lieblichen gemeinschafft / und unsers lieben HErren Jhesu Christi ewiglich gebrauchen mögen. Amen.


Quelle: Winsheim, Valentin - Betbüchlin des tewren seligen mannes Herren Philippi Melanthonis

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