Melanchthon, Philipp - Sacharia 12
Aber uber das haus David / und uber die Bürger zu Jerusalem / wil Ich ausgiessen den Geist der gnaden / und des gebets.
DIese liebliche wort erzelen und erkleren / die erste und höchste verheissung des Euangelii und der Gnaden / versünung und ewiges Lebens / die uns Gott durch seinen Son / und umb seines Sons Jhesu Christi willen gibt. Und ist diese verheissung im Euangelio / und zeit des newen Testaments gantz deutlich erkleret. Aber in diesen dreien worten / Geist der gnaden und des gebets / ist die summa der gaben / lieblich und tröstlich gefasset.
Gott spricht / Er wölle den Geist der gnaden geben / das ist / Er wölle gnade / vergebung der sünden / und versünung durch seinen Geist im Euangelio verkündigen / und mit dieser predigt den heiligen Geist geben / und ewiges Leben in uns wircken / So wir die gnad und versünung mit glauben annemen.
Wo nu das hertz also durch die gnad mit Gott vereinigt ist / So folget denn anruffung. Denn dieweil wir wissen / das uns Gott gnedig ist / So haben wir zuflucht zu im / und warten von im trost / in allen leiblichen engsten / warten auch ewiges Leben.
Darumb sollen wir wissen / das Gottes ernster befehl und gebot ist / Das wir anruffen / und hülff von im bitten und gewarten. Und dieses ist der höchsten Gottesdienst einer / und das furnemeste werck / darin der glaube in diesem Leben leuchtet.
Wer auch in dieser not also anruffet und gewartet der hülffe / und hat durch solch hoffen und warten / trost und ein frölich hertz / der wird gewislich erfaren / das diese anruffung krefftig und nicht vergeblich ist. Dieses alles erinnern die wort in Zacharia.
Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung