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8. Melanchthon an Camerarius.

8. Melanchthon an Camerarius.

Vom 26. Jun. 1530.

Gestern ist durch die Gnade Gottes dem Kaiser unser Bekenntniß überreicht und öffentlich verlesen worden, und man sagt, es sei bei den Fürsten eine unvermuthete Stille und Aufmerksamkeit gewesen. Ich änderte und besserte alle Tage Viel daran, würde auch noch Mehr geändert haben, wenn es unsere Räthe zugelassen hätten; und es fehlet so viel, daß ich denken sollte, sie wäre allzu gelinde geschrieben, daß ich vielmehr besorge, es möchten Einige unsere Freiheit mißdeuten. Denn ehe wir solche übergaben, hat sie der Kaiserl. Secretarius Valdesius gesehen, und geurtheilt, sie wäre viel zu bitter und beißend, als daß die Feinde solche ertragen könnten. Ihr werdet einen gräulichen Mischmasch antreffen, wenn Ihr die Apologie meines Aristarchi, von dem Ihr schreibet, leset. Auf dergleichen Wortrichter kann ich sehr böse sein. Mein Gemüth sorget und grämet sich erbärmlich, nicht unserer Sache, sondern der Sorglosigkeit unserer Leute halben. Machet Ihr nur Euch meinetwegen keinen Kummer, denn ich befehle mich Gott. Nur etwas Sonderlichs macht mir viel zu schaffen, davon ich aber nur mündlich reden kann. Gehabt Euch wohl und. schreibt mir wieder. Wollte Gott, Ihr könntet alldorten unsere Apologie zu lesen bekommen; allein der Kaiser verbeut, daß man sie drucke. Nochmals Gott befohlen.

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