2. Melanchthon an Luther, nach Coburg.
Es wird Euch unsere Apologie zugeschickt, wiewohl es vielmehr eine Confession ist. Denn der Kaiser hat nicht Zeit, lange Disputationes anzuhören. Ich habe aber gleichwohl dasjenige gesetzt, das ich vermeine am nützlichsten, oder zu lehren am dienlichsten sei. Aus diesem Bedenken habe ich gar nahe alle Artikel des Glaubens zusammen gefasset. Denn Eck hat ganz giftige und teufelische Lästerungen wider uns lassen ausgehen, welche ich hiemit habe wollen ablehnen. Ihr werdet nach Eurem Geist von der ganzen Schrift urtheilen. Herzog Georg und Markgraf Joachim sind zum Kaiser gezogen; da werden sie von unsern Hälsen rathschlagen. Derohalben werdet Ihr Gott bitten, daß er der Völker, die zu Krieg Lust haben, Rath zerstreue.
Es wird Euch eine Frage zugeschickt, darauf bitte ich ganz fleißig, daß Ihr antworten wollet. Der Kaiser wird ohne Zweifel die Zwinglischen Predigten verbieten; derohalben gedenken wir, daß man unter diesem Schein auch unsere Predigten verbieten werde, denn M. Eisleben jetzund in einer öffentlichen Kirchen prediget. Was ist denn Eure Meinung? Soll man sich der öffentlichen Kanzel enthalten, wenns der Kaiser begehren wird, auf daß man auch die Zwinglischen Predigten ohne Lärmen verbieten könnte? Ich habe geantwortet: man soll dem Kaiser, dieweil wir in seiner Stadt allhie Gäste sein, hierinn willfahren; aber unser Alter ist schwer dazu zu bewegen. Bitte derohalben, Ihr wollet Eure Meinung hiervon Deutsch auf einem sonderlichen Zeddel schreiben. Bitte abermal freundlich, Ihr wollet von dieser Sache antworten.
Der Kaiser wird (als wir achten,) in vierzehen Tagen allhie nicht ankommen können, denn jetzund zu Halle im Innthal ein Landtag gehalten wird. Sonst haben wir nichts Neues, und wissen nicht, was wir von des Kaisers Rathschlägen hoffen können, dieweil so mancherlei Gedanken und Reden davon sein. Wir erwarten aber Hilfe von unserm Herrn Christo. Hiermit Gott befohlen! Den 10. Mai (1530).