MacDuff, John Ross - Morgenwachen - 6. Morgen. Um Trost in Traurigkeit
Herr, mein Gebet kommt frühe vor Dich.
„Wende Dich zu mir und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und elend.“
Ps. 25, 16.
Mein Gott, ich komme heute frühe zu Dir, getröstet mit der herrlichen Zusicherung, dass „der Herr regiert“. Deine Gedanken sind oft so sehr tief - lass mich doch nur immer Deine Herrschaft und Regierung anerkennen, und zufrieden sein in der Gewissheit, dass Du alles wohl machst.
Ja wahrlich, es ist ein Trost, zu wissen, dass „meine Zeit in Deinen Händen steht“, und nicht in meiner eignen. Wenn ich vergebens die Geheimnisse Deiner unerforschlichen Wege und Gedanken zu ergründen versucht bin, o lass mich dann einfältig Deiner Treue und Wahrhaftigkeit vertrauen. Der gütigste irdische Vater kann irren, kann zu unnötiger Strenge hingerissen werden aber Du, mein himmlischer Vater, kannst niemals fehl greifen, und keinen unnötigen Schlag kannst und willst Du mir geben. Deiner Weisheit bin ich gewiss, auch wo ich sie nicht verstehe, Deiner Liebe kann ich trauen, auch wenn sie mir verschleiert ist.
Anbetend sehe ich auf Deine wunderbaren Wege zurück, die Du mich bis hierher geführt hast. Wenn mein Fuß strauchelte, so half Dein Erbarmen mir wieder auf. Wie manche Träne hast Du mir getrocknet, wie manchen Kummer gestillt, wie manche Gefahr von mir abgewendet! Anstatt mich befremden zu lassen von der Hitze der Anfechtung, sollte ich vielmehr staunen über Deine Verschonung und Langmut. Denn hätte ich nicht viel schwerere Trübsal verdient mit meinen Sünden? Herr, wenn Du mir meine Missetat vergelten wolltest, so würde ich keinen frohen Augenblick haben.
Gib mir Gnade, nicht allein alles still zu tragen, was Du beschlossen hast, mir aufzulegen, sondern auch dafür danken zu können. Du hast ja die zeitliche Trübsal als Vorbereitungsschule für die Ewigkeit verordnet so oft ich nun solche Schule nötig habe, Herr, so erspare sie mir nicht. Unterwirf mich lieber der strengsten Maßregeln Deiner väterlichen Zucht, als dass Du mich mir selbst überlässt, und ich Dich dann aufs neue durch Abweichen und Rückschreiten erzürnte. Ich werfe mich in die Arme Deiner Liebe, Du wirst mich keine raueren Wege führen, als mir unumgänglich Not ist Du hast ja Deinen Sohn für mich dahingegeben! nach solchem Beweis Deiner Liebe, wie sollte ich noch jemals murren oder zagen! Ich bitte auch für Alle, die in Traurigkeit sind Herr, lehre sie ihre Schmerzen zu dem Mann der Schmerzen hinbringen und möge es ihnen dann leicht werden, ihrer eignen geringen Leiden zu vergessen im Anschauen Seiner blutigen Wunden. Welch ein Trost ist es doch für alle Leidende, dass ihr Haupt und Bruder selbst den bittersten Leidenskelch gekostet hat! Herr Jesu, der Du um meinetwillen so viel gelitten hast, gib, dass ich durch Geduld und Ergebung Dich auch im Feuer der Trübsal preise!
Alle meine Lieben befehle ich Deiner Obhut. Gib nicht zu - was ja schmerzlicher sein würde als jeder irdische Verlust - dass sie aus Deiner Gnade fallen. Lass sie Dein sein, und in allem Wechsel und aller Unruhe des Lebens lass uns Alle jene bessere Zeit und jene bessere Welt im Auge behalten, wo Sorge und Seufzen aufhören werden. Das bitte ich um Christi willen. Amen.
Meine kranke und bedürft'ge Seele
Eilet Deinen Wunden zu;
Da, da findet sie die sichre Höhle,
Wo ihr werden Fried und Ruh.
Auf Dein Kreuz, lass, Herr, mich gläubig sehen,
Lass Dein Marterbild stets vor mir stehen,
So geht mir bis an mein Grab
Nichts von Deinem Frieden ab.