Luther, Martin - Vom Abendmahl Christi, Bekentnis

Luther, Martin - Vom Abendmahl Christi, Bekentnis

Nu wollen wir die Sprüche der Evangelisten und S. Pauli für uns nehmen, unser Gewissen zu stärken. Und erstlich solt du annehmen der Schwärmer eigen Bekentnis. Denn sie bekennen und müssen bekennen, daß unser Verstand sei wie die Worte an ihnen selbst natürlich lauten, und nach Laut der Worte zu reden sei unser Verstand recht, das hab keinen Zweifel. Aber sie fechten, daß die Worte nicht sollen verstanden werden, wie sie lauten. Solch Bekentnis solt du (sag ich,) annehmen. Denn das ist wol so viel, als mehr denn halb gewonnen. Weil sie nu bekennen, daß, wo die Worte, wie sie lauten, anzunehmen wären, so wäre unser Verstand recht, so befreien sie uns mit ihrem eignen Zeugnis. Erstlich, daß wir unsern Verstand nicht weiter beweisen dürfen, denn die Worte erzählen, wie sie da stehen und lauten. Das ist eins, das merke wol. Zum andern beladen und verbinden sie sich mit zwo groser Mühe und arbeit; eine, daß sie beweisen sollen und müssen, warum die Worte nicht, wie sie lauten, sondern anders zu verstehen seyn sollen. Die andre, daß sie uns anstat solcher Worte andre Worte und Text geben, der gewis sei, darauf man stehen könte. Dieser beider haben sie bisher keins gethan, und sonderlich das andre haben sie noch nie vorgenommen zu thun. Zum andern weist du und solt ja wissen, daß unser Text: das ist mein Leib, ist nicht von Menschen, sondern von GOtt selbst aus seinem eignen Munde, mit solchen Buchstaben und Worten gesprochen und gesezt. Aber der Schwärmer Text: das bedeut meinen Leib, oder das ist meines Leibes Zeichen ec. ist nicht von GOtt selbst mit solchen Worten und Buchstaben gesprochen, sondern von Menschen allein. Zum dritten, so hast du gehört, daß sie selbst alzumal ihres Texts allerdings ungewis sind, und keiner den seinen beständiglich hat bisher beweisen wollen, daß er solle und müsse also stehen, wie sie vorgeben, und können auch keinen gewissen nimmermehr aufbringen. Aber unser Text ist gewis, daß er sol und mus so stehen, wie die Worte lauten: denn GOtt hat ihn selbst also gestellet, und niemand darf einen Buchstaben weder davon noch dazu thun. Zum vierten weist du, daß sie unseins sind, und mancherlei widerwärtige Texte aus den Worten machen, daß sie nicht allein ungewis, (welches allein Teufels gnug wäre,) sondern auch wider einander sind, und sich selbst unter einander Lügen strafen müssen. Aber unser Text ist nicht allein gewis, sondern auch einig und einfältig und einträchtig unter uns allen. Zum fünften**, sez es gleich dahin, daß unser Text und Verstand auch ungewis oder finster sei (als nicht ist), sowol als ihrer Text und Verstand; so hast du dennoch das herrliche trotzige Vortheil, daß du mit gutem Gewissen kanst auf unserm Text stehen, und also sagen: Sol ich denn und mus ungewissen finstern Text und Verstand haben, so wil ich lieber den haben, der aus göttlichem Munde selbst gesprochen ist, denn daß ich den habe, so aus menschlichem Munde gesprochen ist. Und sol ich betrogen seyn, so wil ich lieber betrogen seyn von GOtt (so es möglich wäre), denn von Menschen: denn betreugt mich GOtt, so wird ers wol verantworten und mir Wiederstattung thun. Aber Menschen können mir nicht Wiederstattung thun, wenn sie mch betrogen haben und in die Hölle geführt. Solchen Troz können die Schwärmer nicht haben, denn sie können nicht sagen: ich wil lieber auf dem Text stehen, den Zwingel und Oecolampad zwieträchtiglich sprechen, denn auf dem, den Christus selbst einträchtiglich spricht.

Demnach kanst du frölich zu Christo reden, beide an deinem Sterben und jüngsten Gericht, also: mein lieiber Herr Jesu Christe, es hat sich ein Hader über deinen Worten im Abendmahl erhoben; etlich wollen, daß sie anders sollen verstanden werden, denn sie lauten. Aber dieweil sie mich nichts gewisses lehren, sondern allein verwirren und ungewis machen, und ihren Text in keinen Weg wollen noch können beweisen, so bin ich blieben auf deinem Text, wie die Worte lauten. Ist etwas finster darin, so hast du es wollen so finster haben; denn du hast keine andre Erklärung drüber gegeben noch zu geben befohlen. So findet man in keiner Schrift noch Sprachen, daß ist solt deutet; oder mein Leid Leibes Zeichen heisen. Wäre nu eine Finsternis drin, so wirst du mirs wol zu gut halten, daß ichs nicht treffe, wie du deinen Aposteln zu gut hieltest, da sie dich nicht verstunden in vielen Stücken, als, da du von deinem Leiden und Auferstehen verkünditest, und sie doch die Worte, wie sie lauteten, behielten, und nicht anders machten. Wie auch deine liebe Mutter nicht verstund, da du zu ihr sagst, Luc. 2: Ich mus seyn in dem, das meines Vaters ist, und sie doch einfältiglich die Worte in ihrem Herzen behielt, und nicht andre draus macht. Also bin ich auch an diesen deinen Worten blieben: Das ist mein Leib ec. Und habe mir keine andre daraus machen wollen noch machen lassen; sondern dir befohlen und heimgestellet, ob etwas finster darin wäre, und sie behalten, wie sie lauten, sonderlich weil ich nicht finde, daß sie wider einigen Artikel des Glaubens streben. Siehe, so wird kein Schwärmer mit Christo reden dürfen, das weis ich wol: denn sie sind ungewis und unseins über ihrem Text.

Noch dürfen sie sagen: Wo stehets geschrieben, daß Christus Leib im Brod sei; gerad als wären sie bereit zu glauben, wo wirs beweisen könten, und wollen doch nicht glauben, da wir beweisen wol mächtiger, das Brod sei der Leib Christi, welches ja stärker und klärer seinen Leib da zu seyn ausspricht, denn dieser Text: im Brod ist mein Leib. Aber sie lügen und geben vor, GOtt solle Texte stellen, wie sie es ihm vormalen, und wenn ers schon thät, so würden sie es doch nicht annehmen, weil sie diesen nicht annehmen.

Weil wir nu gewaltiglich gnug beweist haben, daß weder des Zwingels Deutelei, noch des Oecolampads Zeichelei bestehen möge, so haben wir damit auch erstritten alle die Texte, so vom Abendmahl reden, daß sie unsern Verstand geben sollen, wie sie lauten. Und wiewol ich dieselbigen im Büchlein wider die himlischen Propheten gnugsam gehandelt habe, und noch heutiges Tages nichts von den Schwärmern dawider aufbracht ist, dennn blose, nakte Glöslein, ohne ienigen Spruch der Schrift, aus ihrem Kopf erdichtet, und auf den Grund ihrer Deutelei und Zeichelei erbaut, und solches nu alles samt der Deutelei und Zeichelei auch zu Boden gefallen, und mein Büchlein noch steht, wie du lesen magst und selbst erfahren in den Sextern G.H.J.K.m so will ich doch noch einmal dieselbigen Texte nach einander handeln, unsern Verstand zu stärken.

S. Lucas Cap. 22, 19.20. Er nahm rc. Wer ihm wolt sagen lassen, der hätte allein an S. Lucas gnug in dieser Sache, so klärlich und fein redet er vom Abendmahl. Erstlich beschreibt er den Letzetrunk Christi und spricht: Er nahm den Becher, dankt und sprach: Nehmet und theilt diesen unter euch; denn ich sage euch: Ich werde nicht trinken von dem Gewächse des Weinstoks, bis das Reich GOttes komme. Hie bezeugt Christus, dis solle sein lezter Trunk Weins auf Erden seyn mit seinen Jüngern; bald aber drauf gibt er den Becher Weins des neuen Abendmahls rc. Ist nu eitel schlechter Wein in dem neuen Abendmahl, wie ists den nahr, daß jenes der letzte Trunk seyn sol, daß er keinen Wein mehr trinken wil? Ists der lezte Trunk Weins, so kan dis nicht Wein seyn, das er danach zu trinken gibt. Ists nicht Wein, so mus es das seyn, das er nent, nemlich sein Blut, oder das N.T. in seinem Blut: Also steht hie Lucas gewaltiglich, daß im Abendmahl Christi nicht schlechter Wein mag seyn.

Hie möchst du sagen: Ja wer weis, ob solche Worte vom Letzetrunk Christus vor oder nach seinem Abendmahl geredt hat? Denn Lucas schreibt: Er hab solche Worte vor dem Abendmahl geredt; aber Matthäus und Marcus schreiben, als hab er sie nach dem Abendmahl geredt. Wolan, so steht die Sache darauf, welcher Evangelist die rechte Ordnung im schreiben halte. Hält sie Lucas, so ist die Sache schlecht, und unser Verstand recht, und die Schwärmer sind verloren; das hat keinen Zweifel. Oder zweifeln die Schwärmer über das, so sind wir doch gewis, daß wir recht haben, das ist uns gnug.

Nu las uns aus der Evangelisten eigen Wort und Werk lernen, welcher die rechte Ordnung im schreiben halte. Lucas im Anfang seines Evangelii bezeugt, daß er wolle von vorn und ordentlich schreiben, und das beweist er auch mit der That; denn sein Evangelium geht fein auf einander bis ans Ende, wie alle Welt zeugt. Aber solches hat Matthäus und Marcus nicht verheisen; sie thuns auch nicht, wie das in vielen Stücken zu beweisen wäre. Als, da Matthäus die Anfechtung Christi beschreibt, Matth. 4, und die Erscheinung Christi nach der auferstehung rc. da er gar die Ordnung nicht hält; und S. August, de consensu evangelistarum viel sich drin arbeitet. Hält doch Marcus die Ordnung nicht, eben an diesem Ort im Abendmahl, da er das Stük: und sie trunken alle draus, sezt vor diesen Worten: und er sprach: Das ist mein Blut rc. so es doch von Natur und Art sol hernach folgen.

Quelle: Lomler, Friedrich Wilhelm (Herausgeber) - Dr. Martin Luthers Deutsche Schriften

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