Luther, Martin - Vorrede auff die drey Episteln: S. Johannis.
DJese Erste Epistel S. Johannis / ist eine rechtschaffene Apostolische Epistel / vnd solt billich bald nach seinem Euangelio folgen. Denn gleich wie er im Euangelio den glauben treibet / Also begegnet er in der Epistel denen / die sich des glaubens rhümeten on werck. Vnd leret manchfeltig / Wie die werck nicht aussen bleiben / wo der glaube ist. Bleiben sie aber aussen / so ist der glaube nicht rechtschaffen / sondern lügen vnd finsternis. Er thut aber dasselbige nicht mit treiben auffs Gesetz / wie Jacobus Epistel thut / sondern mit reitzen / Das wir auch lieben sollen / wie Gott vns geliebet hat.
ER schreibet aber auch drinnen hart wider die Cerinther / vnd wider den geist des Widerchrists / Der da zumal schon anfieng Christum zuuerleugnen / das er ins Fleisch komen sey / Welchs nu aller erst recht im schwang gehet. Denn ob man wol jtzt nicht leugnet mit dem munde öffentlich / das Christus ins Fleisch komen sey / So leugnen sie es doch mit dem Hertzen /mit der Lere vnd Leben. Denn wer durch sein werck vnd thun wil frum vnd selig werden / der thut eben so viel / als der Christum verleugnet / Sintemal Christus darumb ins Fleisch komen ist / das er vns on vnser werck / allein durch sein Blut frum vnd selig machete.
ALso streitet die Epistel wider beide Teil / Wider die / so gar on werck sein wollen im Glauben. Vnd wider die / so mit wercken wollen frum werden. Vnd behelt vns auff rechter Mittelstrasse / Das wir durch den glauben frum vnd der sündelos werden /Vnd darnach auch / wenn wir nu frum sind / gute Werck vnd Liebe / vmb Gottes willen vben / frey on alles gesuch.
DJE andern zwo Episteln sind nicht Lereepisteln /sondern Exempel der liebe / vnd des glaubens / Vnd haben auch einen rechten Apostolischen geist.