Luther, Martin - Tischreden - Von der Abgötterei.

Luther, Martin - Tischreden - Von der Abgötterei.

1. Was die Abgötterei sei.

Abgötterei ist und heißt allerlei Heiligkeit, Gottesdienst und geistlich Wesen (es gleiße von außen wie schön und herrlich es kann) dazu allerlei hitzige und brünstige Andacht des Herzens Derer, die Gott dienen wollen ohne Christum den Mittler, ohne sein Wort und sonderlichen Befehl. Wie man zuvor im Papsttum das für der allergeistlichsten Werke Eines hielt, wenn die Mönche in ihrer Zelle saßen, und von Gott und seinen wunderbaren Werken dichteten; wenn sie in ihrer großen Andacht so brünstig entzündet waren, dass sie auf den Knien lagen, beteten, und ihre Beschaulichkeit von himmlischen Sachen hatten mit solcher großen Lust und Andacht, dass sie vor großer Freude weinten. Da schlugen sie alle Gedanken aus von Weibern, und alle dem, das vergänglich ist, dachten allein an Gott und seine großen Wunderwerke. Und doch ist dies Alles, welches die Vernunft für wahrhafte Engelsfrömmigkeit hält, ein Werk des Fleisches, wie S. Paulus klar anzeigt, da er spricht, Gal. 5, 19, 20: Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei zw. Abgötterei, Zauberei rc.

Darum ist allerlei Religion (sie habe einen Namen und Schein, so groß und heilig sie sein mag, da man Gott ohne sein Wort und Befehl dienen will) nichts Anderes als Abgötterei. Und je heiliger und geistlicher sie scheinen, desto schädlicher und giftiger sind sie; denn sie führen die Leute vom Glauben an Christum ab, und machen, dass sie sich verlassen auf ihre eigenen Kräfte, Werke, Gerechtigkeit; wie dieser Zeit der Wiedertäufer Wesen auch ist, die weit besser sein wollen als Andere rc. Aller Mönche, sonderlich der Karthäuser, Orden, Fasten, Beten, härene Hemde, die heiligsten Werke, ihre Regel und ihr ganzes Leben (dieser Stand ist doch im Papsttum für den Aller heiligsten gehalten worden) sind eitel fleischliche Werke denn sie glauben heilig zu sein und selig zu werden nicht durch Christum, den sie als einen strengen, zornigen Richter ansehen und fürchten, sondern durch ihre Ordensregeln.

Also kann jetzt auch Niemand die Papisten des bereden, dass die Winkelmesse die größte Gotteslästerung und Abgötterei auf Erden sei, und dass es keinen so argen Gräuel in der Christenheit seit der Apostel Zeit je gegeben habe, denn sie sind verblendet und verstockt. Darum ist all ihr Verstand und ihre Erkenntnis von Gott und allen göttlichen Sachen auch verkehrt und unrecht, und halten das darum für den rechten und größten Gottesdienst, was die allergrößte und gräulichste Abgötterei ist, und wiederum das für Abgötterei, was doch der rechte und beste Gottesdienst ist, nämlich Christum zu erkennen, und an ihn zu glauben. Wir aber, die an Christum glauben, und seinen Sinn haben, können, gottlob, Alles wissen und richten, können aber von Niemand mit Wahrheit gerichtet werden. 1. Kor. 2, 15.

2. Gottesdienst ohne Gottes Befehl Aufrichtens

Da Einer fragte: wie man beweisen könnte, dass, wer einen Gottesdienst aus guter Meinung und Andacht ohne Gottes Wort und Befehl stifte, des rechten Gottes fehle, und einem fremden Gott diene? antwortete Dr. Luther: Ein Mensch ehrt und ruft Gott darum an, dass er Trost, Hilfe und alles Gute von ihm hofft. Geschieht nun diese Anrufung und Verehrung nach Gottes Wort, dass der Mensch aller Gnaden zu Gott sich versieht, um seiner Verheißung und Zusage Willen, in Christo uns geleistet, so ehrt und ruft er an den rechten, lebendigen, ewigen Gott. Nimmt er aber ein Werk oder einen Gottesdienst vor aus eigener Andacht und eigenem Gutdünken, Gottes Zorn dadurch zu versöhnen, Vergebung der Sünden, ewiges Leben und Seligkeit damit zu erlangen, wie aller Heuchler und Werkheiligen Art ist, so ehrt und betet er einen Götzen an, den er sich selbst erdichtet in seinem Herzen wider Gottes Gebot und Befehl, und ist ein Abgöttischer und Götzendiener; und das hilft ihm Nichts, dass er denkt, ich tue es dem rechten Gott zu Ehren: Denn was nicht aus dem Glauben geschieht, das ist Sünde. Röm. 14, 23.

3. Art und Eigenschaft der Götzendiener oder Werke

Die Heuchler und Götzendiener haben die nämliche Art an sich, wie die Cantores oder Sänger haben. Die singen nicht, oder tun's sehr ungern, wenn man sie darum bittet, ungebeten aber können sie nicht aufhören. Ebenso sind die Werkheiligen auch geschickt; wenn sie Gott haben will in seinem Dienst (denn er hat befohlen, dass sie ihren Nächsten sollen lieben, ihm dienen, womit sie können, mit Raten, Helfen, Leihen, Geben, Ermahnen, Strafen, Trösten rc.) da kann sie Niemand dazu bringen, ja, sie denken, sie seien allein die Leute, denen man Solches zu tun schuldig sei. Dagegen aber auf das, was sie aus eigener Andacht und guter Meinung erwählen und vornehmen, Gott damit zu ehren und ihm zu dienen, (wie sie träumen) auf das halten sie über die Maßen viel und fest. Sie tun ihrem Leib wehe mit Fasten, Beten, Singen, Lesen, Hartliegen rc., geben große Demut und Geistlichkeit vor, und tun Alles mit großem Ernst, Brunst, Andacht, ohne Aufhören. Aber wie der Dienst und Arbeit ist, so ist der Lohn auch, wie Christus, Matth. 15, 9, aus dem Propheten Jesaia, Kap. 29, 13, spricht: Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehre, die Nichts denn Menschengebote sind.

4. Baal Peors Götzendienst.

Die Juden schreiben aus Neid und zum Verdruss den Heiden zu, es sei ein solcher Dienst und solche Weise gewesen, dass man vor dem Bild Baal Peor den Hintern hab aufgezerrt und geschissen. Das ist die Meinung nicht, denn alle Abgöttereien und Götzendienste sind je und je dermaßen angestellt gewesen, dass sie einen Schein der Geistlichkeit und Heiligkeit gehabt haben. Ich denke aber, es sei ein solcher Zulauf und Dienst gewesen, wie bei uns im Papsttum zu S. Valentin, S. Antonius, Cyriacus und Rochus, und dergleichen; dass Baal Peor den Leuten nicht Schaden sollte tun, noch sie verderben mit Pestilenz, kaltem Brand, Sankt Valentins Seuche, oder anderen Plagen, rc. Auch halte ich dafür, es sei eine Unordnung gewesen, unsern Wallfahrten und Kirchmessen gleich, dass sie (wie 2. Mos., C. 32, 6, vom Götzendienst des gegossenen Kalbs geschrieben steht,) des Morgens frühe aufgestanden, gebetet und geopfert, danach gefressen und gesoffen, und nachmals hier zwei, dort zwei sich zusammen gefunden haben, und hinaus unter die Büsche gegangen sind, ihre Büberei zu treiben. Diese Weise ist vor dieser Zeit im Papsttum mit den Wallfahrten sehr allgemein gewesen, dass man in der Kreuzwoche die heilige Stätte oder Kirche besucht hat, über eine halbe, ganze, zwei oder drei Meilen Weges aus den Städten. Und, wenn zwei nicht haben können zusammen kommen, ihre Unzucht zu treiben, so sind sie zu solchen Wallfahrten gegangen, haben ihre Lust gebüßt, doch unter dem Schein des Heiligendienstes. Des gräulichen Wesens geschieht jetzt noch viel unter dem verfluchten Papsttum; Gott mache damit ein Ende, Amen.

5. Götzendienst des Molochs, des Abgottes der Ammoniter.

Dieser Götzendienst hat einen großen Schein und herrlich Ansehen gehabt, als wäre er Gott lieber und gefälliger, denn der gemeine Gottesdienst, durch Mosen im Gesetz geboten. Daher viele Leute, die andächtig, geistlich und heilig von außen schienen, wenn sie Gott einen angenehmen Dienst erzeigen wollten, opferten aus großer Liebe und Andacht Gott zu Ehren, wie sie meinten, ihre Söhne und Töchter, und vermeinten, durch solch Werk gerechte und liebe Kinder Gottes zu werden. Sie glaubten, Abrahams Exempel zu folgen hierin, 1. Mos. 22, und Gott einen Gefallen zu tun.

Dawider predigten die Propheten heftig, hießen's den Götzen und Teufeln, nicht Gott geopfert, wie der 106. Psalm, V. 37, 38, zeugt: Sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter, den Teufeln, und vergossen unschuldig Blut, das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter, die sie opferten den Götzen Kanaans. Und Jerem. 32,35: Sie haben die Höhen des Baals gebaut im Tal Benhinnon, dass sie ihre Söhne und Löchter verbrannten dem Moloch, davon ich ihnen Nichts befohlen habe, und ist mir nie in Sinn gekommen, dass sie solchen Gräuel tun sollten rc. Da von weiter Jeremias am 7. Aber die Propheten mussten lügen, und verdammte Ketzer sein.

Dieser Götzendienst ist im Papsttum auch allgemein gewesen, doch auf eine andere Weise. Die Eltern preiste man selig, die eins oder mehr Kinder in die Klöster gaben, dass sie Mönche oder Nonnen wurden, da sie Gott Tag und Nacht dienen könnten rc. Daher auch das gemeine Sprichwort kam: O selig ist die Mutter, die ein Kind gezeugt hat, daraus eine geistliche Person geworden!

Diese Söhne und Töchter sind nicht leiblich verbrannt und den Götzen geopfert worden, wie Jene, von denen oben die Rede war, sind aber dem Teufel in den Rachen gestoßen worden, der durch seine Apostel, den Papst und seinen Haufen ihre Seelen jämmerlich ermordet hat mit solcher Lehre, dass sie sich auf ihre Werke verlassen haben rc. Nun er ist vom Anfang ein Mörder und Lügner gewesen, Joh. 8, 44. Dieses Handwerk treibt er ohne Unterlass, ermordet täglich auf mancherlei Weise unzählig viele Menschen in aller Welt. Die er nicht leiblich ermorden kann, die tötet er geistlich durch Lügen und falsche Lehre, doch unter dem Schein der Wahrheit und heilsamen Lehre. Kurz, er geht ohne Aufhören umher, wie ein brüllender Löwe rc. Danach wisse dich zu richten, dass du nüchtern seist und wachst und ihm widerstehest fest im Glauben, 1. Petr. 5, 8-9

Von dem Abgott Moloch redete Anno 1530 Dr. Luther, (wie es M. Hieronymus Besold, seliger, fleißig hat aufgeschrieben, dass die Heilige Schrift des Molochs oft gedenke, und dass Lyra und der Juden Kommentare sagen, es sei ein Abgott gewesen aus Kupfer und Messing gemacht, wie ein Mensch, der die Hände habe vor sich gehalten, darein habe man glühende Kohlen getan. Wenn nun das messingene Bild gar heiß geworden, so sei ein Vater hinzugegangen, habe dem Abgott geopfert, und sein eigen Kind genommen, und es in die glühenden Hände des Abgott's gelegt: da ist denn das Kind also zerschmolzen. Indes haben sie mit Glocken und Cymbeln geklingelt und geläutet, und mit Hörnern geblasen, dass die Eltern des Kindes Geschrei nicht hörten. Dawider schrien nun alle Propheten, sonderlich Jeremias, (C. 7, 31., C. 19, 5., C. 32, 35.) Und schreiben die Propheten, dass Ahab habe seinen Sohn also geopfert. (2. Kön. 15, 3.) Im 106. Psalm, V. 37, steht auch davon. Dieses ist Alles aus der Meinung geschehen und hergekommen, dass sie gedacht haben: Ei, soll ich unserm Herrn Gott opfern, so will ich ihm etwas Köstliches opfern, was soll ich ihm ein Kalb opfern? Ich will ihm meinen eigenen Sohn opfern.

6. Jerobeams Kälber, und jenes Gegossene der Juden.

Diese Kälber bleiben für und für in der Welt bis an den jüngsten Tag, nicht, dass Jemand von Neuem solche Kälber, wie Jene waren, sich mache und lasse machen; sondern, worauf ein Mensch mit Hintansetzung Gottes seine Zuversicht und Vertrauen setzt, damit macht er sich, wie Jerobeam, Kälber, das ist, andere und fremde Götter, die er ehrt und anbetet an Statt des einigen, rechten, lebendigen und ewigen Gottes, der allein raten und helfen kann und will in aller Not. So dienen nun Alle diesen Kälbern, die sich verlassen auf ihre Kunst, Weisheit, Stärke, eigene Heiligkeit, Reichtum, Ehre, Gewalt, Bündnis, gut Geschütze, Festungen, überhaupt auf Alles, es heiße wie es wolle, darauf die Welt baut und trotzet; denn solches Vertrauen auf vergängliche Kreaturen ist der rechte Götzendienst und Abgötterei.

7. Abgötterei ist uns natürlich angeerbt.

Gar leicht ist es geschehen, dass man in Abgötterei fällt, denn wir sind Alle von Natur Abgöttische: und, weil uns Abgötterei angeboren ist, darum gefällt sie uns auch wohl.

8. Woher anfänglich Abgötterei aufgekommen sei.

Sankt Paulus bezeugt's mit denen Worten, die er sagt, Gal. 4, 8: Da ihr Gott nicht erkanntet, das ist, da ihr noch nicht erkanntet, was Gottes Wille gegen euch sei, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter waren. Ihr dientet eures Herzens Träumen und Gedanken, damit ihr ohne, ja, wider Gottes Wort und Befehl euch einen solchen Gott dichtetet, der sich versöhnen ließe mit Werken und Gottesdiensten, von eurer Andacht und guter Meinung erwählt. Denn eben daher, dass natürlich alle Menschen diese gemeine Erkenntnis haben, (nämlich, dass ein Gott sei,) ist alle Abgötterei in der Welt entstanden, welche ohne solche Erkenntnis der göttlichen Majestät wohl nachgeblieben wäre. Weil aber solche Erkenntnis den Menschen natürlich eingepflanzt ist, haben sie von Gott außer und ohne sein Wort eitle und gottlose Gedanken gefasst, und für die gewisse göttliche Wahrheit gehalten, und also einen andern Gott gedichtet, als er von Natur und an sich selbst ist.

9. Außer Christo sind alle Gottesdienste Abgötterei.

Wer von der Gnade Gottes ab auf das Gesetz verfällt, und meint, durch Werke selig zu werden, der fällt so unsanft, als der von der Gnade in Abgötterei fällt. Denn außer Christo ist anders Nichts denn Abgötterei, und eitel falsch erdichtet Ding von Gott, es heiße nun des Türken Alcoran, des Papsts Dekret und Gebot, oder auch Mosis Gesetz, wenn man dadurch vor Gott denkt gerecht und selig zu werden.

10. Abgötterei und ihre Strafe.

Abgötterei heißt und ist, wenn nicht Alles geschieht, gelehrt und getan wird nach Gottes Wort, wie uns dasselbige vorschreibt und lehrt. Denn, wenn man Gott dienen will, so muss man ansehen nicht, was man tut, und das Werk, sondern, wie es geschehen soll, ob's auch Gott befohlen habe, sintemal Gott (wie Samuel sagt, 2. Sam. 15., V. 22.) mehr Gefallen hat am Gehorsam seines Wortes, denn am Brandopfer.

Darum, wer Gottes Stimme nicht gehorcht, der ist ein Abgöttischer, wenn er sich gleich rühmte der höchsten und schwersten Gottesdienste. Wie denn der Abgöttischen Eigenschaft ist, dass sie nicht erwählen, was leicht und gering ist anzusehen, sondern, was groß und schwer ist. Solches hat man an den Mönchen gesehen, die immerdar und schier täglich neue Gottesdienste erdacht haben; aber, weil es Gott in seinem Wort nicht befohlen hat, ist's eitel Abgötterei, dabei und daneben allzeit Gotteslästerung, Verachtung Gottes Worts, Geiz, Ungerechtigkeit, Gewalt, unrechte Gerichte und Urteil, und dergleichen. Denn, was für Gottesdienst Menschen ohne Gottes Wort und Befehl aufrichten, das ist Abgötterei; wie die Schrift sagt.

Darum soll man die Abgötterei mit höchstem Fleiß fliehen, als auf welche nicht schlechte Strafe, sondern endliche und äußerste Verwüstung folgt. Denn, weil Gott das Unrecht, so dem Nächsten geschieht, gräulich straft, wie man in den Propheten Geschichten sieht, wieviel härter und gräulicher wird er strafen, wenn er sieht, dass seine Ehre von den gottlosen Leuten durch Abgötterei, falsche Lehre und Götzendienste besudelt und unterdrückt wird? Ach! die Strafe, wird viel größer sein, denn eines Menschen Herz denken, oder seine Zunge aussprechen kann.

11. Ein Anderes.

Aller Gottesdienst, der ohne Befehl Gottes angerichtet und vorgenommen wird, ist gottlos und Abgötterei. Obwohl dergleichen Gottesdienst an den Vätern, die Gottes Befehl gehabt haben, gelobt ist. Und nach dieser Regel kann man alle Möncherei und Götzendienste im Papsttum und sonst wo beurteilen und richten.

12. Ende der Abgötterei und der Abgöttischen.

Der Abgöttischen Leben ist nicht allein mühselig, denn sie feiern und ruhen nicht, und lassen's sich sauer werden, sondern der Abgötterei folgt gewiss Unglück und Untergang, ob sie wohl in der Erste glückselig ist, und groß Gut und Gewalt bekommt. Dagegen die rechte, wahre, reine Religion muss Hunger und Kummer leiden, heftig angefochten und verfolgt werden. Wie aber solche Güter die Abgöttischen gebrauchen, das sieht man im Papsttum wohl, in Stiften an den Höfen der Kardinäle und Bischöfe, und geht eben bei ihnen also zu, wie Mose sagt: Da er aber fett und satt ward, ward er geil c. 5, Mos. 31, 20.

Und solcher Abgöttischen gottlos Wesen und Gräuel verteidigt und schützt die weltliche Obrigkeit; denn Könige und Fürsten (so die Schrift, Ps. 47, 10., Schilde nennt wegen ihres Amts, welchem sie mit ihrer Gewalt dienen sollten,) sind gemeiniglich Schutzherren gottlosen Wesens und der Abgötterei. Aber was wird's vor ein Ende nehmen? Nämlich, wie Samuel sagt, 1. Sam. 12, 25: Werdet ihr übel handeln, so werden beide, ihr und euer König, verloren sein. Denn Götzendienste, die man vornimmt und verrichtet, Gottes Zorn damit abzuwenden, reizen Gott sehr zum Zorn. Also tun die Papisten heutiges Tages mit ihren Messen, Wallfahrten und ihrer heiligen Anrufung anders Nichts, denn dass sie ihr Verderben und Untergang nur fördern, und zur Strafe eilen. Denn Gott kann Nichts weniger leiden, denn Verachtung seines Worts, welche stets für und für der Abgötterei folgt. Daraus kommt denn hernach Zank und Uneinigkeit, Hass und Feindschaft der rechten, reinen Lehre und Mord; denn die Abgöttischen wollen ihre falsche Lehre und Götzendienste verteidigen, nicht allein mit Schmähen und Lästern, sondern auch mit der Faust.

Darum wird Gott auf beiden Seiten gezwungen, dass er muss darein sehen und Gericht halten, auf dass die Gottseligen nicht gar unterdrückt werden, und es den Abgöttischen ungestraft hingehe, dass sie von Gottes Wort abgewichen sind, und neue Gottesdienste angerichtet haben, mit welchen die andern einfältigen und unverständigen Leute, als mit Netzen verstrickt und verwirrt, zur rechten Erkenntnis Gottes nicht kommen können. Welche Sünde aber die, so im Lehr- und Predigtamt sind, frei und ungescheut strafen sollen, ungeachtet ihrer hohen Dignität und Würde. Denn die Propheten, wie man im Hosea, C. 5, 1, sieht, strafen nicht allein insgemein das Haus Israel, sondern nennen auch öffentlich insonderheit die Priester, und des Königs Haus, das ist, den König selber und den ganzen Hof mit Namen. Sie fragten nicht danach, dass es große Gefahr auf sich hatte, dass die Obrigkeit also öffentlich gestraft und angetastet ward, und sie darüber in Verachtung kamen, und solche ihre Predigten aufrührerisch gescholten wurden. Denn es drang sie dazu eine andere und größere Gefahr, nämlich, dass sie sahen, dass durch solche Exempel der Gewaltigen auch die Untertanen verführt und zu sündigen gereizt worden.

Darum ist's hoch von Nöten, dass man die Stifter und Meister oder Verursacher solcher Ärgernisse strafe, sonderlich, wenn sie in hohen Ämtern, gewaltig und gelehrt sind; wiewohl es ohne Gefahr nicht zugeht. Vornehmlich aber soll man die Missbräuche im Papsttum und andere Irrtümer mit Ernst strafen, und sich an der Weltweisen Urteil nicht kehren, noch sich abschrecken lassen, die da meinen, die rechte reine Lehre könnte gleichwohl erhalten werden, wenn man fein gemach und säuberlich täte, dass man fein sanft und leise damit umginge, und um gemeinen Friedens, willen den Widersachern Etwas passieren und hingehen ließe, ein wenig durch die Finger sähe, und nicht also mit der Säuglocke führe. Nein, liebe Herren, die Gefahr des Ärgernisses ist größer, welchem rechtschaffene, treue Lehrer und Prediger anders nicht raten noch steuern können, denn dass sie frei und ungescheut strafen, was sie sehen, was böse und unrecht, falsch und verführerisch ist.

13. Anfang der Abgötterei.

Ich halte dafür, sprach Dr. Martin Luther, dass Abgötterei ihren Ursprung habe und kommen sei aus der rechten Religion, dass die heiligen Väter ihren Kindern befohlen, und sie geheißen haben, frühe zu beten; danach haben die Nachkommen frühe die Sonne angebetet. Wie denn gemeiniglich alle Abgötterei vom Nachahmen des rechten Gottesdienstes ihren Anfang hat, und sich mit einem Schein göttlichen Worts und der frommen Exempel, die Gottes Befehl gehabt haben, beschönigen will. Darauf sagte er: Alle Abgöttischen sind geizig, und je geistlicher und frömmer sie angesehen werden, desto geiziger sind sie.

14. Von der Astrologie.

Den Gestirnen glauben ist Abgötterei, denn es ist wider das erste Gebot: Du sollst nicht andere Götter neben mir haben.

15. Die Welt ist voller Abgötterei.

Alle Welt (auch Gottes eigen Volk, die Juden,) ist voll Abgötterei gewesen; denn Einer ging dahin, der Andere dorthin, und sie richteten so viele Gottesdienste an, wie viel sie Berge und Bäume im Lande hatten, die lustig und schön waren; wie man in den Propheten sieht, und wir im Papsttum auch getan haben. Solches war die Abgötterei, da sie Gott mit Ernst suchten, opferten und fasteten, und taten dem Leibe wehe damit. Aber es war damit Niemand, als dem Teufel und eigenen Gedanken gedient. Das ist denn die größte Unehre und Lästerung, die Gott in der Welt begegnet, die daraus entsteht, dass man Christus nicht kennt; denn Alles, was außer und ohne Christo ist, es sei so herrlich und groß es immer wolle, so ist's Nichts als Gotteslästerung und Abgötterei.

Noch gibt es eine andere gröbere Abgötterei, da man den großen Gott, Mammon, das ist, Geld und Gut und dergleichen, ehrt und anbetet, da das Herz daran klebt, und darauf traut. Solcher groben Abgötterei ist die Welt auch voll; denn da gehen daher Kaiser, Könige, Fürsten, Edelleute, Bürger, Bauern mit dem groben Klotz dem schändlichen Mammon, dem elenden Nothelfer, an dem ist ihnen Alles gelegen. Also wird Gott allenthalben gelästert und verunehrt mit der Abgötterei der Heuchler und der großen Heiligen, als bei den Juden waren die Pharisäer und Sadduzäer, und bei uns sind die Karthäuser und Mönche, die ihre eigene Gerechtigkeit, große Verdienste und Heiligkeit und gute Werke anbeteten, und mit der groben Abgötterei, da der meiste Teil Gott verachtet, und dem Mammon anhängt. Solches geht durch und durch in der Welt, dass man Gott nicht ehrt, nach ihm nicht fragt, ihn nicht anruft, ihm nicht dankt.

16. Abgötterei im Papsttum.

Dr. Martin Luther sagte, dass man im Papsttum an S. Catharinen und anderer heiligen Märtyrer Festen diese Worte und Gebet gelesen und gesungen habe: O Gott, tue Barmherzigkeit, und sei gnädig denen, die mein Gedächtnis begehen! Darauf antwortete Gott: Komm meine Geliebte, was du gebeten, das hast du erlangt. Daher ist also Abgötterei gekommen.

Danach lehrten sie unverschämt also: Die Heiligen haben mehr können, tun, denn ihnen Gott geboten hat, haben mehr Verdienst als Unverdienst. Da musste der Spruch S. Pauli herhalten an die Kolosser, C. 1, 24, da er spricht: Nun freue ich mich in meinem Leiden, dass ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleische, was noch mangelt an Trübsalen in Christo rc. Der musste ihnen dienen zu der Abgötterei, und zum Verdienst ihrer übrigen Werke, die sie Andern mitteilten und verkauften. Da doch S. Petrus sagt: 1. Epist. 4, 18: So der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder bleiben? Noch haben die verzweifelten Buben Opera superrogationis, übrige Werke, deren sie nicht bedürfen, unverschämt erdichtet.

Daher ist gekommen der große Betrug des Teufels mit den Wallfahrten in das Grimmetal, da die Leute verblendet, als wären sie toll und töricht, Knechte, Mägde, Hirten, Weiber, ihren Beruf anstehen, ließen, und dahin liefen. Es ist mit Recht Grimmetal genannt, Vallis furoris; da war Niemand, der ein Wort dawider geredet hätte. Der Bischof von Würzburg schwieg stille dazu, und willigte darein, und, weil wir jetzt dawider reden, und sagen, es sei Unrecht und Abgötterei, so verfolgt man uns auf das Äußerste. Wenn wir glauben an Christum hätten gehabt, hätten wir Solches leichtlich erkennen und beurteilen können; weil wir aber denselben haben fahren lassen, sind wir in allerlei Finsternis gefallen. Wie die gute N, zu H. und bei N. einem Pferde eine Kapelle gebaut haben. Wohlan! lasst uns beten und wacker sein, und über Gottes Wort treulich halten.

17. Das Jakob fremde Götter weggetan, und von Kain.

In der Bibel liest man, dass Jakob die fremden Götter abgetan habe, 1. Mos, 35, 2. Da soll man nicht denken, dass er nur einen oder zwei Götzen zerbrochen und abgetan habe, sondern er hat allenthalben insgemein allen falschen Gottesdienst geändert und abgeschafft. Das wird ein Wesen gewesen sein. Da sprach D. Jonas: Solche Änderung und Abschaffung der Abgötterei ist ein ganzer Lutheranismus gewesen. Darauf sagte Dr. Martin Luther: Es ist oft gefallen; wie von Enoch geschrieben steht, dass er am Ersten angefangen habe, den Namen des Herrn anzurufen, 1. Mos. 4, 26. Denn der rechte Gottesdienst war durch Kain gefallen und abgetan, der war ein Bösewicht; er hat's aber nicht sein wollen, denn er verließ sich auf seines Vaters, des guten Adams, Worte, die machten ihn hoffärtig und halsstarrig; da Adam sagte V. 15: Wer Kain erschlägt, der soll siebenmal gestraft werden. Diese Verheißung hat ihn nur hartnäckiger gemacht, und wird also ein feiner scheinender Werkheiliger gewesen sein, hat aber nicht wollen gottlos sein.

18. Abgötterei und Aberglauben ist allenthalben gemein.

Herr Bernhard von Milo, Ritter und damals Landvogt zu Wittenberg, schickte Dr. Luther einen langen Zettel ineinander gewickelt, in welchem wunderliche, seltsame und abergläubische Zeichen waren wider alle Verwundung. Da sprach der Doktor: Dieser Aberglauben und Zauberei ist sehr allgemein bei den Tartaren, Türken und Heiden, endlich ist sie auch zu den Christen gekommen.

19. Kriegsleute haben gemeiniglich im Papsttum viel Aberglauben gehabt, und gebraucht.

Kaiser Maximilian soll in Kriegshändeln sehr abergläubisch gewesen sein: in Gefährlichkeiten tat er Gott Gelübde, und schlachtete, was ihm am Ersten begegnete, wie man von ihm sagt. Darauf erzählte Dr. Luther eine Geschichte von einem Tartaren, der eine schöne Jungfrau, die er gefangen und sehr geliebt, habe müssen würgen und schlachten. Wir Christen, sprach er, haben einen großen Vorteil wider die Feinde zu kriegen, nämlich, das Gebet im Glauben; aber die Gottlosen wissen von diesem Glauben und Gebet Nichts, daher ist bei den Heiden so viel Aberglauben und Schlachten gewesen.

Denn Jephtah, über welchen doch der Geist Gottes gekommen war, wie die Schrift sagt, Richt. 11, 29., tat ein närrisches und abergläubisches Gelübde, nachdem er den Sieg erlangt hatte, seine leibliche Tochter zu schlachten. Wenn da ein gottseliger, verständiger Mensch gewesen wäre, der hätte ihn an seine Torheit erinnern können, und sagen: Jephtah, du sollst deine Tochter nicht erwürgen um deines törichten Gelübdes willen. Denn das Gesetz von Gelübden muss man recht und nach Billigkeit, und nicht so stracks nach den Worten verstehen, denn du hast es nicht also gemeint. Also ward der fromme Jüngling Jonathan des Gelübdes, das sein Vater, König Saul, getan hatte, erledigt und errettet vom Tod, 1. Sam. 14, 45, Also lässt Gott auch seine Heiligen narren. Und damals machte der herrliche Sieg einen solchen jämmerlichen Fall, dass der treffliche heilige Mann, ein rechter weidlicher Held, so irren sollte. Dazumal erzählte Dr. Luther nach der Länge die Geschichte von Jephtah, wie er wäre von den Seinen verstoßen und vertrieben gewesen, und danach, da die große Not und Gefahr kam, wieder heim gefordert und berufen worden. Die Geschichten im alten Testament sind sehr vortrefflich und schön, uns aber, wenn wir sie lesen, gar tot und geringschätzig.

Da fragte M. Veit Dieterich: was vor ein Brauch gewesen wäre, die Jungfrauschaft zu beweinen, und warum die Tochter Jephtahs ihre Jungfrauschaft zwei Monate beweint hätte? Da sprach Dr. Luther: Darum, dass sie sterben sollte ohne Kinder, welches der größte Jammer war; wie man sieht an der lieben Hanna, Samuelis Mutter, 1. Sam. 1.; denn unfruchtbar sein, ist ein verdrießlich, feindselig Ding verständigen Eheleuten, aber die Kinder sind das lieblichste Pfand und Band der Ehe, es ist die beste Wolle von den Schafen.

20. Der Heiden Affenwerk vom Allerheiligsten und Anderem.

Die Heiden haben es von den Juden genommen, und ihnen nachgeahmt mit dem Allerheiligsten, dass sie ihre Orte und Winkel hatten, da man die Götzen um Rat fragte, da dieselben Antwort gaben; die waren auch dunkel und finster. Das Allerheiligste aber war ein dunkler Ort im Tempel, damit angezeigt ist das Reich des Glaubens, welches man mit keiner Vernunft, sondern allein mit dem Glauben fassen und begreifen kann. Auf diese Weise haben die Heiden den Juden auch nachgeahmt und gefolgt, dass sie ihre Kinder schlachteten und opferten; denn es ist ein trefflicher Gottesdienst gewesen vor der Vernunft, die Kinder zu schlachten und zu opfern; als wollten sie sagen: Hätten wir was Lieber's, wir wolltens auch daran wagen, und Gott zu Dienst und zu Gefallen tun.

21. Das goldene Kalb.

Da das Volk in der Wüste, so lange Moses auf dem Berge war, mit Aaron, dem Hohenpriester, ein golden Kalb aufrichtete, 2. Mos. 32, haben sie nicht wollen einen andern Gott ehren oder viel Götter haben, sondern haben nur Gott. und seinen Dienst wollen ändern, dem zuwider, was ihnen Moses vorgeschrieben und befohlen. Aber nicht Alle, sondern nur die Vornehmsten, und ein Teil des Volks willigte darein. Sie wollten damit anzeigen, dass Gott wollte geehrt und versöhnt werden durch Opferung von Kälbern.

Solche Opfer sind vor dem Gesetz gewesen, so von den Vätern gekommen und genommen sind. Und ist der Gottesdienst mit dem jüdischen Kalbe von den Ägyptern genommen und herkommen: die ehrten einen Ochsen und Götzen, Apis; desgleichen tat das Volk Israel, wie S. Stephanus anzeigt, Apg. 7, 41. seq. Aber dieser Gottesdienst der Ägypter ist hergekommen von Joseph, derselbe opferte Kinder und Kälber.

22. Vom Opfern der Menschen.

Es ward bei Dr. Luther vom Opfern geredet, dass man noch heut zu Tage Menschen opferte, welches Kaiser Karl der Fünfte in unsern Zeiten abgetan, und an ihrer Statt graue Mönchsklöster angerichtet hat. So sagt man auch, dass an eines großen Königs Hof ein solch' Pfaffenkleid noch solle vorhanden sein, aus Vogelfedern, von allerlei Farben gewirkt, mit kleinen engen Ärmeln, mit Gold und Edelgesteinen gestickt und geschmückt, das ein Pfaff hat müssen anziehen, wenn er hat wollen Menschen schlachten und opfern. Wenn nun der Pfaff solch' Kleid angehabt, so hat er gewartet auf eine Offenbarung, danach hat er gelesen und genommen aus dem Haufen ein Kind oder einen andern Menschen, den er geschlachtet und geopfert, mit großer Ehrerbietung und Andacht des Volks, das umher gestanden und dabei gewesen.

Da sprach Dr. Luther: Es ist kein Wunder, dass noch jetzt solche Gottesdienste sind und geschehen, weil auch im Volk Gottes, da die heiligen Propheten, Jesaja und Jeremias noch lebten, solche Abgötterei mit aller Macht getrieben ward, wider welche die Propheten gestritten und gepredigt haben, sind darüber auch getötet worden. Denn Abgötterei hat allezeit ein großes Ansehen.

23. Abgötterei, so mit der Möncherei und Nonnerei getrieben

Es müssen Sekten sein, sprach Dr. Luther, die Abgötterei treiben, so lange die Welt steht, und mit höchster Andacht, und Irrtümern einen großen Schein und Ansehen sich geben. Seht nur, wie ein Weinen und Heulen bei dem Einsegnen war, wenn die Eltern ihre Kinder in die Klöster gaben, dass man sie einsegnete; sonderlich die Mägdlein, wenn dieselben das Regnum mundi sangen. Ach! welch' ein Weinen war da, da die Eltern ihre Kinder dem Moloch opferten und verbrannten! Es ist Jenes vor Zeiten ein gräulich Opfer gewesen, sonderlich, wo der Eltern angeborene natürliche Liebe und Neigung gegen die Kinder groß gewesen ist, denn sie sind ja nicht Klötze und Stöcke gewesen.

24. Abgötterei, so falsche Lehrer anrichten, währt für und für.

Dr. Luther ward ein groß Buch gebracht, welches ein Franzose, Wilhelm Postellus genannt, von der Einigkeit in der Welt geschrieben hatte, in welchem er sich heftig bemühte, die Artikel des Glaubens aus der Vernunft und Natur zu beweisen, auf dass er die Türken und Juden möchte bekehren, und alle Menschen (sie hätten so mancherlei Gottesdienst als sie immer wollten), zu Einem Glauben bringen. Da sprach Dr. Luther: Es ist zu viel auf einen Bissen gefasst, wiewohl Andere vor unsern Zeiten auch Bücher geschrieben haben von der natürlichen Theologie, mit welcher sie den christlichen Glauben aus der natürlichen Vernunft beweisen wollten. Diesem aber ist es gegangen nach dem Sprichwort: Franzosen mangelt es am Gehirn, Es werden noch Schwärmer kommen, die werden sich unterstehen, allerlei Abgötterei mit einem Schein und Deckel auf den Glauben zu richten und damit zu beschönigen. Da sagte Philipp Melanchthon: er hätte von einem Kaufmann gehört, der gesehen hätte in Indien, dass man die Schlangen anbetete, und dass die Leute daselbst eine große Schlange und Drachen mit höchstem Gottesdienst geehrt hätten.

25. Von Anrufung der Heiligen, die auch Abgötterei ist.

Es ward gefragt: woher doch die Papisten der toten Heiligen Anrufen ursprünglich genommen hätten? Da sprach Dr. Luther: Vielleicht haben sie es von den Heiden genommen, die Gott in unzählig viele Bilder und Götzen geteilt, und einem Jeglichen sein Amt und Werk zugeeignet und gegeben haben. Wie sie erdichteten und vorgaben, Pallas sei eine solche Göttin, durch welche die Gesellschaft, Friede und Freundschaft unter den Menschen erhalten würde. Dergleichen taten sie mit andern Götzen auch, dass ein Jeglicher sein bescheiden und eigen Werk hatte. Denen haben die Papisten unchristlich nachgeahmt, und damit verneint Gottes Allmacht, und ein Jeglicher hat außer Gottes Wort nach seinem Kopfe eine sonderliche Meinung gehabt aufs Allersicherste.

Gleichwie einmal ein Messpfaffe gewesen ist, der, da er über dem Altar viele Hostien sollte konsekrieren, meinte, es wäre nicht congrue nach der Grammatik geredet: Das ist mein Leib; und sprach: Dies sind meine Leiber. Er rühmte sich danach seiner Kunst und sagte: Wäre ich nicht so ein guter Grammatikus gewesen, so hätte ich eine Ketzerei angerichtet, und nur Eine Hostie konsekriert. Solcher Gesellen, sprach Dr. Luther, wird die Welt Viele hervorbringen, dass die Grammatiker, Dialektiker, Rhetoren und Philosophen werden die Heilige Schrift verfälschen, und aus derselben und ihrer Kunst ein Gemenge machen; da man doch ein Jegliches sollte lassen an seinem Ort bleiben, wie und dazu es von Gott geordnet ist, nicht ineinander bräuen. Die Theologie soll Kaiserin sein, die Philosophie und andere gute Künste sollen derselben Dienerinnen sein, nicht selbst regieren und meistern, wie Servetus, Campanus und andere Schwärmer wollen. Gott erhalte seine liebe Kirche, die von ihm, wie ein Kind im Mutterleibe, getragen wird, und behüte sie vor solcher Schul- und philosophischen Theologie.

26. Ein Anderes von Anrufung der verstorbenen Heiligen.

Der Heiligen Anrufung ist eine gräuliche Blindheit und Ketzerei gewesen, gleichwohl wollen's die Papisten nicht erkennen, noch viel weniger bekennen und ändern. Des Papsts größter Genuss ist von den Toten gewesen. Denn der Heiligen Anrufung, und der Toten Seelgeräte hat alles. Geld und Reichtum eingetragen: die Toten haben viel mehr eingetragen, denn die Lebendigen. Aber es geht in der Welt also zu: Aberglaube, falsche Lehre und falscher Gottesdienst. nährt und gibt mehr, denn die rechte, wahre, reine Religion: diese ist die Magd, jene aber Frau Domina. Acht hundert Baalspfaffen ernährte die Isabell von ihrem Tisch, aber den einigen Propheten Elias konnte das Reich Israel nicht ernähren, sondern die Witwe zu Sarepta unter den Heiden speiste ihn.

27. Von fremden Göttern.

Dr. Luther ward gefragt: wie man beweisen könnte, dass, fremde Götter haben, so viel heiße, als, einen Gottesdienst anrichten und einsehen wider Gottes Wort? Darauf antwortete er und sprach: Deus et cultus sunt Relativa, Gott und Gottesdienst gehören zusammen, Eins kann ohne das Andere nicht sein; denn Gott muss je eines Menschen oder Volks Gott sein, und ist allzeit in praedicamento relationis, referiert und bezieht sich auf einen Andern. Gott will Etliche haben, die ihn anrufen und ehren; denn einen Gott haben und ehren, gehören zusammen, und beziehen sich auf einander wie Mann und Weib im Ehestand; Keines kann ohne das Andere sein. Darum, wer einen Gottesdienst einsetzt und anrichtet von sich selber, aus eigener Andacht ohne Gottes Befehl, der ist ein Ehebrecher und abgöttisch wie eine Ehefrau, wenn sie mit einem Andern es hält und buhlt; ebenso, wer einen andern Gott, denn den rechten, wahren Gott sucht, ob er gleich meint, er tue Gott einen rechtschaffenen Dienst.

28. Was Abgötterei sei.

Das heißt eigentlich Abgötterei anrichten, ohne Gottes Geheiß aus eigener Andacht einen Gottesdienst vornehmen. Denn Gott will von uns ungemeistert sein, wie man ihm dienen soll; er will es uns lehren und vorgeben; sein Wort soll da sein, das soll uns leuchten und leiten. Ohne sein Wort ist Alles Abgötterei, und eitel Lügen, es gleiße wie andächtig und schön es immer wolle.

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