Luther, Martin - Tischreden - Von Gottes Werken.

Inhaltsverzeichnis

Luther, Martin - Tischreden - Von Gottes Werken.

1. Dass die Vernunft Gottes Werke nicht verstehen noch begreifen kann.

Doktor Luther sagte: Alle Werke Gottes sind unerforschlich und unaussprechlich, keine Vernunft kann sie aussinnen, allein der Glaube fasst sie, ohne alle menschliche Kräfte und Zutun; welches man alsdann versteht und erfährt, wenn man nur bedenkt, wozu das Stroh gut und nütze ist.

Zu einer anderen Zeit sprach Dr. Martin Luther: Glauben, dass Gott ein Schöpfer sei, ist menschlicher Vernunft unmöglich: denn, wenn wir's glaubten, so wüssten wir, dass er so gewaltig ist, dass er nur mit einem Wort und in einem Augenblick die ganze Welt könnte in einen Haufen reißen, gleichwie ein Töpfer einen Topf zerbrechen und zerschmettern kann. Aber wir glauben es nicht, und wir sehen wider Gott unsere Weisheit und Macht, darum glauben wir nicht, dass er ein Schöpfer sei. Kurz, Niemand kann Gott in seiner Majestät begreifen oder erkennen, darum hat er sich herunter gelassen in der allergeringsten Gestalt, und ist Mensch worden, ja zur Sünde, zum Tode und Schwachheit selbst worden. Er ist klein genug worden, da er Knechtsgestalt an sich genommen hat, wie S. Paulus zu den Philippern, Kap. 2, 7. sagt. Aber wer kann's glauben? Wir meinen, der türkische Kaiser sei viel mächtiger, Erasmus viel gelehrter, ein Mönch viel frommer, als Gott ist.

Zu einer anderen Zeit sagte Dr. Luther: Alle Werke Gottes sind öffentlich am Tage, und doch unbegreiflich und unausforschlich. Denn wer kann sagen, wie Gott das allerkleinste Ding, und die geringste Kreatur geschaffen, z. B. wie er einem Floh oder einer Laus die Augen und Beine gegeben, oder wie er's gemacht hat, dass im Menschen das Auge sieht, oder wie es zugeht, dass ein Weib Milch in Brüsten und ein Kind im Leibe trägt, und wie und von wem es gewartet wird. Am jüngsten Tage werden wir's sehen, und Alle so hübsch sein, als Adam und Eva vor dem Fall waren, ja zehnmal schöner; wie denn Solches jetzt vor Gott ist, als wäre es allbereit geschehen. Kurz in allen, auch den allerkleinsten Kreaturen, ja, auch in ihren Gliedern scheint und sieht man öffentlich Gottes Allmacht und große Wundertaten. Denn welcher Mensch, wie gewaltig, weise und heilig er auch ist, kann aus einer Feige einen Feigenbaum oder eine andere Feige machen, oder aus einem Kirschkern einen Andern, oder aber einen Kirschbaum schaffen, oder auch wissen, wie Gott Alles schafft, wachsen lässt und erhält?

Und zwar in allen guten Künsten und Kreaturen findet und sieht man ausgedrückt, die heilige göttliche Dreifaltigkeit, nämlich Gottes des Vaters Allmacht, Gottes des Sohnes Weisheit, und Gottes des heiligen Geistes Güte. Weil wir aber nicht können recht begreifen oder verstehen, wie es zugeht, dass der Augapfel sieht; noch wie verschiedene und deutliche vernehmliche Worte gehört und geredet werden, wenn die Zunge im Munde bewegt und geregt wird, welches doch natürliche Dinge sind, die wir täglich sehen, und damit wir umgehen: wie sollten wir denn den heimlichen Rat der göttlichen Majestät können begreifen und erforschen mit unserer Vernunft?

2. Gott verbirgt seine Gaben, dass man ihrer nicht recht gewahr wird.

Die größten, höchsten und besten Gaben Gottes verbirgt, versteckt und verhüllt Gott, indem er ein kleines Flecklein daran hängt, als wären sie schlecht und geringe, dass man ihrer nicht achtet. Die Theologie z. B. verdeckt er vor jungen Leuten, dass sie dieselbe nicht studieren, damit, dass die Prediger nicht feiste Pfründen und großes Einkommen haben, sondern arme Bettler und verachtet bleiben.

3. Niemand versteht Gottes Werk.

Kein Mensch kann ausdenken und recht verstehen, was Gott getan hat, und noch ohne Unterlass tut: darum, wenn wir gleich Blut schwitzten, und sollten nur drei Zeilen schreiben, wie S. Johannes geschrieben hat, so könnten wir's doch nicht tun. Was lassen wir uns dünken, und verwundern uns über unsere Weisheit? Ach, es ist eitel Torheit. Wenn wir sollten raten, wie es sollte geschaffen werden, wenn kein Mann noch Weib wäre, und dergleichen; da würde Niemand daheim sein, und würde alle unsere Kunst zerrinnen. Was ist denn nun meine Weisheit gegen Gottes Weisheit? Ja, ich will gerne ein Narr sein, mich fangen lassen und überwunden geben.

4. Gottes Wunderwerke, derer die Welt voll ist, sieht und erkennt die blinde Vernunft nicht.

Die Vernunft kann weder verstehen noch fassen, wie es zugeht, dass ein Mensch, der Fleisch und Blut, Hände, Gebeine, Sinne und Verstand rc. hat, so einen schlechten Ursprung habe, nämlich aus menschlichem Samen: ebenso nicht, dass aus einem Kern so ein großer Baum wächst, aus einem Weizenkörnlein, das in der Erde verfault und zunichte wird, zwanzig, dreißig Körnlein kommen. Darum ist die Welt voll von Gottes Wunderwerken, die ohne Unterlass geschehen. Weil ihrer aber so viel und unzählige sind, dazu ganz und gar gemeine und alltägliche, spricht S. Augustinus, so achtet man ihrer nicht, ja, man denkt nicht daran.

Christus hat einst mit fünf Broten fünftausend Mann, Weiber und Kinder ausgenommen, gespeist, und da sie Alle satt waren, sind zwölf Körbe übrig geblieben und aufgehoben worden. Wenn jetzt ein solch Wunderwerk geschähe, würde sich alle Welt verwundern; wie auch Jene taten und sprachen, Joh. 6, 14.: Dieser ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Dass aber Gott täglich ohne Unterlass große Wunderwerke tut, sehen und achten fleischliche Herzen nicht, ja, sie denken nicht daran, will geschweigen, dass sie sich darüber verwundern und ihm dafür danken. Gott der Herr gibt Wasser aus den Felsen, aus dem Sande Brot, Wein, Bier, Butter, Käse, aus der Erde allerlei Gewächse und Früchte, Gold, Silber, Erz rc. Weil er aber dieses Alles ohne Aufhören überflüssig gibt, so hälts Niemand für ein Wunderwerk.

Adam hat er im Anfang aus einem Erdenkloß, Eva aus einer Rippe gemacht, sie gesegnet und gesprochen: Seid fruchtbar und mehrt euch, 1. B. Mos. 1,28. Dies Wort ist und bleibt kräftig bis an der Welt Ende. Und obgleich täglich viel Menschen sterben, werden doch immer Andere geboren, wie Mose in seinem Psalm sagt: Du lässt die Menschen sterben, und dahin fahren wie einen Strom, und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder. Psalm 90, 3. Dieses und Anderes, das Gott täglich schafft, sieht die blinde, gottlose Welt nicht für Gottes Wunderwerke an, sondern denkt, es geschehe Alles von Ungefähr. Dagegen aber die Gottseligen, wo sie ihre Augen hinwenden, wenn sie Himmel oder Erde, Luft oder Wasser anschauen rc. so sehen sie eitel Gottes Wunderwerke, darüber sie sich entsetzen und nicht genugsam verwundern können: sie sehen ihre Lust und Freude daran, loben und preisen den Schöpfer, und wissen auch, dass er Wohlgefallen an ihnen hat. Die Weltkinder aber, die in der Finsternis wandeln, sehen, wie gesagt, der Dinge Keines, viel weniger wissen sie von den Glaubenssachen.

Was ist es, dass sie in den Dingen, die der Vernunft unterworfen sind, merken und unterscheiden können, was gut und bös ist, auch etlicher maßen die äußerlichen Werke des Gesetzes tun können? Die Artikel aber des Glaubens, dass drei Personen ein einiger Gott seien, dass der wahre Sohn Gottes sei Mensch worden, dass zwei Naturen in Christo seien, eine göttliche und eine menschliche rc., sind ihnen viel zu hoch, ja sie ärgern sich daran, und halten's für Erdichtungen oder Fabeln. Denn so wenig es sich reimt, wenn Jemand sagen wollte: Mensch und Stein sind eine Person, so wenig reimt sich's nach der Vernunft, dass Gott ist Mensch worden, oder dass göttliche und menschliche Natur, in Christo vereinigt, eine Person ist.

Daran haben wir Christen zu studieren unser Leben lang. Ich denke Solchem auch fleißig nach, verstehe es aber nicht. S. Paulus hat ein trefflich Stück davon verstanden, wiewohl er es auch nicht ganz ergriffen hat; gleichwohl fährt er heraus, Koloss. Kap. 2, 9. und spricht: In Christo wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und Kap. 2, 3: In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Das will so viel sagen: wer Gott in Christo nicht findet, der findet ihn nimmermehr, er suche ihn, wo er wolle, und versteht noch viel weniger, was sein Wille und Wesen ist. In ihm aber erkennen wir Alles, die ganze Gottheit und Menschheit; das ist, wir sehen in ihm zugleich die höchste Kraft oder Macht, und die höchste Schwachheit, Leben und Tod, Gerechtigkeit und Sünde, Gottes Gnade und Zorn. Ach! was wollen wir sagen, dass Gott Mensch worden ist? Es ist ein gar hoher und schwerer Artikel über und wider alle Vernunft; aber Niemand, oder nur gar wenig Leute nehmen sich mit Ernst darum an.

5. Gott ist unbegreiflich und wird doch gefühlt.

Gott kann man nicht begreifen, aber man fühlt ihn doch, denn er lässt sich allenthalben sehen und merken, und erzeigt sich als ein gütiger Schöpfer, der uns alles Gute tut und gibt, welches die Sonne und Mond, Himmel und Erde, und alle Früchte, die aus der Erde wachsen, bezeugen. Aber der Mangel, dass wir Gott in solchen seinen Werken und unzähligen Wohltaten nicht erkennen, liegt am Schöpfer nicht, denn er will nicht, dass Solches vor unsern Augen verborgen sein solle. Nein, der Fehler liegt an ihm nicht, sondern an uns; denn die menschliche Natur ist durch die Erbsünde also verdorben und vergiftet, dass wir's nicht achten, noch erkennen und verstehen können.

6. Gottes Wunderwerke sieht man in den kleinsten und geringsten Kreaturen.

Doktor Luther sagte: Die größten Wunderwerke Gottes werden an den allerkleinsten und am wenigsten beachteten Kreaturen und Dingen gesehen: z. B. an einer reifen Birne, welche, ehe sie reif ward, ungefähr ein halbes Jahr vorher, tiefer als sie lang und groß ist, unter der Erde, und im äußersten Wipfel der Wurzel saß.

7. Gott ist außer und über, und doch in allen Kreaturen.

Weil der Himmel sein Stuhl ist, Ps. 66, 1. so muss er weit, weit über den Himmel reichen; und weil die Erde sein Schemel oder Fußbank ist, so muss er auch in der ganzen Welt sein: wie die folgenden Worte auch bezeugen, da Gott spricht, V. 1, 2: Welches ist die Stätte, da ich ruhen soll? Ich sehe an die Elenden, und die zerbrochenes Geistes sind, und sich fürchten vor meinem Wort. Diese sind es, wollte er sagen, bei denen ich meine Wohnung und Ruhe habe. Nun sind aber dieselben in aller Welt hin und her zerstreut: und so er Alles erfüllt, wie S. Paulus sagt, Eph. 4, 10., so muss er allenthalben gegenwärtig sein. Darum, wer vor Gott will weise sein, der lerne sein Wort, und fürchte sich vor ihm, denn die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang, Sir. 1, 16., doch fürchte er sich also, dass er auch auf seine Güte hoffe, Psalm 147, 11.

Ein andermal gab Dr. Martin Luther auf eine Frage, ob Gott außer, über, und doch in allen, auch den geringsten Kreaturen, als in Gräslein und Blättlein an Bäumen wäre, zur Antwort: Gott ist an keinen Ort gebunden, er ist auch an Keinem ausgeschlossen. Er ist an allen Orten, auch in der geringsten Kreatur, als, in einem Baumblatt oder in einem Gräslein, und ist doch nirgends. Nirgends, meine ich, ist er greifbar und eingeschlossen; an allen Orten aber ist er, denn er schafft, wirkt und erhält alle Dinge. Wie ist er aber in allen Kreaturen? Wesentlich, oder durch seine allmächtige Kraft? Er ist auf beiderlei Weise in einer jeden Kreatur, denn, wie gesagt, er schafft, er wirkt, und erhält Alles. Andere Kreaturen wirken ihrer Eigenschaft nach, Gott aber gegenwärtig und wesentlich.

Da Einer darauf sagte, das verstehe er nicht, so antwortete Dr. Luther: Glaubst du auch, dass Christus am Kreuz und in der Jungfrau Maria Leib Gott war? Beides zu glauben ist der Vernunft unmöglich. Ich glaube es aber, denn die Schrift sagt es. Ist nun Gott in der Jungfrauen Leib wesentlich und gegenwärtig, so ist er auch in einer jeden Kreatur, denn es ist einerlei Weise zu reden. Da sagte ein Anderer: So ist er auch im Teufel? Ja, sprach Dr. Luther, auch in der Hölle wesentlich, wie S. Paulus zeugt, 2. Thess. 1. V. 9: Die Gottlosen werden Pein leiden, das ewige Verderben von dem Angesicht des Herrn; und in dem Psalm 139, 8. heißt es: Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da.

8. Eine andere Frage.

Weil die Verdammnis über alle Menschen durch Adams Fall gekommen ist, warum durch Christum gleicher Weise die Seligkeit nicht über alle Menschen komme? denn der meiste Teil der Menschen bleibe gottlos und werde verdammt. Darauf antwortete Dr. Luther: Diese Frage kann Niemand anders auslösen, als durch eine Gegenfrage. Wenn müßige Geister darauf dringen, warum Gott wider das menschliche Geschlecht so hart erzürnt sei, dass er es ganz und gar hinwerfe, und dem Tode und der Verdammnis übergebe, so soll man dagegen antworten und sagen: dass Gott nicht zürne; weil er seinen eingeborenen Sohn gegeben habe zur Versöhnung des menschlichen Geschlechts, darum sei sein Wille nicht, dass Jemand soll verloren und verdammt werden.

Wird weiter gefragt, warum denn Gott verhänge, dass die Menschen verstockt werden und in das ewige Verderben fallen, so frage wiederum: warum hat Gott seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns Alle in den schmählichen Tod am Kreuz gegeben? Das ist doch ein gewisseres Zeichen seiner Liebe gegen uns arme elende Menschen, als seines Zorns und Hasses wider uns. Wahr ist es, dass der leidige Satan Adam betrogen und verführt hat; du aber sollst dagegen halten und betrachten, dass Adam bald nach dem Fall die Verheißung vom Son des Weibes, welcher der Schlange den Kopf zertreten und die Völker auf Erden segnen solle, empfangen hat, 1. B. Mos. 3, 15. Darum sollen wir erkennen, zu Herzen fassen, und wohl bedenken, dass die Güte und Barmherzigkeit des Vaters gegen die arge, gottlose Welt unermesslich groß ist, dass er ihr seinen Sohn zum Heiland gesandt hat.

Darum sollen wir nicht darauf sehen, wie gräulich durch Adams Fall die menschliche Natur verderbt und verblendet, voll großer schrecklicher Sünden, und deshalben allerlei Unglück, Jammer, Elend, Not, und endlich dem Tod unterworfen ist, und dass der größte Haufe der Menschen gottlos ist und verdammt wird; denn diesem Allem hätte Gott wohl können zuvor kommen, wenn er entweder die Welt oder uns Menschen nicht geschaffen hätte rc.; sondern vielmehr ist darauf Achtung zu geben, dass es der liebe Gott gewollt hat, dass Altes also ergehen solle. Darum lass dir seinen guten Willen gefallen, und klügle nicht mit dem teuflischen Warum? in göttlichen Worten und Werken. Gott, der aller Kreaturen Schöpfer, Herr und Erhalter ist, und Alles nach seiner göttlichen, unerforschlichen Weisheit schickt und ordnet, hat keinen Gefallen, ja, einen Gräuel an solchen Fragen; mag es ja schon ein Mensch dem Andern nicht zu gut halten, wenn derselbe ihn mit verdrießlichen Fragen plagt.

Auf dass wir aber ja doch der Sache gewiss werden, Welche selig oder verdammt werden sollen, hat er uns seinen einigen Sohn gesandt, und befohlen ihn zu hören, der uns des Vaters Willen offenbart habe, nämlich, dass, wer an den Sohn glaube, das ewige Leben habe, wer aber nicht glaube, sei schon gerichtet, Joh. 3, 18., und Kap. 6, 40.: Wer da glaube und getauft werde, selig werde; wer aber nicht glaube verdammt werde, Marci 1, 16. Kurz des sollen wir uns in aller Zuversicht zu unserm lieben Gott versehen, und ohne allen Zweifel glauben, dass er barmherzig, gnädig, geduldig, und über alle Maßen freundlich und guttätig ist, und was er verheißen und zugesagt hat, gewiss hält und überschwänglich tun kann, über Alles, was wir bitten oder verstehen, Ephes. 3, 20.

Dass aber Gott zuweilen nach seinem göttlichen vorbedachten Ratschlusse auf wunderbare Weise, menschlicher Vernunft und Weisheit unbegreiflich, Dieses sich erbarmt, und Jenen verstockt, wie die Schrift von Pharao redet, 2. Mos. 7, 3., gebührt uns nicht zu erforschen. Das sollen wir gewiss wissen, und daran nicht zweifeln, dass er Nichts tue ohne gewisse Ursache und bedachten Rat, und sollen denken, dass, wenn er einem Jeglichen von seinem Tun und Wirken müsste Rechenschaft geben, er ein armer, elender Gott wäre. Darum sollen wir uns genügen lassen an seinem Wort, darinnen er uns seinen guten gnädigen Willen in und durch Christum offenbart hat. Wer aber das Wort fahren lässt, und ohne dasselbe sich vornimmt, göttliche Majestät, Rat und Werke, wenn auch mit höchstem Fleiße, zu erforschen, (wie denn Alle tun, die göttliche Majestät Natur, Wesen und Willen mit ihrer Weisheit und Spekulation ohne das Wort ausforschen wollen,) dem wird's nicht gelingen.

9. Eine andere Frage.

Einer fragte: Warum tut Gott so Vieles, dessen Ursache man weder finden noch anzeigen noch verstehen kann? Ach! sagte darauf Dr. Martin Luther, wenn wir schon nicht Alles, was Gott macht, wissen oder verstehen, so liegt Nichts daran, er selbst will auch nicht, dass wir wissen sollen, was er vorhat. Wie er zu Petrus sprach, Joh. 13. 36: Was ich tue, das weißt du nicht, du wirst es aber, (nämlich an jenem fröhlichen Tage) erfahren. Da werden wir erst recht erkennen, wie treu und freundlich es der liebe Gott mit uns gemeint hat, wenn gleich Unglück, Angst und Not vorhanden gewesen ist. Indessen sollen wir uns gewiss zu ihm versehen, dass er uns weder am Leibe noch an der Seele verderben lassen, sondern also mit uns handeln werde, dass uns Alles, es sei gut oder bös, zum Besten dienen muss.

Wir Narren können keine gründliche Ursache davon anzeigen, wie die Rede in unserm Munde entsteht, wie es zugeht, dass eines einigen Menschen Stimme von so viel Tausenden deutlich gehört wird, und dass wir mit unsern Augen so weit und ferne allerlei Farben sehen, und, was wir vor uns im Gesicht haben, Nichts ausgenommen, deutlich fassen und unterscheiden können; auch nicht davon, wie Brot, Speis und Trank, das wir täglich genießen, in unserm Leibe in so kurzer Zeit in Fleisch und Blut, Harn und Mist verwandelt wird, und doch, obgleich wir von diesen geringen Dingen, die bei und in uns täglich geschehen, keine gründliche Ursache anzeigen können, sind wir so vermessen und unsinnig, außer uns über die Wolken zu flattern, und über göttliche Majestät, Wesen und Willen zu spekulieren, was unserer blinden, tollen Vernunft viel zu hoch, unbegreiflich und unerforschlich ist?

S. Hilarius sagt ein fein Wort: Wir geben uns zufrieden, spricht er, dass wir nicht wissen, wie es mit unserm Leibe steht, und wollen doch die Gottheit erforschen. Das tut sich aber nicht, daraus werden eitel Gämsensteiger, die stürzen und den Hals brechen. Darum rate ich treulich, dass man höre, was Gott durch sein Wort uns sagt, und uns nach demselben richten, sonst ist alle Mühe und Arbeit vergebens und wir sind verloren.

10. Eine andere Frage.

Auf Eines Frage, wo Gott gewesen sei, ehe der Himmel geschaffen worden? gab Luther die Antwort des S. Augustin: er sei in sich selber gewesen; da der Fragende weiter forschte, sprach Dr. Luther: er hat den müßigen, fürwitzigen Flattergeistern die Hölle gebaut. Nachdem er nun alle Kreaturen erschaffen hat, sagte er weiter, ist er allenthalben und doch nirgends, denn ich kann ihn nicht fassen noch ergreifen durch meine Gedanken ohne das Wort; da aber lässt er sich gewiss finden, dahin er sich gebunden hat. Die Juden fanden ihn zu Jerusalem bei dem Gnadenstuhl, 2. Mos. 25, 17, wir im Wort und Glauben, in der Taufe und Sakrament, in der Majestät aber ist er nirgends zu finden. Das ist eine große Gnade gewesen im alten Testament, dass sich Gott an einen gewissen Ort gebunden hat, wo er sich hat lassen finden, nämlich an den Ort, da der Gnadenstuhl war, gegen welchen sie beteten, und zwar im Anfang zu Silo und Sichem, danach zu Gibea, und zuletzt zu Jerusalem im Tempel.

Solches haben die Griechen und andere Heiden mit der Zeit nachgeahmt, und ihren Götzen auch an gewissen Orten Tempel gebaut, als: zu Ephesus der Diana, zu Delphi dem Apollo rc. Denn wo unser Herr Gott eine Kirche baut, da baut der Teufel eine Kapelle hinten nach. Auch das haben sie von den Juden genommen, nämlich, wie das Allerheiligste finster war und kein Licht hatte, also haben sie auch die Orte, da der Teufel Antwort gab, zu Delphi und anderswo dunkel und finster gemacht. So ist der Teufel allezeit unsers Herrn Gottes Affe. Die Finsternis des Allerheiligsten aber hat bedeutet, dass Christi Reich allein durch das Wort und Glauben, sonst auf keine andere Weise, zu finden und zu begreifen sei.

11. Gott ist treu und wahrhaftig.

Dass Gott treu und wahrhaftig ist, hat er bewiesen nicht allein dadurch, dass er seine Verheißung uns geleistet hat in Christo, durch welchen wir Vergebung der Sünden und Erlösung vom ewigen Tode haben, sondern er hat es uns auch bewiesen in der Schrift durch Vorstellung vieler Gnaden- und Trostexempel an großen Heiligen, die von Gott hoch erleuchtet und begnadigt gewesen, und doch in große schwere Sünde gefallen sind.. Adam hat durch seinen Fall und Ungehorsam Beides, Sünd und Tod auf alle seine Nachkommen vererbt. Aaron brachte eine große Sünde über Israel, so dass Gott ihn vertilgen wollte, 5. Mos. 9, 14, David fiel auch schwer samt Israel, 2. Sam. 11. Hiob C. 3, 1., und Jeremias C. 20. V. 14., verfluchten den Tag, darinnen sie geboren waren. Jonas verdross es sehr und er war zornig, dass Ninive nicht unterging, Jon. 4. V. 1. seq. Petrus verleugnete, Matth. 26, 70. seq. Paulus verfolgte Christum rc. Apg. 9, 4.

Diese und dergleichen unzählige Exempel zählt uns die heilige Schrift vor, nicht, dass wir sicher sollen sein und auf Gottes Barmherzigkeit sündigen, sondern dass wir, wenn wir Gottes Zorn und Gericht fühlen, das über die Sünder gehen wird, nicht verzweifeln, vielmehr solche tröstliche Exempel uns vorstellen, und gewiss schließen sollen, dass, wie Gott sich ihrer erbarmt hat, also wird er uns auch gnädig sein, und die Sünde nicht zurechnen, aus lauter Güte und Barmherzigkeit, um Christi willen rc. Auch sieht man an solchen Exempeln großer Heiligen, die so schwer gefallen sind, welch' ein böser, listiger, neidischer, mächtiger Geist der Teufel, dieser Welt Fürst und Gott, ist, dass er so hohe Leute, die mit dem heiligen Geist begabt gewesen sind, hat können zu Fall bringen, (und es noch tut.) Dieses kann man aber nirgends so wohl merken, als wenn fleischliche Menschen, deren Herzen allein an dem Zeitlichen haften, in grobe Sünde, als Mord, Ehebruch, Diebstahl, allein fallen. Jene hohen frommen Leute jedoch, die so große Sünde begangen haben, sind durch Gottes Rat und Verhängnis gefallen, auf dass sie nicht stolz würden, noch wegen ihrer Gaben sich überhüben, sondern sich fürchteten. Als David den Urias totgeschlagen, ihm sein Weib genommen, und den Feinden des Herrn Ursache gegeben hatte zu lästern, konnte er nicht rühmen, dass er wohl regiert, und viel Gutes gestiftet hätte, sondern er sprach: Ich habe gesündigt wider den Herrn, 2. Sam. 12. V. 13. und betete mit Tränen den Psalm: Gott sei mir gnädig! Ps. 51. Und Hiob bekennt und spricht: Ich habe unweise geredet, bekenne meine Schuld und tue Buße rc. Hiob 39, 37, 38.

12. Gottes Sachen haben einen gar geringen Anfang.

Wenn Gott etwas Großes vorhat auszurichten, fängt er dasselbe an durch einen Menschen, und gibt ihm hernach Gehilfen, die das auf Gottes Befehl angefangene Werk auch hinaus führen, und ihre Feinde (wiewohl nicht ohne große Hindernisse und Widerstand) überwinden. Z. B., da er das Volk Israel aus dem langwierigen, schweren Gefängnis in Ägypten erlösen und in das gelobte Land führen wollte, berief er erstlich Mosen, danach gab er ihm Aaron, seinen Bruder zu einem Gehilfen: die gingen zu Pharao, sagten ihm aus Befehl des Herrn, der Ebräer Gott, er sollte Israel ziehen lassen rc. Wiewohl aber, nun Pharao sich im Anfang hart dawider setzte, und das Volk ärger plagte als zuvor, wurde er doch endlich durch so viele Plagen gezwungen, die Israeliten zichen zu lassen, ja die Ägypter drängten und trieben sie eilends aus dem Lande. Da es aber Pharao reute, dass er Israel hatte ziehen lassen, und ihnen nachjagte mit Rossen, Wagen und Reitern, und seinem ganzen Heer, hieß der Herr Mosen seine Hand, darin er den Stab hatte, über das Meer recken: da teilten sich die Wasser; und da die Ägypter Israel nachfolgten mitten in das Meer, stritt der Herr für Israel, ließ ertrinken den Pharao mit aller seiner Macht im roten Meer, und errettete also sein Volk aus der Ägypter Hand rc. 2. Mos. 5. bis C. 14.

So machte es Gott auch zur Zeit des Priesters Eli, da es sehr übel stand in Israel. Als die Philister sie hart drängten und schlugen, so dass an Einem Tag dreißig tausend Mann aus Israel umkamen, dazu die Lade Gottes nahmen, und sie in ihr Land führten, worüber Eli vor großem Leide vom Stuhle zurück fiel und den Hals entzwei brach, und es anzusehen war, als ob es jetzt mit Israel ganz aus wäre, da erweckte Gott den Propheten Samuel, und half durch ihn Israel wieder auf, dass die Philister geschlagen wurden rc. 1. Sam. 3, 4, 5.

Hernach, da Saul von den Philistern so hart bedrängt ward, dass er vor großer Angst verzweifelte und sich selbst erstach, auch drei Söhne und viel Volks zugleich mit Saul umkamen, gedachte Jedermann: nun ist's mit Israel geschehen, 1. Sam. 31. Kurz darauf aber, da David vom ganzen Israel zum König erwählt und bestätigt ward, ging die goldene Zeit an. Denn David, der auserwählte Mann Gottes, errettete nicht allein Israel aus der Feinde Händen, sondern bezwang und brachte zum Gehorsam alle Könige und Völker, Die sich wider ihn setzten, und half dem Reich dermaßen auf, dass es zu seinen und Salomons Zeiten in voller Blüte, höchster Macht und Herrlichkeit stand. Dazu erweckte Gott ihm Gehilfen, viel hohe Leute, Priester und Propheten, auch andere gottesfürchtige, weise erfahrene Helden und Regenten, die er brauchen konnte in geistlichen und weltlichen Sachen; und durch dieselben hat auch David das Priestertum und Königtum also fein geordnet, bestellt und angerichtet, dass Beide hernach lange Zeit in ihrem Stande geblieben sind.

Ferner, da Juda gen Babel gefangen geführt ward, erwählte Gott die Propheten Ezechiel, Haggai, Zacharias, die sie in ihrem Elend und Gefängnis trösteten. Auch verhießen sie ihnen nicht allein die Heimfahrt wieder in das Land, die im ersten Jahre Kores, des Königs in Persien, geschah rc., sondern, dass auch Christus zu seiner Zeit gewiss kommen würde.

Daraus ist zu sehen, dass Gott sein Volk noch nie verlassen hat, auch die arge Welt nicht (die ihm's doch keinen Dank weiß,) ob er sie gleich eine lange Zeit um ihrer Sünde willen hart strafen und plagen lässt. Wie er uns denn auch in dieser unserer letzten Zeit gnädig heimgesucht, und aus dem langwierigen, schweren, gräulichen Gefängnisse des leidigen Papsttums erlöst. Der liebe Gott verleihe Gnade, dass wir's erkennen und ihm dafür danken, sonst wirds Übel ärger werden.

13. Überfluss der zeitlichen Güter hindert den Glauben.

Gott könnte bald und leicht reich werden, wenn er sich besser vorsähe, und uns seiner Kreaturen Gebrauch versagte. Wenn er jetzt die Sonne aufhielte, dass sie nicht scheinen könnte, ein andermal die Luft einschlösse, auf eine andere Zeit das Wasser aufhielte, danach das Feuer auslöschte; da würden wir gerne alles Geld und Anderes heraus geben, um solche Kreaturen wieder gebrauchen zu dürfen. Weil er aber so mild und häufig uns mit seinen Gaben überschüttet, wollen wir's als ein Recht haben, da er's uns doch versagen könnte. Darum verhindert und verfinstert die unaussprechlich große Menge seiner unzähligen Wohltaten den Glauben auch der Gläubigen, will geschweigen der Gottlosen.

14. Gott verdient mit seinen Wohltaten eitel Undank.

Gott gibt Sonne und Mond, Sterne und Elemente, Feuer und Wasser, Luft und Erde, und alle Kreaturen, Leib und Seele, und allerlei Nahrung, Früchte, Getreide, Korn, Wein, und Alles, was uns nützlich und nötig ist, zur Erhaltung dieses zeitlichen Lebens. Und noch dazu gibt er uns sein liebes Wort, ja sich selber. Was verdient er aber damit? Nichts Anders, als dass er dafür geschändet und gelästert wird, ja sein lieber Sohn jämmerlich verhöhnet, verspottet, und an den Galgen gehängt wird, und seine Diener geplagt, verjagt, verfolgt und getötet werden. Das ist der Dank dafür, dass er uns aus Gnaden geschaffen, erlöst, geheiligt, ernährt und erhalten hat. Ein solch Kräutlein, Früchtlein und frommes Kindlein ist die Welt. wehe ihr!

15. Dass das Holz eine große Gabe Gottes sei.

Mich wundert, woher unser Herr Gott Holz nimmt zu so mancherlei Gebrauch für alle Menschen in der ganzen weiten Welt; als Bauholz, Brennholz, Tischlerholz, Böttigerholz1), Stellmacherholz2), Holz zu Stuben, Schubkarren, Schaufeln, zu hölzernen Kandeln, zu Fässern, Gelten3), rc. Wer kann allen Gebrauch des Holzes erzählen? Kurz, Holz ist Eins der größten und nötigsten Dinge in der Welt, das man bedarf und nicht entbehren kann.

16. Dass Gott schier alle seine Titel und Namen verloren habe.

Gott wird jetzt endlich dafür angesehen und gehalten, als habe er alle seine Titel und Namen verloren; denn es scheint, als wäre er ohnmächtig, machtlos und hilflos wider die Gewaltigen dieser Welt: und muss auch ein Narr sein, und ratlos wider die Weisen und Klugen: so muss er auch sein ein Geselle der Bösen, da er doch von Natur fromm und gut ist. Aber daran muss man sich nicht kehren, sondern solches Alles aus den Augen und Herzen tun; denn Alles, was Gottes ist, das ist und bleibt dieser Welt verborgen, wie geschrieben steht, 1. Kor. 1, 18. Seine Macht wird angesehen und gehalten für Schwachheit, seine Weisheit für Torheit, und seine Güte und Frömmigkeit für eitel Bosheit.

Zu einer anderen Zeit redete Dr. Martin Luther eben davon, wie Gott von der Welt gehalten und angesehen würde, und sprach: Allein Gott ist ein Sünder, und sonst Niemand; alle Menschen sind dagegen gerecht und Alles. Allein der Vater ist ohnmächtig und machtlos; denn die Menschen sind gewaltig und mächtig, z. B. die Tyrannen, welchen Gott nicht widerstehen kann. Allein der Sohn ist ein Narr; denn die Menschen sind klug und weise, z. B. die Ketzer, welchen der Sohn nicht kann antworten. Allein der heilige Geist ist gottlos, denn die Menschen sind gottesfürchtig: wie sich denn also die falschen Brüder auch stellen, und ihnen der heilige Geist nicht kann genug tun für ihre Sünde. Also wird Gottes Kraft stark in Schwachheit, die in unsrer Stärke und Macht schwach wird. Darum so lasst uns gerne in uns selbst schwach sein, auf dass wir in Gott stark werden.

17. Dass Gott wohl könnte reich werden.

Gott könnte wohl reich werden, wenn er's tun wollte, er will aber nicht. Denn wenn er zum Papst und Kaiser, zu den Königen, Fürsten und Bischöfen, zu den Doktoren, reichen Kaufleuten, Bürgern und Bauern käme, und sagte: du sollst diese Stunde sterben, wenn du mir nicht hundert tausend Gulden geben wirst, so würde ein Jeglicher sagen: Ja, von Herzen gern, wenn ich nur leben darf. Aber nun sind wir solche undankbare Unfläter, dass wir ihm für so viele und große Wohltaten, die wir täglich reichlich und aus lauter Güte und Barmherzigkeit empfangen, nicht ein Danklied singen. Ist das nicht eine Schande? und dennoch lässt sich der gütige Vater das durch nicht abschrecken, sondern tut uns immer wohl und alles Gute. Wenn er aber in der Austeilung seiner Gaben kärger wäre, so würden wir ihm dankbarer sein. Wenn er z. B. einen jeglichen Menschen mit Einem Beine oder Fuße lies geboren werden, und ihm hernach im siebenten Jahr das andere Bein gäbe, im vierzehnten Jahr ihm erst Eine Hand, und im zwanzigsten Jahre die andere Hand gäbe, so würden wir Gottes Wohltaten und Gaben besser erkennen, auch viel lieber und werter halten, und Gott dankbarer sein, wenn wir derselbigen eine Zeitlang müssten beraubt sein und sie entbehren. Nun aber überschüttet uns Gott, und gibt uns seine Gaben fast alle auf einen Haufen. Jetzt hat er uns ein ganz Meer voll seines Worts geschenkt. Er gibt uns auch allerlei Sprachen und gute freie Künste umsonst; allerlei gute Bücher kauft man jetzt wohlfeil, und um ein gering Geld; dazu gibt er gelehrte Leute, die da fein ordentlich und richtig lehren können, so, dass ein junger Knabe, wenn er anders nicht ein völliger Tölpel ist, in einem Jahr mehr studieren und lernen kann, als zuvor in etlichen, in vielen Jahren. So wohlfeil ist jetzt die Kunst, dass sie fast muss nach Brot gehen. Wehe uns, dass wir so faul, unachtsam, nachlässig und undankbar sind! Aber Gott wird seine milde Hand und Barmherzigkeit wieder zuschließen, und uns kärglich und sparsam genug geben; und da werden wir wieder Rotten, Sekten, Lügenprediger und Spötter Gottes anbeten müssen, und sie auf den Händen tragen, weil wir jetzt sein Wort und seine Diener also verachten.

18. Gottes Kraft in unserer Schwachheit.

Unser Herr Gott bestellt sein höchstes Amt sehr wunderlich, er befiehlt's den Predigern, den armen Sündern und Bettlern, die es sagen und lehren, und doch schwächlich danach tun. Also geht Gottes Kraft allezeit in Schwachheit zu, und wenn er am Schwächsten in uns ist, da ist er am Stärksten.

19. Wie es Gott mit uns macht, so taugt's nicht.

Wie soll's doch Gott mit uns machen? Gute Tage können wir nicht ertragen, böse können wir nicht leiden. Gibt er uns Reichtum, so stolzieren wir und werden hoffärtig, dass fast Niemand mit uns auskommen kann, und wollen nur auf den Händen getragen sein, und als Götter angebetet werden; gibt er uns Armut, so verzagen wir, werden ungeduldig, und murren wider ihn. Darum ist nichts besser, als dass uns nur bald mit den Schaufeln zum Tanze geläutet wird. Und Jener hat ganz Recht, welcher sagte: Unglück in und von der Welt wollt ihr nicht leiden, und von ihr wollt ihr euch doch nicht scheiden. Wie soll's nun Gott mit euch machen? Was soll er tun, der seinen einigen Sohn für euch dahin gegeben hat? Warum fürchtet ihr euch denn, zu ihm aus der Welt zu ziehen, der euch geliebt hat und für euch gestorben ist? Meinet ihr, der Teufel oder die Welt werde das für euch und um euretwillen tun, was Gott für euch getan hat? O nein, lange nicht.

20. Erkenntnis der Natur.

Adam bedurfte keines Buchs, denn er hatte das Buch der Natur, und alle Erzväter, Propheten, Christus und die Apostel zitieren viel aus diesem Buche, z. B. wo von Schmerzen der Gebärerin, Joh. 16, 21, und von der Gesellschaft und Gemeinschaft der Glieder am menschlichen Leibe die Rede ist. Wie denn S. Paulus, 1. Kor. 12, 12, auch das Gleichnis anführt, dass kein Glied des Andern entbehren könne. Wenn die Augen nicht sähen, wo wollten die Füße hingehen, wie würden sie sich zerstoßen? Wenn die Hände nicht zugriffen, wie wollte man essen? Wenn die Füße nicht gingen, wo sollten's die Hände nehmen? Allein der Magen, der faule Wanst, liegt mitten im Leibe, lässt sich mästen, wie eine Sau, wenn aber die Hände nichts reichen wollten, so würde der Leib bald Not leiden. Dies Gleichnis lehrt, dass ein Mensch den Andern soll lieb haben. Dasselbe lehrt auch der Griechen Gemälde vom Lahmen und Blinden, da Einer dem Andern eine Wohltat erzeigte mit dem, was ein Jeglicher vermochte. Der Lahme wies dem Blinden den Weg, welchen er sonst nicht wusste noch kannte, und der Blinde trug den Lahmen, der sonst nicht gehen konnte; also kamen sie alle Beide fort.

Versiculi de caeco et claudo.
Insidens caeco graditur pede claudus utroque,
Quo caret alteruter, sumit ab alterutro.
Caecus namque pedes claudo gressumque ministrat,
At claudus caeco lumina pro pedibus. 4)

Das ist das Feinste an diesem Bilde, dass dadurch die Vergebung der Sünden abgebildet ist. Es tritt oft ein Fuß den Andern, der Zahn beißt oft die Zunge, es stößt sich Mancher selber mit einem Finger ins Auge, und tut ihm wehe; da aber ist reiche Vergebung, und ein Glied hat mit dem Andern Mitleiden und Geduld, und dadurch allein kann der Leib erhalten werden. Also soll auch unter den Menschen Versöhnung, Vergebung, Einigkeit, Liebe und freundlicher Wille sei rc.

21. Wie Gott mit den rechten Heiligen handle.

Gott ist wundersam in seinen Heiligen, und handelt wunderbar mit ihnen wider alle menschliche Weisheit und Vernunft, auf dass die Gottesfürchtigen und Christen lernen an unsichtbaren Dingen hängen, und durch die Mortifikation5) wieder lebendig werden. Denn Gottes Wort ist ein Licht, das an einem finstern Orte scheint, wie alle Exempel des Glaubens anzeigen. Esau war verflucht, und es ging ihm gleichwohl glückselig und wohl, er war Herr im Lande und Priester in der Kirche: Jakob aber musste flüchtig werden, und in einem andern Lande im Elend wohnen.

Darüber sprach Dr. Luther zu einer andern Zeit: Gott geht mit den Gottesfürchtigen und Christen fast um, wie mit den Gottlosen und Unchristen, ja zuweilen wohl ärger. Er handelt wie ein Hausvater mit seinem Sohne und Knechte. Den Sohn stäubt und schlägt er viel mehr und öfter als den Knecht, und doch sammelt er ihm einen Schatz zum Erbe. Aber einen bösen, ungehorsamen Knecht schlägt er mit der Rute nicht, sondern stößt ihn hinaus vor die Türe, und gibt ihm Nichts vom Erbteil. Auf eine andere Weise kann ich diese Aufgabe nicht lösen, warum Gott seine lieben Kinder in der Welt durch die Rolle laufen, panzerfegen und plagen lässt, den Gottlosen aber Alles voll auf und genug gibt, dass sie es nach aller Lust im Sause gebrauchen ohne Widerwärtigkeit.

22. Was Gott von uns Menschen haben wolle.

Gott ist ein frommer Herr, welchen die Welt wohl leiden könnte, wenn sie wollte. Er will allein für Gott gehalten sein, nach dem ersten Gebot: Du sollst nicht andere Götter neben mir haben. Er begehrt von uns keine Steuer, Schatzung, Geld noch Gut; er will alleine das haben, dass er unser Gott und Vater möchte sein; dafür gibt er uns allerlei geistliche und leibliche Gaben reichlich und überflüssig. Wir aber sehen ihn nicht an, und wollen ihn auch nicht haben als unsern Gott.

23. Gott zürnt nicht.

Unser Herr Gott zürnt nicht; zürnte er aber recht und ernstlich, so wären wir ganz verloren. Gott schlägt auch nicht gerne die Menschen, er muss es denn tun, dass er dazu gezwungen wird als ein gerechter Gott, dem gottlos Wesen und, was Unrecht ist, gar nicht gefällt. Er lässt die Strafe also gehen und geschehen, als wenn ich durch die Finger sähe, wenn einer meinen Sohn stäubte oder schlüge. Und das pflegt er zu tun, wenn er sieht, dass wir undankbar und seinem Wort und Befehl ungehorsam sind; dann lässt er uns durch den Teufel einen guten Schilling geben, mit Pestilenz, Krieg, Teuerung, und dergleichen Schlägen und Plagen. Das aber tut er nicht darum, weil er uns Feind ist, und uns verderben will, sondern weil er uns durch solche Züchtigung zur Buße und Besserung berufen und zu sich locken will, dass wir ihn suchen, zu ihm laufen und ihn anrufen um Hilfe.

Darüber haben wir ein feines Beispiel im Buch der Richter, da der Engel in der Person Gottes also spricht: Ich habe euch so oft geschlagen, ihr seid Nichts frömmer davon worden; und das Volk Israel darauf sagte: Errette nur du uns, wir haben gesündigt und Unrecht getan: strafe du uns, Herr, und mache es mit uns wie du willst, allein errette du uns rc. Richt. 10, 14, 15. Wenn man sich dem Manne ergeben kann, dass er uns helfe, so hilft er gewiss als ein treuer Gott; es fehlt nur daran, dass wir uns nicht ergeben können. Tue uns, spricht der Text, was du willst, allein erlöse und hilf uns. Da schlug er das Volk nicht ganz zu Tode. Also tat David, da er gesündigt hatte durch die Volkszählung, und Gott das Volk mit Pestilenz strafte, dass 70.000 Mann starben: da demütigte er sich und sprach: Siehe, Herr, ich habe gesündigt, ich habe diese Missetat getan, und es verdient; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein, und schone des Volks, 2. Sam. 24, 17. Da konnte unser Herr Gott wegen der Demut Davids nicht zürnen, wie der Text daselbst sagt, V. 16: Und es reute den Herr über dem Volk, und sprach zum Engel, dem Verderber im Volk: Es ist genug, lass nun deine Hand ab, und höre auf.

Darum, wer sich kann vor Gott in Christo mit Ernst demütigen, der hat schon gewonnen. Unser Herr Gott verlöre seine Gottheit, wenn er sich nicht erbarmte der Elenden und Betrübten, und verschonte, die sich vor ihm demütigen; wie die ganze Schrift von ihm rühmt. Denn wenn er das nicht täte, so käme Niemand zu ihm, Niemand riefe ihn an, Niemand würde erhört, Niemand würde selig noch dankte ihm; denn in der Hölle lobt und rühmt dich Niemand, spricht der 6. Psalm V. 6. Schrecken, morden und würgen kann der Teufel wohl, Gott aber allein macht lebendig und tröstet. Das ist sein eigentümliches Amt und Werk. Darum heißt und ist das keine rechte Gottes Erkenntnis, wenn man nicht weiß, dass Gott ist ein Tröster der Elenden, Betrübten und Geplagten, ein Nothelfer, der fröhlich und lebendig macht. Die rechte Erkenntnis Gottes ist, zu wissen, dass Gott nicht ein Teufel, sondern nur schlicht und einfach ein Gott, das ist, allein ein Heiland ist. Denn das Wörtlein Gott ist in der Schrift ein solch Wort, das mancherlei Deutung hat, und oft von einem Dinge verstanden wird nach Art und Wirkung seines Wesens. Demnach wird der Teufel Gott genannt, nämlich ein Gott der Sünde, des Todes, der Verzweiflung und der Verdammnis. Diesen Gott musst du recht unterscheiden von dem rechten wahren Gott, der da ist ein Gott des Lebens, des Trosts, Heils, der Gerechtigkeit und alles Guten: derselbige Gott ist allein der rechte Gott. Wenn du hier nicht recht unterscheidest, so wirst du weit, weit fehlen und irren.

Denn mancherlei Deutung, und kein rechtes gewisses Verständnis eines Dinges oder Spruchs und Worts zu haben, ist eine Mutter, ein Ursprung, eine Wurzel aller Irrtümer. Erroris enim mater est aequivocatio semper.

24. Gott hat Vergebung der Sünden in alle seine Kreaturen gesteckt.

Gleichwie Gott mit Allem, was er ist und hat, ja die göttliche Dreifaltigkeit sich in alle Kreaturen versteckt hat; also hat er die Vergebung der Sünden auch darein gesteckt, nämlich, dass man auch den Feinden, Weib und Kindern, Gesinde, und denen, die uns erzürnt und beleidigt haben, es zu gut halten, vergeben und sie verschonen, ja dass man auch das Vieh und die unvernünftigen Tiere schonen soll. Daher hat er auch den Zunamen, dass er langmütig und von großer Geduld sei, der uns unsere Fehler, ja wohl große, grobe Gebrechen und Sünden zu gute halten kann, wenn wir sie nur erkennen und bekennen, und um Vergebung in Christo bitten. Er kann allein Geduld mit den Leuten haben, weil er der Allerfrömmste und Gütigste ist. Aber bei den Menschen gilt das höchste und schärfste Recht, daher es auch das größte Unrecht und Ungerechtigkeit ist. Deswegen gibt ihm S. Paulus diesen Namen, weil Gott die Art und Weise der Menschen nicht dulden kann, und nicht Alles auf das Genaueste rechnen und schnurgleich haben will. Apg. 13, 18.

25. Gottes Güte, wenn man ihm könnte vertrauen.

Gegen Abend kamen zwei Vögelein, die ins Doktors Garten ein Nest machten, geflogen, wurden aber oft von den Vorübergehenden verscheucht. Da sprach der Doktor: Ach! du liebes Vögelein, fliehe nicht, ich gönne dir's von Herzen wohl, wenn du mir's nur glauben könntest. Also vertrauen und glauben wir unserem Herrn Gott auch nicht, der uns doch alles Gute gönnt und erzeigt: er will uns ja nicht töten, der seinen Sohn für uns gegeben hat.

26. Gottes Barmherzigkeit.

Gottes Güte und Barmherzigkeit ist nicht auszuforschen noch auszugründen, darum, weil er uns die große gräuliche Sünde, dass wir seinen eingeborenen Sohn, den er gesandt hat, gekreuzigt haben, nicht zurechnet, sondern zudeckt und vertilgt.

Ein andermal sprach der Doktor von Gottes Barmherzigkeit also: Lieber Gott, wir sind die größten Sünder, denn wir vertrauen und glauben Gott nicht. Aber Gott nicht glauben, das heißt ihn zum Lügner machen, und für einen unwahrhaftigen Mann halten. Doch weiß unser Herr Gott, was für ein Gemächte wir sind, ja, wer und wie wir sind.

27. Gott ist geduldig.

Gott ist geduldig, langmütig und barmherzig, dass er so schweigen, und den ärgsten Buben so lange zusehen, und sie ungestraft hingehen lassen kann. Ich könnte es nicht tun.

28. Gott hält uns viel zu gut.

Kann mir unser Herr Gott das schenken, dass ich ihn wohl zwanzig Jahre gekreuzigt und gemartert habe mit Messhalten, so kann er mir das auch wohl zu gut halten, dass ich bisweilen einen guten Trunk tue ihm zu Ehren: Gott gebe das! die Welt lege es aus wie sie will.

29. Zweierlei Regiment auf Erden.

Es gibt zweierlei Regimente auf Erden: das unseres Herrn Gottes, das andere des Teufels. Gott wird von Allen verspottet und verlacht, wie das Exempel Lots anzeigt, 1. B. Mos. 19., und in Sprüchen Salomonis, Kap. 1, 26., spricht die Weisheit: Ihr lacht und spottet mein, so will ich Euer auch lachen in euerem Unfall, und euer spotten, wenn da kommt, dass ihr fürchtet.

30. Gott hat Alles um des Menschen willen gemacht.

Gottes Gewalt, der die ganze Welt nährt, ist groß, und es ist ein schwerer Artikel, da wir sagen und bekennen: Ich glaube an Gott den Vater. Er hat Alles genug für uns geschaffen, alle Meere sind unsere Keller, alle Wälder unsere Jagden, das Erdreich ist voll Silber und Gold, und unzählig vielen Früchten, die Alle um unsertwillen geschaffen sind, und die Erde ist unser Kornkasten und unsere Speiskammer.

31. Gottes Kreaturen brauchen (oder vielmehr missbrauchen) die Gottlosen am Allermeisten.

Unsers Herrn Gottes Güter genießen am Allermeisten die bösen Buben. Denn die Tyrannen haben die größte Macht, Lande und Leute in der Welt, die Wucherer das Geld, die Bauern Eier, Butter, Korn, Gersten, Hafer, Äpfel, Birnen rc., die Christen aber müssen Mangel leiden, verfolgt werden, in Türmen sitzen, da sie weder Sonne noch Mond bescheint, ins Elend verstoßen, verjagt und geplagt werden. Aber es muss gewiss einmal anders werden, es kann also ewig nicht bestehen. Lasst uns nur Geduld haben, und bei der reinen Lehre beständig bleiben, fest darüber halten, und davon nicht abfallen.

32. Gottes und des Teufels Kanzlei.

Unser Herr Gott und der Teufel haben zweierlei Kanzleien, die nicht übereinstimmen, sondern einander ganz entgegengesetzt sind. Unsers Herrn Gottes Kanzlei schreckt erstlich, danach richtet sie auf, und tröstet wieder; und das darum, dass das Fleisch oder der alte Mensch getötet werde, und der Geist oder neue Mensch lebe. Also schrecken auch die guten Engel erstlich, danach trösten sie wieder die erschrocken sind, wie Luk. 1, 30., da Maria über des Engels Rede erschrak, tröstete er sie und sprach: Fürchte dich nicht Marian. und Kap. 2. 10. sprach er zu den Hirten, die sich sehr fürchteten: Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude.

Der Teufel aber kehrt es um, Gott zum Verdruss, braucht gar eine widersinnige Weise, macht zuerst die Leute sicher und kühn, dass sie ohne alle Scheu, Furcht und Schrecken, Unrecht tun und sündigen, und nicht allein in Sünden verharren, sondern Freude und Lust daran haben, und denken, sie richten es wohl aus. Zuletzt aber, wenn es übel zugeht, oder Streckebein kommt, da betrübt und schreckt er ohne alle Maße und schüret zu, dass entweder der Mensch vor großem Leid stirbt, oder des bösen Gewissens halben endlich sich selber umbringt, und, ohne allen Trost gelassen, an Gottes Gnade verzweifelt.

33. Gott, und nicht Geld, erhält die Welt.

Allein Gott nährt und erhält uns, nicht Geld und Gut; denn Reichtum und viel Geld macht hoffärtige und faule Leute. Als zu Venedig, da die Allerreichsten sind, eine schreckliche Teuerung einfiel, auch bei unserem Gedenken, so mussten sie den Türken um Hilfe anrufen; der schickte ihnen 24 Galeeren voller Getreide, aber als sie fast angekommen waren, gingen sie hart vor Venedig im Meer unter, und ersoffen vor ihrem Angesicht.

Darum kann groß Geld und Gut den Hunger nicht stillen, noch beraten, sondern verursacht mehr die Teuerung. Denn wo reiche Leute sind, ist es allezeit teuer. Zudem macht das Geld Niemand recht fröhlich, sondern macht Einen vielmehr betrübt und voller Sorgen: denn es sind Dornen, welche die Leute stechen, wie Christus den Reichtum nennt. Und doch ist, die Welt so töricht, und will alle ihre Freude darinnen suchen.

34. Gottes heimliche Räte soll man nicht wissen, noch danach grübeln.

Wer der hohen göttlichen Majestät Räte oder Werke so genau und scharf erforschen und ausgründen will, außer und ohne sein Wort, der untersteht sich, den Wind mit Löffeln zu messen, und das Feuer auf Wagen zu wägen. Gott handelt und wirkt bisweilen mit sonderlichem, wunderbarem Rat und auf eine über unsere Vernunft und Verstand gehende Weise: verdammt Diesen, Jenen macht er gerecht und selig. Danach zu forschen gebührt uns nicht, warum er es tue; sondern wir sollen uns des zu Gott versehen und glauben, dass er es nicht tue ohne gewisse Ursache. Und wahrlich er wäre ein armer Gott, wenn er einem jeglichen Narren müsste Ursache anzeigen und Rechnung geben, warum er Dies oder Jenes Werk tue. Wir wollen uns an seinem Wort genügen lassen und damit zufrieden sein, in welchem er uns seinen Willen offenbart hat.

35. Gott ernährt die Kirche.

Gott schafft und gibt seiner Kirche Hülle und Fülle, nährt sie; wer wollte sonst das Evangelium und Christum predigen? Wenn alle Fürsten und Herren Feinde Gottes Worts wären, so könnte die Kirche nicht einen Tag bestehen. Aber Gott hat auch unter den Fürsten Etliche, die ihn ehren, und den Dienern des Worts Herberge geben. Desgleichen hat er auch Etliche an den Höfen gottloser Fürsten, Könige, Bischöfe rc. die ihm dienen und ihn anbeten, und viele Anschläge und Räte der Gottlosen wider das Evangelium hindern.

36. Gott ist Rächer und Henker.

Gott straft entweder selber, oder heimlich, durch Armut, ein böses Weib, ungehorsame, ungeratene Kinder, und auf mancherlei andere Weise: warum begehrst du denn Rache? Das Gesetz unterscheidet die Personen, denn ein Jeglicher ist entweder in einem öffentlichen Amt, oder eine besondere, eine Privatperson. Zu dieser sagt es: du sollst nicht töten; zu jener aber spricht es: du sollst töten. Das Evangelium macht keinen Unterschied unter den Personen, sagt Allen insgemein zugleich: glaubst du, so hat Gott Gefallen an dir.

37. Der Kreaturen Lob.

Unser Herr Gott lobt seine Kreaturen selber, da er spricht: Der Wein erfreut des Menschen Herz, und das Brot stärkt ihn. Psalm 104, 15.

38. Allein bei Gott soll man in Nöten Rat suchen, und ihn anrufen.

Einer brachte eine verworrene und fast unmögliche Sache an Dr. Luther, und bat ihn, er möchte sie fördern. Da sprach er: ich wollte gern Jedermann dienen in möglichen Dingen. Nun, die Majestät des Evangelii ist groß und nicht auszuschöpfen, und kann allen Sachen helfen. Aber leider, wir suchen viel eher Rat und Hilfe bei den Menschen und dem Satan, als bei Gott, der doch allein recht raten und helfen kann und will Allen, die es bei ihm von Herzen suchen. Bald darauf sprach Luther von etlicher Leute Bosheit, die so verrucht wären, dass sie die Wahrsager um Rat fragten und Gott lästerten, die fielen in die Strafe der Obrigkeit.

39. Gottes Sachen gehen langsam und schwach vor sich.

Als er in des Schwärmers Campanus6) Buch, welches derselbe mit seiner eigenen Hand geschrieben hatte, und nach dem Titel wider die Lutherischen und alle Welt seit der Apostel Zeit und wider ihre wunderlichen, gräulichen Irrtümer geschrieben war, las, und Bucerus7) sich darüber verwunderte, sprach der Doktor: Die ärgsten Buben dringen hart ein, und mucken ihr Ding hoch auf, während Gottes Sache schwach vor sich geht. Ich habe nun zwanzig Jahre mit Gottes Wort gebaut und gekämpft, und ist noch Mühe und Arbeit genug übrig. Darum spricht Habakuk, C. 4, 15: Deine Pferde gehen im Schlamm großer Wasser, und dem Wagen wird geholfen. Es stößt sich überall, der Kot hängt sich an die Räder, aber doch geht man hindurch, wiewohl schwächlich.

40. Gottes Born ist dann am Allergrößten, wann er stillschweigt und nicht mit uns redet.

Es gibt keinen größeren Zorn Gottes, als wenn er stillschweigt und nicht mit uns redet, sondern uns in unserm Sinn und Wesen also hingehen und machen lässt, wie es uns gelüstet, So geht es jetzt den Juden, dass unser Herr Gott so hart mit ihnen zürnt, und sich nun fünfzehn hundert Jahre nicht mit einem Wörtlein merken lässt, und kein einziges Zeichen gibt, wie er, Ps. 81, V. 9-13, ihnen gedroht hat, da er spricht: Höre, mein Volk, ich will unter dir zeugen; Israel, du sollst mich hören, dass unter dir kein anderer Gott sei, und du keinen fremden Gott anbetest. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen. Aber mein Volk gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will meiner nicht. So hab ich sie gelassen in ihres Herzens Dünkel, dass sie wandeln nach ihrem Rat. Sie schrien wohl sehr und beteten heftig, mit großem Ernst und Eifer, wie ihre Gebetbücher anzeigen. Wenn ich also beten könnte, wie sie beten, ich wollte für zwei hundert Gulden Bücher darum geben. Mich nimmt Wunder, dass sie Gott nicht erhört. Es ist ein großer, unsäglicher Zorn. Wenn sie jetzt schreien, so antwortet unser Herr Gott also: Da ich predigte und schrie, da wollte Niemand hören; so höre ich jetzt auch nicht. Meine Strafpredigt habt ihr verachtet, so will ich euch jetzt auch nicht hören. Sprichw. C. 1. V. 24. seq.

Ach lieber Gott! strafe viel lieber mit Pestilenz, Franzosen und was es nur böse Krankheiten auf Erden geben mag, die die Kriegsgurgeln fluchen, ehe denn dass du schweigest. Gott spricht: Ich habe meine Hand ausgestreckt und geschrien: Kommt her, und hört rc., da spracht ihr: Wir wollen's nicht tun. Ich sende zu euch meine Diener, die Propheten, Isaias, Jeremias rc. und sage: Höret sie rc. Ja, sprechen sie, wir wollen sie totschlagen rc. Da habt ihr meinen Sohn; Ei, wir wollen ihn kreuzigen rc. Gleich also tun wir jetzt auch, wie man sieht. Wir sind Gottes Worts überdrüssig und satt, wollen fromme, treue Lehrer und Prediger nicht hören, die uns strafen, und uns Gottes Wort rein und unverfälscht vortragen, darüber halten, und falsche Lehre mit Ernst verdammen und davor treulich warnen. Denen sind wir gram, wollen sie nicht hören und ungestraft von ihnen sein, ja wir plagen und verjagen sie noch dazu. Darum wird uns Gott auch strafen. So geht's den bösen, verlornen Kindern, die ihre Eltern nicht hören noch ihnen gehorchen wollen, sie werden hernach von ihren Eltern verachtet und verstoßen,

Keiner hat jemals davon geschrieben, es kann auch von Niemand geschrieben werden, alles Wohlreden ist zu wenig, diesen Zorn Gottes über die Verachtung seines Worts auszureden und auszustreichen. Ach himmlischer Vater! lass uns bei dieser hellen Sonne beständig bleiben, und nie von deinem Wort abfallen, oder nie in falsche Lehre und Korrupteln geraten.

Obgleich aber die Juden so hart und lange gestraft worden sind, und noch heutiges Tages gestraft werden, wollen sie dennoch nicht hören, sondern lästern immerfort. Wie schänden sie nur die gute Jungfrau Maria, die ihnen Nichts getan hat. Dennoch lästern und schänden sie sie ohne Aufhören; wenn's eine Heidin, etwa die Änea Sylvia oder sonst ein böser Balg gewesen wäre, so wäre es zu viel. Siehe und bedenke doch, was sie nun fünfzehn hundert Jahre erlitten haben; was will's denn in der Hölle werden? Kein Volk auf dem ganzen Erdboden wird so hart geplagt und gestraft als die Juden. Rede nur Nichts mit einem Juden von Christo, dass er Gottes Sohn sei, er glaubt's doch nicht. Darum disputiere ich mit Keinem mehr. Rabbi Abiba sagte einmal zu mir: Der Messias sei kommen, sei aber ein Sternensohn, von einem von Jakobs Stern gezeugt. Die elenden Leute wissen nicht, wie sie dran sind. Bald sagen sie, er sei kommen, bald verneinen sie es. Ich halte dafür, die jetzigen Juden sind lauter Epikureer, und verzweifeln am Messias. Sie glauben, wer gute Werke tue, der sei gerecht; wer Mosen höre, der sei selig. Messias komme oder nicht, daran ist nicht viel gelegen. Sie geben vor, Messias werde das Gesetz wieder aufrichten, nicht aufheben und denken an ein weltliches Reich.

41. Gott ist in seiner Majestät unbegreiflich.

Mit der Vernunft kann man nicht fassen noch begreifen, was Gott oder Schöpfer ist. Das ist auch die Ursache, warum er dachte: Es ist umsonst, menschliche Vernunft kann mich nicht begreifen, ich bin ihr viel zu groß und zu hoch, ich will mich ein machen, dass sie mich begreifen und fassen kann, will ihr meinen Sohn geben, und also geben, dass er für sie zum Opfer, zur Sünde und zum Fluch werde, und mir, dem Vater, gehorsam sei, bis in den Tod des Kreuzes. Das heißt ja klein und begreiflich werden; aber wo findet man, die es annehmen und glauben? Wo sind die Neune?

42. Was Gott am Meisten verdrieße.

Unsern Herrn Gott verdrieße Nichts heftiger, als wenn man die Sünde verteidigt, und nicht Unrecht getan haben will, wie Saul. Denn die Sünden, die nicht erkannt werden, sind wider die erste Tafel Gottes. Saul sündigte wider die erste Tafel, David aber sündigte wider die andere. Solche Sünder wider die andere Tafel aber sehen auf die Predigt von der Buße, lassen sich strafen, erkennen und bessern sich, heiligen Gottes Namen, und geben ihm seine Ehre. Die Andern aber, die wider die erste Tafel sündigen, mit Abgötterei, Unglauben, Gotteslästerung, Verachtung und Verfälschung seines Worts rc. messen sich selbst zu Weisheit und Gewalt, wollen klug und mächtig sein. Was diese sich zumessen, will unser Herr Gott allein haben; wenn mans ihm aber nicht will lassen, und will sagen: Was? sollte denn Menschen Vernunft Nichts gelten? sollte das sein Geist, Herz und Wille sein? so leidet er's nicht.

43. Der größte Born Gottes.

Der allergrößte Zorn Gottes ist, wenn er sein Wort wegnimmt, und redet nicht mehr mit uns, oder wenn er es die Leute lässt verachten. Wie er den Griechen getan, und ihnen den Mahomet und Türken dafür gegeben hat; uns und den Wahlen den Papst, und mit ihm die allerschändlichsten Gräuel, als Verleugnung des Glaubens und das ganze Papsttum.

44. Gottes Weise, wenn er ein Land verderben will.

Wenn Gott ein Königreich, Land oder Fürstentum will umbringen und verderben lassen, so entzieht und nimmt er ihm zuerst die Weisheit; das ist, blendet sie, danach nimmt er ihm die Kräfte und das Vermögen rc. Es. 3.

45. Vor Gott soll man nicht fliehen.

Es muss doch zuletzt dazu kommen, dass man sich vor Gott nicht fürchte als vor dem Henker; denn wenn man sich soll vor ihm fürchten und fliehen, zu wem soll man Zuflucht haben? Verliert man ihn, so ist Alles dahin und verloren. Die Sünde soll man zwar erkennen und bekennen, dass wir seinen Zorn, Strafe und Ungnade billig verdienen; aber doch in Nöten soll man Zuflucht zu ihm haben, und Hilfe bei ihm suchen, in Christi, seines lieben Sohns, Namen: denn sonst verliert er seine Ehre, wenn wir ihn nicht für unsern Gott im Herzen halten, und machen ihn zum Lügner. Darum sollen wir uns nicht vor ihm fürchten, sondern zu ihm fliehen, und ihn in allen Nöten anrufen; denn die heilige Schrift sagt: er stehe bei uns gegenwärtig, und höre uns auch, ehe wir recht anheben ihn anzurufen.

46. Gott straft und es kann ihm Niemand entlaufen.

Es ist nicht auszusprechen, wie gottlos und böse die Welt ist, welches man daraus wohl merken und sehen kann, dass Gott die Strafen nicht nur vermehrt, sondern auch einen großen Haufen Sträfer und Henker angeordnet hat, die seine Untertanen strafen sollen, als, die bösen Geister, Tyrannen, böse Buben und Weiber, ungeratene Kinder, wilde Tiere, Ungeziefer, Krankheiten rc. Und doch wollen wir uns nicht bändigen lassen. Besser ist's wenn Gott mit uns zürnt, als wenn wir mit ihm zürnen, denn er kann bald wiederum versöhnt und mit uns Eins werden, weil er barmherzig ist, wenn aber wir mit ihm zürnen, so ist der Sache nicht zu helfen.

47, Wenn Gott nicht über uns hält, so ist's mit uns geschehen.

Wir sind ja gar Nichts mit allen unsern Gaben, wie groß sie auch sein mögen, wenn Gott nicht stets über uns hält: wenn er uns verlässt, so ist unsere Weisheit, Kunst, Verstand rc. Nichts. Wenn er nicht immerdar uns erhält, so hilft uns auch die allerhöchste Erkenntnis und die beste Theologie Nichts, die wir erreichen und haben mögen. Denn wenn das Stündlein der Anfechtung kommt, so ist's in einem Hui und gar bald geschehen, dass uns der Teufel durch seine List hinwegreifet, ja, auch die Sprüche, damit wir uns trösten sollen, uns raubt, und uns daher nur die Drohsprüche in unzähligen Haufen vor Augen stellt.

Darum lasst uns wohl lernen und merken, dass, wo unser Herr Gott seine Hand von uns abzieht, wir gar bald dahin fallen, und zu Boden gehen müssen. Wie dem S. Petrus geschah bald nach dem ersten Konzil zu Antiochia, da ihm S. Paulus unter den Augen widerstanden, und ihn öffentlich wegen seiner Heuchelei, mit der er die Schwachen Heiden ärgerte, gestraft hat. Gal. 2, 11 seq. Deshalb soll Niemand hoch rühmen seine Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Weisheit und andere Gaben, die er hat, noch mit ihnen prangen wollen, sondern er demütige sich, und bete mit den lieben Aposteln, und sage: Ach lieber Herr, stärke und mehre du uns den Glauben, Luk. 17, 5.

48. Ein Anders.

Dr. Staupitz, der Augustiner Vicarius in Deutschland, pflegte mit gutem Recht zu sagen: Es sei misslich und gefährlich, wenn wir uns auf unsere eigenen Kräfte verlassen, selbst wenn wir heilig und die Allergelehrtesten wären, und die Sachen auf das Beste und Gewisseste verständen. Denn es kann wohl kommen, sagte er, dass wir auch in dem, was wir aufs Allerbeste wissen und verstehen, fehlen und irren, nicht allein zu unserm eigenen, sondern auch zu anderer Leute großem, merklichen Schaden. Darum tut's uns sehr Not, dass wir in der heiligen Schrift und Gottes Wort mit höchstem Fleiß und aller Demut studieren, und dass wir auch mit ganzem Ernst beten, dass wir ja die Wahrheit des Evangeliums nicht verlieren.

49. Gottes leibliche Gaben achtet man gering.

Je größer Gottes Gaben (ich rede jetzt von den leiblichen) und Wunderwerke sind, desto weniger achtet man sie. Der größte und edelste Schatz, den wir von Gott empfangen, ist, dass ein Mensch reden, sehen, hören rc. kann: wie viel sind ihrer aber, die solches für eine sonderliche Gabe Gottes ansehen, hochachten, will schweigen, dass sie Gott dafür danken sollten? Dagegen hält die Welt große Dinge auf den Reichtum, die Ehre, die Gewalt, und Anders, was noch geringer ist, (denn wie mag das Vergängliche köstlich sein?) und kann sich nicht genugsam darüber verwundern; da doch ein Blinder (wenn er anders bei Vernunft ist, dieses Alles gerne entbehren wollte, wenn er nur sehen könnte.

Dass aber diese göttliche Gaben so gering gehalten werden, macht das, weil sie so allgemein sind, weil Gott dieselben auch unvernünftigen, unnützen Tieren gibt, die auch so wohl, ja teilweise besser, falls wir Menschen sehen und hören. Aber was soll ich sagen? Christus machte die Blinden sehend, trieb Teufel aus, weckte Tote auf rc. und doch musste er hören von den gottlosen Heuchlern, welche sich für Gottes Volk ausgaben, er sei ein Samariter, habe den Teufel, Joh. 8, 49. Ach! die Welt ist des Teufels, wie sie geht und steht; wie soll sie denn Gottes Gaben und Wohltaten erkennen?

50. Ein Anderes.

Die mancherlei großen Gaben Gottes überschütten und blenden uns, und machen, dass wir sie so gering achten, auch die Allergrößten, darum, weil sie so allgemein sind. Es geht unserm Herrn Gott wie den Eltern mit ihren kleinen Kindlein: die achten das tägliche Brot nicht so sehr, aber ein Apfel, eine Birne und anderes Obst, das wird von ihnen hoch geachtet.

51. Ein Anderes.

Da Dr. Luther sah das Vieh im Felde gehen auf der Weide, sprach er: Da gehen unsere Prediger die Milchträger, Butterträger, Käseträger, Wollenträger, die uns täglich predigen den Glauben an Gott, dass wir ihm, als unserm Vater, vertrauen sollen, er sorge für uns, und wolle uns ernähren. Matth. 6, 25 seq.

52. Wie Gott Meister bleibe.

Willst du wissen, wie Gott Regent und Meister der Leute bleibt? Wenn er die Alten lähmt und die Jungen blendet. Also bleibt er Meister.

53. Gott nährt alle Tiere.

Niemand kann ausrechnen, was Gott ausgibt, allein die Vögel, und nur diejenigen, welche nichts nütze sind, zu ernähren. Ich halte aber dafür, es koste mehr, nur die Sperlinge ein Jahr zu erhalten, als der König von Frankreich ein Jahr Einkommen hat. Was will man nun von dem Andern sagen?

54. Gott kann alle Handwerke.

Gott kann alle Handwerke aufs Allerbeste und Fertigste, denn mit seiner Schneiderei macht er einem Hirsch einen Rock, womit sich dieser bedeckt, und ihn trägt neun hundert Jahre lang, ohne dass er sich von selbst zerreißt. Als ein Schuster gibt er ihm Schuh an die Beine, nämlich die Klauen, die viel länger währen, als er selbst. Also ist er ein Koch zum Feuer, welches ist die Sonne, die Alles kocht und gar macht.

Gott gibt diese Welt mit allen seinen Werken den Leuten, von denen er zuvor weiß, dass sie sündigen werden, böse und Schälke und Buben werden, die ihn erzürnen, schänden und lästern. Was meinest du, was für Güter er wird denen geben, die durch den Glauben gerecht sind worden, und von denen er weiß, dass sie also gerecht ewig bleiben werden?

65. Gott verdrießt's sehr, dass man ihn nicht für einen Gott halten will.

Alle böse Gedanken kommen vom Teufel, der richtet alles Unglück in allen Regimenten und Ständen an, die von Gott angeordnet sind, und lässt es nicht dazu kommen, dass man Gott vertraut. Das sieht Gott sehr ungerne, es tut ihm wehe, weil er ein frommer, gütiger, gnädiger, wahrhaftiger Herr ist, dass man ihn nicht will für einen Gott halten noch haben. Denn in den Propheten klagt er stets und spricht: Bin ich denn nicht Gott? Ist denn ein Anderer als ich rechter Gott? Habe ich denn keine Hand, Arm, Gewalt und Macht, dass ich helfen kann? Wenn mich Gott also schelten würde wie den Papst im Propheten Jeremias, so müsste ich sterben, aber der Papst fragt Nichts danach, verachtet's und verlacht's.

56. Ich bin dein Gott, was das sei, und vom Missbrauch Gottes Namens.

Ich bin dein Gott; das war mir vor Zeiten so ein lächerlich Ding; da ich's las, dachte ich: Ei, wer weiß das nicht? Aber jetzt sehe ich erst, was Gott damit haben will, und es kommt mir jetzt gar wunderlich vor, dass alle Prediger, das Ich bin dein Gott, predigen, als Carlstadt8), Zwingel und der Papst, und doch Alle im Herzen lügen. So bleibt denn wahr, dass im Namen Gottes alles Unglück angefangen werde; ich meine, die Rotten beweisen dies redlich.

Ach es kann so nicht wohl stehen in der Welt, ja, wenn Gottes Name nicht also missbraucht würde, so stünde es wohl auf Erden; allein wir wollen schlechterdings abgöttisch sein. Also ging es auch zu der Zeit Ezechiels, dass Gott durch ihn musste sagen: Willst du ja Abgötter anbeten, so bete sie an in aller Teufel Namen. Aber es steht dabei auch geschrieben, 2. Mos. 20, 7.: dass der nicht soll ungestraft bleiben, der seinen Namen missbraucht.

Ach! lieber Gott, wir sind sehr große Sünder, weil wir Gott nicht glauben, aber Gott nicht glauben und vertrauen hilft ihn zum Lügner machen; doch Gott weiß wohl, was für ein Gemächte wir sind.

57. Gott will in allen Sprachen gelobt sein.

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, sagt der 150. Psalm V. 6., daraus folgt, dass man Gott in allen Sprachen predigen soll. Warum hat denn der Kaiser verboten Deutsch zu beten und zu singen?

58. Gott kann man weniger vertrauen, als Menschen.

Es ist abscheulich vom Teufel und unserem Fleische, dass sie uns abhalten von einem rechten Glauben und rechten Vertrauen auf Gott, der uns doch so viel große Wohltaten erzeigt hat, und noch immerdar allerlei Gutes tut. Ich kann meinem Weibe, und euch allen samt und sonders mehr vertrauen, als Christo, da doch Keiner unter euch das für mich täte und litte, dass er sich ließe für mich kreuzigen und töten.

Er fragte Etliche: Glaubt ihr auch, dass Gott unser König, Herr und Vater ist? Es scheint eben nicht wahr zu sein. Ist es aber wahr, so werden die Tyrannen übel bestehen. Und ist die heilige Schrift Gottes Wort, so werden die Junker übel ankommen.

59. Gott zu Rede sehen.

Jeremias sagt, C. 12, 1.: Herr, ist das Recht, dass die Frommen also geplagt werden von der Welt, der Sünde, und vom Teufel? Die setzen ihnen zu mit aller Gewalt, List und Tücke, und die Gottlosen leben im Sause, und haben gute Tage. Bist du ein Gott des Gerichts?

Unser Herr Gott macht's wie wir, er stellt sich, als wollte er regnen lassen, und tut es nicht; wir stellen uns, als wollten wir fromm werden, und tun es doch auch nicht.

60. Gott macht menschliche Räte und Anschläge zunichte.

Ich kann mich selber nicht regieren, sprach Dr. Luther, und will die Welt regieren, hab' unserm Herrn Gott oft etliche feine Artikel vorgestellt und übergeben, und ihn wollen lehren; aber der fromme Gott hat fein mein Meistern zunichte gemacht.

61. Gott Lügen strafen, das kann er nicht leiden.

Mord, Ehebruch, Dieberei, Lügen, Trügen, und was wider die andere Tafel der zehn Gebote geschieht, das wird Gott leicht vergeben denen, die es erkennen und bekennen. Aber dem Heiligen Geist widerstehen, und Gott zum Lügner machen wollen, das kann er nicht leiden.

62. Gott weiß wohl, wie er's machen soll, viel anders als wir denken, mit seinen und unsern Widersachern.

Gott weiß aller Herzen Räte und Anschläge, und weiß wohl, wie er's machen soll, dass es zum Besten gereicht. Darum ist's gut, dass Zwingel, Carlstad, und dergleichen Rotten- und Schwärmergeister dahin sind, sonst würden wir den L. S. und Andere unserer Nachbarn nicht erhalten. welch ein Triumph wäre entstanden! wie würden sie sich gesperrt haben! Darum weiß Gott wohl, wie er's machen soll.

63. Gott ist gegen uns viel freundlicher, als ein Vater gegen sein Kind.

Gott muss mir gewiss viel freundlicher sein, und viel freundlicher mit mir reden, als meine Käthe mit ihrem Martinchen redet. Nun kann meine Käthe oder ich meinem Kinde mit Willen kein Auge ausstechen, oder den Kopf abreißen; also auch mir nicht Gott, ja noch viel weniger. Denn er hat gegen seine Gläubigen ein viel gütigeres und freundlicheres Herz, als ein Vater und eine Mutter eins gegen ihr Kind haben, wie Gott selber sagt im Propheten Jesaias, C. 49. V. 15., da er spricht: Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen rc. Aber Gott muss Geduld mit uns haben. Nun, er hat's dahin gesetzt, ja seinen eingeborenen Sohn ins Fleisch gesandt und lassen Mensch werden, dass wir uns ja des Besten zu ihm versehen sollen. Ich glaube, Paulus war sich selber Feind, dass er nicht hat können glauben und Christum lieben, wie er gern gewollt hätte.

64. Ein Anderes.

Wenn ich denke an die große Majestät und Barmherzigkeit Gottes, so erschrecke ich selber davor, dass sich Gott so hoch hat herab gelassen.

65. Ein Anderes.

Ich halte dafür, dass Gott, um ein Ding wieder zurecht zu machen, eben soviel zu tun hat, als um ein Ding zu schaffen. Das sagte Dr. Luther, da des Mist's gedacht ward, und sprach weiter: Mich wundert, dass man die Welt nicht längst damit voll geschmissen hat, bis an den Himmel.

66. Gott ist ein Gott der Niedrigen.

Unser Gott ist ein Gott der Niedrigen und Demütigen, Kraft wird in Schwachheit stark: wenn wir nicht schwach wären, so würden wir stolz: er kann seine Kraft beweisen nur in der Schwachheit. Denn das glimmende Docht löscht er nicht aus. Es. 42, 3.

Der Teufel aber wollte nicht bloß, dass es schlecht brennte, sondern wollte es gern gar auslöschen.

67. Wie sich Gott in Anfechtung erzeigt.

Gott liebt die Anfechtungen, und ist ihnen gram. Lieb hat er sie, wenn sie uns zu dem Gebet reizen und treiben; gram ist er ihnen aber, wenn wir dadurch verzweifeln. Aber es heißt: Das Lobopfer heiligt mich, Ps. 50. 23., denn ein betrübter Geist und ein zerschlagenes Herz ist Gott ein angenehmes Opfer rc. Ps. 51, 19. Darum, ist euch wohl, so lobt Gott mit einem schönen Liedlein; ist euch übel, das ist, kommen Anfechtungen, so betet. Denn der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten; aber das ist das Beste: und an denen, die auf seine Güte hoffen, Ps. 147, 11, denn Gott hilft den Niedrigen und Demütigen, dieweil er spricht: Meinst du, meine Hand sei verkürzt, dass ich nicht helfen könne? Es. 59, 1.

68. Gott hat ein kleines Häuflein auf Erden.

Gott hat in dieser Welt kaum den zehnten Teil der Leute, die selig werden: das kleinste und geringste Häuslein wird selig. Welches im Gesetz durch den Zehnten bedeutet ist. Die Welt ist gar gottlos: wer sollte es aber glauben, dass unsere Leute gegen das Evangelium so undankbar wären?

69. Gottes Kreaturen, wie sie den Gottlosen sind.

Alle Kreaturen Gottes sind den Gottlosen zugleich offenbar und verborgen, gleich als wenn man einem Esel Rosmarin zu essen gäbe, so meinte er, er esse Heu. Offenbar aber sind sie ihnen, denn sie sehen sie vor Augen. Verborgen, denn sie sehen und erkennen den Schöpfer in den Kreaturen nicht.

70. Gott gönnt uns aller Kreaturen Gebrauch herzlich gerne.

Unser Herr Gott gönnt uns wohl, dass wir essen, trinken und fröhlich sein, darum hat er auch so viele Dinge geschaffen, dass wir's brauchen sollen; deswegen wir ihn für einen Gott erkennen und halten, und ihm danken sollen. Denn er will nicht haben, dass wir sagen können, er habe uns nicht genug gegeben, und könne unsern armen Madensack nicht ernähren und erfüllen.

71. Gott hat in geringe verachtete Dinge große Gaben gesteckt.

Mich wundert, dass Gott eine so hohe und edle Arznei in den Mist gesteckt hat: denn man weiß aus Erfahrung, dass Saumist das Blut verstopft, Pferdemist dient für Seitenstechen, Menschenmist heilt Wunden und schwarze Blattern, Eselsmist braucht man neben Anderem für die rote Ruhr, und Kuhmist mit eingemachten Rosen dient für die Epilepsie der Kinder.

72. Gott soll man kennen lernen aus den Kreaturen.

Alle Tiere und Kreaturen sind geschaffen, dass wir an ihnen Gott erkennen und fürchten lernen. Daher sagt Christus, Matth. 10, 16: Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Und Matth. 6, 26.: Seht an die Vögel rc. Und dass der Guckguck9) seine Mutter die Grasmücke frisst, das ist ein Bild, wie die Schwärmer die rechtschaffenen reinen Lehrer unterdrücken.

73. Gott soll man nicht einreden.

Mir hat Gottes Weise (sagte Dr. Luther,) oft übel gefallen; aber jetzt rede ich ihm nicht mehr ein, wie er es auch mache, denn es hilft doch nicht, was ich sage. Auch den Gottlosen, ob sie gleich gute Lage haben, geht es doch nicht anders als den Säuen, die man auf den Koben legt und mästet; je gütlicher man ihnen aber tut, desto näher sind sie der Schlachtbank. Hierher gehört, was Jesaja sagt: Mästet, mästet zum Schlachtopfer! Ich für meinen Teil bin den Landsknechten Feind, und wollte lieber unter Türken10) oder Tartern11) und Moscowitern12) wohnen, als unter ihrem Schutz. Denn wenn mich gleich Jene umbrächten und erwürgten, so wüsste ich doch, von wem ich ermordet wäre, nämlich von Türken. Wer sind aber sie?

74. Gottes Born ist am Größten, wenn er schweiget.

Böse, kleine Sachen bewegen mich sehr, aber große am wenigsten, denn in solchen denke ich also: Lass gehen, denn sie sind zu hoch. Wenn ich dürfte, so wollte ich mich an meinen Feinden am Heftigsten damit rächen, dass ich stillschwiege, und ihnen auf ihr Lästern Nichts antwortete. Das wäre die gräulichste Strafe und Rache. Und zwar hat Gott keinen größeren Zorn, als wenn er schweigt, und nicht mit uns redet, wie 1. Mos. 6, 3, sagt: Mein Geist soll nicht mehr Richter sein auf Erden. Und Psalm 81. 9.-13. spricht Gott: Höre, mein Volk, ich will unter dir zeugen; Israel, du sollst mich hören, dass unter dir kein anderer Gott sei, und du keinen fremden Gott anbetest. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen. Aber mein Volk gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will meiner nicht. So hab ich sie gelassen in ihres Herzens Dünkel, dass sie wandeln nach ihrem Rat.

75. Gott straft die Obrigkeit durch die Untertanen.

Fürsten und Regenten dieser Welt werden genannt und sind gewiss Götter, Ps. 82. V. 1. 6., darum, dass sie Gott zu Statthaltern gesetzt und verordnet hat. Der Satan aber ist der Pöbel, durch welchen Gott bisweilen tut und ausrichtet, was er sonst durch den Satan tut und ausrichtet zur Strafe der Bösen, z. B., wenn er die Furcht, Ehrerbietung und den Gehorsam der Untertanen gegen ihre Obrigkeit aus dem Herzen wegnimmt, so werden sie aufrührerisch. Also hat Gott das Volk und den Pöbel bei den Juden gebraucht, um Christum desto länger beim Leben zu erhalten, wie die Evangelisten oft sagen: Und sie (die Pharisäer, Schriftgelehrten und Regenten) fürchteten sich vor dem Volk.

76. Wie Gott menschliche Hoffart bricht und demütigt.

Menschliche Hoffart ist zu groß, deswegen muss Gott, soll sie gedemütigt werden, Alles brauchen, was an Kreaturen dem Menschen zuwider ist, daher lässt er auch die Mücken, Läuse, Flöhe sc. uns stechen und beißen, und uns antun was uns verdrießt. Dazu braucht er auch des Teufels Bosheit. Wenn Gott aber sich anders gegen uns erzeigt, als ein Vater, so tut er's darum, dass er uns unsern Stolz breche.

77. Warum Gott die Bösen geschaffen hat.

Weil Gott wusste, dass der Mensch nicht würde bleiben in der Würde und Güte, wie er ihn geschaffen hatte, warum hat er denn den Menschen geschaffen? Antwort: ein großer Herr muss in seinem Hause auch Nachttöpfe haben. Die Andern, die sein sind, kennt Gott wohl.

78. Gottes Unvorsichtigkeit.

Gott wird dafür angesehen, als habe er unweislich und unbedächtlich den Befehl gegeben, die Welt mit dem Worte der Wahrheit zu regieren, vornehmlich, da er die Wahrheit in ein armes, schwaches, unansehnliches Wort des Kreuzes gekleidet und gehüllt habe. Denn die Welt will nicht Wahrheit sondern Lügen haben, tut auch nicht mit Willen, was recht und gut ist, sondern muss mit großer Gewalt dazu gezwungen und gedrungen werden. Vor dem Kreuz aber hat sie gar einen Ekel und Abscheu, will lieber des Teufels Wollüsten folgen und gute Tage haben, denn des Herrn Christi Kreuz tragen. Der Beste aber, der die Welt wohl regiert, wie sie es würdig ist, das ist der Satan in seinem Statthalter, dem Papste; der kann recht mit ihr umgehen, und weiß sich ihr Gehör zu verschaffen, denn sein Reich hat einen mächtigen, großen Schein und Ansehen. Das hat die Welt gerne, taugt auch recht für sie. Gleich und gleich gehört zusammen.

79. Der Satan mit allen seinen Gliedern, den Gottlosen, widerstrebt Gott.

Gleichwie der Teufel unserm Herrn Gott allzeit zuwider ist in allen Dingen mit Worten und Werken, also sind es auch alle Gottlosen, die gewiss vom Teufel besessen sind, wiewohl nicht leiblich, doch geistlich; wie man sieht und erfährt an den Papisten und anderen Rottengeistern.

80. Warum Gott alles Gute tut durch Mittel

Gott könnte uns wohl ohne alle unsere Arbeit und Mittel ernähren, aber er will die Hand auftun, dass man sehen soll, er sei ein reicher Herr, und doch ist Alles ein wunderbares Werk Gottes, dass wir müssen sagen, wir haben Alles von ihm. Denn wir sehen, dass etliche Wasser Fische haben, in die man keine hineingesetzt hat, also in dem Bächlein, das durch meinen Garten fließt, sind feine Hechtlein, Schmerlein, und wenn man sie in ein anderes Wasser setzt, so werden große Hechte daraus.

Niemand kann begreifen, was für große Wohltaten uns Gott gibt durch die vier Elemente; das Erdreich bringt Bäume, Holz, mancherlei Tiere und Viehe, Erz, Wasser, Getreide, Kräuter rc. das Feuer wärmt, kocht und siedet.

81. Der Mensch wird eines Dings bald überdrüssig.

Als junge Hühnlein oder Küchlein, die erst ausgekrochen waren, Dr. Martin Luther gebracht wurden, sprach er: Wie hat unser Herr Gott Fleisch und Blut so hoch geehrt, es gemehrt und gesegnet, und man achtet es doch gar nicht. Pythagoras, der heidnische Philosoph, sagt: dass die Bewegung der Gestirne eine sehr liebliche Harmonie hervorbringe, weil dieselben mit einander zusammenstimmen; aber die Leute sind's durch stete Gewohnheit nun satt und überdrüssig. Also ist es auch mit uns; wir haben so schöne Kreaturen, aber man achtet ihrer nicht, weil sie gar so gewöhnlich sind. Philippus begehrte einmal von mir, ich solle ihm ein Siegel aus der Bibel geben, aber ein solches, dessen er nicht ermüden würde. Man kann einem Menschen Nichts geben, das er für und für könnte lieb haben, dessen er nicht satt und müde würde. Der Teufel wollte es so. So sieht man, dass Huren und Buben bisweilen Eins und ungeschieden bleiben, während Eheleute sich scheiden können. Also, huren, stehlen und allerlei Sünde und Schande kann man wohl immerzu treiben, aber das Gute kann man nicht immer lieb haben. Der Teufel zerstört die Werke Gottes, und Christus zerstört die Werke des Teufels; das sind zwei entgegengesetzte, feindliche Dinge, des Weibes Same und die Schlange.

82. Gott ernährt alle Menschen und Kreaturen in der ganzen Welt.

Wie viel meint ihr, dass Leute sind, die das Brot erwerben? Ich halte dafür, dass ein Bauer die wenigste Zeit des Korns warte rc., sonst geht er mit seinem Holz um, mit Gersten, mit Brauen rc. Und der dritte Teil der Äcker trägt kaum Korn, doch werden wir ernährt.

Mein Vater sagte einmal zu mir, er glaube nicht, dass so viel Garben wachsen, als Menschen auf Erden sind; ich aber glaube, dass mehr Garben wachsen; aber das glaube ich nicht, dass so viel Mandel Korn wachsen, als Menschen sind. Eine Mandel aber gibt kaum einen Scheffel, davon sich kann ein Mensch nicht das Jahr über ernähren, und werden doch Alle ernährt, ja es bleibt noch Getreide übrig, wenn's Jahr um ist. Das ist ja ein wunderliches Ding, daran wir sollten Gottes Gnade und Segen spüren.

83. Unser Herr Gott muss Unrecht haben, er tue was und wie er wolle.

Dass Gott ein so scharfes, strenges Urteil über Adam fällte, weil derselbe von dem verbotenen Baum gegessen hatte und Gott ungehorsam war, nämlich das Urteil: dass der Acker um seinetwillen verflucht, und um seinetwillen auch das ganze menschliche Geschlecht allerlei Trübsal, Angst, Not, Krankheit, Plag, und endlich dem Tod unterworfen sein soll, das hält die kluge Vernunft, (die allein das Werk, nämlich den Apfelbiss ansieht, und für ein schlechtes, geringes Ding hält) für gar zu streng und hart, wirft das Maul auf und spricht, oder gedenkt: Oho! ist's denn ein so groß Ding und so eine große Sünde, dass Einer von einem Apfel isst? Wie man jetzt auch sagt von dergleichen Sünden, die Gott in seinem Wort ausdrücklich verboten hat, sonderlich von Trunkenheit und Völlerei, und andern: Was schadet's, dass Einer fröhlich ist, und mit guten Gesellen einen Trunk tut? Darum schließt sie ihrer Blindheit nach hieraus, Gott habe dem Adam zu viel getan, er sei gar zu streng und suche es zu genau.

Wiederum, stößt und ärgert sie sich daran, dass Christus fromme, ehrbare, heilige Leute (wie sie meint,) fahren lässt, sie nicht kennen will, sie hart anfährt, ja, sie von sich weist, und Übeltäter heißt, obgleich Etliche in seinem Namen geweissagt, Teufel ausgetrieben und Wunderwerke getan haben, Matth. 7, 22, dagegen öffentliche Sünder, als Huren, Buben, Zöllner, Mörder rc., die sein Wort hören und an ihn glauben, annimmt, die Sünde ihnen vergibt, zudeckt, nicht zurechnen will, so groß und viel ihrer auch sind, und sie dazu fromm, gerecht und heilig zu Gottes Kinder und Erben des ewigen Lebens und der ewigen Seligkeit, aus lauter Gnade, ohne all ihr Verdienst, und ohne ihre guten Werke und Würdigkeit macht; das dünkt sie auch zu viel, ja unrecht zu sein.

Wer kann nun hier Scheidemann sein, die zwei Dinge, welche ja so sehr wider einander sind, als Feuer und Wasser, zusammen reimen, nämlich das strengste und schärfste Recht, das Gott wider die Unschuldigen (wie die Vernunft klügelt,) übt, und die allzu große Güte und Sanftmut, die er an den Sündern beweist, ihnen ihre Missetat nicht zurechnet, sondern sie zu Gnaden annimmt? darüber wird die menschliche Vernunft mit ihrer Weisheit zur Närrin, darum heißt's: Es sei denn, dass ihr euch umkehrt, und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen, Matth. 18, 3.

84. Gott in seiner Majestät ist menschlicher Vernunft unbegreiflich, darum soll man mit der Ausersehung zufrieden sein, und sich nicht damit bekümmern.

Menschliche Vernunft und Natur kann Gott in seiner Majestät nicht begreifen, darum sollen wir nicht weiter suchen noch forschen, was Gottes Wille, Wesen und Natur sei, als so viel er's uns befohlen hat. Sein Wort hat er uns gegeben, darin er reichlich offenbart hat, was wir von ihm wissen, halten, glauben, und wes wir uns zu ihm versehen sollen: nach demselben sollen wir uns richten, so können wir nicht irren. Wer aber von Gottes Willen, Natur und Wesen Gedanken hat außer dem Wort, und will's mit menschlicher Vernunft und Weisheit aussinnen, der macht sich viel vergebliche Unruhe und Arbeit, und fehlt weit; denn die Welt, spricht S. Paulus, durch ihre Weisheit erkennt nicht Gott in seiner Weisheit 1. Korinth 1, 21.

Auch werden die nimmermehr lernen, noch erkennen, wie Gott gegen sie gesinnt sei, die sich damit vergeblich bekümmern, ob sie ausersehen oder auserwählt seien. Welche nun in diese Gedanken geraten, denen geht ein Feuer im Herzen an, das sie nicht löschen können, also, dass ihr Gewissen nicht zufrieden wird, und müssen endlich verzweifeln.

Wer nun diesem Unglück und ewiger Gefahr entgehen will, der halte sich an das Wort, so wird er finden, dass unser lieber Gott einen starken, festen Grund gemacht und gelegt hat, darauf wir sicher und gewiss fußen können, nämlich Jesum Christum, unsern Herrn, 1. Korinth 3, 11, durch welchen wir allein und umsonst und durch kein anderes Mittel, ins Himmelreich kommen müssen; denn er, und sonst Niemand, ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Joh. 14, 6.

Wollten wir nun Gott in seinem göttlichen Wesen, und wie er gegen uns gesinnt ist, recht und wahrhaftig erkennen, so muss es durch sein Wert geschehen. Eben darum hat Gott der Vater seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt, und als Mensch uns gleich, doch ohne Sünde werden, und unter uns wohnen lassen, damit er des Vaters Herz und Willen uns offenbarte; wie ihn denn der Vater uns zum Lehrer geordnet und gesetzt hat, da er vom Himmel ruft: Dies ist mein lieber Sohn c., den sollt ihr hören. Matth. 17. V. 5. Da wollte er sagen: Es ist vergebens und umsonst, wenn Menschen es sich vornehmen, meine göttliche Majestät zu erforschen; menschliche Vernunft und Weisheit kann mich nicht ergreifen, ich bin ihr viel zu hoch und zu groß. Nun ich will mich klein genug machen, dass sie mich ergreifen und fassen kann: ich will ihr meinen eingeborenen Sohn geben, und also geben, dass er soll ein Opfer, ja, eine Sünde und Fluch für sie werden, und soll mir hierin Gehorsam leisten bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz, das will ich hernach predigen lassen in aller Welt, und die daran glauben, sollen selig werden. Das meint S. Paulus, da er spricht 1. Kor. 1, 11: Weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.

Da ist ja wirklich die göttliche Majestät klein und begreiflich geworden, so dass nun Niemand mehr billig klagen kann, er wisse nicht, wie er mit Gott daran sei, wes er sich zu ihm versehen solle. Aber die Welt ist blind und taub, und sieht und hört nicht, was Gott redet und tut durch seinen Sohn, darum wird er's auch von ihnen fordern, 5. Mos. 18, 19.

Man kann die schwere Anfechtung, wegen der ewigen Ausersehung oder Auserwählung, die viele Leute hoch betrübt, nirgends besser suchen, finden und verstehen, als in den Wunden Christi, von welchem der Vater gesagt und befohlen hat: Den sollt ihr hören, Matth. 17. 5. Der Vater in seiner göttlichen Majestät ist uns zu hoch und groß, als dass wir ihn ergreifen könnten, darum weist er uns den richtigen Weg, darauf wir gewiss zu ihm kommen mögen, nämlich Christum, und spricht: Glaubet ihr an den, und hängt euch an ihn, so wird es sich fein finden, wer ich bin, was mein Wesen und Wille ist. Das tun aber die Weisen, Mächtigen, Hochgelehrten, Heiligen und der größte Haufe durchaus in aller Welt nicht. Darum ist und bleibt ihnen Gott unbekannt, ob sie gleich viel Gedanken von ihm haben, disputieren und reden: denn es ist kurzum beschlossen, dass außer Christo Gott unbekannt und ungefasst will sein.

Willst du nun wissen, warum so Wenige selig und so unzählig Viele verdammt werden? Darum weil die Welt nicht hören will, Nichts danach fragt, ja, es verachtet, dass er, der Vater von ihm zeugt: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe. Matth. 3. 17. Er wollte sagen: Bei ihm allein sollt ihr finden, was und wer ich bin, und was ich haben will, sonst werdet ihr's weder im Himmel noch auf Erden finden. Glaubt ihr nun an den Sohn, den ich euch zum Heiland gesandt habe, so will ich Vater sein, und soll gewiss wahr und Amen sein, was dieser Sohn sagt und verheißt, ich will ihn nicht lassen zum Lügner wer den. 2. Korinth. 1. V. 19, 20.

Daraus folgt gewiss, dass Alle, so durch ein anderes Mittel, als durch Christum sich unterstehen und bemühen zu Gott zu kommen, (als Juden, Heiden, Türken, Papisten, falsche Heilige, Ketzer rc.) in gräulicher Finsternis und Irrtum wandeln. Es hilft sie nicht, dass sie ein ehrbar, strenges Leben führen, große Andacht vorgeben, viel tun und leiden, Gott lieben und ehren; wie sie rühmen. Denn, weil sie Christum nicht wollen hören, noch an ihn glauben, ohne welchen Niemand Gott kennt, Niemand Vergebung der Sünden und Gnade erlangt, Niemand zum Vater kommt, so bleiben sie für und für im Zweifel und Unglauben, wissen nicht, wie sie mit Gott daran sind, und müssen endlich in ihren Sünden sterben und verderben. Denn: wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat, Joh. 5, 23. Und wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht, 1. Joh. 2, 23. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm, Joh. 3. V. 36.

85. Warum Gott verhängt, dass es den Bösen wohl, den Frommen übel geht in der Welt.

Ich kann die Aufgabe selber nicht auslösen, warum verzweifelte Schälke so gute Tage haben, lange Zeit nach ihres Herzens Wunsch im Sause leben, und Gott ihnen Ehre, Gut, Gewalt, Gesundheit des Leibes, schöne Kinder rc. gibt, dagegen aber fromme, gottselige Leute, die hoch erleuchtet sind, in Trübsal, Gefahr, Angst und Not ihr Leben lang stecken, ja auch wohl teilweise jämmerlich sterben lässt, wie Johannes den Täufer, der der größte Heilige auf Erden war, von unserem lieben Herrn Christus, dem eingeborenen Sohn Gottes, will ich nicht einmal reden, der des schmählichsten Todes am Kreuze zwischen zwei Mördern starb.

Aber Gott handelt wie ein frommer Vater, der seinen Sohn zu Gottes Erkenntnis und Furcht, zu rechtem Glauben, und aller Ehrbarkeit gern erziehen will, um Trost und Freude an ihm zu er leben, und den Schatz, den er sammelt, samt Allem, was er hat, freudig auf ihn vererben zu können, und darum ihn auch mehr und öfter züchtigt und stäupt, als den Knecht. Daher auch das Sprichwort kommt: Je lieber ein Kind desto schärfer die Rute. Ja, er lässt den ungehorsamen Knecht wohl eine Zeitlang ungestraft hin gehen, seinen Mutwillen üben, und stellt sich, als merke er's nicht, denkt aber indes: warte, du sollst nicht lange treiben; wenn's dann an seiner Zeit ist, stößt er ihn bloß und nackt zum Haus hinaus.

Auf diese schlechte, einfältige Weise pflege ich diese Aufgabe zu lösen, warum Gott insbesondere über die hohen Heiligen, als Prophet, Apostel rc., es verhänge, dass sie in der Welt Angst und Trübsal leiden müssen, die Gottlosen aber eine lange Zeit in guter Ruhe und im Frieden, ohne Mangel, Ungemach und Trübsal in allem Überfluss leben dürfen.

Die Propheten haben sich auch daran gestoßen, schreiben viel davon, und zeigen daneben an, wie die Frommen solch Ärgernis überwinden, und sich darüber trösten sollen. So spricht Jeremias, C. 12, 1: Warum geht's doch den Gottlosen so wohl, und die Verächter haben alle die Fülle? Aber es nimmt ein böses Ende mit ihnen, wie er weiter spricht, V. 3: Du lässt sie freigeben, wie Schafe, dass sie geschlachtet werden, und sparst sie, dass sie gewürgt werden. Davon reden auch viel Psalmen. Ps. 37, 49, 73.

86. Warum Gott verhängt, dass sein Häuflein durch den Teufel und die Welt verfolgt wird.

Gott zürnt mit seinen Kindern nicht, wenn er sie gleich züchtigt und straft. Mit den Gottlosen (die Christum für Gottes Sohn und der Welt Heiland nicht erkennen, und lästern,) zürnt er, die haben sich keiner Gnade noch Hilfe von ihm zu versehen, so lange sie nicht an Christum glauben, ihn ehren und ihn anbeten. Er schlägt und stäupt sein Häuflein nicht, die sich an Christum halten, sondern lässt es geschehen, dass sie geschlagen und gezüchtigt werden, gerade so, als wenn ich durch die Finger sähe, und ließe er geschehen, dass Jemand mein Hänschen schlüge.

Solches aber lässt Gott geschehen, wenn wir sicher werden, ihm für seine unaussprechlichen Gnaden und Wohltaten, in Christo erzeigt, undankbar, und seinem Wort ungehorsam sind; alsdann überlässt er es dem Teufel, dass er uns in die Fersen steche, Pestilenz und andere Plagen zuschicke; und den Tyrannen, dass sie uns verfolgen rc. Er lässt aber Solches uns zum Besten geschehen, dass wir dadurch bewogen und gleichsam genötigt werden, uns zu ihm kehren, ihn anrufen, Hilfe und Trost bei ihm durch Christum zu suchen.

Im Buch der Richter, C. 10, 12, 13, 14, steht geschrieben, wie Gott durch einen Propheten das Volk Israel hart straft, und spricht: Ich habe euch oft, da ihr zu mir schriet, aus eurer Feinde Händen geholfen; nun ihr aber meiner Stimme nicht gehorcht, und andern Göttern dient, will ich euch nicht mehr helfen. Geht hin und schreit die Götter an, die ihr erwählt habt, lasst sie euch helfen zu der Zeit eurer Trübsal. Das war eine harte Strafpredigt, als wollte Gott sich ihrer hinfort nicht mehr annehmen. Da aber das Volk sich zum Herrn kehrte, die fremden Götter von sich entfernte, und dem Herrn diente, seine Sünde bekannte, und sprach, V. 15: Wir haben gesündigt, mache es nur du mit uns wie dir's gefällt, allein errette uns zu dieser Zeit. Da jammerte es (spricht der Text weiter, V. 16,) den Herrn, dass Israel so geplagt ward.

Da sehen wir, wenn man sich unserm Herrn in rechter Demut ergeben kann, dass er's mit uns nach seinem Wohlgefallen macht, und die wohlverdiente Strafe wegen unsers Ungehorsams und vieler Sünden über uns billig verhängt, doch also, dass er uns unsern Feinden nicht zum Spott werden, und sie rühmen lässt: Wo ist nun ihr Gott? noch in unsrer Angst und Not uns verzweifeln und verderben lässt, sondern jammert ihn unsers Elendes, und hilft gewiss als ein treuer Gott. Es fehlt aber nur daran, dass wir uns ihm ergeben. Darum sollen wir diesen schönen Text fleißig merken, in allem unsern Unglück und aller Trübsal wohl desselben eingedenk sein, und, dem Exempel des Volks Israel nach, uns zu Gott (der ein Vater der Barmherzigkeit und alles Trosts ist,) kehren und bekennen: Herr, wir haben gesündigt, mache es mit uns nach deinem gnädigen Willen und Wohlgefallen, allein errette uns rc. So würde er's auch mit uns machen, dass wir's ertragen könnten, und uns endlich aus allen Nöten erretten; wie der 91. Ps. V. 15, von ihm singt: Ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen rc.

Also auch David, da er gesündigt hatte, indem er das Volk zählen ließ, 2. Samuel 24, 10. sprach er: Herr, ich habe schwerlich gesündigt, dass ich das getan habe rc. Und hernach V. 17: Ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan, was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand wider mich und wider meines Vaters Haus sein rc. Da er sich so sehr demütigte, da konnte der Herr wegen dieser Demut Davids, der sich ihm so ganz ergab, nicht länger zürnen, sondern da der Engel (wie der Text, V. 16, weiter spricht) seine Hand ausstreckte über Jerusalem, dass er sie verderbte, reute es den Herrn über dem Übel und sprach: Es ist genug, lass nun deine Hand ab rc.

Darum, wer sich kann mit Ernst, und von Herzen vor Gott in Christo demütigen, und sich in seine Strafe ergeben, der hat schon gewonnen, sonst verlöre unser Herr Gott seine Gottheit. Nun rühmt aber die Schrift durchaus von ihm, er sei barmherzig, gnädig, geduldig, von großer Güte, 2. Mos. 34, 6, und sein eigen Amt und Werk sei, dass er sich der Elenden erbarme, die Traurigen tröste, die geängsteten zerschlagenen Herzen nicht verachte, denen Recht schaffe, so Gewalt leiden, den Demütigen Gnade erzeige rc. Ps. 103, 8, seq. Psalm 145, 8, 9, 14. Und wenn Gott Solches nicht täte, wer wollte in der Not seine Zuflucht zu ihm nehmen? Niemand würde ihn anrufen, so würde auch Niemand erhört, Niemand getröstet, Niemanden geholfen, Niemand selig. Auch nicht, Ps. 6, 6.

Wer nun nicht weiß noch glaubt, dass Gott in Christo barmherzig, gnädig rc. ist, ein Gott der Freuden, des Friedens, des Trosts, der Hoffnung, des Heils, des Lebens und alles Guten, der kennt Gott nicht, versieht sich keiner Gnade zu ihm, sondern flieht und hasst ihn, und sieht ihn für den Teufel an, der auch ein Gott ist, aber ein Gott der Sünden, des Todes, der Lügen, der Traurigkeit, der Verzweiflung, der Verdammnis und alles Bösen. Darum sollst du diesen Gott, 2. Kor. 4, 4, den Teufel, der ein Lügner und Mörder ist, wohl unterscheiden von dem wahren rechten Gott, von dem der Psalm 146, 5, 6, fröhlich singt: Wohl dem, des Hilfe der Gott Jakob ist, des Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gott, steht, der Himmel, Erde, Meer, und Alles, was darinnen ist, gemacht hat, der Glauben hält ewig.

87. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.

Diesen Spruch zieht an Christus, Matthäi am 22, 32, und beweist kräftig daraus die Auferstehung der Toten, Denn wenn keine Auferstehung, noch ein anderes und besseres Leben nach diesem kurzen elenden Leben zu hoffen ist, warum erbietet sich dann Gott, er wolle unser Gott sein, Alles, was uns nützlich und heilsam ist, geben, und endlich aus aller Not des Leibes und des Geistes erretten? Wozu diente es, dass wir sein Wort hören, und an ihn glauben? Was hätten wir dann davon, dass wir in Angst und Not zu ihm seufzen und rufen, seinen Trost und sein Heil in Geduld erwarten, seine Gnade und Wohltat, in Christo erzeigt, rühmen und ihm dafür danken? Warum stünden wir dann täglich in Gefahr, und ließen uns verfolgen und töten rc., um das Wort Christi willen, das wir für unsern größten Schatz zu halten, und vor der argen Welt zu bekennen lehren?

Weil aber der ewige, barmherzige Gott durch sein Wort und Sakramente mit uns Menschen allein (alle andere Kreaturen ausgeschlossen,) redet und handelt, nicht von leiblichen Dingen, oder diesem zeitlichen vergänglichen Leben, (welches er im Anfang mit aller Notdurft reichlich hat versorgt,) sondern wo wir bleiben sollen, wenn wir von hinnen scheiden, und weil er uns seinen Sohn zum Heiland gibt, der uns von Sünde und Tod erlöst, und ewige Gerechtigkeit, Leben und Seligkeit erworben hat, dass wir an ihn glauben, und uns auf seinen Befehl taufen lassen rc., darum ist's gewiss, dass wir nicht den unvernünftigen Tieren gleich dahin sterben, sondern so viel unser in Christo entschlafen, am jüngsten Tage durch ihn zum ewigen Leben, die Gottlosen aber zum Gericht, ewiger Schmach und Schande, Joh. 5, 29, Dan, 12, 2, auferwecket werden sollen.

88. Gott braucht das Böse zum Bösen.

Gott braucht nur Alles aufs Beste, dagegen der Mensch und Teufel alles Gute schändlich missbrauchen. Durch heimlich Leiden und Brunst treibt Gott zum Ehestande, 1. Kor. 7, denn wenn ein Mensch zum Andern nicht Liebe, Lust und Begierde hätte, wer wollte freien? Allein, dass hernach verbotener Lust gesteuert werde, dass der Mann sich nicht an eine Fremde hänge, sondern sich seines Weibes freue, und an ihrer Liebe sich ergötze, also auch das Weib. Durch Ehrgeiz treibt Gott Viele, dass sie nach Gut und Ehre trachten, ein groß Ansehen in der Welt haben, zu hohem Stande vor Andern hervorgezogen werden, zu Regenten, Räten rc., wer wollte sich sonst dazu brauchen lassen? Allein es soll der Ehrgeiz aus dem Kreise, in dem er zu befehlen und zu regieren hat, nicht schreiten, sondern darinnen bleiben und nach dem nicht trachten, das nicht sein ist, noch den Untertanen und dem Nächsten Schaden tuen, wozu häufig Neigung und Lust vorhanden ist. Durch Geiz zwingt Gott Viele, dass sie darauf denken, wie sie sich ernähren wollen; wer wollte sonst ohne solche Begierde, etwas Eigenes zu haben, arbeiten und sich's sauer werden lassen, um zur Nahrung zu kommen? Ja, alle Habe und alle Güter würden zerfallen und vergehen, wenn der Geiz nicht auch in seinem Kreise gehalten würde. Durch Furcht, Zagen und Zweifeln, treibt Gott Viele zum Glauben, dass sie sich an Gottes Verheißung halten, derselben sich in Christo trösten, der die Sünder mit Gott versöhnt hat, dass sie, durch den Glauben gerecht, mit Gott Friede haben, Röm. 5, 1, Allein Hoffart und Neid hat Gott ausgeschlossen, denn dies sind und bleiben teuflische Laster. Doch braucht Gott dieselben auch wohl zum Guten, aber nicht bei denen, die damit befleckt und verblendet sind, sondern bei denen, die von den Hoffärtigen und Neidischen verfolgt werden. Denn also übt Gott seine Heiligen zu ihrem Besten durch den Teufel und seine Glieder. Dagegen aber missbraucht der leidige Satan Gott und alles Gute, die Keuschheit und das ehelose Leben zur Heuchelei, die Demut zur geistlichen Hoffart, die Liebe zu Rotten und Aufruhr, die Güter zur Pracht und zum Müßiggang.

89. Gott lässt's an sich selbst nirgends mangeln.

Gott gibt uns Allerlei reichlich zu genießen, erstlich darum, dass ja Niemand klagen möge, er habe uns zur Erhaltung dieses Lebens nicht genugsam versorgt. Dass es aber zuweilen mangelt, sonderlich in dieser letzten Zeit, ist nicht seine, sondern der heillosen Geizhälse Schuld, die Alles an sich reißen, allerlei Waren aufkaufen, nach ihrem Gefallen steigern, und den gemeinen Mann übervorteilen und beschweren; von den schändlichen Wucherern gar nicht zu reden, welche die Leute ganz aussaugen.

Zum Andern gibt es Gott darum, dass er recht und billig zu seiner Zeit die Strafe ergehen lasse über diejenigen, welche ihn nicht erkennen und dem Evangelium Jesu Christi nicht gehorsam, ja ihm nicht einmal für die leiblichen Wohltaten dankbar sind, die er ihnen reichlich zu genießen, (nicht aber zur Pracht, Überfluss und Stolz rc.) gibt, ja dieselben aufs Schändlichste wider Gott und zum Schaden und Verderben ihres Nächsten missbrauchen.

Nun begehrt aber Gott für alle seine leiblichen und geistlichen Wohltaten nichts Anders von uns als Dank, wir sollen ihn für unsern Gott und Vater erkennen, seinem Wort gehorchen, im Glauben ihm dienen, ihn in all unserer Not anrufen, und nicht zweifeln, dass er uns um Christi willen erhöre.

90. Danken ist Gott der liebste Dienst.

Gott hat's gerne, ist ihm auch der liebste, angenehmste Dienst, wenn er gelobt wird. Er wird aber nicht gelebt, er werde denn zuvor geliebt. Geliebt wird er nicht, er sei denn milde und tue wohl. Dann aber tut er wohl, wenn er gnädig ist. Gnädig ist er, wenn er Sünde vergibt. Wer sind sie denn nun, die ihn lieben? Das kleine Häuflein der Gläubigen, die solche Gnade erkennen, und wissen, dass sie die Vergebung der Sünden durch Christum haben. Die Weltkinder bekümmern sich nicht darum, dienen ihrem Abgott, dem elenden, schändlichen Mammon; er wird sie aber endlich übel belohnen.

91. Gott gönnt uns wohl, dass wir seine Kreaturen gebrauchen.

Unser Herr Gott gönnt uns gern, dass wir essen, trinken und fröhlich sind, und alle Kreaturen gebrauchen, denn darum hat er sie Alle geschaffen. Er will nicht haben, dass wir sollen klagen, er habe uns nicht genug gegeben, er könne unsern armen Madensack nicht ernähren noch füllen; das will er nicht haben, sondern, dass wir ihn für unsern Gott erkennen und für seine Gaben danken.

Als Weintrauben, Nüsse, Pfirsiche rc. auf den Tisch nach der Mahlzeit gesetzt wurden, und Alle mit Lust davon aßen, sprach er: Was sagt unser Herr Gott droben im Himmel dazu, dass wir also hier sitzen und seine Güter verzehren? Nun, er hat's darum geschaffen, dass wir sie gebrauchen sollen, und fordert nichts Anderes von uns, als dass wir erkennen, dass es seine Güter sind, und sie mit Danksagung genießen.

92. Gott füllt den Gottlosen den Bauch, den Gottseligen aber gibt er das Himmelreich.

Wir glauben nicht, dass unser Herr Gott mehr und Besseres geben werde, als er den reichen Gottlosen in der Welt gibt, welchen er köstlichen guten Wein (das sagte er, da er einmal einen guten reinen Trunk Weins hatte), ja, Geld, Gut, Ehre, Gewalt, und Alles, was sie nur begehren und haben wollen, im Überflusse gibt. Das beste Gut aber (das sie auch nicht begehren) versagt er ihnen, nämlich, sich selber. Wer aber Gott nicht hat, er habe auch sonst was er wolle, der ist ärmer und elender vor Gott als Lazarus, der vor des reichen Mannes Türe lag, und seinethalben Hungers starb. Luk. 16, 19, seq. Es wird ihnen aber also gehen, wie dem reichen Mann, dass sie ewig müssen darben, also, dass sie nicht über das geringste Wassertröpflein zu gebieten haben.

Da aber der reiche, milde Gott seine ärgsten Feinde und Lästerer mit allerlei zeitlichen Gütern häufig überschüttet, auch Etlichen große Herrschaften und Königreiche gibt, so können wir leicht daraus abnehmen, was er uns, seinen Kindern, die wir um seinetwillen leiden müssen) geben werde, ja, was er uns bereits gegeben hat. Er hat uns aber seinen eingeborenen Sohn gegeben, und mit ihm Alles geschenkt, also, dass wir durch ihn Gottes Kinder, auch seiner ewigen himmlischen Güter Erben und Christi Miterben sind nach der Hoffnung. Röm. 8, 16, 17, 32.

93. Wie Gott mit der Welt teile.

Unser Herr Gott hat mit der Welt ungleich geteilt, das ist, er hat der Welt alle Kreaturen auf Erden, im Wasser und in der Luft gegeben und unterworfen, dass sie herrschen soll über Fische im Meer, über Vögel unter dem Himmel und über alle Tiere, die auf Erden sind. Ps. 115, 16. Den Himmel aber hat er sich behalten, dass er Herr über Leben und Tod sei. Wenn er die Zwei verkaufen wollte, so würde er bald alle Güter und Schätze, die er der Welt ausgeteilt hat, wider an sich bringen.

94. Weil Gott alle Güter umsonst gibt, achtet man ihrer nicht.

Wenn unser Herr Gott seine Güter verkaufte, so würde er Geld genug daraus markten, weil er sie aber umsonst gibt, achtet man sie wenig; z. B., wenn Gott nur ein Jahr lang keinen Regen und keinen Segen zu allerlei Gewächsen des Erdreichs gäbe, würde Jedermann klagen, rufen und bitten um einen fruchtbaren Regen, und wenn er um Geld zu kaufen wäre, würde man kein Geld sparen. Nun aber der liebe Vater Allerlei, was zur Erhaltung dieses Lebens notwendig ist, reichlich gibt, wieviel sind ihrer, die es erkennen und ihm dafür danken! Zudem lässt der liebe Gott und Schöpfer die Sonne täglich aufgehen, des Nachts Mond und Sterne scheinen und leuchten, gibt zu unserm Gebrauch ohne Unterlass die Elemente, Feuer, Luft, Wasser, Erde und alle Kreaturen. Dazu Leib, Leben, Brot, Wein, allerlei Vieh, Früchte und Güter auf Erden, damit der Mensch erhalten werden könne, Ps. 104, über das auch sich selber, weshalb er auch Immanuel, das ist, Gott mit uns heißt.

Was verdient aber der liebe Gott durch diese seine großen, ja unaussprechlichen Wohltaten bei der Welt? Das verdient er, dass sie seinen Namen lästert, seinen Sohn, den er ihr zum Heiland gesandt, gekreuzigt hat, seine Kirche samt ihren Dienern verfolgt und verwüstet rc. Wie er nun aus lauter Güte gar umsonst alle Kreaturen geschaffen hat, also nährt und erhält er sie, doch das kleine Häuflein, die liebe Christenheit, spricht ihm ein Dankgebet dafür.

95. Gottes Liebe auch gegen die Bösen.

Gott ist gnädig und barmherzig, wie ihn die Schrift rühmt, weil er die bösen Buben kann lieb haben; ja der blinden, verstockten Welt, die im Argen liegt, hat er seinen Sohn gesandt zum Heiland. Ich könnte es nicht tun, und bin doch selber ein Bube.

96. Gott sieht den Tyrannen lange zu.

Gott ist geduldig und von großer Güte, dass er so schweigen und so viel hundert Jahre dem Papst und Türken, seinen ärgsten Feinden, zusehen und sie ungestraft lassen kann. Die Ursache solcher gräulichen harten Strafe wissen Wenige, denn Niemand glaubt, dass Gott so schrecklich straft die Blindheit der verdammten Welt, welche die Wahrheit nicht annehmen will, oder nicht lang leiden kann, dass sie durch dieselbe selig würde, sondern sie lästert und verfolgt: darum sendet ihr auch Gott kräftige Irrtümer, dass sie der Lüge glaubt, 2. Thess. 2, 10.

Zur Apostel Zeit und lang hernach hatte das Evangelium seinen vollen Lauf in Arabia, Syria, Ägypten, Asia, Griechenland rc. und andern Königreichen, die der türkische Tyrann jetzt inne hat. Als aber mit der Zeit die Leute des Evangelii überdrüssig wurden, und viele Ketzereien entstanden, kam der lästerliche Mahomet mit seinem Alkoran. Von dieser Zeit an haben sie Christum lassen fahren, und den Teufel Mahomet angebetet. Also ist's auch unter dem Papsttum ergangen. Nach unserer Zeit wird die Strafe auch über Deutschland und andere Länder gehen, um der gräulichen Undankbarkeit und Verachtung des lieben seligen Worts willen, das ihnen rein und reichlich gepredigt wird. Dann wird nach diesem hellen Licht eine grässliche, schreckliche Finsternis kommen. Christus tröste und helfe seiner kleinen Herde, und mache des Jammers ein Ende durch seine herrliche Zukunft, Amen.

97. Gott verzieht die Strafe eine Zeitlang.

Unser Herr Gott sieht sehr wohl, wie die Hunde alle Winkel voll schmeißen, pissen, speien und unflätig machen, und wie die Vollsäufer Kannen, Gläser zu den Fenstern hinauswerfen, Schüsseln, Teller, Gläser, Fenster, Ofen zerbrechen rc. Wenn er aber beginnt zu visitieren, so zürnt und straft er gräulich ohne Ende und Maß. Solches sagte Luther von dem wüsten, unflätigen, säuischen Wesen und Leben, das hin und wieder große Herren, Könige, Fürsten, der unadelige Adel, sonderlich aber Papst, Kardinäle, Bischöfe, Domherren, und der ganze beschorene Haufen13) mit aller Unzucht und andern gräulichen Sünden in dieser letzten Zeit ohne alle Furcht und Scheu, unverschämt treiben.

Das Kindlein Jesus, sprach er, mit der Hand aufs Gemälde an der Wand weisend, schläft der Mutter Maria am Arm: wird er dermaleinst aufwachen, er wird uns, wahrlich, fragen, was und wie wir's gemacht und getrieben haben?

98. Zeichen, die vor der Strafe hergehen.

Wenn Gott ein Königreich, Land oder Volk strafen oder gar verwüsten will, so nimmt er zuerst hinweg fromme, gottselige Lehrer und Prediger, dann weise, gottesfürchtige Regenten und Räte, vernünftige und erfahrene Krieger, und andere ehrliche Leute, Esa. 3, 2. seq. Da wird denn der Pöbel sicher und fröhlich, treibt allen Mutwillen, fragt nach reiner, göttlicher Lehre Nichts mehr, ja verachtet sie und gerät in Blindheit, achtet weder Strafe, Zucht noch Ehrbarkeit, treibt allerlei Sünde und Schande, daraus denn ein wildes, wüstes, teuflisch Wesen folgt, welches wir leider jetzt sehen und erfahren, was aber nicht lang bestehen kann. Darum besorge ich, die Art sei schon dem Baum an die Wurzel gelegt, dass er nun bald soll abgehauen werden. Der liebe Gott nehme uns in Gnaden weg, dass wir den Jammer nicht erleben noch sehen müssen.

99. Wie Gott große Herren achtet.

Gott achtet die großen Potentaten, Könige, Fürsten rc. gleich wie die Kinder ein Kartenspiel achten. So lange sie spielen, haben sie die Kartenblätter in der Hand; danach, wenn sie des Spiels müde werden, werfen sie dieselben in einen Winkel unter die Bank oder ins Kehricht. Also tut Gott auch mit den Potentaten und großen Herren. So lange sie regieren, hält er sie für gut; sobald sie es hier übermachen, stößt er sie vom Stuhl, wie Maria singt, Luk. 1, 52, und lässt sie da liegen, wie den König von Dänemark.

Des Königs zu Dänemark Christians Gemahl, Kaiser Karls und König Ferdinands Schwester, ist gestorben, er gefangen worden, und über etliche zwanzig Jahre gefangen gesessen; und der einige Erbe des Königreichs, sein Sohn, (welcher bei Kaiser Karl, seinem Vetter, am Hofe war), ist Anno 1541 während dem Reichstage zu Regensburg gestorben.

100. Unsers Herrn Gottes Karte.

Gott hat ein schön, herrlich und sehr stark Kartenspiel, von eitel mächtigen, großen Herren, als Kaiser, Königen, Fürsten rc. zusammen gelesen und schlägt Einen mit dem Andern, davon ich viel Exempel erzählen könnte, die allein in unserer Zeit geschehen sind rc.

Der Papst ist nun etliche hundert Jahre für das oberste Haupt in der Christenheit gehalten worden. Wenn er nur mit einem Finger gewinkt hat, so haben sich vor ihm Kaiser, Könige, Fürsten rc. müssen fürchten, demütigen und bücken. So ist er ein Herr über alle Könige auf Erden, ja, ein irdischer Gott gewesen. Nun kommt unser Herr Gott und schlägt mit dem Taus (dem Luther), den Papst, den großen König, dass er da liegt. Das ist unsers Herrn Gottes Regierung, wie Maria im Magnificat singt: Er setzt die Gewaltigen vom Stuhl. Luk. 1, 52.

101. Eine andere Rede von Gottes-Karte.

Wenn ich reich wäre, wollte ich mir ein gülden Schach und silberne Karten wirklich lassen zurichten, zu einer Erinnerung: denn Gottes Schach und Karte sind große, mächtige Fürsten, Könige, Kaiser rc., da er immer Einen durch den Andern sticht, oder schlägt, das ist, aushebt und stürzt. N. ist die vier Schellen, der Papst die sechs Schellen, der Türk die acht Schellen, der Kaiser ist der König im Spiel.. Zuletzt kommt unser Herr Gott, teilt das Spiel aus, schlägt den Papst mit dem Luther; der ist sein Taus. Er ist aber noch nicht ganz tot; jedoch Christus hat angefangen ihn umzubringen mit dem Geist seines Mundes, dass er nun in der christgläubigen Herzen gar tot ist. Ich hoffe, es sei schier an dem, dass er sein ein Ende machen wird durch die Erscheinung seiner fröhlichen Zukunft, Amen. 2. Thess. 2, 8.

Ezechiel und die Offenbarung reden davon, als sollte der Türke durchs Feuer vom Himmel verzehrt werden, welches eine finstere Prophezeiung ist. Es kann auch wohl geschehen durch ein geistlich Feuer, welches den Antichrist, den Papst, hinrichtet und verzehrt. Denn wenn Gott das Wort gibt, so gibt er auch zugleich mit den Geist der Gnaden und des Gebets. Wenn der in der Gläubigen Herzen kräftig ist, so ist die Welt geschlagen, der Teufel überwunden und gerichtet, welcher das Wort nicht leiden kann, ja ist ihm vor den Augen ein dicker Rauch und finsterer Nebel. Nun, es geschehe, wie es wolle, lange kann's nicht mehr bis dahin sein, dass Beide, Papst und Türk mit ihrem Anhang in den Abgrund der Hölle verstoßen werden, Amen.

102. Dass aus dem Besten das Ärgste komme.

Davon redete einmal Dr. Martin Luther über Tisch, und sprach: von Abraham, Isaak und Jakob, den Patriarchen und heiligen Vätern kommen her die Juden, die Christum gekreuzigt haben. Von den Aposteln kommt Judas der Verräter. Aus Alexandria, da eine berühmte, löbliche Schule war, und viel fromme, christliche gelehrte Männer hatte, kommen Arius und Origenes. Aus der römischen Kirche, die viel heilige Märtyrer gegeben hat, kommt der lästerliche Antichrist, der Papst zu Rom. Von den Einsiedlern in Arabien kommt der Mahomet. Aus Konstantinopel, der edlen Stadt, da viel löbliche Kaiser Hof gehalten, kommt der leidige Türk. Aus Ehefrauen werden Ehebrecherinnen, aus Jungfrauen Huren, aus Brüdern, Söhnen, Freunden werden die ärgsten Feinde, aus Engeln kommen Teufel; aus Königen Tyrannen. Aus dem Evangelio und aus der göttlichen Wahrheit nimmt der Teufel seine Lügen, und aus der Kirche kommen Ketzer. Aus der Speise wird Unflat, der durch den natürlichen Gang wird ausgeworfen, aus köstlichem Wein und anderem Getränk wird Harn; aus Blut im Leibe wird Eiter; aus dem Luther kommt Münzer und die Aufrührer, Wiedertäufer und Sakramentierer. Was Wunder ist's denn, dass Böse unter uns sind, von uns kommen und ausgehen? Es muss sehr böse sein, was bei solchem Guten nicht bleiben kann; und muss sehr gut sein, was solches Böse leiden kann.

103. Gott preist seine Barmherzigkeit an uns Sündern mit seinen Wohltaten.

Wiewohl die Erbsünde verdient hat, dass viel wilde, böse Tiere dem Menschen schaden sollten; als da sind, die Löwen, Wölfe, Bären, Schlangen, Eidechsen rc., so hat doch der barmherzige, gnädige Gott also unsere wohlverdiente Strafe gemildert, dass noch viel mehr Tiere sein müssen, die uns dienen und nützlich sein, als solche die uns schaden. Ist's nicht wahr? Es sind viel mehr Schafe, als Wölfe: viel mehr Krebse, als Skorpione, viel mehr Fische als Schlangen, viel mehr Ochsen als Löwen, viel mehr Kühe als Bären, viel mehr Hasen als Füchse, viel mehr Enten, Gänse und Hühner, als Geier oder Raben. Und wer es wollte gegen einander mit Fleiß halten, der würde viel mehr nützliche als schädliche Tiere in der Welt, und in allen Kreaturen mehr Gutes, als Böses, mehr Wohltat als Schaden und Nachteil finden. Es kann's Niemand bedenken, was für große Wohltat Gott uns durch die vier Elemente erweist; z. B. die Erde bringt Bäume hervor, gibt Holz, allerlei Tiere, Erz, Wasserflüsse, Brunnen, allerlei Getreide, Kraut, Wolle. Wer kann's Alles erzählen, was wir aus der Erde Gutes empfangen? Ferner, das Feuer das wärmet, es erquickt und erhält den Menschen, man kocht dabei rc.

Zu einer anderen Zeit redete Dr. Luther abermals davon, wie Gott so ein reicher Schöpfer sei, und die ganze Welt durch seine Allmacht und große Gewalt ernähre; aber es sei ein schwerer Artikel, zu glauben an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden. Dennoch ist es wahr, sagte der Doktor, Gott hat Alles genug für uns geschaffen, denn alle Meere und Wasser sind unsere Trinkkeller; alle Wälder und Hölzer sind unsere Jägerei; so ist die Erde voller Goldes und Silbers, Kupfer, Eisen und anderer Metalle; sie muss uns auch allerlei Getreide tragen, und unsere Speiskammer und Brotkasten sein: denn es ist Alles um unser, der Menschen willen geschaffen.

104. Gottes Werke sind wunderbar.

Dr. Luther sagte, es sei ein wunderlich Ding, dass aus den Bäumen solche Früchte wachsen, die zu Fleisch und Blut gemacht werden. Denn was sind Bäume anders, als Holz? Du siedest oder bratest sie, so ist's Holz, und doch sollen so süße und liebliche Früchte daraus wachsen, daraus Fleisch und Blut ernährt wird. Also habe ich gesehen, dass in Italien auf harten Steinfelsen die allerschönsten Ölbäumlein wuchsen; da lernte ich die Worte verstehen, die im Psalm geschrieben sind: Et de Petra faturavit eos melle14), Ps. 78, 15. Und wir müssens allhier zu Wittenberg auch bekennen. Weil unser Land gar sandig und voll Steine, und kein fett, köstlich Erdreich ist, so hat (sprach Dr. Luther,) Einer einmal von Wittenberg gesagt: Sendioken15), Stendigkeit, du bist eine Elendigkeit; wenn ich dich arbeite, so bist du licht; wenn ich dich rüge, bist du schlicht, wenn ich dich meie16), so finde ich nicht. Dennoch gibt uns Gott aus diesen Steinen guten Wein und köstlich Korn. Aber weil dies Wunderwerk täglich geschieht, so verachten wir's. Gottes Werk aber kann man nicht aussinnen noch genug davon reden, sie müssen allein geglaubt werden. Das findet man also, wenn man nur betrachtet, wozu das Stroh gut ist.

105. Gott wendet große Unkosten auf der Vögel Speise und Nahrung, darum will er auch die Menschen ernähren, speisen und erhalten.

Dr. Martin Luther sagte, dass kein Mensch auf Erden sei, der da vermöchte zu bezahlen die Unkosten, so unserm Herrn Gott täglich aufgehen, dass er nur die unnützen Vögel ernährt und speist. Ich glaube es ganz, dass der König von Frankreich mit all seinem Reichtum, seinen Zinsen und Renten, nicht vermöchte zu bezahlen, was allein auf die Sperlinge geht, was soll ich noch von den andern Vögel, der Raben, Dohlen, Krähen, Zeisige, Stieglitzen, Finken, und dergleichen Vögel Speise sagen? So denn nun Gott die Vögel so reichlich und überflüssig ernährt, wie können Menschen verzweifeln, dass Gott ihnen nicht Nahrung, Futter, Decke und alle Notdurft geben solle.

Die Sperlinge sind die geringsten Vögel, und doch haben sie die allergrößte Herrlichkeit. Sie haben das ganze Jahr über die allerbesten Tage, und tun auch den größten Schaden. Im Winter liegen sie in Scheunen und auf Kornböden; im Lenz fressen sie den Samen auf dem Felde, Pflanzen und andere Gewächse; zur Erntezeit haben sie aber auf dem Felde genug zu essen; im Herbst sind die Weinberge und Obst ihr Labsal. Ergo digni sunt omni persecutione17).

106. Gottes Zorn wird bald versöhnt.

Besser ist's, dass Gott mit uns zürne, als wir mit ihm; denn er ist barmherzig, wie der Prophet spricht: Wenn du zürnst, so gedenkst du der Barmherzigkeit. Darum lässt er den Zorn bald fahren, und nimmt, die sich bessern, wieder zu Gnaden an. Zürnen wir aber mit ihm, so ist der Sache nicht zu helfen. So wird auch im Propheten Jesaja gesagt: Sein Zorn währt nur einen Augenblick; (Ps 30,6.) Und Jes. 54, 7: Einen Augenblick hab ich dich verlassen, aber mit großen Gnaden will ich dich wieder sammeln.

107. Gnädige Strafe Gottes.

Wenn Gott mit uns zürnt, um uns eifert, auch in der Feinde Hände übergibt, dass er durch sie unsere Sünde und Untugend strafe, Pestilenz, teure Zeit, und andere Plagen über uns kommen lässt, doch durch sein Wort noch mit uns redet; so ist's ein gewiss Zeichen seiner Gnade gegen uns. Denn, welche der Herr lieb hat, die züchtigt er. Ebr. 12, 6.

108. Strenger und erschrecklicher Zorn Gottes.

Wenn aber die Leute sicher werden, das Wort zwar hören, aber zu einem Ohr lassen eingehen, zum andern wieder hinaus, viel davon waschen können, und doch keine Besserung des Lebens noch Frucht des Glaubens folgt, wie wir leider, jetzt vor Augen sehen, dass Jedermann ein Christ und Evangelisch will sein, und doch der Sorge des Bauches, des leidigen Geizens, Wucherns, und andere Sünden kein Maß ist, und Gott durch fromme, treue Diener und Prediger droht rc., so ist's ein gewiss Zeichen, dass Gott in Kurzem das Wort und reine Lehre werde wegnehmen, und die Leute in ihres Herzens Dünkel lassen, dass sie wandeln nach ihrem Rat, und wie Christus, Matth. 21, 43, den Juden droht, dass das Reich Gottes von ihnen genommen und andern gegeben werde, die seine Frucht bringen. Da folgt denn der Garaus, dass Königreiche, Lande und Leute, darüber verheert und zerstört werden rc. Darum graut mir und ich besorge, Deutschland werde in Kurzem auch heimgesucht und gräulich gestraft werden, wegen der großen Undankbarkeit (auf unsrer Seite), Verachtung und Lästerung des lieben Worts (auf der Feinde Seite), das Gott in diesen gefährlichen letzten Zeiten so klar und reichlich scheinen lässt. Er kann lange Zeit Geduld tragen, wenn die Leute böse sind, wenn sie aber sein Wort verachten und verfolgen, so ist die Geduld aus, und die letzte Strafe vorhanden, wie mit den Juden, Griechen, Römern rc. geschehen ist.

Unsers Herrn Gottes Diener

Dr. Martin Luther sprach: Gott will bußfertige Sünder (die sich vor Gottes Zorn, Teufel, Tod und Hölle fürchten, und an Christum glauben,) zu Dienern haben: darum sagt David, im 34. Ps. V. 19: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind. Und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben. Und im Jesaja, C. 66, 1, 2, wird gesagt: Wo soll mein Geist ruhen, und wo soll ich wohnen? Bei denen, die zerschlagenes Herzens sind, und die sich fürchten vor meinem Worte. Solches tut nun der arme Schächer am Kreuz; S. Petrus, der Christum verleugnet hat; Maria Magdalena, die von Teufeln besessen war; S. Paulus, der Verfolger; denen sind ihre Sünden alle leid, und wollen von Christo Vergebung der Sünden haben, und Gottes Diener sein. Die großen Prälaten, stolze Heiligen, reiche Junker, Ochsentreiber und Häuserbauer, die tun's nicht, 1. Korinth 1. V. 26, es wäre auch nicht gut; denn so könnte kein Armer vor ihnen dazu kommen, auch so würde es nicht zu Gottes Lob und Ehre gereichen, sondern sie würden sich selbst den Ruhm und Preis zuschreiben, und sagen: Wir sind's.

Gleichwohl sind auch etliche große Könige, Fürsten und Herren, die Gott anrufen, und von Herzen ihm dienen. Dieselben, ob sie wohl reich und gewaltig sind, über Lande und Leute herrschen, sind doch geistlich arm, Matth. 5, 3, das ist, sie erkennen sich mit rechtem Ernst als arme Sünder, und beten mit David, dem großen heiligen Könige: Gott sei mir gnädig! und Ps. 143, 2: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte! Ps. 39, 12: Ach wie gar Nichts sind doch alle Menschen; und: Gott sei mir gnädig nach deiner Güte rc. Ps. 51, 1.

110. Gottes und des Teufels Strafen sind ungleich.

Gott straft mit Maß, nicht im Zorn und Grimm, er züchtigt wie ein Vater seinen Sohn; er verwundet, darum, dass er heile. 1. Sam. 2, 6. Kurz er tut Alles uns zur Besserung, zum Heil und Leben und zur Seligkeit eben darum, dass wir ihn lernen fürchten, seine Güte und Treue erkennen, ihm vertrauen, und in allen Nöten ihn anrufen. Wie ein fromm Kind, vom Vater gezüchtigt, anfängt sich zu bessern, mehr als zuvor den Vater fürchtet und liebt, weil es weiß, dass er's gut mit ihm meint. Der Teufel aber, wo ihm Gott es zulässt, betrübt, schreckt, verwundet und straft nicht wie ein Vater sein Kind, sondern wie ein Henker einen Straßenräuber, weil er den, welchen er ansieht, in Verzweiflung treiben, vor großem Leid ermorden und ewig verderben will; er führt in die Hölle, und nicht wieder heraus; all sein Tun ist dahin gerichtet: Nur tot, nur tot.

111. Gott kann seine Gottheit vor uns Menschen nicht verteidigen.

Gott kann bei uns Menschen nicht erhalten, dass er allein Gott sei, denn alle Menschen von Natur stehen und trachten nach der Gottheit, wie Adam und Eva im Paradies, durch die Schlange verführt rc. viel weniger kann er erhalten, dass allein er weise und selig sei, allein erhält er es doch schwerlich, dass er unsterblich sei.

Aristoteles, der Heide, disputiert also: (2. Metap.) Wer den Jammer und das Elend in der Welt sieht von außen an, nicht in ihm selbst, der sieht viel, das ihn traurig und betrübt macht, kann deshalben nicht selig sein; Gott aber ist selig, darum folgt, dass er außer sich Nichts sieht. Damit verneint er erstlich, die Unsterblichkeit der Seelen; danach, dass sich Gott unsrer nicht annehme, für uns nicht sorge rc. Was ist aber das vor ein Gott? er sei nur mein Gott nicht.

Keine Sünde plagt uns so sehr, als die schändliche Lust und Begierde, damit wir nach der Gottheit trachten. Die böse Lust und Neigung des Fleisches ist zwar wohl auch ein heftig Übel, dadurch die Leute schwer angefochten werden; aber es ist nur ein Kinderspiel gegen das geistliche Hurenübel, welches das fleischliche weit übertrifft.

112. Gott ist ein Anfang aller Gerechtigkeit, ja Mittel und Ende.

Alle Gerechtigkeit kommt ursprünglich von Gott. Erstlich spricht er uns an durch sein Wort, beut uns seine Gnade, Vergebung der Sünden durch Christum an: wie er Adam und Eva, die durch die Schlange betrogen worden waren, nach dem Fall im Paradies ansprach, sie, nachdem er ihnen eine gnädige Strafe auferlegt, tröstete, und ihnen Christum, welcher der Schlange den Kopf zertreten sollte, verhießen.

Also tat er mit Abraham, befahl ihm, aus seinem Vaterland zu gehen rc., sagte ihm zu, er wolle ihn zum großen Volk machen rc., 1. Mos. 12, 1, 2., sein Schild und großer Lohn sein, 1. Mos. 15, 1. Weiter verhieß er ihm und seinen Nachkommen, Isaak, Jakob c.: dass durch ihren Samen, (Christum) sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. 1. Mos. 22, 18. Also fordert er auch Mosen, 2. Mos. 3, 7. seq. und David durch Samuel, 1. Samuel 16, 11, seq. Also auch Maria, da sie Gottes Sohns Mutter ward, tat anders nichts, als dass sie dem Engel zuhörte, sein Wort mit Glauben annahm, und sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe nach deinen Worten. Luk. 1, 38.

Also fängt Gott allzeit an, legt den ersten Stein, das ist, das Wort der Verheißung und Gnade muss vorhergehen. Das ärgert die Papisten und alle Werkheiligen, wenn sie solches hören, und hindert sie, dass sie es nicht wollen annehmen, sondern verfolgen es; denn sie wissen und verstehen nicht, dass die Gnade, dadurch uns Gott in Christo gerecht macht, sei Vergebung der Sünden, und obgleich noch Sünde übrig ist, uns Gott sie nicht zurechnen wolle um des Glaubens willen an Christum. Ach! Christum erkennen ist der höchste Schatz, davon die Welt Nichts weiß, ja ihn verachtet. Es geht zu wie Johannes schreibt, C. 1, 5. Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternisse haben's nicht begriffen.

113. Zweierlei Opfer Gott gefällig.

Die Schrift zeigt an zwei Opfer, die Gott angenehm und gefällig sind: Das erste nennt sie ein Dank- oder Lobopfer, wenn man Gottes Wort rein lehrt, predigt, hört, mit Glauben an nimmt, bekennt, und Alles tut, was zur Ausbreitung desselben dient, und für die unaussprechlichen Wohltaten, die uns dadurch vorgetragen und uns in Christo geschenkt werden, Gott von Herzen dankt, ihn preist und lobt. Davon redet der Psalm 50, 4: Opfere Gott Dankopfer! und V. 23: Wer Dank opfert, der preist mich; und Psalm 118, 1: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewig! und Psalm 103, 1: Lobe den Herrn meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

Das andere Opfer ist, wenn ein geängstetes, betrübtes Herz in allerlei Anfechtung und Not Zuflucht zu Gott nimmt, in rechtem Glauben ihn anruft, Hilfe bei ihm sucht, und mit Geduld erwartet, Psalm 118, 5: In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr hört mich, und tröstet mich. Psalm 34, 19: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben. Psalm 51, 19: Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Psalm 50, 15: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.

114. Verkehrte Klugheit der Epikureer jetziger Zeit, derer viel sind und täglich mehr werden, die Gottes Regiment beurteilen.

Wenn ein Epikureer von Gott Gedanken hat, und sieht, dass es in der Welt so ungleich und übel zugeht, dass die Frommen Not leiden und unterdrückt werden, dagegen böse Schälke Alles überflüssig haben und hoch empor schweben, da vermag er nicht anders zu schließen, denn also: Kann Gott dieses unordentliche und wüste Wesen in der Welt nicht verbieten noch hindern, so ist er ein armer, schwacher Gott, nicht mächtig viel weniger allmächtig, wie er gerühmt wird. Will er's aber nicht ändern, hindern oder verbieten, so ist er ein ungütiger ja ungerechter Gott, der Lust und Freude daran hat, wenn's übel zugeht. Weiß er aber nicht, wie es in der Welt geht und steht, so ist er ein unbedächtiger, unweiser, ja toller, törichter Gott.

Also führt die blinde, verdammte Welt Gott, ihren Herrn und Schöpfer, in die Schule, meistert ihn, entzieht und raubt ihm seine göttliche Gewalt, Gerechtigkeit und Weisheit.

115. Ein Anderes, dem Vorigen gleich.

Dies ist eine sehr böse und gefährliche Anfechtung, doch jetzt fast allgemein, sonderlich bei Weltweisen und gelehrten Leuten, die also klügeln: Wenn Gott gerecht wäre und allmächtig, und der Welt wohl vorstünde, würde er's nicht können leiden, dass die frommen Leute mit so viel Unglück und Widerwärtigkeit geplagt werden, und böse Buben so gute Tage haben. Er straft wohl die Gottlosen endlich, schont aber die Frommen so wenig als Jene, ja greifet sie härter an, dazu ohne Unterlass.

Dieser epikurische gottlose Wahn kommt daher, dass sie träumen, menschliche Vernunft und Kräfte seien noch ganz unverrückt. Aber die blinden Leute sehen nicht, dass unser Verstand, Wille und Urteil böse, unrein und schrecklich verderbt und verblendet sind durch die Erbsünde. Darum meinen sie, Gott solle und müsse also gesinnt sein, wie sie von ihm Gedanken haben, und mit ihren blinden Brillen, davon sie blaue Augen haben, ihn ansehen.

Sie wissen nicht, noch wollen sie wissen, dass alle unsere Kräfte des Leibes und der Seele so gräulich verdorben sind, denn sie verstehen nicht, was für ein großer Schade die Erbsünde sei, ziehen's und deuten's allein auf die untersten Kräfte des Fleisches, wenn einem das Niederkleid zu enge wird. Daher nennen alle Skribenten im Papsttum die Erbsünde allein die fleischliche Lust, wissen vom Unglauben, Gottes Verachtung und andern Sünden wider die erste Tafel gar Nichts, ja halten die Erbsünde für eine geringe, schlechte Sünde.

116. Gott und dem Kaiser dienen.

Da Einer sagte: wer Gott und dem Kaiser dient, der hat kleinen Gewinn, entgegnete Dr. Martin Luther ernstlich darauf: Das ist aus der Hölle und dem Teufel aus dem Hintern gefurzt, und ist eine lästerliche Rede, die stracks wider die erste und andere Tafel geht. Wider die erste, da Gott gebietet: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Vermögen, 5, Mos. 6, 5, und ihm allein dienen, Matth. 4, 10. Wider die andere: Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat, Röm. 13, 1. Und Christus spricht, Matth. 22, 21: Gebet Gott, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist.

117. Gott wurde die erste Geburt geheiligt.

Im alten Testament waren alle Erstgeburten Gott geheiligt, die der Menschen und des Viehes. Der erstgeborene Sohn hatte einen Vorteil vor den andern Brüdern, ja, war ihr Herr, als der Oberste im Opfer und Reich, das ist, im geistlichen und weltlichen Regiment, denn er hatte Recht zum Priestertum und Herrschaft. Nun aber werden viel Exempel in der Schrift angezogen, da zu sehen ist, wie Gott die erstgeborenen Söhne verworfen hat, und Andere an ihrer Statt erwählt. Kain, Ismael, Esau, Ruben, Eliab rc. waren erstgeborene Söhne; denen nahm Gott ihr Recht, und gab's ihren Brüdern, die jünger waren, denn sie, dem Abel, Isaak, Juda, David rc., und das darum, weil sie über der Erstgeburt stolz und vermessen worden sind, und ihre Brüder, die frömmer und gottseliger waren als sie, verachtet haben. Das hat Gott nicht leiden können, und deshalben sie ihrer Ehre beraubt, dass sie sich vor ihm ihrer Erstgeburt nicht haben rühmen dürfen, ob sie wohl vor der Welt ein großes Ansehen, Land und Leute inne hatten, wie die Schrift meldet.

Die geistliche Verheißung aber, dass Christus aus ihrem Samen kommen sollte, haben sie durch ihren Stolz verscherzt, auf dass sie sich ihrer Erstgeburt nach dem Fleisch nicht rühmen könnten. Unser Herr Gott will ungepocht sein, uns unsere eigenen Wege in keinerlei Weise gehen lassen; wer auf seinem Wege nicht wandelt, der geht irre, und ist ein verloren Schaf.

118. Gehorsam gegen Gott und den Teufel

Der Gehorsam, der Gott geleistet wird, und den er sich gefallen lässt, ist des Glaubens Gehorsam, Röm. 3, 28, dass man sein Wort hört und lehrt, demselben glaubt, sich danach hält, und Solches mit Früchten des Glaubens, das ist, mit guten Werken, die Gott geboten hat, beweist. Der Gehorsam aber, der dem Teufel geschieht, ist Aberglaube, dass der Mensch vom rechten Glauben abtritt, Teufelslügen und Menschenlehre anhängt, viel und große Werke aus eigener Wahl und Andacht vornimmt, ohne und wider Gottes Befehl, und sich damit martert. Daher kommt das gemeine Sprichwort: Des Teufels Märtyrern kommt die Hölle saurer an, als Gottes Märtyrern der Himmel.

119. Vergebung der Sünden.

Gott hat's wohl gewusst, dass wir nicht Alles tun würden noch könnten, darum hat er uns Vergebung der Sünden gegeben.

120. Wie es gegangen wäre, wenn Adam nicht gesündigt hätte.

Wenn Adam wäre in seiner Unschuld blieben und hätte Gottes Gesetz nicht übertreten, so hätte er auch Kinder gezeugt; er wäre aber in solchem Stande und Wesen nicht ewig also blieben im Paradies, sondern wäre in die ewige Herrlichkeit und in den Himmel genommen worden, aber nicht durch den Tod, sondern durch Verwandlung und Versehung in ein ander Leben.

121. Gott spottet des Satans.

Gott reizt und verspottet den Satan, in dem er einen armen schwachen Menschen, der Erde und Staub ist, aber doch des Geistes Erstlinge hat, dem hoffärtigen, listigen, mächtigen und bösen Geist, der wider denselben Nichts schaffen kann, vor die Nase stellt.

Also liest man in der Geschichte, dass ein mächtiger, gewaltiger König in Persien durch ein wunderlich Heer, von Gott gesandt, nämlich durch Fliegen und Mücken, mit aller seiner Macht sei bei der Stadt Edessa geschlagen worden. Also hat unser Herr Gott Lust zu siegen und zu triumphieren nicht durch Macht, sondern durch Schwachheit: Mücken sollen den großen König schlagen, und den gewaltigen reisigen Zeug jagen. Also auch ein schwacher Mensch soll dem Fürsten und Gott der Welt durch den Glauben Trotz bieten, Widerstand tun und überwinden.

122. Gottes Güter achtet die Welt nicht.

Gott betört die Welt und macht sie zur Närrin, indem er auch den ärgsten Schälken so viel Gutes tut, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gibt, aus der Erde Korn, Wein und allerlei Früchte, ja auch Gold und Silber und andere Metalle, aus dem Meer und Wasser allerlei Arten von Fischen gibt, ihr Herz auch mit köstlicher Speise und Trank erfüllt und fröhlich macht. Da wähnet die Welt ihre Güter seien die rechten Güter, ihre Freude sei die rechte Freude.

Darum lasst uns ja schlicht am Wort hängen, fest daran halten, und nach demselben uns richten, welches uns lehrt, dass Alles, damit die Welt umgeht, prangt, womit sie hoch einher fährt, zeitlich befleckt und verwelklich ist, und keinen Bestand hat, sondern vergeht mit all ihrem Wesen, Gütern, Freude, Lust rc., welches nur daneben auch anzeigt, was die rechten, beständigen Güter und Freuden rc. sind, dass die Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi ein weit besserer und köstlicherer Schatz sei, als viel tausend Stücke Goldes oder Silbers.

Da höre ich nun sagen, wir können dieser Welt Güter, Freude rc., ohne Sünde nicht gebrauchen. Das sage ich nicht, denn Gott hat sie darum geschaffen, dass wir sie brauchen und genießen sollen, nach dieser Regel S. Pauli 1. Kor. 7, 29, 30, 31: Liebe Brüder, die Zeit ist kurz. Weiter ist das die Meinung, die Weiber haben, sollen sein, als hätten sie Keine; und die da weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die da kaufen, als besäßen sie es nicht; und die diese Welt brauchen, dass sie dieselbe nicht missbrauchen, denn das Wesen in dieser Welt vergeht.

123. Gottes höchster Zorn und Gnade.

Falsche Lehrer und Rottengeister sind Strafen der Sünden, und Gottes größter Zorn und Ungnade, wie Hoseas, C. 9, 7, sagt: Die Propheten sind Narren, und die Rottengeister sind wahnsinnig, um deiner großen Missetat und um der feindseligen Abgötterei willen. Gleichwie dagegen gottselige Lehrer ein herrlich Zeugnis sind von Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Daher S. Paulus, Eph. 4, 8, 11, die Apostel, Evangelisten, Propheten, Hirten und Lehrer nennt Gaben und Geschenke des Herrn Christi, sitzend zur Rechten Gottes des Vaters, und Micha vergleicht die Lehre des Evangeliums mit einem fruchtbaren Regen.

124. Was Gott am besten gefalle.

Ich halte dafür und glaube, dass es Gott am besten gefalle, wenn man von ihm predigt, seine Wohltaten erkennt, rühmt und preist, und ihm dafür dankt; denn die Welt schändet und lästert ihn. Er hat Feinde, das müssen wir erfahren; er wird sie aber in den Sand setzen.

125. Gott verhärtet wen er will.

Einer fragte Dr. Martin Luther, ob das Wort verhärten, eigentlich, wie es lautet, oder figürlich und verblümt zu verstehen sei? Da antwortete er und sprach: eigentlich soll mans verstehen, aber nicht wirklich; denn Gott wirkt und tut nichts Böses, aber durch seine Allmacht wirkt er Alles in Allem, und wie er einen Menschen findet, so wirkt er in ihm. Pharao war böse von Natur, das war nicht Gottes, sondern seine eigene Schuld, und also fuhr er fort immer böse zu sein und Böses zu tun. Er wird verhärtet aber darum, weil Gott mit seinem Geist und seiner Gnade sein gottloses Vornehmen nicht verhindert, sondern ihn fortfahren und seinen Sinn haben lässt. Warum ihn aber Gott nicht hindert noch wehrt, danach gebührt uns nicht zu fragen, denn das Wörtlein warum? hat viele Seelen verführt und umgebracht. Es ist uns zu hoch zu erforschen. Deshalben sagt Gott: warum ich das tue, das sollst du nicht wissen; siehe du aufs Wort, glaube an Christum und bete, ich will es also machen. Wenn Gott am jüngsten Lage und Gericht gefragt wird, warum er habe Adam fallen lassen, wird er antworten und sagen: darum, weil ich meine Güte gegen das menschliche Geschlecht sehen und erkennen lassen wollte daraus, dass ich meinen Sohn zum Heiland der Welt gab.

126. Wer sich vor Gott von Herzen demütigen kann, der hat gewonnen.

Wer sich mit Ernst und von Herzen demütigen kann, der hat gewonnen, und Gott vermag ihm Nichts zu tun, weil er nur barmherzig gegen diejenigen sein kann, die sich demütigen und es begehren. Denn wenn Gott Nichts könnte, als schnurren und murren, so müsste ich mich vor ihm als vor dem Henker fürchten. Und weil ich mich fürchten muss vor dem Kaiser, den Bischöfen, und sonst vor Tyrannen, Gottes und seines Worts Feinden, zu wem wollte ich denn fliehen, wenn ich mich auch vor Gott fürchten müsste?

127. Gott recht kennen, ist die höchste Kunst.

Gott schreibt von sich, und lässt allenthalben in der Schrift von sich sagen, er sei ein Gott des Lebens, Friedens und der Freude, um Christi willen. Darum bin ich mir selber Feind, dass ich's nicht glauben kann. Das heißt Gott nicht recht kennen, noch wissen, wie er gesinnt sei gegen uns. Wenn ich nun könnte Gott und den Teufel unterscheiden, so wäre ich hochgelehrt.

128. Gott erhält Bucht.

Es muss Gottes Geschäft und Werk sein, Zucht und Disziplin, sonderlich in Kriegen, und ein gut Regiment zu erhalten, sonst ginge es seltsam, wüst und übel zu; wie man, leider, jetzt allzu viel sieht und erfährt.

129. Gott ist mit seinen äußerlichen und zeitlichen Gaben milde.

Unser Herr Gott verteilt weltliche Tugenden, Künste, Vernunft, Weisheit rc., wie Brot und Wein, und gibt sie oft reichlicher den Gottlosen, als den Gottseligen; wie H. G. viel schönere weltliche Tugenden hat, und viel geschickter regiert, als mancher fromme Regent.

130. Gottes Weise.

Wenn Gott will die Leute umbringen, so macht er sie zuvor toll, nimmt ihnen Verstand und Vernunft. Also hat er den Bischöfen und Fürsten zu Augsburg getan.

131. Gott hat den Widersachern ein Ziel zu wüten gesteckt.

Man lasse die Widersacher nur wüten und toben, so lange sie können. Gott hat dem Meer ein Ziel gesetzt, lässt's wüten und heftig mit den Wellen anschlagen und laufen, als wollte es Alles bedecken und ersäufen, aber gleichwohl darf es über das Ufer nicht fahren, Ps. 104. 6, da hält Gott das Wasser zurück, und dieses Ufer ist nicht einmal von Eisen, sondern nur von Sand. Dies sagte Dr. Martin Luther, da von der Papisten Kunstgriffen und Anschlägen geredet ward, dass sie uns wollten allenthalben überfallen.

132. Ein Anderes.

Der andere Psalm ist der feinsten und besten Psalmen Einer, ich bin ihm hold, dass er also unter die Fürsten, Könige, Räte, Richter rc., wirft, und so frisch unter sie schlägt. Wenn ich unser Herr Gott wäre, und hätte meinem Sohn (wie er seinem Sohn) das Regiment befohlen, und man wäre ihm also ungehorsam, wie man jetzt ist, so würfe ich die Welt in einen Klumpen.

Maria, die arme Kindermagd von Nazareth, will auch mit den Königen rumpeln, da sie sagt: Er setzt die Gewaltigen vom Stuhl rc., Luk. 1, 52. Sie ist ein fein Mägdchen gewesen, muss eine gute Stimme gehabt haben. Ich dürfte nicht also singen. Ja, sprechen die Tyrannen, lasst uns ihre Bande zerreißen rc. Ps. 2, 3. Was das sei lehrt uns jetzt die Erfahrung; denn man ertränkt, henkt, sengt, brennt, köpft, würgt rc., und tut nur Alles Gott zu Trotz. Der sitzt droben im Himmel, lacht und spottet ihr, Ps. 2, 4. aber die Papisten lachen nicht, sondern treiben's mit großem Ernst.

Wenn mir unser Herr Gott nur ein wenig Raum und Zeit zugeben wollte, dass ich noch ein Psälmlein oder zwei könnte auslegen, so wollte ich mich so weidlich unnütze machen; wie Simson wollte ich sie mit mir nehmen. Nicht. 16, 30.

Bittet, sagte Luther, dass der jüngste Tag bald komme, es ist der Welt nimmer zu helfen: ich hab's Alles aufs Beste und Äußerste versucht, es will aber nirgends angehen. Es ist Zeit, dass Gott seinen Himmel schließe; er hat gar zu wohl lassen wittern, wir sind nur frecher und stolzer dadurch worden.

133. Gott predigt sich selber.

Unser Herr Gott hat sein Wort sich selber geredet, sonderlich im Vater Unser, wenn Christus sagt: O! helft doch, dass Gottes Name einmal möchte geheiligt werden.

134. Gottes Unkosten und Zehrung, die auf die Welt geht.

Unser Herr Gott vertut an Einem Tag mehr, als der Kaiser vermag; ja kein menschlich Herz kann rechnen, was er nur an Einem Tag muss haben, dass er die ganze Welt speise. Ich weiß, dass die Welt unserm Herrn Gott alle Tage mehr, denn ein Königreich verzehrt. Wie viel sind nun Tage von der Welt? Wo sind dagegen so viel Königreiche? Pfui dich! und wir wollen ihm nicht vertrauen, der uns doch Alles reichlich gibt und schenkt, Laub, Gras, Gold, Silber, Bergwerk, Stein, Lande, Leute und Güter, dazu seinen Sohn zu eigen gibt. Aber die Welt erkennt diese täglichen Wohltaten nicht, Gott überschüttet sie zu häufig damit. Wenn er uns alles Seltsame ums Geld gäbe, so würde er reich, und wir missbrauchten's nicht also.

135. Gottes Güte.

Gott gibt Alles reichlich zu genießen, 1. Timoth. 6, 17, was man nur haben soll und bedarf, auf dass Niemand klagen könne, Gott hätte nicht Alles gegeben, was von Nöten ist, dies Leben zu erhalten: und auf dass er billig Alle die strafe, so seinem Wort nicht gehorchen, noch ihm dankbar sind für solche seine Wohltaten, die er ihnen so reichlich und überflüssig erzeigt hat, für welche er ja Nichts weiter fordert, als dass wir ihm gehorsam sein und dienen sollen.

136. Zeichen, wann Gott gnädig oder ungnädig sei.

Wenn Gott redet, zürnt, eifert, straft, uns den Feinden übergibt, über uns Pestilenz, Hunger, Schwert und andere Plagen schickt, so ist's ein gewiss Zeichen, dass er uns wohl will und günstig ist. Wenn er aber spricht: Ich will dich nicht mehr strafen, sondern schweigen, und meinen Eifer von dir nehmen, dich in deinem Sinnchen lassen hingehen, und machen, wie dich's gelüstet, so ist's ein Zeichen, dass er sich von uns gewandt hat. Aber die Welt und unsere Vernunft kehrt es stracks um, und hält das Gegenteil für wahr, dass Gott die lieb habe, denen er wohl tue, und denen Feind sei, die er strafe.

137. Gott ist ein Gott der Lebendigen.

Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen, Matth. 22., V. 32, das ist auch gut zu rechnen. Denn wenn Gott der Toten Gott wäre, so wäre er Niemands Gott; was wäre dann nötig, dass er viel predigen und Wunder tun ließe? Das wäre dann gerade, als hätte er den Säuen und Kühen predigen, Wunder tun lassen rc., welche nicht mehr leben sollen.

138. Gott hat durch sein Wort alle Stände wieder zurecht gebracht.

Als davon die Rede war, wie eine selige Zeit jetzt sei, weil das Evangelium rechtschaffen wieder an den Tag kommen sei und gelehrt werde, sprach Dr. Luther: Gott hat Alles vor dem jüngsten Tage wollen wieder zurecht bringen in seinen ersten Stand, dazu es geschaffen und geordnet ist, als, das Evangelium, den Ehestand, die Obrigkeit rc.

139. Gott vermaledeit ein Land um der Sünde willen.

Ich glaube, dass Gott das gelobte Land verflucht hat um der Juden Bosheit willen; denn er pflegt alle Fettigkeit eines Landes abzuwaschen, dass es unfruchtbar und sandig bleibt, lässt ihr Land zu Salzgruben werden, wie der Prophet sagt, da es Nichts oder je sehr wenig trägt. Also pflegt Gott einem Lande allen Schmuck, Damit er's vor Andern begabt und begnadigt hatte, abzuziehen, dass es bloß und öde wird. Der alte Herr von Stolberg, nachdem er wieder vom heiligen Lande gekommen war, das er durchaus wohl besehen hatte, soll gesagt haben: soll das das gelobte Land sein? Ich nehme die goldene Aue dafür. So ist auch das heilige Land nicht mehr so fruchtbar, als es vor Zeiten gewesen ist.

140. Gottes Segen geht über alle Kreaturen.

Gott hat die Kreaturen, die Mäuler haben und Nahrung bedürfen, welche aus der Erde wächst, samt uns Menschen gesegnet. Wir essen das Gleiche, was die Säue und andere unvernünftige Tiere essen, nur mit dem Unterschied, dass wir's gekocht in die Schüssel legen und anrichten, die Sau aber beißt es von der Wurzel ab.

141. Wie Gott richten wird.

Gottes Gericht geschieht jetzt durchs Evangelium, aber am jüngsten Tage wird's offenbar und publiziert werden. Da wird er kommen mit Donner und Blitz, und uns Alle in Einem Augenblick ihm entgegen rücken, 1. Thess. 4, 17, dass wir da müssen vor ihm stehen, und das Urteil öffentlich anhören, Matth. 25, 34, 41. Das heißt richten die Lebendigen und die Toten.

142. Woran man Gottes Güte erkennt.

Die weltliche Obrigkeit ist ein Zeichen göttlicher Gnade, dass Gott gnädig ist, und hat nicht Lust noch Gefallen am Mäkeln und Würgen, sonst ließe er Alles untereinander gehen ohne Regiment, auch unter den Türken und andern Nationen, wie die wilden, grausamen, unvernünftigen Tiere, Säue, Bären, Wölfe, Löwen rc., so richteten sie sich selbst hin, und fräße Einer den Andern auf, nach dem Sprichwort: Wer stark ist und es wohl vermag, der steckt den Andern in den Sack.

143. Das Magnifikat fasst alle Werke Gottes.

Alle Werke Gottes sind begriffen im Magnificat. Wenn ein Ding hoch empor kommt, so ist's Nichts; und wiederum, wenn es am Niedrigsten und Verachtetsten ist, so kommt es wieder hervor und empor. Also zur Zeit Samuelis, 1. Sam. 6., da die Arche und Lade Gottes hinweg genommen war, meinte man, es wäre nun aus mit Israel und dem Gottesdienste, aber sie wurden gleichwohl erhalten.

144. Gott will nicht, dass wir Alles verstehen sollen.

Man kann von vielen Werken Gottes nicht die Ursache anzeigen, warum sie geschaffen sind, sprach Dr. Luther, doch es liegt Nichts daran, ob wir's gleich nicht wissen noch verstehen. Gott will nicht, dass wir Alles wissen sollen, was und warum er's tue; wie er zu Petro sagte, Joh. 13, 36.: Was ich tue, das weißt du jetzt nicht. An jenem fröhlichen Tage werden wir erst erkennen, wie er's mit uns gemeint hat; jetzt aber sollen wir es gewiss dafür halten und glauben, dass er's gut meine und nicht verderben werde.

145. Eine selige Zeit hat uns Gott jetzt gegeben, wer es nur erkennte.

Gott, sprach Dr. Luther, wie hab ich jetzt so gar eine edle Zeit erlebt, Luk. 10, 23, so viel Offenbarung guter Künste, vornehmlich der reinen Lehre des lieben Evangelii! Und wahrhaftig, wie Christus sagt von der Zeit des jüngsten Tages, es soll Alles in der Blüte stehen, und danach der jüngste Tag darauf kommen; helle Künste blühen, und es steht Alles am Höchsten. Wenn das geschieht, sagt Christus, soll der Sommer nicht weit sein. Luk. 21, 28.

146. Wenn ein Mensch nur eine kleine Zeit würde Gott sein, so würde unser übel gewartet.

Ich wollte nicht die ganze Welt nehmen, dass N. N. oder sonst ein großer Herr nur eine Stunde sollte unser Herr Gott sein, denn der Satan würde uns Alle in Einem Augenblick umbringen und vertilgen.

147. Gott dienen.

Wenn man Gott nicht allein dient, so dient man gewiss dem Teufel; Ursache: Gott kannst du nicht dienen, du habest denn sein Wort und Befehl. Ist nun sein Wort und Befehl nicht da, so dienst du nicht Gott, sondern deinem eigenen Willen. So sagt denn unser Herr Gott: Wem du dienst, der lohne dir auch, welcher Teufel hat dich's geheißen? Ich heiße dich Vater und Mutter, deiner Obrigkeit und deinem Nächsten dienen; das lässt du anstehen, und tust, das ich nicht befohlen habe. Das soll ich mir gefallen lassen? nein, da wird Nichts daraus. Denn Gott dienen heißt, wenn man tut, was Gott in seinem Wort befohlen hat, ein Jeglicher in seinem Stande, und nicht das, was dir gut dünkt aus eigener selbsterwählter Andacht.

Also ist der Papst mit seinem Haufen ein Götzendiener und Teufelsknecht mit all seinem Wesen und Leben; denn er fragt Nichts nach Gottes Wort, ja, er verdammt und verfolgt das Wort, und richtet alle sein Gespenst dahin, dass er abführe von dem reinen Glauben an Christum. Er gibt wohl große Heiligkeit vor unterm Schein des äußerlichen Gottesdiensts, den er angerichtet hat mit Kappen und Platten, mit Fasten, Fischessen, Messelesen, und was dergleichen mehr ist, aber im Grund ist's eitel Teufelslehre.

Und da Einer fragte, was doch die Ursache wäre, warum der Papst mit den Seinen so steif an solchen Teufelslehren hielte, antwortete Dr. Luther: das Evangelium meldet's, der Teufel hat ihnen der Welt Reich gewiesen und verheißen, wie er Christo tat, Matth. 4, 8. Deswegen spottet er unserer Predigt und Gottesdienstes, denn wir sind Bettler dabei, und müssen viel leiden. Aber seinen Gottesdienst hebt er in den Himmel, denn davon hat er Geld und Gut, Ehre und Gewalt, und ist ein großer Herr, der Kaiser und König sein kann. Da sieht man, wie der Teufel mit dieser Anfechtung so gewaltig bei ihnen ist eingesessen, und hat sie dahin getrieben, dass sie Gottes Wort fahren lassen, und selbst erdichtete Heiligkeit aufgeworfen und eingeführt haben; doch hat Gott Etliche unter solchem Teufelsgespenste erhalten.

148. Gott ist nicht eine Ursache des Bösen.

Origenes, der Lehrer, hat mit der Frage viel zu schaffen gehabt: ob Gott eine Ursache wäre des Bösen? Wir aber sagen stracks: Nein, Gott ist nicht eine Ursache des Bösen, sondern ein Schöpfer aller Kreaturen rc. Wenn man aber also redet, soll man bedenken das Ende, den Stifter und die Ursache. Denn wirklich ist Gott nicht eine Ursache des Bösen, schafft und tut nicht, was böse ist, ob er wohl die Gottlosen in verkehrten Sinn gibt; wie im Psalter steht: Aber mein Volk gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will mein nicht; so hab ich sie gelassen in ihres Herzens Dünkel, dass sie wandeln nach ihrem Rat, Ps. 81, 12, 13.

149. Gottes Willen tut der Mensch nicht.

Gott macht für und für aus unsichtbaren sichtliche Dinge, und wollte gerne, dass wir's auch täten: aber wir kehren's stracks um, wollen zuvor ein Ding sehen und greifen, ehe wir's glauben.

150. Gottes Wankelmütigkeit bestürzt die Leute.

Es bekümmert und ficht die Herzen nicht wenig an, dass Gott gleichsam wankelmütig ist. Denn, Adam gab er Verheißung und Zeremonien, welche er danach änderte mit dem Regenbogen und dem Kasten Noah; Abraham gab er die Beschneidung; Mosi Wunderzeichen; seinem Volk das Gesetz; Christo aber und durch Christum das Evangelium, welches dafür angesehen wird, als hübe er dieses Alles auf. Daher erwischen die Türken diesen Weg Gottes, und sagen: ihr Gesetz werde wohl eine Weile währen, doch zuletzt geändert werden.

151. Wo und wie man Gott gewiss findet und erkennt.

Ich hab's oft gesagt, sprach Dr. Luther, und sage es noch: Wer Gott erkennen und ohne Gefahr von Gott spekulieren will, der schaue in die Krippe, hebe unten an, und lerne erstlich erkennen der Jungfrau Maria Sohn, geboren zu Bethlehem, der der Mutter im Schoß liegt und von ihr gesäugt wird, oder am Kreuz hängt, danach wird er fein lernen wer Gott sei. Solches wird alsdann nicht schrecklich, sondern aufs Allerlieblichste und Tröstlichste sein. Und hüte dich ja vor den hohen fliegenden Gedanken, hinauf in den Himmel zu klettern, ohne diese Leiter, nämlich den Herrn Christum in seiner Menschheit. Wie ihn das Wort vorschreibt fein einfältig, bei dem bleibe, und lass dich die Vernunft nicht davon abführen, so ergreifest du Gott recht.

152. Gott tut und gibt Alles umsonst.

Gott hat uns ohne unser Zutun geschaffen aus Gnaden ohne unser Verdienst, ernährt und erhält uns auch, und schenkt uns den Himmel aus lauter Gnade umsonst, um Christi willen, wenn wir an ihn glauben.

153. Um unserer Härtigkeit willen muss Gott hart und Gott sein.

Da Dr. Luther von einem jungen Fürsten hart angesprochen, und ihm vorgeworfen wurde, warum er so heftig schreibe, und die Leute so hart angreife, sprach er: Unser Herr Gott muss zuvor einen guten Platzregen mit einem Donner lassen hergehen, danach fein mählich lassen regnen, so feuchtet's durch. Und ein weidenes oder haselnes Rütlein kann ich mit einem Brotmesser zerschneiden, aber zu einer harten Eiche muss man Barten, Beile und Äxte haben, man kann sie dennoch kaum fällen und spalten.

154. Wie schwer es ist, zu glauben, was Gott sagt.

Ach! sprach Dr. Luther, ich hab dem Papst und den Mönchen Alles geglaubt, was sie nur sagten; aber was jetzt Christus sagt, der doch nicht lügt, das kann ich nicht glauben. Das ist ein jämmerlich verdrießlich Ding. Wohlan, wir wollens und müssens sparen bis an jenen Tag.

155. Ein Anderes.

Ach! ist's nicht eine jämmerliche Plage, dass ich mich vor Christo fürchte, der doch in der Taufe alle meine Sünden mit seinem Blute abgewaschen hat? Nun hat mich ja kein Mensch auf Erden so lieb, als Christus, denn er ist um meiner Sünden willen gestorben. Röm. 5, 8.

156. Gott sorgt für uns.

Gott hat die Sperlinge geschaffen, darum soll ohne seinen Willen Keiner auf die Erde fallen. Nun aber hat Gott nicht allein. Menschen geschaffen, sondern auch für sie seinen lieben Sohn leiden lassen, darum wird und muss er vielmehr für uns sorgen, denn für die unnützen Sperlinge.

157. Was das sei, Gott ist nichts und doch Alles.

Der Heide Plato disputiert, dass Gott Nichts sei, und sei doch Alles: welchem Eck und die Sophisten gefolgt, und doch Nichts davon verstanden haben; wie ihre Worte anzeigen, die Niemand hat können verstehen. Aber also soll mans verstehen und davon reden: Gott ist unbegreiflich und unsichtbar, was man aber begreifen und sehen kann, das ist nicht Gott. Und das kann man auf eine andere Weise also sagen: Gott ist entweder sichtbar oder unsichtbar. Sichtbar ist er in seinem Wort und Werk, wo aber sein Wort und Werk nicht ist, da soll man ihn nicht haben wollen, denn er lässt sich anderswo nicht finden, als wie er sich selbst offenbart hat. Sie aber wollen Gott mit ihrem Spekulieren ergreifen, da wird Nichts daraus;. sie ergreifen den leidigen Teufel dafür, der will auch Gott sein.

Aber ich ermahne und warne Jedermann, dass man das Spekulieren lasse anstehen, und flattere nicht zu hoch, sondern bleibe hienieden bei der Krippe und den Windeln, darinnen Christus liegt, in welchem wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, wie Paulus sagt, Colos. 2, 9. Da kann man Gott nicht verfehlen, sondern trifft und findet ihn gewiss. Ich wollte gerne, dass man diese Regel nach meinem Tode hielte.

158. Worin Gottes Trost und Menschen Trost bestehe.

Menschen Trost und Gottes Trost ist zweierlei: Menschen Trost besteht in äußerlicher, ansehnlicher Hilfe, die man sehen, greifen und fühlen kann, Gottes Trost aber besteht allein in seinem Wort und seinen Verheißungen, da weder Sehen, Hören noch Fühlen ist.

159. Wenn Menschenhilfe aufhört, da geht Gottes Hilfe an bei denen, die an ihn glauben.

Wenn wir keinen Weg, kein Mittel, keinen Rat, keine Weise mehr sehen, dadurch uns könnte aus Unglück geholfen werden, da schließen wir nach der Vernunft: Es ist aus mit uns. Wenn wir aber glauben, so fängt unser Heil an. Denn, wie die Mediziner sagen: wo die Philosophie aufhört, da fängt die Medizin an; so sagen wir billig auch: wo Menschenhilfe aufhört, da fängt Gottes Hilfe an, oder der Glaube an Gottes Wort.

160. Unser Herr Gott handelt mit den Christen auf wunderbarliche Weise.

Anfechtung kommt vor Errettung, und nach der Errettung Freude. Unterdrückt und beschwert werden ist gebaut werden, und doch wachsen und zunehmen. Unser Herr Gott macht seinen Willen gegen den Christen sehr bunt und kraus, dass sich schier Niemand darein schicken kann. Gottes Reich wohnt in den Menschen, die getauft sind und von Herzen an Christum glauben, es auch mit dem Leben beweisen; und die rechten Christen sind Gottes Reich, nicht aber die Maul- und gefärbten Christen. Obgleich die Christen hier geplagt und getötet werden, so lebt doch ihr Herr im Himmel, und deshalb müssen sie auch leben.

Der Teufel hat Lust daran, und ist sein Werk und seine größte Freude, Gottes Werk zu unterdrücken, zu martern und zu plagen die, so Gottes Wort lieb haben, und fest darüber halten; die Andern lässt er zufrieden. Dieweil nun die Christen Gottes Reich sind, so müssen sie auch geplagt, gemartert und unterdrückt werden.

Ein Christ muss böse Tage haben, und viel leiden; unser Adam aber, Fleisch und Blut, will gute Tage haben und Nichts leiden: wie reimt sich nun das zusammen? Unser Fleisch ist dem Tode, und der Hölle übergeben, darum, weil es dem Teufel gefolgt hat und von Gottes Gebot abgetreten ist. Soll nun unser Fleisch vom Tode und der Hölle erlöst und dem Teufel wiederum abgestrickt und abgewonnen werden, so muss es sich wieder zu Gottes Gebot halten und zu ihm treten, welches nichts Anderes ist, als an Jesum Christum glauben, dass er Gottes Sohn und unser Erlöser sei, und sein Wort halten. Das Wort Christi aber ist nichts Anders, als das Kreuz tragen, die Liebe und Hoffnung im Kreuz haben, und glauben, dass er uns nicht wird in Ewigkeit lassen geplagt sein, und uns erretten, und versetzen aus diesem Leben in jenes ewige Leben; in der Liebe aber muss man dabei Geduld haben, und Einer dem Andern, der auch im Leiden ist und es mit Christo hält, seine Schwachheit zu gute halten.

Darum, wer sich einen Zuhörer und Jünger Gottes Wortes rühmt, und ein Christ will sein und selig werden, der muss keines guten Tages hier gewarten, sondern all sein Glaube, seine Hoffnung und Liebe sei auf Gott und den Nächsten gerichtet. Sein ganzes Leben ist nichts Anders, als eitel Leiden, Kreuz und Verfolgung, und auf allerlei Widerwärtigkeit und Unglück muss er alle Stunden, ja alle Augenblicke, gefasst sein.

161. Gottes Werke muss man allein glauben.

Die heilige Schrift sagt: Forscht nicht nach hohen Dingen, Röm. 12, 16, denn alle Werke Gottes sind unaussinnlich, es kann sie Keiner aussinnen; allein glauben muss man sie, mit der Vernunft vermag sie Niemand zu verstehen noch zu ergründen.

162. Von Gottes unausforschlicher Majestät, aus Dr. Martin Luthers Schreiben an. M. Caspar Aquilas, Pfarrherrn zu Salfeld.

Die Disputation des Poeten, Euers Gasts, davon ihr schreibt, von heimlichen, verborgenen Werken Gottes, ist eine hohe Anfechtung, die man nennt Gotteslästerung, in welcher Viele verloren und umkommen sind, und ich bin nicht einmal bis auf Todesgefahr damit angefochten worden. Was ist's doch, dass wir arme elende Menschen grübeln, so wir doch nicht die Strahlen göttlicher Verheißungen mit dem Glauben fassen, oder ein Fünklein von Gottes Geboten und Werken begreifen können? Und diese Beide hat er doch selbst mit Worten und Wunderwerken bestätigt. Allein wir Schwache und Unreine werden eben dahin gerissen, und wollen erforschen und verstehen die unbegreifliche Majestät des unbegreiflichen Licht's der Wunder Gottes.

Wissen wir denn nicht, dass er wohnt in einem Licht, dazu man nicht kommen kann? Und gleichwohl gehen wir hinzu, ja, vermessen uns dazu zu gehen. Wir wissen, dass seine18) Gerichte unbegreiflich, und seine Wege unerforschlich sind, Röm. 11. V. 33., und dennoch unterstehen wir uns, dieselben zu erforschen. Und das tun wir, ehe und zuvor wir mit den Strahlen und Fünklein der Verheißungen und Gebote Gottes begossen werden, ehe wir das ABC gelernt haben; wir sehen mit blinden Augen, wie ein Maulwurf die Majestät des Lichtes an, das nicht mit Worten noch Zeichen angezeigt, sondern heimlich im Verborgenen bedeutet ist. Was Wunder, dass uns die Herrlichkeit überfällt und überschüttet, weil wir nach der Majestät forschen? Was Wunder, weil wir es umkehren, und wollen aus Fürwitz, verkehrter, mutwilliger Weise, das höchste, größte Licht der himmlischen Sonne vor dem Morgenstern sehen? Der Morgenstern (wie S. Petrus 2. Epist. 1, 19, sagt,) geht zuvor auf in unsern Herzen, alsdann erst werden wir ihn sehen im Mittage liegen und ruhen.

Lehren soll man zwar von Gottes unausforschlichem und unbegreiflichem Willen; aber sich unterstehen, denselben zu begreifen, dass ist sehr gefährlich, und man bricht den Hals darüber ab. Ich pflege an mich zu halten, und mir selber zu steuern mit diesem Herrn Christi Wort, das er zu Petro sagt, Joh. 21, 22: Folge du mir nach, was geht's dich an? rc., denn Petrus disputierte und bekümmerte sich auch um Gottes Werk, wie Gott es mit einem Andern machen wollte, wie es dem Johannes gehen würde? Und mit dem, was er dem Philippus, der da sagte, Joh. 14,8: Zeige uns den Vater, antwortet V. 9, 10, glaubst du nicht, dass der Vater in mir ist, und ich im Vater? Wer mich sieht, der sieht auch den Vater rc., steure ich mir auch selber, Philippus hätte auch gerne wollen sehen die Majestät und Gesellschaft des Vaters. Darum sagt Salomo, der weise König: Was dir zu hoch ist, danach frage nichts! Und gesetzt den Fall, wir wüssten alle diese heimlichen Gerichte Gottes, was für größeren Nutzen und Frommen brächte es uns als Gottes Gebote und Verheißung?

Darum siehe und sage Jenem: Will er Friede im Herzen haben, und nicht sehen und erfahren die Gefahr der Lästerung und Verzweiflung, so soll er sich solcher Gedanken entschlagen und enthalten, und wissen, dass sie unbegreiflich sind. Warum soll er sich vom Teufel also plagen lassen mit dem, das unmöglich ist? Gleich als wenn Einer sehr darum sich bekümmerte, wie doch das Erdreich auf dem Wasser bestehen könne, ohne zu ersaufen und unterzugehen, oder dergleichen.

Vor allen Dingen aber und zuerst übe er den Glauben an Gottes Verheißungen und Werke. Wenn er solchen verrichtet und gehalten hat, so sehe er, ob er sich auch mit unmöglichen Dingen bemühen solle. Mag er von denselben Nichts hören, noch sich derselben annehmen, so sehe er zu, dass er sich schnell Rat schaffe und solche Gedanken sich aus dem Kopf schlage und verachte; wiewohl es sehr schwer ist, sie zu verachten und auszuschlagen, weil der Teufel dazu treibt. Denn der Forscher und Bösewicht macht sie nötig zu er forschen; darum muss man hierbei nicht weniger kämpfen mit der Verachtung, als mit dem Unglauben, der Verzweiflung, Ketzerei, oder andern dergleichen Anfechtungen.

Der größte Haufe wird dadurch betrogen, weil sie nicht glauben, dass solche Gedanken vom Teufel herkommen und er damit die Leute anfechte und versucht; darum verachtet dieselben fast Niemand, und wenn sie auch Jemand verachtet, so kämpfet er nicht wider solche feurige, verliebte Pfeile der Fürsten der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, und mit den bösen Geistern unter dem Himmel, wie S. Paulus, Epes. 6, 12, sagt: Denn dadurch ist der Satan vom Himmel gefallen und daraus verstoßen worden, dass er dem Allerhöchsten gleich sein, und Alles wissen wollte, was Gott weiß, und das, was er wissen sollte und ihm von Nöten war zu wissen, verachtete. Darum soll man davor fliehen und sich hüten, klüger sein zu wollen, als sich's gebührt, sondern bescheiden mit Maß handeln. Wer das nicht tut, der wird unterdrückt und muss vergehen, denn über Christo kann man Nichts denken, so lang jene Gedanken währen und regieren.

Also stürzte der Satan durch die Schlange Adam auch, indem er ihn über die Weisheit und den Willen Gottes, welcher ihm von dem verbotenen Baum zu essen verboten hatte, täuschte und anfocht. Kurz dies ist die Versuchung, und eigentlich ganz und gar teuflisch; darum ist's genug, mit menschlicher Anfechtung versucht werden. Wir haben mit dieser genug zu tun, dürfen uns also um solche teuflische Gedanken nicht bekümmern, noch ihnen Raum geben; denn wir können sie nicht ertragen, sondern wer ihnen nachhängt, dem brechen sie den Hals ab.

Desgleichen wollt auf die andere Frage antworten, und ihm sagen: Er sollte warten seines Amts, das ihm Gott befohlen hat, und lasse das fahren, was ihm nicht befohlen ist, nämlich, warum ihn ein Anderer nicht höre. Was geht's dich an? sagt Christus zu Petro, Joh. 21, 22. Folge du mir. Mir, mir folge, nicht deinen Fragen oder Gedanken rc. 21. Oktober 1530.

163. Vor Gott soll man sich nicht fürchten.

Es muss doch zuletzt dahin kommen, dass man sich vor Gott nicht fürchtet, wie ein Dieb vor dem Henker: denn wenn man sich vor ihm fürchten und vor ihm fliehen soll, zu wem will man Zuflucht haben? Wenn man ihn verloren hat, so ist Alles dahin. Wahr ist's und soll so sein, die Sünde muss man von Herzen erkennen und bekennen; gleichwohl muss man in Not und Gefahr Zuflucht zu ihm haben. Sonst verlieret er seine Ehre, weil wir ihn in unsern Herzen nicht für unsern Gott halten; darum soll man sich vor ihm nicht fürchten, denn die heilige Schrift sagt, dass er bei uns sei und erhöre uns, auch ehe wir schreien und rufen.

164. Gottes Werke sind wunderbar.

Einer fragte Dr. Martin Luther: Wo Bileam her gewesen wäre? So er in Syria bei dem Wasser Aram gewohnt hat, wie der Text, 4. Mos. 22, 5., anzeigt, wie kann denn die Schrift überein und zusammen stimmen, die da sagt, 4. Mos. 31, 8, er sei unter den Midianitern umkommen? Antwort: Vielleicht hat Bileam Mosen geflohen als einen Aufrührer (wie sie ihn denn dazumal schalten). Als wollte Bileam sagen: Nun wird's mit dem Volk zu Trümmern gehen, weil sie aufrührerisch sind. Also floh und begab sich Bileam zu den Midianitern, die da siegten und das Feld behielten; denn er, Bileam sah, wie sehr das Volk Israel geplagt ward, und wie wüste und wunderlich es zuging, dass da kein Friede noch Ruhe war, wie sie Gott ließ plagen, ja, Gott sie auch selber plagte; nämlich darum, damit die Heiden verstockter würden, welche immerdar hofften, Israel sollte fallen und zu Boden stürzen.

Wie heutiges Tages die Papisten große Hoffnung haben, wir werden doch zu Schanden und ausgerottet werden mit unserer Lehre, also ward Gottes Volk von allen Heiden für die ärgste, und gottloseste aufrührerische Sekte gehalten. Und ich glaube, dass Pharao, König in Ägypten, mit so großer Sicherheit Mosi und dem Volk Israel nachjagte, weil er dachte, Gott stehe für ihn wider Israel, und das Meer habe sich um seinetwillen aufgetan. Als wollte er sagen, wie der Text sich ansehen lässt. Nun hab ich sie gewiss, dass ich sie im Meer ergreifen soll. 2. Mos. 14, 3. Und also kam er um, mit all seinen Wagen und Reitern, aber die Schwachen entgingen ihm, und behielten den Sieg.

Also wunderlich stellt sich Gott in seinem Regiment. Was wider ihn ist, scheint für ihn, und was für ihn ist, scheint wider ihn. Jetzt zeigt er sich als einen starken, gewaltigen Herrn, bald darauf schwach und machtlos, dass sich weder der Satan noch alle Klugheit danach richten kann. Christus hat sich oftmals vor dem Satan erzeigt mit Wunderzeichen, als den Allerstärksten, aber bald darauf schwach im Leiden als den Allerkraftlosesten, und hat also den Teufel ganz irre gemacht. Darum gehört zu Gottes wunderbaren Werken der Glaube, der sie fasst, und erkennt den Schöpfer, und preist ihn dafür; nicht Weisheit des Fleisches,

Also ist Oecolampadius19) verblendet mit diesem Argument: Fleisch ist kein Nütze, darum ist Christi Leib nicht im heiligen Abendmahl. Desgleichen Zwingel20): Christus sitzt zur rechten Hand des Vaters, darum ist er nicht im Sakrament des Altars rc. Das sind ihre stählerne Mauern gewesen, darauf sie stunden, trotzten und pochten; sahen also verblendet durch ein gefärbt Glas, richteten und maßens Alles nach ihren Gedanken und ihrer Vernunft, wie sie es gefasst hatten.

165. Gott wird einmal aufwachen.

Es scheint, dass unser Gott ein schläfriger, stummer, tauber und blinder Gott sei, wie ihn der Psalter an vielen Orten also nennt; aber er wird einmal aufwachen, und in seinem Zorn mit seinen Feinden reden. Ps. 2, 5. Alsdann mag man sich vorsehen, denn es steht geschrieben: Ich will vom Schlaf erwachen, aufstehen und meine Feinde schlagen. Dies redete Dr. Martin Luther, da Paceus21) sagte, dass der Kurfürst von Brandenburg dem Bischof von Straßburg hätte in der Messe die Kasel22) aufgehoben, und das Kruzifix geküsst, da mans hätte ins Grab gelegt.

166. Von Gottes Strafe wider die Gottlosen, wider Ketzer und Tyrannen.

Dr. Luther sagte Anno 1532, dass, da er noch wäre zu Erfurt im Kloster gewesen, hätte er einmal zu Doktor Staupitz gesprochen: Ei, lieber Herr Doktor, unser Herr Gott geht ja so gräulich mit den Leuten um, wer kann ihm dienen, wenn er also um sich schlägt? Wie wir das noch an unsern Widersachern sehen, deren er gar Viele erschrecklich gestraft und weggeräumt hat, die sich zu unserer Zeit wider die Lehre des Evangeliums aufgelehnt haben. Darauf antwortete mir damals Doktor Staupitz und sprach: Lieber, lernt Gott anders ansehen. Wenn er nicht so täte, wie könnte er sonst die harten Köpfe dämpfen? Er muss den hohen Bäumen steuern, dass sie nicht in den Himmel wachsen. Gott schlägt uns zu unsrem Heil, um uns vor Unterdrückung zu bewahren. Diese Exempel haben mich hernach Anno 1530 zu Coburg gelehrt, dass ich den Anhang oder Zusatz, so an den zehn Geboten steht, recht verstanden habe, da Gott spricht: Ich bin ein eifriger Gott, der da heimsucht die Missetat rc. Die Strafe gegen jene Tyrannen ist nicht so grausam, als notwendig für uns Christen die Verteidigung ist. So ist Zwingli jetzt untergegangen, aber, wenn sein Irrtum gesiegt hätte, so wären wir mit unserer Kirche untergegangen. Aber der fünf und fünfzigste Psalm sagt, V. 24: Viri sanguinum et dolosi non dimidiabunt dies suos23).

1)
Fassmacherholz
2)
Die Stellmacherei (auch Wagnerei) ist die Werkstatt eines Stellmacher genannten Handwerkers, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt
3)
Tragen
4)
Verse über Blinde und Lahme.
Ein Blinder geht mit einem lahmen Fuß in beide Richtungen,
Was dem einen fehlt, nimmt er dem anderen.
Denn ein Blinder dient mit lahmen Füßen und lahmen Schritten,
Aber der lahme Blinde macht sich auf den Weg zu seinen Füßen.
5)
Kränkung
6)
Johannes Campanus, zuerst evangelischer Pastor in Roermond, später Student zu Wittenberg, als reformirter Theologe und Täufer inhaftiert, starb im Gefängnis zu Jülich
7)
Martin Bucer, Straßburger Reformator
8)
Andreas Bodenstein von Carlstadt, Reformator, zunächst Weggefährte Luthers, wegen anderer Überzeugung vom Abendmahl vertrieben, später auf Seiten der Täufer, starb als reformirter Professor in Basel
9)
Kuckuck
10)
Moslems
11)
Tartaren
12)
Russen
13)
Mönche, katholische Geistliche
14)
Er riss die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser die Fülle
15)
Dieses Wort taucht ausschließlich hier in der Literatur auf, Bedeutung unklar
16)
bezahlen / gewinnen / holen / nehmen / wegnehmen / stecken,
17)
Deshalb sind sie jeder Verfolgung würdig.
18)
Gottes Gerichte und Wege, das ist sein Regiment und Werk; denn Gerichte heißt, was vor ihm Recht oder Unrecht ist, was ihm gefällt oder nicht, und kurz, dem man folgen oder das man meiden soll. Gottes Wege sind, was er den Menschen erzeigen und tun will. D. M. L.
19)
Johannes Oekolampad, Berner Reformator, reformirter Theologe
20)
Huldrych Zwingli, Zürcher Reformator, reformirter Theologe
21)
Valentin Paceus, erster evangelischer Pfarrer Querfurts, später konvertiert zum Katholizismus
22)
Die Kasel oder Casel (von lat. casula ,Häuschen‘, auch planeta oder paenula) ist ein ärmelloses liturgisches Gewand, das ursprünglich den ganzen Körper umhüllte. Sie ist heute das liturgische Obergewand des Bischofs und des Priesters bei der heiligen Messe. Im Deutschen wird sie häufig als Messgewand bezeichnet.
23)
die Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht zur Hälfte bringen
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/luther/t/luthers_sinnreiche_tischreden/luther-tischreden-kapitel_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain