Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 77. Psalm.
Das ist ein Lehrpsalm; denn er gibt sich zum Exempel, wie man sich trösten solle, wenn das Herzleid kommt und das Gewissen betrübt ist, als zürne Gott mit ihm rc. Und spricht im 4. Vers, er sei so betrübt gewesen, dass er dafür nicht habe schlafen und auch nicht reden mögen. Und erzählt dieselben schweren Gedanken daher im 9. 10. 11. Vers. Aber das ist der Trost dagegen, dass man solche Gedanken ausschlage (damit man sich selbst vergeblich kränkt), und fasse dafür ins Herz die Gedanken, die Wunderwerke Gottes in den alten Geschichten, da findet man, dass allezeit sein Werk gewesen ist, den Elenden, Betrübten, Verlassenen zu helfen, und die sicheren, stolzen Verächter zu stürzen, wie er die Kinder Israel aus Ägypten erlöste. Darum heißen seine Wege verborgen, dass er da ist und hilft, da man meint, es sei alles verloren. Das soll man wohl lernen. Und also will uns dieser Psalm Gott zeigen, und seine Weise zu helfen lehren, nämlich, dass wir nicht verzagen an Gott, wenn es übel geht, sondern alsdenn aufs allergewisseste der Hilfe gewarten, und nicht unseren Gedanken glauben.