Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 37. Psalm.
Das ist ein Trostpsalm, der uns lehrt und vermahnt, Geduld zu haben in der Welt, und warnt uns sonderlich wider den Neid; denn es ist ja zumal ärgerlich, und tut Schwachgläubigen weh, wenn es den Gottlosen so wohl geht, und den Gottesfürchtigen alles widersinnig ist. Es ist eine geistliche große Tugend, wenn einer sieht den großen Mutwillen, so Bauer, Bürger, Adel, Fürsten, und jedermann, der etwas vermag, übt, dass er nicht soll fluchen und wünschen im Herzen, dies und jenes; sondern muss dazu noch leiden, und sehen, dass ihnen alles glücklich ausgeht, ungestraft bleiben, ia, gelobt und geehrt werden; über das auch die Gottesfürchtigen von ihnen so jämmerlich verachtet, gehasst, geneidet, gehindert, geplagt und verfolgt werden. Das heißt: Hier lerne Geduld haben, hier halte dein Herz zu Gott, und lass dichs nicht verdrießen: lass dich den Neid nicht bewegen zu fluchen, Böses wünschen, murren und schellig sehen: lass immer gehen, besieht es Gott, der wird sie wohl finden. Das lehrt dieser Psalm, und tröstet mit allerlei Weise, mit reichem Verheißen, mit Exempeln, mit Dräuen; denn es ist eine schwere große Kunst, solche Geduld zu erzeigen, so doch die Vernunft und alle Heiden solchen Neid für Tugend rechnen. Denn es sieht, als sei es billig, neiden und vergönnen denen Gottlosen ihren Mutwillen, Glück und Reichtum.