Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 36. Psalm.
Das ist ein Lehrpsalm, der warnt und lehrt, uns zu hüten vor den falschen Lehrern, Ketzern und Rottengeistern, dafür er auch bittet am Ende, und mitten im Psalm daneben tröstet, dass dennoch Gottes Wort und Reich durch ihre Rotterei nicht solle umgestoßen, sondern in aller Welt fest stehen bleiben, wie die Berge, so Gott selbst setzt, und wie die tiefen Abgründe, die unerschöpflich sind, und solle doch im Haus Gottes bleiben das lebendige und trostreiche Wort. Er malt sie aber fast meisterlich, spricht: Es sind böse, giftige Leute, die erstlich Gottes Wort ganz verächtlich halten, und gar keine Scheu vor Gott haben, sind stolz, frech und sicher, zu lehren was sie gut dünkt. Zum anderen, loben und rühmen sie nichts, denn sich selbst, alle andere Lehrer schänden und verunglimpfen sie aufs bitterste; und in dem Stück sind sie Meister, schmücken sich selbst allein, und muss sonst nirgend sein Geist, kein Gott, keine Kirche sein. Zum dritten, ist ihre Lehre schädlich und eitel Lügen; denn sie wider den Glauben und Lehre von der Gnade streiten, und betrügen die Leute mit ihrem falschen Schein und lügen. Zum vierten, sind sie steif und halsstarrig, leiden keine Unterweisung noch Vermahnung; härter denn kein Ambos ist ihr Kopf. Ja, wenn sie fühlen, dass man sie strafen und nicht loben will, so entbrennen sie, und werden wütig, wie der Teufel. Zum fünften, fahren sie immer fort, und nehmen zu, breiten ihr Ding aus und wachsen, wie der Krebs (spricht St. Paulus 2 Tim. 2,17.). Denn sie treiben ihr Ding zehnmal heftiger und fleißiger, weder die reinen Lehrer tun, als wollten sie alles gerne in einem Tag umkehren; und ist da kein Feiern noch Aufhören. Zum letzten, verfolgen und plagen sie, wo sie nur können, alle, die es nicht wollen mit ihnen halten; und tun solches Übel (sagt er) ohne Scheu, mit aller Sicherheit, als täten sie Gott einen Dienst daran.