Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 12. Psalm.
Dies ist ein Betpsalm, und klagt über die Menschenlehre, die immer nette Fündlein erdenken, und das Reich Gottes mit solchen Gottesdiensten allenthalben erfüllen, wie der letzte Vers klagt. Denn wo Menschenlehre einmal angehet, da ist kein Aufhören, noch Ende, noch Maß, schmeißet immer mehr und mehr, und beschweren über alle Maß die armen Gewissen, und machen, dass wenig rechter Heiligen bleiben. Dagegen tröstet er, dass Gott sein Heil, das ist, sein Wort will erwecken, welches gar getrost unter solche Strohwerke menschlicher Lehre stürmet, und die gefangene Gewissen frei machet. Wiewohl es ohne Kreuz und Marter nicht zugeht, sondern wie Silber im Feuer geläutert wird: also müssen sie auch drüber leiden, und dadurch je lauterer werden, und die Wahrheit desto klärlicher erkennen. Er gehört in das andere und dritte Gebot, und in die erste und andere Bitte.