Luther, Martin - Summarien über den Psalter - Der 6. Psalm.
Ist ein Betpsalm, und klagt über das hohe und recht heimliche Leiden des Gewissens, so um seiner Sünde willen im Glauben und Hoffnung, mit dem Gesetz und Zorn Gottes gemartert, und zur Verzweiflung und Missglauben getrieben wird: welches heißen sonst im Psalter hin und wieder, des Todes Bande und der Höllen Stricke, oder Todesnot und Höllenangst. Aber am Ende zeigt er an, dass solches Gebet erhört werde, zum tröstlichen Exempel allen, die in solcher Anfechtung sind, dass sie nicht drinnen sollen bleiben, und straft die Übeltäter, das ist, die falschen Heiligen, die gemeiniglich1) solche betrübte Leute hassen und verfolgen. Denn ihr Trost steht auf ihre eigene Heiligkeit, wissen auch nichts von solcher Anfechtung, darum sie des reinen Glaubens ärgste Feinde sind. Er gehört aber in das erste und andere Gebot; denn er preist den Kampf des Glaubens an Gott, und betet wider die Sünde und Tod, und ist in der ersten Bitte des Vater Unsers, wie alle andere Betpsalmen; denn beten ist, Gottes Namen anrufen und ehren.