Luther, Martin - Predigt am 26. Sonntag nach Trinitatis.

Luther, Martin - Predigt am 26. Sonntag nach Trinitatis.

Evangelium: Matth. 25,31-42.

Hier siehe nun du zu, daß du seiest bei denen, die da um Christi willen hier gütig und barmherzig sind oder selbst leiden, so kannst du mit Freuden des jüngsten Tages erharren und darfst dich nicht vor dem Gerichte fürchten; denn er hat sich allbereit heraus gezogen und geordnet unter die, so zu seiner Rechten stehen sollen.

Denn wir, so Christen sind, sollen ja des hoffen und von Herzen begehren, daß dies Gericht komme; wie wir denn auch darum beten: „Dein Reich komme, und dein Wille geschehe; erlöse uns von dem Bösen rc.“, auf daß wir den fröhlichen, lieben Spruch hören: „Kommt her, ihr Gebenedeiten1), in meines Vaters Reich“. Des Urtheils gewarten wir; denn wir ja auch darum Christen sind und eben um dieser Hoffnung willen so trefflich gedrückt werden, erstlich vom Teufel und unserm eignen Fleische, welche uns dies nicht lassen glauben und freuen; darnach auch von der Welt Tyrannei und Feindschaft, und müssen allenthalben sehen und hören den Muthwillen, so der Teufel und die Welt treiben wider das Evangelium, und so viel Jammers auf Erden, daß wir ja dieses Lebens sollten müde werden und schreien: Komm, lieber Herr, komm und erlöse uns!

Solche Herzen werden ja gewißlich sein, die des Richtstuhls Christi fröhlich und mit gutem Gewissen gewarten; denn sie sind ja in dem Stande und Gemeinschaft derer, die an Christum glauben und die Früchte des Glaubens beweisen durch Liebe und Gutthat gegen die Armen oder Geduld, so sie mit demselben2) leiden. Denn, wie ich gesagt habe, wer den Glauben nicht hat, der wird die Werke der Barmherzigkeit an den Christen nicht thun; wer sie aber thut, der thut sie daher, daß er glaubt, er habe einen treuen Heiland und Erlöser an Christo, der ihn mit Gott versöhnt; darum muß er auch ein gütiges, freundliches Herz haben gegen seine Nächsten, auch seine Feinde und ihnen dienen, wo er sie sieht Noth leiden. Ja, er leidet auch selbst (wie jetzt gesagt), was ihm über seinem Glauben widerfährt vom Teufel und der Welt. Wer nun also gesinnt ist, sage ich, der sei nur fröhlich und gutes Muthes; denn er hat schon hinweg das selige, fröhliche Urtheil: Komm her, du Gebenedeiter rc.; denn du bist auch einer gewesen meiner geringsten Brüder, die da selbst Hunger und Durst gelitten oder je den andern Hungrigen und Durstigen rc. gedient haben und Barmherzigkeit erzeigt, was ich dir gethan habe3).

1)
Gesegneten
2)
mit Christus
3)
E. A. 14,394 f.
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