Luther, Martin - Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias

Luther, Martin - Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias

Matthäus 8,1-13

Da er aber vom Berge herab ging, folgte ihm viel Volks nach. Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an und sprach: Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt. Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sags niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie. Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn, und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, dazu der Obrigkeit untertan und habe unter mir Kriegsknechte; noch wenn ich sage zu einem: Gehe hin, so geht er; und zum anderen: Komm her, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das, so tut ers. Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen. Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, die geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde.

Im heutigen Evangelium werden uns zwei Stücke vorgehalten: das erste von dem Aussätzigen, welchen der Herr rein macht; das andere von einem Hauptmann, der einen kranken Knecht hatte. Solche Wunderzeichen, meldet der Evangelist, habe Christus bald nach der langen Predigt auf dem Berge getan. Denn also sollte es gehen, daß er erst Predigt und danach solche Predigt mit Wunderwerken bezeugt, daß jedermann darüber urteilen kann, daß die Predigt recht und nicht falsch ist, und desto eher geglaubt wird.

Wir bedürfen, Gott Lob! Der Wunderzeichen nicht; denn die Lehre ist bereits mit Wunderzeichen so bezeugt, daß niemand daran zweifeln soll. Aber dennoch will es besonders mit denen, die das Wort führen, nötig sein, daß sie nicht allein als Christen reden können, sondern auch als Christen leben, und mit dem Werk der Lehre Zeugnis geben und ihren Glauben sehen lassen. Denn das Reich Gottes stehet nicht, wie Paulus sagt, in den bloßen Worten, sondern in der Kraft. Wo nun Lehre und Werk zusammen stimmen, da schafft es Frucht. Da dagegen jedermann sich ärgern muß, wenn das Leben böse ist und sich mit der Lehre nicht reimt.

Nun sind aber solche zwei Wunderwerke hier nicht allein anzusehen als Zeugnis der Lehre (denn weil es solche Werke sind, die über alle menschliche Kraft und Vermögen sind, muß die Vernunft für sich selbst schließen, wie wir an Nikodemus, Johannes 3,2, hören, daß solche Zeichen niemand tun kann, denn Gott sei mit ihm); sondern sind auch anzusehen als Beispiel des Glaubens und der Liebe. Denn wer sieht nicht, was für ein freundliches Herz unser lieber Herr Christus hat, daß er sich mit einem Wort läßt dazu bringen und hilft, wo sonst alle Welt nicht helfen kann? Das ist ja ein Zeichen, daß er es mit den armen, betrübten, elenden Leuten nicht übel meine; sonst würde er tun, wie wir tun, wenn wir unlustig und zornig sind, so man kommt und etwas von uns begehrt oder haben will, geben wir niemand ein gutes Wort. Das tut Christus nicht. Der Aussätzige hat den Mund noch nicht recht aufgetan, bald ist Christus da, rührt ihn an, und sagt, er wolle ihm gern helfen; und hilft ihm auch.

Solche Gutwilligkeit soll uns nicht allein reizen, daß wir in unseren Nöten auch Hilfe bei ihm suchen und hoffen, er werde uns nicht lassen, sondern sollte uns vorleuchten, daß wir die gleiche Liebe und Freundlichkeit unserem Nächsten auch beweisen, und in solchem Werk, gleichwie Christus, auf nichts, denn auf den Gehorsam gegen Gott und des Nächsten Not und Besserung sehen. Denn Christus sucht mit solche Hilfe weder Ehre noch Gut; allein sieht er dahin, daß der arme Mensch solcher Hilfe bedarf, und das Gottes Ehre damit gefördert und ihm also der Gehorsam geleistet wird.

Damit aber dienst du Gott nicht, wenn du einem etwas zu gute tust, daß er dir wieder dienen und du seiner Wohltat wieder genießen möchtest, sondern du dienst dir damit dann nur selber. Er aber Gott und seinen Nächsten recht will dienen, der sehe nicht auf seinen Nutzen, sondern nur auf die Not, die vorhanden ist, und daß es Gott haben will und so befohlen hat, daß man den Nächsten in der Not nicht soll stecken lassen, wenn man es gleich auch nie genießen, ja, noch allen Undank damit verdienen sollte. Wie wir in einer anderen Geschichte sehen, der Christus zehn Aussätzige reinigt, und nur einer kommt wieder welcher sich für die Wohltat bedankt, die anderen neun hätten ihn nicht angesehen. Das Christus solchen Undank nicht vorher gewußt hätte,, ist nicht möglich. Aber obwohl er von solchem Undank schon vorher wußte, heißt sie ihn bitten, hilft der ihnen und befiehlt das übrige Gott.

So mag man auch von der Liebe sagen welche in dem Wunderzeichen mit dem Hauptmann. Christus läßt es geschehen, daß Gottes Gnade und Güte gepriesen und den armen Leuten in ihrer Not geholfen werde. Das heißt eine rechte Liebe, die auf nichts denn auf Gotteswort und Befehl sieht.

Das Beispiel des Glaubens ist auch über die Maßen schön, daß der aussätzige Mensch, der sonst wegen des Gesetzes nicht unter die Leute gehen, mit ihnen in der Nähe weder reden noch anderes tun durfte, sich zum Herr Christus ohne alle Scheu findet, fällt vor ihm nieder, und bittet: «Herr, so du willst, so kannst du mich wohl reinigen.» Da sieht man beides: er glaubt fest und ungezweifelt, Christus sei so gütig und daneben so allmächtig, daß er ihm könne helfen in der Krankheit, da sonst allen Menschen und möglich war, daß sie konnten helfen; so doch er, der Herr Christus, gleichwie andere Menschen, daher ging, keine besondere Pracht noch Schein hatte; dennoch, weil er solches fest glaubt, besetzte er solche Bitte dem Herrn Christus an, wo er ihm nicht wolle helfen, das ist, so es wieder Gottes Ehre und seine Seligkeit wäre, so wollte er solchen Jammer gern dulden und tragen.

Das heißt nicht allein recht glauben, sondern auch recht beten; so ist es immer bei denen: Wer recht glaubt, der betet auch recht; wer nicht recht glaubt, der kann auch nicht recht beten. Denn mit dem Gebet muß es erstlich so sein, daß das Herz gewiß ist, Gott sei so gnädig und barmherzig, daß er unsere Not gern wenden und uns helfen will.

Besonders aber soll solch ein Vertrauen fest und gewiß sein in den Stücken, welche Gottes Ehre und unsere Seligkeit belangen, als da ist, Vergebung der Sünden, Rettung wider den Teufel und Tod, daß Gott seinen Heiligen Geist in unsere Herzen geben, uns in seinem Wort erhalten, in keine Anfechtung sinken, im Glauben und Liebe alle Tage zunehmen lassen will. Solche Stücke dienen vornehmlich zur Ehre Gottes und unserer Seligkeit. Darum soll das Herz nicht zweifeln, wenn man Gott darum bittet, er werde es gern geben und uns solche Bitte nicht versagen. Denn dazu bedürfen wir der Hilfe Gottes, und Gott hat sie uns in seinem Wort versprochen.

Wer aber in solchen Sachen bitten wollte, wie der Aussätzige hier: «Herr, so du willst,» so vergib mir meine Sünde, mache mich selig, der betet unrecht. Denn da können wir an Gottes Willen nicht zweifeln, daß er solches tun will, weil er uns in seinem Wort seinen Willen schon offenbart hat, daß er wolle, daß jedermann selig werde, und um dieser Ursache seinen Sohn, unseren Herrn Jesum Christum, am Kreuz für aller Welt Sünde bezahlen lassen hat, und geboten, jedermann soll ihn hören, annehmen und an ihn glauben.

Warum stellt der Aussätzige seine Bitte also, daß er dies Wort hinzu setzt, und spricht: «so du willst, so kannst du mich reinigen»? Hier muß man auf die Geschichte sehen, worum es geht. Zuvor habe ich gesagt, was unsere Seligkeit und ohne Mittel Gottes Ehre belangt, da dürfe man das Gebet in keinen Zweifel setzen. Denn Gottes Wille ist offenbar, daß er seine Ehre und unsere Seligkeit will ungehindert haben. Aber eine solche Meinung hat es nicht mit dem Zeitlichen. Es kann einer arm, krank und verachtet sein, und dennoch selig werden, wie es denn mit allen Christen geht. Weil nun an solchen zeitlichen Mangel die Seligkeit nicht liegt, sondern solcher Mangel kann oft zu etwas Gutem dienen, darum wer um Rettung und Hilfe bittet, der soll wohl glauben, daß Gott helfen kann und helfen wird; aber doch soll er seinen Willen in Gottes Willen setzen: wo es zu Gottes Ehre nicht dienen, oder uns an unsere Seligkeit sollte nachteilig sein, so wollten wir solch ein Kreuz gern länger tragen.

Das heißt in solchen Sachen recht beten, nämlich glauben, Gott könne helfen; und dennoch Gott weder Zeit, Maß noch Ziel setzen, wie und wann er uns helfen soll. Denn es hat oft mit uns den Mangel, daß wir immer nicht wissen, was und wie wir bitten sollen; wie Paulus sagt Römer 8,26. Dagegen aber müssen wir bekennen, daß Gott wohl wisse, was zu seiner Ehre und unserer Seligkeit am besten sei. Darum sollen wir unseren Willen in seinen setzen, und nicht zweifeln, so solche Bitte zu seiner Ehre und unserer Seligkeit kommen soll, er wird uns gewiß erhören.

Darum sollen wir dies Beispiel wohl merken, daß wir auch also lernen beten, und ja in unseren Herzen keinen Zweifel haben, Gott sei uns gnädig, er wisse wohl unsere Not und Jammer, und wolle unsere Not und Anliegen sich befohlen lassen sein. Solches sollen wir fest glauben, und dennoch uns herunter werfen und sprechen: Herr, du weißt Zeit und Stunde, darum tue, was mir nütze und deinen Namen Ehre ist. Wie der Aussätzige hier auch tut: das Christus ihm helfen könne, da zweifelt er nicht daran; das sei ihm helfen wolle, da zweifelt er auch nicht daran; denn sonst würde er ihn nicht angeschrien haben, wenn er an seinem Willen einen Zweifel gehabt hätte. Aber neben dem muß er bekennen, daß ihm nicht gebühren wolle, Ort, Stunde, Weise und Wege zu bestimmen, wann und wie ihm geholfen werden soll. Solcher Glaube und Gehorsam gefällt dem Herrn Christus sehr wohl; darum hilft er dem Armen eben zu der Stunde, an dem Ort und auf die Weise, da er es nicht hätte begehren dürfen.

Daher kommen die schönen Sprüche aus den Propheten, Psalm 27, 14.: «Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und Harre des Herrn»; Psalm 130,5. 6.: «meine Seele wartet auf den Herrn, von einer Morgenröte zur anderen»; Habakuk 2,3: «ob die Verheißung verzieht, so harre ihrer, sie wird gewißlich kommen, und nicht verziehen.» Denn das sieht man in allen Geschichten, daß die Hilfe endlich kommt, wenn es auch eine Zeit dauert. So hat Gott eine besondere Rechnung darauf. Denn darum erhört er nicht so schnell, und verzieht die Hilfe, auf das er Ursache hat, mehr und reichlicher zu geben, als wir beten oder verstehen können, wie Paulus sagt in Epheser 3,20.

Was meint aber der Herr damit, nachdem er den Aussätzigen rein gemacht hat, daß er ihn zum Priester schickt, und heißt ihn das Opfer bringen, wie Moses befohlen hat? Es ist nicht falsch geantwortet, daß man sagt: Der Herr Christus habe in diesem Fall uns ein Beispiel der Liebe vorgestellt; weil er, der doch die Macht hatte, den Priestern das nicht entziehen will, was ihnen von Gott gegeben und gegönnt war; das wir auch jedermann bei seinem Rechten bleiben lassen, und niemand was ihm gebührt, entziehen sollen.

Aber die vornehmste Ursache dieses Befehls geht dahin, daß der Herr sein Wunderwerk öffentlich bezeugt haben will, auch von seinen Feinden. Denn daß der Priester das Opfer von diesem annimmt, und gibt ihm das Zeugnis, er sei rein, das dient dazu, daß er und alle Menschen Christum sollten angenommen und an ihn geglaubt haben, als den rechten Messias. Denn da standen die Prophezeiungen, Christus sollte solche Wunderwerke tun, wenn er in die Welt kommen würde. Darum führt der Herr diese Worte, und spricht: «Opfere die Gaben, die Moses befohlen hat, zum Zeugnis über sie.» Als sollte er sprechen: Sie werden bekennen müssen, du bist rein und dir sei recht geholfen; daß sie aber dennoch an mich nicht glauben und mich für den Messias halten und annehmen wollen, das ist lauter verstockter Mutwille, der soll wohl gerächt werden. Das Zeugnis aber soll wieder ihnen anderen dienen, daß sie mich annehmen und an mich glauben.

Der Papst hat aus diesem Befehl die Beichte gründen wollen, weil die Sünde dem Aussatz verglichen werden kann, daß man sich dem Priester zeigen und also von Sünden reinigen lassen soll. Aber es ist ein sehr fauler Grund. Denn was geht es uns an, was Gott den Juden des Aussatzes wegen geboten hat? Haben wir doch keine solchen Priester. Und wenn wir es schon hätten, so ist es gewiß, die Priester haben die Aussätzigen nicht rein gemacht; sondern wenn sie rein gewesen sind, so haben sie ihnen das Zeugnis gegeben, daß sie rein sind. Wie reimt sich aber das auf die Beichte, weil man sie dafür hält, daß sie zur Vergebung der Sünden sei? Denn die Aussätzigen haben den Priestern nicht den Aussatz, sondern einen schönen reinen Leib zeigen sollen, wenn sie mit dem Opfer vor den Priester gekommen sind.

Aber es ist nicht nötig, solche faulen Zoten zu widerlegen. Wer da beichten will, der mag es tun. Wir wissen aber nur von einer rechten und nötigen Beichte, wenn das Herz sich gegen Gott auftut und seine Sünde bekennt. Das ist eine Herzensbeichte, die nicht lügt, wie die Ohren- oder Mundbeichte. Dennoch macht solche Beichte, so gegen Gott geschieht, nicht rein noch fromm; wie könnte es denn die Ohrenbeichte tun? Das aber macht rein und fromm, daß man sich mit dem Glauben an den Herrn Jesu und sein Wort hält, und glaubt in Namen Jesu Vergebung der Sünden, wie dies uns im Wort zugesagt wird. Das sei genug von diesem ersten Beispiel.

Das andere Wunderwerk mit dem kranken Knecht ist auch ein Zeugnis der Lehre Christi, daß man bekennen muß, weil Gott mit Wunderwerken es geschehen läßt, daß seine Lehren, recht und gut, und er der rechte Messias oder Christus sei.

Aber daneben ist hier ein gutes Beispiel, hohen und großen Glaubens in dem Hauptmann; wie denn der Herr selbst solchen großen Glauben rühmt, daß er desgleichen in Israel und unter dem heiligen Volk nicht gefunden habe.

Solchen Glauben spürt man besonders in dem, daß dieser Hauptmann, obwohl er kein Jude war, sondern Heide, dennoch zum Herrn Christus schickt, in vollem Vertrauen, er werde ihn nicht ohne Hilfe lassen; sondern wie er könne, ganz bestimmt helfen. Denn wo diese Zuversicht nicht fest in seinem Herzen gewesen wäre, so würde er, wie Lukas schreibt, die ältesten der Juden nicht bemüht und zu Jesus geschickt haben. Daß er sie aber zu ihm geschickt, ist ein Zeichen, daß er hofft, er wolle etwas bei ihm erlangen.

Bei solchem Vertrauen und Glauben steht eine sonderliche und hohe große Demut, daß er sich nicht würdig achtet, daß er selbst zu Christus gehen und ihn bitten soll: sondern schickt zur erst die ältesten der Schulen, und danach, wie er hört, daß der Herr komme, schickt er, wie Lukas sagt, seine Freunde ihm entgegen, läßt ihn bitten, er wolle sich nicht bemühen; denn er erkenne sich unwürdig, daß der Herr ihm nachgehen soll. So könne er, der Herr, die Sache, darum er gebeten sei, mit einem Wort ausrichten, ob er gleich nicht persönlich da sei. Solches glaubt dieser Hauptmann so gewiß, daß er sein eigen Beispiel dazu anzeigt, und spricht: «Ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Kriegsknechte unter mir, und spreche zu einem: Gehe hin, so geht er hin; zum anderen: Komm her, so kommt er; und zum einen Knecht: Tu das, so tut ers.» Ist nun mein Wort so kräftig, der ich ein Mensch bin; wieviel mehr muß kräftig sein, spricht er zu Christus, wenn du ein Wort sagst! Das heißt nicht allein glauben, sondern vom glauben und seiner Art auf das beste und herrlichste predigen und lehren. Darum wäre es wohl zu wünschen, daß wir an Christum dermaßen auch glauben könnten, der durch sein Wort so reichlich bei uns wohnt, ob wir gleich seine Person nicht sehen.

Ein sehr feines Beispiel ist es, daß dieser Mann so gewiß auf das Wort Christi bauen kann. Erstlich hofft er von Christus alles Gute; danach bittet er nicht mehr, denn er soll nur ein Wort sagen. Auf dasselbe beharrt er mit höchstem Vertrauen und Freude, als auf den einzigen Schatz; wenn er den habe, daß seinem Knecht nichts mehr fehlen, sondern er frisch und gesund sein werde.

Das lerne ihm nachtun, der du das Wort schon hast. Denn da sind die tröstlichen Zusagungen das Gott durch Christum gnädig sein, und wir durch den Glauben an Christum Vergebung der Sünden und das ewige Leben haben sollen. Aber es mangelt uns an dem Herzen, daß dieser Hauptmann hier hat; der denkt: Wenn ich das Wort habe, so habe ich alles, so wird sobald folgen, was das Wort zugesagt. Solches können wir nicht tun; darum folgt, daß wir das Wort nicht achten und dieweil auf andere Dinge gaffen; so doch das Wort allmächtig ist und, wie dieser Hauptmann hier glaubt, nicht lügen kann. Was er verheißt, daß soll gewiß so geschehen und uns widerfahren.

Nun ist aber solcher Glaube auch darum um so mehr zu preisen, daß dieser Hauptmann ein Heide ist, der keine Verheißung hat wie die Juden, der darf deswegen die Ehre sich nicht anmaßen noch rühmen, welche die Juden, als das Volk Gottes, hatten. Denn das ist es Glaubens eigene Art, daß er demütige Herzen macht, die von sich nicht viel halten noch hoffärtig sind, und deswegen sich an die bloße Gnade und Barmherzigkeit Gottes hängen.

Über solches sollen wir uns trösten, auf das wenn dieser Gedanke in unserer Herzen auch kommt, daß wir bekennen müssen, wie wir arme, elende Sünder sind, und uns keiner Würdigkeit noch Verdienstes rühmen können: wir aber dennoch nicht verzagen, sondern uns an die Verheißung Gottes hängen und seiner Gnade begehren. Solches gefällt Gott wohl, und will es von uns haben. Denn sonst wäre und hieße es nicht Gnade, wenn wir nicht immer unwürdig und unverdient zu der Verheißung kämen. Wie dieser Hauptmann: der kann nicht rühmen, wie die Juden, daß ihm Gott etwas schuldig sei; darum darf er selbst nicht vor den Herrn Christum, sondern denkt: Mit mir ist es verloren, ich muß anderen Leute schicken; hält aber dennoch fest an dem: Der Mann ist so gütig und freundlich, er wird mich nicht lassen.

Das heißt und ist ein rechter Glaube und rechte Demut, daß man sich der Unwürdigkeit wegen fürchtet, und dennoch nicht verzagt. Denn Gott will beides von uns haben: daß wir zum einen nicht stolz sein sollen; und zum anderen, daß wir nicht verzweifeln, sondern auf die Gnade warten sollen; wie der Psalm 147,11 sagt: «der Herr hat Wohlgefallen an denen, die ihn fürchten, und die auf seine Güte warten.»

Solches taten Juden nicht, die dachten bei sich: das Gott ihnen günstig wäre und alles Gute für sie täte, das müßte er so tun; denn sie meinten sie hielten sich nach seinen Willen, und verdienten es darum; wurden stolz und sicher, und verachteten die Gnade. Darum fällt der Herr so ein schweres Urteil über sie und spricht: «viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen. Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus, da wird ein Heulen und Zähneklappen sein.» Das macht der schändliche Unglaube, daß sie so hoffärtig sind und die Gnade verachten. Darum, es ihnen wenig hilft, daß sie Abrahams Same sind; ebensowenig soll es den Heiden schaden, daß sie nicht Abrahams Kinder sind, wenn sie nur an Christum mit festem Glauben halten und nach der Gnade und Barmherzigkeit seufzen. Denn dazu hat Gott Lust, daß er die, die satt sind, läßt hungern; wiederum aber die Hungrigen sättigen will, unangesehen, es sind Heiden oder Juden. Denn vor Gott gilt weder Heide noch Jude, weder Beschneidung noch Vorhaut, sondern allein der Glaube an Christum, daß man in aller Demut sich herunter werfe und nichts denn Gnade begehre.

Also lehrt dies Evangelium neben der Liebe sehr fein vom Glauben, was für eine Art er sei, wie er sich an das Wort halte, auf die Gnade Gottes in aller Demut harre. Wer solches tut, dem wird es gelingen, wie dem Aussätzigen und danach diesem feinen Hauptmann, daß ihm geschehen wird, wie er glaubt; das ist, gleichwie er allein Gottes Güte und Gnade im Herzen hat, derselben begehrt und sich darauf verläßt: also will Gott allein nach Gnaden mit ihm handeln, ihn annehmen und ihm helfen. Gott verleihe uns seinen Heiligen Geist, der solche Zuversicht auf die Gnade durch Christum in unsere Herzen auch erwecken und also uns zur Seligkeit führen wolle, Amen

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