Luther, Martin - Predigt am 9. Sonntag nach Trinitatis

Luther, Martin - Predigt am 9. Sonntag nach Trinitatis

Lukas 16,1-9

Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm berüchtigt, als hätte er ihm seine Güter umgebracht. Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten; der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben mag ich nicht, so schäme ich mich zu betteln. Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häusern nehmen. Und rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zudem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er sprach: hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief, setze dich und schreibe flugs fünfzig. Danach sprach er zu dem andern: Du aber, wieviel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und Schreib achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich getan hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlechte. Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf das, wenn ihr nun darbet, daß sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Das heutige Evangelium ist eine Predigt von guten Werken, und sonderlich wider den Geiz, daß man Geld und Gut nicht mißbrauchen, sondern armen, dürftigen Leuten damit helfen soll. Wie der Herr am Ende mit klaren Worten sagt: «Machet euch Freunde von dem ungerechten Mammon,» das ist, helft armen Leuten mit eurem Geld und Gut. Denn das Wörtlein «Mammon» heißt auf Deutsch so viel, als Reichtum.

Solche Lehre fast der Herr in ein Gleichnis, wie er denn gern pflegt (denn man kanns desto besser merken), und sagt: Wir sollen uns drein schicken, wie dieser ungerechte Haushalter. Der sah, weil er vom Amt abgesetzt ward, daß er anderer Leute Hilfe würde bedürfen; gebraucht deswegen sein Amt, weil er es noch in den Händen hatte, also, daß er da einem Schuldner die Hälfte, dort einem anderen den vierten Teil nachließ, auf das sie an solche Freundschaft denken und ihm auch helfen sollten, wenn er ihrer bedürfte.

Nun ist aber des Herrn Meinung nicht, daß wir untereinander tun, und einer den anderen um das seine betrügen sollen und davon Almosen geben. Nein, sondern seine Meinung ist, daß wir in der Vorsichtigkeit, Schlauheit und Klugheit diesem Haushalter folgen sollen, Geld und Gut dahin wenden, daß wir es in einem anderen und besseren Leben genießen mögen; daß wir mit unserem Mammon uns Freunde machen, wie der Haushalter mit dem ungerechten Mammon sich Freunde machte.

Hier sollen wir zuerst lernen, warum doch der Herr dem Mammon den Namen gibt, daß er ihn einen ungerechten Mammon heißt. Denn unrecht Gut soll man wiedergeben, und nichts Gutes anderen damit tun oder Almosen stiften. Wie Jesaja am 61. Kapitel Vers 8 sagt: «ich,» spricht der Herr, «bin es, der das Recht liebet, und hasset räuberische Brandopfer.» Das ist so viel gesagt: Wer Opfern, Almosen geben und mit dem Geld Gott will einen Dienst tun, daß er mit Gott und guten Gewissen erworben hat, oder sei zufrieden. Denn mit fremden Gut soll man anders nichts tun, denn daß man es dem wieder gebe, dem man es abgenommen hat. Wie schickt es sich nun, daß der Herr hier sagt: vom ungerechten Mammon soll man Freunde machen, das ist, davon Almosen geben und den Armen helfen? Antwort: Denn Herr heißt den Mammon oder daß Gut nicht darum unrecht, daß es unrecht gewonnen ist (denn, wie gesagt, unrecht Gut soll man wiedergeben); sondern daß kein Mensch des Mammons recht braucht, ausgenommen die rechten, frommen Christen, die in Gottesfurcht und nach Gottes Geboten sich halten. Die anderen brauchen des Mammons dazu, nach dem Sprichwort: Gut macht Mut, prangen, bankettiren, Leben im Saus, und lassen daneben die Armen ledig vorübergehen, denen sie wohl könnten helfen. Darum muß das Gut und Reichtum den schändlichen Namen haben und tragen, daß es unrecht heißt.

Was aber Gott an solchem Mißbrauch für Gefallen habe, kann man aus dem Spruch Hesekiels wohl abnehmen, da er spricht Kapitel 16,49.: «Siehe, daß war deiner Schwester Sodom Missetat: Hochmut und alles vollauf, und guter Friede, den sie und ihre Töchter hatten. Aber den Armen und dürftigen hätten sie ungern die Hand gereicht; sondern waren stolz und harten Greuel vor mir.» Da steht es beisammen, Friede und alle Genüge haben, daß man nicht weiß, was man vor großen Mutwillen damit tun soll, und dennoch armen Leuten nicht helfen. Das ist der Jammer, und der gemeine Brauch in der Welt, da dem Gut der schändliche Name von kommt, es sei gleich so recht gewonnen, als es immer kann, daß es sei unrechter Mammon, ein verdammlich ein gestohlen Gut heißt: nicht seiner Art und Natur halben (denn was kann der arme Pfennig, Gulden, Mark, Brot, Fleisch, Fisch, Wein, und anderes dazu?) sondern des Menschen wegen, der es nicht recht braucht.

Darum geht die Lehre des heutigen Evangeliums vornehmlich dahin, daß man nicht geizig sein, sondern das Gut recht brauchen, und sich Freunde damit machen soll, daß Gott bescheret hat: auf daß, wenn wir sterben und darben, das ist, wenn wir alles zurück lassen müssen, wir Freunde dort finden, die uns in die ewigen Hütten nehmen. Denn was wir hier armen Leuten Gutes tun, Freundschaft und Wohltat erzeigen, dieselben Werke werden am jüngsten Tag nicht allein Zeugen sein, daß wir uns brüderlich und christlich gehalten haben, sondern auch belohnt oder bezahlt werden. Da wird keiner kommen und rühmen: Herr, der hat mir einen Rock, einen Gulden, einen Leib Brot, einen Trunk Wassers in der Not gegeben. Ja, wie Christus sagt, Matthäus 25, er selbst, der Herr, wird hervortreten und sagen vor seinem himmlischen Vater, allen Engeln und Heiligen, was wir ihm Gutes getan, und wie wir dadurch unseren Glauben bewiesen haben. Diese Freunde werden es tun und uns in den Himmel helfen, wenn wir darben und alles, was wir haben, hier auf Erden lassen müssen.

Wer nun solcher Lehre folgte, Geld und Gut, daß ihm Gott bescheret, den Armen, so ihr Brot selbst nicht gewinnen mögen, zur Steuer und Hilfe wieder fahren ließe, der würde aus dem ungerechten einen rechten Mammon machen, vielmal er ihn aus dem Mißbrauch zum rechten Brauch wendete. Denn das soll keineswegs bei den Christen sein, daß sie Geld und Gut allein für sich brauchen wollten, zu ihrer Pracht, Ehre, Wollust und Stolz. Wie man an den Bürgern und Bauern sieht, und das gemeine Sprichwort zeigt, daß solche Filze im Maul führen: Ich habe Korn und Brot für mich; willst du auch haben, so schaffe dir es selbst. daß heißt einen unrecht Korn und Brot, einem unrechter Mammon, den sie zu Sünden und ihren ewigen Verderben brauchen, da sie ihn könnten wohl und Gott zum Dienst und Gefallen brauchen, wenn sie ihrem Nächsten damit dienten.

So nun aber die einen ungerechten Mammon haben, die anderen damit nicht helfen: Lieber, was werden wohl die für einen ungerechten Mammon haben, die noch dazu stehlen und anderen nehmen? Als da sind fast alle Handwerker und Händler, Knechte und Mägde, da immer eins das andere übersetzt, übervorteilt, betrügt und belügt. Die werden sich nicht allein nicht Freunde, sondern viel Feinde machen, welche alle am jüngsten Tage sie verklagen werden vor Gottes Gericht und Urteil, daß sie hier unrecht Leiden, dazu noch schweigen und solcher Feinde Christen heißen.

Aber an jenem Tage wird's anders zugehen; da werden sie den Mund auftun und sagen: Herr, da war eine teure Zeit, und dieser hatte viel Kasten voll Korn und Keller voll Wein; aber er hätte nicht ein Körnlein, nicht ein Tröpflein herausgegebenen, man hätte es ihm denn teuer bezahlt, wie er wollte. Jener ist mein Hausherr gewesen, habt mich von Jahr zu Jahr mit dem Zins betrogen. Von diesem habe ich mein Brot, Bier, Fleisch, Fisch genommen; aber da ist mir und anderen selten ein rechtes Gewicht und Maß widerfahren, noch sonst Gutes geschehen. Jahr, es werden an jenem Tage über Geizhälse, Wucherer und alle Gottlosen nicht allein die Heiligen, so hier Not und Mangel haben und Leiden müssen, und der Herr Christus selbst, sondern auch alle Kreaturen, die sie je gehabt und genossen, klagen, und über ihren Hals Zeter in Ewigkeit schreien, daß sie ihrer so übel mißbraucht haben zu ihrem ewigen Schaden und Verdammnis. Wie, meinst du denn, du elender Götzen- und Mammonsdiener, wenn dies Urteil über dich gehen wird, daß du dann bestehen werdest? Denn so die ohne Strafe nicht hindurch kommen, die andere nicht beschädigen mit steigern, übersetzen, sondern den Dürftigen nicht geben: wie, meinst du, werde denen zu Sinn sein, die nicht allein nicht geben, sondern als rechte Erzdiebe und Räuber mit ihrem Geizen, Wuchern, Stehlen Und Rauben Teuerung machen. Die große Armut noch erschweren, allein, daß sie viel Geld zusammen scharren und reich werden, und machen sich dennoch kein Gewissen darüber?

Das ist nun die Predigt wieder den Geiz, daß wer ein Christ will sein, nicht immerdar seiner Hand soll auftun zum nehmen, und zum geben so hart zutun, sondern er soll gern, willig und mildiglich den Dürftigen helfen und geben, wo er kann. Das heißt Gott gedient; der wird endlich dir auch lohnen. Dagegen die Geizhälse und Wucherer die nichts können, denn alles zu sich scharen, niemand nichts, oder gar ganz wenig geben, dem leidigen Teufel dienen; der wird ihnen auch lohnen.

Sonderlich aber werden alle Heiligen an jenem Tage über sie schreien und sagen: Dieser Bauer, Bürger, Händler, Edelmann konnte nichts, denn scharren, kratzen, schinden und schaben; ich hätte seiner Hilfe oft bedurft, aber er hätte mir nicht mit einem Wort geholfen, will schweigen, daß er mir sollte mit Geld und Gut geholfen haben. Eine solche Geschichte macht der Herr hier, daß er es so vor die Augen bildet, wie die armen Heiligen vor dem Herrn Christus an jenem Tage stehen, und über die reichen, kargen Filze klagen werden.

Dagegen aber werden die Reichen, so mit ihrem Gut mild gewesen und anderen gern geholfen haben, in großen Ehren sein, viel Freunde (und vor allem dem Herrn Christum) finden, die ihre Wohltat rühmen werden. Daraus sollen wir lernen, mit rechten Ernst anzufangen, Fromm, mild, freundlich, wohltätig zu sein, dadurch also unseren Glauben beweisen, und (die, so wir Wohltat erzeigt haben,) dessen Zeugen vor Christus am jüngsten Tag mögen haben, daß wir uns dessen schändlichen Lasters enthalten haben, daß nicht mehr tut, denn zu sich kratzt, es gehe daneben anderen, wie es wolle.

Nun steht hier: Der Herr hat den ungerechten Haushalter gelobt. Das muß nicht dahin gedeutet werden, als sollte er es sich lassen gefallen, wo hier anderen Leuten unrecht tun; sondern allein die Geschwindigkeit und Vorsichtigkeit lobt er, und will, daß hier in einer guten Sache auch den Ernst und Fleiß brauchen, den dieser Haushalter in einer bösen Sache, sich Nutz und seinem Herrn zu Schaden, gebraucht hat.

Eben als wenn du ein unzüchtig Weib siehst, daß sich, ihre Buhlerei auszurichten, auf das schönste schmückt: da kann das arme Gold, Samt und Seide nichts dazu, daß sie es zur Unzucht mißbraucht. Aber dennoch kann ich es nicht rühmen und zu dir sprechen: Siehst du auch, wie dies Weib sich zu ihr Unzucht weiß zu schicken? Warum brauchst du solchen Fleiß nicht auch dazu, daß du deinem Bräutigam, unseren lieben Herrn Christus, mögest gefallen? Mit diesen Worten lobe ich die Hurerei nicht, sondern den Fleiß, die Sorge und Vorsichtigkeit, daß wir derselben in guten, ehrbaren, redlichen Sachen brauchen sollen.

Darauf ist wohl acht zu geben, daß Christus ihr redet ein sehr schreckliches Wort, da er sagt: «Die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht.» Das Bedarf nicht viel Deutens; wir sehen es vor Augen täglich, leider mehr, denn gut ist, wie die Welt so überaus genau sucht, wenn sie ihren Vorteil sieht, und sich keiner Mühe noch Arbeit verdrießen läßt. Wieviel Mühe, Sorge und Gefahr haben die Strauchdiebe, die sich in Hecken behelfen? Die haben weder Tag noch Nacht Ruhe, steht ihnen dazu die Gefahr, daß sie der Klinge oder Strang zuteil werden: noch lieben sie ihr teuflisches Leben. Also ein Dieb, ein Buhler, ein Ehebrecher, führen aller ein mühsames Leben, brauchen allerlei Liste und Tücke, Ränke und Vorteil, daß sie ihrer Arbeit und Unzucht ausrichten; und wird ihnen über die Maßen sauer, bis sie dem Teufel seinen Dienst ausrichten.

Dagegen aber sehen wir, wie die Kinder des Lichts, das ist, die rechten Christen, faul, verdrossen, unachtsam und unfleißig sind in Gottes Sachen, da sie wissen, daß Gott ein Wohlgefallen an hat und sie es in Ewigkeit genießen mögen. Also sauer kommt sie das Gute an. Geht also nach dem gemeinen Sprichwort, daß es die Gottlosen zweimal saurer ankommt, die Hölle zu verdienen, indem sie dem Teufel so fleißig dienen, und ihm zu liebe alles tun und Leiden, denn die Gottseligen den Himmel; und ist fein geredet, wenn man es recht versteht. Darum muß Gott seine Christen gleich mit den Haaren dazu ziehen und zwingen, daß sie tun, was sie sollen.

Darum ist dieses ein sehr feines Gleichnis, daß der Herr hier uns vorhält. Wenn wir Christen sind, und tun wollen, was wir sollen, so dürfen wir nicht in die Bücher sehen, ein jeglicher sehe in sein eigenes Haus, wie böse Kinder, böse Knechte, Mägde auf Büberei, Schalkheit und alles, was der Teufel liebt, abgerichtet und fertig sind. Da wirst du so einen großen Fleiß spüren, daß die Leute auf die Schalkheit so versessen sind, daß sie nicht wissen, wie sie sich genug böse und mutwillig stellen sollen. Da lerne, daß du dergleichen gegen Gott und sein Wort, und deiner Seligkeit zu gut auch tust, und nimm dir eine nützliche Lehre und Beispiel von solchem argen Wesen. Gedenke: Ei, der Bauer, Bürger, Kaufmann, diese Frau, Magd dem Teufel mit solchem Fleiß dienen, und sich keiner Mühe verdrießen lassen: warum wollte ich doch meinem Herrn, des ich in Ewigkeit genießen soll, nicht auch also dienen? Sie laufen, als wären sie unsinnig, doch ihrem ewigen Schaden und verderben nach: wie bin ich denn so schläfrig und faul, wo es doch meiner Seelen Seligkeit betrifft, daß mich Gott noch mit den Haaren dazu ziehen muß? Sollte ich mich doch anspucken, daß ich nicht zum Himmel zu krieche, da jene zur Hölle also laufen und rennen!

Sonderlich aber tragen die Kinder in der Welt den Kindern des Lichts ein feines Beispiel vor in dem Fall, da der Herr hier von sagt. Denn siehe auf einen, den der Geiz recht besessen hat, so wirst du finden, daß er weder Tag noch Nacht vor seinen eigenen Gedanken Ruhe hat, all sein Achten und Trachten ist auf Geld. Findet er einen freien Winkel im Haus, er macht eine Kammer daraus, daß er sie vermieten kann, nimmt jetzt diesen, bald einen anderen Handel vor, versucht, welcher am meisten Gewinn bringe. In der Summe, nicht einen Pfennig ließe er dahinter, und dauert ihn keiner Mühe noch Arbeit, wo er Geld sieht.

Da sollten wir lernen, wie ein Geiziger sich um das Geld kümmert, wir uns auch um das Ewige so mit Ernst kümmern. Aber wo findest du einen Christen, der es tut? Der sich so freut, wo er einen armen Menschen findet, dem er mit 10 Gulden, mehr oder weniger, nachdem sein Vermögen und jenes Notdurft erfordert, helfen kann; wie sich ein reicher Wucherer freut, wenn er mit seinem Geld großen Gewinn zu schaffen weiß? Hier läuft jedermann zu, und wollte gern das Hundert auf 10, 20 oder mehr Gulden bringen.

Aber was ist das gegen den Wucher, den unser Geld gewiß tragen soll, wenn wir den Armen damit helfen? Denn so spricht Salomon: «Wer sich des Armen erbarmet, der leihet Gott auf Wucher.» O wie einen Gewissen Schuldner, o wie einen treulichen Bezahler hätten wir, wenn wir nur selbst wollten! Aber der Teufel will uns dazu nicht lassen kommen, daß wir solches glauben, und nach solchem reichen Wucher, der mehr denn die Hauptsumme bringt, mit Ernst trachteten. Darum geht es uns recht, weil wir mit den Menschen lieber denn mit Gott wuchern, daß nicht allein große, schreckliche Sünde, sondern auch großer Unfall und Unglück dabei ist, und wir Leib und Seele mit dem schändlichen Mammon einbüßen.

Darum beschließt Christus recht und spricht, daß die Welt Kinder auf das ihre viel fleißiger und klüger sind, denn seine Kinder. Denn also findet sich im Werk, daß der Teufel immer Hundert Dienste bei seinen hat, da Christus kaum einen hat. Was sollen wir dazu tun? Ändern können wir es nicht; denn die Welt läßt sich nichts sagen. Predigen mögen wir, und immer anhalten mit Strafen, Drohen, Vermahnen, ob wir etliche Weltkinder dem Teufel aus seinen Stricken reißen könnten; auch den faulen, lässigen Christen, ja, uns allen getrost zusprechen, daß wir von solchem Fleiß, welchen die Welt in des Teufels Diensten braucht, ein Beispiel nehmen, daß wir uns auch darin üben in dem Guten, wie die Adamskinder sich üben in dem Bösen, ob wir doch ein wenig von diesem Beispiel erlangen möchten, sonderlich, weil wir den Vorteil haben (es gehe gleich so schwer es will), daß wir Kinder des Lichtes sind.

Wenn wir bei diesem Namen bleiben, daß wir zu dem Licht gehören, ob wir gleich nicht so fleißig sind, nicht so klug anstellen, wie die Weltkinder, so hat es nicht Not: allein, daß wir etwas tun und also erfunden werden, daß wir zum wenigsten haben angefangen unter dem Häuflein zu sein, daß da heißt: «Kinder des Lichts.»

Das nehme sich aber niemand vor, daß wir es dahin überhaupt bringen werden, da es die Weltkinder hin bringen in ihrem Geschlecht. Es sollte wohl also sein, daß wir es ihnen weit zuvor täten, weil wir die Verheißung haben, daß wir die ewige Krone empfangen; aber Hindernisse liegen uns zu viele im Wege. Trotzdem sollen wir uns mit rechten Ernst bemühen, daß wir von Tag zu Tag in Zucht, Geduld, Sanftmut, Barmherzigkeit und anderen christlichen Tugenden fortfahren. Denn so wir nur im anheben und auf dem rechten Weg sind und bleiben, so wird es der Schritt, er sei gleich so langsam und klein er wolle, sein geben, daß wir vorwärts kommen. Allein das wir nicht denken, wir hätten es getan.

So ist nun unser Trost, daß wir also anfangen, Gott will uns nicht urteilen, wie die Weltkinder, die sicher zur Hölle rennen und lassen sich dieses nicht sauer werden; sondern er will in allen Gnaden zu uns sagen: Du solltest mir ja treuer gedient haben und fleißiger gewesen sein, weil du ein Kind des Lichtes bist; aber es ist nicht geschehen. Darum muß ich den Mantel darüber decken, der da heißt Gnade und Vergebung der Sünden. Die muß in unser Leben geworfen, daß wir darunter, als unter dem freien, weiten Himmel, wandeln. So werden wir dennoch ein Freund oder zwei dort oben finden; sonderlich aber den rechten Freund, der den Himmel geben und selig machen kann, unseren lieben Herrn Jesu Christum.

Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß wir mit dem ungerechten Mammon sollen recht lernen umgehen und uns Freunde damit machen, das ist, den Leuten damit dienen; wie dieser Haushalter sich mit fremden Geld Freunde machte.

Wir pflegt man zu fragen, wie solche Lehre sich reime mit der Lehre vom Glauben? Und sonderlich die Katholiken machen viel Geschrei davon, bedeuten es dahin, daß man mit Werken könne den Himmel verdienen, der Glaube tue es nicht allein; weil der Herr hier sagt: Die Freunde werden euch in die ewigen Hütten nehmen. Sie sind es aber nicht wert, daß man ihnen diese Frage beantwortet (denn sie nehmen es doch nicht an, sondern lästern), wollen deshalb um der Frommen willen, kurz auf diese Frage antworten.

Die Katholiken müssen selbst bekennen, daß die Freunde, von denen der Herr hier sagt, sind Menschen, die bei und um uns wohnen. Denn wie könnten wir ihnen sonst geben? Zum anderen müssen sie auch dieses bekennen: Weil diese Freunde Menschen sind, wie wir, daß sie den Himmel uns nicht geben können. Denn Gott allein, als der rechte Hausherr, ist allein des Himmels mächtig. Warum sagt denn der Herr «machet euch Freunde von dem unrechten Mammon, auf das, wenn ihr darbet, sie euch in die ewigen Hütten nehmen»? Wie mag solches zu gehen? Die Auslegung sollen wir nehmen aus den Worten Christi Matthäus 25., da er sagt, er wolle am jüngsten Tag rühmen, was wir unseren Brüdern hier auf Erden Gutes getan haben, daß es ihm geschehen sei, und wolle uns das ewige Leben geben. Diese Worte zeigen dir, wer der rechte Freund ist, der den Himmel geben will, nämlich, Christus. Die armen Bettler, denen wir mit einem Gulden oder Groschen ihr auf Erden helfen, werden es nicht tun; ob sie wohl mit ihrer Fürbitte, Gebet und anderem uns wiederum dienen und nützen können.

Darum ist es ferner auf das zu antworten. Ob wir (wie es sich läßt Ansehen) durch Almosen den Himmel und das ewige Leben erkaufen können? Darauf ist zur antworten. Paulus sagt: «Was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde,» der Römer 14,23. Darum muß folgen, daß Gott an der ungläubigen Almosen keinen Gefallen habe, viel weniger den Himmel und das ewige Leben darum geben werde. Die aber an Christus glauben und ihren Glauben mit Werken beweisen, derselben Werke Gefallen Gott wohl um des Glaubens willen. Gott will auf solche Werke in jenem Leben bezahlen oder belohnen. Aber aus dem folgt nicht, daß das ewige Leben um der Werke willen gegeben werde, welches allein dem, der an Christus glaubt, verheißenen wird; wie Christus sehr oft bezeugt: «Wer an mich glaubt, wird den Tod nicht sehen ewiglich.» «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» «Gott hat seinen Sohn gegeben, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.»

Dieser Bericht ist gewiß und gründlich. Denn da steht des Heiligen Paulus Urteil: «Was nicht aus dem Glauben geht, ist Sünde.» Deswegen, so daß Almosen Gott ein wohlgefälliges Werk sein soll, so muß der Glaube an Christus zuvor da sein. Derselbe Glaube bringt das ewige Leben mit sich, und empfängt Vergebung der Sünden, und macht, daß Gott all unser Tun und Lassen gefällt, ob es gleich an sich selbst gebrechlich und nicht vollkommen ist; und Gott will es in jenem Leben belohnen. Wie Christus sagt Matthäus 25, und wie Paulus sagt: Daß der Christen Leiden und Trübsal in jenen Leben soll bezahlt und dafür ergötzt werden.

Das nun Christus spricht: «Machet euch Freunde von dem unrechten Mammon, auf das, wenn ihr darbet, sie euch in die ewigen Hütten nehmen,» Vermögen die Worten nicht mehr, denn, so wir Jünger Christi sind und gute Werke tun, daß Gott dieselben guten Werke bezahlen werde in jenem Leben. Was sagt aber Paulus? Sollen es gute Werke sein, so müssen sie aus dem Glauben kommen. Und Christus sagt, der Glaube sei es, dadurch wir zu Vergebung der Sünden und ewigen Leben kommen. Solche Sprüche mußt du ja ebensowohl glauben, als diesen hier, daß sie wahr und nicht erlogen sind.

Wie will man es aber zusammen reimen? Anders nicht, denn daß wir durch den Glauben an Christus Vergebung der Sünden und ewiges Leben haben; und daß Gott, um solches Glaubens willen, unser Almosen und andere gute Werke sich gefallen lassen, und dieselben in jenem Leben uns reichlich bezahlen und vergelten wolle; auf das, ob es uns gleich sauer ankommt, daß wir Gott dienen und gute Werke tun, wir doch desto billiger und lustiger dazu sein sollen, um der Hoffnung willen, die uns beigelegt ist im Himmel; wie Paulus redet zu den Kolossern Kapitel 1,5. Dieses ist der rechte und eigentliche Verstand dieses Spruchs, und richtige, gründliche Antwort auf die Frage von den guten Werken. Gott wolle seine Gnade uns mitteilen, um seines Sohnes Christi Jesu willen, und durch den Heiligen Geist unsere Herzen also erwecken, daß als solche treuliche, schöne Verheißung und Ermahnung bei uns auch Frucht schaffen, und wir unser Leben danach richten und endlich mögen selig werden, Amen.

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