Luther, Martin - Predigt am 21. Sonntag nach Trinitatis

Luther, Martin - Predigt am 21. Sonntag nach Trinitatis

Johannes 4,47-54

Und es war ein Königischer, des Sohn lag krank zu Kapernaum. Diese hörte, daß Jesus kam aus Judäa in Galiläam, und ging hinzu ihm, und Partien, daß er hinab käme, und hülfe seinem Sohn; denn er war todkrank. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht. Der Königische sprach zu ihm: Herr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt. Jesus sprach zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebet. Der Mensch glaubte dem Wort, daß Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und indem er hinab ging, begegnete ihm seine Knechte, verkündigten ihm und sprachen: Dein Kind lebet. Da forschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde wäre, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Das ist nun das andere Zeichen, daß Jesus tat, dar er aus Judäa in Galiläum kam.

im heutigen Evangelium sind zwei Stücke, die sonderlich tröstlich und wohl zu merken sind. Das erste ist das Wunderwerk, daß unser lieber Herr Christus an dem kranken Knaben tut, daß er ihn gesund macht, und kommt dennoch nicht zu ihm. Er sagt nur zum Vater: «Gehe hin, dein Kind lebet.» Alsbald von dem Wort wird der Knabe gesund, der etliche Meilen von dannen war und von solchem Wort nichts wußte.

Das ist ein großes Wunderwerk, da wir sehen, wie unseres lieben Herrn Christi Wort eine allmächtige Kraft sei. Was es verheißt, daß geschieht gewiß, daß es weder Teufel noch Welt hindern noch wehren soll. Denn wir müssen diese Krankheit ansehen wie andere Werke, damit der böse Feind die armen Menschen plagt. Solches Teufelswerk zu vertreiben, bedarf man mehr nicht, denn unseres lieben Herrn Christi Wort, so ist der Sache schon geholfen. Denn der Teufel muß wieder seinen Willen ablassen, sobald dieses Mannes Wort klingt, wie wir hier sehen.

Darum dient solchem Wunderwerk erstlich dazu, daß wir den Herrn Christum recht sollen erkennen lernen, daß er nicht allein ein Mensch sei, aller Dinge gleich wie andere Menschen, sondern auch ewiger und allmächtiger Gott; vielmal er Herr über Tod und Teufel ist, und so ein Herr, der mit einem Wort helfen kann. Darum sollen wir in unseren Nöten, wieder den Teufel und seine Werke bei ihm auch lernen Hilfe zu suchen, wie dieser Königische hier tut.

Sonderlich aber sollen wir sein Wort herrlich und hoch halten, als eine allmächtige Kraft. Denn wer es hat, der hat und kann alles. Wiederum, wer es nicht hat, den kann sonst keine Gewalt, Weisheit, Heiligkeit wieder Sünde, Tod und Teufel schützen. Denn was unser lieber Herr Christus hier tut mit des Königische Sohn, daß er durch sein allmächtiges Wort ihn vom Tod errettet und bei dem Leben erhält; das will Herr durch sein Wort mit uns allen tun, wenn wir es nur annehmen und wollen, und uns nicht allein von Leibes Krankheit und aus leiblicher Not, sondern auch von der Sünde und ewigem Tod erlösen.

Darum sollen wir dem Beispiel dieses Königische folgen: in allem unserem Anliegen Rat und Hilfe bald Christus suchen, der in allerlei Not und Tod so leicht helfen kann, daß er nur ein Wort spricht, so sind wir genesen; hat dazu einen geneigten Willen, uns zu helfen. Denn weil dieser Königische eilt und nicht lange wartet, eilt der Herr noch mehr, und will des Königische Sohn nicht solange in der Gefahr liegen lassen, bis er mit dem Vater zu ihm komme; sondern macht ihn abwesend, ja, indem Augenblick frisch und gesund, da er zum Vater sagt: «Gehe hin, dein Sohn lebet.» Also will unser lieber Herr Christus auch gegen uns, daran wir ja nicht zweifeln sollen, willig sein, und bald helfen, so es nur Ernst ist, und wir in rechtem Vertrauen bei ihm Hilfe suchen. Denn dazu ist er von seinem himmlischen Vater gesandt und auf Erden gekommen, daß er uns von des Teufels Tyrannei ledig machen und in Gottes ewiges Reich setzen wolle.

Deswegen, wer Hilfe wieder die Sünde und Tod sucht und begehrt, der soll sie hier gewißlich finden. Wie wir hier an diesem Königischen sehen, da es doch nur um eine leiblicher Hilfe zu tun war; wieviel mehr ist er denn geneigt zu helfen, da die Gefahr größer und wir der Hilfe notdürftiger sind, da es die ewige Seligkeit betrifft?

Das ist das erste Stück, da man sonst gemein von predigt, wenn man dergleichen Wunderwerk Christi handelt. Denn darum sind sie geschehen, und uns vorgeschrieben, daß wir unseres lieben Herrn Christi Macht und Willen erkennen und in unserer Not auch bei ihm Hilfe finden.

Das anderer aber, davon man in dieser Geschichte zu handeln pflegt, ist, daß wir hier ein überaus feines Beispiel haben, da wir eigentlich und gewiß bei lernen können, was der Glaube sei. Unsere Widersacher, die Katholiken, reden vom Glauben anderes nicht, denn als sei es nur ein bloßes Wissen, was Christus sei und was er getan habe. Aber da können sie selbst nicht vorüber, sie müssen bekennen, der Teufel und die falschen Christen, die verdammt werden, Wissen solches ja auch, als die Christen. Dagegen aber redet die Schrift also vom Glauben, daß wir dadurch zu Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewigem Leben kommen. Denn also spricht Paulus, Römer 3,28: «Wir halten, daß der Mensch durch den Glauben, und nicht durch des Gesetzes Werke gerecht werde.» Und der Prophet Habakuk spricht Kapitel 2,4: «Der gerechte wird seines Glaubens leben.» Und Christus spricht zu Maria, der ihre Sünden vergeben wurden: «Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen.» Darum werden solchen Glauben weder Teufel noch falsche Christen haben, die doch die Geschichte Wissen und haben, ja, so gut als die rechten Christen. Denn der Teufel kennt Christus sehr wohl, und weiß, was er auf Erden getan und gelitten hat. Aber solches, ob es wohl ein Christ auch wissen muß, ist doch nicht gerechter Glaube, dadurch man zu Vergebung der Sünden und ewigem Leben kommt.

Aber hier steht es, was der rechte Glaube sei, nämlich anderes nicht, denn Glauben, was Christus redet und verheißt, daß es wahr und ohne alles Falsch sei. Denn diese zwei gehören auf einander: wenn Gott etwas verheißt, daß wir mit dem Herzen uns daran halten, und nicht zweifeln, es sei wahr, ob wir es gleich noch nicht gesehen haben. Wo nun die Verheißung ist, und wir mit Herzen uns derselben annehmen, es sei gewißlich also, wie sie lautet: das heißt der rechte lebendige Glaube. Wie wir hier sehen. Der Königische kommt zu Christo und bittet ihn, er soll mit ihm gehen und seinem Sohn helfen. Da war ein Vertrauen zu dem Herrn Christo, er könnte und würde seinem Sohn helfen; aber solches Vertrauen war noch ohne daß Wort, und stand bloß auf dem Wunder, daß der Herr zuvor in Galiläa getan hatte auf der Hochzeit. Davon wird dieser Königische ohne Zweifel gehört haben; schöpft deswegen das Vertrauen zum Herrn Christo daraus, er werde ihm auch helfen. Solches mag man wohl einen Glauben heißen; aber es ist noch ein sehr schwacher Glaube. Denn die Zusagung ist noch nicht heraus, und beruht solcher Glaube oder Vertrauen noch auf dem ungewissen Wahn, ob Christus helfen wolle oder nicht. Hilft er, so hält der Königische ihn für einen großen, Heiligen Mann; hilft er nicht, so hält er nicht so hoch von ihm.

Darum fährt ihn Christus etwas hart an und spricht: «Wenn ihr nicht Zeichen seht, so glaubet ihr nicht.» Als wollte er sagen: Der Glaube soll nicht allein auf dem Zeichen und Wundern beruhen, sondern auf dem Wort: denn Zeichen und Wunder können wohl falsch und erlogen sein; wer aber auf das Wort baut, der kann nicht betrogen werden; denn Gottes Zusagung ist gewiß und kann nicht lügen. Denn obgleich der Herr Zeichen und Wunder getan hat, daß er sich damit hat wollen sehen lassen und die Leute zum Glauben bewegen, so ist doch seine eigentliche Meinung gewesen, daß die Leute mehr auf sein Wort sehen sollten, denn auf die Zeichen, welche dem Wort dienen mußten als ein Zeugnis. Denn darum war es ihm eigentlich nicht zu tun, daß er diesem oder anderen Kranken am Leibe helfe: sein vornehmstes Amt war, die Leute auf das Wort weisen und dasselbe in ihre Herzen bilden, daß sie dadurch sollten selig werden.

Weil nun dieser Königische noch kein Wort oder gewisse Zusagung von Christus hat, kann er nicht gewiß glauben. Aus dem Wunderwerk zu Kanaan, und vielleicht aus dem allgemeinen Geschrei von Christus als von einem neuen Propheten, faßt er das Vertrauen, er werde seinem Sohn helfen und könne ihm helfen. Aber solcher Glaube geht nicht weiter, denn sofern solche Hilfe folgte. Darum eilte er, hat Sorge, so der Herr verziehen wollte, sein Sohn würde indes Sterben. Daß es also noch weit fehlet, und noch kein rechter Glaube ist. Denn er denkt, wenn Christus nicht persönlich selbst bei dem Kranken sei, so werde ihm nicht geholfen; und besorgt, wo der Herr verziehen und sein Sohn inzwischen sterbe, so sei es alles aus und umsonst. Und zwar, es war dem Königischen noch zur Zeit unmöglich, daß er anders sollte Glauben; denn wie gesagt, er hatte noch keine Zusagung, noch Wort, da er gewiß sich an halten konnte. sobald aber Christus den Mund auftut und spricht: «Gehe hin, dein Sohn lebet,» da folgt der rechte, vollkommene Glaube, welches eigene Art ist, daß er sich an die Zusagung Christi hält; wie wir am Königischen sehen: der glaubt solchem Wort Christi, geht hin in gewisser Zuversicht aufs Wort Christi, und zweifelt nicht, so er heim komme, er werde seinen Sohn frisch und gesund finden.

Also lernen hier, was Glauben heiße, nämlich anderes nicht, denn daß wir am Wort Christi und der Verheißung nicht zweifeln; sondern wie das Wort verheißt, solches für gewiß und wahr halten, daß es nie fehlen werde, ob wir es gleich noch nicht sehen oder fühlen. Denn das ist des Glaubens besonderer Art, daß er damit umgeht und das glaubt, daß noch nicht vorhanden ist. Denn was vorhanden ist, darf man nicht Glauben: man fühlt es und sieht es. Ein reicher Mann, der Geld und Gut die Fülle hat, ob derselbe schon glaubt, er wolle das Jahr nicht am Hunger sterben, daß heißt kein Glaube. Wer aber keinen Vorrat hat, doch sich an Gottes Wort hält, Gott werde als ein Vater ihm seine Nahrung schaffen, sofern er auch in Gottesfurcht sich halte und seinem Beruf nachkomme, derselbe glaubt recht. Und ist unmöglich, daß solcher Glaube sollte fehlen; denn er steht auf dem Wort Gottes, daß allmächtig ist, und uns zusagt, wenn wir am ersten das Reich Gottes suchen und danach mit der Arbeit anhalten, das andere soll uns alles zufallen.

Also erfahren wir allzumal, einer sowohl als der andere, daß wir durch die Sünde dermaßen vergiftet sind, daß wir ganz und da keine Gerechtigkeit an uns finden. Weil nun das Wort uns durch Christum Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit verkündigt, kann solche ein Wort anderes nicht, denn allein durch den Glauben gefaßt werden. Darum hat es eine solche Gestalt um einen Christen: ob er gleich durchaus nichts denn Sünde ist, so ist er doch dem Glauben und Wort nach ohne Sünde, rein und gerecht. Da bringt ihn der Glaube hin, seine Werke können ihn nicht dahin bringen, wie die Papstesel predigen. Denn soviel unsere Werke betrifft, wo sie gleich am besten sind, sind wir doch anders nicht, denn unnütze Knechte, wie der Herr selber sagt, Lukas 17,10.

Gleichwie ich von der Gerechtigkeit gesagt habe, also ist es mit dem Leben auch. Wir sind dermaßen durch die Sünde im Tod ersoffen, daß wir unseres Lebens nicht einen Augenblick sicher sind; daß wir mit der Wahrheit sagen müssen (wie die Heiden), der Mensch haben nichts Gewisseres vor sich, wenn er geboren ist, denn den Tod. Wie wir denn immerdar, nicht allein durch anderer Leute Beispiel, sondern an uns selbst lernen und erfahren, daß es so bald geschehen ist, daß ein Mensch in Krankheit oder ein anderes Unglück fällt. Gleichwohl leuchtet uns in solchem Jammer und Elend daß Wort vor, vertröstet uns nicht allein auf dies zeitliche Leben, sondern auch auf das ewige Leben. Das haben wir, die da glauben nicht, nicht in Händen, wir fühlen und greifen es nicht; aber es ist im Wort verheißen, und wir glauben's. Und ist gewiß, solcher Glaube soll uns nicht fehlen; denn er steht auf Gottes Wort, daß ewig und allmächtig ist.

In der Summe, des Glaubens Art ist diese: Eben wie das Wort vertröstet auf die künftigen ewigen, himmlischen Güter, die wir noch nicht haben: also faßt der Glaube künftige Güter, als wären sie bereits da, und zweifelt gar nichts daran. Ursache, er sieht, daß Gottes Wort allmächtig, und Gott wahrhaftig, und kein Lügner ist. Darum hat der Glaube ein scharfes Auge auf das Wort. Sieht er, daß das Wort da ist, so geht er frisch dazu, und läßt weder Teufel noch Welt sich schrecken; denn er weiß, worauf es endlich beruhen und wie es hinaus gehen soll, und sollte es auch dem Teufel leid sein.

Wiederum, so er sieht, daß kein Gottes Wort da ist, da läßt er sich keinen Schein, kein Drohen, noch Macht der Welt dahin bewegen, daß er es für war hielte; und leidet er darüber, was ihm zukommt. Wo nun wir im Papsttum solches Glaubens Art gefolgt hätten, würden wir nimmermehr so schrecklich in die Abgötterei und Irrtum verführt sein worden. Aber wir haben Gottes Wort aus den Augen gelassen, und sind mit dem Glauben auf das und jenes Werk gefallen, als sollte es zu Vergebung der Sünden helfen; sind also nicht allein um das Gut, sondern auch um die Seelen durch falsche Gottesdienste und Abgötterei gekommen.

Darum ist es eine sehr nötige und nütze Lehre, daß man eigentlich wisse, was da heiße, recht glauben, nämlich, Gottes Wort und Verheißung haben, und fest daran bleiben, daß es gewißlich also geschehen werde, wie das Wort es vorsagt. denn ohne Gottes Wort etwas glauben, ist kein Glaube, sondern ein falscher Wahn, da nie etwas draus wird. Eben als wenn du glauben wolltest, du solltest noch römischer Kaiser werden; wenn du das gleich auf das allergewisseste vornähmest, würde doch nichts daraus werden. Da aber David, der eines geringen Standes war, Gottes Wort hatte durch den Propheten Samuel, er sollte König in Israel werden: da mußte es werden, es täte Saul dagegen, was er wollte.

Also ist es auch hier. Obgleich der Königische den Gedanken hatte, Christus würde seinem Sohn helfen so konnte doch solcher Gedanke nicht gewiß sein. Ursache, es fehlte im ihm am Wort. Da aber das Wort kam, daß er von Christus hörte: «Gehe hin, dein Sohn lebet,» da hatte es nicht mehr Not; er wollte denn den Herrn Christum Lügen strafen; denn das Wort konnte ihm nicht Lügen.

Also haben wir Gottes Wort und Zusagung auch, da unser lieber Herr Christus insgemein alle Welt tröstet und sagt, Johannes 8,51: «Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.» Auch, Johannes sagt von ihm: «Das ist das Lamm Gottes, daß der Welt Sünde trägt.» Solches sind gemeine Sprüche, aus welchen kein Mensch sich ausschließen sollte. Denn er sagt nicht: Wenn der oder jener an mich glaubt; sondern er redet insgemein: «Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.» Auch, Johannes sagt nicht, daß Christus von Gott zu einem Opfer gesandt sei, welches für den oder jenen sollte geopfert werden, sondern für der ganzen Welt Sünde. Darum, weil du auch ein Sünder und in der Welt bist, so nimm es an, und zweifel nicht, es gelte dir, es sei um deinetwillen geschehen. Das ist der Grund, da unser Glaube, so viel Vergebung der Sünden und ewiges Leben belangt, auf beruhen soll. Und wird uns gewißlich ebensowenig fehlen, als hier dem Königischen.

Denn das sollen wir nicht denken: daß der Königische einen Vorteil in dem vor uns gehabt, daß er desto leichter habe glauben können, weil der Herr seine Person so eigentlich in das Wort faßt und spricht zu ihm: «Gehe hin, dein Sohn lebet»; uns aber komme der Glaube schwerer an, weil unsere Person nicht so eigentlich in das Wort gefaßt, sondern das Wort allein insgemein so hingeredet wird. Das ist die Meinung nicht. Denn unser lieber Herr Christus hat es bei solcher Predigt insgemein nicht bleiben lassen; sondern gleich wie er hier zudem Königischen sagt: «Gehe hin, dein Sohn lebet»; also sagt er zu unser jeglichem insonderheit, zu mir und dir: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben, du sollst das ewige Leben haben.

Denn sage mir, mit wem redet Gott, und mit wem hat er zu tun, wenn man dich tauft? Ist es nicht wahr, die Taufe gilt allein dir, und sonst keinem Menschen? Du genießest deiner Taufe, andere genießen ihrer nicht; wollen sie aber die Taufe genießen, so müssen sie für ihre Person sich selbst auch taufen lassen. Was sagt aber Gott dir und einem jeglichen, der sich taufen läßt, in der Taufe? So lautet seine Zusagung: «wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden.» Also, du wirst in den Tod Christi getauft, daß er für dich gestorben und mit seinem Tod dich von Sünden und Tod ledig gemacht hat. Wie könnte aber Gott freundlicher mit dir reden und deine Person gewisser und eigentlicher in das Wort ein schließen, denn es in der Taufe geschieht, die niemand, denn nur dir allein gilt, und deine eigene Taufe heißt und ist?

Also, wenn du begehrst von deinen Sünden frei zu werden, und kommt es zum Kirchendiener oder zu einem anderen Christen, du wolltest Gottes Wort und einen Trost bei ihnen befinden: ist es nicht wahr, wie du sonst in der Predigt hörst, Christus sei für alle Sünder gestorben, also hörst du auch da besonders, daß solcher Tod und Sterben dir gelte und du sein annehmen solltest? Denn da gehen die Worte also: lieber Bruder, lieber Schwester, wir alle sind Sünder und Sünderinnen, hätten deswegen alle verdammt sein müssen, aber Gottes Sohn ist um unseretwillen Mensch geworden, um unsere Sünden Willen gestorben und um unserer Gerechtigkeit Willen wieder auferstanden. Darum verzage nicht: Christus hat für dich bezahlt, du sollst frei ausgehen; allein tröste dich seines Leidens und nimm dich dieses an.

Also auch im Abendmahl des Herrn wir dir besonders im Brot der Leib Christi und im Wein sein Blut gegeben, und dir besonders dabei gesagt: Sein Leib sei für dich gegeben und sein Blut für dich vergossen; auf das du nicht zweifeln sollst, sondern dich solches Opfers annehmest, als daß es dein Heiligen sei: darum der Leib und das Blut Christi dir in deinen Mund gelegt und zu eigen gegeben wird, daß du es für dich allein essen und trinken sollst. Da hat ja Gott mit niemand zu tun, er redet mit sonst niemand, denn mit dir, der du zu solchem Abendmahl dich findest und da issest und trinkest, wie er befohlen hat.

Da sieh nun, was das für Christen sind, die so lange Zeit hingehen, nicht einmal der Absolution begehren, noch zu diesem gnadenreichen Abendmahl gehen. Die nun kein Verlangen danach haben, noch glauben, daß Gott mit ihnen besonders da zu schaffen habe, mit ihnen Rede, sie tröste, und Vergebung der Sünden und das ewige Leben ihnen zu sage: die sind nichts besseres Wert, denn daß der leidige Teufel mit ihnen umgehe und rede. Also fehlte es nicht an dem, als redete Gott nicht besonders mit uns; an dem fehlt es, daß wir dieses Königischen Beispiel nicht folgen, und was Christus besonders uns zusagt, nicht annehmen, noch für wahr und gewiß halten.

Der Königische hat auch Ursache, daß er nicht glauben sollte, wenn er seiner Vernunft hätte folgen und sich vom Wort wollen abführen lassen. Denn wer wollte glauben, daß dieses einige Wort über so viele Meilen so kräftig sein und solch Werk ausrichten sollte? Es hätte wohl können sagen: Ich weiß wohl, wie ich meinen Sohn gelassen habe, daß er gefährlich gelegen ist; sollte ihm geholfen werden, so wird es, lieber Herr, daß nicht tun, daß du jetzt mit mir redest: du mußt näher zu ihm, ihn anrühren, mit ihm reden, so möchte Hoffnung da sei. Aber da schlägt der Königische alle Gedanken aus und bleibt schlecht am Wort, und glaubt es so gewiß, als wenn er seinen Sohn schon vor sich da sähe frisch und gesund. Denn wo sein Herz nicht so stünde, würde er sich mit diesem bloßen Wort nicht haben abweisen lassen. Aber er läßt sich abweisen, wie Johannes sehr fein sagte: «Der Mensch glaubte dem Wort, daß Jesus zu ihm sagte, und ging hin.»

Da siehst du, was der Glaube eigentlich ist, wenn du ihn recht definieren und malen willst. Anderes nicht, denn das für gewiß und wahr halten, was Christus dir zusagt. An solche Zusagung halte dich mit ganzem Herzen, und laß dich andere Gedanken, die nicht ausbleiben, an solchem Glauben nicht Irre machen. Wir fühlen uns in die Sünde und den Tod, welche sich ohne Unterlaß sehen und fühlen lassen. Wenn du nun an das Wort dich nicht halten willst, sondern es fahren lassen, und urteilen, wie du dich befindest: so wird die Sünde dich in Angst und Verzweiflung führen, und der Tod mit Macht dich aufreiben.

Aber was tut ein Christ? Die Sünde bekennt er, und weiß, daß er den Tod vors sich hat. Aber da wirft er sich herum, hält sich an das Wort, so gut er kann, und spricht: Christus ist für mich gestorben; darum bin ich von Sünden frei, und kann nicht Sterben; es hat weder Teufel noch Tod teil an mir; denn Christus hat ausgerichtet und für mich bezahlt, daß ich zu bezahlen schuldig war. Das heißt als dann recht geglaubt; und es ist unmöglich, wer also an das Wort sich so hält, daß es ihm fehlen oder lügen sollte.

Ja, sagst du, ich sehe der keines, viel weniger habe ich, was ich glauben soll; ich höre es allein: wer weiß, ob es wahr sei? Antwort: Was das Wort dir sagt, daß glaube; so wirst du gewißlich nicht betrogen, es wird sich am Ende eigentlich also finden. Tue wie der Königische hier; der mußte sich auch an das Wort halten. Er sah es nicht, daß es mit seinem Sohn besser geworden war. Aber weil er dem Wort glaubte, kommen des anderen Tages seine Knechte, und sagen, sein Sohn sei frisch und gesund. Da er zu Hause ist, sieht er es vor Augen. Da darf er nicht mehr glauben; es steht da im Werk und vor seinen Augen, wie er es geglaubt hat.

Also wird es mit uns auch sein. Vergebung der Sünden, ewiges Leben haben und empfinden wir nicht. Wenn du schon heute die Predigt gehört, die Absolution begehrt und zum Tisch des Herrn gegangen bist, so bist du doch deiner Person wegen, wie gestern: du findest dich gar nicht anders; du hast das alte Fleisch und Blut, wie zuvor. Daran ärgere dich nicht; sondern halte fest an dem Wort, daß dir Vergebung der Sünden und ewiges Leben zusagt, und gehe hin mit diesem Königischen ohne allen Zweifel: so wird gewißlich daß Stündlein sich finden. Wie du glaubst Vergebung der Sünde und ewiges Leben durch Christum, also wirst du es finden zu seiner Zeit, in jenem Leben. Hier haben wir es nur im Wort und Glauben, aber dort in der Tat und Erfahrung. Das verleihe uns Gott, unser lieber Vater im Himmel, um seines Sohnes Christi Jesu willen, durch seinen Heiligen Geist, Amen.

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