Luther, Martin - Ostern 1. Predigt
Matthäus 28,1-10
Am Abend aber des Sabbats, welcher anbricht am Morgen des ersten Feiertages der Sabbate, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und setzte sich darauf. Und seine Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie der Schnee. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern : Fürchtet euch nicht; ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten suchet. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und sehet die Stätte, da der Herr gelegen hat! Und gehet eilend hin und saget es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich hab's euch gesagt. Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten, siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßet! Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden Sie mich sehen.
Weil das heutige Fest den tröstlichen und fröhlichen Artikel unseres Glaubens uns vorhält, wie wir bekennen, Christus ist am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten; so ist es nötig, daß man zuerst die Geschichte auf das einfältigste fasse und wisse, und danach auch lerne, wozu solches geschehen und wie wir es genießen können.
Die Geschichte hat sich so zugetragen. Christus ist, als er am Abend des Donnerstag, da er vom Abendmahl aufgestanden und in den Garten gegangen, von Judas verraten und von den Juden gefangen worden, und von einem Hohenpriester zum anderen geführt, bis sie endlich beschlossen, und ihn dem Pilatus, als dem Landpfleger, dem das Gericht befohlen, überantwortet haben. Da nun drei Stunden dieser Tag alt war, ist das Urteil über ihn ergangen, und er ist zum Gericht geführt worden und gekreuzigt. Um die sechste Stunde, das ist, um Mittag, oder eine Stunde darüber, ist das Erdbeben und die Finsternis der Sonne gekommen. Danach um die neunte Stunde, das ist ungefähr drei Stunden vor Sonnenuntergang, ist Christus am Kreuz gestorben. Denn so teilt Markus die Stunden und die Zeit; die anderen Evangelisten zeigen dieses nicht an.
Nun steht aber in unserem Glauben also, Christus sei am dritten Tage auferstanden. Das ist etwas anders geredet denn: nach drei Tagen. Denn der Herr Christus ist nicht drei ganze Tage und Nächte tot gewesen; sondern am Freitag, ungefähr drei Stunden vor der Nacht, ist er gestorben, wie gesagt. Diese drei Stunden nennt man den ersten Tag. Danach die ganze Nacht und den ganzen Tag des Sabbats ist er auch tot gewesen im Grab; und nach dem Sabbat die Nacht bis an den folgenden Morgen. Diese Nacht zählt man auch für einen Tag. Denn die Juden fangen den Tag mit der Nacht an, und ist ihnen Nacht und Tag ein ganzer Tag. Wir kehren es um und machen aus Tag rund Nacht einen ganzen Tag. In unserer Kirche hält man es auch so, und nicht wie die Juden.
Da es nun am Sonntag (der der dritte Tag von dem Freitag ist, da Christus gekreuzigt ist) sehr früh ist, und die Kriegsknechte um das Grab herum liegen, da erhebt sich der gestorbenen Christus in ein neues und ewiges Leben, und steht von den Toten auf, daß die Kriegsknechte, die um das Grab liegen, dieser Auferstehung nicht gewahr werden. Denn bei Matthäus ist es zu lesen, daß der Herr Christus nicht im Erdbeben auferstanden, sondern das das Erdbeben angefangen hat, da der Engel vom Himmel herab gekommen und den Stein vom Grab weg getan hat. Christus aber ist durch das geschlossene Grab, und ohne alle Verletzung der Siegel, welche an das Grab gedrückt, hindurch gekommen. Eben wie er am selben Abend durch verschlossene Türen zu den Jüngern gekommen ist.
Über das Erdbeben und den Engel erschrecken die Kriegsknechte so, daß sie wie tot da liegen. Als sie aber wieder zu sich kommen, laufen sie mit Haufen vom Grab, einer da, der andere dort hinaus. Denn der Engel war darum nicht da, daß sie darüber froh werden sollten; sondern erschrecken sollten sie vor ihm und sich fürchten. Es waren aber andere Leute, die der Engel trösten und freundlich zu ihnen sprechen sollte.
Wie nun die Kriegsknechte vom Grab weglaufen, in dieser Zeit kommen Maria Magdalena, und die andere Maria und wollen zum Grabe schauen. Da tröstet und unterrichtet der Engel die Weiber, Christus sei nicht mehr da, er sei auferstanden, und sie sollten ihn in Galiläa sehen. Und befehlen, daß sie eilends hingehen und seinen Jüngern solches verkündigen sollen. Wie sie nun auf dem Rückweg sind, begegnet der Herr Christus der Magdalena in der Gestalt eines Gärtners. Also, wie Johannes meldet, erscheint er Petrus auch. Und gegen den Abend kommt er zu den zwei Jüngern, die nach Emmaus gingen, und offenbart sich ihnen, da er das Brot brach, und ihnen auf den Tisch vorlegt. Da nun die selben zwei Jünger eilends wieder nach Jerusalem rennen, und den anderen sagen wollen, was sie ihnen begegnet ist, wie sie den Herrn gesehen haben, und sich darüber verwundern, und doch nicht alle glauben können, kommt Jesus durch die verschlossene Tür, und steht mitten unter ihnen, Johannes 20.
Dieses hat sich auf dem Heiligen Osterfest mit der Offenbarung unseres lieben Herrn Christi zugetragen, wie man aus den Evangelisten spüren kann. Und es ist deshalb nötig, daß man es wisse; denn es ist ein Artikel unseres Glaubens, da sehr viel, wie wir hören werden, daran gelegen ist.
Nun ist es aber nicht genug, die Geschichte wissen: man soll auch lernen, wozu es uns diene und wir es gebrauchen sollen. Von diesem wollen wir jetzt auch ein wenig sagen. Denn wenn man es auch täglich und das ganze Jahr davon predigt, so kann es doch niemand auspredigen, noch genügend lernen, weil es eine reiche Geschichte ist.
Wir müssen aber, so wir den Brauch der Auferstehung unseres Herrn Christi fassen wollen, zwei unterschiedliche Bilder uns machen. Daß eine ist das traurige, elende, jämmerliche, blutige Bild, von welchem wir am Karfreitag gehört haben, daß Christus da hängt mitten unter den Mördern, und stirbt in großem Schmerz. Dieses Bild, wie ihr gehört habt, sollen wir ansehen mit einem Herzen welches nicht zweifelt, daß es alles um unserer Sünden willen geschehen ist, daß er, der rechte und ewige Priester, sich zum Opfer für unsere Sünde geben und mit seinen Tod dafür bezahlt hat. Denn das solle ein jeder Mensch wissen, daß seine Sünden Christus also verwundet und so elendiglich zugerichtet haben, und daß sein Leiden anderes nichts ist, denn deine und meine Sünde. Darum, so auf wir an solch ein trauriges, blutiges Bild denken, oder es sehen, sollen wir anders nicht davon denken, denn das wir unsere Sünde da sehen. Wo nun solches Trauerbild immer bleiben sollte, so wäre es sehr schrecklich.
Aber wie wir im Glauben diese zwei Artikel auf einander fassen: Christus ist gekreuzigt, gestorben, begraben, zur Hölle hinunter gefahren, und am dritten Tage wieder auferstanden vom Tode: also sieht man, daß dies Trauerbild nicht lange bleibt. Denn bevor drei ganze Tage um sind, bringt unser lieber Herr Christus ein anderes, schönes, gesundes, freundliches, fröhliches Bild mit sich: auf das wir den Trost gewiß lernen und fassen, daß nicht allein unsere Sünde durch das Sterben Christi vertilgt ist; sondern das wir durch seine Auferstehung sollen gerecht und ewig selig werden; wie Paulus zu den Römern im vierten Kapitel Vers 25 sagt: «Christus ist um unserer Sünde willen dahin gegeben, und um unsere Gerechtigkeit willen wieder auferweckt; und 1. Korinther 15,17-19.: «so Christus nicht auferstanden ist, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden, so sind auch die, so in Christus entschlafen sind, verloren. Und wir sind die aller elendesten Menschen, so wir allein in diesem Leben auf Christus hoffen.» Denn wie zuvor die Sünden ihm am Halse gehangen, und ihn an das Kreuz geheftet haben: so siehst du jetzt in diesem ein anderes Bild, daß keine Sünde mehr an ihm ist, sondern nur lauter Gerechtigkeit, kein Schmerz oder Traurigkeit, sondern nur Freude, kein Tod, sondern nur Leben, und ein ewiges Leben, das weit, weit über dies zeitliche Leben ist. Über dieses Bild sollten wir uns einfach freuen.
Das erste Bild anzusehen ist wohl etwas schrecklich; aber man sehe die Ursache an, so sollten wir uns anderes nicht wünschen. Denn da siehst du, das Gott deine Sünde von dir genommen hat, die dir alle zu schwer waren, daß du darunter hättest müssen zu Boden gehen, und hat sie auf seinem Sohn aufgelegt, der ewiger Gott und der Sünde stark genug ist. Da laß nun deine Sünde liegen. Denn besser wirst du deine Sünde nicht legen können, wo sie dich nicht drücken und beschweren soll. Danach nimm dies andere Bild auch vor dich, an welchem du siehst, wie dein Herr Christus, der zuvor um deiner Sünden willen so schrecklich und elend war, jetzt schön, rein, herrlich und fröhlich ist, und alle Sünden an ihm verschwunden sind. Dann mach deine Rechnung weiter: So deine Sünden an dir nichts sind um des Leidens Christi willen, sondern von Gott selbst dir genommen und auf Christus gelegt, und sind heute an diesen Tag nach seiner Auferstehung an Christus nicht mehr: wo werden Sie denn sein? Ist es nicht wahr, wie Micha sagt, sie sind in die Tiefe des Meeres versenkt, daß sie weder Teufel noch eine andere Kreatur finden soll?
Das ist nun der herrliche, fröhliche Artikel unseres Glaubens, der allein Christen macht, und doch aller Welt ein Spott ist, und von jedermann geschändet und verlästert wird. Denn selbst der Papst und Kardinäle sind meist von der Art, daß sie diese Geschichte selbst für ein Gelächter und für ein Märchen halten, die darüber lachen, wenn man von einem anderen und ewigen Leben, nach diesem Leben, sagt. So sieht man es an unserem Adel, an Bürger und Bauern auch, daß sie es mehr aus einer Gewohnheit glauben, denn daß es ihnen ein Ernst wäre, daß noch ein anderes Leben ist. Sonst würden sie sich danach halten, und nicht so sehr dieses zeitliche Leben, der Nahrung, Ehre und anderes sich annehmen; sondern mehr nach dem Ewigen trachten. Aber man predige und sage, was man will, so hält es die Vernunft für eine Narrheit. Also wehrt sich dieser Artikel, und will nicht zur Tiefe in die Herzen fallen, wie es nötig wäre.
Aber wir, wenn wir rechte Christen sein wollen, sollen diesen Artikel in unserem Herzen fein und gewiß machen, daß Christus, der unsere Sünde am Kreuz getragen und dafür mit seinen Tod bezahlt hat, ist von den Toten wieder auferstanden um unserer Gerechtigkeit willen. Je fester wir nun solches in unserem Herzen glauben, je mehr Freude und Trost werden wir darin finden. Denn unmöglich ist es, daß dies Bild dich nicht freuen sollte, das du an Christus jetzt so einen schönen, reinen, gesunden Menschen siehst, der zuvor deiner Sünden wegen so elend und jämmerlich war. Denn da bist du gewiß, das deine Sünden weg und nicht mehr vorhanden sind.
Das ist der schöne Gesang, von den alten Christen; die da singen: Christ ist erstanden von seiner Marter allen, des sollen wir alle froh sein, Christ sollen unser Trost sein. Das unschuldige Lamm Christus hat uns armen irrenden Schafe mit seinem Vater versöhnt, und ist ja ein wunderbarer Krieg, daß Tod und Leben mit einander kämpfen, und der Herr des Lebens stirbt, aber dennoch wieder lebt und regiert.
Es habe den Gesang gemacht, wer da wolle, so muß er einen hohen und christlichen Verstand gehabt haben, daß er dies Bild so fein malen konnte, wie der Tod das Leben angegriffen, und der Teufel auch mit auf das Leben gestochen hat. Nun, daß Leben, unser Herr Jesus Christus, litt und ließ sich töten. Aber der Tod traf nicht richtig. Denn das Leben war ewig. Solches sah der Tod nicht, daß hinter dem sterblichen Leibe eine ewige Macht und göttliche Kraft vorhanden sein sollte. Verliert also das Spiel, und vergreift sich an der Person, die nicht sterben konnte; und starb doch. Da geschah es so, daß der Leichnam tot und begraben wurde, die Person aber blieb lebendig. Denn man muß es fassen, daß diese Person zugleich leiblich Tod und doch ewig lebendig ist. Da hat der Tod ausgerichtet, wieviel er konnte, und kann doch nicht weiter. Weil nun die Person lebendig ist und im Tode nicht bleiben kann, dringt sie wieder hervor, und wirft den Tod, und alles, was dem Tod geholfen hat, Sünde und Teufel, unter sich, und herrscht in einem ewigen, neuen Leben, welchem weder Sünde, Teufel noch Tod etwas anhaben kann.
Das ist eine seltsame, unerhörte Predigt, welche die Vernunft nicht fassen kann, sie muß geglaubt sein, daß Christus lebe, und dennoch Tod sei, und so tot, daß doch der Tod in ihm sterben muß und alle seine Macht verlieren. Es wird aber solches und zum Trost gepredigt, daß wir glauben und lernen sollen, der Tod habe seine Macht verloren. Denn da findet sich, Gott habe ewig Lob! ein solcher Mensch, welchen der Tod angreift, wie alle anderen Menschen, und würgt ihn: aber im Würgen muß er selbst sterben und verschlungen werden, und der gewürgte Christus soll ewig leben.
Solches rühmt der Heilige Paulus mit sehr feinen Worten, Kolosser 2,14-15.: «Christus hat ausgetilgt die Handschrift, welche durch das Gesetz entstanden, und wieder uns war. Dieselbe hatte er weggetan, und an das Kreuz geheftet; und hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen, und sie Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht, durch sich selbst.
Dieser Spruch fast zwei Dinge. Erstens sagt er, daß Christus mit seinem Leiden die Handschrift ausgetilgt habe, welche wir des Gesetzes wegen von uns haben geben müssen. Das meint Paulus also: wir alle wissen durch das Gesetz, was Gott von uns fordert, daß wir tun und lassen sollen. Wo wir uns nun vergreifen, entweder das wir es lassen, daß uns befohlen ist, oder tun, daß uns verboten ist, da können wir nicht vorbei; unser Gewissen steht da, und überzeugt uns, wir haben Unrecht getan. Das also unser Gewissen gleich als ein Schuldbuch ist, wo wir über uns selbst ein Zeugnis geben, daß wir ungehorsam gewesen sind, und müssen darum Gottes Zorn und Ungnade tragen. Die Handschrift, spricht Paulus, entsteht durch das Gesetz; denn wenn das Gesetz nicht wäre, so wäre keine Übertretung. Also ist nun beides da, die Sünde und die Handschrift, die uns beweist, daß wir nicht leugnen können, wir müssen uns schuldig bekennen; wie ein Kaufmann, dem seine eigene Handschrift ein Siegel ist. Da sagte nun Paulus, genießen wir unseres lieben Herrn Christi; denn er nimmt solche Handschrift und heftet sie an das Kreuz, das ist, er macht ein Loch dadurch, und zerreißt sie, daß sie nicht mehr gilt, und uns beschuldigen kann. Ursache: Er, der Herr Christus, hängt darum am Kreuz, daß er in unsere Sünde getreten, und mit seinem Leibe für unsere Sünde bezahlen will. Das ist das erste.
Zum anderen hat Christus die Fürstentümer «ausgezogen», das ist, er hat dem Teufel seine Macht genommen, daß der Teufel die Christen zu Sünden nicht mehr treiben und nötigen soll, wie zuvor, ehe sie zu Christus gekommen sind. Denn sie können durch die Hilfe des heiligen Geistes dem bösen Geist Widerstand tun, und sich durch das Wort und den Glauben erwehren, daß er sie zufrieden lassen muß. Denn darum gibt uns Christus seinen heiligen Geist. Wie nun der Teufel ausgezogen und seiner Gewalt erledigt ist; also sind die Gewaltigen auch ausgezogen, das ist, der Tod, der uns alle dämpft, den hat Christus auch gewürgt. Das also die Christen künftig dem Teufel und dem Tod ein Gelächter machen können. Denn ob sie schon beide böse und zornig sind, und alle ihre Macht wieder die Christen wenden, so können Sie doch nichts ausrichten, wie Paulus zu den Römern 8,1. Sagte: «die in Christus Jesu sind, an denen ist nichts Verdammliches.»
Eben nun, wie der Herr Christus den Tod überwunden hat, also hatte er die Sünde auch überwunden. Denn seiner Person wegen ist er gerecht; aber weil er sich fremder Sünden annimmt, wird er ein Sünder, wie er klagt, Psalm 41,5.: «Ich sprach, Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe an dir gesündigt.» Das ist Ursache, daß die Sünde ihn angreift. Und er, der Herr Christus, läßt sich gern greifen und an das Kreuz bringen, daß er stirbt, nicht anders, denn als hätte er den Tod selber verwirkt und selbst gesündigt. Wie Jesaja sagt, 53,12. «Er ist den Übeltätern gleich gerechnet», so doch er nicht gesündigt hat, sondern wir haben gesündigt; und er tut nicht mehr, denn daß er sich Fremder annimmt und unsere Missetat auf sich lädt. Aber da ist die Heiligkeit, die unter fremder Sünde verborgen ist, so groß, daß die Sünde Sie nicht überwinden kann. So kommt die Sünde und trifft den falschen Mann, wie der Tod; wird darum matt, und stirbt in seinen Leibe, wie Paulus sagt.
Der Teufel wollte seine Herrschaft an Christus beweisen, braucht deswegen seine Macht gegen ihn und will ihn unter sich bringen. Aber er findet eine höhere Gewalt, die kann er nicht überwältigen. Denn obwohl sich der Herr Jesus Christus schwach stellt, und tut nichts anderes, denn als müßte er ganz und gar zu Boden gehen und dem Teufel weichen; dennoch in solcher Schwachheit ist eine unüberwindliche Gewalt verborgen. Daß sieht der Teufel nicht, verliert darum alle seine Macht, daß unser Herr Christus rühmen kann, ob er gleich unten und oben gelegen; und müssen darum diese drei gewaltigen Feinde, Tod, Sünde und Teufel, ihm zu den Füßen liegen.
Diesen herrlichen Sieg begehen wir heute. Nun liegt alle Macht daran, daß wir solches wohl zu Herzen nehmen und fest glauben, daß in Christus Gott mit dem Teufel, Gerechtigkeit mit der Sünde, das Leben mit dem Tode, das Gute mit dem Bösen, Ehre mit Lästerung gekämpft und gesiegt habe. Dieses Bild ist uns befohlen, daß wir es auch anschauen. Denn gleich wie im ersten Bild am stillen Freitag, sehen wir unsere Sünde, unseren Fluch und Tod auf Christus gelegt, und einen elenden erbärmlichen Menschen aus ihn machen: also sehen wir am Ostertag ein anderes Bild, da keine Sünde, kein Fluch, keine Ungnade, kein Tod, sondern nur lauter Leben, Gnade, Seligkeit und Gerechtigkeit ist. Mit solchem Bild sollen wir unsere Herzen aufrichten. Denn es ist uns vorgestellt und geschenkt, daß wir uns nichts anderes annehmen sollen, denn als hätte uns selbst heute Gott mit Christus auferweckt. Denn wie wenig Sünde du, Tod und Fluch an Christus siehst, so sollst du glauben, daß Gott auch so wenig an dir, um Christus willen, auch sehen will, wenn du dieser seine Auferstehung dich annimmst und tröstest. Solche Gnade bringt uns der Glaube. An jenem Tage aber wird man es nicht mehr glauben, sondern sehen, greifen und fühlen.
Nichtsdestoweniger, weil wir noch hier auf Erden sind, bleibt in unserem alten Sack Sünde, Tod, Schande und Schmach, und allerlei Mangel und Gebrechen; die müssen wir leiden. Sie gehen aber doch nicht weiter denn in das Fleisch; denn dem Glauben nach zu rechnen sind wir schon selig. Und eben wie Christus von den Toten auferstanden, ohne Sünde und Tod, in einem ewigen Leben ist; also sind wir auch im Glauben. Denn die Sünde ist weg, und wir sind durch Christus Kinder Gottes geworden. Darum fehlt es an nichts, denn das wir den Kopf legen und uns gefallen lassen, da wird dann auch unser Leib zum ewigen Leben auferstehen oder alle Sünde rein und heilig sein; obwohl wir jetzt noch gebrechlich und Sünder sind, wie andere Leute, ohne daß wir durch die Hilfe des heiligen Geistes dem Fleisch seine Lust nicht abgewinnen könnten um die großen Sünden zu meiden. Denn obwohl die Christen auch einmal fallen, bleiben Sie doch in den Sünden nicht liegen, sondern stehen durch die rechte Buße wieder auf und erlangen durch den Glauben Vergebung aller Sünden.
Darum kann man einen Christen nach dem äußerlichen Leben nicht beurteilen. Denn sein Leben ist wohl unrein und baufällig, als das Leben der Unchristen, darum Sie auch täglich beten: Vergib uns unsere Schuld. Wer aber einen Christen recht ansehen und beurteilen will, der tue es nach dem Glauben. Denn nach unserem Fleisch und Blut sind wir Sünder, und müssen sterben wie andere, und allerlei Unglück hier auf Erden erwarten, und wohl mehr, denn andere Leute, die Unchristen sind. Besonders weil wir die Sünde fühlen, denn die Welt, die in aller Sicherheit dahinlebt, und sich um die Sünde nicht kümmert.
Ja, sprichst du, wie können wir uns denn rühmen, daß wir heilig und ohne Sünde sind? Also, daß wir durch Christus, der unsere Sünde getragen und von den Toten auferstanden ist, Glauben an Vergebung der Sünden und bitten auch darum. Solches kann niemand sonst tun, denn als die Christen. Denn Vergebung der Sünden glauben und darum bitten, ist des Heiligen Geistes Werk. Wo der Heilige Geist nicht ist, da wird man es langsam tun. Wie man an den Feinden des Evangelium, am Papst und seinem Haufen sieht; die sind große, schreckliche Sünder, aber sie fühlen es nicht, bitten darum auch nicht dafür. Kommt es aber einmal dazu, daß sie es fühlen müssen, da werden sie nicht stehen können, sondern müssen verzweifeln. Besonders weil sie von diesem Bild nichts wissen, daß Christus auferstanden und keine Sünde mehr an sich hat. Ein Christ aber, soviel er von diesem Bilde mit dem Glauben faßt, so viel hat er Seligkeit in Christus Jesus, der von den Toten auferstanden, nicht mehr blutig, sondern schön, lieblich und herrlich ist. Denn eben wie er zuvor um unsere Sünden willen blutig gewesen und am Kreuz gehangen ist: also ist er jetzt uns zum Trost schön, rein und in einem ewigen Leben, daß wir uns über ihn freuen und trösten sollen; denn es ist auch um unseretwillen geschehen.
Also ist beides bei einander: dem Glauben nach an Christus sind wir rein und heilig; dem alten Adam nach sind wir unrein und Sünder. Solchen Unflat sollen wir in das Vater Unser werfen, so sind wir heilig, obwohl wir Sünder sind. Denn wir wissen, es fehle uns noch, was da wolle, so ist doch unser Herr und Haupt, Christus, von den Toten auferstanden; der hat keine Sünde, keinen Tod mehr an sich. Also haben wir durch den Glauben an ihn auch weder Sünde noch Tod. Wer aber nicht glaubt und Christus nicht hat, der muß bei allen seinen Werken und Gottesdienst ein Sünder sein und bleiben, da hilft nichts anderes.
Darum sollen wir solches fröhliche, liebliche, tröstliche Osterbild mit Fleiß ansehen und in uns bilden. Denn in diesem Bild ist weder Sünde noch Tod. So dich nun die Sünde anfechten will und das Gewissen dich betrüben, das du dies oder das getan und im Glauben schwach gewesen, so halte dich hier, und sprich: wahr ist es, ich bin ein Sünder, ich bin schwach im Glauben, das kann ich ja nicht leugnen; aber ich tröste mich darüber, daß ich weiß, Christus Jesus hat meine Sünde auf sich genommen und sie getragen. Aber am Ostertag ist er so auferstanden, daß alle Sünde und Sündenstrafe verschwunden ist. Da sage mir nun, du Sünde, du Tod, du Teufel, was hat dir der Mann getan, daß du ihn vor Pilatus verklagt und an das Kreuz gebracht hast? Hast du daran auch recht getan? Da wird Sünde, Tod und Teufel bekennen müssen, sie haben Unrecht getan.
So kannst du zu Sünde, Tod und Teufel sagen: So verschwinde und laß mich auch zufrieden. Wer also den Teufel abweisen kann und auf den Herrn Christus, an welchem er sich das Maul verbrannt hat, der ist gesund.
Das ist die rechte Lehre vom Glauben da jedermann denken kann, er habe es und könne es. Aber es sind ihrer wahrlich wenig, die es recht können; denn es läßt sich mit Worten weder ein- noch ausreden; der Heilige Geist muß es tun. So du nun diese Kunst kannst, so bist du ein Christ. Kannst du es aber noch nicht, so danke Gott, daß du unter dem Haufen bist, die doch solches gern hören und ungern lästern wollen; wie Türken, Juden und Katholiken tun: die wollen ihrer Person wegen so fromm sein, daß sie vor Gottes Gericht treten dürfen, und ohne dieses Bild mit dem Tod, mit der Sünde und dem Teufel fechten. Da muß der Glaube ganz untergehen. Du aber lerne, daß du auf deiner Herrlichkeit nicht baust, und dieses Bild Christi dir also so einbildest, als weißt du nichts von dir; eben wie deine Augen sich selbst nicht sehen, wenn du gehst; auf das du allein Christus, der von den Toten auferstanden, Sünde und Hölle überwunden hat, in deinem Herzen hast; so bist du genesen. Dazu helfe uns unser lieber Herr Christus Jesus, Amen.