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Luther, Martin - Ein Bekenntnis

Luther, Martin - Ein Bekenntnis

1538

Weil ich sehe, daß Aufruhr und Irrtum je länger je mehr werden und das Toben und Wüten des Satans nicht aufhört, und damit nicht noch während meines Lebens oder nach meinem Tod einige sich auf mich berufen und meine Schriften, um ihre Irrtümer zu bekräftigen, fälschlich anführen, wie die Sakraments und Taufschwärmer es zu tun anfingen, deshalb will ich mit dieser Schrift vor Gott und aller Welt meinen Glauben Stück für Stück bekennen, bei dem ich gedenke zu bleiben bis in den Tod, um in ihm, wozu mir Gott helfe, von dieser Welt zu scheiden und vor unseres Herrn Jesu Christi Richterstuhl zu kommen. Und wenn jemand nach meinem Tode würde sagen: Wenn der Luther jetzt lebte, würde er diesen oder jenen Artikel anders lehren und halten, denn er hat ihn nicht genug bedacht, sage ich jetzt wie dann und dann wie jetzt dagegen, daß ich durch Gottes Gnade alle diese Artikel habe aufs fleißigste bedacht und im wiederholten Durchgang durch die Schrift oftmals geprüft; ich will sie so gewiß verfechten, wie ich jetzt habe das Sakrament des Altars verfochten. Ich bin jetzt nicht trunken, noch rede ich unbedacht. Ich weiß, was ich rede, fühle auch deutlich, was mir's gilt im Blick auf des Herrn Jesu Christi Wiederkunft im Jüngsten Gericht. Darum soll mir niemand einen Scherz oder leichtfertige Worte draus machen. Es ist mir ernst. Denn ich kenne den Satan durch Gottes Gnade zum großen Teil. Kann er Gottes Wort und Schrift verkehren und verwirren, sollte er das nicht auch tun mit meinen Worten oder denen eines ändern?

Erstens glaube ich von Herzen den hohen Artikel der göttlichen Majestät, daß Vater, Sohn, heiliger Geist, drei voneinander unterschiedene Personen, ein rechter, einziger, wesentlicher, wahrer Gott ist, Schöpfer Himmels und der Erde, aller Dinge wider die Arianer, Makedonier, Sabellianer und dergleichen Ketzerei - 1. Mose l, wie das alles bisher sowohl in der römischen Kirche als auch in aller Welt bei den anderen christlichen Kirchen gehalten worden ist.

Zweitens glaube und weiß ich, daß die Schrift uns lehrt, daß die mittlere Person in Gott, nämlich der Sohn, allein ist wahrer Mensch geworden, von dem heiligen Geist ohne Zutun eines Mannes empfangen und von der reinen, heiligen Jungfrau Maria als von seiner rechten, natürlichen Mutter geboren, wie das alles St. Lukas klar beschreibt und wie es die Propheten verkündigt haben. Es ist also nicht der Vater oder der heilige Geist Mensch geworden, wie etliche Ketzer gelehrt haben. Auch hat Gott, der Sohn, nicht allein den Leib ohne Seele, wie etliche Ketzer gelehrt haben, sondern auch die Seele, das heißt ein ganzes, volles Menschsein, angenommen. Er ist als rechter Nachkomme Abraham und David verheißen und als natürlicher Sohn Marias geboren worden, in jeder Weise und Gestalt ein rechter Mensch, wie ich es selbst bin und alle anderen, nur, daß er ohne Sünde allein von der Jungfrau durch den heiligen Geist gekommen ist. Ich glaube, daß dieser Mensch ist wahrhaftig Gott als eine, ewige, unzertrennliche Person aus Gott und Mensch geworden, so daß Maria, die heilige Jungfrau, sei eine rechte, wahre Mutter nicht allein des Menschen Christus, wie die Nestorianer lehren, sondern des Sohnes Gottes, wie Lukas spricht: »Was in dir geboren wird, soll Gottes Sohn heißen.« (Luk. 1,35) Das ist mein und aller Herr, Jesus Christus, Gottes und Marien einziger, rechter, natürlicher Sohn, wahrer Gott und Mensch.

Auch glaube ich, daß dieser Gottes und Marien Sohn, unser Herr Jesus Christus, hat für uns arme Sünder gelitten, ist gekreuzigt, gestorben und begraben, womit er uns von Sünde, Tod und ewigem Zorn Gottes durch sein unschuldiges Blut erlöst hat, und daß er am dritten Tage ist auferstanden vom Tode und aufgefahren gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, ein Herr über alle Herren, König über alle Könige und über alle Kreaturen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, über Tod und Leben, über Sünde und Gerechtigkeit. Denn ich bekenne und weiß aus der Schrift zu beweisen, daß alle Menschen von einem Menschen, Adam, gekommen sind und von diesem durch die Geburt mit sich bringen und erben den Fall, Schuld und Sünde, die dieser Adam im Paradies durch des Teufels Bosheit begangen hat, und daß so mit ihm alle miteinander in Sünden geboren werden, leben und sterben und des ewigen Todes schuldig sein müßten, wenn nicht Jesus Christus uns zu Hilfe gekommen wäre und solche Schuld und Sünde als ein unschuldiges Lämmlein auf sich genommen, für uns durch sein Leiden bezahlt hätte und noch täglich für uns einsteht und für uns eintritt als ein treuer, barmherziger Mittler, Heiland und einziger Priester und Bischof unserer Seelen.

Hiermit verwerfe und verdamme ich als lauter Irrtum alle Lehren, die unsem freien Willen preisen, als solche, die dieser Hilfe und Gnade unseres Heilandes Jesus Christus geradewegs widerstreben. Denn weil außer Christus der Tod und die Sünde unsere Herren und der Teufel unser Gott und Fürst ist, kann da keine Kraft noch Macht, keine Klugheit noch Verstand sein, womit wir Gerechtigkeit und Leben uns könnten bereiten oder erstreben, sondern müssen verblendet und gefangen, des Teufels und der Sünde eigen sein, so daß wir tun und denken, was ihnen gefällt und wider Gott und seine Gebote ist.

So verdamme ich auch sowohl die neuen wie die alten Pelagianer, die die Erbsünde nicht wollen lassen Sünde sein, sondern ein Gebrechen oder Fehler. Aber weil der Tod über alle Menschen hin gehet, kann die Erbsünde nicht ein Gebrechen, sondern muß eine äußerst große Sünde sein, wie St. Paulus sagt: »Der Sünde Sold ist der Tod« (Röm. 6,23) und nochmals: »Die Sünde ist des Todes Stachel.« (l.Kor.15,56) So spricht auch David, Ps.51,7: »Siehe, ich bin in Sünden empfangen, und meine Mutter hat mich in Sünden getragen.« Er spricht nicht: Meine Mutter hat mit Sünden mich empfangen, sondern: Ich, Ich, Ich bin in Sünden empfangen. Und meine Mutter hat mich in Sünden getragen das heißt, daß ich im Mutterleibe aus Sündensamen bin gewachsen, wie das die Bedeutung des hebräischen Textes ist.

Danach verwerfe und verdamme ich auch als lauter teuflischen Aufruhr und Irrtum alle Orden, Regeln, Klöster, Stifte und was von Menschen über und außer der Schrift ist erfunden und eingesetzt, mit Gelübden und Pflichten verfaßt, auch wenn viele große Heilige darin gelebt und als die Auserwählten Gottes zu dieser Zeit dadurch verführt und doch endlich durch den Glauben an Jesus Christus erlöst worden und entronnen sind. Denn weil diese Orden, Stifte und Sekten in der Meinung gelebt und gehalten werden, daß man durch diese Wege und Werke wolle und könne selig werden, der Sünde und dem Tod entlaufen, so ist's eine öffentliche, greuliche Lästerung und Verleugnung der einzigen Hilfe und Gnade unseres einzigen Heilands und Mittlers Jesus Christus. Denn es ist uns sonst kein Name gegeben, durch welchen wir sollen selig werden außer diesem, der da heißt Jesus Christus. Es ist unmöglich, daß es weitere Heilande, Wege oder Weisen gäbe, um selig zu werden, außer durch die einzige Gerechtigkeit, die unser Heiland Jesus Christus ist. Er hat sich uns geschenkt und sich für uns vor Gott gestellt als unser einziger Gnadenstuhl, Röm. 3,25.

Es wäre gewiß fein, wenn man Klöster oder Stifte in der Absicht unterhielte, in ihnen junge Leute Gottes Wort, die Schrift und christliche Zucht zu lehren, wodurch man feine, geeignete Männer zu Bischöfen, Pfarrern und anderen Dienern der Kirche, auch zu weltlichem Regiment tüchtige, gelehrte Leute und feine, züchtige, gelehrte Weiber, die hernach christlich das Haus führen und Kinder aufziehen könnten, ausbildete und vorbereitete. Aber einen Weg der Seligkeit da zu suchen, ist Teufelslehre und Teufelsglauben, 1. Tim. 4,1-5.

Aber die heiligen Orden und rechten Stifte, die von Gott eingesetzt sind, sind diese drei: das Priesteramt, der Ehestand, die weltliche Obrigkeit. Alle, die im Pfarramt oder im Dienst des Wortes vorgefunden werden, sind in einem heiligen, rechten, guten, Gott angenehmen Orden und Stand - wie die, die predigen, die Sakramente reichen, dem allgemeinen Armenkasten vorstehen, Küster und Boten oder Knechte, die diesen Personen dienen. Dieses sind lauter heilige Werke vor Gott. Ebenso, wer Vater und Mutter ist, das Haus wohl regiert und Kinder erzieht zu Gottes Dienst, ist auch lauter Heiligtum und heiliges Werk und heiliger Orden. Desgleichen, wo Kinder oder Gesinde den Eltern oder Herren gehorsam sind, ist auch lauter Heiligkeit; und wer darin erfunden wird, der ist ein lebendiger Heiliger auf Erden. So auch Fürst oder Oberherr, Richter, Amtleute, Kanzler, Schreiber, Knechte, Mägde und alle, die diesen dienen, dazu alle, die Untertan und gehorsam sind: alles lauter Heiligtum und heiliges Leben vor Gott, weil diese drei Stifte oder Orden in Gottes Wort und Gebot gefaßt sind. Was aber in Gottes Wort gefaßt ist, das muß heilig sein, denn Gottes Wort ist heilig und heiligt alles, was an ihm und in ihm ist.

Über diesen drei Stiften und Orden ist nun der allgemeine Orden der christlichen Liebe, in dem man nicht allein den drei Orden, sondern auch allgemein einem jeden Bedürftigen mit allerlei Wohltat dient wie: Speisen die Hungrigen, Tränken die Durstigen, Vergeben den Feinden, Bitten für alle Menschen auf Erden, Leiden allerlei Böses auf Erden. Siehe, das alles sind lauter gute, heilige Werke. Dennoch ist keiner dieser Orden ein Weg zur Seligkeit. Sondern es bleibt nur der eine Weg über diesen allen, nämlich der Glaube an Jesus Christus. Denn es ist etwas ganz anderes: heilig und selig zu sein. Selig werden wir allein durch Christus, heilig aber sowohl durch diesen Glauben als auch durch diese göttlichen Stifte und Orden. Es können auch Gottlose gewiß viel Heiliges haben, sind aber darum nicht selig drin. Denn Gott will solche Werke von uns haben zu seinem Lob und Ehre. Und alle die, die in dem Glauben an Christus selig sind, die tun diese Werke und halten diese Orden. Im Sinne dessen aber, was vom Ehestand gesagt ist, soll man auch den Witwen und Jungfrauenstand verstehen. Denn sie gehören zum Hause und zum Haushalten. Wenn nun diese Orden und göttlichen Stifte nicht selig machen, was sollen dann die Teufelsstifte und Teufelsklöster tun, die ganz ohne Gottes Wort aufgekommen sind und dazu wider den einzigen Weg des Glaubens streben und toben?

Drittens glaube ich an den heiligen Geist, der mit dem Vater und dem Sohn ein, wahrer Gott ist und vom Vater und Sohn ewig kommt, in einem und demselben göttlichen Wesen und Natur eine von jenen unterschiedene Person. Durch diesen, als eine lebendige, ewige, göttliche Gabe und Geschenk, werden alle Gläubigen mit dem Glauben und ändern geistlichen Gaben geziert, vom Tod auferweckt, von Sünden befreit und zuversichtlich und getrost, frei und sicher im Gewissen gemacht. Denn so wahr wir dieses Geistes Zeugnis in unserm Herzen fühlen, pochen wir darauf, daß Gott will unser Vater sein, Sünde vergeben und ewiges Leben geschenkt haben.

Das sind die drei Personen und ein Gott, der sich uns allen selbst ganz und gar gegeben hat mit allem, was er ist und hat. Der Vater gibt sich uns mit Himmel und Erde samt allen Kreaturen, so daß sie uns dienen und nützen müssen. Aber diese Gabe ist durch Adams Fall verfinstert und unnütz geworden. Darum hat danach auch der Sohn sich selbst uns gegeben, alle seine Werke, Leiden, Weisheit und Gerechtigkeit geschenkt und uns mit dem Vater versöhnt, damit wir, wieder lebendig und gerecht, auch den Vater mit seinen Gaben erkennen und haben können.

Weil aber diese Gnade niemandem nützte, wenn sie heimlich und verborgen bliebe und zu uns nicht kommen könnte, so kommt der heilige Geist; auch er gibt sich uns ganz und gar. Er lehrt uns diese Wohltat Christi, die uns erzeigt ist, erkennen, hilft, sie zu empfangen und zu behalten, nützlich zu gebrauchen und auszuteilen, zu mehren und zu fördern. Diese tut er sowohl innerlich wie äußerlich: innerlich durch den Glauben und andere geistliche Gaben, äußerlich aber durchs Evangelium, durch die Taufe und das Sakrament des Altars, durch welche er als durch drei Mittel oder Weisen zu uns kommt und das Leiden Christi in uns lebendig macht und der Seligkeit dienen läßt.

Darum halte und weiß ich, daß, wie es nicht mehr als ein Evangelium und einen Christus gibt, so gibt es auch nicht mehr als eine Taufe, und daß die Taufe als sie selbst eine göttliche Ordnung ist, wie sein Evangelium es auch ist. Wie das Evangelium darum nicht falsch oder unrecht ist, daß etliche es falsch gebrauchen oder lehren oder nicht glauben, so ist auch die Taufe nicht falsch noch unrecht, selbst wenn etliche sie ohne Glauben empfingen oder spendeten oder sonstwie mißbrauchten. Deshalb verwerfe und verdamme ich ganz und gar die Lehre der Wiedertäufer und Donatisten und wer sie auch sind, die wiedertaufen. Ebenso rede ich auch und bekenne das Sakrament des Altars, daß dort in Brot und Wein wahrhaftig Leib und Blut Jesu Christi mit dem Mund gegessen und getrunken wird, selbst wenn die Priester, die es reichen, oder die, die es empfangen, nicht glaubten oder es auf eine andere Weise mißbrauchten. Denn es gründet und steht nicht auf dem Glauben oder Unglauben der Menschen, sondern auf Gottes Wort und Ordnung, es sei denn, daß sie zuvor Gottes Wort und Ordnung ändern und anders deuten, wie die jetzigen Feinde des Sakraments es tun, welche ohne Zweifel nur Brot und Wein haben; denn sie haben auch die Worte und eingesetzte Ordnung Gottes nicht, sondern haben diese nach ihrem eigenen Gutdünken verkehrt und verändert.

Danach glaube ich, daß eine, heilige, christliche Kirche ist auf Erden, das heißt die Gemeinde, Menge oder Versammlung aller Christen in aller Welt, die eine Braut Christi und sein geistlicher Leib, dessen einziges Haupt er ist. Die Bischöfe oder Pfarrer sind nicht ihre Häupter noch Herren noch Bräutigame, sondern ihre Diener, Freunde und, was das Wort »Bischof« besagt: solche, denen die Aufsicht, Fürsorge und Vorsorge anvertraut ist. Diese Christenheit findet sich nicht allein unter der römischen Kirche und dem Papst, sondern in aller Welt, wie die Propheten verkündigt haben, daß das Evangelium von Christus werde in alle Welt kommen, Ps. 2 und Ps. 19,5, daß also unter Papst, Türken, Persern, Tataren und allenthalben die Christenheit zerstreut ist leiblich, aber versammelt geistlich, in einem Evangelium und einem Glauben unter einem Haupt, das Jesus Christus ist. Denn das Papsttum ist ohne Zweifel das rechte antichristliche Regiment und die rechte widerchristliche Tyrannei, die im Tempel Gottes sitzt und regiert mit Menschengeboten, wie Mat. 24,24 Christus und 2. Thess. 2,4 Paulus verkündigen. Wiewohl daneben der Türke und alle Ketzereien, wo sie sind, auch zu diesem Greuel gehören, von dem geweissagt ist, daß er an der heiligen Stätte stehen wird. Aber dem Papsttum sind sie nicht gleich.

In dieser Christenheit und wo sie ist, da ist Vergebung der Sünden, das heißt ein Königreich der Gnade und des rechten Ablasses. Denn dort ist das Evangelium, die Taufe, das Sakrament des Altars, darin Vergebung der Sünden angeboten, geholt und empfangen wird; ja, dort ist Christus, sein Geist und Gott. Außerhalb dieser Christenheit ist kein Heil noch Vergebung der Sünden, sondern ewiger Tod und Verdammnis; auch wenn großer Schein der Heiligkeit da ist und viele gute Werke, so ist doch alles verloren. Diese Vergebung der Sünden aber ist nicht auf einmal, in der Taufe, zu erwarten, wie die Novatianer lehren, sondern so oft und soviel mal, wie man ihrer bedarf, bis in den Tod.

Aus diesem Grunde halte ich viel von der Einzelbeichte, weil in ihr Gottes Wort und Absolution zur Vergebung der Sünden unter vier Augen einem jeden einzeln zugesprochen wird und er, sooft er will, in ihr diese Vergebung und Trost, Hilfe, Rat und Unterweisung haben kann. Daher ist sie ganz kostbar und nützlich für die Seele, sofern man sie niemandem mit Gesetzen und Geboten aufdrängt, sondern sie frei sein läßt - einem jeden für seine Not, wann und wo er sie in Anspruch nehmen will, gleich wie es frei ist, Rat und Trost, Unterweisung und Lehre zu holen, wann und wo Not oder Wille es fordern. Sie ist ganz kostbar, sofern man nicht alle Sünden aufzuzählen und zu berichten zwingt, sondern nur die, welche am meisten drücken oder welche jemand nennen will. In jeder Hinsicht so, wie ich es im Betbüchlein habe geschrieben.

Der Ablaß aber, den die Papstkirche hat und gibt, ist ein lästerlicher Betrug. Nicht allein, weil sie über die allgemeine Vergebung hinaus, die in aller Christenheit durch das Evangelium und Sakrament gegeben wird, eine besondere Vergebung erdichtet und einrichtet und damit die allgemeine Vergebung schändet und entwertet, sondern weil sie auch die Genugtuung für die Sünde stellt und gründet auf Menschenwerk und der Heiligen Verdienst, wo doch allein Christus für uns genug tun kann und genug getan hat.

Was die Fürbitte für die Toten betrifft, so halte ich es, weil die Schrift nichts davon meldet, nicht für Sünde, aus freier Andacht so oder desgleichen zu bitten: Lieber Gott, steht es um die Seele so, daß ihr zu helfen ist, so sei ihr gnädig. Und wenn dieses Gebet einmal geschehen ist oder zweimal, so laß es genug sein. Denn die Vigilien und Seelenmessen und jährlichen Totenbegängnisse nützen nichts und sind des Teufels Jahrmarkt. Wir haben auch nichts in der Schrift vom Fegfeuer; es ist ohne Zweifel auch von den Poltergeistern aufgebracht worden. Darum halt ich, daß nicht not sei, ein Fegfeuer zu glauben, wiewohl Gott alle Dinge möglich sind und er gewiß auch könnte die Seele peinigen lassen nach ihrer Trennung vom Leibe. Aber er hat's nicht lassen sagen noch schreiben. Darum. will er's auch nicht geglaubt haben. Ich kenne aber ein anderes Fegfeuer gut. Aber von diesem ist nichts in der Gemeinde zu lehren; man kann dagegen auch nichts mit Stiftungen von Totenmessen und Vigilien tun.

Die Anrufung der Heiligen haben andere angegriffen, ehe ich es tat. Und mir gefällt es, und ich glaub's auch, daß allein Christus ist als unser Mittler anzurufen; das sagt die Schrift und ist gewiß. Von der Anrufung der Heiligen aber ist nichts in der Schrift; darum ist es ungewiß und nicht zu glauben.

Die [letzte] Ölung ließe ich durchgehen, wenn man sie dem Evangelium gemäß hielte, Mk. 6,13 und Jak. 5,14-16. Aber ein Sakrament aus ihr zu machen, ist nichts. Denn wie man anstatt der Vigilien und Seelenmessen gut könnte eine Predigt halten vom Tod und ewigen Leben und so bei dem Begräbnis beten und unser Ende bedenken, wie es scheint, daß die Alten es getan haben, so wäre es auch gewiß fein, wenn man zum Kranken ginge, für ihn betete und ihm Trost zuspräche. Und wenn man daneben ihn im Namen Gottes mit Öl salben will, soll das frei sein.

So darf man auch kein Sakrament aus der Ehe und dem Priesteramt machen. Sie sind heilige Orden auf andere Weise und als solche sich selbst genug. Und die Buße ist nichts anderes als Ausübung und Kraft der Taufe, so daß nur diese zwei Sakramente bleiben: Taufe und Abendmahl des Herrn neben dem Evangelium, worin uns der heilige Geist Vergebung der Sünden reichlich darreicht, gibt und übt.

Für den größten Greuel aber halte ich die Messe, wenn sie als ein Opfer oder gutes Werk gepredigt und verkauft wird worauf denn jetzt alle Stifte und Klöster stehen, aber, so Gott will, bald liegen werden. Denn wiewohl ich ein großer, schwerer, schändlicher Sünder bin gewesen und meine Jugend auch verdammenswert zugebracht und verloren habe, so sind doch das meine größten Sünden, daß ich so ein heiliger Mönch gewesen bin und mit so vielen Messen über 15 Jahre lang meinen lieben Herrn so greulich erzürnt, gemartert und geplagt habe. Aber Lob und Dank sei seiner unaussprechlichen Gnade gesagt in Ewigkeit, daß er mich aus solchem Greuel herausgeführt hat und noch täglich mich, obwohl ich sehr undankbar bin, erhält und stärkt in rechtem Glauben.

Dementsprechend habe ich geraten und rate noch, die Stifte und Klöster samt den Gelübden zu lassen und sich aus ihnen heraus zu begeben in die rechten christlichen Orden, damit man diesen Greueln der Messen und lästerlichen Heiligkeit wie Keuschheit, Armut, Gehorsam -, wodurch man sich vornimmt, selig zu werden, entlaufe. Denn so fein es gewesen ist im Anfang der Christenheit, im Jungfrauenstand zu leben, so greulich ist's jetzt, weil man dadurch Christi Hilfe und Gnade verleugnet. Denn man kann gewiß als Jungfrau, als Witwe und keusch leben ohne diese lästerlichen Greuel.

Bilder, Glocken, Meßgewänder, Kirchenschmuck, Altarlichter und dergleichen halte ich frei. Wer will, kann's lassen. Wiewohl ich Bilder aus der Schrift und von guten Historien für sehr nützlich, doch frei und dem jeweiligen Ermessen anheimgestellt halte. Denn mit den Bilderstürmern halte ich's nicht.

Als Letztes glaube ich die Auferstehung aller Toten am Jüngsten Tage, sowohl der Gerechten wie der Bösen, damit dort ein jeder empfange an seinem Leibe, wie er's verdient hat, und also die Gerechten ewig leben mit Christus und die Bösen ewig sterben mit dem Teufel und seinen Engeln. Denn ich halte es nicht mit denen, die lehren, daß die Teufel auch werden endlich zur Seligkeit kommen.

Das ist mein Glaube, denn so glauben alle rechten Christen und so lehrt uns die heilige Schrift. Was ich aber hier zu wenig gesagt habe, werden mir meine Büchlein zur Genüge bezeugen, besonders die, die in den letzten vier oder fünf Jahren hinausgegangen sind. Ich bitte alle frommen Herzen, mir dafür Zeugen zu sein und für mich zu bitten, daß ich in diesem Glauben fest bestehen und mein Leben beschließen kann. Denn wenn ich, wovor mich Gott bewahre, aus Anfechtung und Todesnöten etwas anderes würde sagen, so soll es doch nichts sein; ich will hiermit öffentlich bekannt haben, daß es unrecht und vom Teufel eingegeben ist. Dazu helfe mir mein Herr und Heiland Jesus Christus, der gebenedeit ist in Ewigkeit. Amen.

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