Luther, Martin - Das teutsch Requiem der verbranten Bullen und Bebstlichen Rechten.
Basel 1520
Hin ir vertribne / elende / unnd verweiste Römer und Römler / weynent und heulent. Aber ir erledigte Teutschen erfrewet euch / ja frolockent alle christglaubige menschen / ddann der hart strick der menschlichen Recht und gesetz ist durch götlichen willen und hilff gleich als mit einem scharpfen beyel zerhawen. Got lob / wir seint erlöseth und erlediget worden. O wol ein loblich handlung ist diß gewest / und die einem Christen aufs aller best ansteet / und die ungezweifelt durch götlich eingeben ergangen ist / die auch on zweifel in der gegenheit der ewig lebenden den seligen wol gefallen würt. Des halben billich ein jeder Christglaubiger mensch und liebhaber Christlicher selickeit von herzen mit zusammenschlaen der hende sein freüd anzeigen soll. O es ist warlich ein redliche tat / und ein solche / der wir zu eren unnd gedechtnüß billich ein gantz gulden leibzeichenn in die kirchen setzen solten / dan er sey gewest wer er welle / der sich des understanden / der als er in erfarung kommen / wie übel / unredlich / und betrüglich mit dem götlichen Evangelium ist gehandelt worden / sich der selben beschwerung erbarmpt und mit Christlichem zorn also darüber bewegt ist worden / das er hindan gesetzt die forcht und besorgung vor der Römischen tyranney und wutterlichen regierung der Römler / bey im beschlossen hat dem lamten und hinckenden Vulcanus oder abgott des fewrs / ein lebendigs ganz verbrantzs opffers der hinckenden und lamen Bebstlichen geystlichen Recht / mitt unerschrocknem menlichen gemut geopffert hat. O es ist wie man pflegt zusprechen je ein rechte sturtzn zu einem solchen haber oder dopf gewest. Nempt war dz aller heylsamste wasser des gotlichen gesetzes / dz so lange zeyt mit der faulen pfitzen der Decret oder Bebstlichen Recht war betrubt / unreyn und vergifft worden / mag man nun reyner unnd lautrer hören. Nempt war das ließlich joch des hern mag man nun on forcht der Römischen Tyranney widerumb halten. Nempt war / dan man darff nun die warheyt frey und on beschwerung reden / man würt nun widerumb on entgeltnüß und schaden Christen sein / und dem herren Christo / das bis har nitt beschehen on schmehung nachvolgen. Nempt war die himmel seint nun widerumb von jnnen selbst geoffnet / durch die gutig barmhertzigkeyt gottes / und man mag hinfür mitt gerader verachtung der kauffhantierung des Ablaßmarckts in himmel vergeblich kommen. Nempt war man würt hinfur die ewige unnd unsterbliche umschweriff und umbwege der irrigen / und am gericht hangenden sachen / durch die eynig aller gerechtigste gute der keyserlichen und weltlichen Recht und gesetz / glewich als durch ein kurtzen weg auffs aller fürderlichst hinlegen mogen. Nempt war die geystliche lehen und pfründen würt man nun on die ketzerisch / simonisch / geltsaugende / und gutbegirige hantierung / kauffung / verkauffung und ab und indringung der selben leut megen besitzen. Nempt war der groß und aller fruchtbarß schnit so vyler Bebstlichen briefe / gleich als das hundertheubtig wunder Hydra ist mit dem fewr vom himmel herab gefallen biß auff die würzlen außgebrante unnd außgerüdeth. Nempt war itzo kan man sehen wie teutschland ist erlöst unnd erledigt worden von den geltsuchenden botschafften der bebstischen geschickten / die warlich ser schedlichen geste seint gewest. Nempt war sovyl freveler mutwilliger und nichtiger dondersteyn und wetter des Bannes seint gleich als glesern veracht und gentzlich zerknüst worden. Nempt war domit ich mit wenig worten vyl begreiff / itzo mag man on nachteyl straff und schaden glaubig / Christen / frumm / redlich und auffredcht sein. Darumb sol nit allein der so dise verderbliche abgötterey / und so verfürische menschliche recht unnd gesetz / mit rechter straff des verbrennens sich bevleist u vertilgen in die schuld unnd mase der beleidigten maiestet und geschmechten obrickeit oder versterung götlicher ding nicht fallen / wie sich die widerwertigen understen im stetigs zu trawen / sondern ein jeder christlicher mensch sich wider dise Römische Betriegerey und arglistickeit / do mit wir so lange zeit seint verfürt worden / und die wir so vleissig gelesen / und den wir so emsig gefolgeth / setzen und sperren / und des ein ser grossen schmerzen und verdries haben / das wir die Bebstliche recht / wie wol sie nichts anders seint dann verwürte strick / gleich dem hochwirdigsten heiltumb des heiligen Evangeliums bes her mit so grosser unbillickeit und schaden geert haben.
Requiem igitur eternam dona eis domine Derhalben o her gib jnen die ewige ruwe / und laß jnen in allen landen das liecht des verzerenden fewrs zu ewigen zeyten leuchten / auff das sie nit villeicht von einem Antichrist oder widerchristen durch ein Pythagorisch widergeburt widerumb vom todt aufferweckt / uns hund nicht lassen rwen / unnd erbarlich / tugentlich / unnd christlich leben. Darumb wünsche wir jnen dz sie rwen in jrem frid on end / das ist biß sich himmel und erden bewegen werden.
Entlich glauben wir vestigllich dz die selen durch rechten rachsal gottes im fegfewr enthalten / sich fast ser erfrawen werden / so bald sie durch die Botschafft die zu jnen auß dem himmel kommen würt / versteen und erfaren werden / das die verfürische geistliche bebstische Recht zusampt und neben jren stifftern und auffsetzern / seint in der hell in eyn solche herberg angenommen / die jnen gebürt und zusteet. Dan weyl man furgeben hat das sie solten durch den erlogen ertichten / und ungegründten gewalt / des Bischoffs von Rom mitt langer und ewiger handt erlost und geseligt sein / seint warlich die freünd unchristlich verfürt worden / weyl disser glaub vergeblich sein soll / das die selen der fründe / der gütigen hilff der gebet unnd almusen nicht bedürfften / und sie derhalben mit keynem gutigen unnd christlichen gedechtnüß / trost und fürderung zu erzeygen sich bevlissen haben / warlich die geistlichen Recht horten widerumb nit unbillich von den selen dise meynung. Bistu dan wie du dich berumpt hast / der finger gottes / so erhalt dich selbst und uns. Weyl dan die bebstische gesetz mitt so unchristlicher verfügung uns verspot haben / so seint sie auch billich verspot und mit dem rauch vertilgt worden.
Dem nach almechtiger got ein gütiger verfüger und wircker disses billichen und rechten totds der bebstlichen Recht / dich bitten wir weyl du dich so gnediglich über unsere verfürung erbampt hast / underhalt und selige uns vor einem so verdienten / billichen / und scheinbaren todt. Amen.
Mein lieber läser / diß hab ich eylend zusammen gebracht / derhalben bitt ich dich du wollest für gut nemen / dan in dem biechlein so ich in kurtz werd mich untersteen zu machen / würdestu villeicht ein bessers bedencken lesen.