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Kügelgen, Wilhelm von - Andachten
Psalter
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!
(Ps. 90, 12.)
Eine wie wichtige Mahnung, besonders wichtig für unsere leichtlebige und leichtsinnige Zeit, welche meist nur so in den Tag hineinlebt und sichs hier auf Erden recht behaglich und wohnlich macht und sich gar nicht als Gäste und Fremdlinge fühlt! Ach und es ist doch so nötig, bei Zeiten die selige Sterbekunst zu lernen, damit, wenn der Sold der Sünde, welchem ja Jesus durch Seinen Tod den Stachel genommen, sein Recht auch an uns geltend macht, wir getrost ausrufen können: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“
Diese selige Kunst hat aber nur Einen Lehrmeister, Jesum Christum, welcher die Schlüssel der Hölle und des Todes hat. In Ihm hat auch der Teufel seinen „Übermann“ gefunden, wie der alte liebe Wandsbecker Bote1) so schön und tröstlich schreibt. Drum lasst uns getrost und voll Zuversicht Ihm entgegengehen, denn Er kommt vielleicht bald, und Sein Lohn mit ihm! Füllen auch wir bei Zeiten die Lampen unseres Herzens mit gutem Glaubensöl, damit, wenn der Bräutigam kommt, wir als „kluge Jungfrauen“ mit eingehen können zur Hochzeit des Lammes!
Ach HErr, Du treuer Gott,
Wenn es auch geht zu Ende,
So breite Deine Hände,
Auch über meinen Tod.
Lass mich den Feind nicht schauen,
Und wende meinen Blick
Auf Dich allein zurück.
Dann gehe ich ohne Grauen,
Bei Deiner Lampe Schein,
Durch Nacht und Dunkelheiten,
Getrost mit hellen Freuden,
In Deinen Himmel ein.
Amen.