Krummacher, Gottfried Daniel - Die Wanderungen Israels durch die Wüste nach Kanaan (Moab)
Siebenundfünfzigste Predigt.
Siebenunddreißigste Lagerstätte: Moab.
Text: 4. Buch Mosis 21, 21-31.
Endlich o! welch ein endlich! - endlich sind wir mit den Kindern Israel bis zu der letzten Wüste gelangt. Sie heißt Moab. Sie schließt sich mit dem Jordan, einem Fluss, der sie von dem eigentlichen Kanaan scheidet, über welchen die Meisten hinüber oder hindurch müssen. Diese Wüste ist lang und groß, aber doch das nicht, was ihr Name andeutet, sondern teilweise wohl angebaut, voll wichtiger Städte und Dörfer, fruchtbar, ein ergiebiges Weinland, wo kostbarer roter Wein wuchs, und zum Teil ein Erbe Israels; auch gab es köstliche Salben drinnen, namentlich zu Gilead. Es ist die letzte, aber auch die gefährlichste Wüste, in welcher Moses selbst sein Grab fand, worin Israel sich mit Abgötterei und Hurerei befleckte, und 24.000 zur Strafe erwürgt wurden, wo der falsche Prophet Bileam seine gefährlichen Netze spann und mit teuflischer Klugheit seine wohlberechneten Schlingen legte. In dieser Wüste setzte Moses den Josua an seine Stelle und schrieb hier sein fünftes Buch.
Hier nun fingen die zu Nataliel gegebenen Verheißungen an, in Erfüllung zu gehen: ich will anheben auszuteilen, darum hebe an einzunehmen und streite. Der alte, mehr als hundertjährige Moses muss nun noch Krieg führen. Es ist aber eine seltsame Art Krieg zu führen, denn er ist des Sieges im Voraus gewiss. So sind eben die geistlichen Kriege beschaffen. Wir überwinden weit das ist das Feldgeschrei. Und warum überwinden wir weit? Um deswillen, der uns geliebt hat. Diese Art Krieg zu führen ist nur im Reiche Gottes bekannt und im Schwange und es wird von den Streitern Jesu Christi eine Taktik befolgt, die nur ihnen bekannt und ausführbar ist durch den Heiligen Geist. Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern geistlich und mächtig vor Gott, damit wir verstören und gefangen nehmen. Es ist nicht unsre Kraft, es ist nicht unser Vorsatz, Wille und steife Entschließung, es ist nicht die Schwäche unsers Gegners, worauf wir uns stützen, sondern wenn wir schwach sind, so sind wir stark, denn des Herrn Kraft ist in dem Schwachen mächtig. Sollten wir nicht ordentlich Mitleid haben mit dem alten Moses, der nun seine 120 Jahre hat, jedoch zwar schwach an den Füßen ist, dass er nicht gut mehr gehen kann, dessen Kraft aber übrigens noch nicht verfallen war und dessen Gesicht nicht abgenommen hatte. In diesem hohen Alter noch Krieg führen! so nahe vor seinem Ende! Aber wir dürfen hienieden nicht auf gute Tage rechnen. Nicht selten wird die Reise in dem Maße beschwerlicher, als sie sich Kanaan nähert. Gewöhnlich ist die letzte Station die beschwerlichste. Wir hoffen aber auf den, der uns erlöst hat, der uns täglich erlöst, dass er uns auch erlösen wird, und aushelfen aus allem Übel zu seinem himmlischen Reiche.
Das Volk nun, wogegen der Krieg geführt wurde, hieß die Amoriter. Dies war eins von denjenigen Völkern, deren Land Gott dem Abram nach 1. B. M. 15 zugesagt, ehe er noch einen Sohn hatte, und wovon der Herr Vers 16 sagt: ihre Missetat ist noch nicht alle, ihr Sündenmaß ist noch nicht voll. Und wehe den Völkern und den Personen, auf welche die Gerechtigkeit Gottes nur wartet, bis sie das Maß ihrer Sünden vollgemacht haben, wo dann ihre Ausrottung erfolgt. Nehmt derhalben eurer wohl war. Sie waren eins der Hauptvölker, welche Kanaan bewohnten, und gaben allen übrigen den Namen. Gott gebot sie gänzlich auszurotten. Aber wir hören noch 400 Jahre nachher, unter der Regierung Salomos von ihnen, der aber alles, was von ihnen übrig war, zinsbar machte. Sie verleiteten Israel mehrmals zur Abgötterei, und brachten dadurch den Zorn Gottes über sie. Sie durften niemals in die Gemeine Gottes aufgenommen werden, und Israel sich mit ihnen nicht befreunden noch ein Bündnis mit ihnen schließen. Sie stehen also da, wie ein Bild der Sünde, des Irrtums und der Verführung; wovon es heißt: tretet ab von aller Ungerechtigkeit. Sie sind ein Bild des alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verdirbt, und wovon geboten wird: zieht ihn aus, kreuzigt ihn, tötet die Glieder, die auf Erden sind. Sündigt nicht. Reißt aus. Haut ab. Habt keine Gemeinschaft mit den Werken der Finsternis. Höchst merkwürdig ist aber dasjenige, was uns im Buch der Richter Kap. 3 namentlich von den Amoritern gemeldet wird, denn sie werden daselbst unter den Heiden genannt, die der Herr ließ bleiben, dass er an ihnen Israel versuchte, die nicht wussten um die Kriege Kanaans, und dass die Geschlechter Israels wüssten und lernten streiten, die vorhin nichts drum wussten. Dieselbige blieben, Israel an denselben zu versuchen, dass es kund würde, ob sie den Geboten des Herrn gehorchten. So müssen der Aussage Jesu nach Ärgernisse sein, wenn er auch hinzusetzt: wehe der Welt um derselbigen willen, und wehe dem, durch welchen sie kommen. Er lehrt uns beten, nicht: nimm die Versuchung weg, sondern: führe uns nicht hinein. Paulus sagt: es müssen Rotten unter euch sein, auf dass die, so rechtschaffen sind, offenbar werden. Ja, wie bei Israel so werden sich mit der Zeit auch die Versuchungen steigern, so dass, wenn es möglich wäre, selbst die Auserwählten verführt würden in den Irrtum, und wirklich alle verführt werden, die auf Erden wohnen, deren Namen nicht geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lammes. Es treten im Leben des Einzelnen wie der ganzen Kirche, Umstände ein, welche statt der Wurfschaufel dienen, wo Spreu und Weizen sich scheiden müssen und werden. Wer weise ist, rüstet sich, dass er würdig werde zu entfliehen diesem allem, und zu stehen vor des Menschen Sohn. Die Amoriter sind wirklich noch am Leben, und die Vorschriften zum Verhalten wider dieselben bestehen noch in ihrer vollen Kraft. Übrigens vergleiche man Röm. 7.
Von den Kriegern Kanaans, von der geistlichen Kriegskunst und Kriegswaffen, nebst deren Gebrauch, wäre wohl viel zu sagen. Wir begnügen uns aber für diesmal damit: dasjenige anzuführen, was der Katechismus über die sechste Bitte sagt, was also lautet: „Dieweil wir in uns selbst so schwach sind, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können, und dazu unsere abgesagte Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigen Fleisch nicht aufhören uns anzufechten; so wollest du uns erhalten und stärken durch die Kraft des Heiligen Geistes, auf dass wir ihnen mögen festen Widerstand tun, und in diesem geistlichen Streit nicht unterliegen, bis dass wir endlich den Sieg vollkömmlich behalten.“ Der Name dieses Volks war Amoriter, auf Deutsch, die Schwätzer, aber auch die Gewalthaber, daher heißt ein solcher noch im Morgenlande Emir. Es sind solche, die das große Wort und die Herrschaft in der Welt führen. Daher schildert der Prophet Amos Kap. 2, 9 die Amoriter, als ein Volk, dass so hoch war wie die Zedern, und seine Macht wie die der Eichen, und preiset die mächtige Güte Gottes, dass er sie vor ihnen her vertilgte, welches aber mit Undank vergolten wurde. Alle Kanaaniter werden unter diesem Namen begriffen und sie sind Bilder alles dessen, was in uns und außer uns sich der Wahrheit, der Gottseligkeit und dem Heil widersetzt, also Irrtum und Sünde, diese Basilisken, die alles Unglück ausbrüten. Wohl sind dies zugleich Schwätzer und Gewalthaber, den Zedern und Eichen vergleichbar in Schein und Kraft. Durch Geschwätz ist alles Unheil in die Welt gekommen. Denn hätte die Schlange nicht geredet und Eva nicht gehört, so würde alles anders sein. Doch bedient sich auch Gott der Sprache und des Gehörs zum Heil der Menschen, denn der seligmachende Glaube kommt ja aus der Predigt, das Predigen aber aus dem Worte Gottes.
Wollten wir nun uns in der großen und grauenhaften Wüste des Irrtums und der Sünde - diesem Gebiet der geistlichen Amoriter - genauer umsehen, welche Ungeheuer würden uns daselbst entgegentreten! wo sollten wir den Anfang, wo das Ende finden? Doch der Anfang liegt im Paradies, das Ende in der Hölle, es sei denn, dass der Weg bei Golgatha eine andere Richtung gewinnt. Der Irrtum wurde durch eine einfältige aber gefährliche Frage in die Welt, oder vielmehr in unser Herz eingeführt, durch die Frage nämlich: sollte Gott gesagt haben? wodurch der Abfall erzeugt wurde, und der alte Mensch verdirbt sich fortwährend durch Lüste in Irrtum. Wenn man das Geschwätz der Amoriter, das ist Schwätzer, die das große Wort in der Welt führen, so dass, wie schon Assaph Psalm 73 klagt, das, was sie sagen, als vom Himmel herab geredet sein und gelten muss auf Erden wenn man sag ich, das Geschwätz der Menschen. über die wichtigsten, namentlich Religions- und Heils-Angelegenheiten erwägt, so muss man zugleich bekennen, dass es ebenso gehaltlos als anmaßend ist, bekennen, was Assaph davon bekennt, dass ihnen ihr Pöbel zufällt, und dass sie ihnen mit Haufen zulaufen, wie Wasser. Die Irrlehre ach! die Irrlehre, welche Verwüstungen hat sie von jeher angerichtet und tut es noch! Wie blutdürftig haben sich ihre Wortführer oft gegen die Wahrheit selbst und ihre Bekenner erwiesen, oder wie listig. Die Wahrheit selbst, die zugleich Weg und Leben ist, verwies man zuerst in einen Stall, danach geißelte, verspie, kreuzigte, tötete und vergrub man sie - soweit dies möglich ist. Sie stand, ihrer Natur nach, wieder auf von den Toten und fand Bekenner in Menge. Aber selbst das apostolische Ansehen vermochte nicht, dem Irrtum den Zugang zu den Gemeinen zu wehren, sondern aus ihnen selbst erstanden reißende Wölfe. In der einen Hand die Kelle zu bauen, mussten die heiligen Apostel in der andern das Schwert zum Streit führen, wie einst Israel, Nehem. 4, 17. Hier drohte die Gesetzlichkeit, das Evangelium zu verdrängen, dort lief die Freiheit Gefahr, zum Deckmantel der Bosheit gemacht und die Gnade auf Mutwillen gezogen zu werden. Hier lehrte, dort lebte man übel, da schwankte man gefährlicher Weise. Endlich umzog die grausamste Verfolgung das mutwillige Fleisch mit dornigen, nützlichen Schranken - aber äußerer Wohlstand riss sie nieder. Ein ketzerischer Pelagius griff der Wahrheit, durch Behauptung der Kraft des freien Willens, an die Wurzel, und es bedurfte der Geisteskraft, in welcher ein Augustinus ihm entgegentrat, sollte nicht aus Christo, dem Arzt, ein Moralist werden. Aber der Geist wurde zum Buchstaben. An die Stelle des Wesens trat eine Unzahl von Schein und Zeremonien. Das lautere Evangelium schwand, und ward, wo es sich zeigte, unmenschlich mit Feuer und Schwert verfolgt, so dass die Bekenner sich in Klüfte und Höhlen verkriechen mussten. An die Spitze des Wahns stellte Satan eine einzelne Person, die er als einen Stellvertreter Jesu Christi geltend zu machen und mit der höchsten Gewalt zu bekleiden wusste, da sie doch eigentlich der Stellvertreter der alten Schlange war, die unablässig dem Weibssamen in die Ferse biss, und nach Kains Art den gerechten Bruder erschlug. Doch, ich breche ab. Wenn ich aber nun der großen Wohltat gedenke, die der Friedensfürst seiner Kirche, durch jene Helden im Streit, Luther, Zwingli, Calvin, Knox, und Andere vor 300 Jahre erwiesen: so kann man das ja nicht ohne Tränen, wenn wir erwägen, wie seit stark einem halben Jahrhundert, die Amoriter aufs Neue in Kanaan herrschen. Durchzögen je genannte heilige Männer Gottes die Lande und Kirchen, die sich seit und nach ihnen lutherisch, reformirt, oder wohl gar evangelisch nennen hörten sie predigen. O! wie wenige Kirchen würden sie finden, in welchen sie zu verweilen, zuzuhören oder mitzusingen Lust haben würden, und welcher Kritik würden sie selbst ausgesetzt sein, wenn sie selber predigen wollten. Und das wird sich so bald noch nicht bessern, sondern noch gewaltig verschlimmern, ehe es besser wird. Dieser wirft Jesu einen roten, der einen weißen Mantel um, diese fragen: was soll ich machen mit Jesu von Nazareth, den man Christus nennt? jene antworten: hinweg mit ihm, und endlich fällt das Urteil dahin aus: dass ihre Bitte und Vorschlag geschehe. Denn wir Menschen haben die abscheuliche Art, dass wir dem Irrtum huldigen, weil er unserer Natur entspricht, dem Sohne Gottes aber nach Joh. 8, 45 glaubt man eben darum nicht, weil er die Wahrheit sagt. Schrecklich! Genug hiervon.
Jetzt möchte ich drei Stücke bemerklich machen, welche mir beachtungswert erscheinen. Das erste ist dieses. Alle die merkwürdigen Siege, welche Israel erlangt und wovon in diesem Kapitel die Rede ist, geschehen gleichsam Angesichts der ehernen Schlange, von welcher in den neun ersten Versen dieses Kapitels die Rede ist. Nicht gar weit von hier ward sie dies Vorbild Christi an einem Kreuz oder Querholz auf einer Anhöhe aufgerichtet und konnte von scharfen Augen auch von hier aus gesehen werden. Wie nun ehemals Ephraim und Manasse unter den kreuzweis verschlungenen, das Kreuz vor bildenden Händen des sterbenden Jakob gesegnet wurden: so geht aller Segen von dem für uns am Holz zum Fluch Gewordenen aus, und zu jedem Sieg über jeglichen Feind muss unter den segnenden, stärkenden Einflüssen dieses wundertätigen Paniers die Kraft erlangt werden. O! dass unser geistliches Gesicht also erstarke, dass wir dies Panier, dies Kreuz, diese Anhöhe nirgend aus den Augen verlieren, sollten wir auch zuweilen danach suchen müssen, bis wir den rechten Punkt treffen. Jeder Sieg ist doch nur eine Fortsetzung seines, einmal ins Ganze errungenen Sieges. Jeder Trost hat doch seinen Ursprung in seiner Traurigkeit, jeder Lichtstrahl in seiner Finsternis, jedes Leben quillt aus seinem Tode. Und es muss doch alles zu ihm kehren, was aus ihm ist hergequollen. O! dass der Segen des Kreuzes Christi sich reichlich in und über uns ergieße: so wollen wir die Amoriter schon besiegen, sie, die da herrschen, wo sich Christus der Gekreuzigte verliert. Die zweite Anmerkung ist diese: wie weiß doch der Herr, auch durch Umwege zu helfen. Diese Anmerkung gründet sich auf dasjenige, was Vers 26 von dem Könige, mit dem sie es hier zu tun hatten, gesagt wird, dies nämlich, dass er zuvor mit dem Könige der Moabiter gestritten, ihm eine Provinz genommen, und sie seinem Königreich einverleibt habe. Die Moabiter wollten, Israel musste ihnen weichen, und sie kamen ihnen, nach 5. B. Mosis 23, 3 bei ihrem Auszuge aus Ägypten nicht hilfreich entgegen, sondern suchten ihnen vielmehr auf alle mögliche Art zu schaden. Indem sie nun aber das Land des Sihon eroberten, bekamen sie die Provinz mit in Besitz, welche er früher den Moabitern abgenommen, und wurden dadurch reichlich schadlos gehalten. Gott kann auf mannichfache Weise für uns sein, geradezu oder auf einem Umwege. Saulus verfolgte die Gemeine. Der Schaden aber, den er ihr dadurch verursachte, ward dadurch reichlich ersetzt, dass das Evangelium durch diejenigen, welche er nötigte zu flüchten, noch weiter ausgebreitet und endlich er selbst eine glückliche Leute desselben wurde. Wir haben schon bemerkt, wie nützlich die schweren Verfolgungen den Christen gewesen sind, und die entstehenden Irrtümer mussten zu Mitteln werden, die Wahrheit desto gründlicher zu erkennen. David wollte, man sollte Simei fluchen lassen, in der Hoffnung, der Herr würde sein Elend ansehen und ihm mit Güte vergelten sein heutiges Fluchen. Wie mancher hat schon für Trübsale gedankt, und mit der Kirche Jes. 12 den Herrn gerühmt, dass du zornig gewesen, und tröstest uns wieder. Da ich von Moab rede, kann ich mich nicht enthalten, zu bemerken, dass Gott nach 5. B. Mosis 23, 3 geboten hatte, dass die Moabiter nimmermehr in die Gemeine des Herrn kommen sollen, dennoch ist eine Moabitin, nämlich die Ruth, eine der Stamm-Mütter Jesu Christi geworden, denn sein Name ist wunderbar. Die dritte Anmerkung betrifft ein, den Frevelmütigen verdrießliches, Rätsel. Moses sandte nämlich Boten an den König Sihon mit friedlichen Worten, und ließ um einen Durchzug bitten, den er aber abschlug und mit einem Kriegsheer Israel entgegenzog, Krieg anfing und geschlagen wurde. Das ist sehr klar. Aber im 5ten Buche 2, 30, hebt der heilige Geschichtsschreiber ein Hüllen weg, und lässt uns eine Tiefe sehen, wenn er sagt: er wollte uns nicht durchziehen lassen, denn der Herr dein Gott verhärtete seinen Mut und verstockte sein Herz, auf dass er ihn in deine Hände gäbe. - Wozu denn die friedlichen Worte? Antwort. Bücke dich, Freund, und nimm deine Vernunft gefangen unter den Gehorsam des Glaubens.
Lasst uns jetzt dem Kriege selbst näher treten, der sich in einer einzigen Schlacht endet. Was nun den feindseligen König betrifft: so hieß er Sihon, welches einen bedeutet, der ausrottet, wegfegt. Wen bildet dies anders ab als den Teufel, ihn, der das Ebenbild Gottes aus unsern Seelen ausgerottet, und uns an dessen Statt sein Bild eingedrückt hat, denn ihr seid vom Vater der Lügen, dem Teufel, und nach eueres Vaters Willen wollt ihr tun, sagt Christus Joh. 8. Ist er es nicht, der dem Kindlein noch immer nach dem Leben trachtet, und das etwa begonnene gute Werk wieder zu zerstören, oder noch zu verdunkeln und zu verfälschen strebt? Ist er nicht geschäftig, während die Leute schlafen, Unkraut in Lehre und Leben auszusäen? diese in die Sümpfe des Unglaubens zu versenken, jene auf die Höhen der eignen Anmaßung zu verleiten, diese in Abgründe der Verzweiflung zu stürzen, jene in die Fallen des Aberglaubens zu locken? Ist er nicht ein gewaltiger Fürst, ein großer Engel, herrscht er nicht in der Finsternis dieser Welt, deren Gott er heißt? Mit freundlichen oder strengen Worten ist nichts gegen ihn ausgerichtet. Hier bedarfs des Schwerts und zwar des Schwerts Israels, des Fürsten Gottes. Dasselbe erlegt ihn gewiss. Das Heer dieses Königs der Finsternis heißt Legio, denn ihrer ist viel. In seiner Rüstung ist er fürchterlich, so dass einige die Beschreibung des Leviathan beim Hiob auf ihn beziehen. Listig wie eine Schlange ist er zugleich grausam wie ein Wolf, und stark wie eine Löwe. Wohl bezeichnend hieß die Hauptstadt der Amoriter Hesbon, das ist kunstreicher Verstand, und um nur seine Zwecke zu erreichen, verstellt er sich sogar in einen Lichtengel, und zeigte sich sogar Christo gegenüber als einen Schriftkenner. Paulus redet von listigen Anläufen und besorgt in Absicht der Korinther, es möchte ihm gelingen, ihre Sinne zu verrücken von der Einfältigkeit in Christo. Wenns drauf ankommt, stehen ihm sogar Wunder zu Dienste. Salomo beschreibt den Menschen Pred. 7, 30, als einen solchen, der viele Künste, viele Hesbons sucht, das ist, viele Trugschlüsse, in der Absicht, die Sünde zu erhalten und zu entschuldigen, und sich zu bereden, man könne auch ohne Christum gerecht und selig werden. - Kurz, Hesbon ist der Dünkel, da Menschen sich selbst für weise halten, wodurch sie eben zu Narren werden, denn Gott macht die Weisheit der Weisen zunichte und den Verstand der Verständigen will er verwerfen, 1 Kor. 1, 31. - Ihr werdet selber wissen, was gut und böse sei, ohne es euch erst von Gott sagen lassen zu müssen, war eine der Hesbons, der klugen Maßregeln, die der Satan ergriff, unsere ersten Eltern zum Ungehorsam zu verleiten, was ihm nur allzu wohl gelang, und sie so verfinsterte, dass sie statt des wahren Gottes Holz und Steine anbeteten. Unzählig sind die Ausflüchte und Entschuldigungen, womit die Sünder ihren bösen Willen zu rechtfertigen, und Gott zu beschuldigen gedenken, wie schon Adam tat, der das Weib, das Gott ihm gegeben, und also zuletzt eine von Gott selbst ausgehende Veranstaltung, als die Ursache seines Ungehorsams angab, um selber frei und schuldlos auszugehen. Unzählig sind die philosophischen Systeme, die allzusammen nichts beabsichtigen, als das Evangelium von Christo zu verdrängen, und den Menschen selbst zu vergöttern, und die Irrlehren haben gegenwärtig einen Gipfel erreicht, dass alle verführt werden, die nicht geschrieben sind in dem lebendigen Buche des Lammes. - Hesbon hatte nach Hohel. 7 ein Tor, das hieß Bathrabbin, wo viel aus- und eingeht, und an demselben so schöne Teiche, dass der Bräutigam die Augen seiner Braut damit vergleicht. Deine Augen sind wie die Teiche zu Hesbon. Und gewiss hat die Weltweisheit viel Gefälliges und Empfehlendes, da sie die Menschen so hoch stellt und weder Welt- noch Selbstverleugnung fordert. Kein Wunder, wenn alles ihr zufällt, und es noch immer vom Evangelio gilt, was jene sagten: glaubt auch irgendein Oberster an ihn? Nur das Volk, das vom Gesetz nichts weiß, läuft ihm nach. Solche praktische Philosophen sind alle Menschen, so lange, bis sie aus Wasser und Geist von neuem geboren werden. Dies Hesbon wurde von Israel nach Vers 28 verbrannt, jedoch wieder aufgebaut, aufgerichtet, und von denselben bewohnt. Und gewiss gibt's auch fürs Volk Gottes ein Hesbon, das ist, die Klugheit der Gerechten, die ihnen auch unentbehrlich ist, und die sie klüger macht als den Satan und seine Rotten. Paulus sagt 2 Kor. 12, 16 in einem guten Sinne, ich war tückisch, und Christus will, wir sollen klug sein, wie die Schlangen. Die Albernen müssen weise werden. Alle wahre Weisheit entspringt aber daraus, dass wir Christum als unsere Weisheit ergreifen und behalten, in der Überzeugung, dass wir außer ihm keine haben, und mit dem Vertrauen, dass er uns weise machen werde, zur Seligkeit.
Christen als Pilgrimme müssen durch das Land der Amoriter wo der Satan herrscht. Aber sie trinken nicht aus den vergifteten Brunnen ihrer Meinungen und Lehren, sie weichen nicht in ihre Äcker, um von der Hochzeit wegzubleiben, noch in die Weingärten, um ihrer Lust zu genießen. Sie wollen da nicht wohnen, sondern nur durchziehen, denn Kanaan ist ihr Ziel, das sie suchen und begehren. Mein Leben ist ein Pilgrimstand, ich reise nach dem Vaterland. Der Teufel aber und sein Anhang widersetzt sich ihnen, weil sie nicht seine Untertanen und Mitgenossen sein mögen, sondern ausgehen, sich absondern und kein Unreines anrühren. Den König selbst haben sie gekreuzigt, wie sollten sie seine Untertanen ungeneckt lassen. Vielmehr sammelt er alles sein Volk und zieht Israel entgegen und streitet wider dasselbe. Rüstet euch aber und gebt doch die Flucht, denn hie ist Immanuel. Israel siegt. Denn es geht ein Durchbrecher vor ihnen her, und sie werden durchbrechen. Der Gott des Friedens aber trete den Satan unter euere Füße in Kurzem. Israel schlage ihn bald mit der Schärfe seines Schwertes und besitze sein Land. Amen.