Krummacher, Gottfried Daniel - Der Weg zur Heiligkeit (2)
Gott hat seinem alten Volke einige Gebote gegeben, deren natürlicher Grund und Absicht nicht wohl eingesehen werden mag, denen wir also einen geheimen, geistlichen und höhern Sinn unterlegen möchten.
Die Gebote, welche ich meine, sind diese: „Ihr sollt nicht Wolle und Leinen zugleich tragen und durcheinander weben, ihr sollt nicht mit einem Ochsen und Esel zugleich pflügen, auch nicht zweierlei Samen auf den nämlichen Acker säen, oder andere Gewächse in euren Weinberg pflanzen.“ Ich kann nicht sagen, ob es überhaupt oder im Morgenlande der Gesundheit oder der Reinlichkeit nachteilig ist, Kleider von einem Gewebe aus Wolle und Leinen zu tragen, und so auch im Übrigen, wie z.B. Korn und Weizen durcheinander zu säen; Gott aber befahl's, und so mußte es geschehen.
Nehmen wir's auch in einem geistlichen Sinne, so daß es noch verpflichtend ist und seine Anwendung findet, so deuten wir's zuvörderst aufs Leben. In einigen Stücken Gott zu Gefallen leben wollen und in andern sich nach eignem Gefallen richten, das geht nicht. „Wer fromm ist, sei immerhin fromm“. In die Kirche, zuweilen zum Abendmahl gehen, in der heiligen Schrift lesen, sein Gebet pünktlich sprechen, ist gut und löblich, aber in andern Stücken nach seinem eignen Willen leben, ist eitel. Wenn man das Eine tut, soll man das Andre nicht lassen. Wir deuten es ferner auf die Lehre. Auf das eine Stück derselben viel, auf das andere wenig oder nichts halten, eine Wahrheit annehmen, die andere abweisen, das geht nicht, denn alle Wahrheiten stehen in unzertrennlicher Verknüpfung, deren Band wir so wenig lösen dürfen, als das des Orion. Endlich deuten wir's auf die Praxis. Gesetz und Evangelium müssen nicht durcheinander gemischt werden. Das Gesetz muß nicht durch Beimischung des Evangeliums, und dieses nicht durch jenes entkräftet und der Weinberg nicht mit andern Gewächsen bepflanzt werden, wie doch so häufig geschieht, so daß mancher Christentum ein Gemenge ist.
Der Herr leite uns in alle Wahrheit und schaffe, daß wir nicht Menschen wie Bäume, sondern alles recht sehen!
Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.
Römer 6,14
Die Frage ist jetzt die: Wie gelangen wir armen, schwachen Sünder dahin, daß die Sünde nicht mehr über uns regiere, daß wir frei von derselben werden?
Auf diese Frage gibt der Apostel eine merkwürdige Antwort. „Die Sünde,“ sagt er, „wird nicht herrschen über euch, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“ Die Sache ist die, daß die Sünde nicht herrsche. Das Mittel dazu liegt unter der Gnade„, und dieses merkwürdige Mittel ist der eigentliche Gegenstand unserer Betrachtung.
Welches ist denn die Bedingung, unter welcher die Sünde nicht herrschen wird? Liegt dieselbe in irgend einem Verhalten des Menschen? Nein, sondern in seinem Stande. Dieser Stand ist zwiefach. ER steht entweder unter dem Gesetz oder unter der Gnade. Es wäre also zu untersuchen: Was heißt, unter dem Gesetz stehen? und was, nicht unter demselben, sondern unter der Gnade stehen oder sein?
Wer unter dem Gesetz ist, der steht unter dessen Botmäßigkeit; er ist dessen Schuldner; er ist verpflichtet, dasselbe zu halten; das Gesetz hat rechtmäßige Forderungen an ihn, die er leisten soll, und er kündigt ihm die härtesten Strafen an, wenn dies ganz oder teilweise unterbleibt. Nun sagt der Apostel: Wenn jemand sich in diesem Stande, sich in diesem Verhältnisse zu dem Gesetz befinde, so sei die unausbleibliche Folge davon diese, daß die Sünde über ihn herrsche. Sie ist einmal da, sie ist in uns. Das Gesetz setzt sich wohl derselben in sofern entgegen, daß es sie aufs allernachdrücklichste verbietet, daß es die schwerste Strafe auf die Begehung der Sünde setzt, daß es die Gottseligkeit aufs nachdrücklichste befiehlt und aufs dringendste dazu ermuntert, und die schönste Belohnung verspricht.
Aber das Gesetz bietet keine Hülfe gegen die Sünde an, wenn es gleich sagt: Laß das, und tue jenes. Ja, es wird zufällig ein Reiz zur Sünde, ein Beförderungsmittel derselben. Paulus sagt, es habe allerlei Lust in ihm erregt, nennt es sogar die Kraft der Sünde, sagt, ehe das Gesetz gekommen, sei die Sünde tot gewesen, nun aber lebendig geworden, habe ihn gefangen genommen unter die Sünde, sei überaus sündig geworden. Schon die Heiden bemerkten, daß die menschliche Natur die seltsame, dem Gesetz widerwärtige Eigenschaft habe, daß die Neigung, es zu übertreten, durchs Verbot nur geschärft und desto größer würde, je schärfer das Verbot wäre. „Ist denn das Gesetz Sünde, oder mir zur Sünde geworden? Das sei ferne! Aber ich erkannte die Sünde nicht, wie sie Sünde ist, ohne das Gesetz. Ich wußte nichts von der Lust, wofern nicht das Gesetz gesagt hätte: Laß dich nicht gelüsten! Die Sünde ward lebendig durchs Gesetz und nahm mich gefangen. Ach, ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“
Das Gebot oder Gesetz behandelt auch den Menschen nicht nach seiner jetzigen, elenden Beschaffenheit, nach seinem wirklichen Zustande, sondern nach demjenigen Zustande, worin Gott ihn erschaffen hat, ausgerüstet mit allen demjenigen Kräften, welche dazu erforderlich und hinreichend waren, den in den Geboten ausgesprochenen Willen Gottes zu tun. Es bekümmert sich nicht darum, ob er es jetzt tun. kann oder nicht, sondern es fordert nur mit allem Nachdruck, und enthält durchaus auch keine tröstliche Silbe für den Sünder, mag er ein grober und großer Sünder, oder auch nur ein solcher sein, der nur an einem gefehlt hätte, denn wer an einem gefehlt hat, hätte eben so gut auch an einem andern, ja, an dem ganzen Gesetz sündigen können. Auch sind es nicht bloß Handlungen, wonach jemand vor dem strengen Richterstuhl des Gesetzes beurteilt wird, sondern es ist sein ganzes inneres Bestehen und seine Anlage, wonach er gerichtet wird, mag sich dieselbe auch bei verschiedenen verschieden gestalten. eigentlich bedarf's wohl gar keiner Frage, wer denn unter dem Gesetz sei; dem natürlichen Verhältnisse nach ist ja jeder Mensch unter demselben. Jeder Mensch hat die Verpflichtung, dem Gesetz zu gehorchen. Er selbst kann sich von dieser Verpflichtung nicht entbinden, d. h. sich erlauben, anders gesinnt zu sein, zu denken und zu handeln, als es dem Gesetz gemäß ist; und wenn er's versuchte, würde ihm der Versuch sehr übel bekommen, denn auf jeder Übertretung haftet die erschrecklichste Drohung. Ja, Gott selbst wird und kann die Verpflichtung nicht aufheben, das hieße, seinem Wesen zuwider handeln, aufhören, der zu sein, der er ist. Wie wäre es möglich, daß Gott zugebe, daß wir ihn nicht mehr über alles liebten, daß er den Ungehorsam in seinem Schutz nähme?
Ist nun jemand unter dem Gesetz, was ist die Frucht davon? Dieses, daß die Sünde über ihn herrscht. Die Erfahrung belehrt die erweckte Seele auch darüber zur Genüge. Gewöhnlich will sie gleich anfangs oder auch noch hernach, nachdem sie schon getröstet worden und den Herrn Jesum hat annahmen können, ihre Heiligung bei sich selbst suchen; gewöhnlich will sie durch ernstliche Bestrebung und allerlei Mühe, die sie anwendet, selbst die Sünde töten, selbst das Gute schaffen, wiewohl sie den Herrn um seinen Beistand anruft. Aber sie wird auf tausendfältige Weise gewahr, daß dies ein unfruchtbarer, wenn gleich mühsamer Weg ist. Sie machst die angedeutete Erfahrung, daß das Gesetz die Sünde wohl lebendig macht, aber nicht tötet, und daß wir, wenn dies geschehen soll, bei einem andern Manne sein müssen.
Aber welch' ein merkwürdiges spricht unser Text aus! Welch einen merkwürdigen Weg gibt er an, daß die Sünde nicht mehr über uns herrsche, wie stark sie sonst auch sei; einen Weg, den kein Auge je gesehen und kein Ohr gehört, und in keines Menschen Herz gekommen ist, den uns aber Gott geoffenbart hat durch sein Wort und seinen Geist; einen Weg, welcher unserer natürlichen Art, zu denken und zu sein und zu wirken, ganz und gar zuwider ist, der also ungemein viel Widerspruch findet, worauf Paulus auch die Geschichte Ismaels und Isaaks, so wie der Hagar und Sarah anwendet, einen Weg, der so vielen Kindern Gottes nicht einleuchtet, und nicht völlig in ihr Bewußtsein getreten ist, wie dies bei den Jüngern vor der Auferstehung Christi der Fall war, von welchem sie auch leichtlich abweichen, wenn ihre Sinne verrücket werden von der Einfalt des Evangeliums, und sie auf die gesetzliche Einbildung geraten, sie wollten es durch eigne Wirksamkeit besser treffen, wozu so viel Anlaß und Versuchung ist; einen Weg, den niemand vollkommen inne hat, so daß auch in dieser Beziehung das Fleisch wider den Geist gelüstet. Ein mehr und weniger findet hier wohl Statt, aber es ist doch nur klug wie die Kinder. Ja, einen Weg endlich, welcher die Gottseligkeit zu hindern und die Gottlosigkeit zu befördern scheint, also unmöglich ein richtiger Weg, unmöglich ein heiliger Weg sein kann, auf den man sich, wenn man es auch könnte, ohne Gefahr nicht begeben kann, sondern ihn eher fliehen und hassen muß. Dennoch ist es der einzig richtige Weg, zur Heiligung zu gelangen. Diejenigen, die ihn kennen und verstehen, achten sich mit Recht und mit Dank höchst glücklich, ihn einigermaßen zu verstehen. Er ist ihnen über die Maßen köstlich und wert. Der Weg aber ist Christus.
Was will denn der merkwürdige und bedenkliche Ausdruck: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz“, sagen? Wenn wir dies etwas aus einander zu setzen wagen, so mag jeder wohl zusehen, wie er hört, wie Christus sagt. Es ist gar nicht zu leugnen, daß dieses Lehrstück mißverstanden und mißbraucht werden und sorglose und verruchte Leute bilden kann. Wo es aber diese trübselige Wirkung hat, ist es ein redender Beweis, daß ein solcher gar keinen richtigen Verstand am Worte hat. Wir handeln aber von einer heilig machenden und heiligen Lehre, und handeln nur für solche davon, die die Sünde nicht wollen herrschen lassen. Diejenigen aber, welche die Sünde wollen herrschen lassen und dazu das Evangelium mißbrauchen, bringen ein schweres Gericht über sich. Sie sind vom Teufel, denn sie tun. Sünde, wie die Schrift durch den Mund des liebenden Johannes sagt, um so mit einem Worte die ganze Sache abzumachen. Das Evangelium eigenmächtig und also ohne den heiligen Geist aufgegriffen, bringt nur Verderben. Nur der Heilige Geist allein kann das Evangelium klar machen; und wenn er das tut, so erfreuet es nicht nur, sondern macht zugleich laufend in den Geboten des Herrn. Denn die Liebe Gottes wird ausgegossen in die Herzen. Ohne den heiligen Geist lügen wir auch dann, wenn wir wahre Worte sagen, denn wirkliche Wahrheit hat unausbleiblich einen heiligenden Einfluß aufs Gemüt, und verständen wir sie vollkommen, so würden wir auch vollkommen heilig und selig sein. Wer aber aus der Wahrheit ist, der höret Christi Stimme.
Was heißt das denn nun, nicht unter dem Gesetz sein? Der Apostel sagt: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz.“ Kann das nur irgend in einem gesunden Verstande von jemand gesagt werden? Es gibt ein Gesetz, und hier ist nicht vom Landesgesetz die Rede, sondern vom Gesetz Gottes, des einigen und allerhöchsten Gesetzgebers. nicht unter dem Gesetz sein, heißt offenbar, nicht unter dessen Botmäßigkeit stehen. Wer nicht unter dem Gesetz ist, dem hat dasselbe offenbar nichts zu gebieten, nichts zu verbieten, nichts zu drohen und nichts zu verheißen; und wenn es dies alles dennoch tut, hat er sich nicht daran zu kehren. Gesetzt aber, das Gesetz faßte jemand, der nicht unter demselben steht, plagte, drückte, ängstigte ihn, forderte von ihm und schlüge ihn, wie Pharao die Kinder Israel tat, so kann es doch so nicht bleiben; das Gesetz täte etwas Unziemliches, das ihm nicht gebührt, es schelte ein Weib für eine Ehebrecherin, die nach dem Tode ihres ersten Mannes einen andern geheiratet hätte.
Man möchte aber sagen, solch' ein Stand gäbe es gar nicht; es gäbe kein Menschen, von denen man sagen dürfte: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz,“ wie doch der Apostel wirklich tut. Man möchte sagen, eine Behauptung wie diese: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz,“ sei schändlicher Art, sei gottloser und die Ruchlosigkeit fördernder Natur. Aber welche Beschuldigung läge darin gegen den heiligen Apostel! Oder wir müßten dann gestehen wollen, wir begriffen gar die eigentliche Meinung des Apostels nicht, und dürften uns nicht unterstehen, sie zu deuten, sondern müßten es auf sich beruhen lassen; oder derjenige, von dem es wirklich gilt, was der Apostel sagt: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz,“ ist das nur mit einer gewissen merkwürdigen Beschränkung. Er ist nicht überhaupt ohne Gesetz, und ist das nur insofern, als er unter einem andern Gesetz ist, und zwar unter dem Gesetz des Geistes, das da lebendig macht, in dem Gesetz Christi, wie der Apostel sagt: „Ich bin nicht ohne Gesetz, sondern ich bin in dem Gesetz Christi.“ Dies ist aber ein ganz anderes Gesetz, wovon es ja heißet, es mache lebendig, was der Apostel von einem andern Gesetz verneint, und nicht nur sagt, es sei kein Gesetz gegeben, das lebendig machen könnte, sondern sogar, es sei ein tötender Buchstabe.
Wer ist denn nicht unter dem Gesetz? Der Apostel sagt: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz.“ Er spricht, wenigstens was die Christen zu Rom angeht, allgemein: Ihr, wie er oben gesagt hat: „Haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid.“ Es ist wahr, diese römischen Christen waren wahre Christen, sie waren wiedergeboren, sie hatten den wahren Glauben überkommen, sie waren Knechte der Sünden gewesen, aber von Herzen waren sie gehorsam und Knechte der Gerechtigkeit geworden. Allein wir dürfen doch die Worte Pauli nicht auf die Römer beschränken, da sie offenbar auch andere, ja, alle wahren Christen angehen. Paulus predigt das Evangelium, und ein wesentlicher Teil dieser frohen Botschaft besteht eben in der Befreiung vom Gesetz, daß man sagen darf: Ihr stehet nicht unter dessen Botmäßigkeit. Wo nun das Evangelium von der Gnade Gottes verkündigt wird, da wird auch allen denen, die es hören, nicht nur die Erlaubnis, sondern das Recht erteilt, es als wahr und gültig anzunehmen, und ihren Vorteil dabei zu suchen, und namentlich dafür zu halten, daß sie nicht unter dem Gesetz sind. Wie mag aber solches zugehen? Also, daß einer für uns unter das Gesetz getan worden ist und dasselbe vollkommen für uns erfüllet hat. Was hätte also das Gesetz noch zu fordern, das nicht durch diesen Einen, den Sohn Gottes, Jesum Christum, erfüllet worden wäre auf überschwengliche Weise? Zugleich ist er ein Fluch für uns geworden. Laß also das Gesetz fordern, es gehet mich nicht an; laß es fluchen, es geht mich nicht an; denn in beiden Beziehungen ist ihm überschwengliche Genüge geschehen durch den Bürgen, den Gott selbst mir geschenkt hat, der sich selbst zum Opfer und zur Gabe für mich dahin gegeben hat. Also bin ich nicht mehr unter dem Gesetz, weil er darunter war. Sollte es mich noch anfallen, beschweren, ängstigen wollen, so tut es etwas, das ihm nicht zusteht, und ich schreie mit Hiskia: „Ich werde unterdrückt. Sei du mein Bürge.“ Glückselig denn diejenigen, denen dies Evangelium gepredigt wird! „Wie lieblich sind die Füße der Boten, die Heil verkündigen, Gutes predigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!“ Was für Glückseligkeit, ausrufen zu dürfen: „Ihr seid nicht unter dem Gesetz!“ Dann würde die Sünde ihre Herrschaft über euch behalte, nun aber heißt es: Laß los, laß los! Zu den Gefangenen heißt es: Kommt hervor; und zu den Gebundenen: Geht heraus! In dieses gesegnete Reich nun geht man ein durch den Glauben, und wer Gottes Zeugnis annimmt, der versiegelt es, daß Gott wahrhaftig ist, durch den Glauben geht man ein zur Ruhe. Und um so vielmehr zu ermuntern, jegliche Last von sich zu werfen und zu singen: „Die Sünde darf nicht mehr mich durchs Gesetz verdammen, denn alle Zornesflammen hat Jesus ausgelöscht, sagt der Apostel lieber „Ihr,“ als „wir“ sind nicht mehr unter dem Gesetz, damit niemand auf die Beschaffenheit der Person sehe und ihrerseits eine gewisse Würdigkeit mit in Anschlag bringe, die er bei sich nicht findet, und darum sich die Freude rauben läßt, zu rühmen: Ich bin nicht unter dem Gesetz. Jedoch ohne den heiligen Geist ist das unmöglich; er muß uns Christum verklären. Er tut das in einer gewissen Ordnung. Der Mensch wird aus seinem Sicherheitsschlaf geweckt, er kommt in Jammer und Not seiner Sünden halber, er wird vielleicht reichlich getröstet, er wird mit herrlichen Einsichten gesegnet, er befindet sich in der Nähe Kanaans, er will gern heimfahren. Aber nun kommt er wohl unter das Gesetz, wo er weder rück- noch vorwärts mehr weiß. Es geht ihm nach der Weise Pauli: „Ich aber starb;“ jedoch so, daß es dann weiter heißt: „Ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben.“ „Ich lebe aber, doch nicht ich, Christus lebet in mir.“ Wohlan aber, werdet nur in euren eigenen Augen recht zu Sündern; dann wird Jesus auch erweisen, daß es je gewißlich wahr ist, daß er ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen. Amen.