Krummacher, Friedrich Adolph - Der Hauptmann Cornelius - XIV.

Krummacher, Friedrich Adolph - Der Hauptmann Cornelius - XIV.

Wenn wir die ganze heilige Schrift, nach ihrem eigenen Vorgange, einen Bund nennen, und sie zwiefach in den Alten und Neuen Bund einteilen, so bezeichnen wir hiermit den göttlichen Ursprung, das Wesen und den Zweck, zugleich den Gang und die Geschichte der Offenbarungen Gottes. Es ist ein tiefes und wahres Wort, welches, recht erkannt, das Verhältnis des Menschen zu Gott und Gottes zu dem Menschen uns aufschließt.

Das Wort des Propheten1), dass wir den Bund, wie Adam, gebrochen haben, findet in dem Gefühl und in der Geschichte der Menschen seine Bestätigung. Den Gottesdiensten aller Zeiten und Völker liegt eine knechtliche Furcht zum Grunde, welche die beleidigte Gottheit durch selbsterwählte Mittel zu versöhnen und zu besänftigen, oder durch Kunst ihren Zorn und Ernst zu verhüllen und die eigene Furcht zu stillen sucht. Alle nicht auf Offenbarung gegründete Religionen sind, als Erzeugnis der Sünde, eine Flucht vor Gott, und darum falsch, und zu immer größerer Entfernung von Gott und seinem Heile führend. Der Gedanke, dass eine Wiedervereinigung des abtrünnig gewordenen Menschen mit Gott nur allein von Gott ausgehen könne, und ein Werk seiner Gnade sei, konnte dem gottflüchtigen Menschen nur von Gott selbst geoffenbart und gegeben werden.

Wie schwer es dem Menschen geworden, zu diesem Glauben an einen Bund Gottes mit dem Menschen sich zu erheben, welches nur der kindlichen Demut möglich ist, beweist die Geschichte des Volkes, welches der Herr, nachdem alle in Aberglauben versunken waren, zu seinem Bundesvolk erwählte. Darum spricht er durch den Mund seiner Propheten: „Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und mir Mühe gemacht in deinen Missetaten. Ich, Ich tilge deine Übertretungen um Meinetwillen, und gedenke deiner Sünden nicht. Ich habe dich je und je geliebt: darum habe ich dich zu mir gezogen auß lauter Güte.“ 2). - Mit ergreifender Wahrheit ist in diesen Worten beides, die unermüdliche Gnade Gottes und das Widerstreben des Menschen gegen dieselbe, geschildert. Was zunächst Israel gesagt wird, gilt von der gesamten Menschheit. Denn Gott ist auch der Heiden Gott, und Israel nur sein erstgeborner Sohn.

Ja, es ist unaussprechlich rührend, zu sehen, wie der Herr Zebaoth, der dem Tage die Sonne zum Lichte gibt und den Mond und die Sterne der Nacht: zum Licht, sich bemüht, die Menschen zu sich zu ziehen, und sie zum demütigen Glauben an seinen, durch Sünde und Furcht ihnen verdeckten, Gnaden- und Friedensbund zu erheben. Wie er dem Noah, nach dem ernsten Gerichte, das über die verderbte Erde ergangen war, den Bogen in den Wolken zum Zeichen und Zeugen seines Bundes und seiner Verheißung machte, so haben alle äußern Anordnungen und Anstalten des alten Testaments keinen anderen Zweck, als die sinnliche sichtbare Bestätigung Seines Gnadenworts: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Ja, denen von Israel sagen wir in umgekehrter Ordnung mit dem Apostel, gehörte die Verheißung, und der Gottesdienst, und das Gesetz, und der Bund, und die Herrlichkeit und die Kindschaft bis aus ihnen nach dem Fleische hergekommen ist Christus, der da ist Gott, der Bundesgott, über alles gelobt in Ewigkeit!

Da nun erschienen ist die heilsame Gnade, die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes unseres Heilandes allen Menschen, und hiermit alle Verheißungen erfüllt sind, und der ewige Bund vollendet dasteht so macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes. - In wunderbarer. Einfalt steht die Taufe in der Christenheit, zum Siegel des vollendeten Bundes von dem Herrn selbst angeordnet, als eine sichtbare Bürgschaft der Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und der Liebe Gottes und der Gemeinschaft des heiligen Geistes. Freilich schauen Viele dieses heilige Bundeszeichen noch gleichgültiger an, als jenen Zeugen in den Wolken, wenn er siebenfarbig über die getränkte Erde, die Fußbank dessen, des Thron der Himmel ist, sich ausspannt. Mögen sie! Sein Zion vernimmt seine Stimme: Siehe, ich bleibe bei dir alle Tage bis an der Welt Ende; in meine Hände habe ich dich gezeichnet!

Apostelgesch. X, 46 - 48. Da antwortete Petrus: Mag auch jemand das Wasser wehren, dass diese nicht getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir? Und befahl sie zu taufen in dem Namen des Herrn.

Petrus hatte dem Cornelius und seinen Hausgenossen und Freunden das Evangelium gepredigt; diese hätten das Wort der Wahrheit mit Freuden aufgenommen und waren gläubig geworden. Ein neues Leben war in ihnen aufgegangen; sie wurden voll heiligen Geistes, gleichwie der Apostel am Pfingstfeste, also dass sie mit Zungen redeten und Gott hoch priesen. Und nun tut Petrus den Mund auf und spricht: Mag auch jemand das Wasser wahren, dass diese nicht getauft werden? In den Worten des Apostels, womit er das Geringere nennt, indem er das Große gibt, spricht sich seines Herzens Freudigkeit aus. Aber, könnte man fragen, wozu bedurften diese durch den Geist Gottes wiedergebornen, erleuchteten und beseligten noch des äußeren zeremonialen Gebrauchs der Taufe? Freilich, wenn die Taufe nichts weiter wäre, als ein äußerer Brauch und Zeremonie! Aber, würde alsdann der Apostel solch ein Gewicht darauf gelegt, und das Heil und den Segen, welche dem Hause des Cornelius durch seine Vermittlung widerfuhren, hiermit beschlossen, `und gleichsam Gottes Werk dadurch gekrönt haben? Nein, die gläubigen Heiden sollten durch die Taufe abermals und zuletzt eine gute und vollkommene Gabe, einen Segen empfangen, dessen sie noch bedurften.

1) Zunächst scheint und ist die Taufe nur ein einfacher äußerlicher Gebrauch. Der Täufling wird, wie ursprünglich im Morgenlande geschah, untergetaucht in das Wasser, oder, wie jetzt geschieht und, weil das Wasser - und dessen Menge - nicht dabei Hauptsache ist, geschehen mag bloß mit Wasser benetzt, und dabei die göttlichen Worte der Einsetzung gesprochen. Was könnte einfacher sein, als die Taufhandlung? Aber ist nicht eben die Einfalt das Siegel göttlicher Gaben und Wirksamkeit? Er gibt einfältig; nur die Menschen suchen viele Künste. Was ist einfacher, als die Weise, womit er so viele Jahrtausende sein Licht über die Erde ausgießt, seinen Regen und Tau von oben sendet, und das Brot aus der Erde bringt? Als der Allmächtige den Menschen zu seinem Bilde erschuf, bildete er zuerst dessen Leib aus Erde, und hauchte dann seinen Odem, die lebendige Seele ihm ein. Und das ist ja eben unser Elend, dass alles in und außer uns durch die Sünde so zwie- und vielfältig, und unter einander streitend geworden ist.

Aber noch mehr: der Herr Jesus selbst hat dies sei Gebrauch also eingesetzt und angeordnet, Er, der in der allereinfachsten und unscheinbarsten Menschengestalt auf Erden wandelte, um das Verlorene zu suchen und selig zu machen; Er, der durch sein einfaches Evangelium alles, früher notwendige, Zeremonienwesen aufhob, und die Verehrung Gottes in Geist und in der Wahrheit gebot. Er selbst hat die Taufe zu einem allgemeinen Brauch in seiner Kirche feierlich angeordnet: Geht hin, sprach er, in alle Welt und macht zu meinen Jüngern alle Völker, und taufet sie! So macht er die Taufe zum Zeichen seiner Jüngerschaft und des Glaubens an das Evangelium und der Aufnahme: in seine Gemeine. Die Apostel befolgten überall, wohin sie kamen, dieses Gebot des Herrn, und tauften alle, welche dem Judentum und Heidentum entsagten und ihren Glauben an Jesum Christum bekannten. Mit der Verkündigung des Evangeliums verbanden sie die Aufforderung zur Taufe, als notwendig mit einander verbunden und von Gott zusammengefügt: „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden.“ So mussten auch Cornelius und seine Zeitgenossen getauft und dadurch, wie geistlich, so auch leiblich dem Heidentum entzogen, und der Gemeine des Herrn einverleibt werden. Wie das menschliche Erdenkind bei seinem Eintritt in die arme Welt der Windeln bedarf und sie ohne sein Zutun empfängt, so bedarf das neugeborene Himmelskind der Taufe, als einer von oben ihm gegebenen Hülle seines inwendigen Menschen. Ehrwürdiger Gebrauch, wenn auch bloß von der äußeren Seite angesehen; Ähnlich der Salbung, welche an den Priestern und Königen geschah.

2) Aber, nicht allein das; sondern wie in der einfachen Menschengestalt Jesu von Nazareth die Fülle der Gottheit wohnte, so umschließt auch dieser äußere einfache Gebrauch Geist und Leben, göttliche Wahrheit und Verheißung. Wie wäre dies auch anders denkbar, wenn wir auf die Einsetzung selbst sehen? Die Taufe selbst, als äußere Handlung und göttliches Institut, war schon da in Israel, aber nur vorbereitend, in ähnlicher Weise, wie auch Christus und das Evangelium in dem Alten Testament war, ehe er erschien. Johannes taufte, und nach ihm die Jünger auf den, der da kommen sollte. Der Herr selbst aber erfüllte erst die Taufe, wie das Gesetz, indem er, nach seiner Auferstehung, als er sein ganzes Werk auf Erden vollbracht hatte, und im Begriff stand, in seine Herrlichkeit zurückzukehren, feierlichst sie einsetzte und seinen Jüngern gebot. Da sprach er zwei denkwürdige, hocherhabene. Worte, nämlich vor der Einsetzung: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin“ und nach der Einsehung: „Siehe, ich bleibe bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ So machte Er, der Herr vom Himmel, die Taufe zu einem sichtbaren Wahrzeichen und Siegel sowohl seiner Herrschaft und Herrlichkeit, als auch seiner unsichtbaren Nähe und Gegenwart für alle, die an seinen Namen glauben.

Das erweist auch unsere Geschichte. Die Predigt des Apostels hatte in dem Herzen des Cornelius und seiner Freunde einen guten Acker gefunden, der den unvergänglichen Samen des Worts willig aufnahm, und schon seine Früchte zeigte. Sie waren durch das Hören der Predigt von Christo gläubig und Genossen des Reiches Gottes geworden. Was konnten sie nun noch wünschen und begehren? Nur Eins; nämlich die Besiegelung dieses neuen Bundes und Lebens durch den Herrn selbst, durch dessen Diener sie zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen waren. Und siehe, diese Besiegelung und Bestätigung geschieht durch die Taufe. Petrus selbst, der Diener und Verkündiger des Herrn, tritt zurück, indem er wahrscheinlich seinen sechs Gefährten aus Joppe befiehlt, die gläubig gewordenen Heiden zu taufen in dem Namen des Herrn. Es geschieht; was ihnen bisher gegeben war, hatten sie gemeinsam empfangen, das Wort und den Geist; jetzt wurde jedem Einzelnen das Siegel und Unterpfand der Gnade und Gemeinschaft Jesu Christi, gleichsam durch Berührung und Handauflegung des Herrn selbst, erteilt. So ist ja auch die heilige Taufe den Kindern, die wir ihm darbringen, gleichsam eine Wiederholung jener herablassenden Liebe, womit der Herr einst die Kindlein zu sich kommen ließ, und sie eins nach dem anderen, als Genossen des Himmelreiche, herzte und regnete und ihnen die Hände auflegte; darum: auch vergleicht der Apostel Paulus: die Taufe mit jener Wolke, worin sich bei ihrem Zuge durch die Wüste die Gegenwart des Herrn offenbarte, und sagt, dass die Väter mit der Wolke auf Mosen, d. i. den Gesetzesbund, dessen Mittler er war, getauft worden seien.3)

3) Zum sichtbaren Zeichen und Siegel seiner segnenden Gegenwart und seiner Gaben und Güter wählte und heiligte der Herr das Wasser; dieses einfache, überall auf Erden, die menschenleere Wüste ausgenommen, befindliche Element, welches anfangs, bis der Schöpfer es schied, und ihm seine Schranken anwies, den Erdboden, wie ein Grab, umhüllte, und durch welches er sein erstes Gericht über die Erde vollzog. Mag auch jemand das Wasser wehren? spricht der Apostel. Wie bedeutsam dieses von dem Herrn gewählte Zeichen sein müsse, lässt sich aus den mancherlei Vergleichungen und Andeutungen der Apostel erkennen, wo sie von der Taufe reden. Petrus vergleicht das Wasser der Taufe mit dem Wasser der Sündflut, wodurch nur acht Gläubige gerettet, aber die ganze ungläubige Welt getötet wurde; Paulus mit dem roten Meere, worin Pharao mit seinem Heere ertrank, und Israel trocknes Fußes hindurchging. Das Wasser hat eine tötende, zerstörende, aber auch eine reinigende und neubelebende Kraft. Als eine tötende Zerstörung drohende Gewalt wird das brausende Meer von der Kraft Gottes in seinen Schranken gehalten, aber als Tau und Regen, von oben gesendet und in Brünnlein quellend, labt und erquickt es jegliches Leben auf Erden.

In beiderlei Weise sollte das Taufwasser sich an Cornelius und seinem Hause erzeigen. Er war von Geburt ein Heide, ein Kind des Zorns, ohne Glauben und Hoffnung, entfremdet von dem Wesen, das aus Gott ist; in dieser Hinsicht ähnlich jenen Menschen zur Zeit der Sündflut, und dem ungläubigen Pharao und seinem Heere; aber darin von jenen verschieden, dass er sein Elend erkannte, und von Herzen nach Gnade und Wahrheit sich sehnte. Er fühlte, dass er ein Knecht der Zeit und des Todes sei, und wünschte ein Mensch des Lebens und der Ewigkeit zu werden. Da kam das Wort der Wahrheit und des Friedens, das Evangelium zu ihm, und schloss ihm eine neue Welt, das Reich Gottes auf. Er glaubte dem Worte der Wahrheit, und wünschte ein Bürger des Himmelreichs zu werden. Und siehe, er ward feierlich, mit Geist, Seele und Leib, darin aufgenommen durch das Bad der Wiedergeburt. Sein alter heidnischer und natürlicher Mensch ward nun, auch vor Gott, getötet und begraben in dem Taufwasser; er stieg aus der dunklen Flut, dem Bilde der Finsternis, hervor als ein neuer Mensch, ein Kind des Lichts und der Wahrheit; die Freiheit der Kinder Gottes und ein neues, über Zeit und Tod erhabenes Leben war ihm zugesichert mit göttlichem Brief und Siegel, Cornelius samt seinem Hause war nun ein Noah, der durch Gottes Gnade in die Arche einging selbacht, und über den Fluten schwebte; ein Israel, über welchen die Wogen des Meers keine Gewalt hatten. Die Taufe ward ihm ein Gnadenzeichen und Siegel: dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur ihn scheiden möge von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu. Das ist sie auch uns und unseren Kindern.

Aber nicht allein dieses. Cornelius samt den Seinigen bedurfte zur völligen Versicherung seines Gnaden- und Friedenstandes der göttlichen Versiegelung dessen, womit der Apostel seine Rede beschlossen hatte, nämlich der Vergebung der Sünden um Jesu Christi willen. Auch dies wurde ihm durch die Taufe gewährt, welche ist eine Abwaschung von Sünden durch das Blut des Sohnes Gottes, und ein Bund und Anspruch eine guten Gewissens mit Gott durch die Auferstehung Jesu Christi4). Wie viel euer getauft sind, spricht die Schrift, die haben Christum angezogen, sie sind in seinen Tod getauft, mit Ihm begraben, in Ihm auferstanden zu einem neuen Leben, abgewaschen, geheiligt, gerechtfertigt.

So wurden diesen Gläubigen aus dem Heidentum durch das Gotteswerk der Taufe alle Gnadengüter des Evangeliums zugeeignet. Sie kamen hervor aus dem Wasserbade rein gewaschen von den Sünden mit dem Blute Jesu Christi, angetan mit dem Gewande seiner Gerechtigkeit, vom Ihm zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater:5)

4) Denn sie wurden getauft in dem Namen des Herrn. Dies heißt zunächst: mit der Taufe, welche und wie sie der Herr selbst angeordnet hatte, also in dem Namen und auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Wunderbare Einfalt und Tiefe der drei heiligen Taufworte! Sie umfassen den gesamten Inhalt der Offenbarungen und Verheißungen Gottes zu unserem Heil, und werden, durch ihre Verbindung mit der Taufhandlung vermenschlicht, ein Werk Gottes an dem Menschen. Gleichwie das von den Aposteln in dem Namen des Herrn verkündigte Wort, oder die von ihnen in Seinem Namen vollbrachte Wundertaten den Worten und Taten des Herrn gleich, ja eigentlich die Seinigen, waren und sind; also ist auch die Taufe im Namen Gottes anzusehen, als ob sie, obgleich durch Menschen vermittelt, von Gott selbst geschehe, und wir von Ihm getauft werden. Gottes Name ist Gott selbst in seinem Verhältnisse zu dem Menschen. Er hat uns seinen Namen offenbart, damit wir Ihn menschlich den Unsrigen, ja in seinem Vaternamen den Unsrigsten nennen können. In der heiligen Taufe wird demnach dem Menschen alles das beigelegt und verheißen, was Gott dem Menschen ist und geben will. Dieses wird zusammengefasst in dem dreifachen Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und hiermit das dreifache Gnadenwerk Gottes an dem Menschen, nämlich die Erwählung des Vaters zur Kindschaft, die Erlösung und Versöhnung durch den Sohn, und die Erneuerung und Heiligung durch den Geist, zur Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes an Leib und Seele, feierlich ausgesprochen, göttlich besiegelt und betätigt.

Solch ein Schatz, größer und edler, denn Himmel und Erde, der Name Gottes und das ganze Evangelium, ist dem Glauben in diesem einfachen heiligen Geheimnis der Taufe dargelegt und besiegelt. Somit ist sie ihrem Wesen nach eine wiederholte Menschwerdung des Worts, das von Anfang, und bei Gott und Gott selbst war, und durch welches alle Dinge gemacht sind. Sie ist das Sakrament, d. h. das sichtbar heilige und geheimnisvolle Zeugnis, des Bundes, welchen der lebendige Gott mit dem Menschen eingeht, um ihn seiner Kindschaft und Seligkeit zu versichern; gleichsam die Eintragung seines Namens in das Buch des Lebens. Darum musste die Taufe das Gnadenwerk Gottes an den gläubig gewordenen Heiden zu Cäsarien vollenden und beschließen, zum Zeugnis, dass nun ihre Namen im Himmel geschrieben seien.

5) Welche Seligkeit und Freude werden nun Cornelius und seine Taufgenossen empfunden, wie werden ihre Seelen den Herrn und seinen heiligen Namen gelobet haben, nachdem sie das göttliche Wasserbad empfangen hatten! Ihnen war nun der volle Born geöffnet, aus welchem sie Gnade um Gnade nehmen konnten und sollten. Denn nur so viel und nicht mehr erlangen wir durch die Taufe, als wir mit dem Glauben ergreifen. „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig.“ Was hilft es einem Menschen, eine Verschreibung, die ihn in den Besitz eines großen Vermögens setzte, in Händen zu haben, so lange er sein Recht an das Verschriebene nicht geltend machte. Was wäre einem verwaisten Kinde geholfen, wenn ein reicher und gütiger Mann zu ihm spräche: Ich will dein Vater, du sollst mein Kind sein, und was mein ist, soll dir angehören! das Kind selbst aber es nicht glauben, d. i. annehmen wollte! Der Glaube ist ein Nehmen, und, indem er nimmt, ein Haben; die Taufe aber ist und bleibt ein Geben, ein überschwänglicher Schatz, zu welchem wir, wie zu dem Gnadenstuhl, welcher ist Christus, immerdar hinzutreten dürfen und sollen. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden. Der Erste Grund ihres Heils war gelegt, und das neue Leben in ihnen begonnen; mit Christo gestorben und begraben durch die Taufe, und mit ihm lebendig gemacht und auferweckt, und samt ihm in ein himmlisches Wesen versetzt, trachteten sie von nun an nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Angetan mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet, waren ihre Seelen freudig in dem Herrn und fröhlich in ihrem Gott. Als solche, die den Herrn Jesum Christ angezogen hatten, suchten sie nun, voll inniger dankbarer Liebe gegen ihren verherrlichten Heiland und Wohltäter, durch freudiges Bekenntnis seines Namens und in treuer Nachfolge seines Vorbildes, ihr ganzes Leben, Geist, Seele und Leib ihm zu heiligen, und des überschwänglichen Reichtums seiner Gnade und der zukünftigen Herrlichkeit immer würdiger zu werden. So wurde ihnen ihre Taufe in dem Namen des Herrn, der sie in der Stunde seiner Verherrlichung eingesellt hatte, Sinnbild, Siegel und Pfand ihrer eigenen Verklärung, wo sie befreit von den Banden des Todesleibes und von dem Stückwerk des Erdenlebens, Ihn, den ihre Seele liebte, von Angesicht zu Angesicht und von Ewigkeit zu Ewigkeit schauen sollten. Und zur Erneuerung und Bekräftigung dieses ewigen Bundes, sowie zur Stärkung ihres mit Gott in Christo verborgenen Lebens, war ihnen nun auch der Zugang zu dem heiligen Mahl geöffnet, um hier mit seinem verklärten Leibe und Blute an ihren Seelen gespeist und getränkt zu werden zum ewigen Leben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.

1)
Hos. 6,7
2)
Jes. 43, 24, 25. Jer. 31, 3
3)
1. Kor. 10, 2.
4)
1. Pet. 3, 21. Heb. 10, 22.
5)
Off. 1,5.6
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autoren/k/krummacher_f.a._der_aeltere/krummacher-cornelius/krummacher_cornelius_14.txt · Zuletzt geändert: von aj
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