Krummacher, Friedrich Adolph - Der Hauptmann Cornelius - XI.

Krummacher, Friedrich Adolph - Der Hauptmann Cornelius - XI.

„Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“1) Mensch sein und gerichtet werden, gehört zusammen wie leben und atmen, denken und reden. Wir haben in unserem Innern eine geheimnisvolle richtende, von uns selbst unabhängige Gottesstimme das Gesetz im Herzen, das Zeugnis des Gewissens, wo die Gedanken sich untereinander entschuldigen und verklagen.2) Unser eigenes Herz kann uns verdammen, und wir haben eben so wenig Gewalt über dieses Herz unseres geistlichen Lebens, als wir dem fleischernen Regung und Stillstand zu gebieten vermögen. Das Gesetz in unserem Herzen ist ein in unserem inwendigen Grunde verborgenes ewiges Wort, welches wir wohl betäuben, nicht aber dämpfen können. Weil es bestimmt ist, dem sündigen Menschen der Anfangspunkt der Buße, des erwachenden Sinnes für das Göttliche und Heilige, zu werden, so beginnt, so lange er auf Erden ist, in ihm, in dem Menschen selbst, das Gericht. Unsere gefallenen Stammeltern richteten sich selbst, ehe der Urteilsspruch des Herrn über sie erging. Das ewige innere Wort ist dem Menschen unaussprechlich nahe; wenn er es nur hören wollte, so lange es heute heißt!

Danach, mit dem Sterben, kommt das andere Gericht; so gewiss dem Menschen der Tod ist, so gewiss das Gericht. Dann wird das auf Erden verschlossene Wort frei und offenbar werden, und über das vollbrachte, klar vorliegende Leben der Prüfungszeit sein gerechtes Urteil sprechen, den Rat der Herzen offenbaren, und was verborgen war, ans Licht bringen, und der Herr wird jedem seine Stätte und seinen Ort anweisen. Dann verkündigt die heilige Schrift noch ein anderes allgemeines Gericht, wo Jesus Christus, einmal geopfert wegzunehmen vieler Sünden, zum anderenmal ohne Sünde in seiner Herrlichkeit erscheinen wird, den Erdkreis mit Gerechtigkeit zu richten, denen, die auf ihn warten, zur Seligkeit.3) Wohl allen, die zu dieser Zahl gehören.

Apostelgesch. X,42.
Und er hat uns geboten zu predigen dem Volke, und zu zeugen, dass er ist verordnet von Gott ein Richter der Lebendigen und der Toten.

Bisher hat der Apostel Petrus geredet von der Sendung und Salbung Jesu von Nazareth, von seinem öffentlichen Lehramt, Wandel und Taten, von seinen Leiden, Tod und Auferstehung; also von solchen Ereignissen des Reiches Gottes auf Erden, die schon geschehen, oder, wie die Schrift würdiger und bedeutsamer von diesen Gottestaten sich ausdrückt, erfüllt waren, und in welchen sich Jesus als den Sohn Gottes und Heiland der Welt offenbart hatte.

Jetzt redet der Apostel von einer zukünftigen Offenbarung des Menschensohns, als des von Gott verordneten Richters der Lebendigen und der Toten. Es muss wohl eine wichtige Wahrheit sein, von welcher Petrus so nachdrücklich sagt, dass der Herr ihnen, den Aposteln, geboten habe, solche dem Volke, d. i. allem Volke zu predigen und zu zeugen. Und in der Tat reden und zeugen sie auch alle, in ihren Schriften, so wie von Erscheinung des Sohnes Gottes im Fleisch, also von seiner Wiederkunft zum Gericht und Offenbarung seiner Herrlichkeit. Selbst Paulus, so schön er auch fährt mit den Leuten zu Athen, beschließt seine Predigt an dieselben mit der Verkündigung des Gerichtstages durch den Einen Mann, in welchem er es beschlossen hat. Jesus Christus, der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten sei denn auch unsere Betrachtung.

1)

Gott, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erde, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, ist - so lehrt die Schrift - der Richter über alle;4) aber - so spricht der Herr selbst - Er selbst richtet niemand, sondern hat alles Gericht und die Macht, das Gericht zu halten, dem Sohn gegeben, darum dass er des Menschen Sohn ist.5) Gott hat - spricht Paulus - einen Tag gesetzt, auf welchem er richten will den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit, durch einen Mann, in welchem er es beschlossen hat.6)

Von diesem allgemeinen letzten Gerichte am Ende der Tage, womit die allgemeine Auferstehung der Toten verbunden sein wird, und welches die Schrift auch den Tag Christi, Tag des Herrn nennt, redet unser Apostel. Dieses Gericht wird sein die allgemein sichtbare Vollendung der großen Gnaden- und Heilsanstalt. Gottes, und zugleich die höchste und allgemeinste Offenbarung der Erhöhung und Verherrlichung des Menschensohns. Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. So gewiss Er gekommen ist, wird er kommen. Sollte er, dem das Reich gegeben ist, das ewiglich währt, beginnen und nicht ausführen, anfangen und nicht vollenden? Das Gericht ist die Vollendung des großen Gotteswerks, die dritte und letzte Stufe seiner Heilsanstalt.

Der Anfang geschah in tiefster Demut - wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und geht davon, und schläft, und steht auf Nacht und Tag, und der Same geht auf .. Vorerst die mehrtausendjährige Nacht und Dämmerung im dunklen Worte der Verheißung, in Symbolen, Bildern, Weissagungen, wo das Große und Kleine, Irdisches und Himmlisches, Schmach und Herrlichkeit wunderbar zusammenfließt. Nachdem die Zeit sich erfüllt hat, wird das Wort zur Tat, Bild und Schatten zum Wesen zu Bethlehem, der kleinsten unter den tausenden von Juda. Der Tag bricht an; Gott sendet seinen Sohn, geboren von einem Weibe. Das Wort, das von Anfang war, durch welches alle Dinge gemacht sind, und ohne welches nichts gemacht ist, was gemacht ist wird Mensch, entäußert sich seiner Gottesgestalt, nimmt unsere Knechtsgestalt an, geht im Lande umher, nicht um sich dienen zu lassen, sondern zu dienen, gibt sein Leben zur Erlösung der sündigen Welt, und wird durch seine tiefste Erniedrigung bis zum Tode am Kreuz die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt, der vollendete Weg, die vollkommene Wahrheit, und das wahrhaftige Leben. Als er sein: Es ist vollbracht! ausrief, war, was von Ewigkeit her in Gott verborgen gewesen, geschehen, zur Geschichte geworden; der unergründliche Ratschluss Gottes war in der Gestalt einer einfachen menschlichen Geschichte erschienen und erfüllt. „Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit!“ Die vier ersten Jahrtausende sind „der Tag, der gestern vergangen ist“.

Danach begann das Heute mit der Erhöhung dessen, der sich selbst geniedrigt hatte; auch geschichtlich. Am dritten Tage auferstanden von den Toten, wandelte er noch vierzig Tage mit und unter den Seinigen, und kehrte dann zurück in die Herrlichkeit, die er von Anfang hatte, und ward aufgehoben zusehens vor den Augen seiner Jünger. Also ging die Geschichte in der Stille und vor wenigen Zeugen, wie sie begonnen hatte, zu ihrem Ursprung, in den Himmel, in die Ewigkeit, zurück. Auf Erden ward sie als das Wort von der Versöhnung unter den Menschengeschlechtern aufgerichtet. Auf geschichtlichem Wege begann nun die Wiedergeburt der Welt am Pfingstfeste zu Jerusalem mit Brausen und Sausen vom Himmel, und vor einer großen Menschenmenge aus allen Gegenden der Erde.

Die Jünger erfüllt von dem heiligen Geiste und wie neugeboren und verklärt, verkündigen, was ihnen der Geist gab auszusprechen. Die erstaunten Zuhörer nennen es die großen Taten Gottes; und es war doch abermals nichts anders, als die Geschichte von Jesus von Nazareth, den gekreuzigten und erhöhten. Mehrern Tausenden ging es durchs Herz, und wurden gläubig, und ließen sich taufen. Und nun ging und geht das Wort durch alle Lande, und steht aufgerichtet an allen Enden der Erde, und ruft bittend und ermahnend: Lasst euch versöhnen mit Gott! Das ist das Heute; die zweite Stufe und Periode des großen Gotteswerks.

Ist es nun hiermit zu Ende? Beugen sich alle Knie in dem Namen des Gekreuzigten? Bekennen alle Zungen, dass er der Herr sei? Nein, ein anderer großer Gottestag steht bevor. „Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren!“ sagten die zwei Männer in weißen Kleidern7). „Sichtbar wird er erscheinen auf den Wolken des Himmels, des Menschen Sohn, herrlich mit seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen!“. Denn dazu, spricht Paulus, ist er gestorben und auferstanden, und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebendige Herr sei.8). Es ist der Tag des Gerichts, der Erntetag des Herrn, wo er die Schnitter senden wird.

2.

Da wird Jesus, der Mittler, erscheinen als der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten. Also alle Menschen, die da lebten und starben auf Erden, alle die bis zu jenem Tage leben und sterben werden, auch die, welche der große Tag noch lebend findet, müssen offenbar werden vor dem Richterstuhle Jesu Christi. Mit dem Gerichte wird die allgemeine Auferstehung der Toten verbunden sein, Die in den Gräbern sind, also die Verwesten, d. h. die Menschen, deren irdischleibliches Wesen, durch den Tod zertrennt, von dem Kreislauf der Natur verschlungen wurde - werden, wie einst Lazarus, seine Stimme hören und auferstehen 9). Wie es unmöglich war, dass der uns sündliche Leib Jesu länger als drei Tage im Grabe und von Banden des Todes sollte gehalten werden, und der Heilige die Verwesung sehen; so ist es unmöglich, dass unseren, durch die Sünde verweslich gewordenen Leibern nicht auch die Stunde komme, wo aus ihnen der neue unverwesliche Leib wieder erstehe. Die Stimme des Menschensohnes wird alles ursprünglich - Göttliche in dem Menschen, was wohl niedergedrückt, aber nicht erdrückt und vernichtet werden konnte, an jenem Tage aus dem Schlaf erwecken und ans Licht bringen; also auch die von Gott anfangs unsterblich erschaffenen Leiber der Entschlafenen, nachdem sie den Kreislauf der Verwesung, welche nur über das Sündige Gewalt hat, durchwandelt sind, in die neue unsterbliche und unverwesliche Gestalt hervorrufen, „durch die Wirkung, womit er alle Dinge kann ihm untertänig machen“10). Wäre dies nicht, wozu hätte denn der Gottessohn unser sündiges und sterbliches Fleisch an sich genommen? Hätte er nicht alles, was wir durch die Sünde verloren haben, uns wiedergewonnen, also auch den unsterblichen Leib; so wäre er nicht der himmlische Adam und der Herr vom Himmel; so hätte er uns nicht ganz von der Frucht der Sünde, dem Tode und der Verwesung, erlöst. Darum alle Toten werden mit einem neuen Leibe bekleidet, diejenigen aber, welche in jener Stunde noch leben, werden verwandelt werden. Denn das Verwesliche muss anziehen das Unverwesliche, und das Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit11).

So wird der große Gottestag anbrechen, und gleichwie die Erschaffung und Gestaltung unserer Erde mit der Scheidung des Lichts und der Finsternis, am ersten Tage, begann; so wird der jüngste, der letzte Erdentag, die Erdenzeit, mit der Scheidung des Lichts und der Finsternis, des Guten und des Bösen vollenden. Unsere Menschensprache kann nur Schattenbilder des Wesens in einen flüchtigen Hauch des Mundes fassen und mitteilen, wie ein Tautropfen das Bild der Sonne zurückspiegelt. Darum lässt auch der Herr in seiner menschlichen Rede sich alsdann am meisten zu unserer Schwachheit hinab, wenn er von dem Größten, Unbegreiflichsten redet. Also in seinen Reden von dem zukünftigen Gerichtstage. Er, der Richter, nennt sich auch da, wo er von seiner herrlichen Wiederkunft und dem Sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit redet, mit dem Namen seiner Demütigung, womit während seines Wandels auf Erden ihn keiner der Jünger je genannt hat, des Menschen Sohn. Er vergleicht sich auch zu Anfang der majestätischen Darstellung des Weltgerichts, welches mit der folgereichen Trennung beginnt, mit einem Hirten, der die Schafe und Böcklein von einander scheidet, und dann erst heißt er der König, der nun sein Urteil ausspricht12). Auch hier noch ehrt er die zum Gericht versammelten Menschenkinder, indem er ihnen die Gründe seines Urteilspruchs kund tut, und vernimmt sogar, wie in den Tagen seines Fleisches, ihre Gegenrede. So erkennt er auch dann noch, sogar in den Verdammten, ihren, ach verlorenen, göttlichen Adel.

Und welches wird der Maßstab und die Regel seines Gerichts sein? Des Gesetzes Erfüllung, die Liebe, und die Früchte der Liebe. Warum nicht der Glaube? Törichte Zerstückelung! Gehört denn nicht Glaube und Liebe, wie ein Leben in der Wurzel, Stamm und Früchten zusammen? Ist die volle Traube nicht Beweis, dass die Rebe saftig war? Und wenn die Schnitter das Feld abernten, lassen sie dann nicht die Wurzeln in der Erde, und tragen die Ähren in die Scheune? - Wird der Mensch sich nicht selbst an seinen Früchten am besten erkennen und richten? Glaube, Hoffnung und liebe - diese drei sind eins, sie bleiben und werden verklärt werden, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Ja, Er, der Menschensohn selbst, wird dann sowie Richter, also auch Maßstab der Liebe sein. „Ich bin hungrig, durstig, heimatlos, nackend, krank, gefangen gewesen.“. Alles dieses, um Euch hungrige, durstende, arme und elende zu retten, zu erlösen, zu erquicken. Und wer mich und meine Liebe erkannt und erfahren hat, der hat auch mich in den geringsten meiner Brüder geliebt, gerettet, erquickt. Alle, die zu seiner Rechten und zur Linken, werden, jene mit demütiger Freude, diese mit Angst und Schrecken, in Ihm den Mann sehen, in welchem Gott es beschlossen hat, und das Maß, wonach er den Erdboden richten wird mit Gerechtigkeit.

3.

Menschlich hat das Gericht begonnen; menschlich wird es vollenden. Die da Gutes getan haben, werden hervorgehn zur Auferstehung des Lebens; die aber übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts; alle müssen offenbar werden, ein jeglicher wird empfangen, nachdem er gehandelt hat, an seinem Leibe13). Was der Apostel Paulus da, wo er von der Auferstehung der Toten redet, sagt: dass es in der sichtbaren Welt sehr verschiedene Leiber gebe, und jeder Himmelskörper, Sonne, Mond und Sterne, und eben so jede Art Geschöpfe auf Erden, Vieh, Vögel, Fische, Pflanzen, jedes seinen eigentümlichen Leib habe, das dürfen wir auch auf die Auferstehungsleiber anwenden. Der Schöpfer hat überall in der sichtbaren vernunftlosen Natur die äußere Form und Gestalt dem Wesen und Sinn entsprechend gebildet, und wir können in vieler Hinsicht die sichtbaren Naturerscheinungen als Zeichen und Bilder der unsichtbaren zukünftigen Welt betrachten. Und so gibt es auf der Erde Geschöpfe, deren Anblick, gleichsam als lebendiger Bilder der Sünde und der Verdammnis, uns mit Schrecken erfüllt. Was der Mensch in seinem Erdenkörper war, das wird auch in seiner Auferstehungsgestalt, offenbar werden. Die Gerechten werden den Engeln gleich sein, und leuchten wie die Sonne. Die Gottlosen aber können nicht die liebliche lichtvolle Gestalt der Engel haben, sondern das Gegenteil. Wenn sich in Neid und Bosheit ihre Gebärde, wie Kains, verstellt hat auf Erden, so werden sie vielmehr dort Kains Zeichen an der Stirn tragen. Es wird eine Auferstehung zum Gericht sein, aber die Gerechten kommen nicht in das Gericht, sondern in das vollendete Reich und Leben.

Das ist die große Wahrheit, welche der Herr Jesus, nachdem er selbst sie laut und oft, selbst im Angesichte seines Todes den Richtern, die ihn verdammten, verkündigt hatte, den Aposteln allem Volke zu predigen und zu zeugen befahl. Sie haben diesen Befehl treulich erfüllt, und das Wort vom Gericht, mit dem von der Versöhnung, von den Dächern und auf den Märkten, in den Schulen und vor dem Volke, in den Sälen der Gewaltigen, wie in den Hütten der Armen gepredigt, und in alle Welt hineingerufen, und immerdar durchläuft es noch alle Lande. Tritt dieses Wort der Verkündigung, besonders in den ernsten Stunden des Lebens und des Sterbens, groß und erschütternd vor unsere Seele; was wirds sein, wenn der eine Tag mit himmlischem Posaunenschall denn die Posaune wird schalen anbrechen wird! Da wird die Wahrheit, die Heiligkeit und Gerechtigkeit des großen Gottes, vor dem Angesichte der Himmelsheere, über dem Menschengeschlechte im vollsten Lichte sich offenbaren. Wie die Sonne jeden einzelnen Halm mit ihren Strahlen berührt und beleuchtet, also wird das Licht, das vom Throne ausgeht, und das alles durchdringende Auge des ewigen Richters das Wesen jedes einzelnen Menschen beleuchten, und den Rat jegliches Herzens offenbaren. Wer wird dann bestehen vor des Menschen Sohn!

O wie erquicklich und trostreich ist es für die, so ihn geliebt haben, dass Er, der erhöhte Menschensohn, unser Erlöser, auch unser Richter sein wird. Er, der auf unserer Erde gewohnt hat, und uns in allem, die Sünde ausgenommen, gleich geworden ist; der versucht ward allenthalben, gleich wie wir, und als ein barmherziger Hoherpriester Mitleid haben kann mit unserer Schwachheit; der des Scherfleins der armen Witwe sich erfreute, und der Not des kanaanäischen Weibleins sich erbarmte, und ihren demütigen Glauben rühmte; er, der verheißen hat, dass er den Becher kalten Wassers, den die Liebe dem Durstigen reicht, nicht vergessen wolle - Er ist verordnet von Gott zum Richter der Lebendigen und der Toten! So wandelt die unaussprechliche Erbarmung und Vaterliebe Gottes, womit er uns in Christo erwählt und geliebt hat, ehe der Welt Grund gelegt war, immer denselbigen Weg bis an das Ende der Welt und den großen Sabbattag der Ewigkeit. Er, der unser Bruder geworden ist, wird auch unser Richter sein, der Anfänger, auch der Vollender unseres Glaubens und unserer Seligkeit.

Aber es liegt nicht minder in dieser erfreulichen Wahrheit ein dringender und mahnender Ernst. Eben dadurch, dass des Menschen Sohn das Gericht halten wird, tritt dieses dem Menschen um desto näher. Der vollendete, erhöhte Menschensohn wird im Glanz seiner Herrlichkeit erscheinen, den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit zu richten. Nicht mehr als der suchende, einladende und sammelnde Hirt, wie er gekommen ist, sondern als der König und zugleich als die Krone und Vollendung der Menschheit, wird er kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten, und es werden auf ihn sehen alle Geschlechter der Erde …. der ganze Rat und Entwurf Gottes zu unserer Seligkeit wird dann sichtbarlich daliegen vor Aller Augen. „Das geschah für dich, was hast du für mich getan!“ - So wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, spricht das Wort Gottes, so haben wir fürder kein Opfer mehr für die Sünde, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts, und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird14). Hast du mich geliebt? wird der Herr alsdann uns, wie einst seinen Petrus fragen. Wohl dann Allen, die freudig und getrost ihm antworten können: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe… wohl Allen, die dann würdig befunden werden, zu stehen vor - des Menschen Sohn!

1)
Hebr. 9,27
2)
Röm. 2,15
3)
Hebr. 9,28
4)
Hebr. 12,23. 1. Pet. 1,17
5)
Joh. 5,22.27
6)
Apostg. 17,31
7)
Apostg. 1,11
8)
Röm. 14,9
9)
Joh. 5,28
10)
Philip. 3,21
11)
1. Kor. 15,51 f.
12)
Matth. 25,31.34
13)
Joh. 5,29. 2. Kor. 5,10
14)
Hebr. 10,26.27
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