Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Predigt über Offenb. Johannis Kap. 16, Vers 9

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Predigt über Offenb. Johannis Kap. 16, Vers 9

gehalten am 21. Oktober 1849.

Zum Eingang:

Psalm 31, Vers 17-19.

Dank sei mit freudigem Gemüte,
Erbarmer, dir gebracht.
Herr, du hast mich mit Macht,
In deiner wunderbaren Güte,
Zur Festung hin geleitet,
Und dort mein Heil bereitet.

Oft sagt ich zwar in meinem Zagen:
Gott sieht mich nicht mehr an,
Wie er zuvor getan;
Doch du gabst Acht auf meine Klagen,
Du hattest schon mein Flehen,
In Gnaden angesehen.

Liebt, liebt den Herrn, ihr, seine Freunde!
Wer Gott in Ehren hat,
Den schützt er früh und spat.
Der Herr vertilgt den Stolz der Feinde.
Harrt mutig, ihr Erlösten!
Gott nahet, euch zu trösten.

Die Pestilenz, Cholera genannt, hat unsere Stadt noch nicht verlassen. Bis auf diesen Tag hat der verderbende Engel den Befehl noch nicht bekommen, das Schwert in die Scheide zu stecken. Dennoch hat es dem barmherzigen Gott gefallen, unser Gebet über Bitten und Verstehen zu erhören. Durch seine unaussprechliche Güte ist es uns vergönnt, seinen heiligen Tempel wiederzusehen. Wir haben alle Ursache, unserm Herrn und Gott das Dankopfer zu bringen, dass er bis auf heute nicht mit uns getan hat nach unsern Sünden. Es ist des Herrn Güte, dass wir nicht gar aus sind. Mit dankbarem Gemüte können wir es Alle sagen: Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue, o mein Gott, ist groß. Der 91. Psalm ging bis dahin bei den meisten in Erfüllung. Viele von uns haben nicht vergeblich ihre Oberschwellen und beide Türpfosten mit dem Blute Christi bestrichen. Viele von uns hielten mit Glauben und Gebet die Plage oder die Furcht vor der Plage von dem Leibe, und den sie bedrohenden Tod von sich ab. Andere wiederum danksagen dem Herrn, dass es bei einem paar inwendiger und auswendiger Schläge blieb, dass der Herr wohl niederwarf aber auch wieder aufrichtete. Der Eine und Andere spürt es eben in diesen Tagen lebendiger als je, welche Bedeutung, welchen Trost es in sich hat, es aussagen zu können: Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. Was der verderbende Engel ausrichtet, bleibt doch nicht ohne Wirkung auf Andere. Der Eine und Andere schlug doch in sich und rief es zerknirscht aus: Ich bin verloren, was muss ich tun, um selig zu werden! Und der Trost, den uns der Herr vorigen Sonntag gab, öffnete uns die Augen, um zu sehen auf das Lamm Gottes, den Träger der Sünde der Welt.

Wohlan, wir sind wieder in eine neue Woche eingetreten. Wir suchen Trost. Es dürstet uns abermals nach einem Wort aus dem Munde des Herrn, mit Glaubensmut in der neuen Woche anzuhalten um neue Erbarmung, Schutz, Schirm und Erhaltung. Welches Wort tut uns am meisten Not? Ich meine ein solches, wobei wir von der Plage ab- und auf den Herrn sehen. Denn wo wir solches tun, da fallen wir dem Herrn in die Arme, so wie wir sind; da lassen wir die Plage nicht auftreten, nicht herrschen zwischen uns und dem Herrn, sondern stehen bei dem Herrn und in ihm, und ist der Herr zwischen uns und der Plage.

Dieses Wort bringe ich euch.

Text: Offenbarung 16, V. 9.

„Der Macht hat über diese Plagen.“

Ich nehme für dieses Mal Worte aus dem Zusammenhange heraus, weil es mir darum geht, dass eben diese Worte Euch, meine Geliebten zu einem mächtigen Trost und zur Herzensstärkung gereichen mögen; dass sie in Euern Herzen leben in diesen Tagen, und Ihr eure Häupter aufwärts hebt zu dem Herrn, der Allen, die zu ihm die Zuflucht nehmen, Schirm und Schild sein will. Es ist in unserm Kapitel die Rede von allerlei Plagen. Es waren meistenteils Plagen, wie sie Ägyptenland getroffen hatten, da Pharao das Volk Gottes nicht wollte ziehen lassen. Denn die ägyptischen Plagen, manchmal durch andere abgewechselt und geschärft, wiederholen sich allerwärts, wo man dem Herrn entgegen ist und den Lauf seines Wortes und ewigen Evangeliums hemmen will. Wo der rechte Jesus Widersacher findet, da müssen diese Widersacher von Zeit zu Zeit gewahr werden, in Welchen sie gestochen haben. Weil aber der Herr seinen ganzen Rat zu einer Sache des Glaubens und nicht des Schauens gemacht hat, obschon die Wunder seiner Hand wohl könnten gesehen werden, wenn man darauf merken wollte, so lässt er es bei seinen Gerichten wohl mal so kommen, dass dem Äußeren nach dem Frommen wie dem Gottlosen Einerlei widerfährt. Denn es soll Niemand von uns trotzen vor dem Herrn, und sich nicht einen abergläubischen Grund legen, wenn ihn selbst, oder Den und Den die Plagen, welche der Herr mitunter hereinbrechen lässt, nicht sollten treffen, sondern wir sollen Alle Gottes Barmherzigkeit und die Hoffnung auf seine unverdiente Güte zum Grund legen unserer ewigen Errettung; auch auf diesen Grund ihn bitten: Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Wohl dem, der sich immerdar fürchtet und dem die Haut schaudert vor Gottes Gerichten; er wird über dieselben nicht grübeln können; er wird in sich gehen, nach oben schauen und ein Wort des Trostes suchen, woran er sich festhalte inmitten der Gerichte, auf dass, es komme was da komme, er immer guten Mut habe. Damit Ihr nun, die Ihr Eure Zuflucht genommen habt und nehmt zu der Erbarmung Gottes, in diesen Tagen guten Mut bekommt, auch Ihr guten Mut bekommt, die Ihr allen Mut des Glaubens scheint verloren zu haben, und Ihr, die Ihr bis dahin Euch selbst gesucht und nicht das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, gebracht werdet zur Reue, zu der Furcht des lebendigen Gottes, - so hört dieses Wort:

Gott hat Macht über die Plage, welche unsere Stadt getroffen hat.

Von wem rede ich? Ich rede von Gott, dem heiligen und gerechten Gott, der wohl langmütig ist, dessen Schläge aber umso rascher, um so gewaltiger, umso schärfer kommen, wenn seine Geduld ein Ende hat. Ich rede von dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht, der auch die Hügel dahingeworfen hat, welche um Elberfeld sind. Dieser Gott würde aufhören, Gott zu sein, wenn er nicht zuweilen die Bosheit, die Gottlosigkeit der Leute gewaltig heimsuchte. „Du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt, wer böse ist, bleibt nicht vor dir; du hast einen Gräuel an allen Ruhmredigen“ sagt die Gemeine. Und wiederum steht geschrieben: „Gott ist ein rechter Richter und ein Gott, der täglich droht; will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt und zielt, und hat darauf gelegt tödliche Geschosse; seine Pfeile hat er zugerichtet zum Verderben.“ Und wiederum wird bezeugt: „Wer dem Sohne nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“; - und wiederum: „Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“.

Und dennoch, dieser Gott will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich ein Jeglicher zur Buße kehre. Hat er den Weg verschlossen zu dem verlorenen Paradies, zu dem Lebensbaume der Gerechtigkeit der Werke, ein anderes Paradies hat er dem Reumütigen gepflanzt in dem Rate seines Friedens. Sein Herz hat er geöffnet dem Rat- und Rettungslosen, der in sich schlägt und spricht: „Ich will mich aufmachen zu meinem Vater und zu ihm sagen: „Vater, ich habe wider dich gesündigt und bin nicht wert, dein Kind genannt zu werden“.“ Einen sicheren Weg hat er gelegt, dass der Verirrte zu ihm kommen kann, und er selbst reicht dem zu Boden Geworfenen, dem in seinem Blute Liegenden die Hand und will ihn freiwillig lieben. Er hat Alles bereit gemacht, dass ein Mensch umsonst errettet sei; und er will den Gottlosen freisprechen von seiner Sünde, Schuld und Strafe, und den Unreinen reinigen von aller seiner Unreinheit, von allen seinen Sünden, und wenn sie auch blutrot wären. Er will den gejagten Seelen ein sicheres Schloss sein, die müden Seelen erquicken und die Traurigen trösten. Es ist ihm Nichts mehr im Wege, einem Sünder gnädig zu sein, bei ihm sein Wort zu erfüllen: „Ich will deiner Untugenden nicht mehr gedenken“; „Ich will dich nicht strafen um Alles, was du getan hast“; „Meine Gnade soll nicht von dir weichen!“ In Christo tauschte Gott eine Welt mit sich um, und rechnete ihr ihre Sünden nicht zu; vielmehr machte er Den, der gar von Sünde nicht wusste, Sünde für uns, auf dass wir würden Gerechtigkeit Gottes in ihm. Er gab aus ewiger Liebe seinen Sohn für uns dahin, ließ alle unsere Sünden auf sein heiliges Kind Jesus kommen. Dieser trug die Last des Zornes Gottes wider unsere Sünde. Dieser gab seine Seele zur Schuld, bezahlte unsere Schuld mit seinem eigenen Leben; auf ihm war die Strafe, die uns den Frieden anbringt. Dieser hat Gott ein vollkommenes Lösegeld für unsere Seelen gebracht, mit seinem Blute vollkommen bezahlt, was zu unserer Erlösung zu bezahlen war. So hat er denn eine ewige Versöhnung gefunden, Gott die Gerechtigkeit gebracht, das Gesetz vollkommen erfüllt, die Werke des Teufels zerstört, die Sünden aus dem Mittel getan, den Tod überwunden, und ist er geworden unsere Gerechtigkeit vor dem Richterstuhl Gottes, unser Weg in die Herrlichkeit hinein, unsere Wahrheit wider alle Anfechtung des Teufels, unser ewiges Leben wider unseren Tod und in unserem Tode.

Darum dürfen wir hinzutreten zu dem Throne der Gnade mit und in Christo, und werden Gnade finden.

Auch ist der Heilige Geist erworben, dass er uns lebendig mache, erleuchte, lehre, leite, reinige von allem unsern Unflat, uns tröste, beistehe und vorbete mit unaussprechlichen Seufzern, und lehre das „Abba“ lieber Vater! rufen, und uns versiegele als ein rechter Freudengeist, auf dass wir die Gewissheit unserer Seligkeit schmecken.

Auf dass wir solcher Sachen gewiss seien, gibt er uns sein lebendiges Wort, und auf dass wir doch gar nicht zweifeln an seiner Güte, hat er uns mit dem Wasser seiner Gnade kaufen lassen, und hat einen Bund mit uns aufgerichtet, dass er ewig unser und unseres Samens gnädiger Gott sein will. Dieses Bundes Bürge ist Jesus, und er will seinen erworbenen Geist geben denen, die ihn bitten.

Dieser Gott ist es, welcher Macht hat über die Plage, welche auch unsere Stadt hat getroffen.

Was sollen wir daraus lernen, dass dieser Gott Macht hat über die Plage? Die Worte: „er hat Macht über diese Plagen“ sind hier doch wohl ganz absichtlich niedergeschrieben.

Gott hat Macht über die Plage. So soll denn Niemand fortgehen, seinen Namen zu lästern, oder mit seinen Taten Ursache zu geben, dass sein Name unter den Heiden gelästert werde. So soll er denn aufhören, den Pharisäer zu spielen; vielmehr damit anfangen, dass er sich losmache von seinen Sünden durch Gerechtigkeit, und ledig von seiner Missetat durch Wohltat. Es heißt von Gott: „will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt.“ So wartet Gott denn nur, dass er gnädig sei; so richtet er denn seine Pfeile zu zum Verderben gegen den Unwillen, wo man sich nicht bekehren will zu ihm, dem Born alles Heils, aller Gerechtigkeit und ewigen Lebens, weshalb er auch bezeugt: „Weil ich dir denn also tun will, so schicke dich, Israel, und begegne deinem Gott!“ Er plagt nicht von Herzen. Er tötet nicht, weil er Lust hat zu töten, sondern er muss heimsuchen. Es muss kommen, was er über alle Verächter seines Worts gedroht hat; aber er will umso mehr kommen lassen, was da errettet auf ewig. Er schlägt, auf dass er heile, auf dass die Leute des Erdbodens in sich gehen und Gerechtigkeit lernen; lernen, zu seinen Worten und Geboten zurückzukehren und darnach zu tun. Er will, dass man sich zu ihm bekehre; darum hat es stets geheißen, ist es stets beteuert worden: So wahr ich lebe, ich will den Tod des Gottlosen nicht!

Aber welche sind Gottlose? Etliche stecken voller guten Werke und wollen die Gnade nicht, welche Gnade bei Gott ist. Etliche stecken voller Gnade, wie sie meinen; aber ihre Werke taugen nicht. Etliche wollen sich nicht ohne Werke freisprechen lassen, und Etliche predigen ihrem Gewissen die Rechtfertigung, um so freier ihre Gottlosigkeit zu treiben. Es walten allerlei Sünden ob in unserer Mitte, und die Frucht des Geistes muss gesucht werden. Wenn Gott an Etlichen ein Exempel statuiert, so sollen wir alle gewarnt sein. Die Plage ist da, auf dass ein Jeglicher losmache die Knoten der Ungerechtigkeit, sich mit allen Gottlosen auf einen Haufen werfen lasse, und als Gottloser an Gott glaube: nicht als ein Gottloser, der wohl weiß, dass er Gottlosigkeit treibt, aber nicht gesinnt ist, sich davon zu bekehren: sondern als ein Gottloser, der weiß, dass er Gottlosigkeit treibt, und in sich keine Kraft sieht, davon los zu kommen, der darum unter der Gottlosigkeit vergeht; den aber nach Gnade dürstet, von aller Gottlosigkeit erlöst und freigesprochen zu sein.

Wird Gott sich dennoch, inmitten der Plage, eines Gottlosen annehmen, ihn gerecht sprechen? Wird er einem armen Menschen Gnade erteilen, Barmherzigkeit widerfahren lassen, wenn er bei dem großen Erbarmer um Erbarmung anhält? Eben das Wort: „Gott hat Macht über diese Plagen“ ist so viel als ein Jawort; denn wozu steht es da, wo nicht, auf dass ein armer Sünder, der in Furcht und Gefahr in sich schlägt, und sich im Verborgenen aufmacht zu Gott um Gnade, auch im Offenbaren sich bekehrt von seiner Ungerechtigkeit, es erfahre, dass Gott seine Not wohl lindern kann, dass er die Plage wohl von ihm abwehren, wohl von ihm wegnehmen kann; darum heißt es: „Gott hat Macht über diese Plage“.

Hat Gott Macht über diese Plage, so kann sie uns wohl treffen, wie wir uns auch dagegen geschützt wähnen; so haben wir denn Alle Ursache, uns zu demütigen unter die kräftige Hand Gottes, und uns solcher Macht zu unterwerfen. Das wird aber die wahre Demut sein, dass wir aufhören uns Etwas anzumaßen, vielmehr vor ihm bekennen: „Was unterscheidet mich? Ich habe am allerersten verdient, dass du mich heimsuchst aller meiner verborgenen Sünden und Gräuel wegen.“ Denn Das tut uns vor allen Dingen Not, dass wir die Souveränität Dessen anerkennen, der nicht antwortet von seinen Taten; denn Gott wird wohl immerdar Recht behalten, und vor ihm soll schweigen alles Fleisch.

Hinwiederum hat Gott Macht über diese Plage, so dürfen wir getrosten Mutes und der Plage wegen ohne Furcht sein; vielmehr es für gewiss halten, dass die Plage nicht treffen kann, wen sie will; ja, dass die Plage uns gar nicht treffen oder töten kann, wenn Gott es nicht will. Dieses Wort: „Gott hat Macht über die Plage“ sagt so viel, als: Gott kann sie wohl wegnehmen, und Gott will sie auch wegnehmen, oder: Gott kann und will uns unter seinen Schirm und in seinen Schutz nehmen. Er kann und will bei uns den 91. Psalm ganz treulich erfüllen. Wir dürfen auf Grund solcher Worte zu ihm ein Herz fassen. Wenn wir denken, dass die Plage nicht in Gottes Hand ist, so werden wir gegen die Plage uns mit allen Mitteln verwahren, indessen Gott lästern, es sei im Offenbaren, es sei mit allerlei argen Gedanken und Verschmähungen seiner Gnade. Wenn wir aber glauben, dass Gott Macht über diese Plagen hat, so werden wir von der Plage absehen und auf Gott sehen; und wo wir denn dem Evangelio von seinem lieben Sohn glauben, auch nachdenken, welche Barmherzigkeit uns von Jugend an widerfahren ist, so wird mit einem Mal durch die Gnade des Heiligen Geistes, welcher in uns wohnt, unser Vertrauen gehoben zu einem solchen Gott, von welchem wir es gelernt haben zu singen und zu sagen: Wo ist ein solcher Gott, wie du!

Wenn wir auf Gott sehen, so wissen wir wohl, warum er die Plage sendet.

Ich will hier nicht viel reden von den Ursachen, welche er dazu hat, uns heimzusuchen. Wie Viele, wiewohl sie sich Christen nennen, beten den dreiköpfigen Götzen an! Ach, dass nicht in dieser Stadt gefunden wären, die geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, und sind abgefallen, kreuzigen wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes, halten ihn für Spott und tun dem Geist der Gnaden, in welchem sie geheiligt waren, Schmach an. Welche Sünden sind hier begangen wider bessere Überzeugung, wider die Mahnung und Stimme des Heiligen Geistes! Wie viele Tränen sind hier den aufrichtigen Bekennern des Namens Jesu ausgepresst! Welche Sünden hier begangen aus Liebe zur eigenen Ehre, und weil der Bauch der Gott war! Soll man sich nicht bekehren von solchen Sünden, soll man noch behaupten: Ich habe kein Unrecht getan!? Welche Sünden hier des schrecklichsten Leichtsinnes, des Missbrauches des Namen Gottes, des Sabbatschändens mit leichtem Fuße, mit frecher Stirn, der Unterdrückung, der Geldgier und der Unehrlichkeit im Geschäft, Handel und Wandel, - der Verleumdung seines Nächsten, der Völlerei, des Trunks, des Ungehorsams, der Zuchtlosigkeit, des Nachjagens eigener Gelüste! Welche Sünden hier unter der Larve der Religion! Und das in einer Stadt, welche zum Himmel erhoben worden ist. Der heilige Gott hat zur Handhabung seines ewigen Gesetzes sich rächen müssen und muss sich rächen, weil also das Blut Christi mit Füßen getreten und seine Gnade verschmäht wurde. Wissen wir aber, dass er doch mitten im Zorne der Barmherzigkeit will eingedenk sein, so wissen wir eben an der Plage und an ihren Ursachen, was er will, dass wir tun sollen.

  • Gott will, dass Alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, dass man das Verachten lasse, dass man unter seiner Plage zerknirscht, sich zu ihm aufmache um Gnade und Erbarmung mit Gebet, Flehen, Seufzen, Rufen und Anhalten um solche Gnade.
  • Gott will solche Gnaden Denen, die bei ihm darum anhalten, auch erteilen; er will ihnen die Sünden alle vergeben; er will solches tun um der ihm angebrachten Gerechtigkeit, um des Blutes Christi willen.
  • Gott will, dass wir uns nichts anmaßen, uns nicht über Andere erheben, als seien wir besser, als hätten wir vor denen Etwas voraus, die von Gott heimgesucht werden mit der Plage.
  • Gott will, dass wir seinen lieben Sohn Jesum verherrlichen, Ihn anerkennen und bekennen als den einzigen Grund und die einzige Ursache unserer Seligkeit, als unsern einzigen Lehrer, Hohenpriester und König, und dass wir durch keine andere Gerechtigkeit suchen gerechtfertigt zu werden als durch die Gerechtigkeit, welche er hat angebracht.
  • Gottes Augen sehen nach dem Glauben, und er will, dass wir mit Verleugnung unserer selbst und aller unserer Gelüste, und mit Drangebung alles Sichtbaren in Heiligung des Geistes in seinem Wort bleiben, und nach seinen Geboten mit ehrlichem Herzen und unbeflecktem Gewissen wandeln, also seiner Heiligung teilhaftig werden, dem Lamme folgen, wo es auch hingeht, und sein Zeugnis vor allen Dingen hochschätzen.
  • Gott will, dass wir gegen jegliche Not und gegen jeden Tod, wie auch gegen alle Sünden, gegen die Welt und alle Versuchung und Anfechtung an seiner Gnade und Erbarmung festhalten.

Auch will er denen, denen es um Gottes Willen geht, solche Dinge alle reichlich schenken; und er gab dazu die köstlichsten Verheißungen.

Wer nun von Euch Lust hat, nach solchem Willen Gottes einherzugehen, und zu seiner Gnade die Zuflucht nimmt, auf dass er in solcher Gnade erfunden sein möge, der verrichte getrosten Mutes in diesen Tagen seine Arbeit, wozu Gott ihn ruft, und spreche mit Vertrauen des Herzens: Mein Gott hat Macht über diese Plage!

Ach, dass wir es nur nicht von unserer Stadt vernehmen, was der heilige Johannes in unserm Text schreibt: „Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben!“ denn da könnte die Cholera noch einen furchtbaren Schwanz haben.

Du aber, und du, der dieses hört, überfällt dich die Plage, verzweifle nicht an des Herrn Jesu Gnade, auch mitten im Tode nicht. Bekennst du, dass es Gottes gerechtes Gericht über dich ist, und hast du nichts als Sünde, selbst vor der offenen Hölle wirf dieses Wort nicht von dir: „Das Blut Jesu Christi des Sohnes Gottes macht uns rein von allen Sünden.“ Das ist je gewisslich wahr und ein teures wertes Wort, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen. Hier kann nur der Glaube helfen, darum glaube und schreie: Gott sei mir Sünder gnädig! Herr, Herr, gedenke meiner! Bekenne dich aller Erbarmung unwert, und so halte an um Gnade und glaube! So wird des Herrn Barmherzigkeit dein Gericht für dich verschlingen, dass du zu deiner seligen Überraschung es doch erfährst, wie dein Gott Macht hat über diese Plage. Amen.

Schlussgesang:

Psalm 119, Vers 46.

Dein Wort der Kraft trägt Himmel, Erd' und Meer;
Ich sehe sie von deinem Wink abhangen,
Und Alles dient, und Alles gibt dir Ehr.
Ja, dein Gesetz erfüllt all mein Verlangen:
Wenn nicht dein Wort mein Trost gewesen wär',
So wär' ich längst in meinem Druck vergangen.

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autoren/k/kohlbruegge/kohlbruegge-off_16.txt · Zuletzt geändert: von aj
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