Kohlbrügge, Hermann Friedrich - I. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. Vers 1-2a.
Petrus, ein Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremdlingen hin und her, in Ponto, Galatien, Cappadocien, Asien und Bithynien, nach der Vorsehung Gottes des Vaters, durch die Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi.
Der Apostel Petrus hat zu einer Zeit einen Brief aus Babylon an die Gläubigen geschrieben, welche in etlichen Provinzen Klein-Asiens, in den verschiedenen Städten oder auf dem Lande zusammenhielten, und allerlei Trübsal ausgesetzt waren. Diese Gläubigen waren theilweise ein Ueberbleibsel der vor Zeiten zerstreuten zehn Stämme Israels, theilweise solche, die aus den Heiden sich zu Gott bekehret hatten und mit diesem Ueberbleibsel ein Volk Gottes, ein Israel ausmachten. Diese Gläubigen waren in Verhältniß zu den übrigen Menschen gering an Zahl und Macht: hier fand man eine einzige Seele, dort zwei oder drei; hier fand man deren etwa zehn, dort deren etwa siebenzig oder hundert zwanzig u. s. w. Sie waren in ihrer Lebensweise wie in ihrem Gott-dienen und in ihrer Denkart zu verschieden von den andern Menschen, als daß sie mit ihnen hätten übereinstimmen oder mitmachen können. Weil sie aber nicht mitmachten, waren sie allerlei Verkennung und zudem allerlei Leiden ausgesetzt. Die Zahl dieser Gläubigen, welche früher Pauli Predigt zum Glauben gebracht, war größer gewesen; aber Mehrere waren durch falsche Brüder und durch eigene Lust wieder auf Irrwege gerathen. Die bis dahin treu geblieben waren, bedurften der Herzenstärkung, des Trostes und auch in mancherlei Hinsicht der Zurechtweisung, auf daß sie nicht durch den Teufel, durch ihr eigenes Fleisch, dazu durch allerlei Aergerniß und falsche Lehre aus der Glaubens-Veste geworfen werden möchten. Ein gewisser Bruder Silvanus war im Begriff diese Gläubigen zu besuchen, ihm gab also Petrus diesen Brief mit. Dieser Brief wird, bis daß der Herr und König seiner Gemeine den Letzten der Seinen wird heimgebracht haben, gelten als ein königlicher Trostbrief an jeden einzelnen Gläubigen, so wie auch an jedes Gemeinlein des Herrn, welches hie und da zerstreut unter der Menge der Ungläubigen, an Zahl zwei oder drei oder mehr, zusammenkommt zu dem Namen des Herrn. Und so ist denn dieser Brief auch für uns da, denn des Apostels Petri Wort, das wir auf dem Blatte vor uns haben, kann nicht verhallen, es ist doch des Herrn Jesu Christi Wort selbst, welches Petrus als ein Apostel zu uns bringt, weshalb er sich auch ganz einfach einen „Apostel Jesu Christi“ nennt. Wir lesen also diesen Brief wie die ersten Christen, in unserer Zusammenkunft vor, - wollen lauschen und alles überlegen mit Anwendung auf uns selbst. Ein Jeder von uns der da glaubt, horche also mit dem Glauben, daß dieser Brief ganz besonders an ihn gerichtet ist - und spreche in einem Herzen: das ist Alles für mich, was hier geschrieben steht und was ich vernehme. Wenn Gott uns einen heiligen Geist gibt, (um welchen wir beten dürfen, wenn wir so da sitzen ohne Licht) so können wir keinen apostolischen Brief aufschlagen, oder wir finden bereits im Eingange desselben Alles was da Noth thut, um mit einem ewigen Troste gegen Alles was dem Glauben widersteht erfüllet zu sein. Das ist namentlich mit diesem Briefe der Fall. Namen thun hier nichts zur Sache; statt Pontus, Galatien, Cappadocien u. s. w. setze, schreibe oder lese ein. Jeglicher der da glaubt, sein eignes Land, Provinz, Stadt oder Ort, worin er lebt. Und wenn er dann sieht was darin getrieben wird, so wird er bereits damit getröstet, daß er ein „Fremdling“, ein „Beisasse“ genannt wird, denn es wird ihm gesagt wo sein Vaterland ist, es wird ihm gesagt, daß er eine Stadt von Gott hat wohin er reitet; - und wenn er lieset: „hin und her“, oder wie es auch übersetzt wird: „in der Zerstreuung“, so fühlt er, daß, wie einsam und verlassen er auch sein möge, der Herr ihn doch nicht verlassen hat, sondern seiner eingedenk ist, und er selbst denkt an die ganze Brüderschaft auf Erden, und wie diese kein anderes Loos hat; er denkt aber auch an den Hirten, der die zerstreute Heerde sammlet in einen Stall. - Liest er den Namen „Petrus“, so denkt er daran, wie derselbe einst ausging und bitterlich weinete, und wie die Engel sprachen: „Saget es dem Petro“; auch daran wie der Herr sich dem Petro geoffenbaret, auch wie er zu ihm gesagt: „Wenn du einst bekehret sein wirst, so stärke deine Brüder“. - Und er denkt zu gleicher Zeit an seine eignen Sünden, an Psalm 51, an die Gewalt der Gnade. Denn ach, das Verleugnen des Herrn, wie nahe liegt es Einem in einer Welt, deren Künste, Macht und List der Verführung unerschöpflich sind! - Und wie glänzt nun oben an dem Briefe der Name „Apostel“ für einen solchen Menschen, der erst lernen sollte, daß er den Herrn nicht liebte sondern der Herr ihn und daß er darum allein dem Herrn anhing, um dann zu vernehmen aus dem Munde des Herrn: „Weide meine Lämmer“. - Und dann der Name „Jesus Christus“! Da denke man an Jesaia Cap. 53, an Golgatha, an seine jetzige Herrlichkeit und Macht zur Rechten des Vaters und an den Ausspruch aus seinem Munde: „Fürchte dich nicht, du kleine Heerde, es ist des Vaters Wohlgefallen Euch das Himmelreich zu geben“; - sodann an den Ausspruch eines Apostels: „Es ist euch aus Gnaden gegeben, um seinetwillen zu leiden“, „Leiden wir mit, so werden wir auch mit zu Ehren gebracht“ - und: „Jesus Christus, gestern und heute derselbige und in alle Ewigkeit“. - Aber nun im Leiden, womit der Gläubige überhäuft wird, so daß er mit David ausruft: „Ich bin zum Leiden gemacht!“ - im harten Kampf wider die Sünde, wider Teufel und Welt, wider Alles was da sichtbar ist - gibt es da wohl eine süßere Benennung als diese: „Auserwählter du!“? Gibt es wohl einen stärkern Trost als diesen: Ich bin auserwählt? Denn damit wird das Haupt aufgerichtet zu Gott empor, damit wird man mit einemmal hoch über die Welt und über alles Leiden hinweggesetzt, damit wird. Einem Muth gemacht zu kämpfen den guten Kampf; auch wird man damit an seine Berufung erinnert, welche keine andere ist als abgesondert zu bleiben von der Welt, auserwählt gemacht zu werden im Ofen des Elendes, und durchs Gedränge zum Gepränge zu gehen.
Daß aber Einer wirklich auserwählt ist, das weiß er aus dem Zeugnisse des Geistes, welcher zugleich mit seinem Geiste zeugt: er sei ein Kind Gottes. Und welche Vorrechte, welche Erwartung schließt diese Benennung nicht in sich! Wir wissen, schreibt der Apostel Paulus, daß denen die Gott lieben alle Dinge zum Guten mithelfen müssen, denen die nach Vorsatz berufen sind. - Und so heißen denn wir, die vom Herrn Macht bekommen haben Kinder Gottes geworden zu sein: „Auserwählte nach der Vorkenntniß Gottes eines Vaters“. - Denn wo der Teufel droht, und Welt und Sünde Alles aufbieten mit ihrer Verfolgung den Kindern Gottes bange zu machen, da haben sie dagegen diesen Trost: daß sie einen gnädigen Gott im Himmel haben, daß dieser Gott ihr versöhnter Vater um Christi willen ist und daß dieser Gott sie als Gott und Vater zuvor gekannt und demnach geliebet hat, und sie nach solcher Vorkenntniß und Vorhaben der Gnaden hat auserwählet; - so liegt denn der Grund unserer Seligkeit in einer Ewigkeit ohne Anfang, in dem ewigen Rathschluß Gottes, und dieser Rath besteht. Gott kennet die Seinen. Ja, die Seinen in der Fremde, er kennet sie wenn auch niemand sie kennt, und er hat sie zuvor gekannt ehe sie in der Fremde waren, und brachte sie in die Fremde zu heiligen seinen Vaternamen inmitten eines verkehrten und verdrehten Geschlechts. Hier kommen wir durch mit diesem Trost, daß wir mit dem Apostel sprechen trotz aller Versuchung und Widerspruch: „Welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet daß sie - gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes. - Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?“
Die Merkmale unserer Erwählung entnehmen wir mit den Aposteln aus den Thaten der Gnade Gottes an uns, welche da sind: daß er uns ein Wort gegeben und seinen Sohn in uns durch das Evangelium geoffenbaret hat, daß wir so zur Bekehrung und zum Glauben gekommen sind durch Wirkung des Heiligen Geistes, daß wir in Christum Jesum getauft und kräftiglich aus der Finsterniß gerufen sind zu dem wunderbaren Lichte Gottes. - Dazu kommt das inwendige Zeugniß des Heiligen Geistes und das Beharren durch den Geist der Gnade bei dem Worte Christi; sodann sind die äußerlichen Merkmale: allerlei Trübsal, Kreuz, Leiden und Verfolgung von Seiten der Welt, der Sünde, des Teufels und des Todes. Denn solches Auserwählen Gottes fand zwar statt in Christo Jesu vor Grundlegung der Welt, es kommt aber jedem Gläubigen in der Zeit am Glauben die Kunde davon zu, wenn er kräftiglich berufen, erleuchtet, wiedergeboren und zum Glauben an Jesum Christum gebracht, und Wege geführt wird welche ganz verschieden sind von den vorigen, da er dem Teufel und der Sünde freiwillig diente, auch in Lust und Liebe mit der Welt mitmachte.
Daß nun Gott die nach seinem Rathschlusse in Christo Jesu, nach einer ewigen Liebe, mit Wissen und Willen Auserwählten in der Zeit sich also absondert im Glauben, das thut er durch seinen „heiligen Geist“. Es ist durch diesen Geist, daß sie „geheiliget“, das ist abgesondert werden von dem großen Haufen, abgesondert um dem Herrn ein abgesondertes Volk zu bleiben. Darum heißt es hier zu uns, daß wir Auserwählte sind „nach Vorkenntniß Gottes des Vaters, durch die oder in Heiligung des Geistes“; welcher Heiligung - was nebenbei zum Troste gesagt ist - wir uns ruhig anvertrauen dürfen; denn sie ist himmelweit verschieden von der Selbstheiligung oder fleischlichen Heiligung und der eigenwilligen Absonderung, womit das Laufen und Wollen sich abgibt, um das liebe „Ich“ gefeiert zu wissen und anzubeten. Solche Heiligung und Absonderung ist nur Sünde, führt zur Sünde, hält nie aus, ist ohne Kraft und hat die Verdammniß im Gefolge. Dagegen ist die Heiligung des Geistes eine lebendige, mächtige, unwiderstehliche und zum Leben führende, eine einfache und wahre, während die andere eine schwärmerische, erdichtete und erlogene ist. Welt und Teufel fechten uns Gläubige aber darum vornämlich an, weil wir ihre Maske der Heiligung (unter welcher so grob gesündiget wird) nicht tragen wollen; und die Sünde ficht uns Gläubige darum so an, weil wir die fleischliche Heiligung, den Deckmantel der Schande verworfen haben, unter welchem die Sünde freies Spiel hat, während die Einen einwieget in Werken des Gesetzes, das ist in Werken wovon Gott nichts weiß. Wir möchten aber in solcher Anfechtung laß werden und solcher verdammungswürdigen Heiligung und Absonderung nachgeben und also mit der Welt mitmachen, dem Teufel und der Sünde ihren Willen lassen - da werden wir nun belehret daß wir in der Heiligung sind, und zwar in einer kräftigen, lebendigen, göttlichen, in der Heiligung des Geistes, und daß wir in dieser Heiligung Auserwählte sind nach Vorkenntniß Gottes - wenn auch der Teufel und die Sünde, weil sie ihren Willen nicht haben, sagen: du bist verloren, du bist verworfen; wenn auch die Welt von uns nichts wissen will sondern uns haßt, weil wir von der Welt nicht sind. Da sollen wir doch um so mehr zu Herzen nehmen, wozu wir, Auserwählte nach der Vorkenntniß Gottes des Vaters, von dem Geiste geheiligt sind und geheiliget werden, nämlich erstens „zum Gehorsam“, zweitens „zur Besprengung des Blutes Jesu Christi.“ Von diesem „Gehorsam“ lesen wir häufig in der heiligen Schrift. So sprach unter anderm Samuel zu Saul 1. Sam. 15, 22: „Meinest du daß der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer, wie am Gehorsam der Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist eine Zauberei-Sünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst“ - Und wiederum heißt es Hosea 6, 6: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, und an Erkenntniß Gottes und nicht am Brandopfer“. - Und unser Herr sagte zu den Pharisäern Matth. 9, 13.: „Lernet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer. Ich bin gekommen die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen“. Auch schreibt der Apostel Paulus oft von diesem Gehorsam, so Röm. 1, 5: „Wir haben durch Jesum Christum empfangen Gnade und Apostelamt, unter allen Heiden den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter seinem Namen“. Und wiederum Cap. 10, 16: „Aber sie sind nicht alle dem Evangelio gehorsam, denn Jesaias spricht: Herr, wer glaubt unserm Predigen?“ Das ist demnach die wahre Heiligung des Geistes, daß er uns züchtiget und auch tüchtig macht dem Evangelio zu glauben, daß wir uns Christo als unserer Gerechtigkeit und Stärke anvertrauen für Zeit und Ewigkeit, mit Leib und Seele, mit Hab und Gut, daß wir in dem Worte, in „Christo“ bleiben, bleiben an ihm, dem Weinstock, damit wir Frucht tragen, des dankbar und freudig eingedenk, daß wir ohne ihn nichts thun können. Gebe Gott in seiner Barmherzigkeit, daß ihr Alle die ihr Kinder Gottes leid, das einmal recht begreifen möget, wozu ihr auserwählet und vom heiligen Geiste geheiliget seid, nämlich daß ihr in keinem Stücke das Ohr euern Seelenfeinden leihet, die euch von dem wahren Capitel abbringen wollen: wie ihr vor Gott gerecht seid. Denn Alles was uns umgibt, ist fortwährend darauf aus, uns von dem rechtschaffenen Glauben hinwegzudrängen, Teufel und Welt wissen nichts davon, wie ein armer Sünder vor Gott heilig und gerecht ist, nämlich in Christo Jesu aus Gnaden, ohne Verdienst, ohne Werk des Gesetzes; denn sie wissen nichts von der Kraft, Macht, Gültigkeit und Allgenugsamkeit des Opfers Christi. Sie stellen in ihrer Feindseligkeit einen andern Gottesdienst, einen Götzendienst auf, wobei der Mensch mit seinen Werken und Heiligung des Fleisches doch auch was gelten soll. Das thun sie um Christum eitel zu machen und das Werk des Geistes zu zerstören. Das thun sie ferner, auf daß sie einen breiten Deckmantel haben, worunter sie ihre Greuel fein bewahren mögen. Mit solchen Götzendienst und mit solchen Greueln aber kann kein Auserwählter Gemeinschaft haben. Teufel und Welt weben zwar ihr Gewebe so künstlich, daß der Auserwählte manchmal hart angefochten, bezaubert wird von ihren Künsten. Auch ist die Sünde fortwährend darauf aus, den Auserwählten so blind und taub zu machen für das Licht des Glaubens, für die Stimme der freien Gnade, daß er fast nichts mehr hört und sieht, und meint in solcher Betäubung, was Teufel und Welt, und was die Sünde und die fleischliche Gesinnung sagen, setzen und behaupten, das sei von Gott; wie denn auch die lieben Gläubigen, an welche Petrus schrieb, in ihren innern und äußern Drangsalen von den Gedanken mögen angefochten gewesen sein, ob denn nicht die katholische Synagoge und die heidnische, gleisnerische, philosophische und philantropische Schule vom Himmel wären? Da werden wir aber in solcher Anfechtung getröstet, aber auch gewarnt und gezüchtiget, daß wir wissen, wie Gottes des Vaters Auserwählte, welche er zuvor gekannt, geheiliget werden durch den Geist, nämlich daß sie beim Worte von Gnade bleiben, beim Evangelio, in der apostolischen Lehre, demnach bei der Lehre Christi beharren, welche allerwärts so lautet: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerechtfertiget werde durch Glauben allein, ohne Gesetzes Werke.“ Das ist also der Gehorsam welchen der Apostel meint, und haben wir an diesem Ausdruck zu gleicher Zeit einen Probierstein, zu prüfen an ihm, wer die wahren und wer die falschen Brüder sind; - wie auch der Evangelist Johannes schreibt in seinem ersten Briefe: „Und das ist die Verkündigung, die wir von ihm gehöret haben und euch verkündigen, daß Gott ein Licht ist und in ihm ist keine Finsterniß. So wir sagen daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in Finsterniß, so lügen wir und thun nicht die Wahrheit. So wir aber im Lichte wandeln wie Er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“
Also, Gott ist Licht und ist im Lichte. Er ist heilig. Heilig, rein und treu hält er Treu und Glauben den Seinen und betrügt sie nicht, bei ihm ist kein „aber“, kein „wenn und dann“, sondern recht und schlecht ist er bei den Seinen, zuverlässig um und um, und was er sagt das thut er auch. - Wenn wir nun nicht im Glauben wandeln, wenn wir einem Evangelio nicht gehorchen, so sind wir in der Finsterniß; denn dies, daß wir seinem Evangelio gehorchen, äußert sich im Leben, so daß es nicht ist Sagen sondern Thun. Denn der Glaube wenn er nicht Werke hat, ist an und für sich todt. So ist denn dies des Glaubens Gehorsam wozu uns der Geist heiliget: daß wir erstlich nicht gehorchen einer Lehre wie die die Welt aufstellt, einer Lehre der Selbstheiligung; zweitens aber, daß wir uns auch im Ganzen von der Welt unbefleckt halten - ich meine in unserm täglichen Wandel, also daß wir mit der Welt nicht mitmachen in irgend einem Gott, und Christum verleugnenden Stücke, sei es was es sei. Und wo nun ein solcher Gehorsam ist, (wie er denn bei den Auserwählten da ist durch die kräftige Heilung des Geistes) da hat man denn auch Antheil an allen den Vorrechten und gnädigen Folgen, welche mit solchem Gehorsam verbunden sind, nämlich daß man durch den heiligen Geist des gewiß ist, man gehöre zu den Auserwählten Gottes, wie der Apostel Johannes schreibt: „So haben wir Gemeinschaft untereinander“; zum andern, daß man als armer und elender Sünder immerdar Zutritt hat zu dem freien und offenen Born wider die Sünde und Unreinigkeit - denn dazu heiliget der Heilige Geist eben die Auserwählten, daß sie allererst glauben, zum andern auch die Frucht ihres Glaubens haben, das ist die Reinigung von allen ihren Sünden; darum schreibt der Apostel Johannes: „Und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“ (nämlich: wenn wir im Lichte wandeln) und der Apostel Petrus: „zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi“ Mit dem Worte „Besprengung“ gibt der Apostel es zu verstehen, daß jede andere Besprengung unnütz und außer Gebrauch gesetzt ist; und wiederum will er damit lehren, mit welcher Taufe wir getauft werden, nämlich mit einer solchen, darin der alte Mensch zu Grunde geht - und ein von Sünden Gereinigter als neuer Mensch in Christo aufersteht; - auch, wie wir ein gutes Gewissen zu Gott haben trotz Sünde, Teufel, Tod, Welt und Allem was uns anfeindet oder uns aus unserer guten Wehre bringen möchte. Und so ist denn das des Apostels Petri, das unseres Herrn Jesu Christi Meinung mit diesen Worten zu uns: Ihr Leidende, guten Muthes! ich weiß wo ihr euch befindet, und komme zu euch mit diesem Troste: daß ich euch sammle - daß ihr auserwählet seid nach Gottes des Vaters Vorkenntniß, und daß ihr geheiliget werdet durch den Geist; - bleibet beim Glauben, und ihr werdet abgewaschen von aller Sünde und getränket aus Edens Strom! - Und wie hehr ist nun da der Segen, welcher auf uns geleget wird: „Gnade und Friede sei euch völlig zu Theil geworden!“ Hiervon ein anderes Mal. Ihr aber, die ihr den Evangelio nicht gehorchet, sondern mit der Welt mitmachet, sei's was ihre Lehre, sei's was ihre Wege, welche nicht aus dem Vater sind, angeht - o, besinnet euch doch noch zeitig, welches die Heiligung des Geistes sei, und verlaßt euch nicht auf eine Gnade welche nicht euch, sondern den Auserwählten zukommt! Denket nicht daß Einer selig werden wird, wenn er nicht zu den Auserwählten nach der Vorkenntniß Gottes gehört, und meinet ihr dennoch ihr gehörtet dazu - so wisset, daß ihr euch betrogen finden werdet, wenn nicht auch das bei euch Wahrheit ist: „in Heiligung des Geistes zum Gehorsam“. Darum gebet von nun an völlig dran die Werke der Finsterniß und bekehret euch von Herzen zu dem Lichte, das ihr bis jetzt nur mit dem Munde rühmet. Und ihr, die ihr so zaghaft darnieder sitzet, weil eure Seelenfeinde euch zuraunen was euch bange macht, brecht doch einmal durch, wagt es einmal in des Herrn Jesu Namen und seid denn einmal gehorsam der Stimme welche euch so freundlich zuruft: „Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid!“ Warum sitzet ihr darnieder ohne Besprengung, da sie doch zur Hand ist wo geglaubt wird? - Und ihr, die ihr von mancher Plage berührt, euch ausstrecket zu Gott um Hülfe, um Gnade, um Erbarmung, da ihr nur das Eine erwählet habt: dem Herrn anzuhangen - laßt euch diesen Trost nicht nehmen: daß ihr seid auserwählet nach Vorkenntniß Gottes des Vaters - und daß der Heilige Geist das Alles an euch aufweisen wird und aufweiset, wozu er vom Vater gegeben, wozu er von Christo uns erworben ist. Amen.