Körber, Emil - Das Bild der Freunde und Feinde des Kindes in der Krippe.
(Christfest 1872.)
Nachmittagspredigt in der Kirche zum Heiligen Geist.
Text: Matth. 2,1-12.
Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Seit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande, und sind gekommen ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörte, erschrak er, und mit ihm das ganze Jerusalem; und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk; und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande. Denn also steht geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich, und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre; und wies sie gen Bethlehem, und sprach: Zieht hin, und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr es findet, so sagt mir‘s wieder, dass ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut; und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten es an, und taten ihre Schätze auf, und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken. Und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.
Wir singen Dir, Immanuel,
Du Lebensfürst und Gnadenquell,
Du Himmelsblum‘ und Morgenstern,
Du Sohn der Jungfrau, Herr der Herrn!
Halleluja!
Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen. Gott ist geoffenbart im Fleisch. Immanuel, Gott mit uns, ist da, auf dass wir mit Gott seien. Der Fürst des Lebens ist gekommen, auf dass wir, tot in Sünden und Übertretungen, mit Ihm lebendig würden. Die Gnadenquelle ist aufgeschlossen, und fließt als offener Born wider alle Sünde und Unreinheit. Nun dürfen die Boten Christi ausrufen: Komme, wen dürftet, und trinke, wer will, holet für euern verderblichen Schaden Heilung aus dieser unendlichen Füll. Die Himmelsblume ist vom himmlischen Vater auf die Erde gepflanzt, labt, erquickt und heilt mit ihrem süßen Duft Arme und Kranke, Mühselige und Beladene, Notleidende und Sterbende. Der Morgenstern ist erschienen und predigt mit seinem Leuchten: die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbeigekommen. Ja die Sonne der Gerechtigkeit strahlt am Himmel über unsrer armen Erde, über Zion und Jerusalem, über alle Länder und Völker der Heidenwelt. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über die da wohnen im Dunkel und Schatten des Todes, scheint es helle. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, dessen Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Gottheld, Ewigvater, Friedefürst. Darum lasst uns fröhlich sein und uns freuen, unsere Knie beugen und anbeten, loben und danken und singen:
O du fröhliche, o du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt war verloren,
Christ ist geboren,
Freue dich, freue dich, Christenheit!
Was dünkt euch, Geliebte, von unserm heutigen Weihnachtstexte? Wird uns nicht ein wunderliebliches Bild vor Augen gemalt, an dessen schönen Zügen jedes offene Gemüt sich von Herzen freuen muss? Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß, in Windeln gewickelt, der Welt Heiland, ein zartes Kind, gepflegt von zarter, treuer Mutterliebe der Jungfrau Maria, in einer ärmlichen und geringen Hütte. Aus fernen Landen sind Männer gekommen, Weise, die Erstlinge der Heidenwelt, suchend und fragend: wo ist der neugeborene König der Juden? Ein Stern, im Morgenland erschienen, hat sie sicher an den Ort gebracht, da das Kindlein war. Nun ist ihr Sehnen gestillt. Hocherfreut und hochbeglückt. beugen sie demütig ihre Knie vor dem Heiland der Welt in den Windeln und bringen in Ehrfurcht ihre Opfer; und dann ziehen sie fröhlich ihre Straße heim in stillem Frieden. O gewiss, es wird uns ordentlich wohl ums Herz bei der Betrachtung dieses schönen Bildes. Aber das liebliche Bild hat einen dunklen, schwarzen Hintergrund. Neben den Lichtgestalten der Freunde des Kindes erscheint uns das traurige Bild seiner Feinde. Herodes mit seinem verblendeten Volke erschrickt bei der Kunde vom Messias; und die jüdische Geistlichkeit, die Hohenpriester und Schriftgelehrten, haben wohl ein klares und feines Wissen vom Messias, aber mit keinem Finger rühren sie die Sache an, kein Funke von Liebe zum Heiland der Welt glüht in ihren Herzen. Bei diesen Gedanken. wollen wir noch länger verweilen und nach Anleitung unseres Textes betrachten
das Bild der Freunde und Feinde des Kindes in der Krippe;
- das traurige Bild der Feinde,
- das liebliche Bild der Freunde.
Herr Jesu, du schöne Weihnachtssonne, gehe auf in uns und erleuchte unsre Herzen! Vertreibe mit deinem milden. und sanften Licht alle Traurigkeit und Schwermut aus unsern Seelen. Ach es ist manche Seele hier, tief gebeugt und bekümmert; lass sie reichlich erquickt und getröstet werden. Brich an du helles Licht in unsern Herzen und siege über alle Finsternis. Und nun sei bei uns und gib den Worten der Predigt göttlichen Nachdruck und himmlischen Segen, dass sie von Herzen zu Herzen gehen. Amen.
I.
„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen ihn anzubeten! Da das Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem.“ O Traurigkeit, o Herzeleid! möchte ich ausrufen. Das ist also der erste Eindruck, den die Kunde vom Heiland, als sie in die Öffentlichkeit drang, hervorrief - Furcht und Schrecken! Herodes, dem alten Sünder, dem blutdürstigen Tyrannen, dem Mörder seiner nächsten Anverwandten, seiner eigenen Gattin und seiner Söhne, wird es angst und bang ums Herz. Das Gewissen wacht auf, die alten Sünden und Gräueltaten stehen vor seiner Seele und ängstigen sein Herz. Schon sieht er seinem Leben und seiner Herrschaft ein Ende gemacht von dem neuen König aus Davids Stamm. Und mit ihm erschrak ganz Jerusalem. Da hörte man keinen Freudengesang, keinen Huldigungsjubel in den Mauern der Stadt, man sah keine Festfeier zu Ehren des neugeborenen Königs, vielmehr Schrecken und Furcht lag auf den Gemütern und in den Blicken der Einwohner Jerusalems. Nur das kleine Häuflein derer, die auf den Trost Israels warteten, freute sich von Herzen: arme Hirten auf dem Felde, der greise Simeon und die alte Hanna, und wenn sonst noch im Verborgenen eine stille Seele auf den Heiland harrte, die freuten sich mit großer Freude; aber ganz Jerusalem, die glänzende Königs- und Priesterstadt, erschrickt.
Wie nehmen wir, im Herrn Geliebte, die Kunde vom neugeborenen König auf, die Predigt von dem Kindlein in der Krippe? Wie hast du, liebe Gemeinde, die Botschaft von der Geburt des Heilands heute gehört? Gottlob! es heißt nicht: da sie das hörten, erschrak die ganze Gemeinde, erschrak die ganze Stadt. Nein, lieblich haben die Glocken unserer Kirchen das heilige Weihnachtsfest eingeläutet, und auch uns jetzt in dieser stillen Nachmittagsstunde in das Haus des Herrn gerufen. Gottlob, es gibt gar manche Seelen unter uns, die loben und preisen den Herrn, ihr Herz jauchzt und singt an dem heutigen Tage, sie können in fröhlichem, kindlichem Glauben sprechen: mir ist ein Heiland geboren, ich habe einen Heiland, ich gehörte einst zu den irrenden Schafen, die keinen Hirten haben; aber nun kenne ich den Heiland aus eigener Herzenserfahrung, nun bin ich bekehrt zu dem Hirten und Bischof meiner Seele; Seine Liebe ist mir köstlicher denn alles Gold und Silber, köstlicher denn alle Lustbarkeiten und Vergnügungen der Welt; ja Seine Liebe ist besser denn Leben.
Nichts Süßeres kann mich im Herzen erlaben,
Als wenn ich, mein Jesus, dich immer soll haben.
Nichts, nichts ist, das also mich innig erquickt,
Als wenn mich mein Jesus recht freundlich anblickt.
Wie wollte ich mich freuen, wenn alle Seelen aus dieser Gemeinde, alle Einwohner in unserer Stadt also sprechen könnten! Was wäre das ein vergnügtes, seliges Weihnachtsfest! Wie würden die Engel im Himmel Loblieder anstimmen. Wie würde aller Jammer und alles Herzeleid aus unsrer Mitte verschwinden! Aber ach, es sind noch viele gleichgültige Seelen unter uns, sie erschrecken nicht, und sie freuen sich nicht bei der Kunde von der Geburt des Heilands. Weihnachten kommt und Weihnachten geht, Karfreitag kommt und Karfreitag geht, Ostern kommt und Ostern geht, Pfingsten kommt und Pfingsten geht; und sie sind und bleiben immer die alten unwiedergeborenen, erstorbenen Seelen. Wohl kommen sie in die Predigt und auch zum Abendmahl des Herrn; aber das Wort Gottes kann keine Wurzel in ihren Herzen fassen, den ausgestreuten Samen des Evangeliums fressen die Vögel weg. Wie lange soll das so fortgehen? Sind solche Seelen unter uns? O dann rufe ich euch im Namen des neugeborenen Heilands der Welt zu: Wacht doch einmal auf und reibt euch den Schlaf der Gleichgültigkeit aus den Augen! Lasst dieses Weihnachtsfest nicht vorübergehen, wie ihr vielleicht schon zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Christtage habt vorübergehen lassen, ohne dass Christus in eurem Herzen geboren wurde. Es sind nicht mehr viele Tage im alten Jahr; aber sie reichen doch aus, dass ihr ein neues Herz bekommen könnt von dem, der neue Herzen schafft. Und wenn ihr auch über den neugeborenen Heiland euch nicht freuen könnt und wollt, so erschreckt doch einmal! nicht wie die Leute in Jerusalem und der König Herodes, sondern in heiligem Schrecken der Buße und Belehrung, erschreckt über eure Sünden, die groß, schwer und zahllos sind. Wenn du jetzt, so lange es heute heißt, nicht erschrickst in gründlicher Buße und Bekehrung, so kann dir auch die edle Weihnachtsfreude nicht im Herzen erglänzen, so musst du einst ewig erschrecken in dem unseligen Zustand, da der Wurm nicht stirbt und das Fener nicht erlischt, da sein wird Heulen und Zähneknirschen.
Wir gehen einen Schritt weiter und betrachten noch einen Zug aus dem traurigen Bild der Feinde des Heilands. Ich meine die Hohenpriester und Schriftgelehrten. Dieselben berief Herodes zusammen zu einer feierlichen Synode, und erforschte mit Fleiß, wo Christus sollte geboren werden. Die Antwort lautet einstimmig, ganz richtig: „zu Bethlehem, im jüdischen Lande! denn also steht geschrieben durch den Propheten.“ Wahrlich, ein gutes Wissen hatten diese Männer und waren zu Hause in der heiligen Schrift. Aber wo blieb das Herz, das liebend schlug für den Trost Israels? Auch nur eine Hand oder einen Fuß zu rühren, um den kleinen Weg von Jerusalem nach Bethlehem zu machen, das achten sie nicht der Mühe wert; sie bleiben alle gemütlich in der Ruhe des Fleisches daheim sitzen. O kaltes, totes Wissen! Diese Hohenpriester und Schriftgelehrten sind mit all ihrem Wissen vom Heiland unheimliche Gestalten! Aber, im Herrn Geliebte, Lasst uns Acht geben, dass wir nicht in gleicher Verdammnis sind. Du kannst vielleicht genaue Auskunft erteilen, wenn man dich über Jesum Christum, den Heiland fragt; du verstehst es gut zu reden von der Versöhnung, von der Vergebung der Sünden, von Rechtfertigung und Heiligung. Aber wo ist das Herz, das Jesum liebt? Hat dich auch schon die Liebe von Jerusalem nach Bethlehem getrieben? Dienst du deinen Mitmenschen und Mitchristen um Jesu willen? Nimmst du dich der Armen und Kranken, der Betrübten und Leidtragenden herzlich an um Jesu willen? Kannst du aus Liebe zum Herrn die Welt und dich selbst verleugnen, deinen Eigensinn in den Tod geben? Hast du Jesum lieb und hängt deine Seele am Herrn, so dass du um seinetwillen manches Harte und Schwere im täglichen Leben tragen und sprechen kannst:
Der am Kreuz ist meine Liebe
Und sonst nichts in dieser Welt.
dass Ers doch ewig bliebe,
Der mir jetzt so wohl gefällt!
Nun mein Herz soll immerfort
Fest bestehn bei diesem Wort:
Sei es heiter oder trübe,
Der am Kreuz ist meine Liebe.
II.
Wir betrachten noch das liebliche Bild der Freunde des Herrn. „Als Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen ihn anzubeten.“ So oft ich diese Worte lese, muss ich mich wundern und freuen über die herzliche Heilsbegierde, mit welcher diese Erstlinge der Heiden aus fernen Landen kommen. Eine weite Reise liegt hinter ihnen, vor ihnen Jerusalem, die Stadt der Könige und Propheten in ihrem Glanze! Wie die Fremdlinge den Fuß in die Stadt setzen, so ist ihr erstes Wort: Wo ist der neugeborene König der Juden? Sie fragen nicht lange nach dem Tempel und den Palästen, nicht lange nach den Schönheiten der Stadt und ihrer Umgebung, nicht nach all dem Sehenswerten, das dort zu finden und zu schauen ist, etwa nach den Grüften der alten Könige, eines David und Salomo, oder nach den Gräbern der Propheten; auch fragen sie nicht nach den hohen und vornehmen Geschlechtern Jerusalems, nicht nach den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, nicht nach dem Könige des Landes. Nein, nichts von all dem! ein Kind, ein Kind, ein teures Kind suchen diese Männer; ihr Sehnen und Verlangen, ihr Dichten und Trachten, ihr Sagen und Fragen geht einzig nach dem Heiland der Welt. Wo, wo ist der neugeborene König der Juden? so heißt es in ihren Herzen, so tönt es von ihren Lippen. Aber siehe da! Kaltes Befremden, stumpfe Gleichgültigkeit, ja Furcht und Schrecken ist die Antwort auf die sehnsuchtsvolle Frage. Doch lassen die Männer sich nicht irre machen, sie ruhen nicht, bis sie das Kindlein gefunden haben. Der Stern, der ihnen im Morgenland erschienen war kein gewöhnlicher, kein natürlicher Stern, sondern ein besonderer Stern, eine besondere Lichterscheinung zum Zweck der besonderen Offenbarung Gottes der Stern erscheint ihnen wieder in Jerusalem, führt sie sicher nach Bethlehem, und stand oben über, da das Kindlein war.
Lasst uns hier ein wenig stille stehen vor dem schönen Bilde der Weisen aus dem Morgenland! Wissen wir auch etwas von diesem sehnsuchtsvollen Suchen und Fragen nach dem Herrn und Heiland der Welt? Es will mein Herz eine tiefe Wehmut ergreifen, wenn ich bedenke, dass gerade in diesen hohen und herrlichen Tagen Viele unter uns an Alles denken, nur nicht an Christus. Sie sind von dem Äußeren ganz in Besitz genommen; sie fragen nach allem Möglichen, nach diesen und jenen schönen und guten Sachen, nur nicht nach dem Heiland. Die schönen Geschenke, womit Alte und Junge erfreut werden, nehmen das Herz ganz in Beschlag; darüber denkt man nach Tag und Nacht, man rennt und läuft durch die Straßen der Stadt, geht von einem Laden zum andern, und kauft um teures Geld; aber Christus, der neugeborene Heiland der Welt, die Gabe aller Gaben, die umsonst zu haben ist, das schönste und kostbarste Geschenk, das Perlen und Edelsteine, alle Kleinodien der Welt weit übertrifft, Christus wird von Vielen, ach von Vielen nicht gesucht. In wie manchem Haus mitten in der Christenheit, mitten auch in unsrer christlichen Stadt würden die Weisen aus dem Morgenland auf ihre Frage: wo ist der neugeborene König der Juden? ein kaltes, kritisches Lächeln, ein vornehmes Achselzucken oder gar schnöde, gottlose, höhnende Reden zur Antwort bekommen! O lasst uns, im Herrn Geliebte, aufstehen aus der Sünde und Schläfrigkeit, die Fesseln des gleichgültigen, irdischen, fleischlichen Sinnes abschütteln und Tag und Nacht nach dem teuren Jesuskinde fragen.
Alles Fragen, alles. Sagen
Soll von diesem Jesus sein
Und von seinem Gnadenschein,
Dem wir fort und fort nachjagen,
Bis die Seele in der Tat
Diesen Schatz gefunden hat.
Wer Jesum, den einzigen, edlen Schatz, gefunden hat, ist glücklich in Zeit und Ewigkeit. „Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut, und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit seiner Mutter, fielen nieder und beteten es an.“ Nun ist ihr Sehnen gestillt, nun wallt ihr Herz über vor Freude im Herrn. Ja wer den Heiland sucht und findet und anbetet als seinen Herrn und Gott, der ist ein glücklicher Mensch, glücklicher als alle Schoßfinder des Glücks dieser Welt, glücklicher als Fürsten und Könige; denn die Bedürfnisse seiner Seele sind gestillt, er hat Leben und volle Genüge, und wird hoch erfreut. Da heißt es: meine Seele ist fröhlich im Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. Denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Schmuck geziert, und wie eine Braut in ihrem Geschmeide prangt.
Aber zu dieser edlen Christenfreude gehört notwendig, dass wir in dankbarer Liebe uns dem Herrn opfern, und auf einem andern Weg der oberen Heimat zupilgern. Die Weisen tun ihre Schätze auf, und schenken dem Kinde Gold, Weihrauch und Myrrhen; ihr Bestes geben sie. So gib auch du dein Bestes, dein Herz, dem Herrn, dass Er fortan drin wohne, herrsche und regiere, und dich führe auf einem andern Weg zum oberen Heimatland. Auf einem andern Weg, - auf dem schmalen Pfad, der zum Leben führt! Nicht mehr auf breiten Straßen, da die Welt mit ihren Kindern geht und der Weltlust eitle Fahnen wehen, darfst du ziehen; nicht mehr auf stolzen Bahnen eitlen Wissens und selbstgerechter Heiligkeit; nicht mehr auf Fleischeswegen, da nur Hader, Streit und Neid zu sehen ist. Sondern geht ein durch die enge Pforte, und wandelt auf dem schmalen Pfad der Selbst- und Weltverleugnung. Aber dieser Pfad führt Gottlob zum Vaterland, und mündet ein ins ewige Leben. Wir gelangen. sicher zur Heimat, wo Ströme der Wonne das Herz erquicken; ins himmlische Heiligtum, wo wir den schauen von Angesicht zu Angesicht, den unsre Seele liebt und glaubt, ohne ihn gesehen zu haben; zum Thron des Lammes, da ist Freude die Fülle und selige Stille, da wird ewige Freude über unsrem Haupte sein, Freude und Wonne werden uns ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg sein müssen. Uns wird nicht mehr hungern noch dürsten, es wird auch nicht auf uns fallen die Sonne noch irgend eine Hitze, das Lamm mitten im Stuhl wird uns weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und Gott wird abwischen alle Tränen von unsern Augen. Geliebte, das Herz geht uns weit auf, und der Mund strömt über, wenn wir zeugen dürfen von der Lieblichkeit unseres Gottes und Heilands Jesu Christi. Wie gut ist es bei Ihm sein, dem guten Hirten? Wie glücklich sind seine Kinder in Zeit und Ewigkeit! O dass wir es Alle glauben möchten und uns Ihm heute ergeben zum bleibenden, ewigen Eigentum! Das wäre ein seliges Christfest.
Süßes Heil, lass dich umfangen!.
Lass mich dir, meine Zier,
Unverrückt anhangen.
Ich will dich ins Herze schließen,
O mein Ruhm, edle Blum,
Lass dich ganz genießen!
Ich will dich mit Fleiß bewahren,
Ich will dir leben hier
Und mit dir heimfahren.
Mit dir will ich endlich schweben
Voller Freud, ohne Zeit
Dort im andern Leben.
Amen.