Koch, Jakob Ernst - Sollen wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde?

Koch, Jakob Ernst - Sollen wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde?

Predigt über Römer 6, 1 - 11.

von J. E. Koch,
Pfarrer zu Wallern in Oberöstreich.

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen Amen. Andächtige im Herrn!

Der Apostel Paulus bringt im 6. Cap. seines Briefes an die Römer einen äußerst wichtigen Gegenstand zur Sprache, er wirft nämlich die Frage auf: „Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde?“ Der Apostel hatte in dem vorhergehenden 5. Kap. auf der einen Seite die Größe des Sündenelendes geschildert, das durch Adams Übertretung über das ganze Menschengeschlecht gekommen ist, auf der andern Seite aber die Größe der Gnade Gottes in Christo Jesu gerühmt, durch welche Leben und Seligkeit über alle Menschen kommt. Paulus hatte hierbei besonders auch den Umstand hervorgehoben, dass die Gnade noch mächtiger sei als die Sünde. „Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden. Auf dass, gleichwie die Sünde geherrscht hat zum Tode, also auch herrsche die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesum Christum unsern Herrn.“

So wahr nun dieser Satz ist, dass nämlich die Gnade mächtiger sei, als die Sünde - denn wäre die Gnade schwächer als die Sünde, so könnte kein Mensch von der Sünde errettet werden - so wahr dieser Satz ist, so leicht kann er doch missverstanden und missbraucht werden von unverständigen und leichtsinnigen Menschen. Das fühlte der Apostel selbst, darum wirft er in unserer Epistel noch die Frage auf: „Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? und beantwortet diese Frage auf das Entschiedenste mit: Nein! „Das sei ferne“ ruft er aus und unterstützt diese feine Antwort mit den gewichtigsten Gründen.

Auch heute noch gibt es Menschen, welche diese Antwort des Apostels wohl beherzigen sollten. Einerseits Menschen, die im Vertrauen auf die Größe der Gnade leichtfertig sündigen, andererseits Menschen, die aus Hass gegen die Gnade dem Glauben an das Versöhnungsopfer Jesu Christi den Vorwurf machen, als leiste dieser Glaube der Sünde Vorschub und lade die Menschen gleichsam ein, in der Sünde zu beharren. Da müssen wir denn auch mit dem Apostel ausrufen: „Das fei ferne!“ und zu diesem Ende wollen wir, nach Angabe unseres Textes, die Frage beantworten: Sollen wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde?

Zu diesem Vorhaben verleihe uns deinen Beistand du Geist des Vaters und des Sohnes! Gib uns reine und tiefe Erkenntnis der Heilswahrheiten, aber auch Lust und Kraft, denselben gemäß zu leben. Rühre, führe, unser Sinnen und Beginnen von der Erden, dass wir Himmelserben werden. Amen.

Text: Römer 6, 1 - 11.
„Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Wisset ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tob, auf dass, gleich wie Christus ist auferwecket von den Toten, durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch der Auferstehung gleich sein, dieweil mir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde. Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden; und wissen, dass Christus, von den Toten erwecket, hinfort nicht stirbt, der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. Denn das er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu Einem mal, das er aber lebet, das lebet er Gott. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu, unserm Herrn.“

Sollen wir beharren in der Sünde, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! Denn solches wäre

  1. wider die Absicht der Gnade,
  2. wider den Zweck der Taufe,
  3. wider die Natur des Glaubens.

I.

Wollten wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger würde; wollten wir leichtsinnig, träg und faul im Dienste der Sünde beharren in dem törichten Wahne, die Gnade Gottes .werde uns doch nicht zu Grunde gehen lassen, weil sie mächtiger als die Sünde, so wäre solches Beginnen, solches Beharren in der Sünde schnurgerade wider die Absicht der Gnade. Diesen Schluss kann schon der gesunde Menschenverstand machen und darum ohne weiteres mit dem Apostel Paulus ausrufen: das sei ferne!

1) Was ist die Absicht der Gnade? was ist der Wille des himmlischen Vaters bei der Offenbarung seiner Gnade in Christo Jesu? Will er etwa durch seine Gnade uns in der Sünde stärken und befestigen, will er durch seine Gnade uns erst recht in den Dienst der Sünde hineinführen und unter ihre Knechtschaft verkaufen? O das sei ferne! Wer dürfte solch eine Absicht dem heiligen Gotte zutrauen, dem die Sünde ein Gräuel ist? Dazu - im Dienste der Sünde zu beharren und befestigt zu werden - dazu hätte es keiner Gnade Gottes bedurft, dazu wäre wir Menschen von Natur ohnehin geneigt. Nein, meine Andächtigen, die Absicht der Gnade Gottes ist nicht die, uns in der Sünde zu befestigen, sondern vielmehr die, uns von der Sünde zu erlösen. Die Absicht der Gnade Gottes ist nicht die, uns unter die Knechtschaft der Sünde zu verkaufen, sondern uns in die Freiheit der Kinder Gottes zu versetzen. Darum hat er seinen Sohn Jesum Christum in die Welt gesandt, darum hat er ihn um der Sünde willen leiden und sterben lassen, darum bietet er seine Gnade allen denen an, die an Jesum Christum glauben, auf dass wir von der Herrschaft der Sünde erlöset würden. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre 1. Joh. 3,8; nicht aber dass er sie baue und befestige. Dazu ist erschienen die heilsame Gnade allen Menschen und züchtiget uns, dass wir sollen verläugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt. Dazu hat sich Christus selbst für uns gegeben, dass er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken. Tit. 2,11 u. ff.

Es hieße also die Absicht der Gnade Gottes gänzlich verkennen, es hieße die Gnade gröblich missbrauchen, wenn wir uns durch sie verleiten lassen wollten, in der Sünde zu beharren, da sie uns doch einzig in der Absicht gegeben ist, uns von der Sünde zu erlösen. Einige Beispiele werden die Sache vollends klar machen. Wenn ihr Eltern euern Kindern eine wohlverdiente Strafe schenket, tut ihr solches in der Absicht, damit eure Kinder in ihrer Bosheit beharren? oder vielmehr, damit sie aus Dankbarkeit für eure Gnade von ihrer Bosheit lassen? Oder, wenn ihr einem Menschen, der euch 1000 Thaler schuldig ist, die ganze Schuld erlasset, tut ihr solches in der Absicht, damit er nächster Tage wieder 1000 Thaler Schulden machen solle? Also verhält es sich auch mit der Gnade Gottes; es wäre schnurgerade wider die Absicht der Gnade, wenn wir in der Sünde beharren wollten.

2. Dazu kommt noch der Umstand, dass die Gnade auch ihre Grenzen hat, wo sie aufhört zu wirken und einen Menschen verlässt. Wer sich durch die Gnade Gottes nicht zur rechten Zeit von der Sünde erlösen lässt, oder wer im Vertrauen auf Gottes grenzenlose Gnade etwa gar in der Sünde beharret, der wird von der Gnade verlassen und verworfen, der wird dem Gerichte der Verstockung anheim gegeben. „Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünde, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird.

„Wenn jemand das Gesetz Mosis bricht, der muss sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen. Wieviel meint ihr ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Neuen Testaments unrein achtet, durch welches er geheiligt ist und den Geist der Gnade schmähet?“ Hebr. 10, 26. ff. Gedenket an das Beispiel Pharaos, der sich durch die Gnade immer wieder verleiten ließ, in der Sünde zu beharren; gedenket an das Beispiel Esaus, der keinen Raum mehr zur Buße fand; gedenket an den König Saul, an den Verräter Judas!

3. Sollen wir also in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne, das wäre ganz und gar wider die Absicht der Gnade! Habt ihr das jemals bedacht, ihr, die ihr im Vertrauen auf Gottes Gnade in Christo Jesu fortsündiget? ihr, die ihr meinet, ihr dürfet die Gnade Gottes nur anrufen, so stehe sie euch alle Stunden und Augenblicke zu Gebote, ja der liebe Gott mache sich so zu sagen eine Ehre und die größte Freude daraus, wenn ihr im Vertrauen auf seine Gnade fortsündiget und endlich denn doch einmal, ehe denn ihr sterbet, noch geschwind um Gnade flehet!

Habt ihr das jemals bedacht, ihr, die ihr etwa gar in dem schrecklichen Wahne stehet: je mehr ihr sündiget, desto herrlicher werde sich die Gnade Gottes an euch offenbaren, und also in der Sünde beharret? Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten denn was der Mensch säet, das wird er ernten. Gott lässt seine Gnade nicht ungestraft missbrauchen, nicht ungerächt 'mit Füßen treten! Das bedenket heute und missbraucht die Gnade nicht zum Beharren in der Sünde, sondern gebrauchet sie zur Erlösung von der Sünde, denn dazu ist sie erschienen. Verachtet nicht den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmütigkeit, sondern bedenket, dass euch Gottes Güte zur Buße leitet.

II.

Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! das wäre nicht nur wider die Absicht der Gnade, sondern auch wider den Zweck der heiligen Taufe. Diesen Punkt führt der Apostel besonders weitläufig und tief aus in unserer Epistel.

1. Die heilige Taufe hat vor allen andern einen großen Zweck, nämlich die Reinigung von der Sünde und in Folge hievon das Absterben der Sünde, die Tötung der Sünde. Dieser Zweck der Taufe wird mit klaren Worten ausgesprochen und durch die Handlung der Taufe auch angedeutet. Der Taufe wird in der heiligen Schrift die Kraft zugeschrieben, Vergebung der Sünde zu bewirken. Petrus sprach nämlich zu seinen Zuhörern am Pfingsttage: „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden.“ Der Taufe wird ferner die Kraft zugeschrieben, uns nicht nur von der Strafe der Sünde zu befreien, sondern auch von der Herrschaft der Sünde zu erlösen, insofern durch sie in uns ein neues Leben gewirkt wird. „Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes,“ ruft Paulus aus. Ja die ganze Handlung der Taufe, das Untertauchen unter das Wasser und Wiederauftauchen aus dem Wasser, wie es ursprünglich gewöhnlich war, deutet auf die Abwaschung von der Sünde, auf die Reinigung und Heiligung hin, deutet auf das Ersäufen des alten, sündigen Menschen und das Auferstehen des neuen heiligen Menschen hin; weshalb auch Luther in unserm Katechismus spricht: „Was bedeutet denn solch Wassertaufen? Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten und wieder täglich heraus keimen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.“

Auf eine ganz eigentümliche und tiefgehende Weise aber beweist der Apostel in unserer Epistel, dass Reinigung von der Sünde und Absterben der Sünde, Tötung der Sünde Zweck der heiligen Taufe sei. Er urteilt und schließt nämlich folgendermaßen: Christus ist um der Sünde willen gestorben, die Sünde hat ihn ans Kreuz gebracht und getötet. Wir sind auf Christum und namentlich auf den Tod Christi getauft. So haben wir uns nun wegen der Taufe als solche zu betrachten, die bereits schon mit Christo um der Sünde willen gestorben sind. Das ist der Sinn seiner Worte. „Wisset ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? Wir sind mit ihm begraben durch die Taufe in seinen Tod; wir sind mit ihm gepflanzt zu gleichem Tode; unser alter Mensch ist samt ihm gekreuzigt, auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen.“ Und nun schließt er weiter: Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir abgestorben, ja um derentwillen wir vermöge unserer Taufe bereits mit Christo gestorben sind? sollten wir der Sünde noch leben, die uns getötet hat? Nein, wir haben mit der Sünde nichts mehr zu schaffen; wir sind für sie so gut als tot, und sie ist für uns so gut als tot - wir sind ihr gekreuzigt und sie ist uns gekreuzigt. Denn wer einmal gestorben ist um der Sünde willen, der ist gerechtfertigt von ihr, der hat mit ihrer Strafe und Herrschaft weiter nichts mehr zu schaffen. .

Und wir fügen zu diesem Schlusse des Apostels noch die Bemerkung hinzu: Sollten wir uns mit der Sünde neuerdings beschmutzen, von welcher wir durch die Taufe gereinigt sind? sollten wir den alten Menschen neuerdings anziehen, der uns in der Taufe ausgezogen wurde? Wie? sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir abgestorben sind?

2. Dazu kommt noch ein wichtiger Umstand, nämlich das ausdrückliche Versprechen, das wir in der heiligen Taufe ablegen: abzusagen dem Teufel und all seinen Werken und Wesen, aller Sünde und Gottlosigkeit, und dagegen zu dienen dem dreieinigen Gotte Vater, Sohn und Geist. „Die Taufe ist ja, wie der Apostel Petrus schreibt, nicht das Abtun des Unflats am Fleische, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott.“ Wir haben in der heiligen Taufe einen Bund mit Gott aufgerichtet; wir haben diesen Bund bei der Konfirmation erneuert und bestätiget; wir hoben ihm Glauben, Gehorsam, und Treue gelobt; wir haben geschworen, die Sünde zu hassen, die Lüste der Jugend zu fliehen, gegen Welt und Satan zu kämpfen und sie mit Gottes Hülfe zu überwinden. Wie dürften wir nun, als Getaufte, in der Sünde beharren? Hieße das nicht meineidig werden? hieße das nicht den Bund mit Gott zerreißen? hieße das nicht die Taufgnade verscherzen? Ja gewiss, es wäre wider den Zweck der Taufe, wenn wir in der Sünde beharren wollten!

3. Ihr seid alle getauft, m. A., seid alle auf Jesum Christum und auf seinen Tod getauft. Habt ihrs jemals erwogen, was das heiße und bedeute? Habt ihrs jemals erwogen, dass euch Gott wegen der Taufe als solche betrachtet, die bereits um der Sünde willen mit Christo gestorben, und also auch der Sünde abgestorben sind? Wie könnt ihr denn in der Sünde noch leben wollen, der ihr abgestorben seid? Hieße das nicht schnurgerade gegen den Zweck der Taufe handeln? Ihr habt in der Taufe Vergebung per Sünde empfangen - sollt ihr nun hingehen und aufs Neue Sünden häufen? Ihr seid in der Taufe von Neuem geboren worden, sollt ihr nun den neuen Menschen wieder töten und den alten aufleben! lassen? Ihr habt mit Gott den Bund eines guten Gewissens errichtet, dürft ihr es wagen, diesen Bund zu zerreißen und euren Schwur zu brechen durch mutwilliges Beharren in der Sünde? Dies bedenket und beharret ja nicht länger in der Sünde, in dem verderblichen Wahne, dass dadurch die Gnade desto mächtiger werde. Durch euer Beharren in der Sünde würde nur der Zorn, aber nicht die Gnade desto mächtiger werden.

III.

Sollen wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! denn solches wäre auch wider die Natur des Glaubens. „Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir auch, dass wir mit ihm leben werden Und wissen, dass Christus, von den Toten auferwecket, hinfort picht stirbt, der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen,“ spricht der Apostel in unserer Epistel.

1. Die Natur des Glaubens ist eine geistige Verbindung mit Jesu Christo unserm Heilande, so zwar, dass wir durch den Glauben an Jesum mit ihm gleichsam zu Einer Person und zu Einem Leben verbunden werden, auch von Gott also angesehen und behandelt werden, als wären wir Eins mit Christo. Wie der Sohn Eins ist mit dem Vater durch sein Wesen, so sind wir Eins mit dem Sohne durch den Glauben. Wir sind durch den Glauben in ihm und er in uns; wir sind durch den Glauben sein Leib und seine Glieder und er ist unser Haupt; wir sind seine Reben und er ist unser Weinstock. Aus dieser innigen Verbindung mit Christo durch den Glauben, gleichsam zu Einer Person, folgt auch ein gemeinschaftliches Leben mit Christo. So wie das Haupt und die Glieder, so wie der Weinstock und die Reben ein gemeinschaftliches Leben haben, so auch wir mit Christo. Unser Leben ist sein Leben, und sein Leben ist unser Leben. Durch den Glauben ist unsre Sünde seine Sünde, unser Fluch sein Fluch, unser Tod sein Tod geworden; und dagegen ist sein Tod unser Tod, seine Auferstehung unsre Auferstehung, sein Verdienst unser Verdienst, seine Gerechtigkeit unsre Gerechtigkeit, seine Kraft unsre Kraft, sein Himmel unser Himmel, seine Seligkeit unsre Seligkeit geworden; denn durch den Glauben und durch die Taufe haben wir Christum angezogen mit all dem Seinigen. Aus dieser Natur des Glaubens folgt also, dass wir nicht mehr in der Sünde beharren können, sondern ein neues, heiliges und gottgefälliges Leben führen müssen, so wir anders an Jesum Christum glauben. So wie Christus der Sünde gestorben ist, also auch wir, so wie Christus, unser Haupt, seinem himmlischen Vater zu Ehren lebt, also auch wir, seine Glieder. Das ist durchgängig die Meinung des Apostels, wenn er in unserer Epistel schreibt: „Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden und wissen, dass Christus von den Toten auferwecket, hinfort nicht stirbt, der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. Denn dass er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben, zu einem Mal, dass er aber lebet, das lebet er Gotte. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gotte in Christo Jesu unserm Herrn!“

2. Habt ihr nun eine Ahnung von der Natur des Glaubens an Jesum Christum, m. A., dann wird es euch von selbst einleuchten, dass ihr in der Sünde nicht beharren könnet, in der Hoffnung, dass die Gnade desto mächtiger in euch werden werde. Vielmehr werdet ihr begreifen, dass ihr in Christo Jesu ein neues heiliges Leben führen müsset, denn in Christo Jesu ist ein rechtschaffenes Wesen; ist jemand in Christo Jesu, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden. Was hat die Gerechtigkeit für Genieß mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmet Christus mit Belial? Glaubt ihr an Christum, so habt ihr ein Leben mit ihm, seid vereiniget und verbunden mit ihm und könnet nicht mehr in der Sünde beharren, sondern müsset ein neues und heiliges Leben führen. Beharret ihr aber in der Sünde, so habt ihr nicht den rechten und lebendigen Glauben an Jesum Christum, seid nicht in Christo, sondern außer Christo und habt keinen Theil an ihm. So hätten wir denn die hochwichtige Frage: sollen wir in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? genügend beantwortet und gesehen, dass Solches wider die Absicht der Gnade, wider den Zweck der Taufe und wider die Natur des Glaubens wäre. Wer nun die Gnade nicht missbrauchen, die Taufe nicht entweihen, den Glauben nicht schänden will, ja wer Christum nicht zum Sündendiener machen will, der kämpfe mit der Gnade, die ihm dargeboten wird, der kämpfe in der Kraft der Taufe und des Glaubens wider die Sünde, auf dass der sündliche Leib aufhöre und er der Sünde hinfort nicht mehr diene, sondern dem Herrn in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Dann wird er die Kraft der Gnade an sich erfahren, die überschwängliche Kraft der Gnade Gottes, die uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis und versetzet in das Reich seines lieben Sohnes Jesu Christi. Amen!

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