Kind, Paul - Worte, wodurch man selig werden kann - Vorwort.

Kind, Paul - Worte, wodurch man selig werden kann - Vorwort.

Hiemit werden einige Predigten eines Mannes, der bei ältern Personen nicht nur in seiner Vaterstadt, sondern auch anderswo, selbst im Auslande, noch in gesegnetem Andenken steht, aufs neue dem christlichen Publikum übergeben. Der Verfasser, ein gründlich gebildeter Theologe, in der alten frommen Hallischen Schule erzogen, hielt sie in seiner ersten Pfarrgemeinde Schiersch in den Jahren 1758 bis 60, wo er mit solchem Eifer wirkte, daß eine große Erweckung, aber auch Haß und Widerstreben entstand, in dessen Folge er bei einer stürmischen Gemeindeversammlung durch eine Mehrheit der Stimmen entsetzt wurde. Der bessere Theil seiner Zuhörer jammerte laut, und viele begleiteten ihn unter bittern Thränen bei seinem Abzüge. Der Saame aber, den er ausgestreut hatte, ging darum nicht verloren, und noch heut zu Tage, 77 Jahre nach seiner Vertreibung, bemerkt man noch deutlich hin und wieder die gesegneten Früchte seiner treuen Arbeit in dem Herrn. Die Aufschrift, die er dieser kleinen Predigtsammlung gab: „Worte, wodurch man selig werden kann“, wird jedermann, der mit der christlichen Heilslehre vertraut ist, und ihre Wichtigkeit am eigenen Herzen erfahren hat, ganz trefflich und geeignet finden; denn in der That ist hier alles vereinigt, was den Sünder aus seiner Sorglosigkeit erwecken, zur Umkehr von seinen bösen Wegen zudem lebendigen Gott bestimmen, und das neue Leben im Glauben, in der Liebe und Dankbarkeit, in herzlichem Vertrauen und kindlichem Gehorsam anregen und stärken kann. Gleich weit entfernt von einer ein, seitigen Behandlung der Versöhnungslehre und von der stachen marklosen Predigt des Gesetzes, verbindet der Verfasser die Rechtfertigung des Sünders aus Gnade mittelst des Glaubens an Jesum Christum auf die innigste fruchtbarste Weise mit dem Ernste der Heiligung, und zeigt auf das anschaulichste, wie dieser eben aus der wahren Herzensdemuth, verbunden mit dem lebendigen Glauben an den Erlöser, hervorgehe, ohne diese Elemente dagegen in lehren, täuschenden Schein sich auflöse.

So sind denn diese Predigten, die auch durch eine kraftvolle, körnigte Sprache sich auszeichnen, und dabei in der edelsten Popularität sich halten, gewiß würdig, auch von der jetzigen späteren Generation gelesen zu werden; und wer sie mit Aufmerksamkeit und steter Anwendung auf sich selbst durchliest, wird es sicherlich nicht ohne Segen für sein Herz und Leben thun. Verändert wurde nichts daran, als die etwas fehlerhafte Schreibart, und hier und da eine selten vorkommende Härte im Ausdruck. Mögen diese Worte des ehrwürdigen Verfassers, der gerade vor 35 Jahren als Antistes in seiner Vaterstadt starb, nachdem er über dreißig Jahre in derselben (zuerst als Freiprediger, dann als zweiter und endlich als erster Stadtpfarrer) gewirkt hatte, noch jetzt vielen eine erweckende Anleitung werden, den Weg des ewigen Lebens zu betreten.

Chur, den 1. Juni 1837.

Paul Kind, Oberpfarrer,

Neffe des Verfassers.

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