Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Verstandt des worts Pauli.

Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Verstandt des worts Pauli.

Ich begeret ayn verbanter seyn Christo / für meyne brieder. Roma. 9.

Was bann unnd achte.

Andreas von Carolstat.

M.D.Xxiiij.

Ich bin in ainer Collacion guter brieder / gefragt / wie diser spruch Pauli soll verstanden werden. Ich begere ain Anathema oder verbandter seyn vonn Christo / für meine brieder. Unnd hab mit freyem und ungebundnem gayst auff gethone frag also geantwort. Paulus hat nit recht gesagt / noch ain rechtgeschaffen gemiet gehabt / wann er spricht. Ich wil von Christo verbandt sein / umm willen meiner brieder. Aber dise antwurt hab ich nit dermassen geben / das ich Paulum wolt versprechen. Sonder nur die jhenigen die sagen / dz Paulus in der acht Christi sein woell / für seine brieder. In der mainung das er vil ee ayn grewel unnd verfluchter von Christo begeret sein / ee er in verderbung seiner brieder wolt bewilligen. Und yetz gedachte / woellen darauß ain schlußred machen / dises lauts. Man sol die briederliche lieb so hoch achten und brauchen / das ainer vil lieber etwas wider gott thun solt oder zuthun gestatten / dann das er seine brieder erzuernete / oder ergerte. Unnd kommen geleich darauß in den irthumb das sie sagen. Man sol auch den nechsten zu liebe dy ding lassen sten / die im zu ainen strick und ergernuß gelegt unn wid’ got seind / als man yetz von den v’fluchten bildern spricht / das man sie soll lassen beleyben / auf das die unverstendigen nit betriebt od’ geergert werden.

In dem sinn ligt schier die gantz welt. Unn yederman helt den spruch pauli darfür / als waer Paulus auch so nerrisch gewesen / dz er in solchen unn geleichen sachen lieber wider got sein wolt / dann flaischliche leüt betrieben / Nain / nit also / Dann / wa Paulus dise mainung hette gehabt / das er got ertzürnen / und den unweisen / oder untzüchtigen menschen wolgefallen woelt / so woelt ichs (in disem fall) mit Paulo nit halten / auch offentlich sprechen das Paulus leer / ungerecht were. Unn das Paulus / nicht alain wider sich selbst sondern dartzu / wider Christum / unnd all Propheten unnd Apostel streben thaet.

Math. 10. Christus hat ain schwer bracht / und wil uns / in sonderhait / von solchen bruedern abschneyden / und taylen / die ain gotloses wesen und leben fueren. Und spricht. Luc. 12. Welcher nit vater und mutter hasset / und mir nachvolgt / der kan oder mag mein diener nicht sein etc. Soellen wir vatter unnd mutter hassen / und inen nit zu gefallen leben / in allen stucken unn gleichwol / den gotlosen bruedern volgen / oder inen etwz wider gottes willen nachlassen / und verhengen? Weyber und kinder / eltern und unsere aller nechste freund (die wir sunst schuldig seind zu eeren unn lieben) miessen wir umm gottes willen lassen. Soellen wir dann / durch die finger sehen und der losen brieder leben stercken / wider gotteslob unnd herligkait. Gene. 3. Must nit Addam den garten des wollusts verlassen / darumb das er die stymm seines weibs mer hoert / dann gottes gebot? Und solt doch ains naerrischen bruders torhait / wider got sehen / und sie mit gleycher that / oder nachvolgung stercken / oder darein bewilligen? Wie bestiende dyser spruch Pauli. Gala. 1. Wann ich menschen gefallen wil / so kan ich kayn knecht gottes sein? Was bettet ich auch taeglich zu got. Math. 6. Dein will geschech / wann ich den willen meines bruders / wider gottes / gestatten oder verthaedigen moecht? unn wolt das boß / mutwillig verhengen / das ich von got bevelch het abzunemen? sonderlich / wann ichs abnemen kündt.

Darumb sprich ich noch. Wann Paulus ain solchen stumpfen und widerchrsitlichen sin gehabt het / das er uns durch seine leer in die maynung / und an den ort bringen woelt / da wir leutten zugefallen / wider got handeln moechten / so woelt ichs mit im nicht halten. Und mich des brauchen / das er saget. Gala. 1. So ich selbst / oder ain Engel von hymel herab kemm / und leret anders / so sol er ain verbanter sein.

Ich wolt auch frey / unnd nichts minder Paulum / dann ainen Engel richten. Dei weil Paulus selbst / mir / und yegklichem / ain solche macht geben hat / das wir Engel unn menschen verbannen duerffen / wo sie anders lereten dann gottes ware reden in halten. 1. Cor. 2. Der gaystlich ist (vom gayst gottes / und Christi) der vermag alle ding urtailen. Die lebendigen unn die todten / so sich mit im besprechen. Darumb woelt ich der hayligkait Pauli / nicht schonen / wann er wider sich selbs oder wider Christus leer / wünschen oder schreiben doerfft.

Ich aber wayß / das die welt Paulo gewalt thut / unnd legt imm auff / das er nye gedacht hat. Naemlich ainen solchen widerchristlichen sinn / den Paulus / als ainen grewel fliehen wuerd / so er gegenwertigklich were / unn hoerdte imm ain solch boese leer / zumessen. Ich wayß das Paulus ainen andern synn / und maynung hat / auß der ursach / das er spricht. Roma. 9. Ich sag die warhait in Christo unnd ich leuge nicht. Unnd das gibt mir mein gewissen ain gezeugnis / durch den hayligen gayst / das ich ainen grossen und stetten schmertzen hab / in meinem hertzen / für meine brieder. Ich hette mir selber gewünscht / ain verbanter zu sein / von Christo für meine brieder etc.

Paululs spricht. Ich red die warhait in Christo / unn leug nicht. Darauff frag ich / obs müglich sey / dz ainer warhait in der warhait rede / und woelt imm etwas / seinem bruder zu wollust / wünschen / dz wider die warhait gottes wer: Wie kan der mit der warhait stoen / der wider die warhait stet? Weyl ich aber nit zweyfel / an dem / das Paulus / seinen gerechten schmertzen / in der warhait geklagt. Hab ich nicht zweifel / an dem / das / das leyden Pauli / und sein schmertzen / nach Christus beger / unnd nicth wider Christus willen gewest sey. Weyl er Christo / seine Israhelitische / gewinnen und anhengig machen wolt.

Darzu gibt uns die hefftige betewrung / unn das schwind gezeugknis Pauli / ain anlayttung / was Paulus für ain leyden und schmertzen gehabt / und warumb er ain grosse und stette angst / leyde. Naemlich / das sie Christum nicht erkennen und annemen wolten. Derhalbn / spricht er. Roma. 9. Mein gewissen gibt mir gezeugknis / durch den hailigen gayst / das ich grossen schmertzen hab / für meine brieder. Nicht in der maynung / das Paulus seiner vorigen rede vergessen het / die weil er kurtz da vor sprach. Roma. 8. Was kan uns von der liebe gotes schayden: Der todt / dz leben? Gegenwertige dinge? zukünftige? Oder Engel? Oder ist irgent ain creatur so starck od’ koestlich / das sie uns / von der liebe Gottes / absündern mag welche ist in Christo Jhesu? Solt ich glauben / das Paulus von Christo / ain widerspenstiger bann / oder in der achte Christi / seyn woelt / umb der brieder willen des flaisches / wann er kurtz zuvor saget / das in weder engel / noch irgent ain creatur / von der liebe Christi schayden vermag. Es ist wol war / das Paulus ain verbanter begert zu sein / vonn Christo / umb ainer Israhelitischen creatur willen. Das aber / ist nicht war / das er von Christo / stoen / unn wider Christum sein wolt. Darumb miessen wir / den sinn Pauli / recht versten und mit nichten Paulum wider Christum stellen.

Welcher achtung hat / auff die ursachen / der hayligen reden / so gottes knecht gesetzt haben / der geet wol / unnd on beschwerung. Die ursach aber / steckt etwan tieff under dem buchstaben / und also tieff unnd verdeckt / das sie kayn menschlich aug gesehen kan. Alhie aber / ist sie nit so tieff / oder vermaentelt.

Ursach der erlitten schmertzen Pauli / ist dise. Das Christus den Juden in sonderhait / zu hayle und säligkait / kommen war / und das got sein überschwenckliche / und vaetterliche liebe gegen den Juden / bezeuget / das er seinen son umb ir erloesung gesandt haet. Und das Israhel / dyß nicht wolt verstoen. Sonder / also die haylmachung Christi verlieren / der doch auß inen / nach dem flaisch / geboren war.

Und es ist war / das noch nicht müglich ist / wann ainer der welt boßhait sicht (welche Got durch seinen son erloest) und merckt / das sie so undanckpar ist / und das sie sich / der sendung Christi / nichts nutz machen wil / sonder alle liebe des vatters / und des sons / verachten / unn darzu / offentlich / wider Gottes willen / wider gottesherligkait / in aygner verderbnis beleiben.

Ich wayß nicht / ob ain creutz / hoeher unnd bitterer sey / dann das / das der gelaubig / der gotlosen wesen / vor seynen augen sehen muß. Und das sie alle wolmaynung und guthayten gottes / verlachen / und verspoten.. Nun / ob gleych ain tayl unsers creützes hoeher waer / dann diß creutze / dz die liebe wircket / so wayß ich dannocht / dz kain creutz lauterer ist / unnd das kain außgestrackter schmertz / dem menschen fürkommen kan / dann der / der auß goetlicher lieb / gegen got und dem nechsten außfleusset.

Ey was kann den liebreichenn gelauben / oder gelaubreiche liebe / schmertzlicher anfechten / und bitterlicher mit lautterer wermut trencken / dann das sich die welt / goetlicher gunst / so schenntlich verzeycht / unnd thut iren aygen nutz verachten? Darumb glaub ich / auß der massen wol das Paulus / ainen steten unnd grossen schmertzen / gehabt hab / darumb / das er sehen must / das got der vatter / so viel wolthaten den Israhelischen erzayget und beweyset / und das Israhel seyn hauptstuck warhafftiger saeligkait unnd hails veracht. Dann Paulus erzelet auch manicherley goetlicher gaben / mit welchen / Got / den Israel begabet hat. Als nemlich / Got der herr / gab dem volk Israhel / sein gesatz / sitten / gebot / cerimonien / verhayssung / unnd nam es für sein erlich volk an / und hub es über alle voelker / zum letsten / sandt er auch seinen son / Jhesum von Nazareth / und ließ jnn / auß jnen geborn werden unnd umb irer sind willen verfluchen / creutzigen / verspotten / und ermürdten. Und es war doch alles verloren / unnd nichts angewendt. Uber das / wolten sie kain wolthat behertzen / sonder darzu / sich wider jren hayland setzen / der doch irenthalben zusterben / berayt war. Als sie auch sich / toedtlich und grewlich wider setzten / und gottes sone toedten.

Solte das Paulum nicht betriebt haben? Sonderlich als er seiner mitiuden / verstockten mut sach / weyl sie verstokt unn das sie verharlich / auff irer boßhait beliben / unn durch ire grewliche boßhait / nicht erkennen / und sich zu dem nicht keren wolten / den sie one schuldt ermoerdten / der jnen / jren todtschlag / zuvergeben berait war / und gutwillig war / sie zu hayligen vor Got seinem vatter.

Bey mir / het Paulus seiner grossen bezeugknis / und hoher bedingung gar nichts bedoerfft / ich wolts im / on das / gern gelaubt haben / das sein hertz volles schmertzens und leydens war / für seine brieder Israel. Das aber Paulus sich / mit den undanckbarn / und widerspenstigen / solt woellen geselt / und wider Christum / oder wider die warhait / begert haben / das er (wie sie waren) ain verbanter grewel sein woelt / den got hasset / und der wider got strebet / das gelaub ich nit / und kans nit gelauben. Darumb miessen wir ainen rechten sinn herauß lesen.

Das wort Anathema / hat zwaierlay bedeutnis. Es haist ain auffgehengt opffer / als wir jetzt ain zeytlang opffer in den vermainten Gottes heüsern / liessen auffhencken / oder auch selber auffhencken. Es hayst auch ain bann / ain grewel / ain verfluchung. Das ist etwas / das seiner boßhait halben / auß gemainschafft der hayligen / gestossen unnd verworffren werden solt.

Wann man den ersten verstandt / oder synn alhie / in den gehandelten woertlin Anathema / anneme / als er auch wol anzunemen ist / so wer er spruch Pauli leicht / und hette dise mainung. Das Paulus für seine brieder / auß Israel / vil lieber / woelt auffgehenckt sein / als ain opffer / dann mit sollichem grossen schmertzen / ire boßhaiten unnd verstocktes hertz sehen. Und ich wayß das der rechte gelaub / lieber das hertz zerspalten woelt / dann das er / solche frevenliche verachtung / goetlicher wolthaten sehen sol / sonderlich wann die bißhait fürtfert / on auffhoeren. Und ain jetlicher gelaubiger / solt lieber sterben / dann bey solchen gotlosen menschen seyn / als man sicht in den geberden oder leyden Davids / und der andern knechten Gottes.

Yedoch ist alhie underschaid / und weyse zehalten / das man den armen leutten / erstlich wünschen solt / das sie got wolten erkennen / und die seligkait Christi begeren. Auch in solcher hertzlicher gusnt / das ainer gern sterben woelt / das sie anfiengen zu begeren / und erkennen. Und woelt / das er / als ain auffgehengt opffer wer / auff das die arme blinthait / Got / anfahen wolt erkennen und annemen. Joan. 15,. Die weyl Christus spricht / das ist mein gebot / das ir / ainer den andern liebet / und menigklicher sein seele / für den andern setze / als Christus sein seel für unns gesetzt hat / die wir vor auch im finsternis / wider gotes willen und eer / giengen.

In der weyse und synn / gelaub ich wol / das Paulus jmm gewünscht hab / das er ain auffgehengt opffer were / von Christo / für seine brieder. Nicht das er / von Gottes und Christus liebe und freundtschafft woelt geschayden sein.

Dann das hieß nit Christo nachvolgen / und sein aygne seel für seinen bruder setzen / als Christus gesetzt hat / sonder auß dem weg Christi geen. Es hyeß auch nit das creutz Christi suchen / sonder ain aygens. Nicht in des vatters willen absterben / sonder in dem willen des flaysch. Paulus hat yeden verstand Christi gehabt / Joan. 17. Ich bit nit für die welt etc. Paulus hat in seinem wunsch / den willen des vatters / unnd des sons / durch den hayligen gayst / ungezweyfelt vermerckt / und volbringen wellen. Und also hat er von Christo / dz ist von dem gayst Christi / den goetlichen wunsch gehabt / das er begert auffgehengkt werden / als ain auffgehengkt opffer / welches die kriechische sprach / ain anathema haysset.

Nun / setze ich / als wer das Paulus mainung gewesen / das er ain verbanter von Christo / lieber sein woelt / dann das seine brieder / nach dem flaysch / so vergeßlich / wider gottes gunst / wieten / und tobten / dannocht moechts ye nicht / disen synn haben / das Paulus / den gotlosen briedern zu gefallen ain abgesunderts glid sein woelt / wider Christum / dann es mieste bald volgen / das jne / vil ain geringere creatur / von Christo geschayden het / dann ain Engel. 1. Cor. 5. 2. Thess. 3. Auch hat Paulus uns verbotten / das wir kayn gemainschafft / mit den haben sollen / die offentlich wider got leben.

Galat. 3. Dyser synn leidt sich / das Paulus bey den menschen ayn verbanter mensch sein woelt / auff dz sich seine brieder zu got bekereten / oder wendten. Als Christus auch ain vermaledeyung ist worden. Wiewol die menschen maynten / got het Christum verworffen / geschlagen / und aussetzig gesprochen. Esaia. 53. Aber Christus trug unsern aussatz / unsere schlege unn sünd. Das aber geschriben stet / ain verbanter von Got / dringt mich nicht zu halten / das Paulus von Christo wolt geschayden sein / so wenig Christus sich von seinem vatter entfrembt / am holtz / da er ain vermaledeyung ward / von Got oder bey got / dann Christus was darumb von seynem vatter / nicht abgeschayden / noch wider den vater / dem er seinen gayst bevalch / und zu handen stellet / Wie wol die geschrifft spricht / das der / bey got / vermledeyet ist / der am holtz hangt. Dyse wort aber (bey got oder vor got) zaygen nicht an / das Christus sich wider seinen vatter gesetzt / sonder / das er unsere sünd / unsere verfluchung / und vermaledeyung / warhafftiglich / bey Got / als vor der welt getragen hat / und nicht allayn / imm scheyn. Als auch Christus / vergebung der sünden / warhafftigklich gibet / unnd seyne gebenedeyung / und andere gyetter / in der warhait / unnd nicht imm scheyn oder won mittaylt. So auch / must es alhie sein / wann Paulus durch gottes gayst / begert / ain verbanter oder bann von Christo zu sein / das er / den hon und spot / warhafftigklich für seine brieder leiden wolt / den ain verbanter leyden sol. Aber on schuldt / als Christus / on abtrit von dem vatter / als Christus. In fester aynigkait / mit Got / als Christus. In stetter liebe zu Christo / als Christus zu dem vatter het. Und mit nichte also / dz Christus seinen vatter übergeben / oder das Paulus Christum übergeben het / von wegen der armen / ellenden / gotlosen unn christlosen menschen.

Philip. 1. Paulus begert zu sterben / auff das er / mit groesserm nutz unn unverhinderlich / mit Christo sein moecht / wie moecht es dann ye gesein / das er für seine brieder sterben und hangen / und von Christo geschayden sein woelt? Es ist unmueglich / das ainer den gayst Christi hab / des sich Christus ernstlich riemen thut / und wider got / oder wider Christum sein / oder in aynicherley weyse wünschen mag / von Christo / oder wider Christum zu sein / in leydender oder wirkender weise. Dye gottes gaist haben / die werden zu got / nit von got gefiert. Welcher Christus gayst hat / der ist Christi / und er kan weder mit worten / noch mit gedancken / noch mit der that / on Christum / oder wider Christum sein / dann der gayst treibt in. Er muß sagenn. Ich bin Christi / und ich stee bey Christo / unnd kan jm nicht anders thun / so lang er das werck des gaysts Christi leydet. Nun hat Paulus offentlich gesagt Das Christus in jm sey / unnd auß im rede. Darumb ist es unmoeglich das er / als dann / gewünscht hab / von Christo verbandt / unnd verstossen seyn / da der gayst Christi / seynn werck in Paulo auffs hoechste treyb / nemlich / da er Christum den Roemern bekant. Wie wol ich / in kayner abrede bin / dann das gesein mag. Das ain rechter Christ wünschen darff das er von Christo / verbant sey / für seine brieder als oben vertzelt ist. Dye weyl auch Christus / den bann und verfluchung aller menschen auff sich legt unnd trueg. Welche yrer sunden halben / von got dem vatter fern und abgesündert waren.

Das aber Christus dem bann unn seiner absunderung / oder verfluchung ursach geben hab / darff nyemandts sagen / dann der / der Christus ere und gezeugknis aller Propheten und aposteln / verwirfft / so von Christus unschuldt unnd hayligkait geschriben.

Also auch hat Paulus gewünscht / das er / der brueder halben / auffgehengkt wurd / als ainer / der dye acht oder bann verschuldt / und nit verdient / von der wegen / die das Anathema verdienen / Nicht das er dem bann ursach gteb / oder etwas thun woelt / das wider gottes willen were / oder das er wünschet zu sein / als die Christlosen / oder das er irgent aynem etwas wolt ain zeytlang nachlassen / in ainem widerchristlichen wesen zu beleiben. Nain Nain. Sonder das er gernne dye straff leyden wolt / welche dye Christlosen leyden solten / die gottes gunst unnd Christus leyden versprechen / als Christus thet. Alles darumb / das die Christlosen Christfoermig wurden / und widerchristlich und gotloß wesen zuruck wurffen.

Die hebreische sprach / gebraucht ayn wort das haysset (Herem) und würt gemainlich also vertulmetscht / anathema / zu teutsch bann / oder acht / Got wolt / dz die acht oder bann wider etzlich mißhandler gesprochen / unn gebraucht wurd. Got befalch auch seinem volck / das sie jre feynd / solten verbannen oder in die achte thun / welche Got inn ire hend geben. Jedoch solt underschayd zwischen / den feinden / des volks Israel gehalten werden. Welche das volck bannen oder nicht bannen moecht. Es waren auch etliche sünd / die Got so groß und greulich schetzet / das Got / alle die jen für baennisch und jn der acht hielt und wolt gehalten haben / so sich daran vergriffen.

Darumb solt man auch kainen bann oder acht verkündigen / dann nur in goetlichen sachen. Auch solt man nyemants in die acht sprechen / oder verbannen / oder kayn ursach des banns wissen / dann allain die / die von got schaidt und wider Got setzet. Und wir solten Gottes willen so festiglich nach suchen und halten / das man kainen / umb yrgent ainer sünd willen verbante / dann nur allain der sünd halben / die Got selber verbant / unnd der acht wirdig gesprochen hat.

Dann Gottes acht ist nicht ain geringe sach / das vernimb also / das hebreisch wort (Herem) hayset / todtschlagen verwiesten / vertilgken / und nicht machen. Dem nach / ist Gottes bann / oder acht / nichts anders / dann / ain gerichtlicher Sententz / oder ain ander urtayl. Durch welches zu recht gesprochen wirt / das der bannwirdig / ainn sollicher sey / und so greulich gesündt hab / das er gebannet unnd geaechtet werden sol. Der missethat halben hat man nur leuth geaechtet und verbannet / die wyder Gottes ewigen willen geschach / die auch von got abschneydt / unn so grewlich was / das der / der nach gottes bild geschaffen war / solt vertilkt werden / auß dem hauffen der kinder Adams.

Das wort (acht) soll man mit dem wider synn versteeen und es ist ain widersynnigs wordt / dann es ist so vil gesagt als on achtung / also das man des menschen gar nichts mer achten solt / über welchen die acht gesprochen wurd. Darumb war ain solicher mensch zu nichts nutz / dann zu seiner verderbnis. Man dorffte auch / kain ding / klayder / gelt / vich / gueter / hewser / des verachten oder verbanten / überbeliben lassen / sonder alles / mti ainander verderben unnd umbringen / das dem verbanten zustund. Es were dann / das got etwas außgeschlossen het / des man schonen moecht / dz Got auch zu zeyten thon hat. Deut. 7. und 25.

Darauß lerne und sich / wie der verbant / vor Got / ungeacht / und veracht / und von got verworffen ist / unnd das das wort (Acht) ain widersinnigs wort ist / dann es haist also verachten den verbanten / das man gar nichts achtten sol / das sein ist / weder sein person / noch seine gietter / man darff sich seiner nicht erbarmen / noch jomern lassen. Nun die weyl ain verbanter von got / ain solcher ist / dem got unbarmhertzig ist / den auch Got hasset und neydt / unnd wil das er auß seinen augne abgethon / unnd on barmhertzigkait vertilkt werd / und gantz verlesche. Also das sein nam nicht mehr / under dem hymel beleib.

Dem nach wer das nicht anders gesagt / Paulus wolt ain verbanter sein von Christo. Dann das Paulus wolt der barmhertzigkait Gotes empern / und vor gottes augen nicht mer sein / auch gottes barmhertzigkait nit mer haben sonder von gottes und Christus augen / also vertilkt seyn / das man seiner vor Got / nicht mehr wolgedencken solt / unn dz er ungern begeret / etwas vor Christo sein. Das villeicht der laydige teufel nit wünschen kundt. Das wayß ich / das der gayst gottes kaynen menschen / ainen solchen greülichen und widerchristlichen wunsch eingeben mag. Darumb hats Paulus auch nicht so ijber teufflisch gemaynt.

Exodi. 32. Das etliche Mosen zu Paulo setzen / und sprechen / das Moses begert hab / auß dem buch des lebens getilkt werden / thut nichts zu oberzelter rede Pauli / dann es ist noch nicht entschlossen / was das buch des lebens sey / auß welchem got die jene vertilkt / die jm sündigen.

Zum andern / wissen wir wol / das got Mosi ain saw gab das er so unweyßlich redet / und zu got sprach. Tilge mich auß deinem buch etc. Dann got antwortet im also. Ich wil dann oft den auß meinem buch tilken / der an mir sündiget / als wolt er sagen / gee hin / unn sage mir nicht / ich wil die sindt straffen / im tag meiner haymsuchung / und ir nichts schonen. Darauß ich versteen / das Moses sein unweyße bit faren ließ / und Gottes willen mit nichte widersteen wolt / vil minder wolt Moses auß dem buch Gottes geilkt sein / für seine brieder / als er Gottes maynung verstund. Darumb reymet sichs nicht hie her. Paulus thet got bitten / das er den stachel oder botten / des sathans von jm nemen wolt / und erlangt nichts von got / dann ain abschlegige antwort das im gottes genad genugsam were. Das aber was nicht so mechtiglich unn offentlich wider got / das Paulus zu der selben zeyt bat / als das gebet Mosi war. Oder als der wunsch Pauli wer gewest / wann er lauttenn solt / als jne die welt dewt und außlegt. Nemlich das Paulus wünscht nichts gemayn zu haben mit Christus barmhertzigkait.

Wie moecht er dann recht gewünscht oder gebeten haben? Wilt du sagen Paulus hat nicht gebeten / sonder gewinscht Darumb reymet sichs nicht das du von dem gebet fürgibst

Darauff sag ich. Das der wunsch Pauli untzelicher massen mer wider Got ist / dann seinn obertzelts gebet / und yedoch verwarff Got Paulus gebet. Wie vil mer het got des Pauli ungoetlichen wunsch verworffren so er das inhielddt / das im die gantze welt gar nach zumisset. Es volget aber dz sich Paulus / mit nichte so vergeßlich vergriffen hab / dz er sich der barmhertzigkait Christi vertzeihen wolt. Das ist sonderlich aus dem zu mercken / das er seine brieder an den ziehen wolt / an welchem er selber hienge und klebet / der da was und ist Christus Jesus ain son Gottes unnd Davids. Darumb solt man sehen auff die ursachen der reden Pauli / und im seine wort nicht byegen / oder in ainen widerchristlichen synn verkeren oder ziehen / sonder das haltenn / das Paulus ee die gantze welt hett ertzuernet unnd geergert / ee er sich der freundschafft Gottes und Christi het wellen verzeihen. Das aber vil gedachter wunsch Pauli / kayn gebet sein sol / das laß ich die erkennen / die wissen wie dei gotgenossen im gayst unnd der warhait bittenn / den selben gyb ich zuerkennen / ob der wunnsch Pauli / nit auß dem gayst / und auß der warhayt Gottes ausgesprossen sey / die weyl Paulus saget. Roma. 9. Ich gezeug in der warhayt unnd durch gottes gayst etc. Das aber laß ich faren / und ich wolt das ich auß solchem gemiet / und so hefftiglich obligen moecht. Woelte Got / das ich ain verbanter wer von Christo für die welt / oder für meine brieder / als ich den inhalt Pauli von got gelernet / unn jetzt angezaygt hab. Da zu well mir unn allen gotfoerchtigen der barmhertzig gayst gotes helffen.

AMEN.

Aus dem Original abgeschrieben

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