Kapff, Sixtus Carl von - Am Himmelfahrtsfest.

Kapff, Sixtus Carl von - Am Himmelfahrtsfest.

Text: Apostelgesch. 1,1-14.
Die erste Rede habe ich zwar getan, lieber Theophile, von allem dem, das JEsus anfing, beides zu tun und zu lehren, bis an den Tag, da Er aufgenommen ward, nachdem Er den Aposteln (welche Er hatte erwählt) durch den heiligen Geist Befehl getan hatte. Welchen Er sich nach seinem Leiden lebendig erzeigt hatte, durch mancherlei Erweisungen, und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reiche GOttes. Und als Er sie versammelt hatte, befahl Ar ihnen, dass sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehört, sprach Ei, von Mir. Denn Johannes hat mit Wasser getauft: Ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen. Die aber, so zusammen gekommen waren, fragten Ihn und sprachen: HErr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; sondern ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfahen, welcher auf euch kommen wird; und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, und bis an das Ende der Eide. Und da Er solches gesagt, ward Er aufgehoben zusehens, und eine Wolke nahm Ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie Ihm nachsahen gen Himmel fahren, siehe, da stunden bei ihnen zwei Männer in weißen Kleibern, welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht' ihr und seht gen Himmel? Dieser JEsus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.

Kommt herzu, lasst uns dem HErrn frohlocken und jauchzen dem Hort unseres Heils; lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen Ihm jauchzen, denn Er, der durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönt ist, der zur Rechten GOttes erhöhte Heiland der ganzen Welt, Er ist ein großer GOtt und ein großer König über alle Götter. Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HErrn, der uns gemacht hat; denn Er ist unser GOtt, und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. Frohlockt vor Ihm alle Völker und jauchzt GOtt mit fröhlichem Schall. GOtt fährt auf mit Jauchzen und der HErr mit heller Posaune; lobsingt, lobsingt GOtt, Er ist König auf dem ganzen Erdboden und sitzt auf seinem heiligen Stuhl. Nachdem Er gemacht hat die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst, hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe, über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; alle Dinge sind unter seine Füße getan, das verschlossene Paradies ist durch Ihn aufgeschlossen, der Zugang zum Allerheiligsten eröffnet und so wiedergebracht, was in Adam verloren war.

Diese teure Wahrheit verkündigt uns die Himmelfahrt JEsu. Der heruntergefahren ist in die untersten Örter der Erde, der ist aufgefahren über alle Himmel, auf dass Er Alles erfüllte. Und weil Er ein Mensch war, wie wir, und weil Er in Allem sich an unsere Stelle gesetzt hat, so gilt Alles, was Er in seiner Himmelfahrt erlangt und erworben hat, uns, und weil Er in seiner Himmelfahrt verklärt worden ist in die Herrlichkeit des Vaters, so glauben wir, dass Ihm nach auch wir verklärt werden. Er hat verheißen: „Wo Ich bin, da soll mein Diener auch sein.“ Deswegen verhieß Er nach unserem Text den heiligen Geist als den Tröster, durch welchen die Seinen verklärt werden sollen, so verklärt, dass sie nach dem heutigen Evangelio sogar Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden und Kranke heilen werden. Ja, über die ganze Menschheit verbreitet sich aus dem durch JEsu Himmelfahrt eröffneten Himmel das Licht einer höheren Verklärung, und selbst der äußerliche Wohnplatz unseres Geschlechtes, diese jetzt so arme, dunkle Erde, sie wird einst von dem Verklärungsglanz JEsu bestrahlt werden, wenn Er wiederkommen wird, wie Er gen Himmel gefahren ist, und noch mehr, wenn die neue Erde offenbart wird und der neue Himmel, darinnen Gerechtigkeit wohnt. Diese Wahrheiten wollen wir weiter erwägen, indem wir betrachten

Die Himmelfahrt JEsu,

  1. als die Verklärung JEsu,
  2. als die Verklärung unserer Menschheit,
  3. als Verklärung unserer ganzen Erde.

Siegesfürst und Ehrenkönig, Hochverklärte Majestät,
Alle Himmel sind zu wenig, Du bist d'rüber weit erhöht!
Sollt' ich nicht zu Fuß Dir fallen, Nicht mein Herz vor Freude wallen,
Wenn mein Glaubensaug' entzückt Deine Herrlichkeit erblickt?

Weit und breit, Du Himmelssonne, Deine Klarheit sich enthüllt,
Und mit neuem Glanz und Wonne Alle Himmelsgeister füllt.
Prächtig wirst Du aufgenommen, Freudig heißt man Dich willkommen;
Schau', dein armes Kind auch hier Rufet: Hosianna Dir! Amen.

I.

Die Himmelfahrt war die höchste Verklärung JEsu selbst. Nach unserem Text versichern die Engel, Er sei aufgenommen gen Himmel, wo Er sitzt zur rechten Hand GOttes und von wo Er den Geist sendet auf seine Apostel, die von da an seine Zeugen sein sollen bis ans Ende der Erden. Die Erhöhung JEsu in die Herrlichkeit des Himmels und besonders auf den Thron der göttlichen Majestät zur vollkommenen Gottgleichheit war die Verklärung der menschlichen Natur JEsu. Seine ewige Gottheit war keiner Verklärung bedürftig; denn sie war in göttlicher Klarheit schon, ehe die Welt war. Dieser göttlichen Klarheit und Herrlichkeit hatte Er sich entäußert in seiner Menschwerdung. Denn Er hielt es nicht für einen Raub, GOtt gleich sein, d. h. Er wollte nicht ohne Arbeit und Kampf gottgleicher Mensch sein, sondern seiner menschlichen Natur rechtlich die Herrlichkeit erwerben, die seiner göttlichen Natur gebührte. Deswegen bewies Er in Knechtsgestalt einen vollkommenen Gehorsam bis zum Tod am Kreuze.

Unter diesem ganzen Erniedrigungslauf sehen wir nichts von göttlicher Herrlichkeit. Nur in seinen Wundern und in der Verklärung auf dem Berge leuchtete auch äußerlich etwas von seiner inneren Herrlichkeit hervor. Aber wer hätte gedacht, dass das der Sohn GOttes sei, der nicht hatte, da Er sein Haupt hinlege, und vollends der, der mit der Dornenkrone umwunden, gegeißelt und verspeit, unter Missetätern ans Fluchholz geheftet, von GOtt verlassen, den schmachvollsten Martertod starb? Ach, da war nichts von der Herrlichkeit Dessen, der doch der Abglanz des göttlichen Wesens ist. Aber eben durch solches Leiden des Todes ist Er gekrönt mit Preis und Ehre. Und weil Er gehorsam war bis zum Tod, hat Ihn GOtt erhöht und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen JEsu sich beugen sollen alle Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen sollen bekennen, dass Christus der HErr sei.

Diese Erhöhung ist der menschlichen Natur Christi zu Teil geworden. Zwar schon die Vereinigung dieser menschlichen Natur Christi mit der göttlichen in seiner Menschwerdung war eine Verklärung des menschlichen. Aber doch konnte diese Verklärung erst da sich vollenden, nachdem Christus als Mensch die ganze Vollkommenheit des göttlichen Wesens in seinem Leben dargestellt, allen Willen GOttes vollkommen erfüllt und Alles, was zur Erlösung unseres ganzen Geschlechtes nötig war, vollbracht hatte. Daher sehen wir die Stufen seiner Verklärung je nach den Stufen seines Gehorsams- und Erlösungs-Laufes. Nachdem Er seine Kindheit in reiner Unschuld zugebracht hatte, konnte Er sagen: „Ich muss sein in dem, das meines Vaters ist.“ Nachdem seine ganze Jugend in reiner Heiligkeit und Selbstverleugnung vollendet war, wurde Er bei seiner Taufe durch himmlischen Lichtglanz verklärt, mit dem heiligen Geist erfüllt ohne Maß und durch eine Stimme aus dem Himmel als der liebe Sohn GOttes gepriesen. Nachdem Er einen bedeutenden Teil seines Lehramts vollbracht und Tausenden zum Segen geworden war leiblich und geistlich, so dass seine Jünger Ihn als den Sohn GOttes erkannten, da wurde Er auf dem Berge verklärt und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Und an dem Abend vor seinem Tod, da Er bereits als das Osterlamm zur Schlachtung sich innerlich hingeopfert und dem Judas zum Verrat sich preisgegeben hatte, da konnte Er bereits sagen: „Nun ist des Menschen Sohn verklärt und GOtt ist verklärt in Ihm, d. h. nun nachdem ich allen Willen GOttes vollendet und auch zum letzten, schwersten Opfer im Tod mich hingegeben habe, nun bin ich verklärt in GOtt, d. h. mein Wille und mein ganzes menschliches Wesen ist innerlich völlig aufgenommen in GOtt.“ Aber Er setzt hinzu: „Nun wird GOtt mich auch verklären in Ihm selbst, und zwar bald, d. h. Er wird auch äußerlich mich bald in seine volle Herrlichkeit aufnehmen.“

Diese äußerliche Verklärung des Menschensohnes begann mit der Auferstehung, nachdem Er in seinem Tode Alles vernichtet hatte, was der Verklärung der Menschheit im Wege stand. Von allen Banden des Todes, von aller Schwachheit, Schwere und Unvollkommenheit der irdischen Leiblichkeit wurde der heilige Leib JEsu in der Auferstehung entbunden und verwandelt in einen geistlichen Leib, wie Paulus 1 Kor. 15 sagt, in eine ätherische, himmlische, vom Geist durchwobene Leiblichkeit, die, nicht mehr an die Bande des Raumes gebunden, frei erscheinen und verschwinden und im Augenblick überallhin sich begeben konnte. Daher Er von seiner Auferstehung an den Jüngern so erschien, dass sie Ihn allezeit als nahe und selbst nach seinem Verschwinden als gegenwärtig denken konnten. Diese Verklärung seines Leibes vollendete sich wahrscheinlich in den vierzig Tagen bis zur Himmelfahrt immer mehr, bis zur vollkommenen Vergottung seiner Menschheit, in welcher dann sein menschlicher Leib sogar die göttliche Eigenschaft der Allgegenwart anzog und sein ganzes menschliches Wesen völlig in die Herrlichkeit, Allmacht, Allwissenheit und Majestät des göttlichen Wesens aufgenommen wurde.

Von da an konnte natürlich sein Leib nicht mehr der Erde angehören, sondern als heiliger Lichtleib in göttlicher Verklärung erschien Er von da an nur aus dem Himmel heraus, aber ganz anders, als vor der Himmelfahrt. Vorher nämlich glich sein Leib äußerlich noch dem unsrigen; alle Jünger sahen Ihn ohne besondere Zeichen von Verklärung, ja Er aß noch irdische Speise: aber nach der Himmelfahrt sah Ihn Stephanus zur Rechten GOttes in göttlicher Herrlichkeit; dem Saulus erschien Er in einem himmlischen Lichtglanz heller als die Sonne, so dass er erblindete, und selbst Johannes, sein liebster Freund, der Ihm so oft in sein liebes Angesicht gesehen hatte, fiel, da er Ihn aus dem Himmel erscheinend sah, ohnmächtig und wie tot zu seinen Füßen. So herrlich und majestätisch war Er, da sein Angesicht leuchtete, wie die helle Sonne, seine Augen wie Feuerflammen, seine Füße wie glühendes Messing, und seine Stimme war wie Donner und großes Wasserrauschen. Daher sah Johannes auch, wie alle Engel Ihn anbeteten und alle Heiligen ihre Kronen vor Ihm niederwarfen.

In solch' göttlicher Herrlichkeit wird Er wiederkommen als der König aller Könige und HErr aller Herren; da werden vor seiner Majestät heulen alle Geschlechter der Erde, und mit dem bloßen Odem seiner Lippen wird Er den Gottlosen, den Menschen der Sünde und das ganze antichristliche Heer töten. Und einst, wenn Er zum allgemeinen Weltgericht sitzen wird auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, da wird vor seinem Angesicht der Himmel und die Erde fliehen, dass ihre Stätte nicht mehr erfunden wird. So groß und erhaben ist die Herrlichkeit, die JEsus in seiner Himmelfahrt eingenommen hat, da Er von der Stätte seiner tiefsten Erniedrigung, vom Ölberg, auffuhr über alle Himmel, auf dass Er Alles erfüllte und als der Herrscher über das ganze All sich zur Rechten GOttes setzte als der, dem noch alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße sollen gelegt werden. Das war die Verklärung oder die Verherrlichung der menschlichen Natur JEsu, die von der göttlichen ganz durchdrungen und ihrer vollen Herrlichkeit teilhaftig wurde.

So wunderbar das lautet, was wir nach der Schrift als Verherrlichung der menschlichen Natur JEsu anzusehen haben, so ist doch noch wunderbarer, dass die Verklärung Christi in seiner Himmelfahrt eigentlich, wie wir

II.

betrachten, die Verklärung unserer Menschheit ist. Die Himmelfahrt JEsu war das Mittel zur Erfüllung der Verheißung, die JEsus nach unserem Text gerade vor seiner Auffahrt den Aposteln gab, dass sie mit dem heiligen Geist getauft werden sollen. Diese Geistestaufe war der Hauptsegen der Himmelfahrt und sie ist der Grund unserer Verklärung. Wir haben vorhin gesehen, dass JEsus nicht nach seiner Gottheit, sondern nach seiner Menschheit verklärt wurde. Mensch aber wurde Er bloß um unsertwillen, und so ist Alles, was Er von seiner Geburt an bis zu seiner Himmelfahrt getan hat, bloß für uns und uns zu gut geschehen. Daher sagt der HErr Joh. 16: „Es ist euch gut, dass Ich hingehe; denn so Ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch, so Ich aber hingehe, will Ich ihn zu euch senden, „ und Joh. 14 sagt Er: „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten,“ besonders aber gehört Hierher, was JEsus Joh. 17 sagt: „Vater, Ich will, dass, wo Ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast, dass sie Eines seien, gleichwie wir Eines sind, Ich in ihnen und Du in mir, dass sie vollkommen seien in Eins.“ In allen diesen Verheißungen sagt JEsus, dass sein Hingang in seiner Himmelfahrt die Wirkung habe, dass dadurch uns der Zugang in den Himmel eröffnet sei, noch mehr aber, dass wir als durch den Geist GOttes mit GOtt vereinigte Seelen Eins sein sollen mit GOtt und JEsu und sogar seine Herrlichkeit sehen und also genießen sollen.

Was JEsus für seine Menschheit erworben und errungen hat, das hat Er als unser Stellvertreter unserer Menschheit erworben; in Ihm, als dem Haupt, war eigentlich das ganze menschliche Geschlecht enthalten, und wie der Vater von Ewigkeit uns alle nur in Christo erwählt, geliebt und angenehm gemacht hat, so will Er auch die Herrlichkeit, womit Er Christi Menschheit verklärt hat, uns mitteilen. Davon gibt das heutige Evangelium einen auffallenden Beweis. Da sagt JEsus, die Zeichen, die da folgen werden denen, die an Ihn glauben, seien die: „In seinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen, d. h. in nie erlernten fremden Sprachen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödliches trinken, werde es ihnen nichts schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so werde es besser mit ihnen werden.“ Solche Wunderkraft war in den Aposteln und in vielen Gläubigen der ersten Gemeine, in der das neue Geistesleben noch seine frische Kraft und Fülle hatte. Es zeigte sich darin, wie JEsus und sein Geist aus der Menschheit etwas ganz Anderes machte, als was sie vorher war.

Wie da der heilige Geist äußerlich das Leben und die Wunderkraft JEsu in der gläubigen Menschheit verklärte, so hat Er seither in viel tausend Seelen JEsum innerlich verklärt, und wo nur ein bußfertiges und gläubiges Herz sich durch den heiligen Geist pflanzen lässt zu gleichem Tode mit Christo, der Sünde abzusterben in seiner Liebe und aufzustehen zu einem neuen Leben in seiner Gerechtigkeit, da wird auch der Geist ein solches Glied an JEsu Leib immer mehr verklären und JEsu ähnlich machen in der Gemeinschaft des Vaters. In einem solchen gotterleuchteten Leben gibt es schon jetzt eine geistliche Himmelfahrt, da unser in JEsu versöhnter und vom Geist GOttes emporgetragener Geist mehr im Himmel, als auf der Erde ist, und mit GOtt, als seinem Ursprung und Ziel, sich in seliger Gemeinschaft fühlt. Wie kann die Seele oft im Gebet als in einer geistlichen Himmelfahrt von göttlichem Licht durchstrahlt und wie innerlich verklärt werden, da dann auch in äußerlicher Trübsal ein freudiger Trost und bei aller Schwachheit eine wunderbare Kraft und nach langer Anfechtung ein seliger Friede ihr zu Teil wird.

Doch sind solche innerliche Verklärungen im Umgang mit JEsu nur der Vorgeschmack dessen, was der HErr tun, wird, wenn einst unser Leben, das jetzt verborgen ist mit Christo in GOtt, offenbar werden wird mit Ihm in der Herrlichkeit. Da erst wird man die Verheißungen JEsu, die die höchste Verklärung versprechen, verstehen, wenn Er z. B. sagt: „Ich will mich mit dir vermählen in Ewigkeit,“ und wenn selig gepriesen werden Alle, die zum Abendmahl der Hochzeit des Lammes berufen sind. Wenn solche Seelen in der Auferstehung den verklärten Leib bekommen, der dem Leib Christi ähnlich mit herrlichem Sonnenglanz leuchtet, wenn sie in weißem Priesterschmuck mit goldenen Königskronen gewürdigt werden, gar auf JEsu Thron zu sitzen und mit Ihm zu richten und zu regieren die Nationen der neuen Erde; da wird man erst verstehen, warum Petrus sagte, wir seien oder werden „teilhaftig der göttlichen Natur,“ und Johannes: „Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ GOtt schauen und dadurch in sein Wesen verklärt, ja Ihm gleich werden - o welch' himmlisches Verklärungslicht wirft diese Verheißung auf unser ganzes Wesen! Wie herrlich ist die Würde, die durch JEsu Verklärung in Seiner Himmelfahrt uns zu Teil wird!

Nur ein Wunsch bleibt uns übrig: es möchten doch alle Menschen dieser glorreichen Verklärung JEsu teilhaftig werden. Und da dürfen wir nicht vergessen, dass ohne lebendigen Glauben an JEsum und ohne Wiedergeburt durch seinen Geist Niemand zu seiner Herrlichkeit gelangt. Die Vernunft träumt sich auch zu einem ähnlichen Ziel der Gottgleichheit hin, aber ohne Christum, ohne die einzige Brücke, die über die Sündenkluft hinüberführt. Wer Gottgleichheit ohne Christum sich anmaßt oder sich verspricht, der steht auf dem Boden, auf dem Satan im Paradies den Sündenfall bewirkte. Nur in Christo ist der Weg zum Vater; nur wiedergeborene Geistesmenschen, die durch Sündenvergebung Kinder GOttes geworden sind und ihr Leben in göttlicher Liebe GOtt ergeben haben, nur solche himmlisch gesinnte Seelen, dergleichen die Apostel in unserem Texte waren, können der Verklärung JEsu teilhaftig werden.

Von solcher Geisteshöhe sehen wir freilich noch die Allermeisten weit entfernt. Aber die Gnadenabsichten des HErrn umfassen alle Menschen. Daher sagt JEsus in unserem Texte, seine Apostel müssen seine Zeugen sein bis ans Ende der Erde. Und vor seinem Tod sagte Er: „Wenn ich erhöht werde von der Erde (ans Kreuz und dadurch dann in den Himmel), so will ich sie Alle zu mir ziehen, allen Völkern der Erde der Weg zum Vater und zur Teilnahme an meiner Erhöhung werden.“ Daher sagt David Ps. 68 zu Ihm: „Du bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen. Du hast Gaben empfangen für die Menschen, auch für die Abtrünnigen, dass GOtt, der HErr, dennoch daselbst bleiben wird.“ Und nach Ps. 110 hat Er eben für sein Sitzen zur Rechten GOttes die große Verheißung empfangen, dass noch alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße sollen gelegt, und wie in Adam Alle gestorben, so in Christo Alle, Alle lebendig gemacht werden. Daher Er Ephes. 1 gepriesen wird, als der zur Rechten GOttes im Himmel erhöht ist über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was nur genannt mag werden in dieser und in der zukünftigen Welt; ja Paulus nennt Ihn den, der Alles in Allem erfüllt, das Haupt, unter das alle Dinge zusammen verfasst oder wiedergebracht werden sollen, beides, das im Himmel und auf Erden ist. Den ganzen Samen Adams hat Christus in seiner Person geheiligt und mit der unendlichen Kraft seines unvergänglichen Priestertums kann Er nach Hebr. 7 selig machen immerdar, die durch Ihn zu GOtt kommen, und lebt immerdar und bittet für sie.

Weil so seine Freundesabsichten unsere ganze Menschheit umfassen, so können wir

III.

unsere ganze Erde im Licht einer höheren Verklärung durch die Himmelfahrt JEsu betrachten. Indem der HErr vor seiner Auffahrt seine segnenden Hände über seine Jünger ausbreitete, hat Er unsere ganze Erde geweiht und gesegnet zu einem Vorhof des Himmels, zu einem Schauplatz seiner fortwährenden Gegenwart, dem Er die Verheißung gegeben hat: „Siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und da die Jünger wehmutsvoll Ihm nachsahen gen Himmel fahren, da stunden bei ihnen zwei Engel in weißen Kleidern, die sagten: „Was seht ihr gen Himmel, als ob JEsus nur dort wäre? Er ist und bleibt bei euch und wird einst in sichtbarer Herrlichkeit wiederkommen.“ Diese Erscheinung und Rede der Engel zeigt den Himmel als beständig offen über der Erde. Der Heiland hat die Erde nicht verlassen, als wäre sie Ihm fremd; Er ist nach einem seiner Gleichnisse nur auf eine Zeitlang über Land gezogen: aber Er kommt wieder und die Erde bleibt seine Provinz, sein Lieblingsplatz, auf dem Er aus seiner himmlischen Herrlichkeit allezeit herniederschaut, ja auf dem Er unsichtbar Alles regiert und gegenwärtig ist bis an der Welt Ende. Wo so JEsus ist, da ist der Himmel. Und wer im Licht der Gegenwart JEsu die Erde und Alles auf ihr anschaut, der wird nie sich auf dieser Erde verwaist und verlassen vorkommen, sondern auch dunkle Zeiten der Trübsal, Versuchung und Anfechtung von höherem Licht bestrahlt sehen, und in Allem, was ihn drückt und beschwert, einen Weg zum Himmel erkennen, nach dem Wort, des Apostels: „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit.“

Wenn so der gen Himmel gefahrene JEsus uns jetzt schon aus dem offenen Himmel heraus eine höhere Verklärung unserer Erde zeigt, so gibt uns doch das noch viel mehr Licht, was über die künftige Verklärung unserer Erde verheißen ist. JEsus wird einst wieder herabkommen und wird Alles zurechtbringen, wird die jetzige Sündenverwüstung der Erde aufheben und den Fluch hinwegtun, dem Satan allen Einfluss auf der Erde nehmen und sein herrliches Reich auf ihr errichten, da dann alles Gesetz nur von Ihm ausgeht und die Erde voll wird vom Erkenntnis und der Ehre des HErrn, wie mit Wellen des Meeres bedeckt. Noch herrlicher aber wird die Verklärung der Erde sein, wenn im Weltgericht alle groben, plumpen, irdischen Elemente verbrannt sind und die neue Erde als Eins mit dem neuen Himmel hervorgeht, die Erde, auf der alle Kreatur, die sich jetzt sehnt und seufzt nach Erlösung, frei werden wird zu der herrlichen Freiheit der Kinder GOttes.

Von dieser Verklärung gibt die, die wir in der jetzigen Frühlingspracht sehen, ein schwaches Vorbild. Die kaum noch kahlen Bäume prangen im schönsten Frühlingsschmuck; Saaten und Wiesen im lieblich grünen Gewand erquicken Aug' und Herz, und tausend Freudenstimmen in der Luft und auf der Erde singen zusammen, den großen Schöpfer zu loben. Doch diese Blüten fallen ab, diese Blätter verwelken, diese ganze Pracht sinkt in das Grab. Es muss eine Verklarung geben, die bleibt. Das ist die der neuen Erde, auf der die Schrift Bäume verheißt, deren Blätter nie verwelken, die Blüten und Früchte tragen alle Monate, wo die kalte, dunkle Erde verwandelt ist in wundervolle Gründe von Edelgestein im lieblichsten Farbenschmuck, wo Gold wie durchscheinend Glas die Gassen des himmlischen Jerusalems bedeckt, und wo selbst das wilde Tierreich verwandelt ist in friedliche Untertanen des Menschen, der als König hindurchgeht durch die erneute, von keinem Misston mehr getrübte Schöpfung.

Da erst wird man recht verstehen, was die Verklärung ist, die von Christo ausgeht über die Erde mit allen ihren Kreaturen. Wie der Leib JEsu in seiner Himmelfahrt verklärt worden ist in göttliche Herrlichkeit und wie Ihm nach auch wir einen verklärten Auferstehungsleib erhalten sollen, so wird auch der Leib der Menschheit, die ganze Erde, ein verklärter Auferstehungsleib der verklärten Menschheit sein, und dann wird der Sohn GOttes durch alle Schöpfungsräume hindurch gepriesen werden als Der, durch welchen Alles zum Leben gelangt ist, was in Adam verloren war, durch den alle Feindschaft aufgehoben wird, so dass GOtt wieder Alles in Allem sein kann.

Seht, Geliebte, so weit hinaus reichen die Wirkungen des großen Wiederherstellungswerkes, das JEsus von seiner Geburt an bis zu seiner Himmelfahrt vollbracht hat. Wer wollte dieser unendlichen Segnungen nicht teilhaftig werden? wer nicht Alles für Schaden achten, auf dass er erfunden werde in Christo und in seiner Herrlichkeit? Soll die Erde uns lieber sein, als der Himmel? Wollen wir auf das Fleisch säen und vom Fleisch das Verderben ernten? Dürfen unsere zu göttlicher Herrlichkeit bestimmten Seelen und Leiber länger besteckt werden durch ungöttliche, ja durch tierische Triebe, Begierden und Leidenschaften? Nur freie Herzen, deren Element GOtt, deren Heimat hier schon der Himmel ist, nur Geistesmenschen können in die Herrlichkeit GOttes verklärt werden. Darum lasst uns in täglicher Himmelfahrt des Geistes trachten nach dem, das droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist, und unser Sinn sei:

Himmelan, ach, Himmelan! Das soll meine Losung bleiben,
Ich will allen eitlen Wahn Durch die Himmelslust vertreiben.
Himmelan steht nur mein Sinn, Bis ich in dem Himmel bin.
Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/k/kapff/kapff_himmelfahrt.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain