Kapff, Sixtus Carl von – Andachten
Psalter
Gott, sei mir gnädig nach Deiner Güte und tilge meine Sünden nach Deiner großen Barmherzigkeit!
(Ps. 51, 3.)
Muss da nicht jeder willig einstimmen in den Ruf: Weg Welt, weg Sünde, dir geb ich nicht mein Herz, nur JEsu, Dir ist dies Geschenk zugericht, behalt es für und für! Das soll jetzt aufs Neue unser Vorsatz sein in dieser heiligen Passionszeit, deren Wochen dem dankbaren Andenken an Jesu Leiden und Tod gewidmet sind. Da soll das Bild des Gekreuzigten uns lebhafter vor der Seele stehen und wir sollen in herzlicher Buße über alle unsere Sünden sagen: Weil meine Sünden dem HErrn JEsu die größten Schmerzen, ja den bitteren Tod verursacht haben, so soll ich an der Sünde keine Lust mehr haben, sondern sie fliehen und meiden, hingegen soll ich meinem Heiland und Erlöser als Sein Eigentum allein zur Ehre leben, leiden und sterben. Das ist die echte Buße , Reue und Leid und Abscheu über alles, wodurch wir unseren allerbesten Seelenfreund, dem wir alles schuldig sind, betrüben und eine solche Liebe zu Ihm, die völlig sich selbst Ihm opfert und danach trachtet, Ihm in allem zu gefallen, wie unser schönes Lied sagt:
Lass mich nach dieser Ehre trachten,
Dass ich nur Dir gefällig sei
Und lernte diese Welt verachten,
Die nichts ja hat als Täuscherei!
Wer aber Dir, o Gott gefällt,
Der hat das beste Teil erwählt!
Amen.
(S. C. Kapff.)
Apostelgeschichte
Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.
(Apostelgesch. 1,11.)
„Gott fährt auf mit Jauchzen, und der HErr mit heller Posaune; lobsinget Gott, Er ist König auf dem ganzen Erdboden und sitzt auf Seinem heiligen Stuhl.“ Nachdem Er gemacht hat die Reinigung unserer Sünden durch Sich selbst, hat Er Sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe, über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; alle Dinge sind unter Seine Füße getan, das verschlossene Paradies ist durch Ihn aufgeschlossen, der Zugang zum Allerheiligsten eröffnet und so wiedergebracht, was in Adam verloren war. Diese teure Wahrheit verkündigt uns die Himmelfahrt JEsu. Der heruntergefahren ist in die untersten Örter der Erde, Der ist aufgefahren über alle Himmel, auf dass Er alles erfüllte. Und weil er ein Mensch war, wie wir, und weil er in allem sich an unsere Stelle gesetzt hat, so gilt alles, was Er in Seiner Himmelfahrt erlangt und erworben hat, uns, und weil er in Seiner Himmelfahrt verklärt worden ist in die Herrlichkeit des Vaters, so glauben wir, dass ihm nach auch wir verklärt werden. Denn Er hat uns verheißen: „Wo Ich bin, da soll Mein Diener auch sein.“ (S. C. Kapff.)
Auf Christi Himmelfahrt allein
Ich meine Nachfahrt gründe,
Und alle Zweifel, Angst und Pein
Hiemit stets überwinde.
Denn weil das Haupt im Himmel ist,
Wird Seine Glieder Jesus Christ
Zur rechten Zeit nachholen.
Amen.
Römerbrief
Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen!
(Röm. 12,16.)
Ist das nicht zu viel verlangt? JEsus hat es geleistet und wie Er war, so sollen auch wir sein in dieser Welt, und wir können es, denn Er selbst will mächtig sein in unserer Schwachheit. Er will durch Seinen Geist sich in uns verklären, von einer Klarheit in die andere, und wer Ihn recht kennt, dem ist es gar nicht mehr wohl, wenn er nicht alle die Gebote unseres Textes zu befolgen trachtet. Einem Geistesmenschen wird ein solcher Gottesdienst zur anderen Natur, und im Umgang mit JEsu vermag er, was keine menschliche Kraft vermag. „Und was wird man an dem Ziel Herrliches erfahren. Bei dem süßen Saitenspiel Der bewährten Scharen, Da wird nicht mehr Glaube sein, Noch die Feuerproben: Liebe währet da allein Und ein ewig Loben!“ (S. C. Kapff.)
Nimm hin mein Herz, Gott nimm es an!
Ich bring es Dir zur Gabe;
Ich bring' es Dir, so gut ich kann,
So schwach und arm ich's habe;
Ich weiß doch, Du verschmäh'st es nicht,
Soviel dem Opfer auch gebricht,
Das ich Dir willig weihe.
Amen.
So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
(Röm. 13,10.)
So sei es auch bei uns, teure Seelen! Auch wir wollen Gottes Gesetz erfüllen, aber in der Kraft und Liebe dessen, der durch Seinen Tod und Seine Auferstehung uns von Sünde und Tod, Teufel und Hölle erlöst und zu seligen Kindern Gottes gemacht hat. Ihm gehöre unser Herz und Leben als ewiges Eigentum, und Ihn zu preisen mit heiligem Wandel, das sei unsere Lust und Freude! (S. C. Kapff.)
Liebe, die Du mich zum Bilde
Deiner Gottheit hast gemacht;
Liebe, die Du mich so milde
Nach dem Fall mit Heil bedacht:
Liebe, Dir ergeb ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich!
Liebe, Dir ergeb ich mich,
Ew'ge Lust und Seligkeit:
Liebe, die mir hat erstritten
Und gestorben in der Zeit;
Liebe, die für mich gelitten
Dein zu bleiben ewiglich!
Amen.
1. Korinther
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
(1 Kor. 13,13.)
O Geliebte, wer sehnt sich nicht, so in der Liebe und so in Gott zu leben? Und wer von uns blickt nicht mit tiefer Beschämung in sein armes, liebeleeres Herz und sein kaltes, selbstsüchtiges, von Liebe noch so wenig durchleuchtetes Leben hinein? Die Kälte, die heute wieder so stark eingetreten ist, tut uns weh, aber die Sonne, die jetzt so freundlich in unser Kirchlein hereinleuchtet, tut uns wohl, und gerne wärmen wir uns an ihrem Strahl. Was die Kälte im Natürlichen, das ist die Selbstsucht und Lieblosigkeit im Geistlichen; dagegen die Liebe ist die Freudensonne, die alles mit ihrer wohltuenden Wärme erquickt und beseligt. Der Heilige Geist lasse diese Sonne in unser aller Herzen täglich neu aufgehen und verkläre dazu die Liebe des Vaters und des Sohnes in uns, dass wir in Liebe Eins werden mit ihm und verklärt in Sein Bild von einer Klarheit in die andere! Alles, was ich über die Seligkeit und den hohen Wert der Liebe gesprochen, ist ein schwaches Stammeln; der Geist wolle weiter zeugen in euren Herzen und wirken, was doch kein Mensch wirken kann, dass unsere Erkenntnis zum Wesen werde, dass wir durch Liebe neu geboren werden in göttliches Leben, und dass unser ganzer Wandel, nicht bloß unsere Rede und unser Gefühl, sondern unser ganzer Wandel geheiligt sei in der Liebe! Amen. (S. C. Kapff.)
2. Korinther
Lass dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!
(2 Kor. 12,9.)
Zu Paulo sagte der HErr: „Lass dir an Meiner Gnade genügen, Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ So erfüllt Er auch an uns Sein Wort: „Ich will dich in die Wüste führen, aber ich will da freundlich mit dir reden.“ Wie erquickt fühlt sich die Seele, wenn durch das Leiden im Fleisch die Bande, die uns ans Irdische ketten, eins ums andre gelöst und wir so dem Himmel näher gerückt werden! Und wie viele innerlichen Tröstungen und wie viele Verklärung der seligmachenden Wahrheit, unseres ganzen Glaubens, unserer Liebe und Hoffnung, und so viel wichtige Offenbarungen werden unter dem Leiden uns gegeben! Das alles haben wir als Vorgeschmack des ewigen Lebens anzusehen. Ach, kein Mund kann es aus: sprechen, was für Offenbarungen aus der unsichtbaren Welt im Gebet erfahren werden. Wie oft darf man da einstimmen in das Wort: „Fahr hin, was heißet Stund und Zeit, Man ist schon in der Ewigkeit, Wenn man in JEsu lebet“!
Kolosserbrief
Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HErrn Jesu und dankt Gott und dem Vater durch Ihn!
(Kol. 3, 17.)
Möge das auch bei uns allen immer mehr der Fall sein! Und wenn zu der beständigen Heiterkeit uns noch viel fehlt, so wollen wir den Mut nicht aufgeben, sondern auch hierin suchen zu wachsen und durch immer tieferes Eindringen in Gott zu erreichen, was der heilige Geist, als ein Geist des Friedens und der Freude, allen geben will, die nur nicht in sich und nicht in der Welt, sondern in Gott ihre Freude suchen. Die volle Freude wird freilich erst dann uns werden, wenn Gott in Seinem Reich abwischt alle Tränen von unseren Augen und wenn der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen mehr sein wird, weil das Alte vergangen und alles neu geworden ist. Doch auch heute schon singen wir:
Mein Herz beginnt zu springen
Und kann nicht traurig sein,
Ist lauter Freud' und Singen,
Ist lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein HErr JEsus Christ,
Das, was mich singen machet,
Ist, was im Himmel ist.
Amen.
Offenbarung
Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden, und Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und Ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und Seinen Engeln.
(Offenb. 3,5.)
HErr JEsu! Du hast ja durch Dein für uns vergossenes. Blut unsere Namen geschrieben auf das Buch des Lebens, lass sie ewig darin geschrieben bleiben, und damit sie nie ausgetilgt werden, so bewahre uns vor allen Sünden, und mache uns los von allen Banden des Satans und der Welt; entkleide uns aller eigenen Gerechtigkeit und aller ungöttlichen Regungen unserer verdorbenen Natur, dass wir ganz und gar in Dir leben und Dein Name verklärt werde in uns und durch uns! Hilf uns auch, diesen Deinen heiligen Namen freudig zu bekennen vor der Welt, stärke uns gegen alle Menschenfurcht und lass uns Deine Schmach höher achten als alle Schätze und Ehren der Welt! Und dann wollest Du einst auch uns bekennen vor Deinem Vater und vor Seinen Engeln und uns geben die Herrlichkeit, die Du uns erworben hast an Deinem Kreuz! In dieser Hoffnung lass uns auch einschlafen, so oft wir uns zur Ruhe legen, und erhalte uns beständig in Gemeinschaft mit Dir! Bleibe Du allezeit unser Schutz und unsere Hilfe, lass Dein Antlitz über uns leuchten und gib uns Deinen zeitlichen und ewigen Frieden! (S. Kapff.)
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
Legt ab das Kleid und Schuhe,
Das Bild der Sterblichkeit,
Die zieh' ich aus, dagegen
Wird Christus mir anlegen
Den Rock der Ehr und Herrlichkeit.
Siehe, Ich komme bald!
(Offenb. 3,11.)
HErr JEsu, Du heller Morgenstern, Du Bräutigam Deiner Gemeine, die Du erkauft hast mit Deinem heiligen Blut, wir sehnen uns nach dem großen Tag, da Du verheißen hast zu kommen als der König aller Könige und HErr aller Herren, zu kämpfen gegen das Tier und den falschen Propheten und alle, die das Malzeichen des Tieres nahmen und das Bild des Tiers anbeteten. O, unter diesen gottlosen Feinden Deines Namens seufzen Deine Diener: erlöse uns aus aller Not, zerstöre Deine Feinde, und wenn Du sie geworfen hast in den feurigen Pfuhl, so gründe Dein herrliches Königreich, und lass uns mit Dir regieren als Priester und Könige, als solche, die teilhaben an der ersten Auferstehung, über welche der andere Tod keine Macht hat. Du bist das A und das O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. Hilf uns, ganz in Dir zu leben, und alle Deine Gebote zu halten! O, HErr JEsu, komme bald! Ja, wir hören Dein Wort: Ich komme bald! Ja komm, HErr JEsu!
O JEsu Christ, Du machst es lang
Mit Deinem jüngsten Tage,
Den Menschen wird auf Erden bang
Von vieler Not und Plage.
Komm doch, komm doch, Du Richter groß,
Und mach uns bald in Gnaden los
von allem Übel!
Amen.