Kähler, Carl Nikolaus - Moses in Christo - I. Der Weg, den uns Christus zeigt

Kähler, Carl Nikolaus - Moses in Christo - I. Der Weg, den uns Christus zeigt

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesu Christo. Amen.

Über den Propheten Hesekiel kam einst die Hand des Herrn und führte ihn im Geiste auf einen Berg im Lande Israel. Daselbst traf er einen Mann, dessen Gesicht wie Erz war, der sprach zu ihm: Du Menschenkind, siehe und höre fleißig zu und merke auf das, was ich Dir zeigen will. - Und nun zeigte er ihm einen Tempel von wunderbarer Gestalt, das Innere des Tempels, die Mauern und Tore, und unter andern auch acht Stufen, auf denen man in den Tempel ging.

Was dem Propheten Hesekiel widerfuhr, das, liebe Christen, widerfährt uns heute. Die Hand des Herrn ist über uns gekommen und hat uns auf einen Berg geführt. Es ist ein Berg in Galiläa, nicht weit von dem Ufer des Sees Genezareth. Dort treffen wir einen Mann, dessen Angesicht ist wie ein Blitz, seine Augen wie eine feurige Fackel, seine Arme und Füße wie ein glühendes Erz, seine Stimme wie ein großes Getön (Dan. 10). Wir erkennen in ihm unsern Erlöser, den eingebornen Sohn vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Derselbige redet uns an und spricht: Ihr Menschenkinder, seht und hört fleißig zu und merkt auf das, was ich euch zeigen will. Was zeigt er uns? Einen Tempel, - das Reich Gottes, welches wie eine große Stadt ist, die auf dem Berge liegt (Matth. 5). Selig, wer in diesem Reiche wohnt! daselbst ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist. Die Leidtragenden finden dort ihren Trost, die Hungrigen ihre Sättigung. Wer, von dem Bewusstsein seiner Schuld gequält, die Barmherzigkeit Gottes sucht: dort findet er sie. Wem darum zu tun ist, mehr zu sehen, als was die Welt ihm zeigen kann, wer in die Tiefen der Gottheit, in die Tiefen der zukünftigen Welt zu blicken wünscht, der trete in jene Stadt und er schaut eine Herrlichkeit, die den Kindern der Welt verborgen ist. Wer, verlassen in und von der Welt, nach einem Herzen sich sehnt, das wie ein Vaterherz für ihn schlägt und wie ein Meer all seine Tränen und Leiden verschlingt, der findet dies Vaterherz in jener Stadt. Wer von einem Lohn gehört hat, den der Arbeiter empfängt nach des Lebens Last und Hitze, und von einer Krone, die nicht vergeht, wie irdische Kronen vergehen: der trete, wenn er jenes Lohnes und jener Krone teilhaftig zu werden wünscht, in jene Stadt, dort werden sie ihm zu Teil. - Wer unter uns wäre nun, der kein Verlangen spürte, in jene Stadt, in jenen Tempel zu kommen? Aber die Frage ist: wie kommen wir hinein? Derselbe Mann, der uns den Tempel zeigt, zeigt uns auch den Weg, der in den Tempel führt. Dieser Weg ist eine Treppe, die aufwärts führt, eine Treppe mit 8 Stufen. Es sind die acht Seligpreisungen, Matth. 5, und diese lasst uns nun heute und an den folgenden Sonntagen als den uns von Christo gewiesenen Weg ins Himmelreich näher betrachten.

Nun, wir wollen diesen Weg aussuchen. Hört was geschrieben steht Matth. 5, 1-12.

Seht hier den Himmelsweg, den uns Christus zeigt von dem Berge aus. Viel Volks war zu ihm gekommen aus Galiläa, aus den 10 Städten, von Jerusalem und dem ganzen jüdischen Lande, von jenseits des Jordans und gar von Syrien. Wir wollen auch hingehen. Haben wir doch Seelen, die selig werden wollen. Achten wir denn auf den Weg, den uns Christus zeigt.

1. Er zeigt uns den Weg zur Seligkeit.
2. Er zeigt uns aber auch den Weg zur Verdammnis.
3. So sieh nun zu, wie es um deine Hoffnung steht.

1.

Eine wie große Liebe dies ist, dass uns der Herr den Weg zum Leben und zur Seligkeit zeigt, das erfährst du, wenn du einen Menschen fragst, der ihn sucht, aber nicht finden kann. Du brauchst ihn nicht zu suchen, denn er liegt vor deinen Augen. Du brauchst nicht zu sagen: wer fährt in den Himmel und schlägt das Buch des Lebens auf, damit ich erfahre, ob ich selig werde oder nicht. Christus zeigt uns den Weg in der Bergpredigt. Er lässt uns hier nicht zwischen Furcht und Hoffnung, zwischen Himmel und Hölle schweben, sondern er malt uns die Angesichter derer, die selig werden und derer, die verloren gehen, so deutlich vor die Augen, dass jeder sofort steht, was er zu hoffen oder zu fürchten hat. Den Anfang macht Christus mit der geistlichen Armut, mit der Demut: selig sind die geistlich Armen. Erhöht kannst du nur werden, wenn du zuvor erniedrigt bist. Wohl dir, wenn du erkennst, dass du ein Sünder bist. Solche Erkenntnis bringt Reue und Leid mit sich, daher Christus weiter sagt:

Selig sind, die da Leid tragen. Sieh einen David, einen Petrus an, wie sie weinen und traurig sind. Wie Wasser zur Reinigung des Körpers gehört, so die Träne zur Reinigung der Seele. Da muss denn der natürliche Trotz sich legen und alles feindliche Toben wider Gott und wider den Nächsten. Bist du ein Demütiger geworden und ein Leidtragender, so bist du auch sanftmütig. Selig sind die Sanftmütigen, die ohne Trotz, Murren und Verzweiflung sind, auch wenn Gott sie raue Wege führt, und ohne Feindschaft wider den Nächsten, ohne Härte in Wort und Tat. Nur wer vielfach gebeugt ist von Gott und geht in Traurigkeit wegen seiner Sünden, nur der kennt Nachsicht, Milde gegen seine Brüder. O dass es dahin erst mit dir gekommen wäre! Weißt du, was dir fehlt, so wirst du anfangen es zu suchen und ein Verlangen fühlen nach dem, was dir mangelt.

Selig sind die, da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Hier tritt dir Christus ganz nahe und lädt dich ein, dass du zu ihm kommst, er will dich erquicken. Weißt du nicht, dass er deinetwegen gekreuzigt ist und hat dir Gottes Gnade durch sein Blut erworben? dass in ihm alle geistliche Schätze verborgen liegen, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit? Suche, so wirst du finden. Und wenn du reich geworden bist durch ihn, solltest du da nicht streben, von dem Gewonnenen auch Andern mitzuteilen? Wer arm war und reich geworden ist, sollte der nicht barmherzig sein gegen den Notleidenden? Selig sind die Barmherzigen, sagt Christus. Sei es Seelen- oder Leibes-Not, die den Nächsten drückt: geh hin und hilf, wie dir geholfen ist. Nur sollst du über dem Wirken nach außen nicht deinen inwendigen Menschen aus den Augen lassen. Das muss deine Sorge sein, dass du dein Herz reinigst von der Sünde. Selig sind die reines Herzens sind. Hinweg mit den Sünden und bösen Lüsten, die dich früher beherrschten! Du könntest dich der Gnade Gottes getrösten und doch dabei dein Herz eine Mördergrube sein lassen? das wäre nicht der Weg zur Seligkeit. Ein frommer Christ wirkt nach außen; von der Außenwelt kehrt er in die Innenwelt zurück und geht dann wieder nach außen hin. Er hat den Frieden Gottes im Herzen, damit geht er hinaus in die Welt und sucht das Band des Friedens auch zwischen sich und Andern, zwischen Bruder und Bruder, zwischen dem Nächsten und Gott zu knüpfen. Selig sind die Friedfertigen, die nicht nur Frieden halten, sondern auch Frieden stiften, wo und so viel es ihnen möglich ist. Doch sie werden, einen wie friedlichen Sinn sie auch haben, gleichwohl mit der Feindschaft der Welt zu kämpfen haben. Ihr Glaube reizt die Welt, und je fester sie an Christo hängen, desto mehr ist wider sie die Welt. Aber selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihr.

So weit führt uns unser Text. Damit ist uns gezeigt, was Christus die enge Pforte nennet und den schmalen Weg, Matth. 7. Wird denn weiter nichts von denen gefordert, welche selig werden wollen? Statt zu fragen: Weiter nichts? sollten wir lieber fragen: das Alles? Ja, das alles, oder um in der Spur der ersten Frage zu bleiben: weiter nichts wird gefordert; denn in diesen acht Seligpreisungen hängt das ganze Evangelium. Leset alle 28 Kapitel des Matthäus-Evangelii, so findet ihr zwar manches Wort, worin uns Christus den Weg zur Seligkeit zeigt; aber nichts findet ihr, das nicht in den Worten unseres Textes schon verborgen läge. Es ist dasselbe, nur mit andern Worten gesagt und weiter ausgeführt. So heißt es Kap. 18: Es sei denn, dass ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Das gehört zum Lob der Demut und ist gleich dem Worte unseres Textes: Selig sind, die geistlich arm sind. Es heißt Matth. 11: Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Das ist gleich dem Worte unseres Textes: Selig sind die Sanftmütigen. Christus ruft uns, wenn er sagt Matth. 11: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Aber dieser Ruf ist nicht verschieden von dem Ruf in unserm Text: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. - Ihr findet Matth. 25 das bekannte Wort: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Aber das findet ihr auch in unserm Texte, wenn es heißt: Selig sind die Barmherzigen. Und wenn Christus sagt Matth. 19: Wer verlässt Häuser oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Äcker, um meines Namens willen, der wird das ewige Leben ererben, so gehört das Wort zu unserem Textes-Worte: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Kurz, unser Text ist der von Christus uns gewiesene Weg zur Seligkeit.

2.

Aber wenn uns Christus den Weg zur Seligkeit zeigt, zeigt er uns damit nicht zugleich den Weg zur Verdammnis? Ja, wer diese seine Rede hört und tut, der wird selig; wer sie aber hört und tut sie nicht, der wird verdammt. Treten wir in den andern Teil der Predigt. Selig sind, sagt Christus acht, neunmal in diesem Text. Aber wie, wenn ihr nun diesen Weg der Seligpreisungen nicht geht? Dann verwandelt sich der Segen in einen Fluch, dann heißt es nicht mehr: Selig, selig! sondern: Verloren, verloren! So kann es zunächst von denen heißen, denen die geistliche Armut fehlt. Verloren sind, die da sprechen: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts. Ach, wie viele täuschen sich über sich selbst! Wenn sie doch wollten in den Spiegel des Gesetzes und des Evangelii blicken! Aber nun bleibt die Gestalt des inwendigen Menschen vor ihnen verborgen. Daher kennen sie auch keine Neue und Leid. Verloren sind, die da meinen, dass sie der Buße nicht bedürfen. Sie kennen zwar die Träne, und diese wird vielleicht häufiger von ihnen vergessen als von den Kindern Gottes. Sie weinen, wenn sie in Trübsal gehen und wenn sie sich ins Elend gestürzt haben durch eine Sünde. Aber die göttliche Traurigkeit kennen sie nicht. Wie wäre es nun ohne dies Leidtragen möglich, dass in ihnen der trotzige Sinn gebrochen würde! Verloren sind die Trotzigen, die es sind gegenüber Gott und ihren Nächsten. Kennt ihr sie nicht, die immerdar murren und klagen wider Gott und unzufrieden sind mit der göttlichen Hand, die sie leitet und führt? Kennt ihr sie nicht, die voll Trotzes sind, voll Unlieb und Herzenshärtigkeit wider ihren Nächsten? Ihr Herz ist ein stürmisches Meer, weil ihnen die Sanftmut fehlt, die den Sturm des Herzens stillt. Wie sollten sie aber zu Christo kommen, da sie so stolz, so unbußfertig, so unbeugsam sind! Sie kennen nicht den Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit Gottes. Verloren sind, die nicht das Heil in Christo suchen. Willst du die Schrift umkehren? Da heißt es: Es ist in keinem Andern Heil als in Christo. Leugnest du, dass er sei der Sohn des lebendigen Gottes, in dessen Namen sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind? Willst du sein Kreuz mit Verachtung anblicken, woran er gelitten hat zur Erlösung der Welt? Ach, der du ohne Christum bist, rechne dich doch nicht zu den Seligen, denke doch nicht, dass du sein Reich ererben werdest? Du bist schon gerichtet, darum dass du nicht glaubst an den Sohn Gottes. Man sieht dir auch deine Unseligkeit an, wenn man deine Gesinnung gegen den Nächsten betrachtet. Es fehlt dir die Barmherzigkeit. Verloren sind die Unbarmherzigen, die, statt Seelen zu retten, vielmehr sie verderben; die, statt ihres Nächsten Tränen zu trocknen, vielmehr ihm Tränen auspressen. Unbarmherzige, wie könnt ihr euch zu den Seligen rechnen, da euch die Liebe fehlt, ohne die Niemand selig ist! Wie steht es um euer Herz? Verloren sind, die unreines Herzens sind! Die Sünde aber ist es, die böse Lust, die das Herz unrein macht. Wo fleischliche Begierden hausen und einen Menschen beherrschen, sei es Habsucht, oder Wollust oder Schadenfreude oder was es sonst sei, da ist keine Seligkeit. Verloren sind die Unfriedfertigen - auch ein Weg zur Hölle. Geht ihr ihn? Stiftet ihr Unfrieden unter den Menschen, statt Frieden zu stiften? Gießt ihr Öl in das Feuer der Feindschaft, das zwischen euch und den Menschen ausgebrochen ist? Ha! der Zorn, der Groll, die Rache, quälen, martern sie nicht das Herz? Verloren sind, die den Gerechten verfolgen, verloren, die den Frommen schmähen und verfolgen und reden allerlei Böses wider ihn. Das tut die Welt. Sie ist wieder Christum: wie sollte sie nicht wieder seine Jünger sein? Da seht ihrs nun, liebe Christen, wie uns der Heiland zugleich den Weg zeigt, der zur Hölle führt, indem er uns den Weg zum Himmel zeigt.

Nehmt nun zu den Verlorenen die ich euch genannt, noch die hinzu, die uns an andern Stellen des Matthäus-Evangelii genannt werden. Matthäi 5: deren Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer; die mit ihrem Bruder zürnen, die zu ihm sagen: Racha, die zu ihm sagen: du Narr; die nicht willfährig sind ihrem Widersacher bald, so lange sie noch bei ihm auf dem Wege sind; die ihr rechtes Auge, wenn es sie ärgert, nicht ausreißen und von sich werfen. Matth. 6: die vor sich ausposaunen lassen, wenn sie Almosen geben; die beten, um von den Leuten gesehen zu werden; die den Menschen ihre Fehler nicht vergeben. Matthäi 7: die durch die weite Pforte gehen und auf dem breiten Wege; deren Baum nicht gute Früchte bringt; die zu Christo sagen: Herr, Herr, aber nicht den Willen seines Vaters im Himmel tun. Matthäi 10: die nicht ihr Kreuz auf sich nehmen und folgen Christo nach. Matth. 22: die zur Hochzeit kommen und haben doch kein Hochzeitliches Kleid an. Matthäi 25: die ihren Zentner in die Erde vergraben; die kein Öl in ihrer Lampe haben; die den Hungrigen nicht speisen, den Durstigen nicht tränken, den Gast nicht beherbergen, den Nackenden nicht bekleiden, den Kranken nicht besuchen. Denen allen wird die Verdammnis angekündigt, die bald ein Kerker, bald ein Feuer, bald eine Finsternis genannt wird.

3.

Du hast genug gehört, lieber Christ, um zu wissen, auf welchen Wege du selig wirst, auf welchem Wege du verloren gehst. Christus zeigt dir beides, den Weg zum Himmel und den Weg zur Hölle. So sieh nun zu, wie es um deine Hoffnung steht. Wer hoffte nicht selig zu werden? Wollte ich unter euch hintreten und jeden einzeln fragen, so würde vielleicht keiner sich finden, der seiner Seligkeit wegen in Sorgen ginge. Aber wisse, mein Christ, es gibt viele, deren Hoffnung Hiob mit einer Spinnwebe vergleicht. So schwach ist sie, so leicht zerreißt sie. Eine kleine Trübsal setzt die in solcher Hoffnung Lebenden aus der größten Ruhe in die größte Unruhe; vollends der Tod ach, der zerreißt den dünnen Hoffnungs-Faden und bringt den Sichern aus der Welt Herrlichkeit in der Hölle Qual. Gedenke der fünf törichten Jungfrauen, die auch nicht ohne Hoffnung waren: was wurde ihnen geantwortet, da sie kamen und sprachen: Herr, Herr, tue uns auf? Stünde es so vielleicht auch um deine Hoffnung? Die wahrhaftige Hoffnung hat ihre Kennzeichen, die du findest in unserm Text. Ich frage dich: bist du geistlich arm? trägst du Leid? bist du sanftmütig? hast du Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit? bist du barmherzig? bist du reines Herzens? bist du friedfertig? Und wenn du um der Gerechtigkeit, wenn du um Christi willen geschmäht und verfolgt wirst, bist du dann fröhlich und getrost? Das Alles, findet es sich bei dir? O, lass dich doch vor der falschen Hoffnung warnen. Nicht alle, die da hoffen selig zu werden, werden es. Wenn von 600.000 Mann nur zwei ins gelobte Land kamen: weißt du, dass du einer von diesen zweien bist? Hast du die rechte Christenhoffnung, wie freudig muss sie dich machen in deinem Beruf, wie geduldig in Leiden, wie getrost im Sterben! Ich kann ja nicht mit Furcht sterben, wenn Christus mir zur Seite steht und spricht: Selig sind die geistlich arm sind, und ich weiß, dass ich ein geistlich Armer bin; wenn er spricht: selig sind, die da Leid tragen, und mein Herz mir sagt, dass ich über meine Sünden Leid trage. Vielleicht hast du das eine oder andere von dem an dir, was Christus seligpreist. Du bietest mitunter deine Hand zum Frieden, gibst mitunter eine Gabe an die Armen. Das ist nicht genug. Wie? wenn du dabei auf dein vermeintes Verdienst bautest und zähltest an den Fingern deine gute Werke her, warum dich Gott selig machen müsse? Wie? wenn du dabei fern wärest von der rechten Reue und flöhest die göttliche Traurigkeit, als wäre sie eine finstere Melancholie? Wie? wenn du bei deinem Gutestun gleichgültig wärst gegen Christus und hättest kein Verlangen nach seiner Gerechtigkeit? Lass dich warnen. Du hörst, auf welchem Wege du nicht selig werden kannst,

Als Eli hörte, dass die Bundeslade genommen sei, fiel er rücklings vom Stuhl: wie vielmehr musst du erschrecken, wenn du hörst, dass du nicht selig werden kannst? Als Belsazar sein Urteil an der Wand geschrieben sah, entfärbte er sich und seine Gedanken erschreckten ihn, dass ihm die Beine zitterten: und du wolltest ruhig bleiben, wenn du siehst, wie die Hand Christi dir dein Verdammungsurteil schreibt? Auf denn, und frage mit dem Kerkermeister: Was soll ich tun, dass ich selig werde. Hier stehts und in den folgenden Kapiteln des Matthäus. Ich wollte dich nicht gern belästigen, aber doch möcht' ich dir raten, nimm zwei Blätter Papier und schreibe auf das eine Blatt alle Sprüche aus dem Matthäus und den übrigen Evangelien, worin dir der Weg gezeigt wird, der in den Himmel führt. Auf das andre Blatt schreibe die Sprüche, worin Christus den Weg dir zeigt, der zur Verdammnis führt. Diese Blätter verwahre und blicke oft hinein wie in zwei Spiegel, die dir das Angesicht deiner Seele zeigen. So suche den Weg kennen zu lernen, den du gehen sollst, und den Weg, den du gehst. Und so oft du findest, dass du auf einem Abwege bist, sei es Hochmut, oder Unbußfertigkeit, oder Gleichgültigkeit gegen das Evangelium, oder Unbarmherzigkeit, oder sonst irgendeine Sünde: da stehe still auf diesem Wege, schlage in dich, kehre um, und bitte Gott, dass er dich zurück bringen möge auf den rechten Weg. Es kommt ja Alles darauf an, dass du selig werdest. Selig sind, die den Weg gehen, den uns Christus zeigt Matthäi 5.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/k/kaehler_c/kaehler_mose_in_christo-predigt_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain