Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Dritte Predigt.

Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Dritte Predigt.

Gott hat uns gesegnet mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern. Wie hat Gott das vollbracht? Der Apostel Paulus flicht aus den Taten Gottes, durch die wir des Segens teilhaftig geworden sind, einen kleinen Kranz, Eph. 1, V. 4-14, und hält uns diesen Kranz vor, dass wir uns daran erfreuen mögen. Als erste Tat Gottes nennt er die Erwählung Gott hat uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war. Das ist gleichsam die Mutter der übrigen nachfolgenden Taten. Als zweite nennt er die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden. Als dritte die Offenbarung des Geheimnisses von unser Aller Vereinigung in Christo, welches er hat predigen lassen, da die Zeit erfüllt war. Als vierte Tat die Berufung, dass er dich, mich und uns alle hat einladen lassen: Kommt, denn es ist Alles bereit! Als fünfte endlich unsere Versiegelung durch den heiligen Geist, der das innere Pfand unseres Erbes ist. Das ist der Kranz, wovon ich rede. Lasst uns nun heute die erste Blume in diesem Kranze näher betrachten.

Ephes. 1,4-6:
Wie er uns denn erwählt hat durch denselbigen, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm, und hat uns in Liebe verordnet zur Kindschaft für ihn, durch Jesum Christum, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zu Lobe seiner herrlichen Gnade, durch welche er uns hat angenehm gemacht in dem Geliebten.

Wie er uns denn erwählt hat, das heißt, dem gemäß oder weil er uns erwählt hat. So führt der Apostel den Segen zurück auf seinen höchsten und letzten Grund:

die ewige Erwählung.

Die wollen wir denn betrachten, nach ihrem Wesen und nach ihrem Ziel unter deinem Beistand, heiliger Geist, der du uns die Augen öffnen wollest für das rechte Verständnis. Es werde nun aber unsere Betrachtung geteilt. Heute sei die Rede von dem Wesen der Erwählung, wie sie nämlich eine ewige ist, eine auf mächtigen Säulen ruhende, welchen Trost sie für uns enthält, aber auch welchen Ernst.

Gott hat uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war. Erkennt nun daraus vor Allem, welchen Wert wir haben in den Augen Gottes. Wir haben ihm am Herzen gelegen, und unser Heil ist sein Wille gewesen, ehe wir waren, ehe die Erde, ehe die Sonne, ehe die Welt geschaffen war. Was sind wir, wenn wir uns betrachten mit den Augen der natürlichen Vernunft? Unsere Erde ist in der Welt, was ein Sandkörnchen am Ufer des großen Weltmeers, und doch hat Gott von Ewigkeit her sie mehr als alle andern Sterne zum Schauplatz seiner Liebe auserkoren. O Erde, kleines Bethlehem Ephrata, du bist mitnichten der kleinste unter den Fürsten-Sternen der Welt. Aber mit der Erde war es ja Gott nur um den Menschen zu tun: was ist denn der Mensch? Ach, er steht so klein da in der großen Welt, ist von gestern und heute, geht auf wie eine Blume und fällt wieder ab, Hiob 14. Und doch ist er und sein Heil der ewige Gedanke und Wille Gottes gewesen! Doch steht er oben an unter allen Geschöpfen der Welt, selbst über den Engeln, die ihm dienen müssen samt der übrigen Kreatur! Ja, die Schrift sagt es, und die Taten Gottes bestätigen es. Hat nicht Gott die Welt geschaffen um des Menschen willen, der das Bild Gottes in und an sich trug? Hat nicht Gott gewohnt unter den Menschen und die Erde zum Thron seiner Weltherrschaft gemacht? Hat nicht Gott dem Menschen das Wort gegeben, dass er herrschen sollte über Alles? Und auch als die Sünde den Tod und das Verderben brachte, hat Gott nicht abgelassen vom Menschen, sondern sofort beginnt die heilige Geschichte der von Gott gestifteten Gemeinde. Er erwählt sich ein Volk, das werden und wachsen soll zu einem Baum, unter dessen Zweigen alle Völker der Erde Frieden und Ruhe finden sollen. Darum preist David Gott, Psalm 8, dass er aus Säuglingen und Kindern sich eine Macht zurichtet, wodurch er seine Feinde vertilgen will; preist Gott, dass er den Menschen zum Herrn machen will über seiner Hände Werk „Alles, spricht er, hast du unter seine Füße getan,“ wie denn auch Hebr. 2 diese Würde gepriesen wird, wozu Gott den Menschen erheben will - „Nicht den Engeln, heißt es, hat er untergetan die zukünftige Welt, sondern dem Menschen.“ Herr, was ist doch der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst! Nun gedenkt weiter der Sendung des Sohnes, die das Siegel setzt auf die Verheißung Gottes. Hätte Gott den Menschen höher heben können, als er ihn durch Christum gehoben hat und hebt? Er hat ja nicht bloß für sich selbst Welt, Tod, Teufel überwunden an seinem Kreuz, sondern hat uns teilhaftig gemacht seines Sieges. Er hat ja unter uns ein Reich gegründet, das ewig dauern soll, ein Reich der Gnade und der Herrlichkeit. Er hat ja seinen Geist in uns gegeben und dadurch unsere Herzen zu einer Wohnung Gottes gemacht. Und wenn er wiederkommt, will er nicht nur vollends uns verklären, sondern alle Eitelkeit, Vergänglichkeit und Tod aus der Welt verbannen, indem er den Himmel und die Erde erneut. Seht da, liebe Christen, was Paulus sagt, dass uns Gott erwählt und durch seine Wahl eine so hohe Würde zuerkennt, ja uns über Alles gestellt hat, das im Himmel und auf Erden ist das erklären und bestätigen ja die beiden großen Taten, die Gott vollbracht hat, die Schöpfung der Welt und die Sendung Jesu Christi. - Kann nun danach unsere Erwählung wohl eine andere als eine ewige sein? Nein! hat er die Welt geschaffen um unsertwillen, so muss er uns ja auserkoren haben, ehe der Welt Grund gelegt war. Und hat er uns erwählt in Christo, in ihm, wie unser Text sagt, oder wie es bald nachher heißt, in dem Geliebten, so muss es ja geschehen sein vor der Zeit der Welt (2. Tim. 1,9). Denn ist Er nicht der Erstgeborene vor allen Kreaturen, und durch ihn Alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist (Kol. 1)? Daher in ihm erwählt sein gleich ist dem: erwählt sein vor Grundlegung der Welt. Damit will uns der Apostel lehren, welchen festen Grund unsere Erwählung hat. Sie ist nicht ein Werk von gestern und heute, das in der Welt entsteht, und mit der Welt untergeht. Wir, die Erwählten, sind Zweige des großen gewaltigen Baumes, der schon in dem Samen des ewigen Worts beschlossen war, jenes Wortes, davon Johannes sagt: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dies Wort ist gekommen in die Welt und hat Wurzel gefasst in der Welt; es ist ein Baum daraus geworden, Kirche genannt, mit vielen Millionen Zweigen, die fort und fort sich mehren, und zu diesen Zweigen gehören auch wir. Sind wir denn in ihm beschlossen, dem Ewigen, wer will unsere Erwählung aus dem Boden der Ewigkeit reißen, worin ihr Same festgewurzelt ist?

Kein Teufel soll den Trost mir rauben,
Dass ich erwählt von Anbeginn,
Dass ich aus Gnaden durch den Glauben
An Christi Blut erlöset bin.
So leb' ich denn und sterbe darauf.
Auf Christum schließ' ich meinen Lauf.

Aber noch mehr Tröstliches sagt der Apostel von unserer Erwählung. In Liebe hat Gott uns erwählt, nach dem Wohlgefallen seines Willens, und zuletzt wird noch wieder die Herrlichkeit seiner Gnade genannt, die wir loben und preisen sollen. Seht, da zeigt uns Paulus drei Säulen, worauf unsere Erwählung ruht. Die erste ist Gottes Liebe oder Gnade. Das muss ja freilich eine große, gewaltige Liebe sein, in der er nicht nur uns liebt, die Gefallenen, die er hätte verwerfen können, sondern auch das Liebste drangegeben hat, den Sohn seiner Liebe (Kol. 1,13), von dem er sagt: Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auch ist's nicht eine menschliche, wetterwendische Liebe, sondern fest und ewig wie Gott, von dem es heißt: Gott ist die Liebe.

Dann wird das Wohlgefallen Gottes genannt, das heißt sein freier, väterlicher Entschluss, der nicht auf unserem Werke und Verdienste ruht. Wir waren ja noch nicht, als er uns erwählte und zur Kindschaft verordnete: wie könnte denn sein Entschluss auf unser Werk sich gründen? Und ob wir gewesen wären: wer sind wir, dass wir auf unser Verdienst pochen wollten? Unser Bekenntnis lautet und muss lauten: wir sind's nicht wert, haben's auch nicht verdient. Hätten wir erwerben sollen, wozu uns Gott verordnet hat, dann wär' es ewig unerworben geblieben; denn Gottes Kinder und als Gottes Kinder heilig und unsträflich sein, das ist zu viel und groß, als dass ein Mensch oder selbst ein Engel im Himmel es erwerben könnte. - Die dritte Säule, worauf unsere Erwählung ruht, ist der Wille Gottes. Er hat's gewollt und will's, dass wir sollen seine Kinder werden: o, was ist kräftiger und mächtiger als sein Wille? Was er will, das geschieht, ob auch die Pforten der Hölle ihm im Wege ständen, wie wir ja wissen, dass die Macht seiner Liebe über alle höllischen Mächte gesiegt und sie zur Schau getragen hat öffentlich.

Christen, freut euch eurer Erwählung, die euch über alle Kreaturen erhebt; die nicht das Werk der Zeit ist, sondern ewig ist wie Christus, in welchem ihr erwählt seid; die auf so mächtigen Säulen ruht, nämlich auf der Liebe Gottes und auf dem Wohlgefallen seines Willens. Aber welche sind denn nun die Auserwählten? Gott hat uns erwählt, sagt Paulus: welche sind die Wir? Bist du's? bin ich's? Es kommen in jedes Christen Leben Augenblicke vor, wo er, um der Schuld willen, die ihn drückt, um des Gewissens willen, das ihn verklagt, um des Fleisches willen, das ihn anficht, um der Welt willen, die ihn überwältigt, wo er, sage ich, irre wird an seinem Heile, und an seiner Errettung verzweifeln möchte. Wie, wenn nun da das Wort“ Erwählung“ wie eine dunkele Gewitterwolke heranzöge und ihn schreckte mit dem Donner des Wortes: Du bist nicht erwählt! Müsste er nicht zittern, nicht erblassen, und nicht vollends den letzten Rest seines Muts und seiner Kraft verlieren? Würde er nicht in seiner Verzweiflung aufhören zu kämpfen und zu beten, da doch einmal alle Hoffnung verloren wäre? - Aber wisst, Christen, das Wort von der Erwählung soll in solchen Stunden der Schwachheit und Niedergeschlagenheit nicht eine schwarze Gewitterwolke sein, die sich über unserm Haupte zusammenzieht, sondern vielmehr eine Sonne, die durch die Wolken des Zweifels bricht, und mit warmen Hoffnungsstrahlen unser bekümmertes Herz erquickt. Denn wohl weist es uns auf unsere Sünde und auf das Verderben der Sünde hin, aber zugleich auf die Gnade Gottes, die uns aus dem, wenn auch noch so großen Verderben erretten will. Es stellt der Sünde die Gnade entgegen, die so groß und so mächtig ist, dass Alle durch sie errettet werden können, die sich durch sie retten lassen wollen. Ergreife nur im Glauben diese Gnade und halte dich an ihr fest, wie im Sturm der Schiffer sich an dem Mastbaum hält: so werden dich die Wellen aller deiner Sünde, Schuld und Schwachheit nicht in den Abgrund reißen. Ich habe euch erwählt von der Welt, spricht der Herr zu seinen Jüngern (Joh. 15,19). Das spricht er auch zu dir, zu mir, zumal wenn wir in Sorgen und Zweifeln sind. Wie? sollten wir dem Gewissen gestatten, dass es uns die Sünde größer vor die Augen malte, als uns die Schrift die Gnade Gottes malt? Kennt ihr nicht das schöne Wort (Joh. 3): Also hat Gott die Welt geliebt, dass er ihr seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben? Welt bedeutet ja nicht diesen und den, sondern alle Menschen, welche leben auf Erden. Auch der Gottlose ist nicht ausgeschlossen, - wir waren ja Alle einmal ohne Gott, sondern Gott selber spricht (Ezechiel 33,11): So wahr ich lebe, ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. Dasselbe lesen wir im neuen Testament (2. Petri 3,9): Der Herr will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich Jedermann zur Buße kehre, und (1. Tim. 2,4): Welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. So erst wird es ein recht teures, wertes Wort, dass Gott uns erwählt hat, denn es zeigt uns die Liebe Gottes, wie sie Alle lockt, auf dass Alle unter ihre Flügel sich sammeln.

Darum erschrick nicht vor dem Wort „Erwählung“, als ob du vielleicht möchtest ausgeschlossen sein, sondern nimm es in deine Hand als einen Schild wider alle Anfechtung und sprich: So wahr Gott die Welt geliebt hat, hat er auch mich geliebt, der ich zur Welt gehöre. Will dich deine Sünde schrecken, so denk an seine Gnade, die ja auch des größten Sünders sich erbarmt. Will dein Werk dir unvollkommen erscheinen, so denke daran, dass Gottes Wahl nicht auf deinem Werke, sondern auf seinem freien Entschlusse ruht. Will es dir vorkommen, als sei die Welt zu mächtig, als dass du ihr möchtest auf die Dauer widerstehen können, so denke daran: der dich erwählt hat, der ist zugleich der Allmächtige, der in Christo Sünde, Welt, Tod, Teufel überwunden hat. Sein mächtiger Wille wird auch dir helfen, dass du gewinnst und den Sieg behältst.

Was ist nun also die Erwählung? Sie ist die ewige Bestimmung der Liebe Gottes über uns, dass wir in Christo seine Kinder und selig werden sollen. Daher gleich zu Anfang die Verheißung, die er der Mutter aller Lebendigen gab (1. Mos. 3): Dein Same soll der Schlange den Kopf zertreten. Daher der Ruf, wodurch die Liebe Gottes den Noah, dann den Abram, dann den Isaak, dann den Jakob von der Welt aussonderte.

„Du Israel, mein Knecht Jakob, den ich erwählt habe, du Same Abrahams, meines Geliebten“ (Jes. 41). Und als nun bereits ein ganzes Volk gesammelt war, da endlich erschien Christus, dass in ihm der Segen der Erwählung über alle Völker der Erde käme. Christus ist der ewige lebendige Same der Erwählung, den Gott gepflanzt hat in das Element der Welt. Nun weißt du, mein Christ, wie ein Same aus dem Erdreich sammelt Alles, was ihm verwandt ist, und so zur Pflanze oder zum Baume reift. Siehe, die Erwählung, wie sie in und mit Christo gepflanzt ist in den Acker dieser Welt, ist das Senfkorn, welches wächst und woraus ein Baum wird, unter dessen Zweigen die Vögel des Himmels wohnen. Nichts hat den Lauf der Erwählung hindern können, wie sie berufend und einladend von Geschlecht zu Geschlecht fortgegangen ist bis auf unsere Zeit und die Menge der Erwählten gesammelt hat.

Israel wurde zuerst geladen; als aber Israel die Einladung nicht annehmen wollte, da schien's, als müsste die Erwählung Gottes zu Grunde gehen. Aber gerade die Verstockung Israels musste dazu dienen, dass nun das Heil zu den Heiden kam, daher Paulus voll Verwunderung ausruft: O welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und Erkenntnis Gottes. (Röm. 11)! Unaufhaltsam schreitet der ewige Ratschluss der Liebe Gottes fort in der Zeit. Wie Viele sich ihm auch entgegenstellen sie können das Werk nicht hindern. Gott weist jedem Menschen, er glaube oder glaube nicht, er bekehre oder verstocke sich, eine solche Stellung an in der Welt, dass er auf seine Weise zur Ausführung der Erwählung helfen muss. Selbst ein Pharao, selbst ein verstocktes Israel muss dienen zur Erweisung der Herrlichkeit Gottes.

So sage mir nun, mein Christ: welche Stellung willst du in der Welt einnehmen, gegenüber der ewigen Erwählung Gottes? Willst du ein Genosse Pharaos oder ein Genosse Pauli sein? Willst du das Werk zu hindern, oder willst du es an dir und Andern zu fördern suchen? Du hast vernommen, welchen Trost uns das Wort von der Erwählung darbietet, so nimm nun auch den Ernst hin, der darin für uns liegt. Erwählt sind wir, aber in wem? Der Apostel weist uns auf Christum hin und spricht: in ihm! Ist denn in keinem Andern Heil als in ihm? In keinem Andern (Apg. 4). Ach, das. klingt nicht allzu lieblich für tausend Ohren unserer Zeit. Es sind nur zu Viele, die ihren Weg in den Himmel nicht über Bethlehem und Golgatha nehmen wollen, sondern sich so vernehmen lassen, als ob's für das Seelenheil eines Menschen wenig oder gar nicht darauf ankomme, wer sein Führer sei, ob Christus oder Mose oder gar Muhamed. Da will ich dich warnen, mein Christ, dass du dich nicht täuschen lässt. Entweder in Einem oder in Keinem! Die Liebe, die uns erwählte, ehe der Welt Grund gelegt war, ist keine andere, als die, welche zu Bethlehem in Windeln lag, und in Gethsemane betrübt war bis in den Tod, und auf Golgatha ihr Blut vergoss. Entweder nun werde ein Rebe am Weinstock dieser göttlichen, oder, willst du das nicht, so bist und bleibst du ein dürrer Zweig ohne göttliches Leben. Ach, was kann dich gewinnen, wenn es nicht diese Liebe vermag, die alle deine Sünde, all dein Elend auf sich nimmt, und den Tod der Missetäter für dich stirbt? - Aber noch mehr. Du weißt, es hat diese Liebe in die Welt den evangelischen Ruf ausgehen lassen: Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid. Zu vielen Millionen ist dieser Ruf noch nicht gelangt, aber - o danke Gott dafür mit ganzem Herzen! zu dir, zu dir ist dieser Ruf gedrungen und hat dich kräftig eingeladen, dich durch Christum retten und selig machen zu lassen. Vom Elternhause, vom Schulhause, vom Gotteshause und noch sonst von vielen Seiten her bist du mehr als hundertmal gebeten worden, dich als Gast einzustellen am Gnadentische der ewigen Erwählung. Hast du dich eingestellt?, ich bitte dich, versäume nicht die rechte Zeit. Der Ort, wo du berufen wirst, ist die Erde, die Zeit, in der dich Gott einlädt, ist die Gegenwart. Willst du denn nun deinen Gott umsonst rufen lassen? O versäume nicht den günstigen Moment! Schrecklich, wenn es einst hieße: Nun ist's zu spät! Drei Dinge sind, deren du nicht gewiss bist auf den morgenden Tag: des Lebens, der Berufung, der Gnade. Die Gnade widerfährt dir mittelst der Berufung, die Berufung geschieht während deines Lebens.

Drum heute, weil du lebst,
Und Gottes Stimme hörest,
Noch heute schicke dich,
Dass du vom Bösen kehrest.
Begegne deinem Gott,
Dass liebevoller Rat
Zum Heil der Ewigkeit
Dich auserwählt hat.

Amen.

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autoren/k/kaehler_c/kaehler_epheserbrief_3_predigt.txt · Zuletzt geändert: von aj
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