Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Zweiunddreißigste Predigt.

Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Zweiunddreißigste Predigt.

Nicht das Leben, nicht der Tod,
Trübsal nicht, noch Freuden,
Mein Erlöser und mein Gott,
Soll von dir mich scheiden!
Welt und Sünd' und Eitelkeit
Und des Eitlen Liebe,
Alles überwind' ich weit,
Herr, durch deine Liebe!

Die Fastenzeit ist da. Ihr wisst, es ist die Zeit, wo wir des großen Kampfes unseres Erlösers gedenken, in welchem Kampf er Welt, Teufel, Tod überwunden hat. Er unser Vorkämpfer: O, lasst uns auf ihn blicken und in seiner Kraft und nach seinem Vorbilde einen guten Kampf kämpfen bis an unsern Tod. Ist nicht unser Leben ein Kampf? Von Anfang der Kirche her hat man das Leben des Christen einen Kriegsdienst genannt: seine Parole ist das Bekenntnis seines Glaubens; sein Wachtdienst ist Beten und Fasten; seine Feinde sind Sünde, Welt, Teufel, Tod; seine Waffen sind das Wort Gottes, Glauben, Hoffnung, Liebe; seine Siegeskrone ist das ewige Leben. Selig, wer einen guten Kampf kämpft! Hört, als am ersten Fastensonntage, die Aufforderung zu einem solchen Kampfe aus dem Munde des Apostels Paulus.

Ephes. 6, V. 10-17: Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn, und in der Macht seiner Stärke. Zieht an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um deswillen, so ergreift den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun, und Alles wohl ausrichten, und das Feld behalten mögt. So steht nun, umgürtet eure Lenden mit Wahrheit, und angezogen mit dem Krebs1) der Gerechtigkeit. Und an den Beinen gestiefelt, als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens, damit ihr bereitet seid. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts. Und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

Ist's nicht, als redete der Apostel mit Soldaten? Wirklich verkehrte er auch, da er als Gefangener in Rom war, viel mit römischen Soldaten, sah ihre Waffen, ihren Dienst, und ich zweifle nicht, dass er manchen von ihnen zu Christo bekehrt hat. Kein Wunder demnach, dass er uns Christen mit Soldaten vergleicht, und uns ermuntert, uns innerlich so zu bewaffnen, wie der Soldat äußerlich bewaffnet war. Auf seinem Haupte trug er einen Helm; um seine Brust einen ehernen Panzer oder, wie die alten Deutschen es nannten, einen Krebs; an den Lenden, das heißt, über der Hüfte einen breiten, starken Gurt mit dem Schwert; an seinen Füßen Schuhe, damit er tüchtig wäre zum Marsch und Lauf; in seiner Linken einen länglich runden Schild, um damit die Speere und Pfeile der Feinde abzuwehren: mit seiner Rechten endlich griff er zum Schwert, wenn es wider den Feind ging. Aber lasst uns nun hören, was diese Waffen für uns Christen bedeuten. Wir reden, wie der Text uns führt, von

des Christen Kampf, und da lasst euch

1. den Feind zeigen, gegen den, und
2. die Waffen, mit denen er zu kämpfen hat.

Ach, mache doch gute Streiter Christi aus uns, lieber Gott! Gib uns die Waffen des Evangeliums, dass wir wohl gerüstet seien, und wenn es dann zum Treffen kommt, so hilf, dass wir gewinnen und den Sieg behalten.

1.

Nach dem Feinde, den wir vor uns haben, müssen sich die Waffen richten, womit wir ihn bekämpfen. Nun ist's aber ein mächtiger, listiger, gefährlicher Feind, mit dem wir es zu tun haben, daher menschliche Waffen nicht ausreichen, sondern es müssen Waffen aus der Rüstkammer Gottes sein. Meine Brüder, ruft der Apostel aus, seid stark in dem Herrn, und in der Macht seiner Stärke. Als ob er sagte: Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streitet für uns der rechte Mann, den Gott hat uns erkoren. Ist's Christus, der in uns mächtig ist, und ist's die Gottesmacht, die uns stark macht, jene Gottesmacht, womit Christo der Sieg gegeben ist über Welt, Teufel und Tod: ja, dann können und werden wir den Sieg davon tragen, sonst nicht. Lasse sich Keiner dünken, dass er stark sei in und durch sich selbst; denn wie ein Strohhalm bald verbrennt, wenn Feuer ihn fasst, so gehest du bald verloren, wenn du alleine stehst im Kampfe gegen deinen geistlichen Feind. Zieht, ich bitte euch, zieht die Rüstung an, die Gott euch gibt durch sein Evangelium und seinen Heiligen Geist, damit ihr nicht fallt oder flieht, sondern damit ihr Stand halten könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. Hier wird euer Feind euch genannt, der Teufel, von dem in unserem Gesangbuche steht: Groß Macht und viel List sein' grausame Rüstung ist, auf Erden ist nicht seines Gleichen. Es hat zwar den Schein, als ob unser Kampf auf Erden bloß ein Kampf mit Menschen wäre. War nicht selbst unsers Erlösers Kampf ein Kampf mit Menschen? War's nicht ein Judas, der ihn verriet? ein Petrus, der ihn verleugnete? waren's nicht Menschen, mit Spießen und Schwertern bewaffnet, die ihn gefangen nahmen? Auch was er nachher gelitten hat, da man ihn fälschlich anklagte, ihm die Dornenkrone aufs Haupt setzte, ihn zum Tode verurteilte, ihn schlug, ihm ins Angesicht spie, ihm das Kreuz auf die Schulter letzte, ihn hinführte und den Tod der Missetäter sterben ließ: war's nicht alles ein Kampf mit Menschen? Und woher kommt die Versuchung und Anfechtung, womit wir zu kämpfen haben? Greif' in deinen Busen und sprich mit Jakobus: Ein Jeglicher wird versucht, so er von seiner eigenen Luft gereizt und gelockt wird. Von Innen kommt's, aber auch von außen, wenn Menschen durch ihr Wort oder böses Beispiel uns reizen und locken. Aber nun lass dir von Paulus die Augen öffnen. Selbst wenn wir mit Menschen zu kämpfen haben, so ist's, spricht er, nicht ein Kampf gegen Fleisch und Blut oder schwache Menschen. Wie der Blitz, der in ein Haus fährt, nicht sich selber macht, sondern aus der Wolke kommt, die zwischen Himmel und Erde steht: so auch alle Versuchung zum Bösen, komme sie aus unserem eigenen Herzen oder von Menschen außer uns, ist nicht ein Pfeil, den schwache Menschen schmieden, sondern ist ein Blitz, der von einer Macht kommt, die gleich der Wolke zwischen Himmel und Erde schwebt. Wir haben zu kämpfen mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Weltherrschern dieser jetzigen Finsternis, mit den bösen Geistern, oder wie es im Grundtexte heißt: mit der Geisterschaar der Bosheit am Himmel. Das wird dir gesagt, mein Christ, damit du nicht sicher seist und denkest: Ich hab' es bloß mit Menschen zu tun. Nein, nein! du hast es mit dem Gott oder Fürsten dieser Welt zu tun, der nicht mit zwei Beinen auf dem Erdboden wandelt wie ein Mensch, sondern über dir schwebt, als wäre die Luft sein Haus, die allenthalben die Erde umgibt. Denn er ist nicht hie und da, sondern umspannt mit seiner Macht das ganze Erdenrund, und wo in einem Menschen die böse Luft sich regt, oder wo Unglaube und Untugend wider das Reich Gottes sich erhebt, da ist er der Versucher, als der sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Das Reich des Lichts und das Reich der Finsternis stehen sich einander gegenüber: dort herrscht Gott, hier herrscht der Teufel. Wie leicht wäre unser Kampf, hätten wir's bloß mit Menschen zu tun! Aber nun ist er schwer, weil es ein geistlicher Kampf mit Geistern der Bosheit ist.

Um deswillen gilt, was der Apostel zuvor gesagt (V. 11): ergreift die von Gott euch gebotene Rüstung, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun, und Alles überwältigen und das Feld behalten möget. Von welchem bösen Tage ist die Rede? Von den Tagen oder Stunden, da es sonderlich heiß hergeht in deinem Herzen und in deinem Leben. Denn wie für den Soldaten nicht jeder Tag gerade ein Tag des Kämpfens und Schlagens ist; er muss zwar allezeit sich in Bereitschaft halten, aber am heißesten geht's doch dann her, wenn der Feind gerüstet ihm gegenüber steht und nun der Feldherr das Zeichen zum Angriff gibt: also sind auch im Leben eines Christen nicht alle Tage gleich; kleine Reibungen mit dem Feinde gibt es täglich, und man darf zu keiner Stunde irgend eines Tages sicher sein, wie es heißt: die Sicherheit droht dir den Fall, drum wache stets, wach' überall. Aber welcher Christ wüsste nicht von ganz besonders heißen Tagen, wo gleichsam Himmel und Hölle sich um ihn streiten? Da steht entweder der Glaube in Gefahr, Schiffbruch zu leiden, oder der Feind greift die Tugend an und will den Christen in den Abgrund der Wollust, in den Abgrund des Geizes, in den Abgrund des Hochmuts, in den Abgrund der Verzweiflung stürzen, oder wie die Abgründe der Untugend und des Lasters sonst heißen mögen. In solchen Stunden hüte dich vor den Nachstellungen und listigen Anläufen deines Feindes. Das ist seine List, dass er dem Unglauben und der Untugend schöne Namen gibt; dass er uns in den Stunden der Versuchung goldene Berge verspricht; dass er die bösen Folgen und das Ende des Ungehorsams vor unsern Augen verbirgt; dass er, so lange wir noch stehen, die Sünde klein macht und die Barmherzigkeit Gottes groß, danach aber, wenn wir gefallen sind, uns den Zorn Gottes vorhält und uns in Furcht und Verzweiflung stürzt; dass er sich die Gelegenheit ersieht, wo wir etwa schwach und sicher sind, und uns angreift, wo wir es nicht erwartet hatten; endlich, dass er die Kinder Gottes zu trennen und zu entzweien sucht, und wenn ihm das gelungen ist, sie einzeln angreift und überwindet, nach dem Grundsatz: Trenne sie, und so herrsche über sie!

2.

Habt ihr's nun aber mit einem so mächtigen, so listigen, so gefährlichen Feinde zu tun, was ist dann nötiger, als dass ihr euch gerüstet haltet? Mag' uns nun Paulus zweitens die Waffen nennen, womit wir uns zu rüsten haben. Fünf Schutzwaffen nennt er uns und Eine Angriffswaffe. Unter jenen steht obenan die Wahrheit: So steht nun, umgürtet mit Wahrheit. Wie David zu seinen Männern sagte, da er gegen Nabal zog (1 Sam. 25): Gürte ein jeglicher sein Schwert um sich, so spricht Paulus jetzt zu uns. Aber was versteht er unter der Wahrheit? Antwort: die heilsame Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, der ja die Wahrheit ist. Denn wo Unwissenheit in göttlichen Dingen herrscht, da hat der Feind leichten Kampf. Wenn's Nacht ist, gehen die Diebe aus. Warum werden wohl so viele Jünglinge und Jungfrauen überwunden? Weil sie Christum, weil sie das Evangelium nicht kennen. Was tut ihr, wenn zu dem bösen Beispiel, das ihr euren Kindern gebt, auch noch die Unwissenheit kommt, in der ihr sie aufwachsen lasst? Was tut ihr dann anders, als dass ihr eure Söhne und Töchter abliefert an den Fürsten der Finsternis? Aber sorgt, dass sie mit dem Evangelium, und durch das Evangelium mit ihrem Gott und Heiland bekannt werden; sorgt, dass sie eine helle und lebendige Erkenntnis davon erlangen, was ein Christ glauben und wie ein Christ leben soll; sorgt, dass ihnen kund und offenbar werden die teuren Geheimnisse des Evangeliums: so haben sie eine Waffe wider den Feind, wenn nun nachher die Tage des Kampfes kommen, wo ihre Seele in Gefahr steht verloren zu gehen. Und uns alle lasst uns umgürten mit der Wahrheit, welche die erste und beste Schutzwaffe ist wider den Feind.

Zur Wahrheit komme die Gerechtigkeit. „Tut an den Krebs oder Panzer der Gerechtigkeit.“ Der Apostel will darunter ein christliches, tugendhaftes Leben verstanden wissen, das zu der evangelischen Wahrheit stimmt. Selig sind, die reines Herzens sind, und einen reinen Sinn haben, und ein göttlich Leben führen; ja, sie sind selig auch in dem Betracht, dass sie in dieser ihrer Gerechtigkeit eine herrliche Schutzwaffe wider den Feind haben, wenn das böse Stündlein kommt. Je reiner das Gewissen, desto größer der Mut im Kampfe, wie Johannes spricht (1 Joh. 3, 21): Ihr Lieben, so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott. Blickt den Herrn an, der für uns den harten Kampf in Gethsemane und auf Golgatha gekämpft: wäre nicht die Wahrheit sein Gurt gewesen und die Gerechtigkeit seine Brustwehr, wie hätte er in diesem Kampfe bestehen mögen, wo eine ganze Schar von Feinden wider ihn gewaffnet stand? Aber die Wahrheit gab ihm Festigkeit, die Gerechtigkeit gab ihm Mut und Trost. Alle Welt verleumdet ihn und klagt ihn an, aber sein Herz spricht: Wer kann mich einer Sünde zeihen? O lasst uns nachfolgen seinen Fußtapfen! Bittet Gott, dass er euch ein reines Herz gebe und einen unsträflichen Wandel, so werdet ihr an den bösen Tagen hintreten können vor euren Gott und Heiland mit aller Freudigkeit und sprechen: du weißt, lieber himmlischer Vater, dass es mir ein Ernst gewesen ist mit der Rechtschaffenheit, die aus dem Glauben kommt; so bitt' ich dich nun, dass du mich auch schützen wollest wider die Not und Gefahr, in der ich schwebe, und mir helfen, dass ich mit Ehren hindurchkomme durch diese bösen Tage! Sei es irgendeine Sorge, die über dich kommt, oder die böse Zunge der Welt, die dich verlästert, oder die Versuchung zu Lug, Trug und andern Lastern, die dir ihre Schlingen legt, oder der Unglaube, der wider das Evangelium zu Felde zieht, woran du glaubst: in allen solchen Kämpfen wird die Gerechtigkeit eine deiner besten Schutzwaffen sein.

Die dritte Waffe, die Paulus nennt, ist die Munterkeit des Geistes, die Rüstigkeit, die Kampffertigkeit, die aus dem evangelischen Frieden kommt. „Beschuht die Füße mit der Rüstigkeit, die das Evangelium des Friedens gibt.“ Was soll ein Kämpfer ausrichten, wenn es ihm an Munterkeit des Geistes, wenn es ihm an Mut und Lust zum Kampfe fehlt? Fürwahr, er ist schon besiegt, ehe er besiegt, ist schon überwunden, ehe er überwunden ist. Aber hat er eine solche Zuversicht am Tage der Schlacht, dass er sich nicht fürchtete, ob er allein auch sollte gegen zehn und zwanzig Feinde kämpfen, die wider ihn andringen: o, dann hat er schon gesiegt, ehe er gesiegt, und hat schon überwunden, ehe er überwunden hat. Woher nun soll uns kommen diese Rüstigkeit wider unsern geistlichen Feind? Sie kommt, spricht Paulus, aus dem Frieden, den uns das Evangelium gibt. Was sagt das Evangelium?

Es hält uns die Liebe Gottes vor, die den eingeborenen Sohn für uns in den Tod gegeben hat, und spricht: Lasst euch versöhnen mit Gott! Und seid ihr versöhnt, so dass Gott eurem Herzen ein lieber himmlischer Vater geworden ist, den ihr anredet: Abba, lieber Vater! o wahrlich, dann weicht von euch aller Unmut, alle Zaghaftigkeit, alle Traurigkeit, dann seid ihr fröhlich und getrost, und fürchtet euch nicht, ob auch die ganze Hölle wider euch gerüstet stände. Soll ich euch ein Beispiel sagen von solcher Kampffertigkeit, so werde der genannt, welcher sprach, Gesang 483: Und wenn die Welt voll Teufel wär', Und wollt'n uns gar verschlingen: So fürchten wir uns nicht so sehr, Es soll uns doch gelingen! Was gab ihm diese Freudigkeit? Der Friede Gottes, den er in seinem Herzen hatte. Doch, vor Allen werde Der genannt, den wir heute nach Jerusalem, und von da weiter nach Gethsemane und Golgatha gehen sehn: wusste er nicht, in welchen Kampf er ging? Und doch ging er hin, ging hin mit einer Zuversicht, worin er sprach: Ich habe die Welt überwunden! Christen, nehmt von ihm den Gottesfrieden an, womit er euer Herz erfüllen will, so fürchtet auch ihr euch nicht, in welche Kämpfe ihr immerhin kommen mögt.

Aber wodurch erlangt ihr die genannten drei Waffen? Wodurch werdet ihr der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens teilhaftig, der euch so rüstig und kampffertig macht? Ich meine doch, durch den Glauben. Und das ist der Schild, den ihr ergreifen sollt. „Vor allen Dingen ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen oder brennenden Pfeile des Bösewichts.“ Man hatte in alten Zeiten Pfeile und andere Waffen, umwunden mit brennbaren Stoffen, die man anzündete, bevor man sie auf die Feinde schoss. Was schützte gegen dies gefährliche Feuer? Das tat der Schild, woran sie abprallten und erloschen. Haben auch wir gegen Feuer zu kämpfen? Ja, es kommen mitunter arge Gedanken und harte Anfechtungen in unsere Seele geflogen, die mit jenen brennenden Pfeilen zu vergleichen sind. Je besser der Christ, desto größer die inneren Anfechtungen, womit er an den bösen Tagen zu kämpfen hat. Oder ist es dies nicht, so ist es das Feuer der Schlechtigkeit, womit die Kinder der Welt wider uns streiten. Wie Feuer ist der Hass, der Neid, die Feindschaft, die Rache und die sonstige Bosheit der Menschen, womit wir oft zu kämpfen haben. Womit willst du dich wehren in diesem Kampfe, wo du es nicht bloß mit schwachen Menschen, sondern mit dem Teufel selbst zu tun hast, der im Hintergrunde steht? Ergreife den Schild des Glaubens. Der Glaube ist die feste Zuversicht zu der teuren Gnade Gottes in Christo Jesu, wonach er dir alle Sünden vergeben und dich gerecht und selig machen will durch den, der sein Blut für dich am Kreuze vergossen hat. Stehst du darin fest und unerschütterlich, so wirst du nicht überwunden, ob du auch die härtesten Anfechtungen zu bestehen hättest. Und ob dir wäre, als bebte unter deinen Füßen der Boden des Evangeliums, ob dir wäre, als hätte sich Gott von dir zurückgezogen mit seiner Gnade und wollte dich verbrennen lassen im Feuer der Sünde und des Gerichts; ob aller Mut, alle Freudigkeit auf Stunden und Tage von dir wiche, und dir nichts übrig bliebe als ein mit Zweifel und Trostlosigkeit erfülltes Herz: siehe, so wirst du dennoch gewinnen und den Sieg behalten, wenn du den Schild des Glaubens nicht aus deiner Hand fallen lässt. Sprich nur: Christus ist hier, der mich gerecht macht, und tritt vor ihn hin mit dem Assaphs - Wort: Herr, ob mir gleich Leib und Seele verschmachten, dennoch bleib ich stets an dir, und halte mich an deine Gnade und Verheißung, die du den Deinigen gegeben hast. Lass nicht von diesem Glauben und von dieser Überzeugung ab, und halte diesen Schild vor, so oft ein brennender Pfeil geflogen kommt: wahrlich! dann hat der Feind nichts an dir, wie er auch an dem Herrn selbst nichts gehabt hat. Die bösen Stunden und Tage gehen vorüber, und es kehrt der Mut und die Zuversicht des Herzens zurück.

Du wirst deines Heils ebenso sehr wieder gewiss werden, als du zuvor dessen ungewiss warst. Und hier nennt dir Paulus die fünfte und letzte Schutzwaffe, womit du dich versehen sollst. „Ergreift den Helm des Heils.“ Das ist das Heil, dass du von Gott durch Christum gerettet bist. Du warst verloren, und bist wiedergefunden worden; du warst ein Kind des Zorns, und bist geworden ein Kind der Gnade; du warst arm, und bist reich geworden an Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist; du gingst auf dem Wege zum Verderben, und gehst nun auf dem Wege, der zum ewigen Leben führt. Glaubst du das und bist dessen in guter Zuversicht? Nun, dann hast du den geistlichen Helm auf deinem Haupt, durch den kein feindliches Schwert dringen kann. Man sagt in der Welt: Selig ist der Besitzer. Ja, du bist der Selige, denn dein Besitz sind nicht Güter, die von Motten und Rost gefressen werden, sondern was Paulus den geistlichen Segen an himmlischen Gütern nennt (Ephes. 1, 3), das ist der Himmel, den du in deinem Herzen, das der Helm, den du auf dem Haupt deines Glaubens trägst. Tritt damit in den Kampf, so verheiß ich dir den Sieg. Denn bist du deines Heils gewiss, so bist du stark, um mit Freuden selbst in den Tod zu gehen und in das Jüngste Gericht.

Aber worauf stehest du mit diesen deinen geistlichen Waffen? welchen Boden hast du unter dir? Das Heil weist dich auf den Glauben, der Glaube weist dich auf Gottes Wort. Darauf haben sich alle Christen gestellt von der Apostel Zeiten her bis auf unsere Tage, darauf sollst auch du dich stellen, mein Christ. Paulus vergleicht das Wort Gottes mit dem Schwert: „Ergreift das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Wo ist dies Wort? Gott hat's auf Papier schreiben lassen; aber auch unser Herz ist ein Buch, worin das teure Gotteswort mit der Feder des Heiligen Geistes geschrieben steht. Mit dem Buchstaben lässt sich der Feind nicht schlagen ach, wer weiß nicht, wie man mit dem äußerlichen Worte umgegangen ist bis auf diesen Tag! Und doch hat sich dies Buch aller Bücher zu behaupten gewusst, und während tausend andere Bücher, die berühmt waren zu ihrer Zeit, jetzt kaum mehr bekannt sind und genannt werden, ist die Heilige Schrift noch in Aller Hand und wandert durch alle fünf Weltteile. Aber soll dies Buch dir ein Schwert werden in deinem Kampfe, so musst du den Heiligen Geist es in dein Herz zeichnen und in deinem Herzen versiegeln lassen. Dies Wort, wie es dein Herz erfüllt, ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert (Hebr. 4). Wie könntest du deines Heils versichert sein, wie deinen Glauben retten, wie rüstig und fertig zum Kampfe bleiben, wie in den Wegen Gottes wandeln, wie dich der Wahrheit rühmen, wenn du wolltest das Wort Gottes fahren lassen? Alles fehlt dir, Schuh, Gurt, Panzer, Helm und Schild, wenn deinem Herzen das lebendige Wort Gottes fehlt. Die andern fünf Waffen sind Waffen zum Schutz, das Wort Gottes aber ist zugleich eine Waffe zum Trutz. Hat nicht dein Erlöser selbst damit gekämpft? Ja, als es hieß: Mache aus Steinen Brot - lass dich von der Zinne des Tempels hinab falle nieder und bete mich an (Matth. 4), da ist das Wort Gottes sein Schwert gewesen und sein Sieg. Und auch der Seinigen Schwert. Apollo, mächtig in der Schrift, überwand beständig (Apg. 18). Niemand vermochte zu widerstehen der Weisheit und dem Geiste, aus welchem Stephanus redete (Apg. 6). Wer wird dir widerstehen können, wie viele auch gegen dich kämpfen mögen, wenn du redest aus demselben Geist? Lass die Verächter des Wortes Gottes lachen, lass sie dich verhöhnen und dir den Rücken zuwenden, so rettest du doch dich, rettest deine Seele und Seligkeit, und rettest auch andere, die dir beistimmen werden, wenn du mit diesem Schwert des Geistes kämpfst.

Ach, lehre uns doch, lieber himmlischer Vater, dass es für uns Christen keine besseren Waffen im Kampfe gibt, als die Rüstung, die wir haben von dir. Wie Rohr sind wir, das vom Winde hin und her bewegt wird, wenn wir mit unsern eigenen Waffen und mit den Waffen menschlicher Weisheit streiten wollen; aber wie Zedern auf dem Libanon, wenn du uns ausrüstest mit den Waffen aus deiner Rüstkammer. Gib uns die, und mache insonderheit dein Wort in uns lebendig durch den Heiligen Geist, so sind und bleiben wir Sieger bis an unser Ende.

Dein Wort sie sollen lassen stahn,
Und kein'n Dank dazu haben! Amen.

1)
Panzer
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