Werfe deine Gedanken auf den Herrn, Er wird dich ernähren.

Jesus sei in deiner Seele, geliebte Tochter in Christo!

Die weite Entfernung, nicht Mangel des guten Willens ist die Ursache dieses verspäteten Briefes; will ich ja doch ernstlich alles Gute für dich, und der Herr wird geben, dass dieser Wille mir bleibe. Ich bedaure deine Kränklichkeit, noch mehr deine Ängstlichkeit, und wünsche, du wärst weniger sorgfältig für das Zeitliche deines Hauses; denn sorgt der Mensch sogar ängstlich, und wähnet, er sei der, der da alles besorgen müsse, so wird Gott unserer vergessen, und wir werden mit aller unserer Sorge in große zeitliche wie geistliche Not geraten, denn schon unsere Sorge macht uns arm. Darum, O Tochter, „werfe deine Bedanken auf den Herrn, und Er wird dich ernähren.“ Sollte wohl Der, Der das Viele schenkt und schenken will, das Wenigere, das Geringere versagen wollen? Setze die Liebe und den Geist der Armut nie bei Seite, wäre das, dann, sei versichert, wird dir sogleich auch der Geist Gottes mangeln, und du wirst nachlässig werden in der Tugend. Hast du je gewünscht, arm zu sein, (und ich weiß hierin deinen ernstlichen Willen) so sollte dich gerade jetzt, wo du das Amt einer Vorsteherin vertrittst, dieser Wunsch am lebendigsten beseelen, denn nicht mit Sorgen, mit Dichtungen für das Zeitliche, sondern mit Tugenden und himmlischen Begierden müssest du das Haus versehen und verwalten. Spricht dir ja der Herr zu: „Sorge nicht ängstlich für Speise, Kleidung und den morgigen Tag!“ deine einzige und Hauptsorge sei, wie du und die Seelen deiner dir Untergebenen in aller Vollkommenheit und Gottseligkeit wachsen, und mit Gott vereinigt sein sollen, vergessend alles Irdischen, stets eins mit Ihm, allein fröhlich in Ihm; was dann das andere, das zeitliche Fortkommen betrifft, dafür bürge ich euch in Gott.

Alle Schwestern grüße ich herzlich in Gott, Der deinen Geist, meine Tochter, nie verlasse.