Huhn, August Ferdinand - Predigten über die Heiligen Zehn Gebote - Erste Predigt über das dritte Gebot

Huhn, August Ferdinand - Predigten über die Heiligen Zehn Gebote - Erste Predigt über das dritte Gebot

In der letzten Katechismus-Betrachtung, meine Freunde, da wurde uns der Umgang mit Gott ans Herz gelegt, und wie viel Ihm an diesem Umgange mit uns liegt, das zeigt der Herr auch dadurch, dass Er sogar einen bestimmten Tag dazu ganz besonders ausgewählt und geheiligt hat. Gleich nach Vollendung der Schöpfung segnet Er dazu den siebenten Tag. Und bei der Gesetzgebung auf dem Sinai, da wiederholt Er solches als Gebot. Es ist das dritte Gebot in unserem Katechismus und lautet nach 2 Mos. 20, 8. also:

Du sollst den Feiertag heiligen.

Luthers Erklärung:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen.

Lasst uns nun zuerst sehen:

I. wie wir als evangelische Christen den Feiertag und die Heiligung desselben anzusehen haben;
II. wollen wir es uns aber auch nicht verhehlen, wie es um die rechte Heiligung des Feiertages eigentlich unter uns stehe; und dann lasst uns
III. sehen, was wir von unserer Seite dazu tun sollen.

I.

Nachdem Gott ins Fleisch gekommen und unter uns gewohnt und den Umgang mit uns gesucht und uns einen Sinn gegeben, dass wir nun auch den Umgang mit Ihm suchen und haben können: so muss uns eigentlich jeder Tag ein Feiertag sein, und jeden Tag sollen und müssen und können wir heiligen, das heißt: an jedem Tage müssen wir den Herrn feiern und anbeten mit Worten und Werken. Jeden Tag müssen wir mit Ihm umgehen; jeden Tag, Alles, was wir tun mit Worten und Werken, zu Seiner Ehre und in Seinem Dienste tun; jeden Tag sollen wir heilig und unsträflich vor seinen Augen wandeln. An jedem Tage sollen und können wir der Sabbatruhe und der Sabbatfreude in dem Herrn genießen. Das ist so wahr, so wahr Christus gekommen ist, uns von dem tötenden Buchstaben des Gesetzes zu erlösen und uns den lebendig machenden Geist zu geben, den Geist, der nicht an einen besonderen Ort und nicht an eine besondere Zeit gebunden ist, sondern durch den wir unseren Herrn und Gott überall und zu jeder Zeit im Geiste und in der Wahrheit anbeten können. Wollte aber jemand daraus schließen: nun geht mich das dritte Gebot nichts mehr an, nun brauche ich mich um den gebotenen Feiertag nicht zu kümmern, brauche mich an die besondere Heiligung desselben nicht viel zu kehren, wollte jemand so schließen, dem muss ich rund heraussagen, dass sein Schluss ganz verkehrt ist und dass er vom lebendig machenden Geiste des Evangeliums entweder noch gar nichts hat oder denselben noch gewaltig missversteht.

In der Regel findet man denn auch eine solche verkehrte Ansicht nicht bei denen, die ihr tägliches Leben zum wahrhaften Gottesdienste machen; nein, der vom Geiste des Evangeliums durchdrungene Christ nimmt es gerade mit dem dritten Gebote sehr genau. Man findet dergleichen verkehrte Ansicht über den Feiertag bei denen, die es mit ihrem täglichen Christentum nicht so genau nehmen, die die Woche hindurch so ziemlich ohne Gott leben. Ergeht an sie die Mahnung zur Heiligung des Feiertages, dann heißt es: wir können unserem Gott auch in der Woche dienen. Und ist dann von einem Wochen-Gottesdienste die Rede, so heißt es: wozu haben wir denn den Feiertag? Ihr merkt nun wohl, dass hinter dergleichen Redensarten sich nur der Unglaube und die Gottlosigkeit verbirgt. Mit Gott umzugehen, Ihn zu feiern, in Ihm zu ruhen und sich zu freuen, das ist einem eine Last, ein unerträgliches Joch, ein Ekel. Und darum sind denn auch des Herrn Tage, falls nur solches an ihnen getrieben, falls sie wirklich geheiligt werden sollen, einem widerwärtig. Das merkt man besonders an den Tagen, die vorzugsweise den Charakter des Ernstes und der Trauer an sich tragen, wie der Bußtag und der Karfreitag. Zu jedem anderen fleischlichen Zwecke ist einem sonst der Feiertag recht willkommen.

Nun, das ist ein herzzerreißender Wahn, ein schrecklicher Missverstand der Sache, an dem aber leider noch gar viele unserer Zeitgenossen krank liegen, träumend, sie wären die Gesunden und Starken. Hüten wir uns, meine Freunde, davor. Hüten wir uns, dass wir unsere evangelische Freiheit ja nicht gebrauchen zum Deckel der Bosheit und Gottlosigkeit. Seht, darum tut es uns vor Allem Not, dass wir den rechten evangelischen Gesichtspunkt gewinnen, von welchem wir den Feiertag und die Heiligung desselben ansehen müssen. Was soll der Feiertag dem evangelischen Christen sein, als was soll er ihn betrachten? Was meint Ihr wohl? Ich sage: als Gnadengabe, als eine der teuersten, herrlichsten und köstlichsten Gaben der Gnade und Barmherzigkeit unseres Gottes. Nicht allein, dass Gott Dir, der Du sechs Tage im Schweiße Deines Angesichtes hast arbeiten müssen, gnädig und freundlich vergönnet, zu ruhen von aller Deiner Arbeit und Mühe; er gebietet auch allen denen, die sonst Deine Arbeit und Mühe in Anspruch nehmen, dass sie Dich ruhen lassen. Denn so spricht der Herr zu Jedem: Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du kein Werk tun, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Doch, meine Freunde, die Ruhe, die Gott hier vergönnt und gebietet, das soll keine müßige, unfruchtbare sein. Nein, indem wir ruhen von unseren Alltagswerken, will Gott sein Werk in uns treiben. Ein Schöpfungstag für die neue geistige Schöpfung in uns, das ist jeder Feiertag. Da spricht Gott zu unserer verfinsterten Seele: es werde Licht! Da scheidet Er Licht und Finsternis in uns, da schafft Er aus dem Toten und Starren, aus dem Wüsten und Leeren allerhand Lebendiges in uns, woran Er Wohlgefallen haben, was Er segnen kann. Da sollen wir Zug für Zug erneuert werden zu Seinem Bilde. Da schafft und wirkt Er in uns das ewige Leben. An jedem Seiner Tage, da will uns der Herr eine Stufe höher zum Himmel, einen und wohl auch viele Schritte näher zu sich bringen. Ja, jeder Sonntag ist eine Sprosse der Himmelsleiter, auf welcher wir hinan klimmen sollen, zu ergreifen das ewige teure Kleinod; ein Vorschmack ist er der ewigen Sabbatruhe, die wir einst beim Herrn haben sollen. Jeder Sonntag und jeder Feiertag ist ein Tag der Gnade, wo der Herr jedem Sünder Gelegenheit und alle Mittel bietet, sich zu belehren und seiner Seelen Seligkeit zu suchen. Sollen wir die christlich evangelische Bedeutung des Feiertages unter Einer Vorstellung uns vergegenwärtigen: seht, so ist jeder dieser Tage ein Festmahl, das uns der Herr gibt, ein hochzeitliches Mahl, wie es uns im Evangelium geschildert wird. Gott selbst ladet uns dazu. O denkt daran jedes Mal, wenn Ihr die Festglocken hört. Bei Ihm, dem Allerhöchsten, kommen wir zu Gaste. Das Beste, das Teuerste, das Er hat, bietet Er uns dar. Jesus wird uns dargeboten mit allen seinen Gaben. Das Brot des Lebens, das himmlische Manna, wird uns gereichet, das unsere Seelen nähren und kräftigen soll zum ewigen Leben. Und das nicht nur an einem bestimmten Orte, nicht nur zu einer Stunde, sondern zu Hause und wo Ihr geht und steht, und zu jeder Stunde des Tages könnt Ihr es haben. Ja der Herr hat in Gnaden dafür gesorgt, dass die Gaben seines Festmahles in alle Häuser und in alle Winkel getragen werden können. Ich meine hier die Heilige Schrift, und alles was aus ihr geredet und geschrieben ist. Keinem, Keinem soll die Speise und Freude, die der Herr an Seinem Tage daraus bietet, entgehen. Seht, so freundlich und gütig ist der Herr, unser Gott. Um des Menschen Willen hat Er den Sabbat gemacht. Seine weise, zärtliche Fürsorge für uns, die offenbart der Herr im dritten Gebote so ganz. Sollten wir ihm dafür nicht danken? Sollten wir nicht kommen, wenn Er uns ladet? Sollten wir nicht heilig halten den Tag, da wir bei Ihm zu Gaste sind?!

II.

Aber ach! wie steht es mit diesem Danke, wie steht es mit dem Kommen, wie steht es mit dem Heiligen des Feiertages auch unter denen noch, die sich Kinder Gottes, die sich evangelische Christen nennen? Leider, leider geschieht das noch immer, was das Evangelium vom hochzeitlichen Mahle sagt. Der König ladet, aber die Geladenen wollen nicht kommen. Denkt hierbei nicht nur an die Versäumnisse des öffentlichen Gottesdienstes und des Sakramentes, die absichtlich, ohne Not, ja ohne sich auch nur einen Vorwurf darüber zu machen, geschehen. Denke ein Jeder daran, ob man in seinem Hause auch nur am Sonntag vor das Angesicht Gottes tritt, ob man auch nur am Sonntage betet und ein Lied zur Ehre Gottes singet, ob man auch nur am Sonntage das Wort Gottes zur Hand nimmt. Ja, wenn man in allen Häusern auch nur eine Stunde den Feiertag auf Gott gefällige Weise feierte: die Unwissenheit im Worte Gottes, der Unglaube, die Finsternis und der Abfall von Gott wäre nicht so groß, wie er leider in unseren Tagen ist. Doch der König ist geduldig und barmherzig. Es jammert Ihn des Volkes, das im Finstern wandelt; es jammert Ihn der Seelen, die an Seinem Tage, statt mit dem Brote des Lebens, sich mit den Träbern der Welt füllen, die, statt die selige Freiheit in Seinem Dienste, lieber die elende Sklaverei im Götzendienste der Augenlust und Fleischesluft suchen. Der Herr lässt den Gästen sagen: siehe, Alles ist bereitet, kommt zur Hochzeit. Ja der gnädige und barmherzige Gott lässt uns an Seinem Tage sein Evangelium verkünden; Alles, Alles soll dem Sünder gegeben werden, er soll nur kommen und nehmen. Aber was sagen die Geladenen dazu? Einige verachten es, andere müssen an ihre Hantierungen gehen, noch andere müssen freien und sich freien lassen und sagen höchstens: ich bitte dich entschuldige mich. Einige endlich feinden die Ladung zum Festmahle des Herrn an und verfolgen seine Boten. Sagt doch selbst, ist es nicht eine Verachtung der Gnadengaben Gottes, wenn man Seinen Tag höchstens dazu braucht, um die in der Woche versäumte Tagesarbeit einzuholen, oder um seine Liebhabereien, seiner Lieblingslektüre, seinen Studien, die aber alle nichts von Gott in sich und an sich haben, nachzugehen? Man nennt das gewöhnlich, den Sonntag für sich haben. Ja, ja, für sich, aber nicht für Gott und für der Seelen Seligkeit.

Ist es nicht ferner eine Verachtung und Entheiligung des Feiertages, wenn auch er den Sorgen der Nahrung und Kleidung, dem Handeln und Gewinnen, dem Gelderwerbe dienen muss, wenn man, selbst nicht ins Reich Gottes hineinwollend, nun andere, die einem untergeordnet sind, auch nicht hineinlässt, indem man ihre Dienste zum eigenen Geldgewinne in Anspruch nimmt? Und wahrlich! eine Schändung des Sabbats ist es, wenn man den schönen Morgen desselben vielleicht nur dazu gebraucht, um von einer vergeudeten Nacht auszuschlafen, und wenn man erwacht, nur daran denkt, wie man den anderen Teil des Tages den Götzen der Augenlust und Fleischeslust opfern wird. Wenn es hoch kommt, so besucht man vielleicht eine Kirche, und denkt dabei Wunder, was man noch getan hat. Man ist froh, wenn man es nur abgetan hat. Das Gelüste, dem man nun weiter nachgeht, weiß man sogar aus dem göttlichen Worte zu rechtfertigen. Man sagt, der Heiland habe ja doch auch einer Hochzeit beigewohnt, je sogar Wasser in Wein verwandelt, und Paulus sage ja selbst: Freut euch mit den Fröhlichen. Nun sei einem doch wohl erlaubet, auch sein Vergnügen zu suchen. Seht, so versteht der Satan in den Kindern der Welt auch mit Gottes Worte umzugehen. So wird die teure Gnadengabe Gottes missbraucht, der Feiertag entheiligt.

Ich bitte Euch, meine Freunde, seht einmal auf gestern zurück. Dachtet Ihr gestern wirklich mit ganzem Ernste daran: wie werde ich den Sonntag zur Ehre Gottes verbringen, wie werde ich Morgen mich am Besten erbauen, wie werde ich Morgen recht viel für meine unsterbliche Seele gewinnen, wie werde ich vorwärts kommen in der Gnade und in der Erkenntnis Jesu Christi, und wie beseitige ich heute Alles noch, was mich Morgen im Umgange mit Gott stören könnte, wie könnte ich am Besten Morgen alle Stunden zu diesem Umgange gewinnen? Habt Ihr gestern daran gedacht, meine Freunde, oder auch nur heute Morgen? Oder lag es uns nicht am Ende weit näher zu fragen: was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden. und womit werden wir uns die Zeit vertreiben? Vielleicht kam am Sonnabend eine andere Ladung? Ging die einem nicht über die Ladung des Herrn? Es gab dort zu essen und zu trinken? Ging einem das nicht vielleicht über die Seelenspeise? Es gab dort Scherz und Spiel und muntere Unterhaltung: ging einem das nicht über die Freude am Herrn und an seinem Worte? Und war einem die Sorge, wie gekleidet man dort und dort erscheinen möge, nicht vielleicht wichtiger als das Trachten nach dem hochzeitlichen Kleide, mit dem man einst vor Gott bestehen soll und das Er an Seinem Tagen uns schenken will? - O Christen, ich bitte Euch, habet doch genauer darauf Acht, wie Ihr den Feiertag begeht. Lasst uns doch, so viel wir die Gnadengabe unseres Gottes erkennen, den Feiertag nicht zum Sündentage machen.

Zu solchen haben ihn leider viele, viele unserer Zeitgenossen gemacht. Ja es ist nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, dass gerade an diesen Tagen am meisten gesündigt und die Ehre und Majestätsrechte Gottes am meisten geschändet werden. Ein missbrauchter Sonntag war es, der schon so manchen Jüngling in Sünden und Laster stürzte, die er an den Arbeitstagen nicht kannte. Der Sonntag war vielleicht der einzige Tag, wo er Gottes Wort hören, wo er das Heil seiner Seele suchen lernen konnte. Aber diesen einzigen Tag, er achtete ihn nicht, er dachte nur daran, wie werde ich mich recht vergnügen? und siehe, jetzt steht er am Abgrunde des Verderbens, abgestumpft über alles Höhere. Ein entheiligter Feiertag war es, der in das Herz so mancher Jungfrau den Schlangensamen der Eitelkeit und Gefallsucht und Weltlust säte, der sie, statt dem Heilande näher zu bringen, immer stärker in Satans Gewalt verstrickte. Ach! und seht erst in das Leben des Volkes, merkt auch nur darauf, was wir an jedem Feiertage auf den Gassen sehen können, den Menschen, zum Ebenbilde Gottes geschaffen, gesunken unter das Tier des Feldes, ja tief unter das Tier! O lasst Euch solchen Anblick zu Herzen gehen! Aber lasst uns nicht in pharisäischer Selbstgerechtigkeit über unsere armen Brüder uns erheben. Sie begehen den Sonntag so, weil sie nichts Besseres wissen, hören und kennen. Was tun wir, die wir das Bessere kennen? O glaubt es doch, vor Gott ist kein Unterschied. Mit welcher Maske die Augenlust und Fleischeslust sich auch umhülle, welche Feinheit, welchen äußeren Anstand sie auch an sich trage, sie bleibt, was sie ist in allen Gestalten, von der raffiniertesten Weltlust an, bis zum tierischen Gelüste, sie bleibt Sünde. Es ist Zeit, meine Freunde, dass wir über das dritte Gebot mit allem Ernste nachdenken, dass wir uns ernstlich bemühen, die Tage des Herrn zu heiligen nach Seinem Willen. Tun wir das nicht, glaubt Ihr dann, dass es uns etwa besser ergehen werde als denen im Evangelio, welche die Ladung des Herrn verachteten? Wie ging es ihnen? Der König ward zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Ach! und die äußeren Strafgerichte, die auf die mutwillige Entheiligung und Schändung des Sabbats folgen, sie sind noch geringe gegen das furchtbare Wort, dass der Herr über die Verächter seiner Gnadengabe in Ewigkeit sprechen wird: Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Gäste waren es nicht wert. Nicht wert! Die Diebe, die Mörder, die Ehebrecher, wenn sie sich bekehren und seine Gnade suchen, er hält sie seines Mahles wert.

Von wem sagt Er: sie sind dessen nicht wert!? Wer Ohren hat, zu hören, der höre.

III.

Nun, Christen, die Ihr Ohren habet, zu hören, wie machen wir es, dass wir die Gnadengabe unseres Gottes recht dankbar benutzen, dass wir den Feiertag recht heiligen? Unser Katechismus-Vater, Luther, gibt uns dazu die treffliche, echt evangelische Anleitung in seiner Erklärung des dritten Gebotes. Doch darüber muss ich, der Wichtigkeit der Sache wegen, das nächste Mal besonders zu Euch reden. Jetzt nur ein Wort von der äußeren Heiligung des Feiertages. Schwebt Euch dabei nicht die Frage auf der Zunge: was ist denn nun eigentlich an den Tagen des Herrn erlaubt, was soll man tun und lassen, welche Vergnügungen kann man genießen, welchen Freuden und Erholungen kann man sich hingeben? Erwartet ja nicht von einem Prediger des Evangeliums, dass er Euch ein Register von sogenannten unschuldigen und erlaubten Dingen angebe, die man am Feiertage treiben könne. Ich bin nicht dazu berufen, über Eure Gewissen zu herrschen und einen Splitterrichter über das abzugeben, was jeder von Euch am Sonntage tut und treibt, ich bin nicht dazu berufen, Euer Zuchtmeister zu sein, sondern ich bin nur dazu berufen, Euch Gottes Wort und Gottes Willen zu verkünden, Eure Seelen zu Jesu zu führen, damit Er selbst Euch in alle Wahrheit leite. Ich habe Euch heute den Willen und die Absicht Gottes in Betreff des Feiertages gesagt, und nun kann ich Euch nur bitten: nehmt es zu Herzen! Gewöhnt Euch daran, die Tage des Herrn als Gaben seiner Gnade zu betrachten. Wem es nicht um das Heil seiner Seele zu tun ist, wem an dem Umgange mit Gott nichts liegt, wer das Brot des Lebens verachtet, was hilft dem auch die strengste jüdische Sabbatfeier? Ist es Dir aber um den Herrn und um Deine Seligkeit ein Ernst, was soll Dir dann noch vom Erlaubten und Unerlaubten gesagt werden? Wirst Du nicht von selbst schon solches nur suchen, was Dich dem Herrn näher bringt, was Deinen inwendigen Menschen fördert, was zur Ehre Gottes ist? Wirst Du dann nicht von selbst schon am Sonnabende Dein Haus so bestellen, dass Du und Deine Hausgenossen den Tag des Herrn wahrhaft feiern können? Wirst Du dann nicht von selbst die Deinen zum Gebete und zum Worte Gottes sammeln und dem nachstreben, wozu der Apostel ermahnt, wenn er sagt: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen mit aller Weisheit, und lehrt und vermahnt euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern, und singt und spielt dem Herrn in euerem Herzen!? Aber einen guten Rat möchte ich Euch doch noch geben, meine Lieben. Seht, die Welt lässt sich oft im Schauspiele von Tugend, Wohltätigkeit und Menschenliebe rühren und manche weiche Seelen vergießen dort Tränen über das menschliche Elend. Statt das im Schauspiele zu tun, so tut es doch lieber in der Wirklichkeit. Ach, Christen, öffnet doch Eure Herzen dem leiblichen und geistigen Elende, das uns überall in der Wirklichkeit entgegen tritt. Benutzt doch wenigstens Einen Tag in der Woche, um mitzubauen am Reiche Gottes, wozu ja jeder Christ berufen ist. Statt ganze Stunden mit unnützen Reden und nichtigen Dingen, ja oft in der größten Langeweile zu verbringen, sucht sie auf die Hütten des Elendes, reichet Euch die Hände zum Wohltun, tretet vom Herzen zusammen zur Förderung des Reiches Jesu. Ach, es tut Not, wahrhaftig, es tut Not! Und das, das ist dem Herrn gefällig. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der, die Witwen und Waisen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten. In diesem Sinne machte sich Jesus zum Herrn des Sabbats. O dass Ihr Ihm darin nachfolgtet, dass Ihr dem Herrn für seine Gnadengabe so danktet an jedem seiner Tage. Nun, dazu verhelfe Euch der Herr selber! Amen.

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